Warum Jannik Heroldt sich für die Ganzkörpertaufe entschieden hat
08.04.2023 10:21
Warum Jannik Heroldt sich für die Ganzkörpertaufe entschieden hat
08.04.2023 10:21
Warum Jannik Heroldt sich für die Ganzkörpertaufe entschieden hat
EIN 28-JÄHRIGER SOFTWAREENTWICKLER, DER ZUM GLAUBEN GEFUNDEN HAT
BONN/WOLFENBÜTTEL ‐ Jannik Heroldt ist 28 Jahre alt und Softwareentwickler – und bald Katholik. In der Osternacht wird er per Ganzkörpertaufe in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Wie er zum Glauben gefunden hat und warum es danach spannend für ihn weitergeht, erklärt er im Interview.
Es ist etwas Besonderes, wenn sich Erwachsene für den Glauben entscheiden, so auch bei Jannik Heroldt. Der 28-jährige Softwareentwickler aus Wolfenbüttel lässt sich in der Osternacht per Ganzkörpertaufe taufen – als erster im dafür 2021 neu geweihten Taufbecken in der St. Petrus-Kirche in Wolfenbüttel. Er erklärt im Interview, wie er zum Glauben gefunden hat und welche Rolle seine Verlobte dabei gespielt hat.
Frage: Herr Heroldt, in der Osternacht werden Sie getauft. Sind Sie aufgeregt?
Heroldt: Ja, mittlerweile bin ich ziemlich aufgeregt. Wir haben eine kleine Besprechung am Karsamstag dazu, wie alles ablaufen wird. Es muss alles gut geplant sein – mit dem Moment, wann ich die Schuhe ablege, wann ich in den Brunnen steige, wer mir was anreicht und wann ich mich umziehe und wieder auftauche. Auch für den Pfarrer ist das ein bisschen spannender als üblich.
Frage: Wie sah Ihre Vorbereitung aus?
Heroldt: Ich habe mich im letzten Herbst bei der Gemeinde gemeldet, nachdem meine Verlobte und ich in Wolfenbüttel angekommen sind. Wir kommen aus dem 13 Kilometer entfernten Braunschweig und sind letztes Jahr hierhergezogen. Wir haben hier eine Wohnung gekauft und wollen sesshaft werden. Das hielten wir für einen guten Zeitpunkt, uns eine Heimatgemeinde zu suchen, wo ich mich taufen lassen wollte. Dann ging es los mit einer Art Firmunterricht. Das geht über Themen, wie das Kirchenjahr aufgebaut ist, wie die Messe gefeiert wird, das Glaubensbekenntnis. Oder besondere Botschaften wie: Du bist ein Geschenk Gottes an die Welt. Dadurch, dass ich dieses Jahr in der Pfarrei der Einzige bin, der getauft wird, konnten wir das sehr individuell gestalten. Da sind lebendige Diskussionen entstanden. Meine Verlobte, die auch meine Tauf- und Firmpatin wird, war auch immer wieder dabei. Alle drei Wochen gab es im Schnitt ein Treffen mit der Katechumenatsbegleiterin oder der Gemeindereferentin. Dann gab es noch besondere Ereignisse wie am ersten Advent, als ich in der Gemeinde vorgestellt wurde und von meinem Glaubensweg erzählen durfte. Einer der aufregendsten Tage war am ersten Fastensonntag, die zweite Vorstellung vor der Gemeinde: dass ich mit meiner Taufvorbereitung fast am Ende bin und offiziell um die Zulassung zu den Sakramenten bitte. Von unserer Gemeinde habe ich ein Empfehlungsschreiben bekommen und damit ging es nach Hildesheim, wo wir vom Bischof den Segen und die Zulassung zu den Sakramenten bekommen haben.
Frage: Wie haben Sie zum Glauben gefunden?
Heroldt: Früher hat die katholische Kirche kaum eine Rolle für mich gespielt. Meine Eltern sind evangelisch und wollten ihren Kindern die Entscheidung über die Taufe selbst überlassen. Ich hatte im Teenager-Alter noch weniger Bezug zu Glauben und Kirche, sodass ich mich dagegen entschieden habe und es auch nicht der Geldgeschenke wegen machen wollte, wie es vielleicht Jugendliche aus meiner Klasse gemacht haben. Ich hatte aber immer eine positive Einstellung zu den Möglichkeiten, die die Kirche anbietet. Letztendlich aktiv zum Glauben gekommen bin ich vor allem durch meine Verlobte, die durch ihre Familie fest im katholischen Glauben verwurzelt ist. Sie hat mich mitgenommen zu Gottesdiensten und zum Lobpreis, wir haben gemeinsam kleine Andachten für Paare gelesen oder Bibelverse gezogen und darüber diskutiert. Ich habe dann für mich entschieden, dass ich mich durch die Taufe zu meinem christlichen Glauben bekennen möchte.
Frage: Wie hat Ihr Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Heroldt: Meine Eltern waren etwas überrascht, weil sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr damit gerechnet hatten. Aber ansonsten haben sie mir die Entscheidung ja von vorneherein frei überlassen, sodass sie sich gefreut haben. Meine Freunde waren auch überrascht, aber hauptsächlich, dass ich noch gar nicht getauft bin. Ansonsten habe ich wenig Freunde, die ihren Glauben aktiv leben. Die das tun, haben sich gefreut und sind gespannt. Ich habe die Frage mitgenommen auf den Jakobsweg, bin eine Woche nach Santiago gepilgert und habe mich mit anderen Gläubigen zu unterhalten. Denn ob katholisch oder evangelisch, das war für mich nicht selbstverständlich. Aber durch meine Verlobte und die Gemeinde, die wir vor Ort in Wolfenbüttel haben, habe ich entschieden, dass das die Art ist, wie ich den christlichen Glauben leben möchte.
Frage: Die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken, die einen wollen Reformen, die anderen nicht. Warum lassen Sie sich genau in dieser Zeit taufen?
Heroldt: Themen wie Missbrauch oder die Rolle der Frau sehe ich auch kritisch. Ich kenne ein paar Leute, die früher als Frau noch kein Messdiener sein durften oder vielleicht auch mit dem Gedanken gespielt hätten, Priester zu werden, wenn das möglich gewesen wäre. Da denke ich schon, dass da noch einiges passieren wird an Reformen. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht funktioniert, wenn alle austreten, dann gäbe es die Institution nicht mehr und es kann sich nichts mehr ändern. Veränderung muss von innen passieren und ohne Mitglieder hat das keine Tragkraft mehr.
Frage: Warum haben Sie sich gerade für die Ganzkörpertaufe entschieden?
Heroldt: Weil ich dieses Angebot einfach gerne annehmen möchte, wenn es schon diese einmalige Chance gibt. Das wird noch feierlicher, als man sich die Taufe sowieso schon vorstellt. Es ist die Form, wie auch in der Bibel getauft wurde.
Frage: Wie läuft eine Ganzkörpertaufe ab?
Heroldt: Ich werde die Stufen zum Brunnen hochsteigen. Es handelt sich um vier Stufen, eine hoch, wo ich dem Bösen widersage und drei runter – entsprechend der Dreifaltigkeit im Glaubensbekenntnis. Im Brunnen werden der Pfarrer und meine Taufpatin neben mir stehen und ich werde mich auf den Boden knien und dreimal untertauchen. Dort erhalte ich auch die Firmung. Hinterher steige ich aus dem Brunnen, bekomme ein Handtuch und ein weißes Taufgewand überreicht. Ich gehe mich dann umziehen und erhalte hinterher Erstkommunion. Die Schuhe werde ich vorher ausziehen, aber ansonsten steige ich da so hinein, wie ich im Gottesdienst bin.
Frage: Dann sind Sie bald also offiziell katholisch. Wie geht es dann für Sie weiter?
Heroldt: Sehr aufregend. Unabhängig davon heiraten wir im Sommer und vorher werden wir nach Rom pilgern. Nachdem wir beide einzeln den Jakobsweg ausprobiert haben, wollen wir gemeinsam sechs Wochen von Florenz nach Rom auf dem Franziskusweg laufen. Das startet am ersten Mai. Wenn wir wieder hier sind, kommt die Hochzeit. Also ein sehr aufregendes Jahr für uns beide.
Frage: Was wünschen Sie sich für die Kirche der Zukunft?
Heroldt: Für unsere Gemeinde in Wolfenbüttel wünsche ich mir, dass es mit so viel Herz weiterläuft wie bisher: wie schön ich auf die Taufe vorbereitet wurde, dass es genau mit dieser Einstellung weitergeht. Für die katholische Kirche allgemein wünsche ich mir, dass das, was bekanntermaßen gerade kritisiert wird, konkret im Auge behalten wird und dass Reformen stattfinden: was die Aufklärung von Verbrechen angeht oder die Rolle, die jeder einzelne – unabhängig, ob Mann oder Frau – in der Gemeinde seinen Platz hat.
Von Melanie Düßel
BONN/WOLFENBÜTTEL ‐ Jannik Heroldt ist 28 Jahre alt und Softwareentwickler – und bald Katholik. In der Osternacht wird er per Ganzkörpertaufe in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Wie er zum Glauben gefunden hat und warum es danach spannend für ihn weitergeht, erklärt er im Interview.
Es ist etwas Besonderes, wenn sich Erwachsene für den Glauben entscheiden, so auch bei Jannik Heroldt. Der 28-jährige Softwareentwickler aus Wolfenbüttel lässt sich in der Osternacht per Ganzkörpertaufe taufen – als erster im dafür 2021 neu geweihten Taufbecken in der St. Petrus-Kirche in Wolfenbüttel. Er erklärt im Interview, wie er zum Glauben gefunden hat und welche Rolle seine Verlobte dabei gespielt hat.
Frage: Herr Heroldt, in der Osternacht werden Sie getauft. Sind Sie aufgeregt?
Heroldt: Ja, mittlerweile bin ich ziemlich aufgeregt. Wir haben eine kleine Besprechung am Karsamstag dazu, wie alles ablaufen wird. Es muss alles gut geplant sein – mit dem Moment, wann ich die Schuhe ablege, wann ich in den Brunnen steige, wer mir was anreicht und wann ich mich umziehe und wieder auftauche. Auch für den Pfarrer ist das ein bisschen spannender als üblich.
Frage: Wie sah Ihre Vorbereitung aus?
Heroldt: Ich habe mich im letzten Herbst bei der Gemeinde gemeldet, nachdem meine Verlobte und ich in Wolfenbüttel angekommen sind. Wir kommen aus dem 13 Kilometer entfernten Braunschweig und sind letztes Jahr hierhergezogen. Wir haben hier eine Wohnung gekauft und wollen sesshaft werden. Das hielten wir für einen guten Zeitpunkt, uns eine Heimatgemeinde zu suchen, wo ich mich taufen lassen wollte. Dann ging es los mit einer Art Firmunterricht. Das geht über Themen, wie das Kirchenjahr aufgebaut ist, wie die Messe gefeiert wird, das Glaubensbekenntnis. Oder besondere Botschaften wie: Du bist ein Geschenk Gottes an die Welt. Dadurch, dass ich dieses Jahr in der Pfarrei der Einzige bin, der getauft wird, konnten wir das sehr individuell gestalten. Da sind lebendige Diskussionen entstanden. Meine Verlobte, die auch meine Tauf- und Firmpatin wird, war auch immer wieder dabei. Alle drei Wochen gab es im Schnitt ein Treffen mit der Katechumenatsbegleiterin oder der Gemeindereferentin. Dann gab es noch besondere Ereignisse wie am ersten Advent, als ich in der Gemeinde vorgestellt wurde und von meinem Glaubensweg erzählen durfte. Einer der aufregendsten Tage war am ersten Fastensonntag, die zweite Vorstellung vor der Gemeinde: dass ich mit meiner Taufvorbereitung fast am Ende bin und offiziell um die Zulassung zu den Sakramenten bitte. Von unserer Gemeinde habe ich ein Empfehlungsschreiben bekommen und damit ging es nach Hildesheim, wo wir vom Bischof den Segen und die Zulassung zu den Sakramenten bekommen haben.
Frage: Wie haben Sie zum Glauben gefunden?
Heroldt: Früher hat die katholische Kirche kaum eine Rolle für mich gespielt. Meine Eltern sind evangelisch und wollten ihren Kindern die Entscheidung über die Taufe selbst überlassen. Ich hatte im Teenager-Alter noch weniger Bezug zu Glauben und Kirche, sodass ich mich dagegen entschieden habe und es auch nicht der Geldgeschenke wegen machen wollte, wie es vielleicht Jugendliche aus meiner Klasse gemacht haben. Ich hatte aber immer eine positive Einstellung zu den Möglichkeiten, die die Kirche anbietet. Letztendlich aktiv zum Glauben gekommen bin ich vor allem durch meine Verlobte, die durch ihre Familie fest im katholischen Glauben verwurzelt ist. Sie hat mich mitgenommen zu Gottesdiensten und zum Lobpreis, wir haben gemeinsam kleine Andachten für Paare gelesen oder Bibelverse gezogen und darüber diskutiert. Ich habe dann für mich entschieden, dass ich mich durch die Taufe zu meinem christlichen Glauben bekennen möchte.
Frage: Wie hat Ihr Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Heroldt: Meine Eltern waren etwas überrascht, weil sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr damit gerechnet hatten. Aber ansonsten haben sie mir die Entscheidung ja von vorneherein frei überlassen, sodass sie sich gefreut haben. Meine Freunde waren auch überrascht, aber hauptsächlich, dass ich noch gar nicht getauft bin. Ansonsten habe ich wenig Freunde, die ihren Glauben aktiv leben. Die das tun, haben sich gefreut und sind gespannt. Ich habe die Frage mitgenommen auf den Jakobsweg, bin eine Woche nach Santiago gepilgert und habe mich mit anderen Gläubigen zu unterhalten. Denn ob katholisch oder evangelisch, das war für mich nicht selbstverständlich. Aber durch meine Verlobte und die Gemeinde, die wir vor Ort in Wolfenbüttel haben, habe ich entschieden, dass das die Art ist, wie ich den christlichen Glauben leben möchte.
Frage: Die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken, die einen wollen Reformen, die anderen nicht. Warum lassen Sie sich genau in dieser Zeit taufen?
Heroldt: Themen wie Missbrauch oder die Rolle der Frau sehe ich auch kritisch. Ich kenne ein paar Leute, die früher als Frau noch kein Messdiener sein durften oder vielleicht auch mit dem Gedanken gespielt hätten, Priester zu werden, wenn das möglich gewesen wäre. Da denke ich schon, dass da noch einiges passieren wird an Reformen. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht funktioniert, wenn alle austreten, dann gäbe es die Institution nicht mehr und es kann sich nichts mehr ändern. Veränderung muss von innen passieren und ohne Mitglieder hat das keine Tragkraft mehr.
Frage: Warum haben Sie sich gerade für die Ganzkörpertaufe entschieden?
Heroldt: Weil ich dieses Angebot einfach gerne annehmen möchte, wenn es schon diese einmalige Chance gibt. Das wird noch feierlicher, als man sich die Taufe sowieso schon vorstellt. Es ist die Form, wie auch in der Bibel getauft wurde.
Frage: Wie läuft eine Ganzkörpertaufe ab?
Heroldt: Ich werde die Stufen zum Brunnen hochsteigen. Es handelt sich um vier Stufen, eine hoch, wo ich dem Bösen widersage und drei runter – entsprechend der Dreifaltigkeit im Glaubensbekenntnis. Im Brunnen werden der Pfarrer und meine Taufpatin neben mir stehen und ich werde mich auf den Boden knien und dreimal untertauchen. Dort erhalte ich auch die Firmung. Hinterher steige ich aus dem Brunnen, bekomme ein Handtuch und ein weißes Taufgewand überreicht. Ich gehe mich dann umziehen und erhalte hinterher Erstkommunion. Die Schuhe werde ich vorher ausziehen, aber ansonsten steige ich da so hinein, wie ich im Gottesdienst bin.
Frage: Dann sind Sie bald also offiziell katholisch. Wie geht es dann für Sie weiter?
Heroldt: Sehr aufregend. Unabhängig davon heiraten wir im Sommer und vorher werden wir nach Rom pilgern. Nachdem wir beide einzeln den Jakobsweg ausprobiert haben, wollen wir gemeinsam sechs Wochen von Florenz nach Rom auf dem Franziskusweg laufen. Das startet am ersten Mai. Wenn wir wieder hier sind, kommt die Hochzeit. Also ein sehr aufregendes Jahr für uns beide.
Frage: Was wünschen Sie sich für die Kirche der Zukunft?
Heroldt: Für unsere Gemeinde in Wolfenbüttel wünsche ich mir, dass es mit so viel Herz weiterläuft wie bisher: wie schön ich auf die Taufe vorbereitet wurde, dass es genau mit dieser Einstellung weitergeht. Für die katholische Kirche allgemein wünsche ich mir, dass das, was bekanntermaßen gerade kritisiert wird, konkret im Auge behalten wird und dass Reformen stattfinden: was die Aufklärung von Verbrechen angeht oder die Rolle, die jeder einzelne – unabhängig, ob Mann oder Frau – in der Gemeinde seinen Platz hat.
Von Melanie Düßel
Kommentare
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Zeitlos6 08.04.2023 10:44
Taufen veraltet?
Klavierspielerin2 08.04.2023 10:49
Nein, nichts Neues, aber vermutlich wenig bekannt:
In der Osternacht werden in der RKK Erwachsene getauft, darum auch heute dieser Artikel.
In der Osternacht werden in der RKK Erwachsene getauft, darum auch heute dieser Artikel.