Bekannt ist Folgendes: Gertrud Thyssen, Witwe von Hans Thyssen, eröffnet im Sommer 1945 in der ehemaligen Villa Bräustedt in Wartaweil ein Entbindungs- und Säuglingsheim. Das Haus diente zuvor der Nationalsozialistischem Volkswohlfahrt als Erholungsheim für junge Fabrikarbeiterinnen. "Doch als der Krieg zu Ende ging, saßen auf der sonnigen Terrasse nicht mehr erholungsbedürftige Werktätige, sondern Damen der NS-Reichsleitung. Sie suchten einen Unterschlupf, bis die Amerikaner kamen", schreibt die Sonntagspost. In Herrsching, wo Gertrud Thyssen bis zu ihrem Tod 1969 lebte und wo sie auch begraben ist, war sie eine geachtete Persönlichkeit. Sie bekam das Bundesverdienstkreuz und die Herrschinger Bürgermedaille, auch eine Straße wurde nach ihr benannt. Bis Mitte 1965 sind laut Geburtenbuch in dem Heim mehr als 4000 Kinder geboren worden.
Als Gertrud Thyssen im Juni 1945 erfährt, dass die Amerikaner das große Haus bald räumen würden, wird sie sofort tätig. Sie "kannte die Amerikaner und ihre Vorliebe für Babies", schreibt die Sonntagspost. Schon am 1. Juli hat Thyssen die Genehmigung für das Kinderheim. Damit wird auch ihr Traum war. Schon in jungen Jahren wollte sie, die Tochter des Reichsbankdirektors Schmidt-Scharrer, Hebamme werden. Die Eltern sind entsetzt, Gertrud darf Säuglingspflege lernen, Hebamme nicht. Die standesgemäße Einheirat in die mächtige Unternehmerfamilie Thyssen beendet schließlich ihren Jungmädchenwunsch.
"Jedes Heimkind hat ein Recht auf seine Familiengeschichte und alles was dazu gehört. Jedes Heimkind hat ein Recht auf seine Vergangenheit, damit es sie bewältigen und verarbeiten kann", fordert Claudia Pielmann (ehemaliges Heimkind). Sonst, meint sei, bleiben diese Menschen immer "Mischwesen".
Entbindungs- und Säuglingsheime
17.03.2024 22:26
Entbindungs- und Säuglingsheime
17.03.2024 22:26
Entbindungs- und Säuglingsheime
Letztens hörte ich, dass in der DDT Müttern nach der Geburt gesagt wurde, dass das Kind gestorben sei. In Wirklichkeit wurde es aber zur Adoption freigegeben.
Im Westen gab es bis in die 80iger Jahre Einrichtungen für ledige Mütter, wo Frauen teilweise dazu gedrängt wurden, einer Adoption zuzustimmen.
Darüber hoffen wir mehr zu erfahren von einer Frau, die wir gleich in einem Café in der
Nähe des Ammersees treffen werden. Sie hat in den 60er Jahren im Entbindungsheim
in Herrsching gearbeitet, es hieß Wartaweil. Geleitet von Gertrud Thyssen, der Witwe
des Unternehmers Hans Thyssen. Dort war unsere Gesprächspartnerin, die anonym
bleiben möchte, Kinderschwester. Sie erzählt, wie es ablief, wenn ein Kind von neuen
Eltern abgeholt wurde.
[url=manuskriptlandundleute-238.pdf]manuskriptlandundleute-238.pdf[/url]
Im Westen gab es bis in die 80iger Jahre Einrichtungen für ledige Mütter, wo Frauen teilweise dazu gedrängt wurden, einer Adoption zuzustimmen.
Darüber hoffen wir mehr zu erfahren von einer Frau, die wir gleich in einem Café in der
Nähe des Ammersees treffen werden. Sie hat in den 60er Jahren im Entbindungsheim
in Herrsching gearbeitet, es hieß Wartaweil. Geleitet von Gertrud Thyssen, der Witwe
des Unternehmers Hans Thyssen. Dort war unsere Gesprächspartnerin, die anonym
bleiben möchte, Kinderschwester. Sie erzählt, wie es ablief, wenn ein Kind von neuen
Eltern abgeholt wurde.
[url=manuskriptlandundleute-238.pdf]manuskriptlandundleute-238.pdf[/url]
Kommentare
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Herbstprince 17.03.2024 23:07
Vor einigen Jahren hatte ich mit einer ledigen jungen Mutter zu tun, die, als sie minderjährig schwanger war , im "Haus des Lebens", das von einer Nonne geführt wurde, untergebracht war.
Im "Haus des Lebens" sollten junge Mädchen unterstützt werden, angehalten werden sich um ihre Kinder zu kümmern, sie zu versorgen. Teils sollte auch ermöglicht werden, parallel den Hauptschulabschluss zu machen oder die Berufsausbildung trotz Kind zu beenden.
Aber diese junge Mutter wurde während der Schwangerschaft seitens der Heimleitung ständig bedrängt, das Kind zur Adoption freizugeben. Es war ein Trauma für das junge Mädchen, ihr Kind weggeben zu sollen. Auch später hatte sie immer Angst, man könne ihr das Kind heimlich wegnehmen.
Sie hat es mit der Erziehung des Kindes auch ganz toll hinbekommen- aber die Verletzung sitzt tief.
Im "Haus des Lebens" sollten junge Mädchen unterstützt werden, angehalten werden sich um ihre Kinder zu kümmern, sie zu versorgen. Teils sollte auch ermöglicht werden, parallel den Hauptschulabschluss zu machen oder die Berufsausbildung trotz Kind zu beenden.
Aber diese junge Mutter wurde während der Schwangerschaft seitens der Heimleitung ständig bedrängt, das Kind zur Adoption freizugeben. Es war ein Trauma für das junge Mädchen, ihr Kind weggeben zu sollen. Auch später hatte sie immer Angst, man könne ihr das Kind heimlich wegnehmen.
Sie hat es mit der Erziehung des Kindes auch ganz toll hinbekommen- aber die Verletzung sitzt tief.
FrauSausewind 17.03.2024 23:21
Ja, dass sind tiefe Verletzungen, die man nie vergessen kann.
Ich kann leider mit reden.
Bekam meinen Sohn als ich im Lehrjahr war.
Es ist schlimm, wenn Menschen das Mutter sein/werden ab sprechen und zu Dingen nötigen, die entgegen der Natur und des Mutterinstinktes sprechen.
Egal in welcher Form.
Schön das dieses Mädchen ihr Kind beschützt hat.
Ich kann leider mit reden.
Bekam meinen Sohn als ich im Lehrjahr war.
Es ist schlimm, wenn Menschen das Mutter sein/werden ab sprechen und zu Dingen nötigen, die entgegen der Natur und des Mutterinstinktes sprechen.
Egal in welcher Form.
Schön das dieses Mädchen ihr Kind beschützt hat.
Alleshinterfragen 18.03.2024 09:00
Danke für eure einfühlsamen Kommentare.
Ich habe mir bis vor ein paar Jahren gar keine Gedanken darüber gemacht, wo ich geboren bin. Das war halt so. Erst als ich mich da etwas näher mit befasste und Hintergründe erfuhr, beschäftigte mich das. Nun sehe ich, dass es anderen auch so ging und sich wohl erst über 50/55 Jahren ehemalige Heimkinder gemeldet haben.
Für eine ledige Mutter, damals als "gefallenes Mädchen " bezeichnet, gab es nur die Alternative illegale Abtreibung oder so ein Heim.
Ich habe mir bis vor ein paar Jahren gar keine Gedanken darüber gemacht, wo ich geboren bin. Das war halt so. Erst als ich mich da etwas näher mit befasste und Hintergründe erfuhr, beschäftigte mich das. Nun sehe ich, dass es anderen auch so ging und sich wohl erst über 50/55 Jahren ehemalige Heimkinder gemeldet haben.
Für eine ledige Mutter, damals als "gefallenes Mädchen " bezeichnet, gab es nur die Alternative illegale Abtreibung oder so ein Heim.
Landratsamtes Starnberg steht, dass 42 Adoptionsverträge mit amerikanischen
Staatsbürgern geschlossen wurden. Weiter Unterlagen zu den einzelnen Fällen gibt es
dort aber nicht mehr. Und auch die Wartaweil-Akten zu den Inlandsadoptionen sind
verschwunden. Immer wieder melden sich verzweifelte Adoptierte im Herrschinger
Stadtarchiv, die ihre leibliche Mutter finden wollen. Vergeblich. Denn erst seit 2003 gibt
es ein Gesetz, wonach Adoptionsvermittlungsakten mindestens 60 Jahre aufbewahrt
werden müssen. Was vorher mit den Akten geschehen ist, konnten die Heime selbst
entscheiden.
Sorry oben im 1. Satz muss es natürlich DDR heißen.