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Papst Franziskus in Ungarn: Suche nach Frieden sicher Thema

Papst Franziskus in Ungarn: Suche nach Frieden sicher Thema
Freitag in einer Woche ist es soweit: Papst Franziskus fliegt nach Ungarn. Über das Programm und die Themen des dreitägigen Pastoralbesuchs in der Hauptstadt Budapest informierte diesen Freitag (21.4.) Vatikansprecher Matteo Bruni bei einem Pressebriefing.


Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Für Papst Franziskus wird es die 41. Auslandsreise sein, 60 Länder hat er bisher besucht. 2021 war er auch schon einmal in Ungarn - für einen Kurzbesuch zum Abschluss des 52. Internationalen Eucharistischen Weltkongresses. Damals versprach der Papst auch, noch einmal für einen Pastoralbesuch zurückzukommen, erinnerte Vatikansprecher Matteo Bruni. Er wies auch daraufhin, dass Papst Franziskus' aktuelle Ungarnreise auch aufgrund des Kriegs in der benachbarten Ukraine unter anderen Vorzeichen steht:

„Sicher können wir uns Worte zum Schmerz angesichts dieses Konflikts und der Suche nach Frieden erwarten“


„Wir werden, wie wohl bekannt ist, nur einige Hundert Meter von der ukrainischen Grenze entfernt sein. (...) und also auch vom Krieg. Sicher können wir uns deshalb Worte zum Schmerz angesichts dieses Konflikts und der Suche nach Frieden erwarten. Der Krieg schafft auch Flüchtlinge, die Papst Franziskus bei einer seiner Begegnungen treffen wird. Viele aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern, die versuchen Europa, und damit auch Ungarn, über die Balkanroute zu erreichen", erklärte Bruni zum Papstbesuch in Budapest. 

Wie viele Flüchtlinge Papst Franziskus am Samstag in der Kirche der heiligen Elisabeth von Ungarn treffen wird und woher diese genau stammen, sei noch nicht bekannt. Sicher sei jedoch, dass auch ukrainische Flüchtlinge dabei seien. 

„Ein Europa der Völker, das aufgrund seiner Geschichte auch eine eigene Verantwortung für den globalen Frieden hat“


Direkt nach dem Treffen mit Flüchtlingen und Armen besucht Papst Franziskus die griechisch-katholische Gemeinde in der benachbarten Mariä-Schutz-Kirche - ein Termin, der im bisher veröffentlichten Programm noch fehlt. Zu weiteren möglichen, bisher nicht im Programm erwähnten Treffen des Papstes - eventuell in privater Form, etwa mit Missbrauchsopfern oder mit Metropolit Hilarion - könne er nichts sagen, erklärte Bruni auf Nachfrage. Das geplante Programm sei bekannt, den Rest werde man sehen. Als weitere mögliche Themen nannte der Papst-Sprecher Umweltschutz und die Ökumene, die vielen Heiligen und Seligen, die Ungarn hervorgebracht hat, die Rolle der Christen in Europa und die politische Lage in Europa:


„Es lässt sich die Frage nach der Rolle Europas und der Europäer in der heutigen Zeit stellen, im politischen Bereich, aber auch in Gesellschaft und Kultur. Ein Europa der Völker, das aufgrund seiner Geschichte auch eine eigene Verantwortung für den globalen Frieden hat. Klar ist auch, dass es Gelegenheit geben wird, sich an die Christen in Ungarn zu wenden und über die Herausforderungen zu sprechen, vor denen viele junge Menschen stehen."

Gelegenheit dazu hätte Papst Franziskus etwa am Samstagnachmittag bei einem Jugend-Treffen in der „Laszlo Papp"-Sport-Arena, die laut Vatikanangaben Platz für rund 205.000 Menschen bietet. Die politische Riege Ungarns trifft das katholische Kirchenoberhaupt am Freitag. Am Sonntag steht nach der Schlussmesse mit dem Mittagsgebet am Nachmittag noch eine Begegnung mit der Welt der Wissenschaft und Kultur an der Fakultät für Informatik und Bionik der katholischen Peter-Pazmany-Universität auf dem Programm. Während seiner dreitägigen Budapest-Visite besucht Papst Franziskus auch ein Blindenhilfszentrum und er trifft sich wie üblich in privater Form mit den Mitgliedern des Jesuitenordens, dem er selbst angehört. Außerdem gibt es auch bei dieser Reise eine Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Pastoralarbeitern. 

Übliches medizinisches Fachpersonal 
Begleitet wird Papst Franziskus bei seiner Ungarn-Reise wie üblich von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Außenbeauftragten des Heiligen Stuhls, Erzbischof Paul Richard Gallagher. Mit dabei sind auch der Substitut im Staatssekretariat, Erzbischof Edgar Pena Parra sowie der Präfekt des Dikasteriums für die Ostkirchen, Erzbischof Claudio Gugerotti; der Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, Erzbischof Robert Francis Prevost und der Präfekt des Kommunikationsdikasteriums, Paolo Ruffini. Auch das übliche medizinische Fachpersonal begleite Papst Franziskus, so Vatikansprecher Bruni. Der 86-Jährige Papst war kurz vor Ostern aufgrund einer Atemwegsinfektion einige Tage im Krankenhaus gewesen; aufgrund von Knieproblemen ist er seit einiger Zeit öfter im Rollstuhl oder mit einem Gehstock unterwegs - auch bei den jüngsten Reisen war der Rollstuhl stets dabei.

(vatican news - sst)  

Kommentare

 
Klavierspielerin2 25.04.2023 19:34
Franziskus in Ungarn: Papst trifft mehrmals junge Leute

Im Rahmen der Ungarnreise des Papstes sind bei mehreren Gelegenheiten Begegnungen mit jungen Gläubigen vorgesehen. 

Am Samstag besucht Franziskus Kinder mit Sehbehinderungen und trifft Flüchtlinge, danach wendet er sich in einem Stadion in Budapest an Jugendliche. Am Sonntag kehrt er nach einer großen Heiligen Messe in einer katholischen Universität ein. Pater Kornél Fábry hat mehr Details.



Andrea De Angelis und Anne Preckel - Vatikanstadt

Die Vorbereitungen für den Papstbesuch ab Freitag in Ungarn laufen auf Hochtouren und finden „im Geist der Freundschaft und des Gebetes“ statt, sagte uns der Direktor des Nationalen Pastoralen Instituts in Ungarn im Interview.

„Der Papst wird diesmal nicht wie beim Internationalen Eucharistischen Kongress nur Bischöfe und Ordensleute treffen, sondern auch Priester und Seminaristen, die in den Pfarreien arbeiten“, so Pater Kornél Fábry. Er war Generalsekretär für den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress, zu dem Papst Franziskus 2021 in Ungarn war. Pater Fábry verweist vor allem auf die Begegnung mit Jugendlichen in der „Laszlo Papp“-Sport-Arena am kommenden Samstag in Budapest.

„Es gibt viele junge Menschen, die mit Franziskus beten wollen.“

„Wenn man sich die Zahl der Anfragen für das Treffen im Stadion ansieht, sieht man, dass es mehr sind als die verfügbaren Plätze, nämlich 11.000. Es werden viele junge Leute aus den Pfarreien kommen, aber auch von den Universitäten, nicht nur von den katholischen. Der Papst wird zwei Treffen mit ihnen haben: mit den Jugendlichen im Stadion und am letzten Tag mit der Welt der Kultur und der Universitäten. Es gibt viele junge Menschen, die mit Franziskus beten wollen. Wir bereiten uns auf dieses Treffen vor, indem wir Christus vivit lesen, das apostolische Schreiben des Papstes, das sich an die jungen Menschen richtet.“

Familien- und Jugendpastoral
Ungarns Kirche sei in der Familien- und Jugendpastoral sehr engagiert, so der Direktor des Nationalen Pastoralen Instituts weiter. In einem zunehmend säkularen Kontext bemühe man sich um einen Dialog der Generationen und eine Kultur der Fürsorge, um Tendenzen der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Das Thema Dialog wird auch im Logo zur Papstreise hervorgehoben, in dem eine Brücke zu sehen ist.

„In Ungarn leben die Familien nicht mehr zusammen, früher lebten verschiedene Generationen zusammen. Auf dem Land gibt es große Häuser, da haben früher alle zusammengewohnt. Heute ist das sehr selten. Trotzdem fördern wir in unseren Kirchen den Dialog zwischen Jung und Alt, zum Beispiel in der Liturgie. Auch mit moderneren Liedern, mit gegenseitigem Zuhören. Das ist eine pastorale Aufgabe: die Einheit zwischen Jung und Alt zu fördern. In der Pfarrei, in der ich früher tätig war, waren alle Feste für Familien, auch für Großeltern. Ihnen zuzuhören, sie willkommen zu heißen ist wichtig, sie sind unsere Weisen! In unserer Zeit, in der das Internet so weit von den Älteren entfernt zu sein scheint, beobachte ich oft, dass es die Enkel sind, die ihren Großeltern beibringen, wie man Chatrooms und das Internet benutzt. Das ist schön, wir kommen gemeinsam voran.“

Besuch bei Kindern mit Sehbehinderung
Während seiner dreitägigen Ungarnvisite wird der Papst am 29. April in Budapest bei einem privaten Besuch Kinder und junge Menschen mit Behinderungen im katholischen Batthyány-Strattmann-Blindeninstitut treffen. Ungarns Kirche biete auch Seelsorge für Menschen mit Behinderungen an, so Pater Fábry.

„Es gibt Priester, die zum Beispiel in der Erzdiözese Budapest dafür zuständig sind, blinden Menschen bei der Teilnahme an der Liturgie zu helfen. Ich denke, es ist sehr wichtig, spezielle Veranstaltungen zu organisieren, um sie einzubeziehen. Ich denke da an Messen, die speziell für Behinderte gestaltet werden – denn sie sind ein Reichtum der Kirche. Die Begegnung des Papstes mit diesen Kindern ist wirklich wichtig, es wird ein privater Moment mit diesen Kindern und ihren Eltern sein. Der Bischof von Rom möchte Zeit mit ihnen verbringen, um sie zu ermutigen.“

Soziale Schwerpunkte im Reiseprogramm
Papst Franziskus reist zum zweiten Mal in seinem zehnjährigen Pontifikat nach Budapest. Nach einem nur siebenstündigen Kurzbesuch zum Eucharistischen Weltkongress 2021 kommt das Kirchenoberhaupt von 28. bis 30. April zu einem offiziellen Pastoralbesuch nach Ungarn.
Mit Blick auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen des 86-jährigen Pontifex beschränkt sich das Programm auf die Hauptstadt Budapest. Höhepunkte sind die Sonntagsmesse auf dem Kossuth-Platz vor dem Parlament und eine große Jugendbegegnung. Auch setzt das Besuchsprogramm soziale Schwerpunkte. International wird eine Papstrede vor politischen Autoritäten und Vertretern aus Diplomatie und Zivilgesellschaft mit Spannung erwartet. Vorgesehen sind auch Treffen mit Staatspräsidentin Katalin Novák und Regierungschef Viktor Orbán.

Der Pastoralbesuch des Papstes steht unter dem Leitwort „Christus ist unsere Zukunft“ (Krisztus a Jövönk).

(vaticana news)
 
Klavierspielerin2 25.04.2023 19:37
Papst in Ungarn: Programm und Übertragungen Schritt für Schritt

Anbei das detaillierte Programm der Papstreise nach Ungarn, die am Freitag startet. Die genauen Zeiten der Live-Übertragungen werden noch ergänzt.

APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS NACH UNGARN

28. - 30. APRIL 2023

 

Freitag, 28. April 2023

ROM – BUDAPEST

08:10 Abflug vom Flughafen Rom/Fiumicino nach Budapest
10:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen Budapest
10:00 Offizielle Begrüßung
11:00 Willkommenszeremonie auf dem Platz vor dem Palais Sándor
11:30 Höflichkeitsbesuch bei der Staatspräsidentin im Palais Sándor
11:55 Begegnung mit dem Premierminister
12:20 Begegnung mit Vertretern der Regierung und der Zivilgesellschaft sowie mit dem Diplomatischen Korps im ehemaligen Karmelitenkloster (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
17:00 Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Personen des geweihten Lebens, Seminaristen und Pastoralarbeitern in der St.-Stephans-Basilika (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
 

Samstag, 29. April 2023

BUDAPEST

08:45 Besuch bei den Kindern des Instituts "Seliger Ladislaus Batthyány-Strattmann" (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
10:15


11.30
Begegnung mit Armen und Geflüchteten in der Kirche der heiligen Elisabeth von Ungarn (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)

Besuch bei der griechisch-katholischen Gemeinschaft in der griechisch-katholischen Kirche "Schutz der Muttergottes" (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
16:30 Begegnung mit Jugendlichen in der "Laszlo Papp"-Sport-Arena (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
18:00 Privates Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur
 

Sonntag, 30. April 2023

BUDAPEST – ROM

09:30 Heilige Messe auf dem Lajos-Kossuth-Platz (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
16:00 Begegnung mit der Welt der Wissenschaft und Kultur an der Fakultät für Informatik und Bionik der katholischen Peter-Pazmany-Universität (Liveübertragung mit deutschem Kommentar)
17:30 Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen Budapest
18:00 Abflug vom Internationalen Flughafen Budapest nach Rom
19:55 Landung auf dem Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino

 
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 08:30
Franziskus ist zu seiner dreitägigen Ungarn-Reise aufgebrochen


Es ist die 41. Auslandsreise seines Pontifikats und die zweite in diesem Jahr nach seinen Besuchen in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan. Der Papst kehrt nach seinem Blitzbesuch am 12. September 2021 in das Land „im Herzen Europas“ zurück, wo er die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses in Budapest feierte, bevor er in die Slowakei weiterreiste.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Um 8.23 Uhr ist der Flieger vom Flughafen Fiumicino Richtung Budapest abgeflogen. Franziskus ist der zweite Papst, der Ungarn besucht, ein Land, das auch Johannes Paul II. zweimal besuchte, 1991 und 1996.

Am Freitagmorgen, bevor er Casa Santa Marta in Richtung Flughafen Fiumicino verließ, wurde Papst Franziskus in Begleitung des Präfekten des Dikasteriums für die Nächstenliebe, Kardinal Konrad Krajewski, von fünfzehn Obdachlosen begrüßt, die in der Nähe des Petersdoms leben.

Unter den Begleitpersonen auf dem Flieger nach Budapest befinden sich etwa 75 Journalisten, Fotografen, Produzenten, Kameraleute und Techniker aus aller Welt. Das Programm der Ungarnreise sieht vor, dass der Papst an diesem Freitagmorgen um 10 Uhr in Budapest ankommt und am internationalen Flughafen vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Zsolt Semjen offiziell begrüßt wird. Die eigentliche Begrüßungszeremonie findet dann um 11.00 Uhr auf dem Vorplatz des Sandor-Palastes, der Residenz des Präsidenten, statt. Dort wird Franziskus um 11.30 Uhr der Präsidentin der Republik, Katalin Novak, einen Höflichkeitsbesuch abstatten, und um 11.55 Uhr wird er mit Ministerpräsident Viktor Orban zusammentreffen.

Um 12.20 Uhr findet im ehemaligen Karmeliterkloster das Treffen mit den Behörden, der Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Corps statt, an das der Papst die erste von sechs Ansprachen richten wird, die er während seines dreitägigen Besuchs halten wird, alle in italienischer Sprache.

Am Nachmittag, um 17 Uhr, findet in der Co-Kathedrale St. Stephan ein Treffen mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, geweihten Männern und Frauen, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern.

(va
tican news)
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 12:55
Papst in Budapest angekommen
9.53 Uhr: Franziskus ist nach einem eineinhalbstündigen Flug aus Fiumicino-Rom in Budapest gelandet. Auf dem Flieger begrüßte Papst Franziskus die 73 mitreisenden Journalisten auf dem Flug nach Budapest. 8 sind Ungarn, es sind 10 Nationalitäten dabei. Eines der Geschenke der Journalisten erinnert an die Tragödie der Schiffsunglücke von Migranten: eine Babyflasche und ein Kompass in Erinnerung an die Tragödie im süditalienischen Cutro im letzten Monat.
An Bord dankte der Papst den mitreisenden Journalisten für ihre Arbeit und scherzte auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand, dass „Unkraut niemals stirbt“. Die jüngsten Gerüchte gegen seinen Vorgänger Johannes Paul II. bezeichnete er als „dumm“.

(vatican news - 
mg)
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 12:57
Papst in Ungarn: Bestätigung der bischöflichen Bemühungen
Franziskus trifft in Budapest mit ungarischen Bischöfen, Priestern, Diakonen, Seminaristen und Pastoralarbeitern zusammen. Die Geschichte Ungarns ist stark mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heilig gesprochene König Stephan I. (997-1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Bistümer und mehrere Benediktinerabteien, darunter auch die heutige Erzabtei Pannonhalma, deren Abt Vollmitglied der Bischofskonferenz ist.
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„Papst will in Ungarn Pilger des Friedens sein“
An diesem Freitag (28. April) begrüßt der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, der von 2006 bis 2016 auch Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) war, Papst Franziskus erneut in seiner Bischofsstadt Budapest. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten steht der 70-jährige Erdö als Erzbischof an der Spitze der ungarischen Hauptstadtdiözese mit ihren Doppelsitzen in Budapest und Esztergom (Gran), ehemals Metropole des Königreichs Ungarn.

Erdö spricht gerne über die konfessionelle und kulturelle Vielfalt in Ungarn. Dem katholischen Portal Cruxnow sagte er im Vorfeld des Papstbesuchs, die Ungarn hätten zwar „über ein Jahrtausend die westliche christliche Kultur aufgenommen; aber sie grenzten und grenzen direkt an den osteuropäischen Kulturraum und gehörten in bestimmten Epochen zum türkischen Reich“.

Über Grenzen hinweg leben und denken
Erdös Vater war ein katholischer Ungar aus dem heute rumänischen, orthodox und protestantisch geprägten Siebenbürgen; seine Mutter stammte aus dem heutigen Grenzland zur Slowakei. Bis heute sei es dumm, einen Osteuropäer nach seiner Nationalität zu fragen, sagt der Primas - denn über Jahrhunderte sei es dort gang und gäbe gewesen, auch über ethnische Grenzen hinweg zu heiraten. Auch heute gelte es, über Grenzen hinweg zu leben und zu denken.

Der Papst habe „gemerkt, dass er in vielerlei Hinsicht über Ungarn in die Irre geführt wurde“, sagte der Bischof von Szeged-Csanad Laszlo Kiss-Rigo vor der an diesem Freitag startenden Papstreise; und weiter: „Er kommt zurück, weil er erkannt hat, dass sein Besuch für uns Christen und Katholiken in Ungarn in erster Linie eine Stärkung und Bestätigung unserer Bemühungen ist, als Christen in der gegenwärtigen Gesellschaft Zeugen unseres Glaubens zu sein.“

Im Land zu beobachten sei aber auch eine tiefe Veränderung von Religiosität. „Wie in anderen europäischen Staaten schrumpft die Volksreligiosität, und die Kirchen sind noch auf der Suche nach neuen Wegen der Glaubensweitergabe“, sagt der Theologe und Religionswissenschaftler Andras Mate-Toth von der Universität Szeged der österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress. Im Jahr 2010 waren rund 8,09 Millionen Ungarn Anhänger christlicher Glaubensgemeinschaften. Aktuell zählt Ungarn rund 9,7 Millionen Einwohner. Bei der letzten Volkszählung (2011) bekannten sich 39 Prozent zur Katholischen Kirche, 11,6 Prozent zum Calvinismus und 2,2 Prozent zur Lutheranischen Kirche.

(kap/domradio – mg)
 
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 14:03
Wortlaut: Erste große Rede des Papstes in Budapest
Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Freitag nach seiner Ankunft in der ungarischen Hauptstadt Budapest bei einer Begegnung mit Vertretern von Staat und Gesellschaft gehalten hat, in ihrer amtlichen deutschen Fassung.

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-04/wortlaut-1-papst-franziskus-ungarn-budapest-migration-europa-eu.html
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 14:08
Papst wirbt in Ungarn für den europäischen Traum


Höflich, aber deutlich: So ist Papst Franziskus an diesem Freitag in Budapest aufgetreten. In seiner ersten Rede, die er in einem früheren Klostergebäude hielt, fand der Gast aus Rom vor Vertretern des ungarischen Staats und der Zivilgesellschaft zu klaren Worten: Ja zu Europa, nein zu Populismus, ja zu einem menschenwürdigen Umgang mit Migranten.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus wusste seine Stellungnahmen aber stets mit der ungarischen Geschichte und Tradition zu verbinden. Er berief sich wahlweise auf den Dichter Attila József, die ungarische Verfassung oder den heiligen Stephan, den König also, der um das Jahr 1.000 am Anfang ungarischer Staatlichkeit stand.

„Ein Land, das den Wert der Freiheit kennt“
Der Papst würdigte Ungarn („das heilige Pannonien“) als Land, „das den Wert der Freiheit kennt“; Budapest sei „heute eine der europäischen Städte mit dem höchsten Prozentsatz an jüdischer Bevölkerung“. Ungarn habe den Auftrag, „den Schatz der Demokratie und den Traum vom Frieden zu bewahren“. Politik dürfe nicht „eher die Gemüter erhitzen, als Probleme zu lösen“, sondern müsse „das Ganze, die Entwicklung aller, in den Blick nehmen“. Beredt bekannte sich Franziskus, ein Träger des Aaachener Karlspreises, zum Traum des geeinten Europa, den in der Regierung von Viktor Orbán nicht unbedingt jeder mitträumt.

„Es ist wesentlich, die europäische Seele wiederzuentdecken“

„In dieser heiklen historischen Lage ist Europa von grundlegender Bedeutung. Denn dank seiner Geschichte repräsentiert es das Gedächtnis der Menschheit und ist daher aufgerufen, die Rolle zu spielen, die ihm entspricht: Jene, die Fernstehenden zu vereinen, die Völker in seinem Inneren willkommen zu heißen und niemanden für immer als Feind stehen zu lassen. Es ist daher wesentlich, die europäische Seele wiederzuentdecken: die Begeisterung und den Traum der Gründerväter, Staatsmänner, die es verstanden, über ihre eigene Zeit, über nationale Grenzen und unmittelbare Bedürfnisse hinauszublicken…“

Europa dürfe „keine Geisel der Parteien“ sein, also weder ein „Opfer autoreferentieller Populismen“ noch eine „Art abstrakter Überstaatlichkeit, die das Leben der Völker vergisst“ und die eine „sogenannte Gender-Kultur“ oder ein „sinnwidriges Recht auf Abtreibung“ propagiere. Mit Blick auf das Nachbarland, „die leidgeprüfte Ukraine“, fragte der Papst, „wo die schöpferischen Anstrengungen für den Frieden bleiben“?

„Christliche Werte können nicht durch Starrheit bezeugt werden“
Ungarn solle sich nicht auf sich selbst zurückziehen. „Die christlichen Werte können nicht durch Starrheit und Verschlossenheit bezeugt werden, denn die Wahrheit Christi bringt Sanftmut und Freundlichkeit mit sich, im Geist der Seligpreisungen.“

Das gelte auch gegenüber Flüchtlingen und Migranten: Diese „epochale Herausforderung“ könne „nicht durch Zurückweisung eingedämmt werden“, sondern müsse „angenommen werden, um eine Zukunft vorzubereiten, die es, wenn sie keine gemeinsame ist, nicht geben wird“. Lob und Tadel für die Regierung Orbán waren in den Bemerkungen des Papstes gegeneinander abgewogen; so vergaß Franziskus einerseits nicht den Dank für das ungarische Engagement zugunsten von Christen im Nahen Osten, rief aber andererseits Christen im Land dazu auf, „sich nicht mit der Logik der Macht zu verbrüdern“.

Präsidentin fordert mehr Anstrengungen für Frieden in Ukraine
Ungarns Präsidentin Katalin Novák – eine frühere Vizepräsidentin der Orbán-Partei Fidesz – hatte in ihrer Begrüßung die neuerliche Visite des Papstes mit einem griechischen Begriff als „kairos“ gewürdigt. „Der richtige Moment und der richtige Ort, um sich zu begegnen, die Glocken zu läuten, einen gerechten Frieden zu proklamieren.“ Ungarn wolle den Besuch nutzen, um sich mit neuen Kräften auf den Weg zu „geistlicher und intellektueller Erneuerung und zum Frieden“ zu machen.

Der Krieg im Nachbarland zerreiße vielen Ungarn das Herz. „Wir Mütter wollen in erster Linie den Frieden gewinnen, nicht den Krieg. Wir wollen unsere Söhne, unsere Ehemänner nicht an die Front schicken! Wir sind noch nicht weit gekommen auf der Straße, die zum Frieden führt… Wo ist das Bewusstsein, dass es nötig wäre, den Krieg und die Gemüter nicht noch anzuheizen, sondern im Gegenteil abzukühlen?“

(vatican news – sk)
 
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 14:16
Von 27.04.2023

Ungarns Präsidentin: Papst ist Mann des Friedens


Vor dem Papstbesuch in Ungarn hat Staatspräsidentin Katalin Novak Franziskus als einen Mann des Friedens gelobt. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine hätten den Menschen die Hoffnung auf ein friedliches Leben genommen, sagte Novak im Interview des Portals „Magyar Kurir“. Sie vertraue darauf, dass Franziskus diese Hoffnung „durch seine Friedensbotschaft zu uns zurückbringen wird“.


Zum Ukraine-Krieg und seinen weitreichenden Folgen sagte Novak, es gelte, den Kriegsopfern Hilfe zuzusichern, die Aggression zu verurteilen und einen Weg für Frieden zu finden. Papst Franziskus habe dies etwa in seiner jüngsten Osterbotschaft deutlich gemacht: „Er verurteilt die russische Aggression, er steht zu den angegriffenen Ukrainern, er ist bereit, eine vermittelnde Rolle zu übernehmen“; aber gleichzeitig vergesse er auch nicht das russische Volk, so die bekennende Calvinistin. Dies sei „eine weise, christliche Haltung, an der wir uns orientieren sollten“.

Reise ins Zentrum Europas
Novak betonte, der Krieg dürfe nicht damit enden, dass Russland seine Ziele erreicht, auch wenn es gar kein konkretes Ziel genannt habe. Russischen Truppen dürfe nicht gestattet werden, in ukrainischen Gebieten zu bleiben.

Noch am Donnerstag empfing Papst Franziskus im Vatikan den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal, bevor er am Freitag zu seinem offiziellen Pastoralbesuch nach Ungarn aufbricht. Erstmals seit dem russischen Angriff im Februar 2022 besucht er damit ein Nachbarland der Ukraine. Allgemein wird erwartet, dass Frieden ein wiederkehrendes Thema der Veranstaltungen mit dem Papst in Budapest sein wird.

„Es wird eine Reise in das Zentrum Europas sein, über das weiter eisige Winde des Krieges wehen, während die Vertreibung so vieler Menschen dringende humanitäre Fragen auf die Tagesordnung setzt“, sagte Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom. Unter Armen und Geflüchteten, die der Papst am Samstag in einer Kirche in Budapest treffen will, werden nach Angaben des ungarischen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Andras Veres auch Geflohene aus der Ukraine sein.

Empfang des Papstes am Freitag
Staatspräsidentin Novak empfängt das Kirchenoberhaupt zum Auftakt des Besuchs am Freitagvormittag an ihrem Amtssitz im historischen Burgviertel über Budapest. Auch eine Begegnung von Franziskus mit Regierungschef Viktor Orban ist vorgesehen. Mittags hält der Papst an Orbans Amtssitz im ehemaligen Karmeliterkloster eine für Papstreisen gängige Rede vor politischen Autoritäten und Vertretern von Diplomatie und Zivilgesellschaft.

Weitere Höhepunkte sind die Sonntagsmesse auf dem Kossuth-Platz vor dem Parlament sowie eine große Jugendbegegnung am Samstag. Auch setzt das Programm mehrere soziale Schwerpunkte. Mit Blick auf die gesundheitlichen Einschränkungen des 86-Jährigen beschränkt es sich auf die Hauptstadt Budapest.

(kap – pr)l
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 17:47
Highlight- 28.April 2023 - Budapest, Welcome Ceremony and Meeting with Authorities 

https://youtu.be/u0SgTQba6oA
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 18:09
Papst in Ungarn Tag 1: Starker Auftakt

Franziskus war bereits im September 2021 kurz in Ungarn, um dort den Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest abzuschließen. Welchen Akzent wird Franziskus bei seinem zweiten Besuch setzen und wie wurde er empfangen? Ein Schlaglicht von unserer Korrespondentin Stefanie Stahlhofen in Budapest.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Dieser zweite Besuch von Papst Franziskus in Budapest unterscheidet sich ganz deutlich vom ersten. Das erste erfolgte auch aus einem ganz anderen Anlass: Der Internationale Eucharistische Kongress fand in Budapest statt, und Papst Franziskus war damals nur wenige Stunden hier in der ungarischen Hauptstadt. Bei dieser Gelegenheit gab es gar keine offizielle Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, des diplomatischen Korps und den Vertretern der Zivilgesellschaft. 2021 lag der Schwerpunkt des Programms auf der Ökumene und dem interreligiösen Dialog. Es gab eine Begegnung mit den Bischöfen und ein Ökumene-Treffen, bei dem auch die jüdische Gemeinde dabei war; dann die Heilige Messe und schon reiste Papst Franziskus weiter nach Bratislava in die Slowakei.

Anderer Kontext und Schwerpunkte als 2021
Diesmal ist das katholische Kirchenoberhaupt zu einem dreitägigen Pastoralbesuch in Ungarn und die übliche Ansprache an die Regierung war an diesem Freitag direkt die erste Rede von Papst Franziskus. Sie war auch mit Spannung erwartet worden, denn inzwischen ist ja in Europa, gar in einem Nachbarland Ungarns, ein Krieg ausgebrochen. Und generell stellt sich die Frage: Wie steht es um Europa, das sich zerstritten in der Flüchtlingsfrage und in vielen weiteren Dingen präsentiert. 

Flammender Appell für Europa
Papst Franziskus hat einen Rundumschlag gemacht bei dieser ersten Rede, er hat viele verschiedene Themen angesprochen. Meiner Meinung nach hat er mit dieser Rede einen flammenden Appell für Europa gehalten, für Solidarität. Er hat Leidenschaft für gemeinschaftliche Politik angemahnt. Und er hat an die Anfänge Europas erinnert und dazu aufgerufen, die „europäische Seele" wieder zu entdecken, die Begeisterung und den Traum der Gründerväter. Diese hat er als Beispiel genannt, über ihre eigene Zeit, über über nationale Grenzen und unmittelbare Bedürfnisse hinauszublicken. Und eben auch auf Diplomatie zu setzen und die „Einheit wieder herzustellen, statt Risse zu vergrößern".


... und Blick über Europa hinaus in die Welt
Papst Franziskus ist sehr deutlich geworden, auch mit Blick auf den Krieg in Europa, er hat auch die Ukraine ausdrücklich erwähnt. Aber nicht nur Papst Franziskus ist auch auf alle Flüchtlinge eingegangen, die zum Beispiel vor Konflikten, Armut und Klimawandel fliehen.

Dank an Ungarn
Papst Franziskus hat in seiner ersten Ansprache hier in Budapest an diesem Freitag außerdem auch den Ungarn ganz ausdrücklich gedankt für ihr Engagement für verfolgte Christen weltweit. Außerdem hat er die vielen Heiligen des Lands gewürdigt. 
Insgesamt: Ein starker Auftakt. 

Samstag: Treffen mit Armen und Flüchtlingen
Das Thema Migranten und Flüchtlinge wird Papst Franziskus auch am Samstag wieder aufgreifen. Die erste Rede, die er am Samstag hält, wird bei einer Begegnung mit Armen und Flüchtlingen in der Elisabeth-Kirche sein.

Am Freitagabend stand auch noch eine Begegnung von Papst Franziskus mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Personen des Geweihten Lebens, Seminaristen und Pastoralarbeitern in der St. Stephans Basilika auf dem Programm.

(vatican n
ews - sst)
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 18:27
ERSTER TAG DES UNGARN-BESUCHS DES PONTIFEX
Europa-Rede von Papst Franziskus: Gegen Populismus und Gleichmacherei
VERÖFFENTLICHT AM 28.04.2023 UM 17:16 UHR

BUDAPEST ‐ Die Zukunft Europas liegt Franziskus am Herzen. Schon früher hat der von Italienern abstammende Papst an die Ideale der EU-Gründerväter erinnert. Auch in Ungarn beschwor er ihr Vermächtnis für die Zukunft des Kontinents.

Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner dreitägigen Ungarnreise eine europapolitische Grundsatzrede gehalten. In Anwesenheit der Spitzen von Staat, Politik und Zivilgesellschaft wandte er sich entschieden gegen Populisten in den EU-Ländern, die Europa "in Geiselhaft" nähmen und zu ihrer "Beute" machten.

Ebenso scharf wandte sich der Papst gegen Tendenzen zur Auflösung der nationalen Eigenheiten der Völker Europas. Europa dürfe nicht in einen "abstrakten Supranationalismus" verfallen und sich nicht zu einer "flüssigen oder sogar gasförmigen Realität" verwandeln.

Mit Nachdruck wandte Franziskus sich gegen eine ideologische Gleichmacherei, wie sie in der Gender-Kultur zum Ausdruck komme. Als weiteres Beispiel nannte er das "widersinnige Recht auf Abtreibung", das als Errungenschaft angepriesen werde und einen Gegensatz zwischen einem verengten Freiheitsbegriff und der Realität des Lebens schaffe.

Zitate von Gründervätern

Mehrere Male zitierte der Papst Sätze der EU-Gründerväter Alcide De Gasperi und Robert Schuman aus den 1950er Jahren, die für ein geeintes Europa als treibende Kraft für den Frieden eintraten. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, bei dem die EU als Friedensstifter bislang kaum in Erscheinung getreten ist, fragte der Papst: "Ich frage mich, wenn ich an die leidgeprüfte Ukraine denke, wo die kreativen Anstrengungen für den Frieden bleiben."

Auch zur ungarischen Politik äußerte sich der Papst und verteilte Lob und Mahnungen. In Anwesenheit der ungarischen Präsidentin Katalin Novak, die den Papst in ihrer Rede zuvor als einen "Verbündeten" bei der Verteidigung des Lebens und der Ehe von Mann und Frau bezeichnet hatte, würdigte der Papst die ungarische Familienpolitik. "Wie schön ist es, ein Europa aufzubauen, das den Menschen und die Völker in den Mittelpunkt stellt, in dem es wirksame politische Ansätze für eine bessere demographische Entwicklung und zugunsten der Familie gibt, die in diesem Land aufmerksam durchgeführt werden." Für seine Ansprache erhielt der Papst langen stehenden Applaus der im ehemaligen Karmeliterkloster versammelten ungarischen Eliten.


Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani
Papst Franziskus im Gespräch mit Katalin Novak, der Staatspräsidentin von Ungarn.

Seine Rede hielt der 86-Jährige im Stehen – anders als die meisten Predigten in jüngster Zeit im Petersdom. Überhaupt zeigte er sich in den ersten Stunden seiner Ungarn-Reise in körperlich guter Verfassung. Bereits auf dem Flug nach Budapest hatte er, auf seine Gehilfe gestützt, die mitreisenden Journalisten einzeln auf ihren Plätzen aufgesucht und begrüßt.

In Budapest sah man ihn dann im Gespräch mit der gewinnend auftretenden Staatspräsidentin Novak (45) immer wieder plaudern und scherzen. Novak, die wie Orban ihre politische Karriere in der nationalkonservativen Fidesz-Partei gemacht hat, hatte bei der öffentlichen Begrüßungszeremonie mit militärischem Zeremoniell den Ehrenplatz neben dem Gast aus Rom. Orban wirkte im Vergleich zu ihr ungelenk; er stand, an der Spitze der Regierungsdelegation, neben den Ehrenplätzen.

Gänsehaut-Moment bei Hymnen

Einen Gänsehaut-Moment gab es, als die Hymnen erklangen. Anders als bei solchen Anlässen üblich, sang die gesamte ungarische Seite, Novak inklusive, laut mit. Die 200 Jahre alte Hymne ("Herr, segne den Ungarn mit Frohsinn und mit Überfluss. Beschütze ihn mit deiner Hand, wenn er mit dem Feind kämpft ..."zwinkerndes Smiley ist erst am Ende der kommunistischen Diktatur vor 33 Jahren zur offiziellen Hymne gemacht worden.

Beim Tete-a-Tete mit Regierungschef Viktor Orban wirkte der Gast aus Rom zunächst eher steif und zurückhaltend. Ob dies auch inhaltliche Gründe hatte, blieb offen. An Orbans Adresse dürften jene Worte des Papstes gerichtet gewesen sein, in denen er an die ungarische Verfassung erinnerte, wo es heißt: "Wir bekennen uns zum Gebot der Unterstützung der Hilfsbedürftigen und der Armen." Ob er dies auch mit Blick auf die zahlreichen Flüchtlinge meinte, die auf der Flucht vor Krieg und Hunger nach Ungarn kommen, ließ der Papst am ersten Tag seiner Reise noch offen.

Eine Begegnung mit Migranten mitsamt Papstrede steht am Samstag auf dem Programm. Zweiter Höhepunkt am ersten Reisetag soll am Freitagnachmittag eine Begegnung mit Bischöfen, Seelsorgern und Ordensleuten des Landes in der Stephans-Basilika in Budapest sein.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)
 
Klavierspielerin2 28.04.2023 23:27
Präsidentin Katalin Novák, bekennende Calvinistin, Begrüßungsrede ( sue spricht frei)

https://youtu.be/TEqdkOPT_F4
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 10:18
Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus an ungarische Seelsorger
Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Freitagnachmittag in der ungarischen Hauptstadt Budapest bei einer Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seelsorgenden gehalten hat, in einer deutschen Fassung. Einige Hinzufügungen wurden in den Redetext eingearbeitet.
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APOSTOLISCHE REISE NACH UNGARN
Nr. 2 ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Begegnung mit den Bischöfen, Priestern, Diakonen, Gottgeweihten, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern
Budapest, Konkathedrale Sankt Stephan, 28. April 2023

„Eminenz, liebe Brüder im Bischofsamt,
liebe Priester und Diakone, gottgeweihte Frauen und Männer, liebe Seminaristen, liebe pastorale Mitarbeiter, Brüder und Schwestern,  
laudetur Jesus Christus!

Ich freue mich, wieder hier zu sein, nachdem ich mit Euch den 52. Eucharistischen Weltkongress erlebt habe. Es war ein Moment großer Gnade und ich bin sicher, dass seine geistlichen Früchte euch begleiten. Ich danke Bischof Veres für sein Grußwort an mich und dafür, dass er den Wunsch der Katholiken Ungarns mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht hat: »In dieser sich verändernden Welt wollen wir bezeugen, dass Christus unsere Zukunft ist«. (...) Das ist eine der wichtigsten Aufgaben für uns: die Veränderungen und den Wandel unserer Zeit zu deuten und zu versuchen, die pastoralen Herausforderungen so gut wie möglich z
u meistern. (...)

„Christus ist unsere Zukunft“

Das ist aber nur möglich, wenn wir auf Christus als unsere Zukunft schauen: Er ist »das Alpha und das Omega, […], der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung« (Offb 1,8), der Anfang und das Ende, der Grund und das letzte Ziel der Geschichte der Menschheit. Wenn wir in dieser Osterzeit seine Herrlichkeit betrachten, dessen, der »der Erste und der Letzte« (Offb 1,17) ist, können wir auf die Stürme, die unsere Welt manchmal heimsuchen, auf die rasanten und ständigen Veränderungen in der Gesellschaft und auch auf die Glaubenskrise im Westen blicken, ohne in Resignation zu verfallen und ohne die zentrale Bedeutung von Ostern aus den Augen zu verlieren: Der auferstandene Christus, das Zentrum der Geschichte, er ist die Zukunft. Unser Leben, so zerbrechlich es auch sein mag, liegt fest in seinen Händen. Wenn wir das vergessen, werden auch wir, Hirten und Laien, nach menschlichen Mitteln und Instrumenten suchen, um uns vor der Welt zu schützen, und uns in unsere bequemen und ruhigen religiösen Oasen zurückziehen; oder wir werden uns im Gegenteil den wechselnden Winden der Weltlichkeit anpassen und dann wird unser Christsein an Kraft verlieren und wir werden aufhören, Salz der Erde zu sein. Zurückkehren zu Christus, der Zukunft, und nicht den wechselhaften Winden der Weltlichkeit verfallen. (...)

„Die zwei Versuchungen: Defätismus und Naivität“

Das sind also die beiden Interpretationen – ich möchte sagen, die beiden Versuchungen –, vor denen wir uns als Kirche immer hüten müssen: eine schwarzseherische Lesart der gegenwärtigen Geschichte, die sich aus dem Defätismus derer speist, die ständig behaupten, dass alles verloren ist, dass es die Werte der Vergangenheit nicht mehr gibt und dass wir nicht wissen, wo wir enden werden. Es ist schön, dass Hochwürden Sándor Gott dafür gedankt hat, dass er ihn „vom Defätismus befreit“ hat! (...) Und dann gibt es noch die andere Gefahr, nämlich die einer naiven Sicht auf die heutige Zeit, die sich stattdessen auf die Bequemlichkeit des Konformismus stützt und uns glauben macht, dass doch eigentlich alles in Ordnung sei, dass sich die Welt nun mal verändert hat und wir uns anpassen müssen - ohne geistliche Unterscheidung (...). Gegen den schwarzseherischen Defätismus und den verweltlichten Konformismus schenkt uns das Evangelium neue Augen, es verleiht uns die Gnade der Unterscheidung, damit wir uns mit einer offenen Haltung, aber auch mit einem prophetischen Geist auf unsere Zeit einlassen. Also: mit prophetischer Offenheit. (...)

In diesem Zusammenhang möchte ich kurz auf ein schönes Bild eingehen, das Jesus verwendet: das des Feigenbaums (vgl. Mk 13,28-29). Er bringt es im Zusammenhang mit dem Tempel in Jerusalem. Denen, die seine schönen Steine bewunderten und somit eine Art weltlichen Konformismus pflegten, indem sie sich auf den heiligen Raum und seine feierliche Pracht verließen, sagt Jesus, dass man auf dieser Erde nichts verabsolutieren darf, da alles unsicher ist und kein Stein auf dem anderen bleiben wird. (...) Und deshalb fügt er hinzu: Wenn alles vergehen wird, wenn die menschlichen Tempel einstürzen, wenn schreckliche Dinge geschehen und es heftige Verfolgungen geben wird, dann »wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit« (V. 26). Und genau hier lädt er uns ein, auf den Feigenbaum zu schauen: »Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist« (V. 28-29). Wir sind also aufgerufen, die Zeit, in der wir leben, mit ihren Veränderungen und Herausforderungen wie eine fruchtbare Pflanze anzunehmen, denn durch all das – so sagt das Evangelium – kommt der Herr. Und in der Zwischenzeit sind wir dazu aufgerufen, für diese unsere Zeit Sorge zu tragen, sie zu deuten, das Evangelium in sie hineinzusäen, die abgestorbenen Zweige des Bösen zu beschneiden und Frucht zu bringen. Wir sind gerufen zu einer Offenheit mit Prophetie.

„Es geht darum zu lernen, die Zeichen der Gegenwart Gottes in der Wirklichkeit zu erkennen“

Offenheit mit Prophetie: Es geht darum zu lernen, die Zeichen der Gegenwart Gottes in der Wirklichkeit zu erkennen, auch wenn diese nicht explizit vom christlichen Geist geprägt erscheint und herausfordernd daherkommt oder vieles in Frage zu stellen scheint. Und gleichzeitig geht es darum, alles im Licht des Evangeliums zu deuten, ohne dabei zu verweltlichen (...), sondern als Verkünder und Zeugen der christlichen Prophetie. Vorsicht vor dem Prozess der Verweltlichung! Das ist vielleicht das Schlimmste, das einer christlichen Gemeinschaft passieren kann. Wir sehen, dass auch hierzulande, wo die Glaubenstradition fest verwurzelt ist, die Ausbreitung des Säkularismus und seiner Begleiterscheinungen zu beobachten ist, was oft die Einheit und Schönheit der Familie bedroht, junge Menschen Lebensmodellen aussetzt, die von Materialismus und Hedonismus geprägt sind, und die Debatte über neue Themen und Herausforderungen polarisiert. Die Versuchung mag daher groß sein, sich zu verhärten, sich zu verschließen und eine „Kampfhaltung“ einzunehmen. Aber solche Gegebenheiten können für uns Christen auch eine Chance sein, denn sie regen den Glauben und die Vertiefung bestimmter Themen an, sie laden uns ein, danach zu fragen, wie diese Herausforderungen in einen Dialog mit dem Evangelium treten können, und nach neuen Wegen, Mitteln und Ausdrucksformen zu suchen. In diesem Sinne stellte Benedikt XVI. fest, dass die verschiedenen Epochen der Säkularisierung der Kirche zugutekommen, weil »sie zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben. Die Säkularisierungen […] bedeuteten nämlich jedes Mal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche« (Begegnung mit in Kirche und Gesellschaft engagierten Katholiken, Freiburg im Breisgau, 25. September 2011). (...) Weltlichkeit ist Heidentum soft: Sie raubt dir nicht den Schlaf, weil sie dich betäubt.


Die Aufgabe, mit den heutigen Gegebenheiten in einen Dialog zu treten, verlangt von der christlichen Gemeinschaft, dass sie präsent ist und Zeugnis ablegt, dass sie in der Lage ist, Fragen und Herausforderungen ohne Angst oder Starrheit anzuhören. Das ist in der gegenwärtigen Situation nicht einfach, weil es auch im Inneren an Schwierigkeiten nicht mangelt. Besonders hervorheben möchte ich die Arbeitsüberlastung von Priestern. Auf der einen Seite sind die Anforderungen in den Pfarreien und in der Seelsorge nämlich zahlreich, aber auf der anderen Seite gehen die Berufungen zurück und es gibt nur wenige Priester, die oft in fortgeschrittenem Alter sind und Anzeichen von Müdigkeit aufweisen. Dies ist ein Zustand, den es in vielen europäischen Ländern gibt. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle – Hirten und Laien – mitverantwortlich fühlen: zuallererst im Gebet, denn die Antworten kommen vom Herrn und nicht von der Welt, vom Tabernakel und nicht vom Computer. Und dann in der Leidenschaft für die Berufungspastoral, indem wir nach Möglichkeiten suchen, um jungen Menschen mit Begeisterung die Faszination der Nachfolge Jesu auch auf dem Weg einer besonderen Weihe nahezubringen.

„Es ist wichtig, dass sich alle – Hirten und Laien – mitverantwortlich fühlen“

Es ist schön, was uns Schwester Krisztina über das „Diskutieren mit Jesus“ erzählt hat (...), über die Gründe, warum er gerade sie berufen hat (...): Es gibt einen Bedarf an Menschen, die zuhören und dabei helfen, gut mit dem Herrn zu diskutieren! Und generell ist es notwendig, eine kirchliche Reflexion anzustoßen – synodal, mit allen zusammen – um das pastorale Leben zu erneuern, ohne dass man sich damit begnügt, die Vergangenheit zu wiederholen, und ohne Angst davor zu haben, die Pfarrei in einem Gebiet umzugestalten, sondern die Evangelisierung als Priorität zu setzen und eine aktive Zusammenarbeit zwischen Priestern, Katecheten, pastoralen Mitarbeitern und Lehrern zu initiieren. Ihr seid bereits auf diesem Weg – hört nicht damit auf, bitte. Sucht nach Möglichkeiten, freudig für die Sache des Evangeliums zusammenzuarbeiten und gemeinsam, jeder mit seinem eigenen Charisma, die Pastoral als kerygmatische Verkündigung voranzubringen. In diesem Sinne war es schön, was Dorina uns über die Notwendigkeit sagte, unsere Mitmenschen durch das Erzählen von Geschichten zu erreichen, durch Kommunikation, und so ihren Alltag zu bewegen. (...) Die Katechisten sind die Säulen der Kirche - danke für das, was ihr tut! Und ich danke den Diakonen und Katecheten, die hier eine entscheidende Rolle bei der Weitergabe des Glaubens an die jüngeren Generationen spielen, und all jenen, Lehrern und Ausbildern, die sich im Bereich der Bildung großherzig engagieren: Danke, vielen Dank!

„Lasst uns menschliche Spaltungen überwinden, um gemeinsam im Weinberg des Herrn zu arbeiten!“


Lasst mich weiter sagen, dass gute pastorale Arbeit möglich ist, wenn wir in der Lage sind, jene Liebe zu leben, die der Herr uns aufgetragen hat und die eine Gabe seines Geistes ist. Wenn wir distanziert oder gespalten sind, wenn wir auf unseren Positionen und in unseren Gruppen verharren, bringen wir keine Frucht. Wir denken dann nur an uns selbst, an unsere Ideen, unsere Theologien. Es ist traurig, wenn man sich entzweit, weil man dann, statt als ein Team zu spielen, das Spiel des Feindes spielt. Der Teufel ist es, der spaltet, er ist ein Meister darin, das ist seine Spezialität. Und wir sehen Bischöfe, die nichts miteinander zu tun haben, Priester, die mit dem Bischof im Streit liegen, ältere Priester, die mit den jüngeren in Konflikt geraten, Diözesanpriester mit Ordensleuten, Priester mit Laien, Lateiner mit Griechen; da entsteht eine Polarisierung in Fragen, die das Leben der Kirche betreffen, aber auch in politischen und sozialen Belangen, und man verschanzt sich hinter ideologischen Positionen. (...) Nein, bitte: Die erste pastorale Aufgabe ist das Zeugnis der Gemeinschaft, denn Gott ist Gemeinschaft und er ist dort präsent, wo es geschwisterliche Nächstenliebe gibt. Lasst uns menschliche Spaltungen überwinden, um gemeinsam im Weinberg des Herrn zu arbeiten! Tauchen wir ein in den Geist des Evangeliums, seien wir verwurzelt im Gebet, vor allem in der Anbetung und im Hören auf das Wort Gottes, bilden wir uns beständig weiter und pflegen wir Geschwisterlichkeit, Nähe und Achtsamkeit gegenüber anderen. Ein großer Schatz ist uns in die Hände gelegt worden, lasst ihn uns nicht vergeuden, indem wir Dingen nachjagen, die im Vergleich zum Evangelium zweitrangig sind! Und hier erlaube ich mir auch, euch zu sagen: Vorsicht mit dem Geschwätz. (...) Seid vorsichtig, denn das ist die Straße der Zerstörung. Wenn ein Gottgeweihter oder ein Laie es schaffen würde, niemals schlecht von anderen zu sprechen, dann wäre er schon ein Heiliger, eine Heilige! (...) Einverstanden? Kein Geschwätz!

Und noch etwas möchte ich den Priestern sagen, um dem heiligen Volk Gottes das Antlitz des Vaters zu vermitteln und einen familiären Geist zu schaffen: Seien wir nicht streng, sondern bemühen wir uns um barmherzige und mitfühlende Blicke und Vorgehensweisen. (...) In diesem Zusammenhang haben mich die Worte von Pater József beeindruckt, der an die Hingabe und den Dienst seines Bruders, des seligen János Brenner, erinnerte, der im Alter von nur 26 Jahren grausam ermordet wurde. Wie viele Zeugen und Bekenner des Glaubens hatte dieses Volk während der totalitären Regime des letzten Jahrhunderts! Wie viel habt ihr gelitten! Der selige János hat so viel Leid am eigenen Leib erfahren, dass es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, Groll zu hegen, sich zu verschließen und zu verhärten. Stattdessen war er ein guter Hirte. Das wird von uns allen verlangt, besonders von den Priestern: ein barmherziger Blick, ein mitfühlendes Herz, das immer, immer vergibt, (...) das einem hilft, neu anzufangen, das annimmt und nicht verurteilt, das ermutigt und nicht kritisiert, das dient und nicht geschwätzig ist.

„Vor allem seid Frauen und Männer des Gebets, denn davon hängen die Geschichte und die Zukunft ab“

Diese Haltung ist das Training für die Offenheit - die Offenheit, die Prophetie ist: den Trost des Herrn in Situationen von Schmerz und Armut in der Welt weiterzuvermitteln, den verfolgten Christen, den Migranten auf der Suche nach Gastfreundschaft, den Menschen anderer Ethnien, allen Menschen in Not nahe zu sein. Ihr habt in dieser Hinsicht großartige Beispiele der Heiligkeit, wie den heiligen Martin. Seine Geste, den Mantel mit dem Armen zu teilen, ist viel mehr als ein Werk der Nächstenliebe: Es ist das Bild der Kirche, nach dem wir uns richten sollten, es ist das, was die Kirche Ungarns als Prophetie in das Herz Europas einbringen kann: Barmherzigkeit und Nähe. Aber ich möchte auch an den heiligen Stephan erinnern, dessen Reliquie hier neben mir zu sehen ist: Er, der die Nation als erster der Mutter Gottes anvertraute, der ein unerschrockener Verkündiger des Evangeliums und Gründer von Klöstern und Abteien war, konnte auch zuhören, mit allen in Dialog treten und sich um die Armen kümmern: Er senkte für sie die Steuern und gab in Verkleidung Almosen, um nicht erkannt zu werden. Das ist die Kirche, von der wir träumen sollten: fähig zum gegenseitigen Zuhören, zum Dialog, zur Fürsorge für die Schwächsten; offen für alle und mutig in der Weitergabe der Prophetie des Evangeliums an jeden Einzelnen.


Liebe Brüder und Schwestern, Christus ist unsere Zukunft, denn er ist es, der die Geschichte lenkt, er ist der Herr der Geschichte. Eure Bekenner des Glaubens waren fest davon überzeugt: die vielen Bischöfe, Priester, Ordensmänner und -frauen, die während der atheistischen Verfolgung gemartert wurden; sie zeugen von dem felsenfesten Glauben der Ungarn. (...) Ich möchte an Kardinal Mindszenty erinnern, der so sehr an die Macht des Gebets glaubte, dass man es hier auch heute noch fast wie eine Volksweisheit wiederholt: »Solange eine Million Ungarn beten, habe ich keine Angst vor der Zukunft«. (...) Seid offen, seid offen, seid Zeugen der Prophetie des Evangeliums, aber vor allem seid Frauen und Männer des Gebets, denn davon hängen die Geschichte und die Zukunft ab. Ich danke euch für euren Glauben und eure Treue, für all das Gute, das ihr seid und tut. Ich kann das mutige und geduldige Zeugnis der ungarischen Schwestern der Gesellschaft Jesu nicht vergessen, die ich in Argentinien kennengelernt habe, nachdem sie Ungarn während der Verfolgung verlassen hatten. (...) Sie haben mir so viel Gutes getan durch ihr Zeugnis. Ich bete für euch, dass ihr nach dem Vorbild eurer großen Glaubenszeugen niemals von innerer Müdigkeit befallen werdet (...) und voll Freude voranschreitet. Und ich bitte euch, weiterhin für mich zu beten. Danke!”

(vatican news – sk) 
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 11:17
Papst im ungarischen Kinderheim: „Ihr zeigt uns die Realität“
Der Papst hat den zweiten Tag seiner Reise nach Budapest mit einem Besuch bei den zumeist blinden Kindern gestartet, die durch das László Batthyány-Strattmann-Institut betreut werden. Der Papst dankte ihnen für den Empfang und für die Lieder. „Ihr bringt das reine Evangelium weiter“, so Franziskus in seinen spontanen Dankesworten an die Gastgeber
.

Mario Galgano und Franziska Gömmel – Vatikanstadt

Der zweite Reisetag begann mit der Begrüßung des Kinderheim-Direktors György Inotay, der den Gast aus Rom mit dem franziskanischen Friedensgruß empfing. Nach dem gemeinsamen Gebet und Gesängen richtete der Papst einige Dankesworte an die jungen Gastgeber:

„Ich danke euch allen so sehr für euren Empfang und eure Zärtlichkeit. Danke für eure Lieder, für eure Gesten, für eure Blicke. Danke, Herr Direktor, dass Sie diesen Akt mit dem Gebet des heiligen Franziskus beginnen wollten, das ein Lebensprogramm ist, denn der Heilige bittet immer um die Gnade, dass ich dort, wo etwas fehlt, etwas tun kann.“


Die Gesellschaft dürfe nicht die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, so der Papst. Menschen – und insbesondere Kinder – mit Behinderungen würden von der Gesellschaft fern gehalten, versteckt gehalten, so der Papst in seiner freigehaltenen Rede:

„Auf einer Reise von der Realität, wie sie ist, geht es darum, die Realität nach vorne zu bringen und das ist das reine Evangelium. Jesus ist gekommen, um die Realität zu nehmen, wie sie war, und sie weiterzugeben. Es wäre einfacher gewesen, Ideen und Ideologien zu übernehmen und sie weiterzugeben, ohne die Realität zu berücksichtigen. Doch das Evangelium ist anders. Die Realität aufzuzeigen, das ist der Weg des Evangeliums, das ist der Weg Jesu, und das ist es, was Sie, Herr Direktor, mit dem Gebet des Heiligen Franziskus zum Ausdruck bringen wollten. Ich danke Ihnen. Und ich danke Ihnen allen.“

Die Geschenke
Der Papst schenkte dem Institut eine Marienstatue der Knotenlöserin, ein Bildnis aus dem Bistum Augsburg, das Franziskus seit jeher sehr am Herzen liegt. Die Gäste des Instituts überreichten dem Papst einen selbstgebastelten Rosenkranz sowie einen Brief in Braille-Schrift.

Beim Verlassen des Instituts an diesem Samstagmorgen hielt Papst Franziskus an, um eine Gruppe von etwa 100 Kindern und Jugendlichen aus einer benachbarten Pfarrei, die dem Heiligen László geweiht ist, einzeln zu begrüßen. Sie erwarteten ihn mit Gebeten und Liedern auf dem Weg. Zusammen mit ihnen waren auch einige Anwohner anwesend.

Hintergrund
Gründerin des Kinderheims war die Ordensfrau und ausgebildete Sonderpädagogin Anna Feher (1947-2021). Sie engagierte sich ab Ende der 70er-Jahre zunächst in der Seelsorge für Sehbehinderte in Budapest. Heute wird das Institut von der katholischen Organisation Koszisz betrieben, Teil des Kolpingwerks Ungarn.

(vatican news)
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 12:16
Papst in Ungarn: „Sprache der Nächstenliebe sprechen“

Bei einer Begegnung mit Bedürftigen, Flüchtlingen und kirchlichen Sozialarbeitern hat Papst Franziskus in Ungarn zu Solidarität mit Menschen am Rande aufgerufen. „Ich wünsche euch, dass ihr stets den Duft der Nächstenliebe in die Kirche und in euer Land tragt“, sagte er in der Budapester Kirche der heiligen Elisabeth.


Anne Preckel – Vatikanstadt

Um die 1.500 Menschen waren am Samstagmorgen in der Sankt-Elisabeth-Kirche und auf dem Rosenplatz versammelt, um Papst Franziskus zu sehen. Aus dem ganzen Land waren Mitwirkende kirchlicher Sozialorganisationen gekommen, anwesend waren zudem Obdachlose und Arme, ungarische Roma und Flüchtlinge aus dem Nachbarland Ukraine, aus Nahost, Afrika und anderen Ländern.

Elisabeth von Thüringen gilt als Heilige der Caritas und Patronin der Bettler, Kranken und Waisen. Ausgehend von Lebenszeugnis der beliebten Heiligen rief der Papst in Ungarn zu Nächstenliebe und Barmherzigkeit gegenüber Bedürftigen auf. Sie stünden „im Mittelpunkt des Evangeliums“, der christliche Glaube sei Zeugnis und kein „Gefangener eines lebensfernen Kultes“ oder „spiritueller Egoismus“, erinnerte Franziskus.

„Wahrer Glaube (…) ist derjenige, der stört, der riskiert, der zu den Armen hinausführt und dazu befähigt, mit dem Leben die Sprache der Nächstenliebe zu sprechen. Wie der heilige Paulus sagt, können wir viele Sprachen sprechen, Weisheit und Reichtümer besitzen, aber wenn wir keine Liebe haben, haben und sind wir nichts.“


Engmaschiges Hilfsnetz
Die ungarische Königstochter Elisabeth hatte einem Leben in Reichtum und Wohlstand entsagt, um sich ganz dem Dienst an Armen und Kranken hinzugeben. Papst Franziskus dankte Ungarns Kirche für ihr Engagement gegenüber Bedürftigen im Land. Er lobte das „engmaschige“ Hilfsnetz, das Ehrenamt und die ökumenische Zusammenarbeit in diesem Bereich. 

Mit Blick auf den Krieg im Nachbarland dankte der Papst Ungarns Kirche „für die Art und Weise, mit der ihr so viele Flüchtlinge aufgenommen habt, die aus der Ukraine stammen – nicht nur mit Großherzigkeit, sondern auch mit Begeisterung“. Franziskus hörte bei der Begegnung das Zeugnis einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie, die in Ungarn dank der Caritas ein neues Leben beginnen konnte. Die fünf Kinder trugen bei der Begegnung ein Dankeslied vor, das zugleich ein Friedensappell für die Ukraine war.

Materielle, kulturelle, geistliche Armut
„Das ist das Zeugnis, das von uns verlangt wird: Barmherzigkeit gegenüber allen, besonders gegenüber denen, die von Armut, Krankheit und Schmerz gezeichnet sind“, rief der Papst zu tätiger Nächstenliebe auf. „Wir brauchen eine Kirche, die die Sprache der Nächstenliebe fließend spricht, eine Universalsprache, die alle hören und verstehen, auch diejenigen, die am weitesten entfernt sind, auch diejenigen, die nicht glauben.“

Einmal mehr kritisierte Franziskus „die Übel der Gleichgültigkeit und des Egoismus“. Auch in Ungarn gebe es zahlreiche Formen von „materieller, kultureller und geistlicher Armut“ und Menschen am Rande: Bedürftige und Kranke, Drogenabhängige und ehemalige Häftlinge, Obdachlose und verlassene Senioren.

Im Zentrum des Evangeliums: Nächstenliebe
Im Zentrum des Evangeliums: Nächstenliebe
Wirken für die Würde
Wie ein ständiger Diakon und seine Frau bei der Begegnung schilderten, leben auch in Budapest immer mehr Menschen auf der Straße, aktuell fast 440 Personen. 2.200 Bedürftige seien in Obdachlosenheimen untergebracht, so die beiden Helfer. Neben der materiellen Not litten diese Menschen vor allem unter der Armut von Beziehungen und der verletzten Würde. Franziskus griff diesen Punkt auf:

„Das gilt für die ganze Kirche: Es genügt nicht, Brot zu geben, das dem Magen sättigt, es ist auch nötig, die Herzen der Menschen zu nähren! Nächstenliebe ist nicht ein bloßer materieller und sozialer Beistand, sondern sie kümmert sich um die Person als Ganze und will ihr mit der Liebe Jesu wieder aufhelfen: mit einer Liebe, die hilft, Schönheit und Würde wiederzuerlangen.“

Die kirchlichen Helfer ermutigte der Papst, ihren Einsatz für die Bedürftigen mit dem Geist der heiligen Elisabeth zu leben. Der Legende nach verwandelte sich ein Korb mit Brot, den sie an Arme verteilte, in Rosen. Dieses Wunder stellt eine Statue vor der Sankt-Elisabeth-Kirche dar, auf das Franziskus zu sprechen kam:

„Es heißt, dass der Herr einmal das Brot, das sie den Bedürftigen brachte, in Rosen verwandelte. So ist es auch für euch: Wenn ihr es auf euch nehmt, den Hungernden Brot zu bringen, lässt der Herr die Freude aufblühen und verleiht eurem Leben den Duft der Liebe, die ihr verschenkt. Ich wünsche euch, dass ihr stets den Duft der Nächstenliebe in die Kirche und in euer Land tragt.“

Hilfsarbeit zur Zeit des Kommunismus
Der Präsident der ungarischen Caritas, Bischof Antal Spányi, erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die ungarische Caritas ihre Arbeit zur Zeit des Kommunismus „im Geheimen“ fortsetzte, bis sie 1991 offiziell wieder zugelassen wurde.

Papst Franziskus hatte bei der Begegnung mehrmals Gelegenheit, sich direkt mit Bedürftigen auszutauschen und nahm sich Zeit zum Zuhören. Eingangs wurde er von zwei armen Kindern begrüßt. Die anwesenden Flüchtlinge kamen neben der Ukraine aus Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Nigeria, Südsudan und weiteren Ländern. Am Ende des Treffens trugen Vertreter der ungarischen Roma dem Papst mehrere Lieder vor. 

(vatican news – pr) 
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 13:12
Wortlaut: Der Papst an Arme und Flüchtlinge in Budapest

Franziskus hat an diesem Samstag in Budapest eine Begegnung mit den Armen und den Flüchtlingen in der Kirche der heiligen Elisabeth in Budapest geführt. Wir dokumentieren hier den Wortlaut in deutscher Übersetzung
.


APOSTOLISCHE REISE NACH UNGARN

NR. 3 ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Begegnung mit den Armen und den Flüchtlingen

Budapest, Kirche der heiligen Elisabeth, 29. April 2023

 

Guten Morgen, liebe Brüder und Schwestern!

Ich bin froh, hier unter euch zu sein. Danke, Bischof Antal, für Ihre Begrüßungsworte und danke, dass Sie an den großherzigen Dienst erinnert haben, den die ungarische Kirche für die Armen und mit den Armen leistet. Die Armen und die Bedürftigen – das sollten wir nie vergessen – stehen im Mittelpunkt des Evangeliums: Jesus ist nämlich gekommen, „damit er den Armen eine frohe Botschaft bringe“ (vgl. Lk 4,18). Sie zeigen uns somit eine faszinierende Herausforderung auf, damit der Glaube, zu dem wir uns bekennen, nicht zum Gefangenen eines lebensfernen Kults wird und nicht einer Art von „spirituellem Egoismus“ zum Opfer fällt, also einer Spiritualität, die ich für meine eigene innere Ruhe und Zufriedenheit konstruiere. Wahrer Glaube hingegen ist derjenige, der stört, der riskiert, der zu den Armen hinausführt und dazu befähigt, mit dem Leben die Sprache der Nächstenliebe zu sprechen. Wie der heilige Paulus sagt, können wir viele Sprachen sprechen, Weisheit und Reichtümer besitzen, aber wenn wir keine Liebe haben, haben und sind wir nichts (vgl. 1 Kor 13,1-13).


„Wer sich „an Gott bindet“ wie der heilige Franz von Assisi, von dem sich Elisabeth inspirieren ließ, der öffnet sich für die Liebe dem Armen gegenüber...“


Die Sprache der Nächstenliebe. Das war die Sprache der heiligen Elisabeth, für die dieses Volk große Verehrung und Zuneigung hegt. Als ich heute Morgen angekommen bin, habe ich auf dem Platz ihre Statue gesehen, mit dem Sockel, der darstellt, wie sie das Zingulum des Franziskanerordens empfängt und zugleich Wasser reicht, um den Durst eines Armen zu stillen. Es ist ein wunderbares Bild für den Glauben: Wer sich „an Gott bindet“ wie der heilige Franz von Assisi, von dem sich Elisabeth inspirieren ließ, der öffnet sich für die Liebe dem Armen gegenüber, denn »wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht« (1 Joh 4,20). Die heilige Elisabeth, eine Königstochter, war im Wohlstand eines höfischen Lebens aufgewachsen, in einer luxuriösen und privilegierten Umgebung. Doch berührt und verwandelt durch die Begegnung mit Christus, fühlte sie schon bald eine Ablehnung gegenüber den Reichtümern und Eitelkeiten der Welt und verspürte den Wunsch, sich von ihnen zu trennen und sich um die Bedürftigen zu kümmern. So veräußerte sie nicht nur ihren Besitz, sondern widmete auch ihr Leben den Geringsten, den Aussätzigen und den Kranken. Das ging so weit, dass sie sich persönlich um sie kümmerte und sie auf ihren eigenen Schultern trug. Das ist die Sprache der Nächstenliebe.

Auch Brigitta hat uns davon erzählt, der ich für ihr Zeugnis danke. Viel Entbehrung, viel Leid, viel harte Arbeit, um über die Runden zu kommen und es ihren Kindern nicht an Brot fehlen zu lassen, und im kritischsten Moment ist ihr der Herr entgegengekommen, um ihr zu helfen. Aber – wir haben es mit ihren eigenen Worten gehört – wie hat der Herr eingegriffen? Den Schrei des Armen hört er, »Recht schafft er den Unterdrückten, Brot gibt er den Hungernden« und er »richtet auf die Gebeugten« (Ps 146,7-8): Der Herr kommt fast nie, indem er unsere Probleme von oben herab löst, sondern er nähert sich mit der Umarmung seiner Zärtlichkeit und weckt das Mitgefühl von Brüdern und Schwestern, die auf jene Probleme aufmerksam werden und nicht gleichgültig bleiben. Brigitta hat uns erzählt, dass sie dank der griechisch-katholischen Kirche die Nähe des Herrn erfahren konnte, dank vieler Menschen, die alles getan haben, um ihr zu helfen, sie zu ermutigen, eine Arbeit für sie zu finden und sie in ihren materiellen Bedürfnissen und auf ihrem Glaubensweg zu unterstützen. Das ist das Zeugnis, das von uns verlangt wird: Barmherzigkeit gegenüber allen, besonders gegenüber denen, die von Armut, Krankheit und Schmerz gezeichnet sind. Wir brauchen eine Kirche, die die Sprache der Nächstenliebe fließend spricht, eine Universalsprache, die alle hören und verstehen, auch diejenigen, die am weitesten entfernt sind, auch diejenigen, die nicht glauben.


„Denn auch in Schmerz und Leid findet man den Mut, vorwärts zu gehen, wenn man den Balsam der Liebe empfangen hat...“

Und in diesem Zusammenhang danke ich der ungarischen Kirche für ihr Engagement in der Nächstenliebe, das sehr engmaschig ist: Ihr habt ein Netzwerk geschaffen, das viele pastorale Mitarbeiter miteinander verbindet, viele Ehrenamtliche, die Caritas auf pfarrlicher und diözesaner Ebene, aber auch Gebetsgruppen, Gemeinschaften von Gläubigen, Organisationen, die zu anderen Konfessionen gehören und dennoch in jener ökumenischen Gemeinschaft vereint sind, die gerade aus der Nächstenliebe entsteht. Und ich danke euch für die Art und Weise, mit der ihr so viele Flüchtlinge aufgenommen habt, die aus der Ukraine stammen – nicht nur mit Großherzigkeit, sondern auch mit Begeisterung. Ich habe dem Zeugnis von Oleg und seiner Familie mit Betroffenheit zugehört. Eure „Reise in die Zukunft“ – eine andere Zukunft, weit weg von den Schrecken des Krieges – hat in Wirklichkeit mit einer „Reise in die Erinnerung“ begonnen, weil Oleg sich an die herzliche Aufnahme erinnerte, die er vor Jahren in Ungarn erfahren hatte, als er hierhergekommen war, um als Koch zu arbeiten. Die Erinnerung an jene Erfahrung hat ihn ermutigt, mit seiner Familie aufzubrechen und hierher nach Budapest zu kommen, wo er großzügige Gastfreundschaft gefunden hat. Die Erinnerung an die empfangene Liebe lässt die Hoffnung wieder neu aufleben und ermutigt dazu, im Leben neue Wege zu gehen. Denn auch in Schmerz und Leid findet man den Mut, vorwärts zu gehen, wenn man den Balsam der Liebe empfangen hat: Sie ist die Kraft, die einem hilft zu glauben, dass nicht alles verloren ist und dass eine andere Zukunft möglich ist. Die Liebe, die Jesus uns schenkt und die er uns zu leben aufträgt, trägt also dazu bei, die Übel der Gleichgültigkeit und des Egoismus aus der Gesellschaft, aus den Städten und aus den Orten, in denen wir leben, auszumerzen, und sie weckt wieder Hoffnung auf eine neue, gerechtere und geschwisterlichere Menschheit, in der sich alle zu Hause fühlen können.

Leider sind auch hier viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes obdachlos: Sehr viele Schwestern und Brüder, die von Schwäche gezeichnet sind – einsam, mit verschiedenen körperlichen und geistigen Beschwerden, zugrunde gerichtet durch das Gift von Drogen, aus dem Gefängnis freigekommen oder aufgrund ihres Alters verlassen – sind von schweren Formen materieller, kultureller und geistlicher Armut betroffen und haben kein Dach über dem Kopf und kein Haus, in dem sie leben können. Zoltàn und seine Frau Anna haben uns über dieses große Übel berichtet: Danke für eure Worte. Und danke, dass ihr jene Regung des Heiligen Geistes aufgenommen habt, die euch dazu gebracht hat, mutig und großherzig ein Zentrum zur Aufnahme von Obdachlosen zu bauen. Es hat mich beeindruckt zu hören, dass ihr neben den materiellen Bedürfnissen auch auf die Geschichte und die verletzte Würde der Personen achtet, indem ihr euch um ihre Einsamkeit kümmert sowie um ihr Bemühen, sich geliebt und in der Welt willkommen zu fühlen. Anna sagte, dass »es Jesus, das lebendige Wort, ist, der ihre Herzen und ihre Beziehungen heilt, weil die Person von innen heraus wieder aufgebaut wird«; das heißt, sie wird neu geboren, wenn sie erfährt, dass sie in Gottes Augen geliebt und gesegnet ist. Das gilt für die ganze Kirche: Es genügt nicht, Brot zu geben, das dem Magen sättigt, es ist auch nötig, die Herzen der Menschen zu nähren! Nächstenliebe ist nicht ein bloßer materieller und sozialer Beistand, sondern sie kümmert sich um die Person als Ganze und will ihr mit der Liebe Jesu wieder aufhelfen: mit einer Liebe, die hilft, Schönheit und Würde wiederzuerlangen.

„Ich wünsche euch, dass ihr stets den Duft der Nächstenliebe in die Kirche und in euer Land tragt.“

Brüder und Schwestern, ich ermutige euch, immer die Sprache der Nächstenliebe zu sprechen. Die Statue auf diesem Platz stellt das berühmteste Wunder der der heiligen Elisabeth dar: Es heißt, dass der Herr einmal das Brot, das sie den Bedürftigen brachte, in Rosen verwandelte. So ist es auch für euch: Wenn ihr es auf euch nehmt, den Hungernden Brot zu bringen, lässt der Herr die Freude aufblühen und verleiht eurem Leben den Duft der Liebe, die ihr verschenkt. Ich wünsche euch, dass ihr stets den Duft der Nächstenliebe in die Kirche und in euer Land tragt. Und ich bitte euch, weiterhin für mich zu beten. Danke.

(vatican news - mg)



https://youtu.be/vuF2nY7lxLA
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 13:23
Papst in Ungarn: Treffen mit griechisch-katholischer Gemeinde


Von der Kirche der Heiligen Elisabeth von Thüringen, in der das Treffen mit den Armen und Flüchtlingen stattfand, ist Papst Franziskus in einem Rollstuhl zur 50 Meter entfernten griechisch-katholischen Kirche Schutz der Mutter Gottes gefahren, um die griechisch-katholische Gemeinde zu besuchen. Der Pontifex wurde am Eingang der griechisch-katholischen Kirche von Fülöp Kocsis, dem Metropolitan-Erzbischof der Eparchie von Hajdudorog für die Katholiken des byzantinischen Ritus, empfangen.


Mario Galgano - Vatikanstadt

Die letzte Station an diesem Samstagvormittag des Papstes in Budapest war der Besuch in der griechisch-katholischen Gemeinde. „Von Papst Johannes Paul II. haben wir die wichtige Wahrheit gelernt, dass die Kirche Christi mit zwei Lungenflügeln atmet, dem Geist des Ostens und dem Geist des Westens, die zusammen den Mystischen Leib lebendig machen.“ Mit diesen Worten begrüßte Fülöp Kocsis, Metropolitan-Erzbischof der Eparchie Hajdudorog für die Katholiken des byzantinischen Ritus, Papst Franziskus bei der Begegnung zwischen dem Papst und der griechisch-katholischen Gemeinde in Budapest.

Brücke zwischen den Schwesterkirchen sein
„Für uns griechisch-katholische Gläubige ist die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche besonders wichtig. Seit unserer Geburt, seit unseren ersten Vereinigungen, haben wir wegen dieser doppelten Zugehörigkeit viel zu leiden gehabt. Unsere Märtyrer starben nicht nur für ihren christlichen Glauben, sondern vor allem für ihre Treue zur katholischen Kirche: Statt sich dem Diktat der kommunistischen Gewalt zu beugen, blieben sie der katholischen Kirche treu und starben dafür“, fügte er hinzu und bekräftigte, dass „niemand daran zweifeln kann, dass wir, während wir versuchen, unseren östlichen Wurzeln treu zu bleiben, uns nicht trennen wollen, sondern eine Brücke zwischen den beiden Schwesterkirchen werden wollen, weil wir in gewissem Sinne zu beiden gehören. Ihr heutiger Besuch ist eine starke Bestätigung dafür, dass wir gleichberechtigte Mitglieder der katholischen Familie sind, und wir versprechen, uns dafür einzusetzen, allen eine Botschaft der Einheit und Brüderlichkeit zu überbringen“, schloss er.

In Ungarn gehören etwas mehr als 300.000 Gläubige der griechisch-katholischen Kirche an. Es handelt sich um eine Kirche sui iuris, also mit eigenem Kirchenrecht. Die Gemeinde schenkte dem Papst einen selbstgestrickten byzantinischen Rosenkranz sowie eine Ikone.

Hintergrund
2015 hatte Papst Franziskus die griechisch-katholische Kirche in Ungarn neu organisiert und zu einer Metropolitankirche mit mehr Eigenständigkeit erhoben. Seither bestehen die Kirchenstrukturen aus der Erzeparchie Hajdudorog und den beiden ihr unterstellte Eparchien Nyiregyhaza und Miskolc.

Mit dem Besuch in der Kirche „Schutz der Muttergottes“ endete die erste Hälfte des Tagesprogramms von Franziskus. Am Nachmittag wird er sich mit etwa 10.000 Jugendlichen in der ungarischen Hauptstadt treffen.

(vatican news)


https://youtu.be/Fqhrdc0JA2g
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 14:08
Papst traf Metropolit Hilarion


Papst Franziskus hat an seinem zweiten Reisetag in Ungarn den ehemaligen Außenamtschef des russisch-orthodoxen Patriarchats von Moskau getroffen. Inhalte des Gespräches zwischen Franziskus und Metropolit Hilarion wurden nicht öffentlich.



Die Begegnung in der Nuntiatur in Budapest sei „freundlich“ gewesen und habe etwa 20 Minuten gedauert, gab der vatikanische Pressesaal bekannt. Die Begegnung war kein offizieller Programmpunkt der Papstreise.

Hilarion war bis Juni 2022 der „Außenminister“ des Moskauer Patriarchen Kyrill I.. Im Zuge des russischen Kriegs in der Ukraine wurde er überraschend abberufen und als neuer Metropolit der Diözese (Eparchie) Budapest und Ungarn eingesetzt. Hilarion wurde auch von seinen Pflichten als Metropolit von Volokolamsk und ständiges Mitglied des Heiligen Synods der Russischen Orthodoxen Kirche sowie als Rektor des Instituts für Höhere Studien der Heiligen Kyrill und Method entbunden.

Mehrfach im Vatikan zu Gast
In seiner früheren Funktion als Außenamtschef des Moskauer Patriarchates (2009-2022) war Hilarion mehrere Mal im Vatikan. Hilarions Nachfolger in diesem Amt, Metropolit Antonij (Sevrjuk), empfing der Papst im August 2022 im Vatikan in Audienz.

Papst Franziskus und der Heilige Stuhl versuchen seit Beginn der Ukraine-Krieges in vielfältiger Wiese auf Frieden in der Ukraine hinzuwirken. Diesen Appell hatte Franziskus auch bei einem Videogespräch mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. bekräftigt.

(vatican news – pr)
 
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 14:36
Sant'Egidio fordert zum Papstbesuch Humanitäre Korridore in Ungar


Péter Szőke von Sant`Egidio war mit dabei, als Papst Franziskus diesen Samstag (29.4.), am 2. Reisetag in Ungarn in der St.-Elisabeth-Kirche auf dem Rosenplatz Arme, Obdachlose, Flüchtlinge sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kirchlicher Sozialorganisationen wie Caritas und Sant`Egidio getroffen hat. Radio Vatikan hat den ehrenamtlichen Helfer in der St.-Elisabeth-Kirche kurz vorher  interviewt.


Stefanie Stahlhofen - Budapest

Konkret erhofft sich Péter Szőke, der ehrenamtlich für Sant'Egidio Budapest verantwortlich ist, durch den Papstbesuch und Franziskus' Einsatz für Arme, Migranten und Flüchtlinge auch in Ungarn legale und sichere Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge. Etwa durch die so genannten „Humanitären Korridore", die Sant'Egidio in Zusammenarbeit mit christlichen Einrichtungen und Regierungen bereits in mehreren Ländern organisiert hat. Dazu erklärt er im Interview mit Radio Vatikan:
„Das haben wir geschafft mit der italienischen Regierung, mit der französischen, belgischen Regierung und auch mit Andorra."

Radio Vatikan: Und hier in Ungarn? 

Péter Szőke, Sant'Egidio Budapest: Hier gibt es das noch nicht. Aber wir sind dafür, dass die Flüchtlinge legal und sicher nach Europa kommen können. Sonst wächst nur die Kriminalität an und die Prekarität. Und ich glaube, dass der Besuch des Papstes das soziale Klima zugunsten der Armen, zugunsten der Flüchtlinge positiv beeinflussen wird. Nicht nur in Ungarn, sondern überall, wo immer er nur hingeht, setzt er ein Zeichen."


„Ich glaube, dass der Besuch des Papstes das soziale Klima zugunsten der Armen, zugunsten der Flüchtlinge, positiv beeinflussen wird“

Radio Vatikan: Was können Sie uns sagen zu den Teilnehmern der Treffens jetzt? Wie ist die Situation hier auch in Ungarn, was Armut und Flüchtlinge angeht?

Auch Flüchtlinge aus Iran und Pakistan anwesend
Péter Szőke, Sant` Egidio Budapest: Die Armen sind meistens aus Ungarn, also es wird eine große Gruppe von Obdachlosen geben und Flüchtlingen. Flüchtlinge aus der Ukraine, aber Flüchtlinge auch aus anderen Ländern. Sant'Egidio ist eine Gruppe von 30 nicht-ukrainischen Flüchtlingen anvertraut worden, und wir sind mit ihnen hier anwesend. Sie kommen aus Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Iran, Nigeria.

„Die Flüchtlinge und die Armen im Allgemeinen wissen, sie ahnen, dass der Papst sie liebt. Auch wenn Sie nicht notwendigerweise katholisch sind“

Es wird ein schönes Treffen sein. Die Flüchtlinge und die Armen im Allgemeinen wissen, sie ahnen, dass der Papst sie liebt. Auch wenn Sie nicht notwendigerweise katholisch sind. Es gibt unter den Flüchtlingen einige, die anderen Kirchen angehören. Franziskus hat schon am Anfang gesagt: ,Ich will eine Kirche der Armen, eine Kirche, die für die Armen lebt und wo die Armen sich zu Hause fühlen. Und das möchten wir als Sant'Egidio hier in Ungarn leben.

Also die drei ,P` - preghiera (Gebet), poveri (Freundschaft mit den Armen) und pace (Frieden).

(vatican news - sst)
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 16:35
https://www.youtube.com/live/SWMdtSJkpuQ?feature=share
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 16:42
Zeugnisse junger Christen 
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 17:03
Leitartikel: Wo bleiben die schöpferischen Anstrengungen für Frieden?
Europa scheint sich der Logik der Aufrüstung und des Krieges hinzugeben und zeigt Apathie, was die Suche nach Frieden betrifft, gibt der Chefredakteur von Vatican News Andrea Tornielli zu bedenken. In diesem Kontext sei die in Ungarn gestellte Frage des Papstes eine wichtige Mahnung.
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Wo bleiben die schöpferischen Friedensbemühungen?

Es ist eine dramatische Frage, die Franziskus aus dem Herzen Europas stellt, aus Ungarn, dessen Grenzen an die Ukraine grenzen, die Opfer des russischen Angriffskrieges ist. Es ist eine Frage, die in erster Linie die Führer der betroffenen Nationen sowie die Regierungschefs Europas und der ganzen Welt herausfordert. Sie stellt auch das Gewissen eines jeden von uns in Frage.

Der Papst machte sich die Worte zu eigen, die 1950 von einem der Gründerväter Europas, Robert Schuman, gesprochen wurden: „Der Beitrag, den ein organisiertes und vitales Europa zur Zivilisation leisten kann, ist für die Aufrechterhaltung friedlicher Beziehungen unverzichtbar", denn „der Weltfrieden kann nur durch schöpferische Anstrengungen gesichert werden, die im Verhältnis zu den Gefahren stehen, die ihn bedrohen". „Denkwürdige" Worte nannte sie Franziskus, der dann fragte: „In dieser historischen Phase sind die Gefahren zahlreich; aber ich frage mich, auch wenn ich an die gequälte Ukraine denke, wo sind die schöpferischen Anstrengungen für den Frieden?"

Es ist bezeichnend, dass der Präsident der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, bereits vor einem Jahr in einer Rede vor dem Europarat diesen Satz von Schuman zitiert hat. Ja, wo sind diese kreativen Bemühungen? Wo bleibt die Diplomatie mit ihrer Fähigkeit, neue und mutige Wege zu einer Verhandlung zur Beendigung des Konflikts zu beschreiten? Wo sind die „Muster des Friedens", die ins Spiel gebracht werden müssen, um die drohenden „Muster des Krieges" zu überwinden?

Die Frage von Franziskus ist sowohl dramatisch als auch realistisch. Dramatisch, weil sie uns mit der mangelnden Initiative eines Europas konfrontiert, das sich der Logik der Aufrüstung und des Krieges hinzugeben scheint, während es in Bezug auf den Frieden eher apathisch wirkt. Realistisch, weil er uns davor warnt, uns an einen „Kriegsinfantilismus" zu gewöhnen, an einen tragischen Konflikt, der jeden Moment ausarten kann, mit katastrophalen Folgen für die gesamte Menschheit.

Doch die Worte des Papstes, sein Hinweis auf die europäische Einheit, die „große Hoffnung" zusammen mit den Vereinten Nationen, um weitere Kriege nach dem verheerenden von 1945 zu verhindern, enthalten bereits eine Antwort. Sie liegt in der Aufforderung, die „europäische Seele", den Enthusiasmus und den Traum der Gründerväter wiederzuentdecken, Staatsmänner, die über ihre Grenzen hinauszublicken wussten, die nicht den Sirenen des Nationalismus erlagen und fähig waren, zu flicken statt zu zerreißen. Millionen von Menschen, die heute die großen Hoffnungen, die durch das Ende des Kalten Krieges geweckt wurden, enttäuscht sehen und die Alpträume der atomaren Bedrohung wiederkehren sehen, warten auf eine Antwort: Wo bleiben die schöpferischen Friedensbemühungen?

 

(vatican news)
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 20:43
Papst an junge Ungarn: „Steckt euch hohe Ziele“

Papst Franziskus hat Jugendliche in Ungarn ermuntert, sich hohe Ziele zu setzen und sich nicht zu schnell zufriedenzugeben. Das sagte er bei einem Auftritt in einem Sportstadion in Budapest.


„Jesus freut sich darüber, wenn wir Großes erreichen“, so der 86-Jährige bei der Begegnung mit rund 12.000 ungarischen Jugendlichen. „Er will nicht, dass wir faul und träge sind, er will nicht, dass wir still und verschüchtert sind, er will, dass wir lebendig und aktiv, dass wir Protagonisten sind. Und niemals setzt er unsere Erwartungen herab, sondern er legt im Gegenteil die Messlatte für unsere Wünsche höher.“


Jesus als „der beste Trainer“
In dem 25.000 Quadratmeter großen Stadion, das nach dem ungarischen Box-Champion Lazlo Papp benannt ist, hatten junge Leute aus dem ganzen Land Franziskus einen begeisterten Empfang bereitet. Die Begegnung war einer der Höhepunkte der insgesamt dreitägigen Reise, die am Freitag begonnen hat. Immer wieder wurde der Papst durch begeisterten Applaus unterbrochen.

„Wie gewinnt man im Leben?“, fragte Franziskus seine Zuhörer. „Wie im Sport gibt es da zwei grundlegende Schritte. Erstens: die Ziele hochstecken. Und zweitens: trainieren.“ Es sei wichtig, im Leben alles einzusetzen, keinen Traum von vornherein für unerreichbar zu halten und sich auch nicht „mit einem Handy und ein paar Freunden zu begnügen“. Der „beste Trainer“, um etwas aus seinem Leben zu machen, sei Jesus; ihn finde man im Gebet und in der Stille.


Wenn uns der Sprit ausgeht
„Heute heißt es immer, man müsse schnell, effizient und praktisch perfekt sein, wie eine Maschine! Aber dann merken wir, dass uns oft der Sprit ausgeht und wir nicht wissen, was wir tun sollen. Es tut wirklich gut, einmal innehalten zu können, um aufzutanken, um die Batterien wieder aufzuladen.“


Es sei ein Unding, „in Sicherheit und Komfort zu leben, während nicht viele Kilometer von hier Krieg und Leid an der Tagesordnung sind“, fuhr der Papst fort.

„Nehmen wir unser Leben in die Hand!“

„Deshalb die Aufforderung: Nehmen wir unser Leben in die Hand, um der Welt zu helfen, in Frieden zu leben. Lassen wir uns davon beunruhigen und fragen wir uns: Was tue ich für andere, für die Kirche, für die Gesellschaft? Lebe ich mit Blick auf mein eigenes Wohlergehen oder setze ich mich für jemanden ein, ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen?“
Ein paar junge Ungarinnen und Ungarn konnten dem Papst mit kurzen Ansprachen einen Einblick in ihre Welt geben. „Hat mein Glaubensbekenntnis einen Wert? Gibt es jemanden, der mir zuhört?“, fragte ein 17-jähriger Schüler, der der griechisch-katholischen Kirche angehört. Ein zwei Jahre jüngerer Schüler berichtete, wie in ihm allmählich die Erkenntnis herangereift sei, „dass Jesus nicht nur für Genies und Olympiasieger am Kreuz gestorben ist“.


Rätselhafte Religiosität
Religionssoziologen sprechen von einer abnehmenden Volksreligiosität in einem Land, in dem nach offiziellen Zahlen etwa 60 Prozent der Einwohner katholisch sind. Allerdings ist die jüngere Generation angeblich religiöser als die Generation der etwa 40-Jährigen – ein Befund, der die Experten ein wenig rätseln lässt.


Immerhin hatte auch der Bischof, der in Ungarn für Jugendpastoral zuständig ist, Erfreuliches zu berichten. Über 45.000 junge Menschen besuchen nach seinen Angaben kirchliche Gymnasien, und 17.000 Studenten die katholischen Universitäten.


„Es ist ermutigend, aus einer nationalen Umfrage anlässlich der Jugendsynode zu wissen, dass die überwältigende Mehrheit der jungen praktizierenden Katholiken jemanden in der Kirche kennt, an den sie sich mit persönlichen Problemen und Fragen, die ihr Leben betreffen, vertrauensvoll wenden können. Die Umfrage zeigt auch, dass junge Menschen bereit sind, die Armen und Benachteiligten zu unterstützen, dass sie bereit sind, sich an karitativen Initiativen zu beteiligen, wenn sie dazu ermutigt werden, und dass diese Generation viel sensibler für die Bewahrung der Schöpfung ist.“

(vatican news – sk)


https://youtu.be/4LlUrLz12qU
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 20:51
Papst Franziskus in Ungarn: Tag 2 im Video


https://youtu.be/cL51Bd77H_g
Es war ein dichter Tag für den Papst: Neben einem Besuch in einem Kinderheim absolvierte er noch ein Treffen mit Bedürftigen und Migranten, besuchte die griechisch-katholische Gemeinde und traf Hilarion, bevor er nachmittags in der Sportarena mit der Jugend Ungarns zusammenkam.

Das Treffen mit Bedürftigen und Migranten fand übrigens in der Elisabeth-Kirche statt, die nach der in Ungarn sehr verehrten heiligen Elisabeth von Thüringen benannt ist und in der auch die deutsche katholische Gemeinde Budapests ihren Sitz hat. Abends, nach dem lebendigen Treffen mit Jugendlichen in der Budapester Sportarena, war noch die traditionelle private Begegnung mit den Jesuiten Ungarns vorgesehen.
(vatican news)
 
Klavierspielerin2 29.04.2023 20:54
Wortlaut: Papst Franziskus an ungarische Jugendliche

Auf der Vatican Site zu lesen.
 
Klavierspielerin2 30.04.2023 10:11
https://www.youtube.com/live/SWMdtSJkpuQ?feature=share
 
Klavierspielerin2 30.04.2023 13:20
Wortlaut: Predigt und Regina Coeli von Papst Franziskus in Budapest
Hier finden Sie die Predigt, die Papst Franziskus an diesem Sonntag bei der Messfeier in der ungarischen Hauptstadt Budapest gehalten hat, sowie die anschließende Ansprache zum österlichen Mittagsgebet Regina Coeli in einer deutschen Fassung.
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APOSTOLISCHE REISE NACH UNGARN
Nr. 5 HOMILIE DES HEILIGEN VATERS

Heilige Messe am 4. Sonntag der Osterzeit
Budapest, Kossuth-Lajos-Platz, 30. April 2023

Die letzten Worte, die Jesus im eben gehörten Evangelium spricht, fassen die Bedeutung seiner Sendung zusammen: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben« (Joh 10,10). Das ist es, was ein guter Hirte tut: Er gibt sein Leben hin für seine Schafe. So ist Jesus wie ein Hirte auf der Suche nach seiner Herde gekommen, um uns zu suchen, da wir verloren waren; wie ein Hirte ist er gekommen, um uns dem Tod zu entreißen; wie ein Hirte, der jedes einzelne seiner Schafe kennt und sie mit unendlicher Zärtlichkeit liebt, führte er uns in den Schafstall des Vaters und machte uns zu seinen Kindern.

Betrachten wir also das Bild des Guten Hirten und verweilen wir bei zwei Dingen, die er nach den Worten des Evangeliums für seine Schafe tut: Zuerst ruft er sie, dann führt er sie hinaus.

1. Zunächst einmal ruft er seine Schafe (vgl. V. 3). Am Anfang unserer Heilsgeschichte stehen nicht wir mit unseren Verdiensten, unseren Fähigkeiten, unseren Strukturen; am Anfang steht Gottes Ruf, sein Wunsch, uns zu erreichen, seine Sorge um jeden einzelnen von uns, die Fülle seiner Barmherzigkeit, die uns von Sünde und Tod erlösen will, um uns Leben in Fülle und unendliche Freude zu schenken. Jesus ist als der gute Hirte der Menschheit gekommen, um uns zu rufen und wieder nach Hause zu führen. So können wir uns dankbar an seine Liebe zu uns erinnern, zu uns, die wir fern von ihm waren. Ja, während wir alle verirrt waren wie Schafe und jeder für sich seinen Weg ging (vgl. Jes 53,6), nahm er unsere Bosheit und unsere Schuld auf sich und brachte uns zurück ins Herz des Vaters. So haben wir es vom Apostel Petrus in der zweiten Lesung gehört: »Ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Hüter eurer Seelen« (1 Petr 2,25). Und auch heute noch ruft er uns in jeder Lebenssituation, bei allem, was wir in unseren Herzen tragen, in unseren Verwirrungen, in unseren Ängsten, im Gefühl der Niederlage, das uns manchmal überkommt, im Gefängnis der Traurigkeit, das uns gefangen zu halten droht. Er kommt als der Gute Hirte und ruft uns beim Namen, um uns zu sagen, wie wertvoll wir in seinen Augen sind, um unsere Wunden zu heilen und unsere Schwächen auf sich zu nehmen, um uns in Einheit in seinem Schafstall zu sammeln und uns mit dem Vater und miteinander vertraut zu machen.

„Die Freude, Gottes heiliges Volk zu sein"


Brüder und Schwestern, wo wir heute Morgen hier sind, spüren wir die Freude, Gottes heiliges Volk zu sein: Wir alle haben unseren Ursprung in seinem Ruf; er ist es, der uns zusammengerufen hat, und deshalb sind wir sein Volk, seine Herde, seine Kirche. Er hat uns hier versammelt, damit die Größe seiner Liebe uns alle in einer einzigen Umarmung zusammenführt, auch wenn wir uns voneinander unterscheiden und zu verschiedenen Gemeinschaften gehören. Es ist schön, dass wir hier zusammen sind: die Bischöfe und die Priester, die Ordensleute und die Laien. Und es ist schön, diese Freude zu teilen: mit den ökumenischen Delegationen, den Leitern der jüdischen Gemeinschaft, den Vertretern der zivilen Institutionen und dem diplomatischen Korps. Das ist Katholizität: Wir Christen, die wir alle vom Guten Hirten beim Namen gerufen wurden, sind dazu berufen, seine Liebe anzunehmen und weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass in seinem Stall alle einen Platz haben und niemand außen vor bleibt. Und deshalb sind wir alle aufgerufen, Beziehungen der Geschwisterlichkeit und der Zusammenarbeit zu pflegen, ohne uns zu entzweien, ohne unsere Gemeinschaft als geschlossene Gesellschaft zu betrachten, ohne uns von der Sorge leiten zu lassen, den je eigenen Raum zu verteidigen, sondern uns der gegenseitigen Liebe zu öffnen.


2. Nachdem der Hirte die Schafe gerufen hat, führt er sie hinaus (vgl. Joh 10,3). Zuerst hat er sie gerufen und in den Stall gebracht, jetzt treibt er sie hinaus. Zuerst werden wir in Gottes Familie zusammengerufen, so dass wir zu seinem Volk werden, dann jedoch werden wir in die Welt gesandt, damit wir mutig und ohne Angst zu Verkündigern der Guten Nachricht werden, zu Zeugen der Liebe, die uns erneuert hat. Diese Bewegung, diese doppelte Bewegung – das Ein- und Ausgehen – können wir anhand eines anderen Bildes begreifen, das Jesus verwendet: das der Tür. Er sagt: »Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden« (V. 9). Lassen wir uns das noch einmal klar gesagt sein: Er wird ein- und ausgehen. Einerseits ist Jesus die Tür, die sich weit aufgetan hat, um uns in die Gemeinschaft des Vaters eintreten und seine Barmherzigkeit erfahren zu lassen; aber wie jeder weiß, ist eine offene Tür nicht nur zum Eintreten da, sondern auch dazu, den Ort zu verlassen, an dem man sich befindet. Und so ist Jesus, der uns in die Umarmung Gottes und in den Schafstall der Kirche zurückgeführt hat, die Tür, die uns in die Welt hinausgehen lässt: Er drängt uns, unseren Brüdern und Schwestern entgegenzugehen. Und denken wir alle immer daran: Wir alle, keiner ausgeschlossen, sind dazu aufgerufen, unsere Komfortzone zu verlassen und den Mut zu haben, uns zu allen Randgebieten zu begeben, die das Licht des Evangeliums brauchen (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 20).


„Bitte: Öffnen wir die Türen!“

Brüder und Schwestern, „ausgehen“ bedeutet für jeden von uns, so zu werden wie Jesus, eine offene Tür. Es ist traurig und tut weh, verschlossene Türen zu sehen: die verschlossenen Türen unseres Egoismus gegenüber denen, die jeden Tag neben uns hergehen; die verschlossenen Türen unseres Individualismus in einer Gesellschaft, die in Einsamkeit zu verkümmern droht; die verschlossenen Türen unserer Gleichgültigkeit gegenüber denen, die in Leid und in Armut leben; die verschlossenen Türen gegenüber den Fremden, den Anderen, den Migranten, den Armen. Und sogar die verschlossenen Türen unserer kirchlichen Gemeinschaften: Verschlossen gegenüber den jeweils anderen Gemeinschaften, verschlossen gegenüber der Welt, verschlossen gegenüber denen, die „aus der Reihe tanzen“, verschlossen gegenüber denen, die sich nach der Vergebung Gottes sehnen. Bitte, Brüder und Schwestern, bitte: Öffnen wir die Türen! Versuchen auch wir, wie Jesus zu sein – in unseren Worten, Gesten und täglichen Aktivitäten: eine offene Tür, eine Tür, die niemandem vor der Nase zugeschlagen wird, eine Tür, durch die jeder eintreten und die Schönheit der Liebe und Vergebung des Herrn erfahren kann.

„Füreinander offen und integrierend sein, um Ungarn zu helfen, in der Geschwisterlichkeit zu wachsen“


Ich sage das vor allem immer wieder mir selbst, meinen Brüdern, den Bischöfen und Priestern: uns Hirten. Denn der Hirte, so sagt Jesus, ist weder ein Räuber noch ein Dieb (vgl. Joh 10,8); das heißt, er nutzt seine Rolle nicht aus, er unterdrückt die ihm anvertraute Herde nicht, er „raubt“ seinen Brüdern und Schwestern, die Laien sind, nicht ihren Bereich, er übt kein rigides Regiment. Brüder, ermutigen wir einander, immer offenere Türen zu sein: „Förderer“ - das ist das Wort, „Förderer“ - der Gnade Gottes, Experten in Sachen Nähe, bereit, unser Leben hinzugeben, so wie Jesus Christus, unser Herr und unser Ein und Alles, es uns mit offenen Armen von der Kathedra des Kreuzes her lehrt und wie er es uns jedes Mal auf dem Altar zeigt, als das lebendige Brot, das für uns gebrochen wurde. Ich sage dies auch unseren Brüdern und Schwestern, die Laien sind, den Katecheten, den pastoralen Mitarbeitern, denjenigen mit politischer und sozialer Verantwortung, denjenigen, die einfach nur ihrem täglichen Leben nachgehen, manchmal unter Schwierigkeiten: Seid offene Türen. Seid offene Türen! Lassen wir den Herrn des Lebens in unsere Herzen eintreten, sein Wort, das tröstet und heilt, um dann hinauszugehen und selbst offene Türen in der Gesellschaft zu sein. Füreinander offen und integrierend sein, um Ungarn zu helfen, in der Geschwisterlichkeit zu wachsen, die der Weg des Friedens ist.


Meine Lieben, Jesus, der Gute Hirte, ruft uns beim Namen und sorgt mit unendlicher Zärtlichkeit für uns. Er ist die Tür und wer durch ihn eintritt, hat das ewige Leben: Er ist also unsere Zukunft, eine Zukunft des Lebens in Fülle (vgl. Joh 10,10). Lassen wir uns daher niemals entmutigen, lassen wir uns niemals die Freude und den Frieden rauben, die er uns geschenkt hat, verschließen wir uns nicht in unseren Problemen oder unserer Teilnahmslosigkeit. Lassen wir uns von unserem Hirten begleiten: Mit ihm mögen unser Leben, unsere Familien, unsere christlichen Gemeinschaften und ganz Ungarn in neuem Glanz erstrahlen!

*

APOSTOLISCHE REISE NACH UNGARN
Nr. 5b REGINA CAELI
am Ende der heiligen Messe

Budapest, Kossuth-Lajos-Platz, 30. April 2023

Ich danke Kardinal Erdő für seine Worte. Ich grüße die Frau Präsidentin, den Ministerpräsidenten und die anwesenden Autoritäten. Nun, da ich im Begriff bin, nach Rom zurückzukehren, möchte ich Ihnen, meinen Mitbrüdern im Bischofsamt, den Priestern, den gottgeweihten Männern und Frauen und dem ganzen geliebten ungarischen Volk meinen Dank für die Gastfreundschaft und die Zuneigung aussprechen, die ich in diesen Tagen erfahren habe. Und ich danke denen, die von weit her gekommen sind, und denen, die so viel und so gut zum Gelingen dieses Besuchs beigetragen haben. Ihnen allen sage ich: köszönöm, Isten fizesse! [Danke. Vergelt’s Gott!] Besonderes gedenke ich der Kranken und der älteren Menschen, derer, die nicht hier sein konnten, derer, die sich allein fühlen und derer, die den Glauben an Gott und die Hoffnung im Leben verloren haben. Ich bin euch nahe, ich bete für euch und segne euch.

„Der Nächstenliebe den Vorzug geben, die vereint, und nicht den Unterschieden, die trennen“


Ich grüße die Diplomaten und die Brüder und Schwestern der anderen christlichen Konfessionen. Danke für Ihre Anwesenheit und danke dafür, dass die verschiedenen Konfessionen und Religionen in diesem Land einander begegnen und sich gegenseitig unterstützen. Kardinal Erdő hat gesagt, dass man hier »seit tausend Jahren an der Ostgrenze des westlichen Christentums« lebt. Es ist schön, dass diese Grenzen keine trennenden Linien darstellen, sondern Kontaktzonen; und dass die Christgläubigen der Nächstenliebe den Vorzug geben, die vereint, und nicht den historischen, kulturellen und religiösen Unterschieden, die trennen. Das Evangelium eint uns, und indem wir dorthin zurückkehren, zum Ursprung, wird der gemeinsame Weg der Christen nach dem Willen Jesu weitergehen, des Guten Hirten, , der uns in einer einzigen Herde vereint sehen will.

Wir wenden uns nun an die Muttergottes. Ihr, der Magna Domina Hungarorum, die ihr als Königin und Patronin anruft, vertraue ich alle Ungarn an. Und von dieser großen Stadt und diesem großartigen Land aus möchte ich ihrem Herzen den Glauben und die Zukunft des gesamten europäischen Kontinents, dessen ich in diesen Tagen gedacht habe, anvertrauen, insbesondere das Anliegen des Friedens. Heilige Jungfrau, schau auf die Völker, die am meisten leiden. Sieh besonders auf das gepeinigte ukrainische Nachbarvolk und auf das russische Volk, die dir geweiht sind. Du bist die Königin des Friedens, wecke in den Herzen der Menschen und der Verantwortlichen der Nationen den Wunsch, Frieden zu schaffen, und den jungen Generationen eine Zukunft der Hoffnung und nicht des Krieges zu bieten; eine Zukunft voller Wiegen und nicht voller Gräber; eine Welt der Geschwisterlichkeit und nicht der Mauern.

Wir blicken auf dich, heilige Mutter Gottes: Nach der Auferstehung Jesu hast du die ersten Schritte der christlichen Gemeinschaft begleitet und ihnen Ausdauer und Einmütigkeit im Gebet verliehen (vgl. Apg 1,14). So hast du die Gläubigen zusammengehalten und die Einheit mit deinem gehorsamen und dienenden Beispiel bewahrt. Wir bitten dich für die Kirche in Europa, dass sie die Kraft des Gebets wiederfinde, dass sie in dir Demut und Gehorsam, den Eifer im Zeugnisgeben und die Schönheit der Verkündigung wiederentdecke. Dir vertrauen wir diese Kirche und dieses Land an. Du, die du angesichts deines auferstandenen Sohnes frohlockt hast, erfülle unsere Herzen mit seiner Freude. Liebe Brüder und Schwestern, dies wünsche ich euch, dass Ihr die Freude Christi verbreitet: Isten éltessen! [Alles Gute!]. Dankbar für diese Tage, trage ich euch in meinem Herzen und bitte euch, für mich zu beten. Isten áld meg a magyart! [Gott segne die Ungarn!]

(vatican news – sk)
 
Klavierspielerin2 30.04.2023 18:03
Papst an Budapester Uni: „Jünger des Wissens” hinterfragen Wissen


Bei seinem letzten großen Treffen in Ungarn, an der Katholischen Universität Budapest, hat Papst Franziskus für einen weiten Kulturbegriff und für mehr Offenheit gegenüber anderen Kulturen geworben. „Demütige Jünger des Wissens“ spürten, so der Papst, „dass sie offen und kommunikativ sein müssen, niemals starr und kampflustig“.


Franziskus war zu Gast an der Fakultät für Informatik und Bionik, die interdisziplinäre Fachleute an der Schnittstelle von Informatik, Elektrotechnik, Medizin, Molekular- und Neurobiologie ausbildet. Bio- und Neurowissenschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Forschungsrichtungen in der Informatik. Mit einem Zitat von Romano Guardini warnte Franziskus an der Fakultät vor einer „Technik der Beherrschung des lebendigen Menschen“. Universitäten hätten stattdessen zu einer grundlegenden „Kultivierung“ des Menschen beizutragen, zu einer Befreiung „aus den engen Grenzen des Habens und Besitzens“, so der Papst.

Die gesunde Unruhe des Forschenden
Franziskus warb an dieser Stelle für einen weiten Kulturbegriff mit einer grundsätzlichen Bereitschaft, Wissen zu hinterfragen. Kultur forme Menschen, die „als demütige Jünger des Wissens spüren, dass sie offen und kommunikativ sein müssen, niemals starr und kampflustig“. Forschende pflegten in diesem Fall „eine gesunde Unruhe“, indem sie hinterfragen, riskieren und erkunden, sie öffneten sich anderen Kulturen und spürten das Bedürfnis, ihr Wissen zu teilen. „Das ist der Geist der Universität“, erklärte Franziskus.

Er lobte in diesem Zusammenhang die Katholische Universität in Budapest für ihre Aufnahme von Studierenden aus anderen Weltregionen, namentlich Syrien. „Gerade indem man sich anderen gegenüber öffnet, lernt man sich selbst besser kennen“, erinnerte der Papst. Ein Professor hatte zuvor in einer kurzen Ansprache das von der Regierung geförderte Engagement der Hochschule für syrische Studierende und die Zusammenarbeit mit Lehranstalten im Nahen Osten geschildert.

https://youtu.be/6NUMPBlMrPU


Auch der Rektor der Universität hatte in seiner Begrüßungsrede auf den rechten Geist an einer katholischen Bildungsanstalt verwiesen. „Mit Hilfe der Wissenschaft wollen wir nicht nur verstehen, sondern auch das Richtige tun, nämlich eine menschliche und solidarische Zivilisation, eine nachhaltige Kultur und Umwelt aufbauen", so Géza Kuminetz. „Mit einem demütigen Herzen können wir nicht nur den Berg des Herrn, sondern auch den Berg der Wissenschaft erklimmen."

Wovor schon Johannes Paul II. warnte
Franziskus weitete in seiner Ansprache den Blick über das Akademische hinaus. Er warnte Ungarn vor einer Gefahr, auf die schon Johannes Paul II. nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa 1989 unermüdlich hingewiesen hatte: nämlich einem nahtlosen Übergang vom Kommunismus zum Konsumismus. Beiden „Ismen" liege eine falsche Vorstellung von Freiheit zugrunde, erläuterte Franziskus. Die „Freiheit“ des Kommunismus sei beschnitten und fremdbestimmt, jene des Konsumismus dagegen sei „eine zügellose, hedonistische, flache“ Pseudofreiheit, die den Menschen zum „Sklaven des Konsums und der Dinge“ mache. Da komme man von den Grenzen, die dem Denken auferlegt wurden, zur Vorstellung, dass es überhaupt keine Grenzen mehr gebe, sinnierte Franziskus.

Ein beziehungsorientiertes Erkennen
Jesus biete einen Ausweg, „indem er sagt, dass das wahr ist, was den Menschen von seinen Abhängigkeiten und den verschiedenen Formen der Verschlossenheit befreit“. Dazu brauche es eine Form von Erkennen, die „nie von der Liebe losgelöst ist, beziehungsorientiert, demütig und offen, konkret und gemeinschaftlich, mutig und konstruktiv. Das ist es, was die Universitäten pflegen sollen und was der Glaube nähren soll.“

Die Fakultät für Informatik und Bionik an der Katholischen Universität Péter Pázmány feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Sie wurde auf Anregung des damaligen Rektors der Universität, des heutigen Budapester Erzbischofs Kardinal Péter Erdő, gegründet.

Direkt anschließend an die Begegnung war die Abfahrt des Papstes zum Internationalen Flughafen von Budapest geplant, wo er nach seiner dreitägigen Visite durch die Staatspräsidentin verabschiedet werden sollte. Die Ankunft in Rom ist für 19.55 Uhr geplant.

(vatican news – gs)
 
Klavierspielerin2 30.04.2023 19:24
Wortlaut: Papst in Ungarn an Welt der Wissenschaft & Kultur
Hier lesen Sie die Ansprache, die Franziskus bei seiner Ungarnreise vor Forschenden und Kulturschaffenden an der katholischen Péter-Pázmány-Universität gehalten hat.


Liebe Brüder und Schwestern, guten Nachmittag!

Ich grüße jeden Einzelnen von euch und danke euch für die schönen Worte, die gesagt worden sind und auf die ich gleich noch eingehen werde. Dies ist das letzte Treffen während meines Besuchs in Ungarn und ich denke dankbaren Herzens gern an den Lauf der Donau, die dieses Land mit vielen anderen verbindet, nicht nur geographisch, sondern auch geschichtlich. Die Kultur ist in gewisser Weise wie ein großer Fluss: Sie fließt durch verschiedene Regionen des Lebens und der Geschichte und setzt sie miteinander in Beziehung, sie ermöglicht es, sich in der Welt zurechtzufinden und ferne Länder und Gegenden zu umfassen, sie stillt den Durst des Geistes, bewässert die Seele und lässt die Gesellschaft wachsen. Das Wort Kultur selbst leitet sich von dem Verb kultivieren ab: Das Wissen bringt eine tägliche Aussaat mit sich, es trägt Früchte, wenn es in die Ackerfurchen der Wirklichkeit hineinfällt.


„Das Wissen bringt eine tägliche Aussaat mit sich, es trägt Früchte, wenn es in die Ackerfurchen der Wirklichkeit hineinfällt "

.Vor einhundert Jahren hatte Romano Guardini, ein großer Intellektueller und Mann des Glaubens, inmitten einer aufgrund der Schönheit ihrer Gewässer einzigartigen Landschaft, eine fruchtbare kulturelle Erkenntnis. Er schrieb: »Dieser Tage ist mir so deutlich zu Bewusstsein gekommen, dass es zwei Arten des Erkennens gibt. Eine führt zur Versenkung in das Ding und den Zusammenhang. Der Erkennende sucht einzudringen, inne zu werden, mitzuleben. Die andere Weise aber packt, zergliedert, ordnet in Fächer, nimmt in Besitz, herrscht« (Briefe vom Comer See, Mainz 1927, S. 52). Er unterscheidet zwischen einem bescheidenen und beziehungsorientierten Erkennen, das ist wie »ein Herrschen durch Dienst; ein Schaffen aus natürlich-gewiesenen Möglichkeiten heraus, das […] gesetzte Grenzen nicht überschritt« (S. 54), und einer anderen Art des Wissens, von dem gilt: es »schaut nicht, sondern analysiert. Es versenkt sich nicht, sondern packt zu« (S. 53).


Und in dieser zweiten Art des Erkennens »sind Kräfte und Stoffe in zweckgerichteten Zustand gebracht: Maschinen« (S. 55), und »so bildet sich eine Technik der Beherrschung des lebendigen Menschen aus« (S. 59-60). Guardini verteufelt die Technik nicht, die es erlaubt, ein besseres Leben zu führen, zu kommunizieren und viele Vorteile zu haben, aber er spürt die Gefahr, dass sie regulierend oder gar dominierend auf das Leben wirkt. In diesem Sinne sah er eine große Gefahr: »während der Mensch alle inneren Bindungen durch organisches Maßgefühl und naturfolgende Bildungsgestalt verliert, während er innerlich bild-, maß-, richtungslos wird, bestimmt er willkürlich seine Ziele, und zwingt die beherrschten Naturkräfte, sie zu verwirklichen« (S. 57). Und er hinterließ der Nachwelt eine beunruhigende Frage: »Was wird aus dem Leben, wenn es in die Gewalt dieser Herrschaft gerät? [...] Was wird, wenn es […] in die Gewalt technischen Zwanges gerat? Ein System von Maschinen legt sich um das Leben. [...] Kann Leben lebendig bleiben in diesem System?« (S. 58-59).

„Kann das Leben lebendig bleiben?“


Kann das Leben lebendig bleiben? Leben - lebendig... Das ist eine Frage, die man sich gerade an diesem Ort, an dem Informationstechnologie und „bionische Wissenschaften“ vertieft werden, stellen sollte. Was Guardini erahnte, scheint heute nämlich offensichtlich zu sein: Man denke an die ökologische Krise, in der die Natur einfach auf die zweckdienliche Benutzung reagiert, die wir ihr haben zukommen lassen. Man denke an das Fehlen von Grenzen, an die Logik des „es ist machbar, also ist es erlaubt“. (...) Denken wir auch an den Willen, nicht den Menschen und seine Beziehungen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Individuum, das auf seine eigenen Bedürfnisse zentriert ist, gierig nach Gewinn und unersättlich, die Wirklichkeit zu erfassen. Und denken wir folglich an die Zersetzung gemeinschaftlicher Bindungen, wodurch Einsamkeit und Angst sich von existenziellen Zuständen zu sozialen Zuständen zu verwandeln scheinen. Wie viele isolierte Individuen – sehr den „Social Media“ zugetan, aber wenig sozial – greifen wie in einem Teufelskreis zum Trost der Technik, wie zu einem Füllmittel für die Leere, die sie spüren. Dadurch hetzen sie noch hektischer umher und empfinden dabei – einem wilden Kapitalismus unterworfen – ihre eigenen Schwächen als noch schmerzlicher, und das in einer Gesellschaft, in der die äußere Geschwindigkeit mit der inneren Zerbrechlichkeit Hand in Hand geht. Das ist das Drama! Wenn ich das sage, möchte ich keinen Pessimismus hervorrufen – das würde dem Glauben widersprechen, den ich mit Freude bekenne –, sondern über diese „Anmaßung des Seins und des Habens“ nachdenken, die Homer schon in der Morgendämmerung der europäischen Kultur als bedrohlich empfand und die das technokratische Paradigma mit einem bestimmten Gebrauch von Algorithmen, das ein weiteres Risiko für die Destabilisierung des Menschlichen darstellen kann, noch verschärft.

Gefahr der ideologischen Kolonialisierung
In einem Roman, aus dem ich schon mehrfach zitiert habe (ein etwas prophetischer Roman), Der Herr der Welt von Robert Benson, wird die Beobachtung gemacht, »dass mechanische Komplexität nicht gleichbedeutend ist mit wahrer Größe und dass sich in ausladender Äußerlichkeit ein Hinterhalt subtiler verbergen kann« (Verona 2014, 24-25). In diesem gewissermaßen „prophetischen“ Buch, das vor mehr als einem Jahrhundert verfasst wurde, wird eine Zukunft beschrieben, die von der Technik beherrscht wird und in der im Namen des Fortschritts alles vereinheitlicht wird (...): Überall wird ein neuer „Humanitarismus“ gepredigt, der die Unterschiede aufhebt, das Leben der Völker zunichtemacht und die Religionen beseitigt, alle Unterschiede beseitigt. Gegensätzliche Ideologien kommen in einer Vereinheitlichung überein, die ideologisch kolonisiert (das ist das Drama: die ideologische Kolonisierung); der Mensch wird im Kontakt mit Maschinen immer flacher, während das gemeinschaftliche Leben traurig und dünn wird. In dieser fortschrittlichen, aber düsteren Welt, die Benson beschreibt und in der alle gefühllos und betäubt zu sein scheinen, ist es naheliegend, Kranke auszusondern und die Euthanasie anzuwenden (...) sowie nationale Sprachen und Kulturen abzuschaffen, um einen weltweiten Frieden zu erreichen. Dieser verwandelt sich in Wirklichkeit jedoch in eine Verfolgung, die auf dem Zwang zum Konsens beruht, und zwar so sehr, dass einer der Protagonisten behauptet: »Die Welt scheint einer perversen Vitalität ausgeliefert zu sein, die alles verdirbt und verwirrt.« (S. 145).


„Mit Hilfe der Wissenschaft nicht nur verstehen, sondern auch das Richtige tun wollen“


Ich habe mich auf diese düstere Untersuchung eingelassen, weil gerade in diesem Kontext die Rollen der Kultur und der Universität am besten zum Vorschein kommen. Die Universität ist nämlich, wie ihr Name schon sagt, der Ort, an dem das Denken geboren wird, wächst und reift, in Offenheit und im Zusammenklang. Nicht einheitlich, nicht verschlossen: in Offenheit und Zusammenklang. Sie ist der „Tempel“, in dem die Erkenntnis aufgerufen ist, sich aus den engen Grenzen des Habens und Besitzens zu befreien, um zur Kultur zu werden, d. h. zur „Kultivierung“ des Menschen und seiner grundlegenden Beziehungen: mit dem Transzendenten, mit der Gesellschaft, mit der Geschichte, mit der Schöpfung. (...) Das Zweite Vatikanische Konzil sagt diesbezüglich, »dass die Kultur auf die Gesamtentfaltung der menschlichen Person und auf das Wohl der Gemeinschaft sowie auf das der ganzen menschlichen Gesellschaft auszurichten ist. Darum muss der menschliche Geist so gebildet werden, dass die Fähigkeit des Staunens, der eigentlichen Wesenserkenntnis, der Kontemplation, der persönlichen Urteilsbildung und das religiöse, sittliche und gesellschaftliche Bewusstsein gefördert werden« (Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 59). (...) In dieser Hinsicht habe ich eure Worte sehr geschätzt. Ihre Worte, hochwürdiger Msgr. Rektor, als Sie sagten, dass »in jedem wahren Wissenschaftler etwas vom Schriftgelehrten, vom Priester, vom Propheten und vom Mystiker ist« - das stimmt - und weiter, dass »wir mit Hilfe der Wissenschaft nicht nur verstehen, sondern auch das Richtige tun wollen, nämlich eine menschliche und solidarische Gesellschaft, eine nachhaltige Kultur und Umwelt aufbauen. Mit einem demütigen Herzen können wir nicht nur den Berg des Herrn, sondern auch den Berg der Wissenschaft erklimmen«. 

Demütige Jünger des Wissens
Es stimmt: Die großen Intellektuellen sind in der Tat bescheiden. Das Geheimnis des Lebens offenbart sich im Übrigen denen, die es verstehen, sich auf die kleinen Dinge einzulassen. In dieser Hinsicht ist schön, was Dorottya uns gesagt hat: »Indem wir immer kleinere Details entdecken, tauchen wir in die Komplexität von Gottes Werk ein«. So verstanden, stellt die Kultur wirklich die Rettung des Menschen dar. Sie taucht in die Kontemplation ein und formt Menschen, die nicht den Moden des Augenblicks ausgeliefert, sondern fest in der Wirklichkeit der Dinge verwurzelt sind; und die als demütige Jünger des Wissens spüren, dass sie offen und kommunikativ sein müssen, niemals starr und kampflustig. (...) Wer die Kultur liebt, hat nie das Gefühl am Ziel angekommen zu sein und ist nie einfach zufrieden, sondern trägt eine gesunde Unruhe in sich. Er forscht, hinterfragt, riskiert und erkundet; er weiß, wie er aus seinen eigenen Gewissheiten heraustreten kann, um sich demütig in das Geheimnis des Lebens zu wagen, das sich mit der Unruhe und nicht mit der Gewohnheit gut verbindet; das sich anderen Kulturen gegenüber öffnet und das Bedürfnis verspürt, das Wissen zu teilen. Das ist der Geist der Universität, und ich danke euch, dass ihr ihn so lebt, (...) wie Professor Major es uns gesagt hat, als er uns von der Schönheit der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen erzählte, mittels gemeinsamer Forschungsprogramme und auch durch die Aufnahme von Studenten aus anderen Regionen der Welt, wie dem Nahen Osten, insbesondere aus dem heimgesuchten Syrien. Gerade indem man sich anderen gegenüber öffnet, lernt man sich selbst besser kennen. (...)

„Die Kultur begleitet uns dabei, uns selbst zu erkennen.“

Die Kultur begleitet uns dabei, uns selbst zu erkennen. Daran erinnert das klassische Denken, das niemals untergehen darf. Es kommen die berühmten Worte des Orakels von Delphi in den Sinn: »Erkenne dich selbst«. Das ist einer der beiden Leitsätze, die ich euch zum Abschluss hinterlassen möchte. Aber was heißt erkenne dich selbst? Es bedeutet, die eigenen Grenzen zu erkennen und damit die eigene Anmaßung der Selbstgenügsamkeit zu zügeln. Das tut uns gut, denn vor allem, wenn wir uns selbst als Geschöpfe erkennen, werden wir kreativ und tauchen dabei in die Welt ein, statt sie zu beherrschen. Und während das technokratische Denken nach einem Fortschritt strebt, der keine Grenzen zulässt, hat der reale Mensch auch Schwachstellen, und oft begreift er gerade dadurch, dass er von Gott abhängig und mit den anderen und der Schöpfung verbunden ist. Der Satz des Orakels von Delphi lädt daher zu einer Erkenntnis ein, die, ausgehend von der demütig machenden Erfahrung (...) der eigenen Begrenztheit, die eigenen wunderbaren Potenziale entdeckt, die weit über die der Technik hinausgehen. Sich selbst zu erkennen, bedeutet mit anderen Worten, die Schwäche und die Größe des Menschen in einer virtuosen Dialektik zusammenzuhalten. Aus dem Staunen über diesen Gegensatz entspringt die Kultur: niemals gesättigt und immer auf der Suche, unruhig und gemeinschaftlich, diszipliniert in ihrer Begrenztheit und offen für das Absolute. Ich wünsche euch, dass ihr diese fesselnde Entdeckung der Wahrheit pflegt!

Von den Grenzen des Kommunismus zur Vorstellung, gar keine Grenzen mehr zu haben
Der zweite Leitsatz (...) bezieht sich eben auf die Wahrheit. Er stammt von Jesus Christus: »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32). Ungarn hat eine Abfolge von Ideologien erlebt, die sich als Wahrheit aufdrängten, aber keine Freiheit brachten. Und auch heute ist die Gefahr noch nicht gebannt: Ich denke da an den Übergang vom Kommunismus zum Konsumismus. Was beide „Ismen“ gemeinsam haben, ist eine falsche Vorstellung von Freiheit; jene des Kommunismus war eine gezwungene „Freiheit“, die von außen eingeschränkt, begrenzt und von jemand anderem bestimmt wurde; jene des Konsumismus ist eine zügellose, hedonistische, flache „Freiheit“, die uns zu Sklaven des Konsums und der Dinge macht. Wie einfach ist es, von den Grenzen, die dem Denken auferlegt werden – wie im Kommunismus –, dahin zu gelangen, dass man denkt, es gäbe keine Grenzen mehr (...) – wie im Konsumismus! Von einer gehemmten Freiheit zu einer hemmungslosen Freiheit. Jesus jedoch bietet einen Ausweg an, indem er sagt, dass das wahr ist, was befreit - was den Menschen von seinen Abhängigkeiten und den verschiedenen Formen der Verschlossenheit befreit. Der Schlüssel zu dieser Wahrheit ist ein Erkennen, das nie von der Liebe losgelöst ist, beziehungsorientiert, demütig und offen, konkret und gemeinschaftlich, mutig und konstruktiv.

Das ist es, was die Universitäten pflegen sollen und was der Glaube nähren soll. Deshalb wünsche ich dieser und jeder anderen Universität, ein Zentrum von Universalität und Freiheit, eine fruchtbare Baustelle des Humanismus und ein Labor der Hoffnung zu sein. Ich segne euch von Herzen und danke euch für das, was ihr tut: Vielen Dank!

(vatican news - gs)
 
Klavierspielerin2 30.04.2023 19:26
Papst Franziskus beendet Ungarn-Reise

Papst Franziskus hat seine Ungarn-Reise beendet. Von Budapest trat er am Sonntagabend die Heimreise nach Rom an.


Gegen 17.45 Uhr betrat Franziskus die Maschine, die ihn in die Ewige Stadt zurückbringen sollte. Zuvor hatte er sich an der Gangway, auf einen Gehstock gestützt, von Staatspräsidentin Katalin Nowák verabschiedet. Um 18.08 Uhr hob das Flugzeug von der Rollbahn ab.

Drei Tage lang hatte das Kirchenoberhaupt Budapest besucht. Höhepunkte waren seine Begegnung mit Vertretern von Staat und Zivilgesellschaft am Freitag, ein Treffen mit Jugendlichen am Samstag und eine Messe vor dem Parlamentsgebäude an diesem Sonntag. Immer wieder rief Franziskus Ungarn während seiner Reise dazu auf, sich nicht auf sich selbst zurückzuziehen, sondern offen für andere zu sein. Ausdrücklich würdigte er im Beisein von Ministerpräsident Viktor Orbán den europäischen Traum. Auch eine Begegnung mit Flüchtlingen aus dem Nachbarland Ukraine stand auf dem Programm des Papstes.

41. Auslandsreise des Pontifikats
Das Leitwort der insgesamt 41. Auslandsreise von Franziskus lautete Christus ist unsere Zukunft. In Budapest traf sich der Papst auch zu einem Gespräch mit dem früheren Außenminister des russisch-orthodoxen Patriarchats von Moskau, Hilarion; dieser hat kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs sein Amt verloren und ist nach Budapest versetzt worden. 

Zwischen 50 und 60 Prozent der ungarischen Bevölkerung sind katholisch. Das Land ist historisch stark vom Katholizismus geprägt, erlebt aber wie andere europäische Länder einen Prozess der Säkularisierung. Franziskus rief die Ungarn dazu auf, am Glauben festzuhalten, aber nicht in eine Kampfmentalität zu verfallen, sondern die Säkularisierung als Chance zur Entweltlichung zu begreifen. Damit bezog er sich auf einen Begriff, mit dem Benedikt XVI. 2011 bei einer Deutschlandreise eine innerkirchliche Debatte ausgelöst hatte.

(vatican news - sk)
 
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