Was für ein Leid
Menschen über Menschen bringen
Wenn sie dem falschen Herrn dienen
Der Tod u Verdammnis bringt.
Dient unserem Schöpfer,dem Herrn des Lebens,der alles Leben geschaffen hat.
Trost u Beistand allen Angehörigen die solches Leid erleben mussten.
Der Herr segne u behütet sie u die an Gott glauben überall auf der Welt.
🙏🙏🕯️🙏🙏🙏🙏🕯️🙏🙏🙏🙏🕯️🙏🙏🕯️
"Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes"
15.02.2024 08:13
"Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes"
15.02.2024 08:13
"Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes"
Wir gedenken der 21 Märtyrer.
"Barbarei kennt keine Grenzen"
IS VERÖFFENTLICHT VIDEO VON DER TÖTUNG KOPTISCHER CHRISTEN
15. Februar 2015
TRIPOLIS/KAIRO ‐ Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben ein Video veröffentlicht, das die Tötung von 21 aus Ägypten stammenden christlichen Kopten in Libyen zeigen soll. Der fünfminütige Film mit dem Titel "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes" wurde am Sonntagabend im Internet verbreitet. Erstmals richtet sich der IS damit direkt an Christen.
Papst Franziskus zeigte sich am Montag bestürzt über den Mord an den Kopten. "Sie wurden ermordet, weil sie Christen sind", sagte er vor einer Delegation der reformierten Kirche von Schottland. "Das Blut unserer christlichen Brüder ist ein Zeugnis des Aufschreiens, ganz gleich ob es Katholiken, Orthodoxe, Kopten oder Lutheraner sind: Sie sind Christen, die mit ihrem Blut Christus bekennen", sagte der Papst. Es gebe Märtyrer unter allen Christen.
Die Deutsche Bischofskonferenz sprach von "unfassbarem Terror". Den Tätern seien Menschenleben nichts wert, sagte Sprecher Matthias Kopp in Bonn. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Gebet für die Opfer auf. "Dieser Barbarei muss ein Ende gemacht und Friede geschaffen werden", schrieb Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Das "barbarische Vorgehen" der Täter erschüttere ihn zutiefst, schreibt der Bundespräsident. Die Tat verdeutliche, wie gefährdet religiöse Minderheiten derzeit seien. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Telegramm an al-Sisi ebenfalls ihr Beileid aus und bekräftigte ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS-Terror. Die Bundesregierung verurteile "diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste", heißt es in dem Schreiben.
Islamisten verfolgen die Kopten in der Region bereits seit Jahren
Die koptische Kirche in Ägypten forderte unterdessen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, sagte der "Bild"-Zeitung, die Christen seien als Gastarbeiter in Libyen gewesen und "gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde". Diese verlangten die Ausweise der Gastarbeiter und zwangen die Kopten zum Aussteigen. "Zuerst dachten wir an eine Entführung, doch eine Lösegeld-Forderung wurde nie gestellt", so Bischof Damian weiter.
"Wir wollten, dass diesen Menschen geholfen wird - doch die Behörden taten nichts. Und jetzt wurden diese Menschen getötet, nur weil sie Christen sind", so der Bischof weiter. Islamisten verfolgten die Kopten in der Region bereits seit Jahren mit extremer Gewalt. "Männer werden systematisch gesucht, verfolgt, ermordet! Unsere Frauen und Mädchen werden auf offener Straße attackiert, weil sie kein Kopftuch tragen", sagte Damian. In Ägypten leben etwa 88 Millionen Menschen, rund zehn Prozent davon sind Christen. Die koptische Kirche ist die größte christliche Gemeinschaft im arabischen Raum.
In dem Video ist zu sehen, wie Dutzende in Schwarz gekleidete Männer ihre Geiseln in orangen Overalls an einen Strand schleppen, der zur Mittelmeerküste gehören soll. Jeder Dschihadist führt eine Geisel, jeder hält ein Messer. Ein Sprecher der Gruppe sagt, sie stünden "heute im Süden Roms, in Libyen". An den Westen gerichtet sagt er: "Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken." Im Anschluss ist zu sehen, wie die Dschihadisten die Köpfe ihrer Geiseln abschneiden. Die auf Islamisten spezialisierte Beobachtergruppe Site hält das Video für echt. Die Mitglieder der Gruppe sollen zwischen Ende Dezember und Anfang Januar in Libyen verschwunden sein. Der IS hatte vergangene Woche erklärt, die Christen in seiner Gewalt zu haben.
Auch die US-Regierung hat die Ermordung als "feige" und "verabscheuungswürdig" verurteilt. "Die Barbarei des IS kennt keine Grenzen", hieß es in einer am Sonntagabend (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung. Das Verbrechen unterstreiche erneut die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung im Konflikt in Libyen, "von dessen Fortsetzung nur Terroristengruppen wie der IS profitieren", erklärte das Weiße Haus. Auch die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates nannten die Tat abscheulich. Sie unterstreiche die Brutalität des IS, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums.
Erstes Video des libyschen IS-Ablegers
Das Enthauptungsvideo ist die erste als Video veröffentlichte Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Ablegers
Das Enthauptungsvideo ist die erste als Video veröffentlichte Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Miliz. Ebenfalls am Sonntag veröffentlichten die libyschen Kämpfer Bilder, die die Einnahme eines strategisch wichtigen Küstenabschnittes nahe Sirte zeigen sollen. Im vergangenen Oktober hatten Dschihadisten aus dem zwischen mehreren Milizen umkämpften Land dem IS die Treue geschworen. Auch in Algerien und Ägypten hat der IS mittlerweile Ableger. Die ägyptischen Anhänger verbreiteten ebenfalls bereits Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai.
Nachdem Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Sonntag in einer Fernsehansprache eine "angemessene Reaktion" angekündigt hatte, hat die ägyptische Luftwaffe am Montagmorgen Stellungen der IS in Libyen angegriffen. Die Flugzeuge hätten Stellungen sowie Waffen- und Munitionslager der Terrormiliz bombardiert. Die Ziele seien präzise getroffen worden. (bod/dpa/KNA)
16.02.2015, 12.03 Uhr: Statement von Erzbischof Ludwig Schick ergänzt.
16.02.2015, 12.19 Uhr: Statement von Papst Franziskus ergänzt.
16.02.2015, 15.01 Uhr: Statement der Deutschen Bischofskonferenz ergänzt.
16.02.2015, 17.30 Uhr: Statement von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel ergänzt
"Barbarei kennt keine Grenzen"
IS VERÖFFENTLICHT VIDEO VON DER TÖTUNG KOPTISCHER CHRISTEN
15. Februar 2015
TRIPOLIS/KAIRO ‐ Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben ein Video veröffentlicht, das die Tötung von 21 aus Ägypten stammenden christlichen Kopten in Libyen zeigen soll. Der fünfminütige Film mit dem Titel "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes" wurde am Sonntagabend im Internet verbreitet. Erstmals richtet sich der IS damit direkt an Christen.
Papst Franziskus zeigte sich am Montag bestürzt über den Mord an den Kopten. "Sie wurden ermordet, weil sie Christen sind", sagte er vor einer Delegation der reformierten Kirche von Schottland. "Das Blut unserer christlichen Brüder ist ein Zeugnis des Aufschreiens, ganz gleich ob es Katholiken, Orthodoxe, Kopten oder Lutheraner sind: Sie sind Christen, die mit ihrem Blut Christus bekennen", sagte der Papst. Es gebe Märtyrer unter allen Christen.
Die Deutsche Bischofskonferenz sprach von "unfassbarem Terror". Den Tätern seien Menschenleben nichts wert, sagte Sprecher Matthias Kopp in Bonn. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Gebet für die Opfer auf. "Dieser Barbarei muss ein Ende gemacht und Friede geschaffen werden", schrieb Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Das "barbarische Vorgehen" der Täter erschüttere ihn zutiefst, schreibt der Bundespräsident. Die Tat verdeutliche, wie gefährdet religiöse Minderheiten derzeit seien. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Telegramm an al-Sisi ebenfalls ihr Beileid aus und bekräftigte ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS-Terror. Die Bundesregierung verurteile "diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste", heißt es in dem Schreiben.
Islamisten verfolgen die Kopten in der Region bereits seit Jahren
Die koptische Kirche in Ägypten forderte unterdessen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, sagte der "Bild"-Zeitung, die Christen seien als Gastarbeiter in Libyen gewesen und "gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde". Diese verlangten die Ausweise der Gastarbeiter und zwangen die Kopten zum Aussteigen. "Zuerst dachten wir an eine Entführung, doch eine Lösegeld-Forderung wurde nie gestellt", so Bischof Damian weiter.
"Wir wollten, dass diesen Menschen geholfen wird - doch die Behörden taten nichts. Und jetzt wurden diese Menschen getötet, nur weil sie Christen sind", so der Bischof weiter. Islamisten verfolgten die Kopten in der Region bereits seit Jahren mit extremer Gewalt. "Männer werden systematisch gesucht, verfolgt, ermordet! Unsere Frauen und Mädchen werden auf offener Straße attackiert, weil sie kein Kopftuch tragen", sagte Damian. In Ägypten leben etwa 88 Millionen Menschen, rund zehn Prozent davon sind Christen. Die koptische Kirche ist die größte christliche Gemeinschaft im arabischen Raum.
In dem Video ist zu sehen, wie Dutzende in Schwarz gekleidete Männer ihre Geiseln in orangen Overalls an einen Strand schleppen, der zur Mittelmeerküste gehören soll. Jeder Dschihadist führt eine Geisel, jeder hält ein Messer. Ein Sprecher der Gruppe sagt, sie stünden "heute im Süden Roms, in Libyen". An den Westen gerichtet sagt er: "Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken." Im Anschluss ist zu sehen, wie die Dschihadisten die Köpfe ihrer Geiseln abschneiden. Die auf Islamisten spezialisierte Beobachtergruppe Site hält das Video für echt. Die Mitglieder der Gruppe sollen zwischen Ende Dezember und Anfang Januar in Libyen verschwunden sein. Der IS hatte vergangene Woche erklärt, die Christen in seiner Gewalt zu haben.
Auch die US-Regierung hat die Ermordung als "feige" und "verabscheuungswürdig" verurteilt. "Die Barbarei des IS kennt keine Grenzen", hieß es in einer am Sonntagabend (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung. Das Verbrechen unterstreiche erneut die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung im Konflikt in Libyen, "von dessen Fortsetzung nur Terroristengruppen wie der IS profitieren", erklärte das Weiße Haus. Auch die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates nannten die Tat abscheulich. Sie unterstreiche die Brutalität des IS, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums.
Erstes Video des libyschen IS-Ablegers
Das Enthauptungsvideo ist die erste als Video veröffentlichte Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Ablegers
Das Enthauptungsvideo ist die erste als Video veröffentlichte Gräueltat des libyschen Ablegers der ursprünglich in Syrien und im Irak kämpfenden IS-Miliz. Ebenfalls am Sonntag veröffentlichten die libyschen Kämpfer Bilder, die die Einnahme eines strategisch wichtigen Küstenabschnittes nahe Sirte zeigen sollen. Im vergangenen Oktober hatten Dschihadisten aus dem zwischen mehreren Milizen umkämpften Land dem IS die Treue geschworen. Auch in Algerien und Ägypten hat der IS mittlerweile Ableger. Die ägyptischen Anhänger verbreiteten ebenfalls bereits Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai.
Nachdem Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Sonntag in einer Fernsehansprache eine "angemessene Reaktion" angekündigt hatte, hat die ägyptische Luftwaffe am Montagmorgen Stellungen der IS in Libyen angegriffen. Die Flugzeuge hätten Stellungen sowie Waffen- und Munitionslager der Terrormiliz bombardiert. Die Ziele seien präzise getroffen worden. (bod/dpa/KNA)
16.02.2015, 12.03 Uhr: Statement von Erzbischof Ludwig Schick ergänzt.
16.02.2015, 12.19 Uhr: Statement von Papst Franziskus ergänzt.
16.02.2015, 15.01 Uhr: Statement der Deutschen Bischofskonferenz ergänzt.
16.02.2015, 17.30 Uhr: Statement von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel ergänzt
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Klavierspielerin2 15.02.2024 08:36
CHRISTENVERFOLGUNG IN ÄGYPTEN, DEM IRAK UND SYRIEN
Verachtet, vertrieben, vernichtet
VERÖFFENTLICHT AM 13.04.2017
BONN ‐ Die Christen in den Ländern des Nahen Ostens sind in ihrer Existenz massiv bedroht. Wo einst die Wiege des Christentums stand, leben die Gläubigen heute oft in ständiger Todesgefahr.
Ägypten: Entspannung und Bedrohung
Gesicherte Zahlen über den christlichen Bevölkerungsanteil in dem mehrheitlich muslimischen Land gibt es nicht. Der Ökumenische Rat der Kirchen gibt jedoch an, dass in Ägypten elf Millionen Kopten leben, was gut 12 Prozent der Bevölkerung entspricht. Die koptische Kirche ist die zweitgrößte der sogenannten orientalischen Kirchen. Eine Minderheit von etwa einer Million Kopten lebt außerhalb Ägyptens und verteilt sich vorrangig auf Europa und die angelsächsischen Staaten. Zu den weiteren Kirchen in Ägypten zählen das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien sowie die mit Rom unierte Koptisch-Katholische Kirche mit jeweils etwa einer Viertelmillion Gläubigen.
In ihrem Stammland Ägypten leiden die koptischen Christen seit langem unter Repression, Verfolgung und Terrorismus. Zwar hat sich ihre Lage seit der Regierungsübernahme durch Präsident Abdel Fattah as-Sisi im Jahr 2014 und dessen Verfassungsreform leicht gebessert, doch noch immer erfahren Christen alltägliche Diskriminierung. "Vor allem im Beruf haben sie oft nicht die gleichen Chancen wie ihre muslimischen Mitbürger", schreibt das Hilfswerk "Kirche in Not" in einem Länderbericht. Die größte Bedrohung stellt mittlerweile der islamistische Terror des selbsternannten "Islamischen Staats" dar.
Das Oberhaupt der koptischen Kirche ist der Patriarch von Alexandrien, der den Titel Papst führt. Laut kirchlicher Überlieferung sitzt er als dessen Nachfolger auf dem Stuhl des Evangelisten Markus. Wie alle orientalischen Kirchen erkennt die koptische Kirche nur die frühen Ökumenischen Konzilien an und weist damit in einigen Punkten dogmatische Unterschiede zur katholischen Kirche auf. Besonders deutlich wird dies bei der Lehre von Jesus Christus: Als "Miaphysiten" bekennen sie, dass in Jesus Gott und Mensch in einer göttlichen Natur vereint waren. Die katholische Kirche sowie die orthodoxen Kirchen erkennen hingegen die Lehre des Konzils von Chalcedon an, wonach Jesus Christus zwei Naturen hatte: Eine wahrhaft menschliche und eine wahrhaft göttliche.
Irakische Christen beten in Qaraqush
Bild: ©KNA
Irakische Christen, die aus der Stadt Mossul geflohen sind, beten am 19. Juli 2014 in der Kirche Mar Afram in Qaraqush, Provinz Ninive.
Irak: Religiöse Säuberungen durch den "Islamischen Staat"
In kaum einem Land zeigt sich die Christenverfolgung so drastisch wie im Irak. Der Norden des Landes zählt zu den frühsten christianisierten Regionen überhaupt. Seit dem Zweiten Irakkrieg (2003) und deutlich verstärkt seit der Expansion des "Islamischen Staates" (2014) wurde dieses Erbe vielerorts ausgelöscht, das Christentum im Land ist in seiner Existenz bedroht. Besonders dramatisch ist die Lage der Christen in den Gebieten, die von der Terrororganisation kontrolliert werden, was für etwa ein Drittel des Staatsgebietes gilt. Sie werden Opfer von Ausgrenzung, Vertreibung, Versklavung, Mordanschlägen und Exekutionen. So wurde im Sommer 2014 binnen weniger Tage praktisch die gesamte christliche Bevölkerung aus der Stadt Mossul vertrieben.
Die größte christliche Kirche im Irak ist heute die Chaldäisch-Katholische Kirche, eine mit Rom unierte Ostkirche im orientalischen Ritus. Ihr gehören etwa eine halbe Million Gläubige an, die zu großen Teilen nicht mehr in ihrem irakischen Stammland leben. Insbesondere in den vergangenen Jahren sind Zehntausende in die umliegenden Nachbarländer geflohen. Aufgrund früherer Ausreisebewegungen gibt es heute insbesondere in den USA eine große chaldäische Gemeinde. Der Kirche steht ein Patriarch vor, der in Bagdad residiert.
Die eigenständige Schwesterkirche der Chaldäer ist die Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens, oder kurz Assyrische Kirche. Von den laut Weltkirchenrat gut 320.000 Gläubigen lebt die Mehrheit heute nicht mehr im Orient. Der Patriarch selbst hat seinen Sitz aufgrund politischer Schwierigkeiten seit 1940 in den USA. Mit Blick auf Liturgie und Lehre bestehen zwischen Assyrischer und Katholischer Kirche bedeutsame Unterschiede. So erkennen die Assyrer lediglich die ersten beiden Ökumenischen Konzilien an. Damit teilen sie zwar das Glaubensbekenntnis, vertreten aber eine andere Lehre von der Natur Jesu Christi (vgl. koptische Kirche).
Linktipp: Kirchen fordern Schutz von religiösen Minderheiten
Nach den Anschlägen auf Kopten in Ägypten fordern Kirchenvertreter in Deutschland mehr Schutz für religiöse Minderheiten. Der koptische Bischof Damian will sogar eine andere Erziehung der Muslime.
Zum Artikel
Syrien: Massensterben an der Wiege der Kirche
Vor Beginn des Bürgerkriegs lebten in Syrien nach unterschiedlichen Schätzungen zwei bis drei Millionen Christen. Ein großer Teil von ihnen – "Kirche in Not" geht von einem Fünftel aus – ist mittlerweile im Krieg gestorben oder geflohen. Im April 2017 nannte das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen die Zahl von fünf Millionen Kriegsflüchtlingen, die sich aus Syrien in die Nachbarländer gerettet haben. Das christliche Hilfswerk "Open Doors" ging Ende 2016 von knapp 800.000 im Land verbliebenen Christen aus. Die Arabische Republik sei demnach einer der gefährlichsten Aufenthaltsorte für Christen weltweit.
Zugleich ist das orientalische Land eine Wiege des Christentums. "In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen", heißt es in der Apostelgeschichte. Die antike Metropole (das heutige Antakya in der Türkei) hatte im frühen Christentum eine herausragende Stellung; nach der Überlieferung hat Paulus selbst den Bischofsstuhl von Antiochien errichtet.
Die größte christliche Gemeinde in Syrien stellt heute das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Morgenland. Dieses zählt zur byzantinischen Orthodoxie und bildet eine autokephale Kirche. Der Weltkirchenrat gibt die Mitgliederzahl mit gut 4,3 Millionen weltweit an, wobei 1,2 Millionen Gläubige im Mittleren Osten leben. Das Oberhaupt der Kirche, der Patriarch von Antiochien, residiert heute in der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Die zweitgrößte Kirche in Syrien ist die Melkitische Kirche, die mit Rom unierte Schwesterkirche des byzantinisch-orthodoxen Patriarchats. Ihr gehören etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Gläubige an, wobei die Mehrzahl in den Ländern des Mittleren Ostens lebt. Sie erkennt als Oberhaupt ebenfalls den Bischof von Rom an, die Leitung der Teilkirche obliegt dem melkitischen Patriarchen von Antiochien.
Ebenfalls auf die Tradition des antiochenischen Patriarchats beruft sich die Syrisch-Orthodoxe Kirche. Auch das Oberhaupt ihrer laut Weltkirchenrat 1,4 Millionen Gläubigen residiert heute in Damaskus. Wie die koptische Kirche zählt sie zu den orientalischen Kirchen, teilt also nur die frühen dogmatischen Übereinkünfte der Christenheit. Seit gut einem Jahrhundert haben viele Angehörige der syrisch-orthodoxen Kirche ihr ursprüngliches Stammland in Mesopotamien verlassen. Gründe waren unter anderem die Völkermorde im Osmanischen Reich im Jahr 1915 sowie spätere Bürgerkriege in Syrien und im Kurdengebiet. Große Gruppen von Gläubigen leben heute in westlichen Ländern, unter anderem in Deutschland.
Von Kilian Martin
Verachtet, vertrieben, vernichtet
VERÖFFENTLICHT AM 13.04.2017
BONN ‐ Die Christen in den Ländern des Nahen Ostens sind in ihrer Existenz massiv bedroht. Wo einst die Wiege des Christentums stand, leben die Gläubigen heute oft in ständiger Todesgefahr.
Ägypten: Entspannung und Bedrohung
Gesicherte Zahlen über den christlichen Bevölkerungsanteil in dem mehrheitlich muslimischen Land gibt es nicht. Der Ökumenische Rat der Kirchen gibt jedoch an, dass in Ägypten elf Millionen Kopten leben, was gut 12 Prozent der Bevölkerung entspricht. Die koptische Kirche ist die zweitgrößte der sogenannten orientalischen Kirchen. Eine Minderheit von etwa einer Million Kopten lebt außerhalb Ägyptens und verteilt sich vorrangig auf Europa und die angelsächsischen Staaten. Zu den weiteren Kirchen in Ägypten zählen das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien sowie die mit Rom unierte Koptisch-Katholische Kirche mit jeweils etwa einer Viertelmillion Gläubigen.
In ihrem Stammland Ägypten leiden die koptischen Christen seit langem unter Repression, Verfolgung und Terrorismus. Zwar hat sich ihre Lage seit der Regierungsübernahme durch Präsident Abdel Fattah as-Sisi im Jahr 2014 und dessen Verfassungsreform leicht gebessert, doch noch immer erfahren Christen alltägliche Diskriminierung. "Vor allem im Beruf haben sie oft nicht die gleichen Chancen wie ihre muslimischen Mitbürger", schreibt das Hilfswerk "Kirche in Not" in einem Länderbericht. Die größte Bedrohung stellt mittlerweile der islamistische Terror des selbsternannten "Islamischen Staats" dar.
Das Oberhaupt der koptischen Kirche ist der Patriarch von Alexandrien, der den Titel Papst führt. Laut kirchlicher Überlieferung sitzt er als dessen Nachfolger auf dem Stuhl des Evangelisten Markus. Wie alle orientalischen Kirchen erkennt die koptische Kirche nur die frühen Ökumenischen Konzilien an und weist damit in einigen Punkten dogmatische Unterschiede zur katholischen Kirche auf. Besonders deutlich wird dies bei der Lehre von Jesus Christus: Als "Miaphysiten" bekennen sie, dass in Jesus Gott und Mensch in einer göttlichen Natur vereint waren. Die katholische Kirche sowie die orthodoxen Kirchen erkennen hingegen die Lehre des Konzils von Chalcedon an, wonach Jesus Christus zwei Naturen hatte: Eine wahrhaft menschliche und eine wahrhaft göttliche.
Irakische Christen beten in Qaraqush
Bild: ©KNA
Irakische Christen, die aus der Stadt Mossul geflohen sind, beten am 19. Juli 2014 in der Kirche Mar Afram in Qaraqush, Provinz Ninive.
Irak: Religiöse Säuberungen durch den "Islamischen Staat"
In kaum einem Land zeigt sich die Christenverfolgung so drastisch wie im Irak. Der Norden des Landes zählt zu den frühsten christianisierten Regionen überhaupt. Seit dem Zweiten Irakkrieg (2003) und deutlich verstärkt seit der Expansion des "Islamischen Staates" (2014) wurde dieses Erbe vielerorts ausgelöscht, das Christentum im Land ist in seiner Existenz bedroht. Besonders dramatisch ist die Lage der Christen in den Gebieten, die von der Terrororganisation kontrolliert werden, was für etwa ein Drittel des Staatsgebietes gilt. Sie werden Opfer von Ausgrenzung, Vertreibung, Versklavung, Mordanschlägen und Exekutionen. So wurde im Sommer 2014 binnen weniger Tage praktisch die gesamte christliche Bevölkerung aus der Stadt Mossul vertrieben.
Die größte christliche Kirche im Irak ist heute die Chaldäisch-Katholische Kirche, eine mit Rom unierte Ostkirche im orientalischen Ritus. Ihr gehören etwa eine halbe Million Gläubige an, die zu großen Teilen nicht mehr in ihrem irakischen Stammland leben. Insbesondere in den vergangenen Jahren sind Zehntausende in die umliegenden Nachbarländer geflohen. Aufgrund früherer Ausreisebewegungen gibt es heute insbesondere in den USA eine große chaldäische Gemeinde. Der Kirche steht ein Patriarch vor, der in Bagdad residiert.
Die eigenständige Schwesterkirche der Chaldäer ist die Heilige Apostolische und Katholische Assyrische Kirche des Ostens, oder kurz Assyrische Kirche. Von den laut Weltkirchenrat gut 320.000 Gläubigen lebt die Mehrheit heute nicht mehr im Orient. Der Patriarch selbst hat seinen Sitz aufgrund politischer Schwierigkeiten seit 1940 in den USA. Mit Blick auf Liturgie und Lehre bestehen zwischen Assyrischer und Katholischer Kirche bedeutsame Unterschiede. So erkennen die Assyrer lediglich die ersten beiden Ökumenischen Konzilien an. Damit teilen sie zwar das Glaubensbekenntnis, vertreten aber eine andere Lehre von der Natur Jesu Christi (vgl. koptische Kirche).
Linktipp: Kirchen fordern Schutz von religiösen Minderheiten
Nach den Anschlägen auf Kopten in Ägypten fordern Kirchenvertreter in Deutschland mehr Schutz für religiöse Minderheiten. Der koptische Bischof Damian will sogar eine andere Erziehung der Muslime.
Zum Artikel
Syrien: Massensterben an der Wiege der Kirche
Vor Beginn des Bürgerkriegs lebten in Syrien nach unterschiedlichen Schätzungen zwei bis drei Millionen Christen. Ein großer Teil von ihnen – "Kirche in Not" geht von einem Fünftel aus – ist mittlerweile im Krieg gestorben oder geflohen. Im April 2017 nannte das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen die Zahl von fünf Millionen Kriegsflüchtlingen, die sich aus Syrien in die Nachbarländer gerettet haben. Das christliche Hilfswerk "Open Doors" ging Ende 2016 von knapp 800.000 im Land verbliebenen Christen aus. Die Arabische Republik sei demnach einer der gefährlichsten Aufenthaltsorte für Christen weltweit.
Zugleich ist das orientalische Land eine Wiege des Christentums. "In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen", heißt es in der Apostelgeschichte. Die antike Metropole (das heutige Antakya in der Türkei) hatte im frühen Christentum eine herausragende Stellung; nach der Überlieferung hat Paulus selbst den Bischofsstuhl von Antiochien errichtet.
Die größte christliche Gemeinde in Syrien stellt heute das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Morgenland. Dieses zählt zur byzantinischen Orthodoxie und bildet eine autokephale Kirche. Der Weltkirchenrat gibt die Mitgliederzahl mit gut 4,3 Millionen weltweit an, wobei 1,2 Millionen Gläubige im Mittleren Osten leben. Das Oberhaupt der Kirche, der Patriarch von Antiochien, residiert heute in der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Die zweitgrößte Kirche in Syrien ist die Melkitische Kirche, die mit Rom unierte Schwesterkirche des byzantinisch-orthodoxen Patriarchats. Ihr gehören etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Gläubige an, wobei die Mehrzahl in den Ländern des Mittleren Ostens lebt. Sie erkennt als Oberhaupt ebenfalls den Bischof von Rom an, die Leitung der Teilkirche obliegt dem melkitischen Patriarchen von Antiochien.
Ebenfalls auf die Tradition des antiochenischen Patriarchats beruft sich die Syrisch-Orthodoxe Kirche. Auch das Oberhaupt ihrer laut Weltkirchenrat 1,4 Millionen Gläubigen residiert heute in Damaskus. Wie die koptische Kirche zählt sie zu den orientalischen Kirchen, teilt also nur die frühen dogmatischen Übereinkünfte der Christenheit. Seit gut einem Jahrhundert haben viele Angehörige der syrisch-orthodoxen Kirche ihr ursprüngliches Stammland in Mesopotamien verlassen. Gründe waren unter anderem die Völkermorde im Osmanischen Reich im Jahr 1915 sowie spätere Bürgerkriege in Syrien und im Kurdengebiet. Große Gruppen von Gläubigen leben heute in westlichen Ländern, unter anderem in Deutschland.
Von Kilian Martin
Klavierspielerin2 15.02.2024 08:49
KOPTISCHER BISCHOF: "DEUTSCHLAND IST HOCHBURG DER SALAFISTEN"
Kirchen fordern Schutz von religiösen Minderheiten
VERÖFFENTLICHT AM 11.04.2017
BERLIN ‐ Nach den Anschlägen auf Kopten in Ägypten fordern Kirchenvertreter in Deutschland mehr Schutz für religiöse Minderheiten. Der koptische Bischof Damian will sogar eine andere Erziehung der Muslime.
Nach den Bombenanschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten dringen Religionsvertreter auf mehr Schutz für Minderheiten im Nahen Osten. Die Attentate seien "ein Drama für alle Christen auf der Welt", sagte der katholische Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Die anhaltenden Auseinandersetzungen im Namen der Religion seien auch ein Phänomen der Globalisierung.
Es sei offenbar ein Trugschluss zu glauben, dass Religionskriege der Vergangenheit angehörten, so Overbeck. Insbesondere über die Lage in Ägypten, Syrien und dem Irak zeigte sich Overbeck besorgt: "Wir müssen aufpassen, dass diese Ursprungsorte des Christentums letztlich nicht vernichtet werden."
Der koptisch-orthodoxe Bischof in Deutschland, Anba Damian, sieht die ägyptische Muslimbruderschaft in ideologischer Nähe zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Christen im Land müssten leiden, weil die Muslimbruderschaft sie für den Sturz des früheren Staatspräsidenten Mohammed Mursi verantwortlich mache, sagte er der "Welt" (Mittwoch). Die Strömung sei auch hierzulande sehr stark. "Deutschland ist eine Hochburg der Muslimbruderschaft und der Salafisten", so Damian.
Bischof Anba Damian ist als Generalbischof der höchste Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
Kopten würden in Ägypten "wie Insekten behandelt", klagte der Bischof. Es sei jedoch ihr Ziel, das Land nicht zu verlassen. Vielmehr brauche es eine Reform der religiösen Bildung in Ägypten. "Junge Muslime müssen von klein auf Milde lernen, damit sie später nicht den Radikalen folgen", betonte Damian. Das betreffe Schulen und Moscheen ebenso wie die islamische Universität Al-Azhar in Kairo, die sich nicht ausreichend von der Muslimbruderschaft distanziere.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte die Behörden in Ägypten und anderen Ländern auf, die Sicherheit für alle Bürger vor "solchen grausamen Verbrechen" zu garantieren. "Die Anschläge machen mich wütend", sagte der bayerische Landesbischof den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Er hoffe, dass die Menschen überall auf der Welt sich jetzt gemeinsam dafür einsetzten, "dass solch ein menschenverachtender Fanatismus, der zu solchen Taten führt, endlich überwunden wird".
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) kündigte an, die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ägypten im Agrar- und Ernährungsbereich zu verstärken. "Politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind essenziell für die Stabilität der ganzen Region", sagte Schmidt der "Passauer Neuen Presse".
Bei den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und in Alexandria waren am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Der IS reklamierte die Taten für sich. (KNA)
Kirchen fordern Schutz von religiösen Minderheiten
VERÖFFENTLICHT AM 11.04.2017
BERLIN ‐ Nach den Anschlägen auf Kopten in Ägypten fordern Kirchenvertreter in Deutschland mehr Schutz für religiöse Minderheiten. Der koptische Bischof Damian will sogar eine andere Erziehung der Muslime.
Nach den Bombenanschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten dringen Religionsvertreter auf mehr Schutz für Minderheiten im Nahen Osten. Die Attentate seien "ein Drama für alle Christen auf der Welt", sagte der katholische Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Die anhaltenden Auseinandersetzungen im Namen der Religion seien auch ein Phänomen der Globalisierung.
Es sei offenbar ein Trugschluss zu glauben, dass Religionskriege der Vergangenheit angehörten, so Overbeck. Insbesondere über die Lage in Ägypten, Syrien und dem Irak zeigte sich Overbeck besorgt: "Wir müssen aufpassen, dass diese Ursprungsorte des Christentums letztlich nicht vernichtet werden."
Der koptisch-orthodoxe Bischof in Deutschland, Anba Damian, sieht die ägyptische Muslimbruderschaft in ideologischer Nähe zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Christen im Land müssten leiden, weil die Muslimbruderschaft sie für den Sturz des früheren Staatspräsidenten Mohammed Mursi verantwortlich mache, sagte er der "Welt" (Mittwoch). Die Strömung sei auch hierzulande sehr stark. "Deutschland ist eine Hochburg der Muslimbruderschaft und der Salafisten", so Damian.
Bischof Anba Damian ist als Generalbischof der höchste Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.
Kopten würden in Ägypten "wie Insekten behandelt", klagte der Bischof. Es sei jedoch ihr Ziel, das Land nicht zu verlassen. Vielmehr brauche es eine Reform der religiösen Bildung in Ägypten. "Junge Muslime müssen von klein auf Milde lernen, damit sie später nicht den Radikalen folgen", betonte Damian. Das betreffe Schulen und Moscheen ebenso wie die islamische Universität Al-Azhar in Kairo, die sich nicht ausreichend von der Muslimbruderschaft distanziere.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte die Behörden in Ägypten und anderen Ländern auf, die Sicherheit für alle Bürger vor "solchen grausamen Verbrechen" zu garantieren. "Die Anschläge machen mich wütend", sagte der bayerische Landesbischof den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Er hoffe, dass die Menschen überall auf der Welt sich jetzt gemeinsam dafür einsetzten, "dass solch ein menschenverachtender Fanatismus, der zu solchen Taten führt, endlich überwunden wird".
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) kündigte an, die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ägypten im Agrar- und Ernährungsbereich zu verstärken. "Politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind essenziell für die Stabilität der ganzen Region", sagte Schmidt der "Passauer Neuen Presse".
Bei den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und in Alexandria waren am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Der IS reklamierte die Taten für sich. (KNA)
Klavierspielerin2 15.02.2024 08:53
WIE KOPTEN IN DEUTSCHLAND UND ÄGYPTEN AUF DIE ANSCHLÄGE REAGIEREN
"Sie haben uns den Krieg erklärt"
VERÖFFENTLICHT AM 10.04.2017
KAIRO/HÖXTER ‐ Mindestens 44 Menschen sind bei den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten gestorben. Wie gehen Kopten in Deutschland und in Ägypten mit diesen schrecklichen Ereignissen um?
Bischof Anba Damian feierte gerade mit seiner Gemeinde in Hannover den Palmsonntags-Gottesdienst, als er von dem Anschlag auf eine Kirche im Norden Ägyptens erfuhr. "Ein Diakon kam herein und berichtete mir von der Explosion in Tanta", erzählt der Diözesanbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Norddeutschland. "Das ging dann durch die Gemeinde, die gerade noch gesungen und den Gottesdienst gefeiert hatte." Die Kopten in Deutschland hätten alle Angehörige in Ägypten und fühlten sich sehr verbunden mit den Opfern und den Hinterbliebenen. "Die Bilder gehen nicht weg, wir haben sie noch immer vor Augen." Diese Aggression, die zeitlich auf ein so hohes christliches Fest wie Palmsonntag abgestimmt sei, sei grausam. Und es werde wohl nicht bei diesen beiden Anschlägen in Tanta und Alexandria bleiben, bei dem insgesamt 44 Menschen starben. "Wir wissen nicht, was und wo die nächste abscheuliche Tat sein wird, aber es ist keine Frage, dass es eine geben wird."
Die Gewalt gegen Kopten erklärt Bischof Damian so: Die Muslimbrüder und die Salafisten machten die Kopten verantwortlich für den Sturz des ehemaligen ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi und der anschließenden Ernennung von Abd al-Fattah as-Sisi, dem jetzigen Staatspräsidenten. Doch ihr Hass sei inzwischen nicht mehr verdeckt: "Ihre Härte und ihre Aggression zeigen sie nun ganz offen." Das könne man auch an den Vorfällen in den letzten Monaten auf der Sinai-Halbinsel sehen. Dort hatten Extremisten des "Islamischen Staates" Kopten ermordet, teils am helllichten Tag. "Sie haben uns den Krieg erklärt", meint Bischof Damian. Er erwartet nun mehr Schutzmaßnahmen durch die ägyptische Regierung. Die Sicherheit der Kopten müsse gewährleistet werden. "Wir hören viele Versprechungen, unsere Ohren sind voll davon, aber jetzt muss etwas getan werden." Konkret wünscht er sich etwa mehr Sicherheitspersonal vor den Kirchen und Einrichtungen der Kopten. Außerdem solle jede dieser Taten ehrlich aufgeklärt und die Verantwortlichen gefunden werden.
Linktipp: Christen fliehen nach Anschlägen aus Nordsinai
Wöchentlich fielen Christen im Norden der unruhigen Sinai-Halbinsel zuletzt Anschlägen zum Opfer. Jetzt fliehen die Familien vor dem Terror. Ägyptens Präsident al-Sisi will der Minderheit nun helfen. (Artikel von Februar 2017)
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Doch Bischof Damian spricht sich ausdrücklich gegen Hass aus. "Kein Mensch wurde kriminell geboren. Wir müssen uns ansehen, was ihn zu solchen Taten bringt." Dazu gehöre, in Ägypten zu überprüfen, was in den Koranschulen gelehrt und in den Moscheen gepredigt werde. Das Beste, was man tun könne, sei, die Mentalität der Menschen durch Bildung zu verbessern. "Wir müssen miteinander leben und müssen lernen, den anderen zu akzeptieren und zu tolerieren." Denn auch, wenn die Kopten in Ägypten gerade sehr viel durchmachten, eines werde sich nicht ändern, da ist er sich sicher: "Wir werden Christen bleiben, das ist unser Leben, unser Ziel, unsere Identität."
"Es war schon immer so, dass die Christen als Minderheit für alles Mögliche verantwortlich gemacht wurden", meint Joachim Schroedel. Die Christen, Israel und Amerika seien beliebte Sündenböcke bei den Ägyptern. Aber die Angreifer auf die zwei Kirchen am vergangenen Sonntag hätten keinen Grund gehabt, diese Kopten zu töten, meint der deutsche Priester, der seit über 20 Jahren als Seelsorger in Kairo tätig ist. Von dem Terroranschlag hat er durch deutsche Medien erfahren, aber erst bei einem gemeinsamen Frühstück mit Christen und Muslimen am Montag danach sei es "dramatisch" geworden: Da hätten beide Seiten "betont, dass das ein Anschlag auf Ägypten war. Sie sind sich sicher, dass diese Täter den Staat destabilisieren und das Band zwischen Kopten und Muslimen ganz zerschneiden wollen." Die Fundamentalisten seien eben auch dem modernen Staat gegenüber kritisch, der in ihren Augen nicht genug muslimisch sei.
Religiöser Fundamentalismus als Antwort
Im Laufe der letzten 20 Jahre habe sich die ägyptische Gesellschaft gewandelt, berichtet Schroedel. "Es wird inzwischen viel mehr gebetet, die Moscheen sind freitags voll, und viel mehr Frauen verschleiern sich." Aber diese Entwicklung hin zum Fundamentalismus sieht Schroedel nicht nur in Ägypten: "Das gibt es überall auf der Welt. Es ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit gegenüber der Moderne." Weil man nicht mit ihr zurechtkomme, suche man Antworten in religiösen Extremen. Man könne jedoch nicht sagen, dass dies nichts mit dem Islam zu tun habe: "Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass im Koran tatsächlich ein Aufruf zum Christenmord steht." Und ein Fundamentalist nehme das ernst. In der ägyptischen Gesellschaft lebe man jedoch friedlich miteinander, denn man halte es pragmatisch: "Die Menschen gehen die zahlreichen Aufgaben im Alltag gemeinsam an, egal, ob sie Christen oder Muslime sind, und suchen nach Lösungen. Das Miteinander ist gut möglich." Anschläge wie die an Palmsonntag brächten sie eher zueinander. "Sie sagen, sie wollten sich nicht auseinanderbringen lassen."
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Nach dem Attentat auf koptische Christen in Ägypten wird über die Konsequenzen diskutiert. Der CDU-Politiker Heribert Hirte hat eine konkrete politische Forderung. (Artikel von April 2017)
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Noch mehr Sicherheitsvorkehrungen könnten die Situation nicht verbessern, meint Schroedel. Wie das Attentat in Alexandria zeige, bei dem der Selbstmordattentäter wegen eines Metalldetektors nicht in die Kirche gelangt sei und sich davor in die Luft sprengte, gebe es bereits solche Vorkehrungen. "Aber einen Terroristen kann man, wenn er sich auf diese Weise töten will, nicht davon abhalten – genauso wenig, wie man Christen in ummauerte Ghettos sperren kann, um die Sicherheit zu erhöhen." Die Gesellschaft müsse stattdessen weiter zueinander geführt werden: Der Staat fordere Christen und Muslime nicht auf, etwas gemeinsam zu tun, um zu spüren, dass man ein Volk sei. "Die Menschen vertrauen einander schon, aber durch die Aufrufe von muslimischen Religionsführern kann die Stimmung sehr schnell umkippen." Das läge auch an der hohen Analphabetenrate von rund 45 Prozent, Menschen, die leicht zu manipulieren seien: "Gerade in der Bildung müsste viel mehr passieren." Keine Hilfe seien da kurzfristige Kampagnen oder Sicherungsmaßnahmen durch den Staat. "Es gibt oft kurzfristige Aktionen, aber keinen Plan und keine Nachhaltigkeit."
Kritik äußert Schroedel an der deutschen Asylpolitik bei ägyptischen Flüchtlingen: Pauschal zu sagen, dass Ägypten ein sicheres Herkunftsland sei, sei zu wenig. Bei Asylanträgen von geflohenen Ägyptern in Deutschland solle man hinschauen, welche Geschichte dahinter stecke, fordert er. "Es gibt Dörfer in Mittelägypten, wo Christen systematisch unterdrückt werden und denen Tag für Tag buchstäblich die Hölle heiß gemacht wird. Die können fast nirgendwo anders hin."
Von Johanna Heckeley
Linktipp: "Wie ein Kotau gegenüber Sisi"
Mit dem Ägypten-Besuch von Kanzlerin Merkel wurden viele Erwartungen verbunden. Besonders die Christen im Land hoffen auf Hilfe. Der deutsche Priester Joachim Schroedel berichtet von der Lage in Kairo. (Artikel von März 2017)
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"Sie haben uns den Krieg erklärt"
VERÖFFENTLICHT AM 10.04.2017
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Die Gewalt gegen Kopten erklärt Bischof Damian so: Die Muslimbrüder und die Salafisten machten die Kopten verantwortlich für den Sturz des ehemaligen ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi und der anschließenden Ernennung von Abd al-Fattah as-Sisi, dem jetzigen Staatspräsidenten. Doch ihr Hass sei inzwischen nicht mehr verdeckt: "Ihre Härte und ihre Aggression zeigen sie nun ganz offen." Das könne man auch an den Vorfällen in den letzten Monaten auf der Sinai-Halbinsel sehen. Dort hatten Extremisten des "Islamischen Staates" Kopten ermordet, teils am helllichten Tag. "Sie haben uns den Krieg erklärt", meint Bischof Damian. Er erwartet nun mehr Schutzmaßnahmen durch die ägyptische Regierung. Die Sicherheit der Kopten müsse gewährleistet werden. "Wir hören viele Versprechungen, unsere Ohren sind voll davon, aber jetzt muss etwas getan werden." Konkret wünscht er sich etwa mehr Sicherheitspersonal vor den Kirchen und Einrichtungen der Kopten. Außerdem solle jede dieser Taten ehrlich aufgeklärt und die Verantwortlichen gefunden werden.
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"Es war schon immer so, dass die Christen als Minderheit für alles Mögliche verantwortlich gemacht wurden", meint Joachim Schroedel. Die Christen, Israel und Amerika seien beliebte Sündenböcke bei den Ägyptern. Aber die Angreifer auf die zwei Kirchen am vergangenen Sonntag hätten keinen Grund gehabt, diese Kopten zu töten, meint der deutsche Priester, der seit über 20 Jahren als Seelsorger in Kairo tätig ist. Von dem Terroranschlag hat er durch deutsche Medien erfahren, aber erst bei einem gemeinsamen Frühstück mit Christen und Muslimen am Montag danach sei es "dramatisch" geworden: Da hätten beide Seiten "betont, dass das ein Anschlag auf Ägypten war. Sie sind sich sicher, dass diese Täter den Staat destabilisieren und das Band zwischen Kopten und Muslimen ganz zerschneiden wollen." Die Fundamentalisten seien eben auch dem modernen Staat gegenüber kritisch, der in ihren Augen nicht genug muslimisch sei.
Religiöser Fundamentalismus als Antwort
Im Laufe der letzten 20 Jahre habe sich die ägyptische Gesellschaft gewandelt, berichtet Schroedel. "Es wird inzwischen viel mehr gebetet, die Moscheen sind freitags voll, und viel mehr Frauen verschleiern sich." Aber diese Entwicklung hin zum Fundamentalismus sieht Schroedel nicht nur in Ägypten: "Das gibt es überall auf der Welt. Es ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit gegenüber der Moderne." Weil man nicht mit ihr zurechtkomme, suche man Antworten in religiösen Extremen. Man könne jedoch nicht sagen, dass dies nichts mit dem Islam zu tun habe: "Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass im Koran tatsächlich ein Aufruf zum Christenmord steht." Und ein Fundamentalist nehme das ernst. In der ägyptischen Gesellschaft lebe man jedoch friedlich miteinander, denn man halte es pragmatisch: "Die Menschen gehen die zahlreichen Aufgaben im Alltag gemeinsam an, egal, ob sie Christen oder Muslime sind, und suchen nach Lösungen. Das Miteinander ist gut möglich." Anschläge wie die an Palmsonntag brächten sie eher zueinander. "Sie sagen, sie wollten sich nicht auseinanderbringen lassen."
Linktipp: Asylanträge für koptische Christen überprüfen?
Nach dem Attentat auf koptische Christen in Ägypten wird über die Konsequenzen diskutiert. Der CDU-Politiker Heribert Hirte hat eine konkrete politische Forderung. (Artikel von April 2017)
Zum Artikel
Noch mehr Sicherheitsvorkehrungen könnten die Situation nicht verbessern, meint Schroedel. Wie das Attentat in Alexandria zeige, bei dem der Selbstmordattentäter wegen eines Metalldetektors nicht in die Kirche gelangt sei und sich davor in die Luft sprengte, gebe es bereits solche Vorkehrungen. "Aber einen Terroristen kann man, wenn er sich auf diese Weise töten will, nicht davon abhalten – genauso wenig, wie man Christen in ummauerte Ghettos sperren kann, um die Sicherheit zu erhöhen." Die Gesellschaft müsse stattdessen weiter zueinander geführt werden: Der Staat fordere Christen und Muslime nicht auf, etwas gemeinsam zu tun, um zu spüren, dass man ein Volk sei. "Die Menschen vertrauen einander schon, aber durch die Aufrufe von muslimischen Religionsführern kann die Stimmung sehr schnell umkippen." Das läge auch an der hohen Analphabetenrate von rund 45 Prozent, Menschen, die leicht zu manipulieren seien: "Gerade in der Bildung müsste viel mehr passieren." Keine Hilfe seien da kurzfristige Kampagnen oder Sicherungsmaßnahmen durch den Staat. "Es gibt oft kurzfristige Aktionen, aber keinen Plan und keine Nachhaltigkeit."
Kritik äußert Schroedel an der deutschen Asylpolitik bei ägyptischen Flüchtlingen: Pauschal zu sagen, dass Ägypten ein sicheres Herkunftsland sei, sei zu wenig. Bei Asylanträgen von geflohenen Ägyptern in Deutschland solle man hinschauen, welche Geschichte dahinter stecke, fordert er. "Es gibt Dörfer in Mittelägypten, wo Christen systematisch unterdrückt werden und denen Tag für Tag buchstäblich die Hölle heiß gemacht wird. Die können fast nirgendwo anders hin."
Von Johanna Heckeley
Linktipp: "Wie ein Kotau gegenüber Sisi"
Mit dem Ägypten-Besuch von Kanzlerin Merkel wurden viele Erwartungen verbunden. Besonders die Christen im Land hoffen auf Hilfe. Der deutsche Priester Joachim Schroedel berichtet von der Lage in Kairo. (Artikel von März 2017)
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(Nutzer gelöscht) 15.02.2024 21:30
Ist ja grauenhaft....
So wird es auch bei uns noch werden!!!
Vielen Dank,...
So wird es auch bei uns noch werden!!!
Vielen Dank,...
Kirche der 21 koptischen Märtyrer wird geweiht
VERÖFFENTLICHT AM 15.02.2018
BONN ‐ Zu den Gräueltaten des "Islamischen Staats" zählt auch die Enthauptung von 21 koptischen Christen vor drei Jahren. Zum Jahrestag am 15. Februar wurde den Märtyrern ein besonderes Gedächtnis zuteil.
Erst meldete Syrien die Befreiung, dann der Irak: Seit Ende vergangenen Jahres mehren sich die Berichte vom Sieg über den "Islamischen Staat". Doch auch wenn die Terrormiliz im Nahen und Mittleren Osten im Niedergang begriffen ist: Das Grauen ihrer Taten bleibt. Nach den Verletzungen eines jahrelangen Krieges setzt die koptische Kirche in Ägypten nun ein Zeichen der Hoffnung: Am 15. Februar hat sie den 21 Märtyrern von Sirte ein Gotteshaus geweiht.
An diesem Tag vor drei Jahren veröffentlichten Terroristen jenes Video, das zu einem Sinnbild für das bestialische Morden des "Islamischen Staates" wurde: Es zeigt die Enthauptung von 21 Männern durch die selbsternannten Gotteskrieger. Die Bilder von den Opfern in orangefarbenen Overalls – eine Persiflage auf die Häftlingskleidung von Guantanamo – und ihren schwarzgewandeten Henkern gingen binnen Stunden um die Welt; ganz im Sinne der Propagandisten, die das Video ins Netz brachten.
Bischof sieht Gutes in Propaganda-Video
Bereits wenige Tage nach Bekanntwerden der Tat nahm Papst Tawadros II., Oberhaupt der koptischen Kirche, die Toten in das Verzeichnis der heiligen Märtyrer auf. Der 15. Februar gilt seither als Todestag und damit auch als kirchlicher Gedenktag der 21 Männer. Auch der damalige koptisch-katholische Bischof von Gizeh, Antonius Aziz Mina, glaubt an die besondere Gottestreue der Toten. Dem Propaganda-Video der Terroristen konnte er deshalb sogar etwas Positives abgewinnen. Laut dem vatikanischen Pressedienst "Fides" sagte er nach der Veröffentlichung: "Und dennoch kann man in diesem diabolischen Produkt der Fiktion und des blutigen Schreckens erkennen, dass einige der Märtyrer im Augenblick ihrer barbarischen Hinrichtung immer wieder sagen 'Herr Jesus Christus'."
Die Hinterbliebenen hatten Ende vergangenen Jahres einen kleinen Trost erhalten. Im November vermeldeten ägyptische Behörden, die sterblichen Überreste der Toten in einem Massengrab in der libyschen Hauptstadt Sirte entdeckt zu haben. Kurze Zeit später bestätigte eine DNA-Analyse die Identität der Leichen. Zuvor hatte bereits im September ein Gericht in Kairo ein erstes Urteil gegen einige der Mittäter erlassen.
So schreiten Aufklärung und Aufarbeitung des Massakers vom Mittelmeerstrand voran. Mittlerweile sind etliche Details des Tathergangs bekannt. Am 12. Februar wurde die Entführung von 21 Gastarbeitern in der Hafenstadt Sirte bekannt. 20 von ihnen waren namentlich bekannte koptische Christen, davon 13 aus dem Dorf Al Our in Oberägypten. Das 21. Opfer stammte nach unterschiedlichen Berichten entweder aus Ghana oder dem Tschad. Auch ob er bereits getaufter Christ war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Berichten zufolge könnte er die sogenannte Bluttaufe erhalten haben: Demnach habe ihn die Standhaftigkeit seiner Mitgefangenen so beeindruckt, dass auch er das erzwungene Bekenntnis zum Islam ablehnte. "Ihr Gott ist auch mein Gott", habe er demnach bekannt. Seit urchristlicher Zeit glaubt die Kirche, dass auch Ungetaufte direkt in die Seligkeit gelangen, wenn sie für den christlichen Glauben ihr Leben lassen. Für die Kirche sind somit alle 21 Toten von Sirte unterschiedslos Märtyrer.
Dies beteuerte auch Papst Franziskus, als er seinen koptischen Amtsbruder Tawadros II. persönlich seiner Anteilnahme versicherte und später öffentlich den Tod der Christen beklagte. Einen Zusammenhang zum römischen Kirchenoberhaupt hatten aber auch die Täter selbst hergestellt. "Wir werden Rom erobern", hatte der Sprecher der Mörder im Video angekündigt. Dass es den Terroristen dabei wohl weniger um die italienische Hauptstadt denn um das Zentrum der katholischen Weltkirche ging, liegt nahe. Ausdrücklich ging es ihnen bei der Bluttat schließlich darum, "Menschen des Kreuzes" zu töten, eine Vergeltungsaktion für die angeblich von der koptischen Kirche verhinderte Konversion einer ägyptischen Christin zum Islam.
Papst Franziskus besucht am 28. April 2017 während seiner Ägypten-Reise den koptischen Patriarchen Tawadros II.
Bild: ©KNA
Schon wenige Tag nach dem Massenmord erklärte der koptische Papst Tawadros II. (rechts) die 21 Toten zu Märtyrer. Auch Papst Franziskus (links) erklärte später, die Männer seien als Blutzeugen des Glaubens gestorben.
Die Verfolgung der Christen gehörte von Beginn an zum Kern der Ideologie des "Islamischen Staates". Seit 2014 wurden tausende Christen ermordet, hunderttausende vor allem aus dem Irak und Syrien vertrieben. Regionen, in denen einst die ersten Anhänger des Christusglaubens überhaupt lebten, drohten zwischenzeitlich komplett entchristianisiert zu werden. Die Europäische Union und andere Regierungen sprechen mittlerweile von einem Genozid.
Ägypten reagierte mit Luftschlägen auf den Massenmord
Der öffentlichkeitswirksame Massenmord an den 21 Christen hatte zu den politischen und militärischen Reaktionen seinen Teil beigetragen. Der ägyptische Staat nahm ihn etwa zum Anlass, im Februar 2015 offiziell die ersten Luftschläge gegen den "Islamischen Staat" in Libyen zu fliegen. Staatspräsident Al-Sisi verfügte überdies eine einwöchige Staatstrauer. Auch die bedeutende islamische Universität Al-Azhar in Kairo verurteilte die Tat der Islamisten scharf. Regierungsvertreter aus der ganzen Welt und sogar der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen befasste sich eigens mit dem Kriegsverbrechen.
Der Mord von Sirte war weder die erste noch die letzte Gräueltat des "Islamischen Staates", und sicher auch nicht die größte. In die Geschichte eingegangen ist er trotz allem. Ein bleibendes Denkmal erhielten die Opfer nun mit der Einweihung der ihnen gewidmeten Kirche in Al Our, dem Heimatort der meisten von ihnen. Vorab noch nicht bekannt war laut "Fides", ob zur Weihe auch schon die sterblichen Überreste der Getöteten in die Kirche übertragen werden konnten. Erwartet wurden jedenfalls zahlreiche Hinterbliebene. In das Andenken an ihre getöteten Angehörigen dürfte sich an diesem Festtag auch die Sorge um die eigene Zukunft mischen. Denn trotz der schwindenden Macht des "Islamischen Staates" bleiben die Kopten in Ägypten eine bedrohte Minderheit. Allein im zurückliegenden Jahr wurden über 70 von ihnen bei großen Terroranschlägen getötet. Und Berichten zufolge flogen bereits zu Baubeginn erneut Steine gegen die Kirche der 21 Märtyrer.
Von Kilian Martin