Teleologie - Wie sich Evolutionsbiologen regelmäßig widersprechen

Teleologie - Wie sich Evolutionsbiologen regelmäßig widersprechen
Teleologie bezeichnet die Tatsache, dass in der Biologie für die Beschreibung von Vorgängen in der Natur und Fähigkeiten der Lebewesen regelmäßig Begriffe verwendet werden, die sonst eigentlich für zielorientiertes und intelligentes Planen verwendet werden - und das, obwohl viele Biologen ja der Ansicht sind, dass das Leben nicht intelligent geplant ist.

Beispiele sind, wenn von "genialem Design" in der Natur und der "Natur als Lehrmeister" die Rede ist ("Bionik: Geniales Design aus der Natur." National Geographic Deutschland, Heft 05/2008)

Der Evolution wird zugeschrieben Strategien zu verfolgen, Einfälle zu haben, Probleme zu lösen und Erfindungen gemacht zu haben.

Es sind Begriffe, die sonst nur bei intelligenten und handelnden Wesen verwendet werden. Da stellt sich die Frage, warum Biologen, die für eine rein natürliche Entstehung und Entwicklung des Lebens argumentieren, dabei so oft Begriffe verwenden, die das genaue Gegenteil implizieren?

Naturalisten antworten hier, dass die Verwendung teleologischer Begriffe lediglich metaphorisch gemeint sei. Der Philosoph Michael Ruse schreibt z.B:

"Wir untersuchen Organismen - mindestens ihre Teile - als wären sie erschaffen, als wären sie entworfen worden, und dann versuchen wir ihre Funktionen herauszufinden. Zielorientiertes - teleologisches - Denken ist in der Biologie angebracht, weil, und nur weil Organismen so aussehen, als wären sie konstruiert, als wären sie von einer Intelligenz erschaffen worden." (Darwin and Design. Does Evolution have a purpose? Harvard University Press)

Es ist interessant, dass zugegeben wird, dass die Natur den Eindruck einer Schöpfung erweckt und deshalb auch die Verwendung teleologischer Begriffe angebracht sei.

Doch dann stellt sich die Frage, warum die Natur nicht wirklich eine Schöpfung sein sollte? Es schwimmt wie eine Ente, es quakt wie eine Ente, es sieht aus wie eine Ente - Warum sollte es keine Ente sein?

Von Naturalisten gibt es verschiedene Versuche sich des Problems der Teleologie zu entledigen.

Z.B wird behauptet, auf die metaphorische Verwendung teleologischer Begriffe könne auch gut verzichtet werden. Allerdings wurde nie ein konkretes Bsp. gebracht, wo eine Funktion auch ohne teleologische Begriffe hinreichend erklärt werden könnte.

Neukamm versucht es in seinem Buch "Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus" mit der Mehrdeutigkeit von Begriffen. Er führt an, dass Begriffe verschiedene Bedeutungen haben können. Als Bsp nennt er das Wort "gewichtig", das je nach Kontext "schwer"(physikalische Bedeutung) oder "bedeutsam"(metaphorische Bedeutung) bedeuten könne.

Mit dieser Mehrdeutigkeit von Begriffen möchte Neukamm begründen, das teleologische Begriffe wie "Zwecken" oder "Zielen" metaphorisch gemeint seien. Diese Sprechweise sei verführerisch, "weil wir aufgrund unserer anthropomorphen Denkweise mit intentionalen Begriffen vertraut sind. Wenn z.B. gesagt wird, dass eine Blüte einer Biene Necktar anbiete, handle es sich um ein rethorisches Stilmittel und nicht etwa um die Beschreibung einer echten zweckgerichteten Handlung, [...]. Folglich ist der Schluss auf eine echte Planmäßigkeit ebenso unzulässig, wie der Schluss auf einen Planer."

Aus folgenden Gründen ist die Argumentation aber nicht stichhaltig: Man kann mit einzelnen Beispielen nicht allgemeine Aussagen begründen. Weiter muss man den Unterschied zwischen Zwecktätigkeit und Zweckmäßigkeit beachten. Eine Zwecktätigkeit braucht wirklich Intelligenz und die Fähigkeit, auf festgesetzte Ziele hin zu wirken. Das kann einer Blüte natürlich nicht unterstellt werden.

Trotzdem ist das ganze System zweckmäßig. Zweckmäßigkeit heißt, dass Ziele in ein System hineingelegt sind, ob durch , einen eingebauten Mechnismus Programmierung oder auf andere Weise. In jedem Fall wurde also "hinter den Kulissen" geplant.

In dem Sinn kann das ganze System Blüte-Bestäuber ohne Zweckkategorie nicht angemessen beschrieben und verstanden werden.

Außerdem müsste die teleologische Sprache - wäre sie nur ein Stilmittel - leicht durch eine nicht-teleologische Sprache(wie in der Physik) ersetzt werden können. Das ist aber bis heute nicht der Fall.

Zuletzt ist Neukamms Argumentation zirkulär: Er behauptet, dass aus einer anthropomorphen Denkweise intentionalen Begriffe kommen, um diese dann als irreführend zu erklären, weil sie anthropomorph seien. Das zu beweisende wird somit einfach vorausgesetzt. Zudem müsste er erklären, wo in einer Welt ohne Zwecke eine anthropomorphe Denkweise überhaupt herkommt.


Teleologische Sprache impliziert also einen Planer. Wenn Evolutionsbiologen diese Sprache regelmäßig verwenden, widersprechen sie sich also im Grunde selbst.

Doch beschreibt nur die teleologische Sprache Funktionen und Fähigkeiten angemessen. - es gibt keine naturalistische Alternative. Auf teleologische Sprache zu verzichten, würde bedeuten auf Erkenntnisse zu verzichten. Die "Wozu-Frage" stellt sich dem Biologen nunmal und ohne diese würde man darauf verzichten Zusammenhänge herauszufinden und den Forschungsgegenstand angemessen zu verstehen.

Wenn aber Teleologie(Planung / Zielsetzung) für biologische Forschung notwendig ist, stellt sich die Frage, warum die Natur nicht tatsächlich geplant sein sollte. Was für den Naturalisten ein Problem ist, nicht aber für den Schöpfungsforscher.

Bitte bleibt respektvoll und beim Thema.

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