Orden
06.12.2023 23:10
Orden
06.12.2023 23:10
Orden
Ein christlicher Orden oder eine christliche Ordensgemeinschaft ist eine klösterliche Gemeinschaft von Männern oder Frauen, die unter der Leitung eines Oberen oder einer Oberin nach bestimmten Regeln zusammen lebt, um ein geistliches Leben zu führen. Orden leitet sich ab vom Lateinischen „Ordo“ und bedeutet eigentlich „Ordnung, Rang, Stand.“ Der Begriff Orden als Bezeichnung klösterlicher Gemeinschaften ist erst im Hochmittelalter entstanden und im Sinne des Wortes eine eher kirchenrechtliche Bezeichnung, die den Orden als organisierte Form einer geistlichen Gemeinschaft sieht. Grundlegend für das Leben in einer Ordensgemeinschaft ist die christliche Lebensform. Zum Lebensstil der Ordensgemeinschaften gehören meistens eine Ordenstracht und die enge Verbindung von Arbeit und Gebet. Wer als Mönch, Ordenspriester oder Ordensbruder bzw. als Nonne oder Ordensschwester in einem Orden lebt, verpflichtet sich außerdem zu Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam, den so genannten drei Evangelischen Räten, die auf Jesu Leben und Lehre zurückgeführt werden: Die drei Evangelischen Räte sind Empfehlungen, die Jesus den Menschen gab, die nach einem vollkommenen Leben strebten. Nach den Evangelischen Räten zu leben bedeutet, in besonderer Weise von Gott berufen zu sein und ist dann sinnvoll, wenn der oder die Berufene sich freiwillig zum Eintritt in einen Orden entscheidet.
Entstehung und Lebensweise der Ordensgemeinschaften
Die Lebensweise der Ordensgemeinschaften geht auf das christliche Mönchtum zurück, das wiederum seinen Anfang in der urchristlichen Askese nahm. Als Reaktion auf den Aufruf Jesu, ihm nachzufolgen und in der Erwartung des nahenden Reiches Gottes schienen den Christen der Urkirche irdische Dinge nicht mehr so wichtig. In der Distanz zu allem Weltlichen bildete sich eine christlich geprägte Askese. Die Einübung in geschlechtliche Enthaltsamkeit, Fasten oder Bedürfnislosigkeit „um des Himmelreiches willen“ (Matthäus 19,12) galt als geeignetes Mittel, dem Beispiel Jesu in besonderer Weise zu folgen. Die zunehmende Organisation kirchlichen Lebens bis zum 3. Jahrhundert war der Grund für den Aufbruch der Asketen in die Wüsten Syriens und Ägyptens. Dort konnten sie uneingeschränkt ihr Ideal christlicher Askese verwirklichen. Als Einsiedler oder Einsiedlergemeinschaften folgten sie einer einheitlichen Lebensform in einem Kloster unter der Leitung eines Oberen. Die Einsiedlergemeinschaften als frühe Form der christlichen Ordensgemeinschaft bildeten eine eigene kirchliche Gemeinschaft neben den anderen christlichen Gemeinden, ohne in Konkurrenz zu diesen zu stehen.
Die weitgehende Unabhängigkeit des frühchristlichen Mönchtums konnte nicht aufrecht erhalten werden, da im frühen Mittelalter Kirche und Staat die Klöster in ihren Dienst nahmen. Durch die Verpflichtung, Orte der Bildung und Kultur zu werden, erfuhren die Klöster und mit ihnen das Mönchtum eine enorme Ausbreitung und wachsendes Ansehen. Doch die Abhängigkeit von Staat und Kirche führte zu einer Vereinheitlichung des Mönchtums und beraubte es seiner spirituellen Kraft. Erst neue Reformen aus dem Mönchtum selbst ließen eine Vielzahl neuer Ordensgemeinschaften entstehen, darunter zahlreiche Frauenorden. Die so genannte Armutsbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts als Reaktion auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen führte zur Entstehung der Bettelorden wie Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten. Zeitgleich wurde das Ordensleben in Bezug auf Tätigkeiten, Lebensstil und Verfassung neu organisiert: die Ordensgemeinschaften wurden ortsunabhängig, lebten in gemeinsamer Armut und ihre Arbeit bestand hauptsächlich in der Seelsorge. Dieser Ordenstyp blieb richtungsweisend auch für die in der Neuzeit gegründeten Orden. Einschneidend für Mönchtum und Ordensleben war die Reformation im 16. Jahrhundert, die das Ordensleben ablehnte und dazu führte, dass die Klöster in den reformatorischen Ländern geschlossen wurden.
Als Reaktion auf die Reformation erneuerte die katholische Kirche das Ordensleben und so setzte sich ein neuer Ordenstyp durch: Nach dem Vorbild der „Gesellschaft Jesu“ blieben die Orden einerseits der Tradition des Ordenslebens verpflichtet, zugleich sahen sie sich verstärkt im Dienst der Kirche, indem sie durch Predigt, Schule, caritative Arbeit und Exerzitien zur Ausbreitung des Glaubens beitrugen. Ab dem 17. Jahrhundert entstanden so genannte Kongregationen, von Lateinisch „sich versammeln“, als Ordensgemeinschaften, die von ihren Mitgliedern nur einfache Gelübde verlangten und vor allem in der religiösen Erneuerung, in der Volksmission, Priesterausbildung oder in der Missionsarbeit in den außereuropäischen Kolonien pastoral tätig waren. Die verschiedenen Gemeinschaften entwickelten eine eigene Spiritualität, zum Mittelpunkt ihres geistlichen Lebens wurden oft Maria oder Jesus. Im Zeitalter der Aufklärung verschwanden fast alle Ordensgemeinschaften, doch im Zuge der Erneuerung des Ordenslebens und der gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Boom von Ordensgründungen, die - stets das soziale Elend der Menschen im Blick - pastorale, erzieherische und sozial-caritative Aufgaben übernahmen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sorgten insbesondere die weiblichen Orden durch ihre Arbeit in Krankenhäusern, Armenfürsorge, Schule und Erziehung für kirchliches Ansehen. Seit dem II. Vatikanischen Konzil in den 1960ziger Jahren befindet sich das Ordensleben in einer Krise, denn im Zuge der kirchlichen Erneuerung wurden auch die traditionellen Ordensgemeinschaften auf den Prüfstand gestellt. Offensichtlich ist die Zeit der großen Ordensgemeinschaften vorbei, kleinere Gemeinschaften jedoch bleiben attraktiv, auch wenn oft ein Versprechen auf Zeit der lebenslangen Bindung an einen Orden vorgezogen wird
Im Laufe der Geschichte haben Orden und Ordensgemeinschaften durch ihre je eigene Spiritualität, ihre Seelsorge und ihre Feier des Gotteslobs oft erstaunliche Impulse für das immer wieder zur Routine gewordene kirchliche Leben geben können und so auf besondere Weise Zeugnis für Jesus Christus abgelegt.
Entstehung und Lebensweise der Ordensgemeinschaften
Die Lebensweise der Ordensgemeinschaften geht auf das christliche Mönchtum zurück, das wiederum seinen Anfang in der urchristlichen Askese nahm. Als Reaktion auf den Aufruf Jesu, ihm nachzufolgen und in der Erwartung des nahenden Reiches Gottes schienen den Christen der Urkirche irdische Dinge nicht mehr so wichtig. In der Distanz zu allem Weltlichen bildete sich eine christlich geprägte Askese. Die Einübung in geschlechtliche Enthaltsamkeit, Fasten oder Bedürfnislosigkeit „um des Himmelreiches willen“ (Matthäus 19,12) galt als geeignetes Mittel, dem Beispiel Jesu in besonderer Weise zu folgen. Die zunehmende Organisation kirchlichen Lebens bis zum 3. Jahrhundert war der Grund für den Aufbruch der Asketen in die Wüsten Syriens und Ägyptens. Dort konnten sie uneingeschränkt ihr Ideal christlicher Askese verwirklichen. Als Einsiedler oder Einsiedlergemeinschaften folgten sie einer einheitlichen Lebensform in einem Kloster unter der Leitung eines Oberen. Die Einsiedlergemeinschaften als frühe Form der christlichen Ordensgemeinschaft bildeten eine eigene kirchliche Gemeinschaft neben den anderen christlichen Gemeinden, ohne in Konkurrenz zu diesen zu stehen.
Die weitgehende Unabhängigkeit des frühchristlichen Mönchtums konnte nicht aufrecht erhalten werden, da im frühen Mittelalter Kirche und Staat die Klöster in ihren Dienst nahmen. Durch die Verpflichtung, Orte der Bildung und Kultur zu werden, erfuhren die Klöster und mit ihnen das Mönchtum eine enorme Ausbreitung und wachsendes Ansehen. Doch die Abhängigkeit von Staat und Kirche führte zu einer Vereinheitlichung des Mönchtums und beraubte es seiner spirituellen Kraft. Erst neue Reformen aus dem Mönchtum selbst ließen eine Vielzahl neuer Ordensgemeinschaften entstehen, darunter zahlreiche Frauenorden. Die so genannte Armutsbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts als Reaktion auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen führte zur Entstehung der Bettelorden wie Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten. Zeitgleich wurde das Ordensleben in Bezug auf Tätigkeiten, Lebensstil und Verfassung neu organisiert: die Ordensgemeinschaften wurden ortsunabhängig, lebten in gemeinsamer Armut und ihre Arbeit bestand hauptsächlich in der Seelsorge. Dieser Ordenstyp blieb richtungsweisend auch für die in der Neuzeit gegründeten Orden. Einschneidend für Mönchtum und Ordensleben war die Reformation im 16. Jahrhundert, die das Ordensleben ablehnte und dazu führte, dass die Klöster in den reformatorischen Ländern geschlossen wurden.
Als Reaktion auf die Reformation erneuerte die katholische Kirche das Ordensleben und so setzte sich ein neuer Ordenstyp durch: Nach dem Vorbild der „Gesellschaft Jesu“ blieben die Orden einerseits der Tradition des Ordenslebens verpflichtet, zugleich sahen sie sich verstärkt im Dienst der Kirche, indem sie durch Predigt, Schule, caritative Arbeit und Exerzitien zur Ausbreitung des Glaubens beitrugen. Ab dem 17. Jahrhundert entstanden so genannte Kongregationen, von Lateinisch „sich versammeln“, als Ordensgemeinschaften, die von ihren Mitgliedern nur einfache Gelübde verlangten und vor allem in der religiösen Erneuerung, in der Volksmission, Priesterausbildung oder in der Missionsarbeit in den außereuropäischen Kolonien pastoral tätig waren. Die verschiedenen Gemeinschaften entwickelten eine eigene Spiritualität, zum Mittelpunkt ihres geistlichen Lebens wurden oft Maria oder Jesus. Im Zeitalter der Aufklärung verschwanden fast alle Ordensgemeinschaften, doch im Zuge der Erneuerung des Ordenslebens und der gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Boom von Ordensgründungen, die - stets das soziale Elend der Menschen im Blick - pastorale, erzieherische und sozial-caritative Aufgaben übernahmen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sorgten insbesondere die weiblichen Orden durch ihre Arbeit in Krankenhäusern, Armenfürsorge, Schule und Erziehung für kirchliches Ansehen. Seit dem II. Vatikanischen Konzil in den 1960ziger Jahren befindet sich das Ordensleben in einer Krise, denn im Zuge der kirchlichen Erneuerung wurden auch die traditionellen Ordensgemeinschaften auf den Prüfstand gestellt. Offensichtlich ist die Zeit der großen Ordensgemeinschaften vorbei, kleinere Gemeinschaften jedoch bleiben attraktiv, auch wenn oft ein Versprechen auf Zeit der lebenslangen Bindung an einen Orden vorgezogen wird
Im Laufe der Geschichte haben Orden und Ordensgemeinschaften durch ihre je eigene Spiritualität, ihre Seelsorge und ihre Feier des Gotteslobs oft erstaunliche Impulse für das immer wieder zur Routine gewordene kirchliche Leben geben können und so auf besondere Weise Zeugnis für Jesus Christus abgelegt.
Kommentare
Schreib auch du einen Kommentar
Zeitlos6 07.12.2023 00:03
Sind nicht die Orden entstanden,
um Bier zu brauen?
Paulaner, Benediktiner?
um Bier zu brauen?
Paulaner, Benediktiner?
(Nutzer gelöscht) 07.12.2023 07:57
Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit den Benediktinerorden und bin dem Missionskloster in St.Ottilien sehr verbunden .
Ich war bei den Missionsmönchen in Togo/Afrika und habe gesehen welch großartige auch schwere Arbeit mit Hilfe zur Selbsthilfe dort geleistet wird
Seitdem sehe ich die Arbeit der Ordensleute mit anderen Augen .
So Gott will werde ich nächstes Jahr wieder mit auf eine Pilgerreise gehen ,die Pilgerreisen von St.Ottilien aus sind für mich eine innere Einkehr und auch Freude .
Alleine wenn ich sehe was in Bonifaz in München alles für die Obdachlosen gemacht wird verdient den höchsten Respekt
Nachdem meine Freunde und Verwandte über mich und meinem diesjährigen Geburtstag über die Festlichkeiten bestimmen wollten ,was zum Teil fast zum Streit geführt hätte , bin ich nach St. Ottilien ins Kloster ich habe dort ein Seminar gebucht .
Ich habe es keine Sekunde bereut, es war ein wunderschöner 75. Geburtstag ich kam mir vor wie als Jugendliche im Schullandheim ,der Pater spielte mit der Gitarre und wir sangen dazu .
Ich war bei den Missionsmönchen in Togo/Afrika und habe gesehen welch großartige auch schwere Arbeit mit Hilfe zur Selbsthilfe dort geleistet wird
Seitdem sehe ich die Arbeit der Ordensleute mit anderen Augen .
So Gott will werde ich nächstes Jahr wieder mit auf eine Pilgerreise gehen ,die Pilgerreisen von St.Ottilien aus sind für mich eine innere Einkehr und auch Freude .
Alleine wenn ich sehe was in Bonifaz in München alles für die Obdachlosen gemacht wird verdient den höchsten Respekt
Nachdem meine Freunde und Verwandte über mich und meinem diesjährigen Geburtstag über die Festlichkeiten bestimmen wollten ,was zum Teil fast zum Streit geführt hätte , bin ich nach St. Ottilien ins Kloster ich habe dort ein Seminar gebucht .
Ich habe es keine Sekunde bereut, es war ein wunderschöner 75. Geburtstag ich kam mir vor wie als Jugendliche im Schullandheim ,der Pater spielte mit der Gitarre und wir sangen dazu .
Klavierspielerin2 07.12.2023 14:12
Orden und ihre Spiritualität
https://youtu.be/Py0g7kKapvM?si=b-p-XZdY8iNy4zdO
ca. 25 Minuten
https://youtu.be/Py0g7kKapvM?si=b-p-XZdY8iNy4zdO
ca. 25 Minuten
Klavierspielerin2 07.12.2023 22:08
GOTTSUCHE UNTER DER FÜHRUNG DES EVANGELIUMS
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/125363/
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/125363/
BONN ‐ Jesus Christus hat von Beginn an Menschen fasziniert und dazu bewegt, ihr eigenes Leben seiner Nachfolge zu widmen. Daraus entwickelte sich das Mönchtum - zu einer Zeit, als das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion erhoben wurde.
Die ersten Mönche lebten zunächst als Eremiten ("Wüstenbewohner" in der Wüste und verzichteten auf alles Hab und Gut, um in der Einsamkeit ganz für Gott und seine Verehrung zu leben. Nichts sollte sie in der Einöde ablenken von ihrem Dasein für den Allmächtigen und ihrer Suche nach Gottesbegegnung. Gleichsam als erste Entwicklungsstufe dieser Frühform mönchischen Lebens schlossen sich die Eremiten nach und nach zu Gruppen zusammen.
Eine wichtige Rolle bei diesem Prozess spielte Pachomius (um 287-346), ein Schüler des heiligen Antonius, der auf einer Nilinsel eines der ersten Klöster überhaupt gründete und eine Ordensregel verfasste, die zu den ersten christlichen Regelwerken gehörte. Als die Zahl seiner Anhänger immer weiter zunahm, gründete Pachomius weitere Klöster, die zum Vorbild für die späteren Ordensgemeinschaften wurden.
Der Heilige Benedikt von Nursia, Gründer des Benediktinerorden.
Bild: ©Gerd Müller/Creative Commons
Benedikt von Nursia gilt als Begründer des abendländischen Mönchtums.
Einen weiteren Entwicklungsschub nahm das mönchische Leben zwei Jahrhunderte später unter Benedikt von Nursia (um 480-555), der bis heute als "Vater des abendländischen Mönchtums" gilt. Benedikt - der zunächst ebenfalls als Einsiedler gelebt hatte - gründete 529 ein Kloster auf dem Berg Montecassino südlich von Rom. Für dieses Kloster verfasste er seine Ordensregeln, die unter dem Schlagwort "Ora et labora" ("Bete und arbeite" zur Grundlage zahlreicher Gemeinschaften wurden und bis heute Anwendung finden. Im Mittelalter breiteten sich die Klöster in ganz Europa aus und wurden zu zentralen Orten der gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung. Sie prägten das Gesicht des Abendlandes durch die Kultivierung von Land, die Verkündigung der christlichen Botschaft und ihr Zeugnis von einem mildtätigen und barmherzigen Gott.
Gastfreundschaft, Krankenpflege, Bildung, Kunstfertigkeit und Seelsorge strahlten in die mittelalterlichen Gesellschaften hinein und prägten sie nachhaltig. Trotz dieser Erfolgsgeschichte entstand im 10. Jahrhundert der Bedarf nach Reformen des Klosterlebens. Ein wichtiger Grund hierfür war die zunehmende Verweltlichung der wirtschaftlich oftmals sehr engagierten Klöster. Ausgehend von der Abtei Cluny im französischen Burgund kam es zu einer geistigen Erneuerung des Klosterlebens.
Etwa zeitgleich mit den Reformen von Cluny entstanden die ersten Bettelorden, die ebenfalls allen weltlichen Besitztümern entsagten. Sie waren eine Reaktion auf die gewaltigen gesellschaftlichen Umbrüche: Die Kirche war in politische Machtkämpfe verstrickt, das Leben in den aufstrebenden Städten war von Not und Gefahr geprägt, die Geldwirtschaft erlangte immer größere Bedeutung. Dies alles weckte die Sehnsucht nach einem authentischen Leben auf Basis des Evangeliums, die von den Bettelorden gestillt wurde. Große Einschnitte in der Ordens- und Klostergeschichte brachten im 16. Jahrhundert die von Martin Luther in Gang gesetzte Reformation und die darauf folgenden Glaubenskämpfe. Vor allem in den Gebieten, in denen sich die Reformatoren und ihr neuer evangelischer Glaube durchsetzten, wurden viele Klöster aufgehoben oder zerstört.
Ein ähnliches Schicksal erlitten rund 300 Jahre später viele weitere Abteien im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803. Dieser Beschluss der weltlichen Fürsten verfügte die Säkularisation der meisten katholischen Besitzungen in Deutschland. Im Zuge der Umwandlung von kirchlichem in staatliches Territorium wurden rund 300 Klöster aufgehoben. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es vermehrt zum Rückkauf oder zur Rückübertragung von Klöstern und zum Aufbau neuer Abteien. Ausgelöst durch die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten viele Orden in den westlichen Ländern in eine Krise, die bis heute andauert: Sie müssen zahlreiche Austritte verkraften und kämpfen angesichts geringer Eintrittszahlen und eines hohen Altersdurchschnitts um den Fortbestand ihrer Gemeinschaften.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) rief die Orden deshalb dazu auf, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen und Wege zu finden, ihren Auftrag auch in Zukunft leben zu können. Eine vielversprechende Möglichkeit kann beispielsweise die Öffnung nach außen sein. Viele Klöster in Deutschland haben in den vergangenen Jahren auf die wachsende Nachfrage nach Auszeiten, alternativen Lebensformen und Meditationen reagiert und Angebote für Besucher (oftmals unter dem Motto "Kloster auf Zeit" entwickelt. Hinzu kommt ein steigendes Interesse an der Geschichte und Tradition der Orden sowie eine Neugier, was sich hinter den Klostermauern verbirgt.
Von Steffen Zimmermann