Weltsynode: Erster Auftritt für den „Synodalen Weg“

Weltsynode: Erster Auftritt für den „Synodalen Weg“
Schon bevor die Bischofssynode am Mittwoch beginnt, werden die Teilnehmenden und Gäste auf einen geistlichen Ton eingestimmt: In Sacrofano außerhalb von Rom nehmen sie seit Sonntag an Besinnungstagen teil.


Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Dabei sitzen Priester, Bischöfe und Laien im großen Saal des Exerzitienhauses durcheinander, wie TV-Bilder belegen; die Kleidung ist informeller, als sie wohl ab Mittwoch in der vatikanischen Synodenaula sein wird, denn dann wird auch der Papst dabei sein.

Die italienische Benediktinerin und geistliche Autorin Ignazia Angelini führte den an die 400 Zuhörenden in einer Betrachtung zum „Benedictus“, dem Morgengebet der Kirche, vor Augen, dass die Kirche wesentlich vom Segnen lebt. Auf die Frage, ob die Kirche Lebensgemeinschaften von gleichgeschlechtlichen Partnern segnen soll, ging sie nicht ein, arbeitete aber das Segnen als wesentlichen Gründungsakt des Kirche-Seins heraus.

Eine Kirche, die vom Segen lebt
„Der Segen, mit dem wir jeden Morgen den Anfang eines neuen Tages feiern, ist ein subversiver Akt. Wir evangelisieren durch ihn die Tage… Wenn wir ihn verinnerlichen, wird der Segen auch den synodalen Weg erhellen… Jeden Morgen beginnt die Kirche unterwegs vor allem mit einem Segen – diese Aufgabe dürfen wir nie, nie aus den Augen verlieren… Mir scheint, dass diese anfangende Synodenversammlung vor allem dazu aufgerufen ist, den Segen als Grundton anzunehmen… Segnen, das scheint mir die grundlegende synodale Haltung zu sein.“

Die Ordensfrau brachte auch auf den Punkt, was das Gegenteil einer segnenden Einstellung sei: eine „kalkulierende Vernunft“, die sich auf „Planungen und Strategien“ verlasse, sich im Besitz der Wahrheit wähne und nicht bereit zum Austausch mit anderen sei.



„Diese Synode wird fruchtbar sein, wenn sie uns zu einer tieferen Freundschaft mit dem Herrn und untereinander führt“

Dann hatte zum ersten Mal in diesem synodalen römischen Zusammenhang der „Synodale Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland seinen Auftritt. Der Dominikaner Timothy Radcliffe, ein britischer Theologe und früherer Generalmagister seines Ordens, kam in seiner Betrachtung am Montagmorgen auf das Reformprojekt aus Deutschland zu sprechen.

„Lasst uns gemeinsam auf den Herrn hören – aber wie? Ein deutscher Bischof hat sich einmal über den ‚bissigen Ton‘ bei ihren synodalen Debatten besorgt gezeigt. Er sagte, sie seien ‚eher ein rhetorischer Schlagabtausch‘ gewesen als eine geordnete Debatte. Natürlich sind ordentliche, rationale Debatten notwendig. Als Dominikaner könnte ich die Bedeutung der Vernunft niemals leugnen! Aber es ist mehr nötig, wenn wir über unsere Differenzen hinausgehen wollen. Die Schafe vertrauen auf die Stimme des Herrn, weil sie die eines Freundes ist. Diese Synode wird fruchtbar sein, wenn sie uns zu einer tieferen Freundschaft mit dem Herrn und untereinander führt.“

 
Wenn Freundschaft verdächtig wird
Freundschaft war das Hauptthema von Pater Radcliffes Betrachtung. Das Evangelium zu verkünden bedeute nicht nur die „Weitergabe von Information“, sondern müsse ein „Akt der Freundschaft“ sein und Grenzen überwinden.

„Die frohe Botschaft, die junge Leute von uns erwarten, ist, dass Gott ihnen in Freundschaft die Hand reicht. Das sind die Freundschaften, die sie sich wünschen und nach denen sie auf Instagram und TikTok suchen. Als ich ein Teenager war, war ich mit katholischen Priestern befreundet; mit ihnen habe ich die Freude am Glauben entdeckt. Leider hat die Krise des sexuellen Missbrauchs solche Freundschaften verdächtig gemacht. Es ist mehr als eine sexuelle Sünde, es ist eine Sünde gegen die Freundschaft. Der tiefste Kreis in Dantes Inferno war für diejenigen reserviert, die die Freundschaft verraten.“


„Es wird keine Schlagzeilen in den Medien hervorrufen“

Die Grundlage für alles, was die Synode tue und wolle, sollten also „die Freundschaften sein, die wir schließen“, so Radcliffe. „Es macht nicht viel her. Es wird keine Schlagzeilen in den Medien hervorrufen. ‚Sie sind den ganzen Weg nach Rom gekommen, um Freundschaften zu schließen! Was für eine Verschwendung!‘ Aber durch Freundschaft werden wir den Übergang vom ‚Ich‘ zum ‚Wir‘ schaffen.“

(vatican news)
 

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