weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Begründer der anglikanischen Kirche, Heinrich VIII

Begründer der anglikanischen Kirche, Heinrich VIII
Bericht von Dezember 2013

Geschieden und wiederverheiratet


BONN ‐ Die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, die im kommenden Oktober auch auf der Tagesordnung der Bischofssynode im Vatikan stehen soll, ist eine schmerzliche Streitfrage in der katholischen Kirche. Und sie war es auch in gewisser Weise schon vor einem halben Jahrtausend. Die Exkommunikation des englischen Königs Heinrichs VIII. vor 475 Jahren, am 17. Dezember 1538, durch Papst Paul III. zementierte eine noch junge Kirchenspaltung, die letztlich durch eine Scheidung entstand.


Was war geschehen? Von den mit seiner Ehefrau Katharina von Aragon gezeugten Kindern Heinrichs VIII. hatte nur ein Mädchen überlebt, Maria. Noch einen männlichen Thronfolger zu bekommen und so die Dynastie zu sichern, schien ihm seit Mitte der 1520er Jahre wenig Erfolg versprechend. Eine neue, attraktive - und übrigens der Reformation zuneigende - Ehefrau stand mit der Hofdame Anne Boleyn bereits bereit.

Kein Reformator

Doch obwohl sich die führenden englischen Bischöfe von York und Canterbury dafür verwandten, verweigerte der Papst eine Annullierung der zweifellos vollzogenen Ehe - sei es, weil er sich nach der Plünderung Roms 1527 nicht ausgerechnet wieder mit Katharinas Neffen, Kaiser Karls V., anlegen wollte oder weil er Heinrichs verzögerte Unterstützung gegen die Türken nach der katastrophalen Niederlage von Mohacs 1526 verübelte.



Heinrich VIII. war keineswegs ein Reformator - im Gegenteil, er hasste Martin Luther von Herzen - was ihm in früheren Jahren jenen päpstlichen Ehrentitel "Defensor Fidei" (Verteidiger des Glaubens) eintrug, den die englischen Könige noch heute tragen. Doch es vollzog sich nun eine Art katholischer Abfall von Rom. Heinrichs Lordkanzler Thomas Cromwell hatte dem König ohnehin empfohlen, den hinderlichen Dualismus von Krone und Altar zu beseitigen. Mit einer Abschüttelung Roms und einer Unterwerfung der Kirche ließ sich dreierlei erreichen: die Scheidung, der Zugriff auf nahezu unbegrenzte Vermögenswerte und mit beidem eine deutliche Festigung der eigenen Herrschaft, die endlich mit dem leichtfüßigen Renaissancefürstentum des französischen Vetters Franz I. konkurrieren könnte.

Mit dem sogenannten Suprematsakt von 1534 erklärte sich Heinrich VIII. selbst zum Oberhaupt der englischen Kirche. Eine der reichsten Nationalkirchen wurde damit von der Gesamtkirche abgetrennt und fiel in die Hand eines einzelnen Monarchen. Zwischen 1532 und 1540 wurden mit bemerkenswerter Effizienz unermesslich reiche Klöster geplündert und zerstört, romtreue Bischöfe durch Männer des Königs (und der Königin) ersetzt. So wurde aus dem "Defensor Fidei" ein Apostat und despotischer Kirchenverfolger.

Das ging nicht ohne Verwerfungen und politische Unruhen vonstatten - denn die Engländer erwiesen sich als religiös konservativ. Es erschien dem zunehmend unberechenbaren König - er verschliss in seinen letzten Lebensjahren immer mehr Berater und Ehefrauen - opportun, in einem Coup papsttreue Adlige zu beseitigen. Im November 1538 wurde ein angebliches Komplott gegen die Krone aufgedeckt ("Exeter-Verschwörung" ), die vermeintlichen Verschwörer hingerichtet. Im Gegenzug exkommunizierte der Papst am 17. Dezember Heinrich VIII. und verhängte über ganz England das Interdikt, also den Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft.

Zwischen katholischer und protestantischer Lehre

Bis zu Heinrichs Tod 1548 gab es noch keine entscheidende Änderung der Kirchendisziplin weg von der katholischen Lehre. Danach allerdings ging mit dem anglikanischen "Book of Common Prayer" klassische Kirchensprache immer mehr eine Verbindung mit protestantischem Gedankengut ein. In den nun folgenden Jahrzehnten der Intrigen, Thronzwiste und Verschwörungen floss viel Blut im Namen der Religion (Stichwort "Bloody Mary" ). An dessen Ende stand ein vergleichsweise behutsamer Mittelweg des Anglikanismus zwischen katholischer und protestantischer Lehre, Liturgie und Kirchendisziplin.

Die Katholiken freilich, "Papisten" genannt, waren fortan eine teils verfolgte, später teils geduldete und verachtete Minderheit, zumeist ärmliche irische Einwanderer. Erst im 19. und 20. Jahrhundert konnte der britische Katholizismus an Boden gut machen. Die verbliebene relative Verwandtschaft mit der katholischen Lehre nährte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gewisse Hoffnungen auf eine langfristige ökumenische Rückkehr zu einer vollen Kirchengemeinschaft. Diese wurden jedoch durch die Zulassung des anglikanischen Frauenpriestertums 1992 sowie künftig wohl auch von Bischöfinnen deutlich gedämpft.

Von Alexander Brüggemann (KNA)

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 07.05.2023 15:53
Der deutsche Synodale Weg der deutschen Bischöfe will wie es scheint das Projekt einer neuen Kirche
Es gab im Jan/Februar 2020 während der ersten Synodalen Vollversammlung deutliche Kritik an dem Projekt 
Dem Synodalen Weg ,so Kritiker ginge es nicht „bloß“um die Überwindung der Krise die durch den sexuellen Mißbrauch entstanden ist ,sondern um eine umfassende Revision der Katholischen Moralund der hierarchischen Verfassung der Kirche ,also Leitungsfunktionen.
Kurz grinsendes Smileyer synodal Weg ist eine Kirchen - Revolution in Deutschland 

Immer klarer zeigte sich ,dass viele im synodalen  Weg einenBruch mit dem essentiellen Elementen der Katholischen Kirche brechen wollen und auch das Risiko eines Schismas und der Errichtung einer deutschen Nationalkirche eingehen wollen
 
Klavierspielerin2 07.05.2023 16:53
Mich vertritt der ' Zentralrat deutscher Katholiken ' nicht und deren Ziele sind nur ihre eigenen, tragen garnicht zum eigentlichen Thema, der zukünftigen Vorbeugung jeglichen Missbrauchs, bei!
Das regt mich auf.

Ca. 0,2% der Welt- Katholiken leben in D. Das beruhigt mich.


Ich glaube nicht, dass es eine AbSpaltung der Deutschen Katholiken geben wird.
 
done 07.05.2023 17:11
alle verantwortlichen  werden ja jetzt geschult, von der diözöse
 
Klavierspielerin2 07.05.2023 17:24
PERSONALORDINARIAT "OUR LADY OF WALSINGHAM" WURDE VOR ZEHN JAHREN EINGERICHTET

Als übergetretene Anglikaner eine katholische Heimat bekamen


LONDON ‐ Priesterinnen, später Bischöfinnen: Ende der 2000er Jahre hatten viele Anglikaner genug – und traten zum Katholizismus über. Benedikt XVI. ermöglichte ihnen eigene Strukturen – und sorgte dadurch für ein paar mehr verheiratete katholische Priester.


Verheiratete Priester in der katholischen Kirche? Gibt es doch längst. Und nicht nur in den byzantinischen Ostkirchen von der Slowakei bis in den Libanon, die mit dem Papst in Rom verbunden ("uniert"zwinkerndes Smiley sind. Seit zehn Jahren, dem 15. Januar 2011, gibt es im angelsächsischen Sprachraum bistumsähnliche Strukturen für frühere Anglikaner, die zur katholischen Kirche übergetreten sind. Ihre Bischöfe und Pfarrer erhielten danach zumeist die katholische Priesterweihe – und blieben, wo sie es bereits waren, auch verheiratet.

Die Initiative ergriff der damalige Papst Benedikt XVI. (2005-2013) in einer schwierigen ökumenischen Phase. Während Anglikaner und Katholiken im theologischen Dialog der vorausgegangenen Jahrzehnte immer mehr Gemeinsamkeiten ausgemacht hatten, wurde innerhalb der anglikanischen Kirche intensiv um eine heikle Frage gerungen. Bereits die Freigabe des Frauenpriestertums hatte in den 1990er Jahren für eine Abwanderungswelle konservativer Anglikaner in den Katholizismus gesorgt. In den 2000er Jahren ging es nun um das Bischofsamt für Frauen. Ein neuerlicher Rückschlag für den katholisch-anglikanischen Dialog – und ein No-Go für den anglokatholischen Kirchenflügel.

Beibehaltung anglikanischer Traditionen erlaubt

Im November 2009 ermöglichte Benedikt XVI. mit seinem Schreiben "Anglicanorum coetibus" eigene, katholische Kirchenstrukturen für übergetretene Anglikaner. Sie erlaubten eine Beibehaltung anglikanischer Traditionen bei gleichzeitiger Gemeinschaft mit dem Papst.

Papst Benedikt XVI. in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo
Bild: ©picture alliance/abaca (Archivbild)
Papst Benedikt XVI. ermöglichte mit seinem Schreiben "Anglicanorum coetibus" eigene, katholische Kirchenstrukturen für übergetretene Anglikaner.

Und Benedikt XVI. tat alles, um den Eindruck zu zerstreuen, der Vatikan beginne nun auf westlich-evangelischer Seite eine "Zurück zum Papst"-Initiative, wie sie in Mittel- und Osteuropa und im Nahen Osten in den vergangenen Jahrhunderten zur Bildung zahlreicher mit Rom unierter Ostkirchen führte. Nein, so hieß es, man habe keinerlei Initiative zum Abwerben ergriffen, sondern lediglich einem Wunsch von anglikanischer Seite entsprochen, Übertrittswilligen eine neue geistliche Heimat anzubieten. Der Kurs in der Ökumene bleibe unverändert.

Der damalige Anglikaner-Primas, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, begrüßte das Angebot zwar offiziell; es sei die notwendige Klärung für ein lange schwelendes Problem. Doch innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft gab es auch vernehmliches Murren: Rom fische in fremden Gewässern, hieß es halblaut. Doch es blieb dabei: Im Januar 2011 wurde für England und Wales das sogenannte Personalordinariat "Our Lady of Walsingham" eingerichtet. 2012 folgten weitere für die USA ("Chair of Saint Peter"zwinkerndes Smiley und Australien ("Our Lady of the Southern Cross"zwinkerndes Smiley.

Prominenter Patron

Zum Patron des englischen Ordinariates wurde der heilige Kardinal John Henry Newman (1801-1890) bestimmt, selbst ein Konvertit. Seinen Namen erhielt es nach dem Ort einer mittelalterlichen Marienerscheinung in Walsingham in der Grafschaft Norfolk (1061). Der Pilgerort war im Zuge der Reformation 1538 zerstört worden und wurde erst in den 1920er Jahren wiedererrichtet.

Während der Osterwoche 2011 traten rund 1.000 frühere Anglikaner dem neuen Ordinariat bei, darunter 40 komplette Pfarreien. Zu Pfingsten erfolgten die ersten Diakonats- und Priesterweihen. Die Zahl der Gläubigen des Ordinariates ist mit 1.850 Katholiken (Vatikanangaben 2019) verhältnismäßig klein, die der Priester im Vergleich mit 97 ungewöhnlich groß. Weltweit leben nach Vatikanangaben knapp 11.600 katholisch gewordene Anglikaner in den Personalordinariaten.

Kardinal John Herny Newman
Bild: ©KNA
Der 2019 heiliggesprochene John Henry Newman – ursprünglich ein anglikanischer Geistlicher – wurde zum Schutzpatron des Personalordinariats ernannt.

Im Oktober 2013 wurde ein neu geschaffener Ritus eingeführt, der liturgische Vorschriften aus dem anglikanischen "Book of Common Prayer" von 1662 sowie aus dem römischen Messritus adaptiert. Erstmals in der Kirchengeschichte werden damit anglikanische Gottesdienstformen wie der Evensong in der katholischen Kirche gefeiert.

Direkt dem Papst unterstellt – mit finanziellen Sorgen

Kirchenrechtlich untersteht das Personalordinariat von Walsingham unmittelbar dem Papst. Zum Leiter wurde Keith Newton ernannt, zuvor anglikanischer Bischof von Richborough. Im März 2011 erhielt der damals 58-Jährige den Rang eines Apostolischen Protonotars, den höchsten katholischen Ehrentitel für Nichtbischöfe.

Das Ordinariat muss sich finanziell weitestgehend selbst tragen. Benedikt XVI. überwies zur Gründung 190.000 Euro. Doch nach Angaben Newtons werden jährlich mindestens eine Million Pfund benötigt; für die Finanzierung von Seelsorge, Gotteshäusern und Klerus, aber auch für die Altersvorsorge der zumeist älteren Geistlichen. In der anglikanischen Kirche hätten sie bis zum Alter von 70 Jahren mit ihren Familien Anspruch auf freies Wohnen sowie auf eine garantierte Pension gehabt. Diese Absicherungen bestehen nun nicht mehr.

Von Alexander Brüggemann (KNA)
 
Klavierspielerin2 07.05.2023 17:39
@done " geschult"? In was denn?
 
done 07.05.2023 18:01
alle müssen gegen sexuellen missbrauch , von einem beauftragten des bischofs geschult sein,

mesner, priester,  alle die mit kinder , ministranten in berührung  kommen
 
done 07.05.2023 18:02
min. drei stunden, waren aber gute vier, 😊
 
Klavierspielerin2 07.05.2023 18:19
Resultat: mein Pfarrer darf mir nicht tröstend die Hand halten, ich könnte mich ja " angemacht" fühlen 😐
 
hansfeuerstein 07.05.2023 21:42
Damals hatte man Prinzipien, die man nicht aufzugeben bereit war. Fast erstaunt schaut man heute darauf.
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren