Die Frau im geblümten Taschenkleid

Die Frau im geblümten Taschenkleid
Ich befürchtete, dass er, das nächste Jahr nicht überleben könnte. So bat ich, sowohl ihn als auch sie,  bei mir vorbei zu kommen, um ihre Unterlagen zu unterzeichnen.

Die erste halbe Stunde besprachen wir berufliche Dinge, nichts außergewöhnliches und dann wusste ich, dass ich auf den Glauben zu sprechen kommen wollte, denn ich wollte nicht, dass er ohne heute von Jesus gehört zu haben, nach Hause geht.

Ich bat den Heiligen Geist mir die Worte in den Mund zulegen und auch um mir den Mut zu schenken, die entscheidende Frage zu stellen: 

„ Sind sie eigentlich gläubig?“ 

Beide, er (78) und sie(73) schauten mich mit großen Augen erstaunt an. Ich schaute etwas verlegen und doch interessiert zurück.

Und dann begann sie loszulegen: 

„ Nein, ich bin nicht gläubig. Ich bin noch nicht  einmal getauft und auch nicht konfirmiert. Aber mein Mann, der ist sehr gläubig und geht  auch jeden Sonntag in die Kirche.“ 

Während sie redete, schauten wir beide sie an, sie fuhr fort: 

„ Dabei wollte ich doch auch so gerne getauft und konfirmiert werden, doch meine Mutter wollte das nicht. Mein Vater schon und ich auch.“ 

Man spürte regelrecht, wie wütend sie auf ihre Mutter war.
Wut und eine große Traurigkeit machte sich breit.

Sie wurde immer trauriger und ihre Stimme immer leiser. Sie senkte ihren Kopf.

„ Das tut mir sehr leid für sie.“

Während wir sie ansahen, streckte sie nun ihre Arme zum  Himmel hoch , faltete ihre Hände wie zum Gebet und sprach mit lauter Stimme, so, als ob sie sich rechtfertigen müsste :“ Aber ich bete auch immer zu Gott und zwar immer, wenn es mir schlecht geht!“ 

„ Oh, Gott hilf mir.“ rief sie aus.

Er, als auch ich,  hatten bereits die ganze Zeit auf sie geschaut, doch nun meldete er sich zu Wort: 

„ Bitte, was machst du, du betest zu Gott, immer wenn es dir schlecht geht? Du musst immer zu Gott beten, ich rede den ganzen Tag mit ihm.
Und warum hast du mir das nie gesagt, das du zu Gott betest?“ 

Keine Antwort, Stille,…

Nach ein Minuten unterbrach ich die Stille …

Überreichte ihr das Handkreuz mit der Karte, erzählte noch etwas dazu und erklärte ihr, dass sie sich auch jetzt noch taufen lassen könnte.
Mit Freudestrahlenden Augen, wie die eines kleinen Kindes, steckte sie das Kreuz in die aufgesetzte Tasche ihre Kleides und sprach:“ Ich werde es immer bei mir tragen und nächstes Jahr wenn ich wiederkomme, werde ich es dabei haben.“  

Nie zuvor hatte sie anscheinend jemand nach ihren Glauben gefragt, noch nicht einmal ihr Mann wusste davon, dass sie in der Not zu Gott flehte, dass er ihr helfen solle und dieses obgleich sie bereits seit über 50 Jahre verheiratet waren.

Noch nie hatte ihr jemand ein Kreuz überreicht und …

So, damit es nicht zu lang wird, höre ich jetzt auf zu schreiben.

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