The last farewell | Nachruf Roger Whittaker
19.09.2023 16:24
The last farewell | Nachruf Roger Whittaker
19.09.2023 16:24
The last farewell | Nachruf Roger Whittaker
Da Vivianna's Blog schon geschlossen ist,
hier noch ergänzend ein würdiger und informativer Nachruf
von Urs Bühler -- 19.09.2023 -- Neue Zürcher Zeitung
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Zum Tod von Roger Whittaker: Er bändigte selbst die Umlaute mit seinem Bariton
Der britische Sänger landete mit «The Last Farewell» einen Welthit, ehe er ohne Deutschkenntnisse zum deutschen Schlagerstar wurde.
Nun ist er mit 87 Jahren gestorben.
2012 -- Europapark Rust
So mancher singt unter der Dusche ein Liedchen, ohne dessen Sprache zu beherrschen. Andere pfeifen lieber munter vor sich hin. Der britische Musiker Roger Whittaker verstand sich auf beides, und zwar nicht nur im Badezimmer. Und er verkaufte Millionen von Schallplatten damit.
Sein erster Hit war 1967 «Mexican Whistler», dessen Melodie er nur pfiff. Artverwandte Werke brachten Whittaker das Attribut «Kunstpfeifer» ein, womit er sozusagen zu einem Meister im Esperanto der Liederwelt aufstieg. Doch der Kern seiner Kunst war das gesungene Wort, zunächst in seiner Muttersprache, ab den achtziger Jahren vorwiegend in Deutsch:
Das war seine Verbeugung vor dem Land, in dem er besonders populär war – und namentlich vor dem ostdeutschen Publikum, wie er später erklärte. Schliesslich habe dieses damals kaum Englisch verstanden.
«Das schlimmste Wort ist ‹Zärtlichkeit›»
Die deutschen Liedtexte, meist verfasst von seinem Produzenten Klaus Munro, eignete sich Whittaker Silbe für Silbe in phonetischer Schrift an. Bis ins hohe Alter räumte er ein, er spreche diese Sprache nicht. Aber singen konnte er sie, wenn auch mit Akzent. Seiner Mühe mit den Umlauten verdankt die Nachwelt ein schönes Bonmot von ihm: «Das schlimmste deutsche Wort ist ‹Zärtlichkeit›. Also rein phonetisch natürlich.»
Titel mit dramatischen Metaphern wie «Abschied ist ein scharfes Schwert» eroberten in den achtziger Jahren die deutsche Hitparade, die sanfte Baritonstimme war mit Balladen wie «Albany» in vielen Wohnzimmern omnipräsent. Und die meisten dürften beim Hinhören nicht geahnt haben, dass er sich mit ihnen nicht in Deutsch unterhalten könnte, anders als etwa ein Südafrikaner namens Howard Carpendale, der mit einem verwandten Musikstil im gleichen Schlagerbecken fischte.
Schon vor seinem Eintauchen ins deutsche Showbusiness, für das er später mit dem Titel Krone der Volksmusik geehrt wurde, hatte Whittaker im angelsächsischen Raum grosse Erfolge gefeiert. Er mischte Country- und Folk-Elemente mit eingängigen Zeilen, seinen Ruhm begründete 1971 die Single «The Last Farewell», die sich rund um den Globus über elf Millionen Mal verkaufte. Den Einstieg bildet eine Fanfare fast wie bei «Indiana Jones», danach plätschert der Song zu Waldhorn- und Streicherklängen wie der Ozean bei Windstille, um hier und dort eine Böe erahnen zu lassen.
Der Song handelt von einem Seemann und zwei Abschieden: Er sagt seiner Geliebten und dem tropischen Klima Adieu, bevor er in den Dauerregen von England zurückkehren muss. Der Text fand dabei auf ganz ungewöhnlichen Wegen zum Sänger: Ron A. Webster, ein Silberschmied aus Birmingham, war einem Aufruf Whittakers ans Radiopublikum gefolgt, ihm selbstgeschmiedete Gedichte zur Vertonung zu schicken. Über eine Million Verse sollen danach eingetroffen sein – darunter eben diese Vorlage zu einem Welthit.
«The Last Farewell» – Roger Whittakers erfolgreichster Song.
Anders als manche Berufskollegen, die ständig von der ewigen Liebe singen und selbst nur von Blüte zu Blüte springen, taugte Whittaker auch privat zum Werbeträger für den Bund fürs Leben: Bis zu seinem Tod war er fast sechzig Jahre lang mit Natalie O’Brien verheiratet, die später seine Managerin wurde und 1986 mit ihm seine Autobiografie schrieb unter schlagertauglichem deutschem Titel: «Ein Glück, dass es dich gibt. Mein Leben, meine Liebe, meine Lieder».
Der Sänger mit Bärtchen und Brille
Whittakers Popularität wurde durch sein zugängliches Wesen und seine Bereitschaft genährt, sein Familienleben im Boulevard zu präsentieren, einschliesslich fünf Kindern und später Enkeln und Urenkeln. Etwas Grossväterliches hatte sein Äusseres allerdings schon vorher angenommen: Dazu trugen das früh ergraute Haar, die Brille und das Bärtchen bei, das er später der zu Beginn seiner Karriere gewonnenen Erkenntnis zuschrieb, «dass das mit diesem Gesicht nichts wird».
Die Klatschpresse stand allerdings auch bereit, als es einen Schicksalsschlag auszuweiden galt: 1989 wurden Whittakers Eltern in deren Haus in Kenya brutal überfallen. Die bis heute unbekannten Täter brachten seinen Vater um und verletzten seine 83-jährige Mutter bei stundenlangen Folterungen schwer. Das Verbrechen ereignete sich in dem Land, mit dem Roger Whittakers Kindheitserinnerungen verbunden waren.
Er selbst war 1936 in der damaligen britischen Kolonie Kenya geboren worden, wohin seine Eltern aus klimatischen Gründen aus England ausgewandert waren, und dort auf einer Farm aufgewachsen. Sein Vater wollte ihn als Arzt sehen, der Bub begeisterte sich allerdings weit mehr für die Musik, führte sich selbst in deren Grundlagen ein und nahm Gesangsstunden. Er schloss zwar, wohl auch dem Hausfrieden zuliebe, mit Bravour ein Studium ab, allerdings in Zoologie, Biochemie und Meeresbiologie. Und schon in der Studentenzeit trat er auf Bühnen auf.
Vor zehn Jahren gab Whittaker seine Abschiedstournee und zog von Irland nach Südfrankreich. Seither war es ruhiger um ihn geworden. Und nun ist der Tag des «last farewell» gekommen: In seiner letzten Wahlheimat ist Roger Whittaker mit 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
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🎶⛵
There's a ship lies rigged and ready in the harbor
Tomorrow for old England she sails
Far away from your land of endless sunshine
To my land full of rainy skies and gales
And I shall be aboard that ship tomorrow
Though my heart is full of tears at this farewell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
.........
Though death and darkness gather all about me
My ship be torn apart upon the seas
I shall smell again the fragrance of these islands
And the heaving waves that brought me once to thee
And should I return home safe again to England
I shall watch the English mist roll through the dale
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
⛵🎶
hier noch ergänzend ein würdiger und informativer Nachruf
von Urs Bühler -- 19.09.2023 -- Neue Zürcher Zeitung
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Zum Tod von Roger Whittaker: Er bändigte selbst die Umlaute mit seinem Bariton
Der britische Sänger landete mit «The Last Farewell» einen Welthit, ehe er ohne Deutschkenntnisse zum deutschen Schlagerstar wurde.
Nun ist er mit 87 Jahren gestorben.
2012 -- Europapark Rust
So mancher singt unter der Dusche ein Liedchen, ohne dessen Sprache zu beherrschen. Andere pfeifen lieber munter vor sich hin. Der britische Musiker Roger Whittaker verstand sich auf beides, und zwar nicht nur im Badezimmer. Und er verkaufte Millionen von Schallplatten damit.
Sein erster Hit war 1967 «Mexican Whistler», dessen Melodie er nur pfiff. Artverwandte Werke brachten Whittaker das Attribut «Kunstpfeifer» ein, womit er sozusagen zu einem Meister im Esperanto der Liederwelt aufstieg. Doch der Kern seiner Kunst war das gesungene Wort, zunächst in seiner Muttersprache, ab den achtziger Jahren vorwiegend in Deutsch:
Das war seine Verbeugung vor dem Land, in dem er besonders populär war – und namentlich vor dem ostdeutschen Publikum, wie er später erklärte. Schliesslich habe dieses damals kaum Englisch verstanden.
«Das schlimmste Wort ist ‹Zärtlichkeit›»
Die deutschen Liedtexte, meist verfasst von seinem Produzenten Klaus Munro, eignete sich Whittaker Silbe für Silbe in phonetischer Schrift an. Bis ins hohe Alter räumte er ein, er spreche diese Sprache nicht. Aber singen konnte er sie, wenn auch mit Akzent. Seiner Mühe mit den Umlauten verdankt die Nachwelt ein schönes Bonmot von ihm: «Das schlimmste deutsche Wort ist ‹Zärtlichkeit›. Also rein phonetisch natürlich.»
Titel mit dramatischen Metaphern wie «Abschied ist ein scharfes Schwert» eroberten in den achtziger Jahren die deutsche Hitparade, die sanfte Baritonstimme war mit Balladen wie «Albany» in vielen Wohnzimmern omnipräsent. Und die meisten dürften beim Hinhören nicht geahnt haben, dass er sich mit ihnen nicht in Deutsch unterhalten könnte, anders als etwa ein Südafrikaner namens Howard Carpendale, der mit einem verwandten Musikstil im gleichen Schlagerbecken fischte.
Schon vor seinem Eintauchen ins deutsche Showbusiness, für das er später mit dem Titel Krone der Volksmusik geehrt wurde, hatte Whittaker im angelsächsischen Raum grosse Erfolge gefeiert. Er mischte Country- und Folk-Elemente mit eingängigen Zeilen, seinen Ruhm begründete 1971 die Single «The Last Farewell», die sich rund um den Globus über elf Millionen Mal verkaufte. Den Einstieg bildet eine Fanfare fast wie bei «Indiana Jones», danach plätschert der Song zu Waldhorn- und Streicherklängen wie der Ozean bei Windstille, um hier und dort eine Böe erahnen zu lassen.
Der Song handelt von einem Seemann und zwei Abschieden: Er sagt seiner Geliebten und dem tropischen Klima Adieu, bevor er in den Dauerregen von England zurückkehren muss. Der Text fand dabei auf ganz ungewöhnlichen Wegen zum Sänger: Ron A. Webster, ein Silberschmied aus Birmingham, war einem Aufruf Whittakers ans Radiopublikum gefolgt, ihm selbstgeschmiedete Gedichte zur Vertonung zu schicken. Über eine Million Verse sollen danach eingetroffen sein – darunter eben diese Vorlage zu einem Welthit.
«The Last Farewell» – Roger Whittakers erfolgreichster Song.
Anders als manche Berufskollegen, die ständig von der ewigen Liebe singen und selbst nur von Blüte zu Blüte springen, taugte Whittaker auch privat zum Werbeträger für den Bund fürs Leben: Bis zu seinem Tod war er fast sechzig Jahre lang mit Natalie O’Brien verheiratet, die später seine Managerin wurde und 1986 mit ihm seine Autobiografie schrieb unter schlagertauglichem deutschem Titel: «Ein Glück, dass es dich gibt. Mein Leben, meine Liebe, meine Lieder».
Der Sänger mit Bärtchen und Brille
Whittakers Popularität wurde durch sein zugängliches Wesen und seine Bereitschaft genährt, sein Familienleben im Boulevard zu präsentieren, einschliesslich fünf Kindern und später Enkeln und Urenkeln. Etwas Grossväterliches hatte sein Äusseres allerdings schon vorher angenommen: Dazu trugen das früh ergraute Haar, die Brille und das Bärtchen bei, das er später der zu Beginn seiner Karriere gewonnenen Erkenntnis zuschrieb, «dass das mit diesem Gesicht nichts wird».
Die Klatschpresse stand allerdings auch bereit, als es einen Schicksalsschlag auszuweiden galt: 1989 wurden Whittakers Eltern in deren Haus in Kenya brutal überfallen. Die bis heute unbekannten Täter brachten seinen Vater um und verletzten seine 83-jährige Mutter bei stundenlangen Folterungen schwer. Das Verbrechen ereignete sich in dem Land, mit dem Roger Whittakers Kindheitserinnerungen verbunden waren.
Er selbst war 1936 in der damaligen britischen Kolonie Kenya geboren worden, wohin seine Eltern aus klimatischen Gründen aus England ausgewandert waren, und dort auf einer Farm aufgewachsen. Sein Vater wollte ihn als Arzt sehen, der Bub begeisterte sich allerdings weit mehr für die Musik, führte sich selbst in deren Grundlagen ein und nahm Gesangsstunden. Er schloss zwar, wohl auch dem Hausfrieden zuliebe, mit Bravour ein Studium ab, allerdings in Zoologie, Biochemie und Meeresbiologie. Und schon in der Studentenzeit trat er auf Bühnen auf.
Vor zehn Jahren gab Whittaker seine Abschiedstournee und zog von Irland nach Südfrankreich. Seither war es ruhiger um ihn geworden. Und nun ist der Tag des «last farewell» gekommen: In seiner letzten Wahlheimat ist Roger Whittaker mit 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
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🎶⛵
There's a ship lies rigged and ready in the harbor
Tomorrow for old England she sails
Far away from your land of endless sunshine
To my land full of rainy skies and gales
And I shall be aboard that ship tomorrow
Though my heart is full of tears at this farewell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
.........
Though death and darkness gather all about me
My ship be torn apart upon the seas
I shall smell again the fragrance of these islands
And the heaving waves that brought me once to thee
And should I return home safe again to England
I shall watch the English mist roll through the dale
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
For you are beautiful, I have loved you dearly
More dearly than the spoken word can tell
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Schlager-Legende Roger Whittaker (†87)
Der letzte Gruß an seine Fans
Es sind die letzten bewegten Bilder von Schlager-Legende Roger Whittaker. Veröffentlicht wird das Video bereits im vergangenen Herbst von seiner Fanpage auf Facebook und es zeigt, wie Whittaker zusammen mit seinem Sohn in seiner Wahlheimat Südfrankreich ist.
Es ist ein Gruß an seine Fans, die ihm immer wichtig waren. Schlager-Legende Roger Whittaker stirbt am 13. September 2023 mit 87 Jahren. Zuvor hat er einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich nicht mehr erholt. Doch für seine Fans wird er in seinen Liedern weiterleben.
Die Fanseite schreibt: Tausendfach Danke Roger, dass Du unser aller Leben so bereichert hast. Ruhe in Frieden!
Quelle: RogerWhittakerFanpage/Facebook