Nonnen-, Priester- oder Papstkostüm im Karneval? Das sagt die Kirche
08.02.2024 07:46
Nonnen-, Priester- oder Papstkostüm im Karneval? Das sagt die Kirche
08.02.2024 07:46
Nonnen-, Priester- oder Papstkostüm im Karneval? Das sagt die Kirche
DISKUSSION UM (POLITISCH) KORREKTE VERKLEIDUNG
Ob Winnetou, Asiate oder Ureinwohner – alljährlich wird pünktlich zu Karneval und Fasching diskutiert, welche Kostüme an den närrischen Tagen angebracht sind und welche nicht. Wo die einen kulturelle Aneignung sehen, fühlen sich andere in ihrer Freiheit eingeschränkt und wieder andere werden durch bestimmte Verkleidungen verletzt.
"Evergreens" nennt der Chef des rheinischen Karnevalsausstatters "Deiters", Herbert Geiss, "kirchliche" Verkleidungen wie Nonne, Papst oder Bischof. Gerade wegen der medialen Aufmerksamkeit, die der Kirche zukomme, stünden diese Kostüme hoch im Kurs. Doch darf man sich als Kleriker oder Ordensmensch verkleiden?
"Hier wird eine Grenze überschritten", sagt Alexander Saberschinsky. "Und das darf so sein", fügt er hinzu. Saberschinsky ist Liturgiewissenschaftler und im Erzbistum Köln Referent für Liturgie und damit auch für kirchliche Bekleidung zuständig.
Grenzüberschreitungen an Karneval
Gerade solche Grenzüberschreitungen seien das Wesen des Karnevals. In den närrischen Tagen sei vieles ganz anders – "die alten Regeln gelten nicht". Vor allem der rheinische Karneval lebe von einer gewissen Anarchie. "Nicht anders sind die Garden des Karnevals zu verstehen, die in ihrem Ursprung eine Persiflage auf das Militär sind", so Saberschinsky. Auch das habe damals Widerspruch bei der Obrigkeit hervorgerufen.
Der karnevalistische Umgang mit Hierarchien und Ordnungen zeige, dass sie unverzichtbar für das gesellschaftliche Zusammenleben sind, aber eben kein Selbstzweck. "Diese Ordnungen in einem gewissen Rahmen auf den Kopf zu stellen, macht ihren Zweck wieder bewusst – und trägt letztlich auch dazu bei, dann wieder den Wert der Ordnung zu schätzen und sich daran zu halten." Als Beispiel nennt der Experte das sogenannte "Kinderbischofsspiel". Schüler wählten im Mittelalter zu bestimmten Anlässen einen Bischof, der bei pompösen Festen und Umzügen auftrat und die Hierarchie aufs Korn nahm. "Bezeichnenderweise sprach man vom 'Spiel der umgekehrten Ordnung'", so Saberschinsky.
" Priester-, Ordens- oder Papstkostüme halten den Vertretern der Institution Kirche den Spiegel vor Augen und zeigen, dass die irdischen Strukturen der Kirche nicht das Abbild des Himmels sind", sagt Saberschinsky. Diese Wahrheit müssten Kirchenvertreter im Karneval aushalten. Eine Grenze gibt es dann aber doch für den rheinischen Liturgieexperten: "Wenn eine Verkleidung nicht generell den Kleriker- oder Ordensstand auf die Schippe nimmt, sondern gezielt einzelne Personen verunglimpft oder beleidigt, werden konkrete Menschen verletzt", sagt Saberschinsky. "Das ist nicht der Sinn des Karnevals!" Und auch ein Nonnenkostüm mit Minirock oder nur ein Korsett mit Schleier seien respektlos gegenüber anderen. Respekt brauche es aber auch im Karneval, so Saberschinsky.
Ähnlich äußert sich die Deutsche Ordensobernkonferenz in Bonn: "Ordensgewänder stehen in Orden und Kirche für eine jahrhundertealte Tradition und für eine Lebensform. Schwierig wird es, wenn diese in aufreizender und anzüglicher Weise präsentiert werden, weil dadurch eben jene Lebensform ins Lächerliche gezogen wird." Mit dieser Einschränkung dürfe aber auch mal über die Stränge geschlagen werden. In diesen Tagen gehe es daher auch in manch einem Kloster bunt zu, so die Ordensoberenkonferenz.
Eine weitere Einschränkung gibt es im Staats- und Kirchenrecht. In Deutschland steht es unter Strafe, sich fälschlich als Priester auszugeben. Das unbefugte Führen von Amts- und Dienstbezeichnungen, öffentlichen Würden und das unbefugte Tragen von Amtsbekleidungen ist mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe belegt. Gleiches gilt analog zu echten Polizei- oder Bundeswehr-Uniformen. Doch ein Blick in närrische Kostümangebote zeigt: die Verwechslungsgefahr mit den Originalen ist bei den meisten Kostümen recht gering. Karneval kann kommen.
Von Benedikt Heider
Ob Winnetou, Asiate oder Ureinwohner – alljährlich wird pünktlich zu Karneval und Fasching diskutiert, welche Kostüme an den närrischen Tagen angebracht sind und welche nicht. Wo die einen kulturelle Aneignung sehen, fühlen sich andere in ihrer Freiheit eingeschränkt und wieder andere werden durch bestimmte Verkleidungen verletzt.
"Evergreens" nennt der Chef des rheinischen Karnevalsausstatters "Deiters", Herbert Geiss, "kirchliche" Verkleidungen wie Nonne, Papst oder Bischof. Gerade wegen der medialen Aufmerksamkeit, die der Kirche zukomme, stünden diese Kostüme hoch im Kurs. Doch darf man sich als Kleriker oder Ordensmensch verkleiden?
"Hier wird eine Grenze überschritten", sagt Alexander Saberschinsky. "Und das darf so sein", fügt er hinzu. Saberschinsky ist Liturgiewissenschaftler und im Erzbistum Köln Referent für Liturgie und damit auch für kirchliche Bekleidung zuständig.
Grenzüberschreitungen an Karneval
Gerade solche Grenzüberschreitungen seien das Wesen des Karnevals. In den närrischen Tagen sei vieles ganz anders – "die alten Regeln gelten nicht". Vor allem der rheinische Karneval lebe von einer gewissen Anarchie. "Nicht anders sind die Garden des Karnevals zu verstehen, die in ihrem Ursprung eine Persiflage auf das Militär sind", so Saberschinsky. Auch das habe damals Widerspruch bei der Obrigkeit hervorgerufen.
Der karnevalistische Umgang mit Hierarchien und Ordnungen zeige, dass sie unverzichtbar für das gesellschaftliche Zusammenleben sind, aber eben kein Selbstzweck. "Diese Ordnungen in einem gewissen Rahmen auf den Kopf zu stellen, macht ihren Zweck wieder bewusst – und trägt letztlich auch dazu bei, dann wieder den Wert der Ordnung zu schätzen und sich daran zu halten." Als Beispiel nennt der Experte das sogenannte "Kinderbischofsspiel". Schüler wählten im Mittelalter zu bestimmten Anlässen einen Bischof, der bei pompösen Festen und Umzügen auftrat und die Hierarchie aufs Korn nahm. "Bezeichnenderweise sprach man vom 'Spiel der umgekehrten Ordnung'", so Saberschinsky.
" Priester-, Ordens- oder Papstkostüme halten den Vertretern der Institution Kirche den Spiegel vor Augen und zeigen, dass die irdischen Strukturen der Kirche nicht das Abbild des Himmels sind", sagt Saberschinsky. Diese Wahrheit müssten Kirchenvertreter im Karneval aushalten. Eine Grenze gibt es dann aber doch für den rheinischen Liturgieexperten: "Wenn eine Verkleidung nicht generell den Kleriker- oder Ordensstand auf die Schippe nimmt, sondern gezielt einzelne Personen verunglimpft oder beleidigt, werden konkrete Menschen verletzt", sagt Saberschinsky. "Das ist nicht der Sinn des Karnevals!" Und auch ein Nonnenkostüm mit Minirock oder nur ein Korsett mit Schleier seien respektlos gegenüber anderen. Respekt brauche es aber auch im Karneval, so Saberschinsky.
Ähnlich äußert sich die Deutsche Ordensobernkonferenz in Bonn: "Ordensgewänder stehen in Orden und Kirche für eine jahrhundertealte Tradition und für eine Lebensform. Schwierig wird es, wenn diese in aufreizender und anzüglicher Weise präsentiert werden, weil dadurch eben jene Lebensform ins Lächerliche gezogen wird." Mit dieser Einschränkung dürfe aber auch mal über die Stränge geschlagen werden. In diesen Tagen gehe es daher auch in manch einem Kloster bunt zu, so die Ordensoberenkonferenz.
Eine weitere Einschränkung gibt es im Staats- und Kirchenrecht. In Deutschland steht es unter Strafe, sich fälschlich als Priester auszugeben. Das unbefugte Führen von Amts- und Dienstbezeichnungen, öffentlichen Würden und das unbefugte Tragen von Amtsbekleidungen ist mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe belegt. Gleiches gilt analog zu echten Polizei- oder Bundeswehr-Uniformen. Doch ein Blick in närrische Kostümangebote zeigt: die Verwechslungsgefahr mit den Originalen ist bei den meisten Kostümen recht gering. Karneval kann kommen.
Von Benedikt Heider
Kommentare
Schreib auch du einen Kommentar
Zeitlos5 08.02.2024 10:45
Ich trug im Fasching gerne eine Mitra (der Heiligenschein war zu schwierig zu basteln mit den Akkus auf dem Rücken, da schwer wie eine Taucherausrüstung - um wie der Bischof überall aufzufallen ... die Mädchen haben nur über den recht unheiligen Bischof gelacht!
Klavierspielerin2 08.02.2024 10:49
" Pappnasen ", wären einfach zu basteln, handlich und jederzeit - überall- griffbereit in der Hosentasche zu transportieren.