Thea, Lia – und die Wissenschaften

Bluehorse

Die beiden Schwestern Lia (82) und Thea (92) sind im Leben und in der Liebe zuhause. Aber auch zum Thema Wissenschaft können sie mit erstaunlichen Erkenntnissen aufwarten. Man sollte meinen, dass etwas in die Jahre gekommene Damen ein ruhiges und beschauliches Leben führen. Das trifft auch oft zu – aber nicht immer. Es gibt auch besondere Tage. Heute ist so ein besonderer Tag.


Lia: Theaaaaa, ich hab’s.
Thea: Dann halt esch gut fescht.
Lia: Willst Du denn nicht wissen, was ich habe?
Thea: Wenn esch ein Erdbeertörtschen zum Frühschtück ist, ja, dann will ich esch wischen. Dann beeile ich misch auch mit der Morgentoilette.
Lia: Es ist nichts zum Essen.
Thea: Dann lasch misch in Ruhe. Hilf mir lieber beim Schuchen. Ich kann meine Zähne nicht finden.
Lia: Die hast Du in der Küche liegen lassen. Komm und hol sie Dir.

----------- nach 5 Minuten --------------

Thea: So, nun sag schon, was Du gefunden hast.
Lia: Ich habe die Antwort auf die Frage gefunden, warum Jutta, die Tochter von Frau Mogidoch in den hässlichen Sohn von Frau Meckernich verliebt ist.

Thea: Es liegt an den Pheromonen.
Lia: Falsch. Der Sohn ist Wissenschaftler.

Thea: Als kluge Frau verliebt man sich nicht in Wissenschaftler.
Lia: Warum nicht?

Thea: Wissenschaftler analysieren, messen und berechnen. Und wer kann das schon in der Liebe brauchen?
Lia: Aber sie haben meistens einen guten Job und können eine Familie ernähren.

Thea: Wenn Jutta sich schon beim Frühstück einen Vortrag über Evolutionstheorie anhören möchte – bitte. Für mich wäre das nichts.
Lia: Ihr neuer Freund ist nicht Biologe, sondern Physiker.

Thea: Das ist ja noch schlimmer.
Lia: Warum?

Thea: Physiker halten Dir einen Vortrag über Quantentheorie und schwarze Löcher. Da würde mir der Appetit vergehen.
Lia: Jutta ist gebildet und kann da mitreden.
Thea: Wieso? Ich dachte, sie ist Änderungsschneiderin.
Lia: Nun, in ihrem Beruf hat sie ständig mit schwarzen und sogar mit andersfarbigen Löchern zu tun.
Thea: Ach, Lia. Schwarze Löcher befinden sich nur im Kosmos.
Lia: Das stimmt nicht. Neulich hatte sie die Löcher einer schwarzen Jeans zu stopfen.
Thea: Ich diskutiere das Thema mit Dir nicht weiter, das bringt nichts.

Lia: Ich finde das Thema spannend.
Thea: Dann ruf doch Bluehorse an. Der soll sich Deinen Quatsch anhören. Ich habe nicht die Nerven, Dir Kosmos und schwarze Löcher zu erklären.

Riiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing

Bluehorse: Jou, hier ist Funkleitstelle für verirrte Autoreifen. Suchen Sie Winter- oder Sommerreifen?
Lia: Ach, Blui, ich bin`s, die Lia.
Bluehorse: Ach so. Was kann ich für Dich tun?
Lia: Oh, warum so förmlich? Thea meint, es gäbe nur im Kosmos schwarze Löcher. Ich meine, dass es überall schwarze Löcher geben kann, sogar in Jeans.

Bluehorse: Verstehe. Ihr redet aneinander vorbei.
Lia: Aber ich habe Recht, nicht wahr?

Bluehorse: Ja und nein. Schwarze Löcher sind aus physikalischer Sicht Phänomene im Kosmos und haben mit Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft zu tun. Jedoch ist das Wort Kosmos verwirrend, wenn man es nicht klärt.

Die jonische Naturphilosophie hat mit dem Wort Kosmos zuerst Welt und das Weltall bezeichnet. Von da an hat das Wort eine unabsehbare Geschichte erfahren. So drückt der Grieche versteht darunter eine in sich ruhende Ordnung und Schönheit. Im NT ist Kosmos ein häufiges Wort. Es bezeichnet die ganze Erde, z.B. in Matthäus 4,8. Kosmos kann auch All bedeuten, z.B. in Lukas 11,50, Johannes 1,10, Apg. 17,24. Meist aber bedeutet das Wort „die der Bosheit verfallene Welt“.

Lia: Und im Kosmos gibt es schwarze Löcher und damit beschäftigen sich also Physiker, Theologen und Änderungsschneiderinnen?

Bluehorse: Mh, schwierige Frage. Schwarze Löcher sind immer gefährlich für das Leben, egal ob aus physikalischer oder aus theologischer Sicht.
Lia: Warum?

Bluehorse: Nun, zuerst mal meinen Physiker mit „schwarzes Loch“ etwas völlig anderes als gläubige Theologen. Jedoch von der Gefährlichkeit für das Leben gehen beide aus. Nur darin sind sie sich einig.

Lia: Aber der Theologe versteht doch nichts von Physik und der Physiker versteht nichts von Theologie – wie können die sich da einig werden?

Bluehorse: Das würde ich nicht verallgemeinern. Ein gläubiger Theologe weiß um seine Kompetenzgrenzen, die Welt aus wissenschaftlicher Sicht erklären zu können. Und ein Physiker weiß, dass wir die Naturgesetze brauchen, um eine Orientierung für unsere Entscheidungen zu haben. 
Lia: Du meinst das jetzt in Bezug zu unserem freien Willen?

Bluehorse: Ja.
Lia: Und was hat der freie Wille mit schwarzen Löchern zu tun?

Bluehorse: Nun, je näher wir Gott kommen – und Gott uns, desto mehr wird uns das schwarze Loch in unserem Herzen bewusst. Und wenn Menschen das erkennen, haben sie die freie Entscheidung, mit diesem gefährlichen Problem zu Jesus zu gehen.

Lia: Dann sind sicher alle Physiker und Theologen Christen, oder?

Bluehorse: Leider nein. Viele Theologen meinen, dass man schwarze Löcher im Herzen mit sozial guten Leistungen stopfen kann. Und viele Physiker suchen schwarze Löcher nur im Weltall.

© JJ