Gaza-Massenmord-Proteste und die Unfreiheit der Andersdenkenden
14.11.2023 07:08
Gaza-Massenmord-Proteste und die Unfreiheit der Andersdenkenden
14.11.2023 07:08
Gaza-Massenmord-Proteste und die Unfreiheit der Andersdenkenden
Ein Kommentar von Rainer Rupp, veröffentlicht am 10.Nov. 2023
▶https://apolut.net/gaza-massenmord-proteste-und-die-un-freiheit-der-andersdenkenden-von-rainer-rupp --- Ton+Bild sowie Text
„Es sind MENSCHEN, die ein Existenzrecht und Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit haben. Staaten, welche dieses Recht systematisch und mit derartiger Grausamkeit mit Füßen treten, haben jedes Existenzrecht verwirkt, auch wenn sie sich ein fassadendemokratisches Mäntelchen umhängen.“ -- Oliver Ginsberg
Kampf mit Offenen Briefen – Deutsche wollen die besseren Juden sein.
Am 22. Oktober haben über 100 in Deutschland beheimatete jüdische Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler einen offenen Brief unterschrieben und in der Tageszeitung Taz veröffentlicht. Darin klagen sie die deutsche Polizei an, Proteste gegen die israelischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit brutal zu unterdrücken. Zugleich werfen sie der deutschen Regierung vor, Demonstrationen sowie Appelle für Frieden und Meinungsfreiheit zu kriminalisieren.
In dem Schreiben heißt es:
„Es gibt keine Rechtfertigung für die vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten durch die Hamas. Viele von uns haben Familie und Freunde in Israel, die von dieser Gewalt direkt betroffen sind. Mit gleicher Schärfe verurteilen wir die Tötung von (palästinensischen) Zivilisten in Gaza. … In den letzten Wochen haben Landes- und Stadtregierungen in ganz Deutschland öffentliche Versammlungen mit mutmaßlichen Sympathien für Palästinenser verboten. Diese Repressionen bestrafen auch Demonstrationen wie „Jugend gegen Rassismus“ und „Jüdische Berliner*innen gegen Gewalt in Nahost“. In einem besonders absurden Fall wurde eine jüdische Israelin festgenommen, weil sie ein Schild in der Hand hielt, auf dem sie den Krieg, den ihr Land führt, anprangerte.“
Offensichtlich hatte im demokratischsten Deutschland aller Zeiten die von deutscher Polizei festgenommene jüdische Israelin ihre erlaubte Meinung nicht zuvor mit den Behörden abgestimmt.
Weiter heißt es im Offenen Brief:
“Die Polizei hat keine glaubwürdige Verteidigung für diese Entscheidungen geliefert. Praktisch alle Absagen, einschließlich derjenigen, die von jüdischen Gruppen organisierte Versammlungen verbieten, wurden von der Polizei zum Teil mit der „unmittelbaren Gefahr“ von „volksverhetzenden, antisemitischen Ausrufen“ begründet. Diese Behauptungen dienen unserer Meinung nach dazu, legitime und gewaltfreie politische Äußerungen, die auch Kritik an Israel beinhalten dürfen, zu unterdrücken.“
Der Text des Offenen Briefs der 100 jüdischen Intellektuellen kann mitsamt den Namen der Unterzeichner über diesen Link (1) aufgerufen werden.
Dieser Brief blieb jedoch nicht ohne Reaktionen und rief 1.000, ja Tausend, deutsche „links-, liberal- und konservativ-denkende Autorinnen und Autoren“ – so bezeichnen sie sich selbst – auf den Plan, jüdischer zu sein als die in Deutschland lebenden jüdischen Israelis. So entstand denn auch ein zweiter Offener Brief, diesmal mit beeindruckenden Tausend Unterschriften. In dem machten sich die Autorinnen und Autoren das Narrativ der Rechtsradikalen der Netanjahu-Regierung sowie das von der Staatsraison der Bundesregierung zum Schutz des Apartheid-Staates Israel zu eigen.
Angesichts der schlimmen Gewalttaten der terroristischen Hamas klagen sie ihren eigenen Literaturbetrieb an, der angeblich „in einem an Bräsigkeit nicht zu überbietenden Schweigen“ verharrt. Oder vielleicht ist es „gar keine Bräsigkeit“, sinniert man im Offenen Brief weiter,
„sondern konzentriertes Stillhalten, um bloß keinen Fehler zu machen? Sich nicht angreifbar zu machen? Selbstbewusstes oder in irgendeiner Form dem grassierenden Antisemitismus die Stirn bietendes Schweigen jedenfalls kann es nicht sein.“
Zum Abschluss versicherten die Tausend deutschen Autoren und Autorinnen in ihrem Drang, jüdischer zu sein als die Juden
„allen in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden Jüdinnen und Juden“, „dem Staat!!! Israel” sowie „allen Menschen, die sich für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, auch im Gazastreifen einsetzen“ ihre Solidarität.
Der Einschub, „auch im Gazastreifen“ setzt dieser Brechreiz produzierenden Heuchelei der tausend Autoren die Krone auf.
Der Offene Brief samt Namen der Unterzeichner kann über diesen Link (2) aufgerufen werden.
Zum Glück produzierte auch der Brief der Tausend Reaktionen und eine davon ist überwältigend, wenn auch nicht im Sinne der Heuchler. Es ist ein Email, des eingangs zitierten Oliver Ginsberg an die Web-Adresse der Gruppe, die den Offenen Brief der Tausend organisiert hat. Ginsbergs kurze Replik an die Tausend medialen Hilfswilligen zur Unterstützung der alltäglichen zionistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist bestechend scharf. Fakten und komplexe Sachverhalte sind stark kondensiert, aber deren emotionaler Inhalt wird dennoch mit voller Wucht vermittelt, was mich als Leser sofort gepackt hat. Ich habe vom Autor die schriftliche Genehmigung bekommen, seine Mail unverändert und ungekürzt zu veröffentlichen, weil auch ihm an einer weit möglichsten Verbreitung gelegen ist. Hier folgt Ginsbergs Mail:
Betreff: Schluss mit der Anmaßung für Juden zu sprechen
Datum: Thu, 2 Nov 2023 13:41:25 +0100
Von: Oliver Ginsberg
An: offenerbrief.literaturbetrieb@gmail.com
An die Unterzeichnenden des Offenen Briefes,
als Nachkomme einer jüdischen Familie, die unter dem Faschismus bis auf eine Person ausgelöscht wurde, melde ich hiermit meinen schärfsten Protest an gegenüber ihrer Anmaßung für Jüdinnen und Juden in diesem Land sprechen zu wollen. Noch leben Menschen in diesem Land, die selbst oder deren Eltern und Großeltern Opfer der Shoah wurden. Diese haben eine eigene Stimme und benötigen ihre bevormundende, geschichtsvergessene und eurozentristische Fürsprache nicht.
Im Übrigen hat auch der Staat Israel nicht das Recht für uns zu sprechen. Dieser Staat ist selbst das Ergebnis einer Kolonialisierungsideologie, die in ihrem völkisch-chauvinistischen Gepräge den rassistischen Kolonialisierungs- und Missionierungsbemühungen früherer Jahrhunderte in nichts nachsteht. Wenn ihnen angesichts der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, welche die israelischen Streitkräfte schon zum wiederholten Mal an der palästinensischen Zivilbevölkerung verübt haben, angesichts des seit Jahrzehnten andauernden, illegalen und gewaltsamen Siedlerkolonialismus, angesichts der tausendfachen Schikanen, Verhaftungen und Folterungen in israelischen Gefängnissen nichts anderes einfällt als eine apologetische Bestätigung israelischer Selbstverteidigungsdoktrin, die nichts anderes ist als eine Legitimierung von Massenmord, dann wäre es besser ganz zu schweigen. Hören Sie auf in moralischer Überheblichkeit zu schwelgen. Sie haben nichts, rein gar nichts aus der Geschichte der Shoah gelernt.
Wer Israel jetzt noch unterstützt, setzt sich nicht für Jüdinnen und Juden und deren Nachkommen ein, sondern für ein militaristisch-koloniales Staatsprojekt, welches kein Existenzrecht für sich beanspruchen kann. Es sind MENSCHEN, die ein Existenzrecht und Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit haben. Staaten, welche dieses Recht systematisch und mit derartiger Grausamkeit mit Füßen treten, haben jedes Existenzrecht verwirkt, auch wenn sie sich ein fassadendemokratisches Mäntelchen umhängen.
Was am 7. Oktober tatsächlich geschehen ist, wird vielleicht die Zukunft zeigen. Was wir bereits jetzt wissen, ist, dass die weit verbreiteten Narrative von geköpften Babys und Vergewaltigungen durch nichts belegt sind und dass viele Israelis im “friendly fire” ihrer eigenen Armee ums Leben kamen. Ein großer Teil der Getöteten auf israelischer Seite waren laut Ha’aretz Soldaten und Polizeikräfte. Es ist richtig, religiösen und nationalen Fanatismus und den Tod von Zivilisten zu verurteilen. Das gilt jedoch für beide Seiten und schon wegen des Umfangs noch viel mehr für die Zionistische. Sie jedoch ziehen es vor, einer bequemen Staatsraison zu folgen, der zufolge die palästinensische Bevölkerung kein Recht auf bewaffneten Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und Vertreibungspolitik hat, Israel aber jedes noch so grauenhafte Kriegsverbrechen begehen darf und ungeschoren davonkommt.
Hören Sie endlich einmal den Jüdinnen und Juden zu, die sich konsequent auf die Seite der palästinensischen Seite gestellt haben. Folgen Sie Abigail Martin, Miko Peled, Norman Finkelstein, Gabor Maté, Noam Chomsky u.a. welche zu der Minderheit derjenigen gehören, welche diesen Konflikt in seinen wahren historischen und moralischen Kontext stellen. Und bitte, bitte verschonen Sie uns mit Ihren jämmerlichen Krokodilstränen. Wir werden nicht von Kritik an Israel bedroht, sondern von einem Mangel an Empathie politischer Entscheidungsträger in Deutschland selbst, welche – indem sie ihre völlige Kritiklosigkeit an Israel äußern – diejenigen verhöhnen, die am meisten unter Faschismus und Rassismus gelitten haben.
Solange von Ihnen keine Besinnung und kein Bedauern bezüglich ihrer einseitigen und inakzeptablen Stellungnahme wahrzunehmen ist, werde ich die Unterschriftenliste nunmehr als literarischen Leitfaden verwenden, zu Autorinnen und Autoren, deren Werke keinen wesentlichen kulturellen Beitrag mehr versprechen.
Mit entsetzten Grüßen
Oliver Ginsberg
------------------------------------------------------------
Auf meine Bitte hin, hat Oliver Ginsberg noch einige Angaben zu seiner Person gemacht, die ich hier weitergeben darf:
Jahrgang 1961 – war 1980 an der Gründung der Grünen beteiligt, wandte mich nach dem Jugoslawienkrieg endgültig von der Partei ab. Zum familiären Hintergrund: mein Vater war als Halbjude bis zum Kriegsende in einem Arbeitslager in der Nähe von Breslau interniert, konnte mit dem Vormarsch der Sowjetarmee fliehen. Sein Vater Eliezer, dessen Bruder Rafael und die Eltern Nahman und Rahel Ginsberg kamen alle in Rumänien um. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt – nur das Todesdatum meines Großvaters, der 6 Wochen vor dem Einmarsch der Roten Armee in Bukarest ums Leben kam. Er wurde 49 Jahre alt.
Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, das zu erwähnen. Es erklärt vielleicht meine persönliche Betroffenheit, aber eigentlich sollte jeder Mensch, der noch halbwegs Empathie fähig ist, gegen diesen Genozid in Palästina aufstehen.
Soweit in Kürze.
Herzliche Grüße
Oliver
-----------------------------------------------------------------------------
Zivilisten in Gaza absichtliche Bombenziele
Gegen Ende dieser Tagesdosis möchte ich noch die Befürchtung mit meinen Lesern teilen, dass die Zivilisten in Gaza absichtlich Ziel der israelischen Bomben sind. Denn die Parallelen des Vorgehens der israelischen Armee gegen die Zivilbevölkerung in Gaza erinnert in Schlüsselelementen an die große Vertreibung von 1948. Damals haben gezielte Massaker an Zivilisten erreicht, dass die Palästinenser von sich aus die Flucht ergriffen.
Wichtig ist zu erkennen, dass die getöteten und verstümmelten Menschen in Gaza keine „Kollateralschäden“ militärischer Operationen sind, wie die Zionisten und der Westen behaupten. Nein, die Menschen in Gaza sind das eigentliche Ziel der israelischen Bombardements. Denn was hier geschieht, erinnert stark an die Ereignisse und den Ablauf der „Nakba“ von 1948, die erste große Vertreibung, die bei rechtsradikalen Zionisten immer noch als Blaupause für die Behandlung der Palästinenser gilt.
Damals hatten zionistische Killer-Kommandos ein halbes dutzend palästinensische Dörfer überfallen und jeweils Hunderte von Menschen systematisch und mit betonter Grausamkeit ermordet, Männer, Frauen, Kinder. Wie später bekannt wurde, war das eine kalkulierte Operation der psychologischen Kriegsführung gewesen.
Denn die Nachricht über diese Massaker verbreiteten sich in Windeseile und produzierten Furcht und Schrecken unter den Palästinensern. Die Angst, dass ihr Dorf das nächste sein könnte, veranlasste einen großen Teil der lokalen Bevölkerung, die Flucht zu ergreifen, weg von den zionistischen Killern.
Insgesamt sind geschätzte 700.000 Menschen geflohen. So wurden ganze Landstriche schnell menschenleer gemacht. In die intakten Häuser zogen dann jüdische Einwanderer ein und bewirtschafteten die Felder. Die geflohenen Palästinenser durften nie zu ihrem Hab und Gut zurückkehren.
Die Parallelen der täglichen Massaker in Gaza zur Nakba sind offensichtlich. In verschiedenen Stadtteilen werden gezielt die dicht zusammenstehenden, mit Großfamilien vollgestopften Häuser bombardiert. Zu Tausenden werden die Menschen dort in Stücke gerissen, oder von international geächteten Phosphorgranaten verbrannt. Sie werden unter Trümmerhaufen verschüttet, wo sie unerreichbar für die Retter, über Stunden oder Tage hinweg einen qualvollen Tod erleiden.
Die Furcht und der Schrecken, die so produziert werden, sollen – ähnlich wie bei der Nakba – die Bevölkerung dazu bewegen, aus Angst davor, dass ihr Stadtteil, ihr Häuserviertel, ihre Straße als nächstes dran sind, zu einer Massenflucht aus Gaza verleiten, über den Ramallah-Übergang ins sichere Ägypten. Einer solchen Massenflucht, auch wenn sich nur ein Teil der 2,2 Millionen Gaza-Bewohner in Bewegung setzen würde, könnten weder die Hamas noch die ägyptischen Grenzer etwas entgegensetzen. Die Verbrecher in der Natanjahu-Regierung wären ihrem erklärten Ziel, die Gaza-Bevölkerung nach Ägypten hinauszudrängen, einen großen Schritt nähergekommen.
„Sie so viele Menschen wie physisch möglich töten“
Auch die vor Ort in Gaza arbeitende Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ verdächtigen am 6.11.2023 in einem Video Israel öffentlich, gezielt so viele Menschen wie möglich zu töten. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ist die Zahl der Todesopfer auf über 9.770 gestiegen, darunter 4.880 Kinder.
Ein Arzt der internationalen humanitären Organisation Ärzte ohne Grenzen, der im Gaza Arab National Hospital arbeitet, wies darauf hin, dass 40 Prozent der Krankenhauseinrichtungen durch israelischen Beschuss zerstört wurden. Zudem berichtete er von Verletzungsfällen bei Patienten durch chemische Waffen. Dabei bezog er sich auf weißen Phosphor.
“Wir haben einige Fälle im Shifa-Krankenhaus behandelt, darunter einen 13-jährigen Jungen mit charakteristischen Phosphorverbrennungen. Sie dringen tief in das Körpergewebe ein, da es sich um chemische und nicht um thermische Verbrennungen handelt”, sagte er. Seines Erachtens entspreche das Vorgehen der israelischen Armee, ganze Stadtteile und insbesondere bewohnte Gebäude anzugreifen, dem militärischen Ziel, Opferzahlen zu maximieren.
“Sie schlagen dort zu, wo sie so viele Menschen wie physisch möglich töten und verletzen können”.
Hier ist der Link zum Video (3) in Englisch mit deutschen Untertiteln
Quellen und Anmerkungen
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(1) https://taz.de/Offener-Brief-juedischer-Intellektueller/!5965154/
(2) http://www.offener-brief-israel-literaturbetrieb.de/
(3) https://odysee.com/@RTDE:e/%C3%84rzte-ohne-Grenzen–Israel-zielt-darauf-ab,-so-viele-Menschen-wie-m%C3%B6glich-zu-t%C3%B6ten:5
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▶https://apolut.net/gaza-massenmord-proteste-und-die-un-freiheit-der-andersdenkenden-von-rainer-rupp --- Ton+Bild sowie Text
„Es sind MENSCHEN, die ein Existenzrecht und Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit haben. Staaten, welche dieses Recht systematisch und mit derartiger Grausamkeit mit Füßen treten, haben jedes Existenzrecht verwirkt, auch wenn sie sich ein fassadendemokratisches Mäntelchen umhängen.“ -- Oliver Ginsberg
Kampf mit Offenen Briefen – Deutsche wollen die besseren Juden sein.
Am 22. Oktober haben über 100 in Deutschland beheimatete jüdische Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler einen offenen Brief unterschrieben und in der Tageszeitung Taz veröffentlicht. Darin klagen sie die deutsche Polizei an, Proteste gegen die israelischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit brutal zu unterdrücken. Zugleich werfen sie der deutschen Regierung vor, Demonstrationen sowie Appelle für Frieden und Meinungsfreiheit zu kriminalisieren.
In dem Schreiben heißt es:
„Es gibt keine Rechtfertigung für die vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten durch die Hamas. Viele von uns haben Familie und Freunde in Israel, die von dieser Gewalt direkt betroffen sind. Mit gleicher Schärfe verurteilen wir die Tötung von (palästinensischen) Zivilisten in Gaza. … In den letzten Wochen haben Landes- und Stadtregierungen in ganz Deutschland öffentliche Versammlungen mit mutmaßlichen Sympathien für Palästinenser verboten. Diese Repressionen bestrafen auch Demonstrationen wie „Jugend gegen Rassismus“ und „Jüdische Berliner*innen gegen Gewalt in Nahost“. In einem besonders absurden Fall wurde eine jüdische Israelin festgenommen, weil sie ein Schild in der Hand hielt, auf dem sie den Krieg, den ihr Land führt, anprangerte.“
Offensichtlich hatte im demokratischsten Deutschland aller Zeiten die von deutscher Polizei festgenommene jüdische Israelin ihre erlaubte Meinung nicht zuvor mit den Behörden abgestimmt.
Weiter heißt es im Offenen Brief:
“Die Polizei hat keine glaubwürdige Verteidigung für diese Entscheidungen geliefert. Praktisch alle Absagen, einschließlich derjenigen, die von jüdischen Gruppen organisierte Versammlungen verbieten, wurden von der Polizei zum Teil mit der „unmittelbaren Gefahr“ von „volksverhetzenden, antisemitischen Ausrufen“ begründet. Diese Behauptungen dienen unserer Meinung nach dazu, legitime und gewaltfreie politische Äußerungen, die auch Kritik an Israel beinhalten dürfen, zu unterdrücken.“
Der Text des Offenen Briefs der 100 jüdischen Intellektuellen kann mitsamt den Namen der Unterzeichner über diesen Link (1) aufgerufen werden.
Dieser Brief blieb jedoch nicht ohne Reaktionen und rief 1.000, ja Tausend, deutsche „links-, liberal- und konservativ-denkende Autorinnen und Autoren“ – so bezeichnen sie sich selbst – auf den Plan, jüdischer zu sein als die in Deutschland lebenden jüdischen Israelis. So entstand denn auch ein zweiter Offener Brief, diesmal mit beeindruckenden Tausend Unterschriften. In dem machten sich die Autorinnen und Autoren das Narrativ der Rechtsradikalen der Netanjahu-Regierung sowie das von der Staatsraison der Bundesregierung zum Schutz des Apartheid-Staates Israel zu eigen.
Angesichts der schlimmen Gewalttaten der terroristischen Hamas klagen sie ihren eigenen Literaturbetrieb an, der angeblich „in einem an Bräsigkeit nicht zu überbietenden Schweigen“ verharrt. Oder vielleicht ist es „gar keine Bräsigkeit“, sinniert man im Offenen Brief weiter,
„sondern konzentriertes Stillhalten, um bloß keinen Fehler zu machen? Sich nicht angreifbar zu machen? Selbstbewusstes oder in irgendeiner Form dem grassierenden Antisemitismus die Stirn bietendes Schweigen jedenfalls kann es nicht sein.“
Zum Abschluss versicherten die Tausend deutschen Autoren und Autorinnen in ihrem Drang, jüdischer zu sein als die Juden
„allen in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden Jüdinnen und Juden“, „dem Staat!!! Israel” sowie „allen Menschen, die sich für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, auch im Gazastreifen einsetzen“ ihre Solidarität.
Der Einschub, „auch im Gazastreifen“ setzt dieser Brechreiz produzierenden Heuchelei der tausend Autoren die Krone auf.
Der Offene Brief samt Namen der Unterzeichner kann über diesen Link (2) aufgerufen werden.
Zum Glück produzierte auch der Brief der Tausend Reaktionen und eine davon ist überwältigend, wenn auch nicht im Sinne der Heuchler. Es ist ein Email, des eingangs zitierten Oliver Ginsberg an die Web-Adresse der Gruppe, die den Offenen Brief der Tausend organisiert hat. Ginsbergs kurze Replik an die Tausend medialen Hilfswilligen zur Unterstützung der alltäglichen zionistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist bestechend scharf. Fakten und komplexe Sachverhalte sind stark kondensiert, aber deren emotionaler Inhalt wird dennoch mit voller Wucht vermittelt, was mich als Leser sofort gepackt hat. Ich habe vom Autor die schriftliche Genehmigung bekommen, seine Mail unverändert und ungekürzt zu veröffentlichen, weil auch ihm an einer weit möglichsten Verbreitung gelegen ist. Hier folgt Ginsbergs Mail:
Betreff: Schluss mit der Anmaßung für Juden zu sprechen
Datum: Thu, 2 Nov 2023 13:41:25 +0100
Von: Oliver Ginsberg
An: offenerbrief.literaturbetrieb@gmail.com
An die Unterzeichnenden des Offenen Briefes,
als Nachkomme einer jüdischen Familie, die unter dem Faschismus bis auf eine Person ausgelöscht wurde, melde ich hiermit meinen schärfsten Protest an gegenüber ihrer Anmaßung für Jüdinnen und Juden in diesem Land sprechen zu wollen. Noch leben Menschen in diesem Land, die selbst oder deren Eltern und Großeltern Opfer der Shoah wurden. Diese haben eine eigene Stimme und benötigen ihre bevormundende, geschichtsvergessene und eurozentristische Fürsprache nicht.
Im Übrigen hat auch der Staat Israel nicht das Recht für uns zu sprechen. Dieser Staat ist selbst das Ergebnis einer Kolonialisierungsideologie, die in ihrem völkisch-chauvinistischen Gepräge den rassistischen Kolonialisierungs- und Missionierungsbemühungen früherer Jahrhunderte in nichts nachsteht. Wenn ihnen angesichts der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, welche die israelischen Streitkräfte schon zum wiederholten Mal an der palästinensischen Zivilbevölkerung verübt haben, angesichts des seit Jahrzehnten andauernden, illegalen und gewaltsamen Siedlerkolonialismus, angesichts der tausendfachen Schikanen, Verhaftungen und Folterungen in israelischen Gefängnissen nichts anderes einfällt als eine apologetische Bestätigung israelischer Selbstverteidigungsdoktrin, die nichts anderes ist als eine Legitimierung von Massenmord, dann wäre es besser ganz zu schweigen. Hören Sie auf in moralischer Überheblichkeit zu schwelgen. Sie haben nichts, rein gar nichts aus der Geschichte der Shoah gelernt.
Wer Israel jetzt noch unterstützt, setzt sich nicht für Jüdinnen und Juden und deren Nachkommen ein, sondern für ein militaristisch-koloniales Staatsprojekt, welches kein Existenzrecht für sich beanspruchen kann. Es sind MENSCHEN, die ein Existenzrecht und Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit haben. Staaten, welche dieses Recht systematisch und mit derartiger Grausamkeit mit Füßen treten, haben jedes Existenzrecht verwirkt, auch wenn sie sich ein fassadendemokratisches Mäntelchen umhängen.
Was am 7. Oktober tatsächlich geschehen ist, wird vielleicht die Zukunft zeigen. Was wir bereits jetzt wissen, ist, dass die weit verbreiteten Narrative von geköpften Babys und Vergewaltigungen durch nichts belegt sind und dass viele Israelis im “friendly fire” ihrer eigenen Armee ums Leben kamen. Ein großer Teil der Getöteten auf israelischer Seite waren laut Ha’aretz Soldaten und Polizeikräfte. Es ist richtig, religiösen und nationalen Fanatismus und den Tod von Zivilisten zu verurteilen. Das gilt jedoch für beide Seiten und schon wegen des Umfangs noch viel mehr für die Zionistische. Sie jedoch ziehen es vor, einer bequemen Staatsraison zu folgen, der zufolge die palästinensische Bevölkerung kein Recht auf bewaffneten Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und Vertreibungspolitik hat, Israel aber jedes noch so grauenhafte Kriegsverbrechen begehen darf und ungeschoren davonkommt.
Hören Sie endlich einmal den Jüdinnen und Juden zu, die sich konsequent auf die Seite der palästinensischen Seite gestellt haben. Folgen Sie Abigail Martin, Miko Peled, Norman Finkelstein, Gabor Maté, Noam Chomsky u.a. welche zu der Minderheit derjenigen gehören, welche diesen Konflikt in seinen wahren historischen und moralischen Kontext stellen. Und bitte, bitte verschonen Sie uns mit Ihren jämmerlichen Krokodilstränen. Wir werden nicht von Kritik an Israel bedroht, sondern von einem Mangel an Empathie politischer Entscheidungsträger in Deutschland selbst, welche – indem sie ihre völlige Kritiklosigkeit an Israel äußern – diejenigen verhöhnen, die am meisten unter Faschismus und Rassismus gelitten haben.
Solange von Ihnen keine Besinnung und kein Bedauern bezüglich ihrer einseitigen und inakzeptablen Stellungnahme wahrzunehmen ist, werde ich die Unterschriftenliste nunmehr als literarischen Leitfaden verwenden, zu Autorinnen und Autoren, deren Werke keinen wesentlichen kulturellen Beitrag mehr versprechen.
Mit entsetzten Grüßen
Oliver Ginsberg
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Auf meine Bitte hin, hat Oliver Ginsberg noch einige Angaben zu seiner Person gemacht, die ich hier weitergeben darf:
Jahrgang 1961 – war 1980 an der Gründung der Grünen beteiligt, wandte mich nach dem Jugoslawienkrieg endgültig von der Partei ab. Zum familiären Hintergrund: mein Vater war als Halbjude bis zum Kriegsende in einem Arbeitslager in der Nähe von Breslau interniert, konnte mit dem Vormarsch der Sowjetarmee fliehen. Sein Vater Eliezer, dessen Bruder Rafael und die Eltern Nahman und Rahel Ginsberg kamen alle in Rumänien um. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt – nur das Todesdatum meines Großvaters, der 6 Wochen vor dem Einmarsch der Roten Armee in Bukarest ums Leben kam. Er wurde 49 Jahre alt.
Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, das zu erwähnen. Es erklärt vielleicht meine persönliche Betroffenheit, aber eigentlich sollte jeder Mensch, der noch halbwegs Empathie fähig ist, gegen diesen Genozid in Palästina aufstehen.
Soweit in Kürze.
Herzliche Grüße
Oliver
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Zivilisten in Gaza absichtliche Bombenziele
Gegen Ende dieser Tagesdosis möchte ich noch die Befürchtung mit meinen Lesern teilen, dass die Zivilisten in Gaza absichtlich Ziel der israelischen Bomben sind. Denn die Parallelen des Vorgehens der israelischen Armee gegen die Zivilbevölkerung in Gaza erinnert in Schlüsselelementen an die große Vertreibung von 1948. Damals haben gezielte Massaker an Zivilisten erreicht, dass die Palästinenser von sich aus die Flucht ergriffen.
Wichtig ist zu erkennen, dass die getöteten und verstümmelten Menschen in Gaza keine „Kollateralschäden“ militärischer Operationen sind, wie die Zionisten und der Westen behaupten. Nein, die Menschen in Gaza sind das eigentliche Ziel der israelischen Bombardements. Denn was hier geschieht, erinnert stark an die Ereignisse und den Ablauf der „Nakba“ von 1948, die erste große Vertreibung, die bei rechtsradikalen Zionisten immer noch als Blaupause für die Behandlung der Palästinenser gilt.
Damals hatten zionistische Killer-Kommandos ein halbes dutzend palästinensische Dörfer überfallen und jeweils Hunderte von Menschen systematisch und mit betonter Grausamkeit ermordet, Männer, Frauen, Kinder. Wie später bekannt wurde, war das eine kalkulierte Operation der psychologischen Kriegsführung gewesen.
Denn die Nachricht über diese Massaker verbreiteten sich in Windeseile und produzierten Furcht und Schrecken unter den Palästinensern. Die Angst, dass ihr Dorf das nächste sein könnte, veranlasste einen großen Teil der lokalen Bevölkerung, die Flucht zu ergreifen, weg von den zionistischen Killern.
Insgesamt sind geschätzte 700.000 Menschen geflohen. So wurden ganze Landstriche schnell menschenleer gemacht. In die intakten Häuser zogen dann jüdische Einwanderer ein und bewirtschafteten die Felder. Die geflohenen Palästinenser durften nie zu ihrem Hab und Gut zurückkehren.
Die Parallelen der täglichen Massaker in Gaza zur Nakba sind offensichtlich. In verschiedenen Stadtteilen werden gezielt die dicht zusammenstehenden, mit Großfamilien vollgestopften Häuser bombardiert. Zu Tausenden werden die Menschen dort in Stücke gerissen, oder von international geächteten Phosphorgranaten verbrannt. Sie werden unter Trümmerhaufen verschüttet, wo sie unerreichbar für die Retter, über Stunden oder Tage hinweg einen qualvollen Tod erleiden.
Die Furcht und der Schrecken, die so produziert werden, sollen – ähnlich wie bei der Nakba – die Bevölkerung dazu bewegen, aus Angst davor, dass ihr Stadtteil, ihr Häuserviertel, ihre Straße als nächstes dran sind, zu einer Massenflucht aus Gaza verleiten, über den Ramallah-Übergang ins sichere Ägypten. Einer solchen Massenflucht, auch wenn sich nur ein Teil der 2,2 Millionen Gaza-Bewohner in Bewegung setzen würde, könnten weder die Hamas noch die ägyptischen Grenzer etwas entgegensetzen. Die Verbrecher in der Natanjahu-Regierung wären ihrem erklärten Ziel, die Gaza-Bevölkerung nach Ägypten hinauszudrängen, einen großen Schritt nähergekommen.
„Sie so viele Menschen wie physisch möglich töten“
Auch die vor Ort in Gaza arbeitende Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ verdächtigen am 6.11.2023 in einem Video Israel öffentlich, gezielt so viele Menschen wie möglich zu töten. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ist die Zahl der Todesopfer auf über 9.770 gestiegen, darunter 4.880 Kinder.
Ein Arzt der internationalen humanitären Organisation Ärzte ohne Grenzen, der im Gaza Arab National Hospital arbeitet, wies darauf hin, dass 40 Prozent der Krankenhauseinrichtungen durch israelischen Beschuss zerstört wurden. Zudem berichtete er von Verletzungsfällen bei Patienten durch chemische Waffen. Dabei bezog er sich auf weißen Phosphor.
“Wir haben einige Fälle im Shifa-Krankenhaus behandelt, darunter einen 13-jährigen Jungen mit charakteristischen Phosphorverbrennungen. Sie dringen tief in das Körpergewebe ein, da es sich um chemische und nicht um thermische Verbrennungen handelt”, sagte er. Seines Erachtens entspreche das Vorgehen der israelischen Armee, ganze Stadtteile und insbesondere bewohnte Gebäude anzugreifen, dem militärischen Ziel, Opferzahlen zu maximieren.
“Sie schlagen dort zu, wo sie so viele Menschen wie physisch möglich töten und verletzen können”.
Hier ist der Link zum Video (3) in Englisch mit deutschen Untertiteln
Quellen und Anmerkungen
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(1) https://taz.de/Offener-Brief-juedischer-Intellektueller/!5965154/
(2) http://www.offener-brief-israel-literaturbetrieb.de/
(3) https://odysee.com/@RTDE:e/%C3%84rzte-ohne-Grenzen–Israel-zielt-darauf-ab,-so-viele-Menschen-wie-m%C3%B6glich-zu-t%C3%B6ten:5
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