Wo möchte letzt endlich der Herr in dir kommen? U. bleiben !

Wo möchte letzt endlich der Herr in dir kommen? U. bleiben !
Stellen wir uns vor, dass es in unserem Inneren einen reich ausgestatteten Palast gibt, der aus lauter Gold und Edelsteinen gebaut wurde, dem Meister würdig, dem er gehört. Dann sagt zu euch, meine Schwestern, dass die Schönheit dieses Gebäudes auch von euch abhängt. Und das ist wahr, denn gibt es ein schöneres Gebäude als eine reine und tugendhafte Seele? Je erhabener sie ist, desto mehr glänzen die Edelsteine. Und dann stellt euch vor, dass dieser Palast von jenem großen König bewohnt wird, der unser Vater sein wollte. Er sitzt auf einem kostbaren Thron, der euer Herz ist... Vielleicht werdet ihr mich auslachen; und, stellt euch vor, ihr habt recht und das alles ist selbstverständlich, doch mir war es bis vor einiger Zeit unklar. Ich hatte verstanden, dass ich eine Seele habe, doch die Hochachtung, die sie verdiente, die Würde dessen, der in ihr wohnt, das hatte ich nicht verstanden. Die Eitelkeiten des Lebens waren wie ein Band, das ich mir um die Augen gebunden hatte. Hätte ich es verstanden, wie ich es heute tue, dass nämlich in diesem winzigen Palast meiner Seele ein so großer König wohnt, so hätte ich ihn nicht so oft allein gelassen. Ich wäre von Zeit zu Zeit zu ihm gegangen und hätte wenigstens das Notwendigste getan, damit der Palast weniger schmutzig ist. Was ist es doch wunderbar, wenn ich daran denke, dass der, dessen Größe tausend Welten erfüllen könnte und viel mehr noch, sich in einer so kleinen Wohnung einschließen lässt.


Quelle Teresa von Avila

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