Schnee
29.11.2023 19:29
Schnee
29.11.2023 19:29
Schnee
...dazu habe ich aus dem Adventskalender "Der 29. Andere Advent" den folgenden Text abgeschrieben:
Vom Schnee
Erinnern Sie sich noch an den ersten Schneefall in einem Spätherbst oder Winter Ihrer Kindheit?
Es war wie der Einbruch einer anderen Realität.
Etwas Scheues, Seltenes, das uns besuchen kommt, das sich herabsenkt und die Welt um uns herum verwandelt, ohne unser Zutun, als unerwartetes Geschenk.
Der Schnee ist geradezu die Reinform einer Manifestation des Unverfügbaren: Wir können ihn nicht herstellen, nicht erzwingen, nicht einmal sicher vorherplanen, jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.
Und mehr noch: Wir können des Schnees nicht habhaft werden, ihn uns nicht aneignen: Wenn wir ihn in die Hand nehmen, zerrinnt er uns zwischen den Fingern, wenn wir ihn ins Haus holen, fließt er davon, und wenn wir ihn in die Tiefkühltruhe packen, hört er auf, Schnee zu sein.
Vielleicht sehnen sich deshalb so viele Menschen – nicht nur Kinder – nach ihm, vor allem vor Weihnachten.
Viele Wochen im Voraus werden die Meteorologen bestürmt und bekniet: Wird es dieses Jahr weiß?
Wie stehen die Chancen?
Und natürlich fehlt es nicht an Versuchen, Schnee verfügbar zu machen.
In unserem Verhältnis zum Schnee spiegelt sich das Drama des modernen Weltverhältnisses wie in einer Kristallkugel: Das kulturelle Antriebsmoment jener Lebensform, die wir modern nennen, ist die Vorstellung, der Wunsch und das Begehren, Welt verfügbar zu machen.
Lebendigkeit, Berührung und wirkliche Erfahrung aber entstehen aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren.
(Hartmut Rosa)
Vom Schnee
Erinnern Sie sich noch an den ersten Schneefall in einem Spätherbst oder Winter Ihrer Kindheit?
Es war wie der Einbruch einer anderen Realität.
Etwas Scheues, Seltenes, das uns besuchen kommt, das sich herabsenkt und die Welt um uns herum verwandelt, ohne unser Zutun, als unerwartetes Geschenk.
Der Schnee ist geradezu die Reinform einer Manifestation des Unverfügbaren: Wir können ihn nicht herstellen, nicht erzwingen, nicht einmal sicher vorherplanen, jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.
Und mehr noch: Wir können des Schnees nicht habhaft werden, ihn uns nicht aneignen: Wenn wir ihn in die Hand nehmen, zerrinnt er uns zwischen den Fingern, wenn wir ihn ins Haus holen, fließt er davon, und wenn wir ihn in die Tiefkühltruhe packen, hört er auf, Schnee zu sein.
Vielleicht sehnen sich deshalb so viele Menschen – nicht nur Kinder – nach ihm, vor allem vor Weihnachten.
Viele Wochen im Voraus werden die Meteorologen bestürmt und bekniet: Wird es dieses Jahr weiß?
Wie stehen die Chancen?
Und natürlich fehlt es nicht an Versuchen, Schnee verfügbar zu machen.
In unserem Verhältnis zum Schnee spiegelt sich das Drama des modernen Weltverhältnisses wie in einer Kristallkugel: Das kulturelle Antriebsmoment jener Lebensform, die wir modern nennen, ist die Vorstellung, der Wunsch und das Begehren, Welt verfügbar zu machen.
Lebendigkeit, Berührung und wirkliche Erfahrung aber entstehen aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren.
(Hartmut Rosa)
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 29.11.2023 19:35
Brrr 🌨️⛄🥶
Nordlady 29.11.2023 20:09
Lebendigkeit, Berührung und wirkliche Erfahrung entstehen aus der Begegnung mit dem Unverfügbaren. Sehr schöne Worte von Hartmut Rosa zum Thema Schnee.
Schnee ist eine Lebendigkeit. Er fällt von alleine ohne unser Zutun. Er verwandelt die graue Wintertristesse in eine weiße Märchenlandschaft. Er ist eine Episode in unserem Leben, die so schnell vergehen kann, wie sie gekommen ist. Man kann ihn berühren und dennoch ist er nicht verfügbar. Er vergeht, sobald wir ihn berühren, ihn festhalten wollen. Eine Zeitlang wird er uns vielleicht als Schneemann o.ä. begleiten, um uns bei den ersten warmen Sonnenstrahlen ohne unser Zutun wieder zu verlassen. Er ist für uns unverfügbar. Er hat auch die Macht, sich auszubreiten, sich auszutoben. Dann kann er uns auch durch seine eisige Kälte gefährlich werden. Dann ist er nicht kontrollierbar, unbezwingbar. Eines Tages jedoch wird er der Natur, die ihm sagt, dass seine Zeit nun vorbei ist weichen müssen.😊🙂
Schnee ist eine Lebendigkeit. Er fällt von alleine ohne unser Zutun. Er verwandelt die graue Wintertristesse in eine weiße Märchenlandschaft. Er ist eine Episode in unserem Leben, die so schnell vergehen kann, wie sie gekommen ist. Man kann ihn berühren und dennoch ist er nicht verfügbar. Er vergeht, sobald wir ihn berühren, ihn festhalten wollen. Eine Zeitlang wird er uns vielleicht als Schneemann o.ä. begleiten, um uns bei den ersten warmen Sonnenstrahlen ohne unser Zutun wieder zu verlassen. Er ist für uns unverfügbar. Er hat auch die Macht, sich auszubreiten, sich auszutoben. Dann kann er uns auch durch seine eisige Kälte gefährlich werden. Dann ist er nicht kontrollierbar, unbezwingbar. Eines Tages jedoch wird er der Natur, die ihm sagt, dass seine Zeit nun vorbei ist weichen müssen.😊🙂
einSMILEkommtwieder 29.11.2023 20:34
@ Nordlady
DANKE für DEINE tiefgründigen ergänzenden Gedanken zum Schnee!
LG Vera
DANKE für DEINE tiefgründigen ergänzenden Gedanken zum Schnee!
LG Vera
paloma 29.11.2023 23:55
Wie eine Zauberlandschaft sahen heute die weißen,verästelten Bäume aus.
Verfügbar nein,sonst würde ich den Zucker erst nach der Autofahrt streuen,aber ich konnte mich für den zauberhaften Anblick bedanken❄️❄️☃️
Verfügbar nein,sonst würde ich den Zucker erst nach der Autofahrt streuen,aber ich konnte mich für den zauberhaften Anblick bedanken❄️❄️☃️
einSMILEkommtwieder 30.11.2023 07:08
@paloma
DANKE auch DIR für DEINE zauberhaften "Puderzucker-Gedanken"!
LG Vera
DANKE auch DIR für DEINE zauberhaften "Puderzucker-Gedanken"!
LG Vera