danke für Deine Veröffentlichung @Klavierspielerin - das ist für mich zumindest sehr interessant und wahr
Tabgha ist ein faszinierenden Ort, wir waren dort auch im schönen Pilgerhaus
"Ein Pulverfass für die Welt"
13.11.2023 19:26
"Ein Pulverfass für die Welt"
13.11.2023 19:26
"Ein Pulverfass für die Welt"
VERÖFFENTLICHT AM 12.11.2023 UM 13:37 UHR –
TABGHA ‐ Als erster ausländischer Vertreter der katholischen Kirche hat Bischof Heimer Wilmer das Heilige Land nach Ausbruch des Krieges in Nahost besucht. Der Vorsitzende der Kommission Justitia et Pax berichtet im Interview von seinen Erfahrungen während der Reise.
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim, hat den Opfern auf beiden Seiten des Nahostkriegs seine Solidarität ausgesprochen. Es bedürfe "Anstrengungen auf allen Ebenen und aller Menschen guten Willens" gegen diesen Krieg und für einen gerechten Frieden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, zum Abschluss seines Heiliglandbesuchs im Interview in Tabgha am See Genezareth.
Frage: Herr Bischof, Sie sind der erste ausländische katholische Vertreter, der seit Kriegsbeginn am 7. Oktober das Heilige Land bereist. Was hat Sie zu diesem Besuch bewogen?
Wilmer: Die Entscheidung zu diesem Besuch fiel sehr kurzfristig am vergangenen Sonntag und entgegen aller Ratschläge aus meinem privaten und dienstlichen Umfeld. Man warnte mich, dass dieser Besuch zu früh komme und zu kurz sei. Mir war es jedoch als Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax wichtig, den Menschen im Heiligen Land so früh wie möglich zu zeigen, dass die weltweite Kirche sie nicht allein lässt. Ich möchte bei ihnen und ihrem Leiden sein und unsere Solidarität zeigen.
Ohne es zu sehr zu vergeistlichen: Mir persönlich ist das Tun Jesu wichtig. Präsenz ist für mich unschlagbar: Da zu sein, ohne mit einer Lösung zu kommen, ohne Bewertung, sondern den Menschen in die Augen zu schauen und ihnen zuzuhören. Es war mir wichtig, mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Gruppen zusammenzukommen, mit Israelis, mit arabischen und hebräischen Christen, mit Vertretern der jüdischen und der muslimischen Gemeinschaft.
Frage: Was ist der stärkste Eindruck, den Sie aus den Begegnungen mitnehmen?
Wilmer: Die Lage ist wesentlich komplexer, als ich das in Deutschland gesehen habe, und vielleicht als wir das in Deutschland insgesamt wahrnehmen. Es gibt Leid auf allen Seiten, aber auch auf allen Seiten Anstrengungen um die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben. Ein weiterer Eindruck: Bei meinen beiden früheren Heiliglandbesuchen 2012 und 2013 waren viele Orte sehr gut besucht. Bei meinem jetzigen Yad-Vashem-Besuch am Donnerstag, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht 1938, waren in der gesamten Gedenkstätte vielleicht zehn Personen. Es herrschten eine unwirkliche Stimmung und eine fast schon gespenstische Stille.
Frage: Nehmen Sie tatsächlich wahr, dass es weiterhin Gesprächsbereitschaft zwischen den verschiedenen Konfliktparteien gibt?
Wilmer: Unter denjenigen, die ich getroffen habe, eindeutig ja. Die palästinensischen Christen sind jedoch enttäuscht. Sie sagen, dass sie keine Stimme haben und nicht gehört werden. Auf palästinensischer Seite herrscht große Hilflosigkeit. Aber Forderungen nach einem Waffenstillstand und einem Ende des Kriegs habe ich oft gehört. Es gibt Verständnis für den israelischen Gegenschlag gegen die Hamas, aber man hat das Gefühl, dass es jetzt reicht.
Bild: ©KNA/Andrea Krogmann
Heiner Wilmer (m.), Bischof von Hildesheim und Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, beim Einzug in die Brotvermehrungskirche des Benediktinerklosters Tabgha.
Frage: Welche Lösungsvorschläge sind Ihnen bei ihren Gesprächspartnern begegnet?
Wilmer: Mehrheitlich haben sich die Menschen für eine Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen. Hier und da gab es auch die Vision eines Staates mit Gleichheit aller Bürger. Auf palästinensischer Seite wird die Gleichbehandlung etwa bei der Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Bildung oder medizinischer Versorgung stark gefordert. Das Thema ist so kompliziert und komplex, dass ich mir keinen Rat anmaße. Ich hoffe, bitte und bete, dass sich die Menschen an einen Tisch setzen.
Frage: Von beiden Seiten des Konflikts wurde Kritik an der kirchlichen Position laut. Ist Ihnen diese Kritik begegnet?
Wilmer: Einerseits wird der Kirche und dem Vatikan vorgeworfen, dass sie sich nicht schnell genug an die Seite Israels gestellt haben. Andererseits sagt die palästinensische Seite: Wir sind nicht die Hamas, die Hamas vertritt uns nicht. Bei allem Verständnis für Israel kann es nicht auf unsere Kinder schießen. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax hat sehr schnell, am frühen Nachmittag des 7. Oktober, bereits reagiert und sich klar gegen den Terrorangriff der Hamas an der Seite Israels gestellt. Gleichzeitig haben wir betont, dass unsere Gebete bei den Opfern auf beiden Seiten und unsere Sympathie mit allen sind, die sich für Frieden einsetzen.
Frage: Wurden Forderungen oder Erwartungen an Sie herangetragen, was die Kirche in Deutschland angeht?
Wilmer: Bei einem Treffen mit Alt-Patriarch Michel Sabbah und dem früheren Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken im Heiligen Land, David Neuhaus, haben sie mir gesagt, ich müsse in Deutschland zur Sprache bringen, dass es auf beiden Seiten unschuldige Opfer gibt. Pater David hat mich angehalten, über Sprache und Wortwahl nachzudenken. Als Christen stünde es uns an, eine Sprache der Bibel und der christlichen Tradition, nicht eine staatliche Sprache zu wählen. Konkret: Wenn die Rede von einem Recht auf Selbstverteidigung ist, müssen wir uns fragen, ob Jesus das so gesagt hätte. Wir müssten darauf achten, dass bestimmte Narrative nicht so genutzt werden können, dass sie schließlich anderen politischen Zielen dienen. Und insgesamt wünscht man sich mehr Präsenz der Kirche.
Frage: Mit welchem Gefühl fliegen Sie zurück?
Wilmer: Wir müssen etwas tun. Dieser Krieg ist ein Pulverfass für die Welt. Deshalb bedarf es der Anstrengungen auf allen Ebenen und aller Menschen guten Willens. Und es braucht das Gebet, weil wir die Hoffnung brauchen, dass es doch möglich ist, dass am Ende nicht Hass und Ungerechtigkeit Bestand haben, sondern Frieden und Gerechtigkeit mehr sind als nur eine Utopie.
Von Andrea Krogmann (KNA)
TABGHA ‐ Als erster ausländischer Vertreter der katholischen Kirche hat Bischof Heimer Wilmer das Heilige Land nach Ausbruch des Krieges in Nahost besucht. Der Vorsitzende der Kommission Justitia et Pax berichtet im Interview von seinen Erfahrungen während der Reise.
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim, hat den Opfern auf beiden Seiten des Nahostkriegs seine Solidarität ausgesprochen. Es bedürfe "Anstrengungen auf allen Ebenen und aller Menschen guten Willens" gegen diesen Krieg und für einen gerechten Frieden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, zum Abschluss seines Heiliglandbesuchs im Interview in Tabgha am See Genezareth.
Frage: Herr Bischof, Sie sind der erste ausländische katholische Vertreter, der seit Kriegsbeginn am 7. Oktober das Heilige Land bereist. Was hat Sie zu diesem Besuch bewogen?
Wilmer: Die Entscheidung zu diesem Besuch fiel sehr kurzfristig am vergangenen Sonntag und entgegen aller Ratschläge aus meinem privaten und dienstlichen Umfeld. Man warnte mich, dass dieser Besuch zu früh komme und zu kurz sei. Mir war es jedoch als Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax wichtig, den Menschen im Heiligen Land so früh wie möglich zu zeigen, dass die weltweite Kirche sie nicht allein lässt. Ich möchte bei ihnen und ihrem Leiden sein und unsere Solidarität zeigen.
Ohne es zu sehr zu vergeistlichen: Mir persönlich ist das Tun Jesu wichtig. Präsenz ist für mich unschlagbar: Da zu sein, ohne mit einer Lösung zu kommen, ohne Bewertung, sondern den Menschen in die Augen zu schauen und ihnen zuzuhören. Es war mir wichtig, mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Gruppen zusammenzukommen, mit Israelis, mit arabischen und hebräischen Christen, mit Vertretern der jüdischen und der muslimischen Gemeinschaft.
Frage: Was ist der stärkste Eindruck, den Sie aus den Begegnungen mitnehmen?
Wilmer: Die Lage ist wesentlich komplexer, als ich das in Deutschland gesehen habe, und vielleicht als wir das in Deutschland insgesamt wahrnehmen. Es gibt Leid auf allen Seiten, aber auch auf allen Seiten Anstrengungen um die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben. Ein weiterer Eindruck: Bei meinen beiden früheren Heiliglandbesuchen 2012 und 2013 waren viele Orte sehr gut besucht. Bei meinem jetzigen Yad-Vashem-Besuch am Donnerstag, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht 1938, waren in der gesamten Gedenkstätte vielleicht zehn Personen. Es herrschten eine unwirkliche Stimmung und eine fast schon gespenstische Stille.
Frage: Nehmen Sie tatsächlich wahr, dass es weiterhin Gesprächsbereitschaft zwischen den verschiedenen Konfliktparteien gibt?
Wilmer: Unter denjenigen, die ich getroffen habe, eindeutig ja. Die palästinensischen Christen sind jedoch enttäuscht. Sie sagen, dass sie keine Stimme haben und nicht gehört werden. Auf palästinensischer Seite herrscht große Hilflosigkeit. Aber Forderungen nach einem Waffenstillstand und einem Ende des Kriegs habe ich oft gehört. Es gibt Verständnis für den israelischen Gegenschlag gegen die Hamas, aber man hat das Gefühl, dass es jetzt reicht.
Bild: ©KNA/Andrea Krogmann
Heiner Wilmer (m.), Bischof von Hildesheim und Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, beim Einzug in die Brotvermehrungskirche des Benediktinerklosters Tabgha.
Frage: Welche Lösungsvorschläge sind Ihnen bei ihren Gesprächspartnern begegnet?
Wilmer: Mehrheitlich haben sich die Menschen für eine Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen. Hier und da gab es auch die Vision eines Staates mit Gleichheit aller Bürger. Auf palästinensischer Seite wird die Gleichbehandlung etwa bei der Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Bildung oder medizinischer Versorgung stark gefordert. Das Thema ist so kompliziert und komplex, dass ich mir keinen Rat anmaße. Ich hoffe, bitte und bete, dass sich die Menschen an einen Tisch setzen.
Frage: Von beiden Seiten des Konflikts wurde Kritik an der kirchlichen Position laut. Ist Ihnen diese Kritik begegnet?
Wilmer: Einerseits wird der Kirche und dem Vatikan vorgeworfen, dass sie sich nicht schnell genug an die Seite Israels gestellt haben. Andererseits sagt die palästinensische Seite: Wir sind nicht die Hamas, die Hamas vertritt uns nicht. Bei allem Verständnis für Israel kann es nicht auf unsere Kinder schießen. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax hat sehr schnell, am frühen Nachmittag des 7. Oktober, bereits reagiert und sich klar gegen den Terrorangriff der Hamas an der Seite Israels gestellt. Gleichzeitig haben wir betont, dass unsere Gebete bei den Opfern auf beiden Seiten und unsere Sympathie mit allen sind, die sich für Frieden einsetzen.
Frage: Wurden Forderungen oder Erwartungen an Sie herangetragen, was die Kirche in Deutschland angeht?
Wilmer: Bei einem Treffen mit Alt-Patriarch Michel Sabbah und dem früheren Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken im Heiligen Land, David Neuhaus, haben sie mir gesagt, ich müsse in Deutschland zur Sprache bringen, dass es auf beiden Seiten unschuldige Opfer gibt. Pater David hat mich angehalten, über Sprache und Wortwahl nachzudenken. Als Christen stünde es uns an, eine Sprache der Bibel und der christlichen Tradition, nicht eine staatliche Sprache zu wählen. Konkret: Wenn die Rede von einem Recht auf Selbstverteidigung ist, müssen wir uns fragen, ob Jesus das so gesagt hätte. Wir müssten darauf achten, dass bestimmte Narrative nicht so genutzt werden können, dass sie schließlich anderen politischen Zielen dienen. Und insgesamt wünscht man sich mehr Präsenz der Kirche.
Frage: Mit welchem Gefühl fliegen Sie zurück?
Wilmer: Wir müssen etwas tun. Dieser Krieg ist ein Pulverfass für die Welt. Deshalb bedarf es der Anstrengungen auf allen Ebenen und aller Menschen guten Willens. Und es braucht das Gebet, weil wir die Hoffnung brauchen, dass es doch möglich ist, dass am Ende nicht Hass und Ungerechtigkeit Bestand haben, sondern Frieden und Gerechtigkeit mehr sind als nur eine Utopie.
Von Andrea Krogmann (KNA)
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 13.11.2023 21:36
hansfeuerstein 13.11.2023 21:55
Eine Zweistaatenlösung ist seit Gründung von Israel daran gescheitert, dass "Palästina" niemals und zu keinem Zeitpunkt Israel anerkennen wird.
VERÖFFENTLICHT AM 13.11.2023 UM 12:54 UHR –
ANTWERPEN ‐ Seit Oktober herrscht Krieg im Nahen Osten. Der belgische Bischof Johan Bonny hat ein Schreiben veröffentlicht, in dem er biblische Argumente für den Einmarsch in Gaza zurückweist. Die Kritik an seinen Aussagen ließ nicht lange auf sich warten.
Der belgische Bischof Johan Bonny hat in einem offenen Brief deutliche Kritik am Krieg im Nahen Osten geübt. Das an seine "jüdischen Freunde" adressierte Schreiben des Antwerpener Bischofs wurde Ende vergangener Woche auf der Internetseite "kerknet.be" veröffentlicht. In dem offenen Brief schlägt Bonny einen nachdenklichen Ton an. Er weist Argumentationsmuster zurück, nach denen eine Eroberung der Palästinensergebiete durch Israel biblisch gerechtfertigt sei. "Nach christlicher Ansicht gibt es im Alten Testament keine Worte Gottes, die nach Tod und Auferstehung Jesu noch eine gewaltsame Rückeroberung oder militärische Expansion des ‚biblischen Landes‘ legitimieren könnten." Der Gott Israels sei der Vater aller Menschen, schreibt Bonny unter Bezugnahme auf das biblische Buch Genesis.
"Es ist ärgerlich, wie einige politische und militärische Führer in Israel biblische Themen missbrauchen, um ihre mörderischen Taten zu legitimieren", so der Bischof weiter. Dadurch würden sie den Ruf ihrer Religion und aller Religionen weltweit schädigen. "Sie verfälschen die Bedeutung der schönsten biblischen Ausdrücke wie der Erwählung, des Bundes, der Verheißung, des Auszugs, des Gelobten Landes und sogar von Jerusalem, das am Ende des Lebens steht." Dadurch würde der Eindruck verstärkt, dass Religion mit "Blut, Land und Gewalt" zu tun habe. Er wisse, dass er sich als Christ äußere, was bedeute, dass er einen anderen Blick auf die Bibel als Juden habe, so Bonny. Deshalb müsse er demütig mit der Geschichte seiner Religion im Hinblick auf das Judentum umgehen.
Doch bei dem Unterschied zwischen dem christlichen und jüdischen Blick auf das Alte Testament "geht es nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um den Kern der Sache: dass Gottes Liebe und Gottes Erlösung nicht mehr an ein bestimmtes Land, eine bestimmte Rasse oder Kultur gebunden sind", schreibt der Antwerpener Bischof. Er habe lange überlegt, ob er sich zum Krieg in Nahost äußern solle, denn er sei Bischof in der Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde Belgiens und Mitglied in einem nationalen Gremium des jüdisch-christlichen Dialogs. Auch habe Israel das Recht zu existieren und sich zu verteidigen. Doch auch die Palästinenser hätten dieses Recht, so Bonny. "Leider wurden alle Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung systematisch und strategisch boykottiert." Die Terror-Attacke der Hamas sei eine "vorhersehbare Explosion" gewesen, die das "ideale Alibi" für den israelischen Einmarsch im Gaza-Streifen geliefert habe.
Jüdische Zeitung kritisiert Datum der Veröffentlichung von Schreiben
An ein friedliches Zusammenleben in Palästina glaube heute niemand mehr, schreibt Bonny. "Die Kinder müssen sterben. Die jungen Leute müssen gehen. Der Rest wird sich radikalisieren (Was sollten sie sonst tun?). Und nach Gaza wird das Westjordanland folgen." Er habe seit Ausbruch des Krieges in Israel und Gaza häufig an Papst Pius XII. (1939-58) gedacht, dem vorgeworfen werde, angesichts der Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus geschwiegen zu haben. Bonny habe sich angesichts der vielen Tausend toten Kinder und weiteren Opfer des Kriegs die Frage gestellt: "Warum sitze ich hier als Bischof und schweige?"
Die belgische jüdische Zeitung "Joods Actueel" bezeichnete Bonny Worte als "skandalöse Aussagen". Der Herausgeber der jüdischen Zeitung, Guido Joris, kritisierte, dass der Bischof seinen offenen Brief am Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 veröffentlicht habe, in der jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen auch in Flandern angegriffen worden seien. Bonny habe durch seine Aussagen das Vertrauen der belgischen Juden verspielt, so Joris, der nach Auskunft der Zeitung selbst kein Jude ist. Der Herausgeber erinnerte in seinem Text, den er dem Bischof auch als E-Mail habe zukommen lassen, an die Gewalttaten, die von Christen und Muslimen, etwa bei den Kreuzzügen, im Heiligen Land verübt worden sind.
Bonny reagierte in einem Interview auf die Kritik an seinen Worten gelassen: "Glücklicherweise habe ich auch Kontakt zu anderen und höheren jüdischen Autoritäten als 'Joods Actueel'." In weiteren Interviews wiederholte der Bischof seine deutliche Kritik am Krieg in Nahost, verurteilte aber zusätzlich den Terror der Hamas und betonte seine Loyalität zum Judentum. (rom)