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Die Kinderbibel für Erwachsene

Die Kinderbibel für Erwachsene
Das Nachfolgende will Mut machen, die Bibel nach und neu zu erzählen. Elkes homöopathische Theologietropfen tun ein Übriges. Also, dreht die Lampen klein, kuschelt Euch aneinander und hört gut zu. Und bleibt sowohl kritisch als auch mutig! und ... ein bissel nachsichtig!
Rebekka ist spät, aber doch noch rechtzeitig in anderen Umständen. Der Krach geht schon im Mutterleib los (Gen. 25, 22): Rebekka ist mit Zwillingen schwanger, und die beiden schenken sich nichts, traktieren einander mit Fußtritten (und bescheren ihrer Mutter eine unangenehme Risikoschwangerschaft). Esau ist zwar dann der Erstgeborene, aber der gleich hinterdrein folgende Jakob hält den Bruder an der Ferse fest. Das kann ja heiter werden. Über den beiden Raufbolden geraten Vater Isaak und Mutter Rebekka in eheliche Zerwürfnisse: Isaak zieht Esau vor, weil der ein erfolgreicher Jäger ist. Rebekka hingegen zieht ihren jüngeren Sohn Jakob vor. Von ihm wird berichtet, dass er „gesittet“ war und sich „bei den Zelten“ aufhielt (Gen. 22, 27). Mit anderen Worten: Esau ist ein Grobian, während Jakob der Schwarm aller Mädchen im Hause Isaak ist. Kann ein solcher Grobian wie Esau rechterdings Träger der Verheißungen Gottes sein? – Jakob, der Gesittete (dieses weibische Weichei! hört man Esau grummeln), versteht sich selbstredend auch auf die Künste der Küche. Esau kehrt eines Nachmittags ruhm- und schweißbedeckt von der Jagd heim, ein Bärenhunger wühlt in seinen Eingeweiden. Jakob (dieses Weichei!) hat gekocht: Linsen. Esau, inmitten einer betörenden Duftwolke, ihm läuft das Wasser im Mund zusammen, hat schon den Schöpflöffel in der Hand: „Moment mal“, geht Jakob dazwischen, „das gibt es nicht einfach so für lau!“ Jetzt ist die Gelegenheit da, Jakob greift erneut nach der Ferse seines Bruders. Und luchst ihm für ein Linsengericht das Erstgeburtsrecht und damit die Trägerschaft der ganzen göttlichen Verheißungen ab. „Triff keine Entscheidungen mit leerem Magen!“

Mit anderen Worten: Die Stammeltern sind zutiefst menschlich, führen einander wacker hinters Licht, manipulieren eifrig an den Spielregeln herum – und dass Gott bei dem ganzen Getümmel die Übersicht behält, könnte man als einen wasserdichten Gottesbeweis bezeichnen. Der (angebliche) Gott, der bei dieser Intrigenwirtschaft Ruhe bewahrt und noch auf den gekrümmtesten Linien gerade schreibt, muss wahrhaftig Gott sein.

(Forts. folgt)

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 19.05.2023 20:17
🤣...😗🤫🤔😂....🤔🤫
 
Astrano 19.05.2023 21:04
1. Mose 1,27 ... und Er erschuf den Emoji zu Seinem Bilde ...
 
Astrano 20.05.2023 05:11
Mose wird in eine mörderische Zeit hineingeboren und tut das Seine dazu: Die Israeliten leben als ein Volk minderen Rechts auf ägyptischem Territorium. Die ehemals israelfreundliche Politik des ägyptischen Staates ist seit einigen Jahren in Unterdrückung und Terror umgeschlagen. Der Pharao hat die Tötung aller männlichen Säuglinge im Volk der Israeliten angeordnet. Die Mutter von Mose weiß sich nicht mehr zu helfen; sie legt den Säugling in einen Korb, den sie dem Nilstrom anvertraut. Eine Tochter des Pharao wird auf das winzige Gefährt aufmerksam, als es am Palast des Pharao vorbeischwimmt. Die Prinzessin lässt das Körbchen auffischen und adoptiert den Säugling. Als Amme wird nun, großer Zufall, Mose leibliche Mutter eingestellt. Mose wächst also zunächst bei seiner Mutter auf und wird nach der Entwöhnung von seiner Adoptiv-Mutter in den Palast des Pharao geholt, um nun ausgebildet und erzogen zu werden. Mose wächst gleichsam bikulturell auf. Mose wird zufällig Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen einem ägyptischen Aufseher und einem hebräischen Sklaven. Der Aufseher versetzt dem Sklaven Schläge. Das ist die Initialzündung für den bis dahin gänzlich unbeschriebenen Mose. Er schnappt sich wutentbrannt den Aufseher, schlägt ihn tot und verscharrt die Leiche. Ein paar Tage später hält ihm ein hebräischer Arbeiter diesen Akt von Selbstjustiz vor. Es hat also Zeugen gegeben. Und nur allzubald kommt die Sache vor den Pharao. Mose flieht ins Land der Midianiter.  Dort heiratet er und macht als Schafzüchter im landwirtschaftlichen Betrieb seines Schwiegervaters Karriere. Nach den Angaben in der Apostelgeschichte bleibt Mose 40 Jahre in Midian (Apg. 7, 30).  Erst jetzt erfolgt die Berufung von Mose durch Gott. Mose ist mit einer Schafherde am Berg Horeb unterwegs. (Achtung, ein Berg, und damit ein Ort des erweiterten Bewusstseins!)
Mose sieht einen Dornbusch brennen, der jedoch nicht vom Feuer verzehrt wird und niederbrennt. Das ist ein Wunder, das Mose aus der Nähe anschauen möchte. Er nähert sich dem brennenden Busch. Gottes Stimme ertönt aus dem Busch, Mose wird geheißen, die Schuhe auszuziehen und einen Sicherheitsabstand zu wahren. Gott erklärt Mose dann sein Anliegen … und welche Rolle Mose dabei spielen soll: Er soll zum Pharao gehen, soll mit ihm reden, denn er ist dazu ausersehen, die „Kinder Israels“ aus Ägypten herauszuführen und in ein Land, wo „Milch und Honig“ fließen.
Mose hat sich schon einmal in jungen Jahren in eine Legitimationsfalle hinein manövrieren lassen. Das endete mit einer Leiche, mit einem sehr unangenehmen Gespräch unter seinesgleichen Hebräern und einer überstürzten Flucht vor der ägyptischen Justiz. Mose ist 40 Jahre später deutlich vorsichtiger geworden und verwickelt Gott erst einmal in eine Diskussion, bei der es darum geht, wie Mose sich vor den „Kindern Israels“ legitimieren kann. „Sie werden mir nicht glauben“, lautet sein Einwand (Exod. 4, 1). Gott sagt Mose allerlei Zeichen und Wunder zu, die Er gegebenenfalls bewirken will, wenn die Ältesten im Volk Israel dem Mose nicht glauben wollen, und führt auch gleich einige Wunder vor. Mose bleibt skeptisch und bockbeinig, obwohl die Sachlage mit den zugesagten Wunderwirkungen nun doch sehr für Gottes Auftrag spricht. Mose wechselt das Argument: Das mit den Wundern sei ja schon recht, aber er, Mose, sei doch ohnehin kein großer Redner, da seien andere doch weit besser ausgestattet. Und Gott kommt Mose auch hier entgegen: „Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du reden sollst“ (Exod. 4, 12). Doch Mose sagt erneut Nein.

Da endlich platzt Gott der Kragen. Er wäscht Mose ordentlich den Kopf. Aber Er nimmt die Berufung nicht zurück, sondern stellt Mose ausdrücklich dessen älteren, beredsamen Bruder Aaron zur Seite … und schickt nun Mose einfach los, nachdem Er Mose noch mit einem wundertätigen Stab ausgerüstet hat. Jetzt kann Mose Gottes Auftrag annehmen. Er kehrt zu seinen Schwiegerleuten zurück, nimmt einvernehmlich Abschied und zieht mit seiner Familie zurück nach Ägypten. Gott erklärt dem Mose unterwegs, wie sie gemeinsam den Konflikt zwischen den Kindern Israels und dem Pharao auf die Spitze treiben können. Unterwegs will Gott aus heiterem Himmel Mose töten (Exod. 4, 24 f.), eine Erklärung dafür lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Vielleicht ein Elchtest? Allerdings wird auf diese Attacke hin erstmals die Beschneidung praktiziert. – Mose langt in Ägypten an. In perfekter Zusammenarbeit von Mose und Aaron gelingt es, die Kinder Israels und deren Führungskräfte von der Rechtmäßigkeit und Ernsthaftigkeit des göttlichen Auftrags zu überzeugen.
Und dann beginnt das Drama der ägyptischen Plagen. Erst mit der zehnten Plage, der Tötung der Erstgeborenen in den ägyptischen Familien, lenkt der Pharao ein und fordert die Hebräer zum Auszug auf. Gott führt die Hebräer einen Umweg durch die Wüste, fern von etwaigen Scharmützeln mit anderen Völkerschaften, damit die Kinder Israels in ihrem Entschluss zum Fortgang aus Ägypten nicht wankend werden. Kaum freilich sind die Hebräer unterwegs, da bereut es der Pharao, dass er die billigen Arbeitskräfte einfach so davonziehen lässt. Sodann lässt der Pharao mit schwerer Kavallerie die Hebräer angreifen. Die würden am liebsten kuschen und sich in die Sklaverei zurück begeben. Mose erklärt den Hasenfüßen: Der Herr wird für Euch streiten, und ihr werdet stille sein. (Exod. 14, 14) Die Kinder Israels ziehen nun Richtung Meer, die Ägypter hinterdrein. Mose teilt mit seinem so besonderen Stab das Wasser, die Hebräer ziehen trockenen Fußes durch diese Rinne. Anderntags versuchen die Ägypter ebenfalls diesen Weg durch die Rinne. Auf Geheiß Gottes reckt Mose seinen Arm über die Furt, die Wassermassen kehren mit einem Schlag zurück und vernichten das Heer des Pharaos.
Damit beginnt der nationale Gründungsmythos des Volkes Israel: Gott hat sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens herausgeführt, Gott hält seinen Bund, den er mit den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat. Mehr noch, dem Volk Israel wird eine bleibende Stätte verheißen, das fruchtbare Land Kanaan. Nun freilich beginnt der mühselige Alltag beim Langen Marsch durch den Vorderen Orient. Die Wüste ist wasserlos, es gibt zunächst einmal nichts zu essen, das Volk macht seiner Unzufriedenheit hörbar Luft. Mose bleibt souverän. Bis zum Abend ist das Problem der Volksspeisung gelöst. Es geht nun auf ziemlich direkten Wegen zum Sinai, wo Israel das Mosaische Gesetz empfangen soll.
Die Erzählung lebt davon, dass Mose sich einerseits hochverantwortlich bei Gott für das Volk einsetzt, dass er aber andererseits jede Haftung zurückweist. Der Lange Marsch durch die Wüste bedeutet außerdem, dass nun Regeln aufgestellt werden, gewissermaßen Vorformen zur Gesetzgebung am Sinai. Die Heiligung des Sabbat (an sich Exod. 31) ist eine solche Regel (Exod. 16).
Nach kaum drei Monaten ist der Sinai erreicht. Unter allerlei Sicherheits-vorkehrungen findet nun die Verkündigung der Gesetze statt, aber ebenso auch die nochmalige Verkündigung des Bundes zwischen Gott und Israel.
Mose gerät gewissermaßen schicksalhaft regelmäßig mit juristischen Problemen aneinander. Zunächst sind das die beiden Ereignisse, bei denen es um Legitimation geht. Dann aber wird Mose neben seinen sonstigen Führungsaufgaben so etwas wie der oberste Rechtspfleger. Er ist derjenige, der mit Gott selbst verhandelt und mit dem Gott seinerseits verhandelt. Das braucht seine Zeit. Mose nimmt es, wie wir schon von seiner Berufung her wissen, immer recht genau. Und diese Genauigkeit ist ja auch eine Eigenschaft Gottes. Mose bleibt ein paar Tage länger weg, und schon lässt das störrische Volk alle Zügel fahren und betet ein Großvieh aus Edelmetall an. Mose ertappt das abergläubische Volk bei seiner Rückkehr auf frischer Tat. Er gerät in Zorn und wirft mit den von Gott empfangenen Gesetzestafeln um sich. Auch ein Akt der Rechtspflege! Aber schon vorher hat Mose mit Gott verhandelt, damit die Götzendiener nicht die Höchststrafe gewärtigen müssen. Erneut zeigt sich Moses hochverantwortlicher Einsatz. Gott lenkt ein, und zum Ersatz für die zerscherbten Gesetzestafeln fertigt Gott exakte Kopien an. In ihrer Wut gleichen Gott und Mose einander sehr; und es gelingt ihnen auch, den jeweils anderen rechtzeitig wieder „herunter zu kochen“, bevor es zu ganz gravierenden Affekthandlungen kommt. In Deeskalation sind die beiden eben auch großartig.
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