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Zwei Päpste beten im Vatikan

Zwei Päpste beten im Vatikan
Zwei Päpste haben an diesem Donnerstag im Vatikan gemeinsam gebetet: Franziskus und Tawadros. Franziskus ist als römischer Bischof Nachfolger des hl. Petrus; Tawadros ist das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Christen in Ägypten – und als Patriarch von Alexandria ebenfalls ein Nachfolger des Petrus.


Mit einem Gespräch und einem gemeinsamen Gebet im Apostolischen Palast markierten Franziskus und sein Besucher aus Kairo den 50. Jahrestag der ersten historischen Begegnung zwischen Paul VI. und dem damaligen Patriarchen Schenuda. Das Treffen hatte nach jahrhundertelanger Trennung einen Neustart in den katholisch-koptischen Beziehungen ausgelöst. Schon vor zehn Jahren hat Tawadros Franziskus im Vatikan besucht, um an das bahnbrechende Treffen ihrer beiden Vorgänger zu erinnern.


„Es ist ein langer Weg...“
„Es ist ein langer Weg, den wir gemeinsam auf Gott zugehen“, sagte der Patriarch von Alexandria, an Franziskus gewandt. Tatsächlich war das Verhältnis beider Kirchen trotz christologischer Übereinstimmungen in der Vergangenheit nicht immer störungsfrei. „Über den Dialog zwischen der koptisch-orthodoxen und der katholischen Kirche gehen wir gemeinsam auf dem Weg der Liebe, den Blick auf Jesus gerichtet: Er ist Ausgangspunkt und Vollendung unseres Glaubens… Der Dialog ist ein langer, aber sicherer Weg. Was auch immer geschehen mag – die Liebe schützt uns und hilft dabei, dass wir uns immer besser verstehen.“


Von der Hoffnung auf eucharistische Gastfreundschaft war in der Ansprache des koptischen Kirchenführers nicht die Rede. Stattdessen aber von den 21 koptischen Gastarbeitern, die 2015 von IS-Terroristen an einem Strand in Libyen enthauptet worden sind. Die koptisch-orthodoxen Christen Ägyptens verehren sie als Heilige.

Koptische Glaubenszeugen in katholische Märtyrerliste aufgenommen
„Heute überreichen wir Ihnen einige Reliquien von ihnen. Diese Männer haben ihr Blut im Namen Christi für die Kirche vergossen. Möge ihrer in den Märtyrerlisten aller Kirchen der Welt gedacht werden! Mögen Sie Vorbilder für die ganze Welt sein und zeigen, dass das Christentum nicht eine Sache von gestern, sondern auch von heute und für immer ist.“


Tawadros wusste da natürlich schon von der außergewöhnlichen Geste, die Franziskus für diesen Donnerstag geplant hatte. Der römische Papst nahm die Namen der 21 getöteten Kopten offiziell in das Römische Martyrologium auf, also in die römisch-katholische Märtyrerliste. „Sie sind unsere Märtyrer“, das hatte er schon am Mittwoch zu Tawadros gesagt, als dieser an Franziskus‘ Generalaudienz auf dem Petersplatz teilnahm.

„Wie weit ist der Weg noch?“

„Auf dem ökumenischen Weg ist es wichtig, immer nach vorn zu schauen“, sagte Franziskus an diesem Donnerstag und griff damit gewissermaßen Tawadros‘ Bemerkung auf, dass das Christentum nicht nur der Vergangenheit angehöre. „Wir sollten eine gesunde Unruhe und ein brennendes Verlangen nach Einheit im Herzen tragen und wie der Apostel Paulus auf die Einheit hin ausgerichtet sein. Ständig sollten wir uns fragen: Wie weit ist der Weg noch?“


Eine außergewöhnliche Geste
Längst sei das gemeinsame Voranschreiten von Katholiken und Kopten zu einem „Weg der Freundschaft“ geworden, würdigte Franziskus. „Auf diesem Weg der Freundschaft begleiten uns die Märtyrer… Ich habe keine Worte, um zu sagen, wie dankbar ich für das wertvolle Geschenk der Reliquien der ermordeten Kopten bin. Diese Märtyrer haben mit ihrem Blut Zeugnis für die Einheit aller abgelegt, die Jesus nachfolgen. Ich freue mich, heute ankündigen zu können, dass diese 21 Märtyrer mit Ihrer Zustimmung in das Römische Martyrologium aufgenommen werden – zum Zeichen der geistlichen Gemeinschaft, die unsere beiden Kirchen verbindet.“

Die Aufnahme nicht-katholischer Glaubenszeugen in die offizielle römische Märtyrerliste ist ausgesprochen selten. Der hl. Papst Johannes Paul II. veranlasste 2001, dass einige orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Märtyrer in dieser Liste geführt werden.

(vatican news – sk)

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Klavierspielerin2 11.05.2023 16:18
Die 21 Ermordeten wurden in der libyschen Hafenstadt Sirte entführt. 20 von ihnen waren namentlich bekannte koptische Christen, davon 13 aus dem Dorf Al Our in Oberägypten, wo seit 2018 eine ihnen geweihte Kirche steht. Das 21. Opfer stammte wohl aus Ghana. Ob er bereits getaufter Christ war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Berichten zufolge könnte er die sogenannte Bluttaufe erhalten haben: Demnach habe ihn die Standhaftigkeit seiner Mitgefangenen so beeindruckt, dass auch er das erzwungene Bekenntnis zum Islam ablehnte. "Ihr Gott ist auch mein Gott", habe er demnach bekannt. Seit urchristlicher Zeit glaubt die Kirche, dass auch Ungetaufte direkt in die Seligkeit Gottes gelangen, wenn sie für den christlichen Glauben ihr Leben lassen. Für die Kirche sind somit alle 21 Toten von Sirte unterschiedslos Märtyrer.
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