Glanzstunde
24.12.2023 15:10
Glanzstunde
24.12.2023 15:10
Glanzstunde
Eine Weihnachtsgeschichte für Groß und Klein
von Raphaela Caderas
zum Selberlesen
oder Vorlesen in der Familie oder beim Besuch im Seniorenheim
Glanzstunde
Samtene Dunkelheit legt sich über Wiesen und Felder. Es wird still und kalt. Nacht bricht über das kleine Städtchen Betlehem herein. Allmählich verlöschen die letzten Lichter in den Häusern. Nur noch der Schein eines flackernden Feuers auf einem umliegenden Hügel ist sichtbar.
Dort in der Finsternis lagern einsam die Hirten mit ihren Schafen. Dicht gedrängt sitzen sie ums Feuer und saugen begierig dessen Wärme auf. Doch richtig behaglich wird in den eisigen Nächten keinem von ihnen. In dieser gedankenverlorenen Ruhe stimmt nun der älteste Hirte mit brummiger Stimme ein Lied an. Nacheinander fallen die übrigen ein, bis die Melodie sich traurig und träge in den Himmel erhebt.
Zwischen den tief gesungenen Noten ertönt plötzlich ein schräges Quietschen. Abrupt verstummen die Sänger. «Entschuldigt bitte», murmelt eine junge Stimme in die misstönende Stille. «Ich wollte euch nur so gerne auf meiner Flöte begleiten.» Der Älteste brummt verärgert: «Benjamin, wie oft haben wir es dir gesagt? Entweder singst du mit oder du bist still. Aber deine Flöte passt nicht zu unserer Musik! Geh und lass uns eine Weile in Frieden, du Plagegeist.»
Zustimmendes Gemurmel ertönt. Auch die übrigen Hirten sind so gar nicht begeistert über die flötistische Begleitung. Seufzend rappelt Ben sich auf und schleicht mit hängendem Kopf in die Dunkelheit davon, seine Flöte fest umklammert.
«Ob sie uns irgendwann auch einmal mitspielen lassen?» fragt Benjamin bekümmert und lehnt sich an einen Felsen in Sichtweite des Feuers. Die feine, selbstgeschnitzte Flöte in seiner Hand pfeift empört: «Es muss doch auch in deren sture Köpfe, dass wir eine wohlklingende Ergänzung zu ihrem grummeligen Gesang sind!» Ben kichert. Ein kleines bisschen mussten die beiden wohl noch üben, um als wohlklingend zu gelten. Aber seine kleine Flöte hat Recht. Irgendwann würden auch sie jemanden finden, der ihre Musik zu schätzen weiss. So blicken die beiden versonnen Richtung Feuer und träumen von besseren Tagen.
«Psst. Ben, he Ben. Wach schnell auf!», weckt ihn die kleine Flöte mitten in der Nacht. Verschlafen blinzelt Ben. Und kneift seine Augen schnell wieder zusammen. Warum ist es mit einem Mal so hell? Der Junge hält sich die Hände vors Gesicht und zwinkert zwischen den Finger hindurch. Die Hügel schimmern warm und lichtüberflutet. Das Leuchten geht von einer großen Gestalt beim Feuer aus. Sie winkt mit einem nachsichtigen Lächeln den Hirten zu, die sich aus Angst hinter Felsbrocken verborgen haben. Ben stupst seine Flöte an. «Komm, das müssen wir uns genauer ansehen», meint der Junge und schleicht sich dann vorsichtig näher.
«Keine Angst, ihr Hirten. Ich habe euch eine großartige Nachricht zu erzählen. Heute, in dieser kalten Nacht, ist euer Retter geboren!» ruft die helle Gestalt freudig. «Noch ist er ein kleines Kind mit Windeln in einem Futtertrog, aber er wird uns allen Frieden bringen!» Helle Stimmen erschallen klar in der Nacht und singen und preisen Gott mit ihrem feierlichen Klang. Ben spürt eine Gänsehaut seinen Rücken hinunterfahren. Harmonien schweben, legen sich übereinander, verzaubern … Der warme Jubel verklingt langsam und zurück bleibt die kalte, stille Nacht.
Der Hirtenjunge und seine kleine Flöte schauen sich ergriffen an. «Booaa, so schön möchte ich auch spielen können», flüstert die Flöte, «so voller Gefühl und Wärme.» Ben nickt nur. Das wäre auch sein Traum, aber dazu müssten sie zuerst die Gelegenheit erhalten, um zu üben und zu spielen. Und wer weiß, wann das jemals der Fall sein wird …
Inzwischen sind die übrigen Hirten aus ihren Verstecken hervorgekrochen und diskutieren aufgeregt miteinander. Dann packen sie geschwind ihre Siebensachen und laufen eilig in Richtung des dunklen Städtchens.«He!» ruft Ben empört, «wartet auf uns! Wir wollen doch auch mit.» Der letzte Hirte dreht sich im Laufen um und winkt ab. «Nee, Ben, jemand muss doch noch auf die Schafe aufpassen. Bleib du lieber mal hier.» Schon verschmelzen ihre Gestalten mit der Nacht.
Pfiiüü – die kleine Flöte bläst missmutig aus allen Löchern. «Also jetzt reicht’s langsam. Weshalb schliessen die uns immer aus? Die komische Lichtgestalt hat deutlich gesagt, dass dieses Kind uns allen Frieden bringen wird. Meiner Meinung schliesst das auch Jungmusiker mit ein.» Der Hirtenjunge nickt zustimmend: «Gut gesagt, kleine Flöte. Der Gesang hat mich ganz kribbelig und neugierig gemacht. Dieses Kind müssen wir auch finden!» Entschlossen steckt Ben die Flöte in seine Brusttasche und macht sich auf den Weg nach Bethlehem.
Flink eilen der Hirtenjunge und seine Flöte über Stock und Stein. Was sie wohl finden mögen? Die Flöte träumt von weiteren himmlischen Gesängen und Bens Gedanken kreisen um diesen Friedensbringer. Aus der Dunkelheit schälen sich die Umrisse der ersten Häuser Bethlehems. Ben wird langsamer. Wohin sind die anderen Hirten gelaufen? «Rechts oder links, kleine Flöte?», fragt Ben. Die Flöte trällert schon ganz aufgeregt: «Nach rechts. Dort habe ich noch zwei Gestalten verschwinden sehen.»
Schon geht es weiter durch die engen Gassen des Städtchens, immer auf den Fersen der anderen Hirten. Schließlich beobachten Ben und seine Flöte, wie die Hirten in einem kleinen Stall ganz am Rande von Bethlehem verschwinden.
Aufregung ergreift die zwei. Auf leisen Sohlen schleichen sie zum Stall und spähen vorsichtig zwischen den Ritzen hindurch. Ganz unspektakulär sitzen dort ein Mann und eine Frau, mit einem winzigen Kind in den Armen. Die Hirten haben sich ehrfurchtsvoll niedergekniet und bestaunen den Kleinen mit großen Augen.
Ein tiefer Friede erfüllt den Stall bis in die letzte Ecke. Mit einem Mal beginnt das Kind unruhig zu werden. Es weint. Noch ungeübt wiegt die Mutter es in seinen Armen, doch alles Zureden wirkt nicht. Die Hirten stupsen sich an und meinen: «Vielleicht lässt sich der Kleine mit etwas Musik beruhigen? » Die Mutter nickt dankbar, als der Älteste ein Lied anstimmt. Sie tragen die einfache Weise ruhig vor, doch das Baby lässt sich nicht beruhigen. Es schreit nur noch lauter.
«Ffii, Ben. Komm, vielleicht kann unsere Musik das Kleine besänftigen?», schlägt die kleine Flöte eifrig vor. Benjamin schluckt und nickt. Kurz schüttelt er seine Finger, holt tief Luft und legt die Lippen an den Flötenschnabel.
Eine leise, helle Melodie dringt in den Stall. Sanft und tragend spielt Ben von seinem Platz unter dem Fenster. Er gibt sich alle Mühe, so gut wie nie zuvor in seinem Leben zu spielen. Und drinnen im Stall wird es nach und nach wieder still. Nur noch die kleine Flöte ist zu hören. Der Hirtenjunge verliert sich so in seiner Musik, dass er den Mann erst bemerkt, als dieser schon vor ihm kniet.
«Du spielst so voller Gefühl. Komm doch bitte hinein ins Warme und lass uns deine Musik noch besser hören.» Ben setzt erstaunt ab. Als seine Flöte ihm ins Gesicht pustet, rappelt er sich auf und betritt die Unterkunft. Die Hirten sehen ihn ganz baff an, doch mit einem Blick auf das ruhige Kind beginnt Benjamin nun voller Freude erneut zu spielen. Die Augen des Kleinen blinzeln aufmerksam zurück und zum ersten Mal in seinem Leben fühlt Ben sich gesehen.
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von Raphaela Caderas
zum Selberlesen
oder Vorlesen in der Familie oder beim Besuch im Seniorenheim
Glanzstunde
Samtene Dunkelheit legt sich über Wiesen und Felder. Es wird still und kalt. Nacht bricht über das kleine Städtchen Betlehem herein. Allmählich verlöschen die letzten Lichter in den Häusern. Nur noch der Schein eines flackernden Feuers auf einem umliegenden Hügel ist sichtbar.
Dort in der Finsternis lagern einsam die Hirten mit ihren Schafen. Dicht gedrängt sitzen sie ums Feuer und saugen begierig dessen Wärme auf. Doch richtig behaglich wird in den eisigen Nächten keinem von ihnen. In dieser gedankenverlorenen Ruhe stimmt nun der älteste Hirte mit brummiger Stimme ein Lied an. Nacheinander fallen die übrigen ein, bis die Melodie sich traurig und träge in den Himmel erhebt.
Zwischen den tief gesungenen Noten ertönt plötzlich ein schräges Quietschen. Abrupt verstummen die Sänger. «Entschuldigt bitte», murmelt eine junge Stimme in die misstönende Stille. «Ich wollte euch nur so gerne auf meiner Flöte begleiten.» Der Älteste brummt verärgert: «Benjamin, wie oft haben wir es dir gesagt? Entweder singst du mit oder du bist still. Aber deine Flöte passt nicht zu unserer Musik! Geh und lass uns eine Weile in Frieden, du Plagegeist.»
Zustimmendes Gemurmel ertönt. Auch die übrigen Hirten sind so gar nicht begeistert über die flötistische Begleitung. Seufzend rappelt Ben sich auf und schleicht mit hängendem Kopf in die Dunkelheit davon, seine Flöte fest umklammert.
«Ob sie uns irgendwann auch einmal mitspielen lassen?» fragt Benjamin bekümmert und lehnt sich an einen Felsen in Sichtweite des Feuers. Die feine, selbstgeschnitzte Flöte in seiner Hand pfeift empört: «Es muss doch auch in deren sture Köpfe, dass wir eine wohlklingende Ergänzung zu ihrem grummeligen Gesang sind!» Ben kichert. Ein kleines bisschen mussten die beiden wohl noch üben, um als wohlklingend zu gelten. Aber seine kleine Flöte hat Recht. Irgendwann würden auch sie jemanden finden, der ihre Musik zu schätzen weiss. So blicken die beiden versonnen Richtung Feuer und träumen von besseren Tagen.
«Psst. Ben, he Ben. Wach schnell auf!», weckt ihn die kleine Flöte mitten in der Nacht. Verschlafen blinzelt Ben. Und kneift seine Augen schnell wieder zusammen. Warum ist es mit einem Mal so hell? Der Junge hält sich die Hände vors Gesicht und zwinkert zwischen den Finger hindurch. Die Hügel schimmern warm und lichtüberflutet. Das Leuchten geht von einer großen Gestalt beim Feuer aus. Sie winkt mit einem nachsichtigen Lächeln den Hirten zu, die sich aus Angst hinter Felsbrocken verborgen haben. Ben stupst seine Flöte an. «Komm, das müssen wir uns genauer ansehen», meint der Junge und schleicht sich dann vorsichtig näher.
«Keine Angst, ihr Hirten. Ich habe euch eine großartige Nachricht zu erzählen. Heute, in dieser kalten Nacht, ist euer Retter geboren!» ruft die helle Gestalt freudig. «Noch ist er ein kleines Kind mit Windeln in einem Futtertrog, aber er wird uns allen Frieden bringen!» Helle Stimmen erschallen klar in der Nacht und singen und preisen Gott mit ihrem feierlichen Klang. Ben spürt eine Gänsehaut seinen Rücken hinunterfahren. Harmonien schweben, legen sich übereinander, verzaubern … Der warme Jubel verklingt langsam und zurück bleibt die kalte, stille Nacht.
Der Hirtenjunge und seine kleine Flöte schauen sich ergriffen an. «Booaa, so schön möchte ich auch spielen können», flüstert die Flöte, «so voller Gefühl und Wärme.» Ben nickt nur. Das wäre auch sein Traum, aber dazu müssten sie zuerst die Gelegenheit erhalten, um zu üben und zu spielen. Und wer weiß, wann das jemals der Fall sein wird …
Inzwischen sind die übrigen Hirten aus ihren Verstecken hervorgekrochen und diskutieren aufgeregt miteinander. Dann packen sie geschwind ihre Siebensachen und laufen eilig in Richtung des dunklen Städtchens.«He!» ruft Ben empört, «wartet auf uns! Wir wollen doch auch mit.» Der letzte Hirte dreht sich im Laufen um und winkt ab. «Nee, Ben, jemand muss doch noch auf die Schafe aufpassen. Bleib du lieber mal hier.» Schon verschmelzen ihre Gestalten mit der Nacht.
Pfiiüü – die kleine Flöte bläst missmutig aus allen Löchern. «Also jetzt reicht’s langsam. Weshalb schliessen die uns immer aus? Die komische Lichtgestalt hat deutlich gesagt, dass dieses Kind uns allen Frieden bringen wird. Meiner Meinung schliesst das auch Jungmusiker mit ein.» Der Hirtenjunge nickt zustimmend: «Gut gesagt, kleine Flöte. Der Gesang hat mich ganz kribbelig und neugierig gemacht. Dieses Kind müssen wir auch finden!» Entschlossen steckt Ben die Flöte in seine Brusttasche und macht sich auf den Weg nach Bethlehem.
Flink eilen der Hirtenjunge und seine Flöte über Stock und Stein. Was sie wohl finden mögen? Die Flöte träumt von weiteren himmlischen Gesängen und Bens Gedanken kreisen um diesen Friedensbringer. Aus der Dunkelheit schälen sich die Umrisse der ersten Häuser Bethlehems. Ben wird langsamer. Wohin sind die anderen Hirten gelaufen? «Rechts oder links, kleine Flöte?», fragt Ben. Die Flöte trällert schon ganz aufgeregt: «Nach rechts. Dort habe ich noch zwei Gestalten verschwinden sehen.»
Schon geht es weiter durch die engen Gassen des Städtchens, immer auf den Fersen der anderen Hirten. Schließlich beobachten Ben und seine Flöte, wie die Hirten in einem kleinen Stall ganz am Rande von Bethlehem verschwinden.
Aufregung ergreift die zwei. Auf leisen Sohlen schleichen sie zum Stall und spähen vorsichtig zwischen den Ritzen hindurch. Ganz unspektakulär sitzen dort ein Mann und eine Frau, mit einem winzigen Kind in den Armen. Die Hirten haben sich ehrfurchtsvoll niedergekniet und bestaunen den Kleinen mit großen Augen.
Ein tiefer Friede erfüllt den Stall bis in die letzte Ecke. Mit einem Mal beginnt das Kind unruhig zu werden. Es weint. Noch ungeübt wiegt die Mutter es in seinen Armen, doch alles Zureden wirkt nicht. Die Hirten stupsen sich an und meinen: «Vielleicht lässt sich der Kleine mit etwas Musik beruhigen? » Die Mutter nickt dankbar, als der Älteste ein Lied anstimmt. Sie tragen die einfache Weise ruhig vor, doch das Baby lässt sich nicht beruhigen. Es schreit nur noch lauter.
«Ffii, Ben. Komm, vielleicht kann unsere Musik das Kleine besänftigen?», schlägt die kleine Flöte eifrig vor. Benjamin schluckt und nickt. Kurz schüttelt er seine Finger, holt tief Luft und legt die Lippen an den Flötenschnabel.
Eine leise, helle Melodie dringt in den Stall. Sanft und tragend spielt Ben von seinem Platz unter dem Fenster. Er gibt sich alle Mühe, so gut wie nie zuvor in seinem Leben zu spielen. Und drinnen im Stall wird es nach und nach wieder still. Nur noch die kleine Flöte ist zu hören. Der Hirtenjunge verliert sich so in seiner Musik, dass er den Mann erst bemerkt, als dieser schon vor ihm kniet.
«Du spielst so voller Gefühl. Komm doch bitte hinein ins Warme und lass uns deine Musik noch besser hören.» Ben setzt erstaunt ab. Als seine Flöte ihm ins Gesicht pustet, rappelt er sich auf und betritt die Unterkunft. Die Hirten sehen ihn ganz baff an, doch mit einem Blick auf das ruhige Kind beginnt Benjamin nun voller Freude erneut zu spielen. Die Augen des Kleinen blinzeln aufmerksam zurück und zum ersten Mal in seinem Leben fühlt Ben sich gesehen.
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Bei Gott kommen die Kleinen ganz groß raus.
ER sieht die, die am Rand und im Abseits stehen.
Es tut gut, von Jesus gesehen zu werden.
„Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose, 16, 13)
Das perfekte Spiel der Hirten konnte den weinenden Säugling nicht beruhigen.
Aber das gefühlvolle Spiel des kleinen Ben hat Ihm gefallen.
Die Leistung allein zählt wenig. -- "Der HERR aber sieht das Herz an"
und die Liebe, mit der wir vor Ihn treten und die wir teilen.
Das ist es, was Gott von uns möchte und was Ihm gefällt.
💟🎶