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Wieso Lutheraner, Reformierte und Unierte gemeinsam Abendmahl feiern

Wieso Lutheraner, Reformierte und Unierte gemeinsam Abendmahl feiern
VOR 50 JAHREN WURDE DIE LEUENBERGER KONKORDIE UNTERZEICHNET


BERLIN ‐ Seit 50 Jahren feiern Lutheraner, Reformierte und Unierte gemeinsam Abendmahl – in "versöhnter Verschiedenheit". Ein Vorbild auch für Katholiken? Die sind noch skeptisch gegenüber der "Leuenberger Konkordie".



Sie gehört sicher zu den erfolgreichsten ökumenischen Vereinbarungen, doch der Begriff Leuenberger Konkordie ist selbst unter den davon betroffenen Protestanten vielfach nicht geläufig. Dabei bildet die "Konkordie Reformatorischer Kirchen in Europa", die vor 50 Jahren, am 16. März 1973, im Tagungshaus Leuenberg bei Basel unterzeichnet wurde, die Grundlage für das heute selbstverständliche Miteinander der Protestanten verschiedener Konfessionen.

Für die Jüngeren ist es kaum noch vorstellbar, dass es vor der Vereinbarung vielerorts mehrere evangelische Kirchen gab, in denen Lutheraner, Reformierte oder Unierte sich getrennt voneinander versammelten. Aufgrund des Abendmahlsstreits der Reformatoren Martin Luther und Huldrych Zwingli hatte es über Jahrhunderte keine Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutheranern und Reformierten gegeben.

Eine Karriere, wie sie vorher undenkbar war

Eine Karriere wie etwa des 2015 verstorbenen Braunschweiger Landesbischofs Friedrich Weber, der auf das reformierte Bekenntnis ordiniert wurde, mit einer Baptistin verheiratet war und 2002 zum Bischof einer lutherischen Landeskirche gewählt wurde, war bis dahin undenkbar. Nur folgerichtig, dass Webers letztes Amt das des geschäftsführenden Präsidenten der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - wie die "Leuenberger Kirchengemeinschaft" heute heißt - mit Sitz in Wien war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich die Protestanten in mehreren langwierigen Gesprächsreihen auf deutscher und europäischer Ebene, die Spaltung zu überwinden. Dies gelang schließlich auf dem Leuenberg mit der Konkordie. In der Präambel heißt es: "Die dieser Konkordie zustimmenden lutherischen, reformierten und aus ihnen hervorgegangenen unierten Kirchen sowie die ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Waldenser und Böhmischen Brüder stellen aufgrund ihrer Lehrgespräche unter sich das gemeinsame Verständnis des Evangeliums fest, wie es nachstehend ausgeführt wird. Dieses ermöglicht ihnen, Kirchengemeinschaft zu erklären und zu verwirklichen." Konkret gewährten sie sich die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und die gegenseitige Anerkennung der Ordination.



Mit der Konkordie sind allerdings die unterschiedlichen Lehrmeinungen zwischen Lutheranern und Reformierten noch nicht vereinheitlicht, sie gelten nur nicht mehr als kirchentrennend ("versöhnte Verschiedenheit" ). Und die Konkordie gilt eben nicht weltweit, sondern nur für die inzwischen 94 Mitgliedskirchen der GEKE und damit für etwa 50 Millionen Protestanten in Europa. Dazu gehören auch sieben methodistische Kirchen, die nicht den Text der Konkordie unterzeichneten, sondern 1997 auf der Grundlage einer "Gemeinsamen Erklärung zur Kirchengemeinschaft" beitraten.

Allerdings haben sich noch nicht alle aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen der Konkordie angeschlossen. Und die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands, die 2012 die Frauenordination wieder abgeschafft hatte, trat 2021 aus der GEKE wieder aus.

Für katholische Kirche ist das Modell nicht tragfähig

Auch die katholische Kirche hält das Ökumene-Modell der Konkordie so nicht für tragfähig. Kirchengemeinschaft sei für sie mehr als ein Netzwerk lokaler oder konfessioneller Kirchen, die sich gegenseitig anerkennen und Eucharistie- und Kanzelgemeinschaft pflegen, meinte etwa der frühere Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper. Unter seinem Nachfolger, Kardinal Kurt Koch, hat immerhin ein offizieller Dialog der katholischen Kirche mit der GEKE begonnen.

Grundlage dafür war ein "Bericht über Kirche und Kirchengemeinschaft" als Ergebnis einer Konsultationsreihe unter Leitung des Speyrer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann und des damaligen Pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad. "Wir sind uns in ekklesiologischen Fragen deutlich näher, als wir bisher gedacht haben", heißt es darin resümierend. Zugleich wird die Leuenberger Kirchengemeinschaft als "nicht immanent reformatorisches", sondern "ökumenisch offenes" Modell bezeichnet. Der Ausgang der Gespräche in ein paar Jahren wird zeigen, ob das Erfolgsmodell Leuenberger Konkordie mit weiteren Klärungen auch in Richtung der katholischen Kirche fortgeschrieben werden kann.

Von Norbert Zonker (KNA)

Kommentare

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Klavierspielerin2 16.03.2023 15:15
NUR ALS KOMBINIERTE "BEKENNTNIS- UND KIRCHENGEMEINSCHAFT" MÖGLICH


Kardinal Koch: Gemeinsam um "Einheit aller Christen" ringen
VERÖFFENTLICHT AM 13.03.2023 


HANNOVER ‐ Der vatikanische Ökumene-Beauftragte und Kurienkardinal Kurt Koch rief die lutherischen Bischöfe zu einem Ringen um die "Einheit aller Christen in der einen Kirche" auf. Das sei aus katholischer Sicht aber nur unter bestimmen Bedingungen möglich.


Zum gemeinsamen Ringen um die "Einheit aller Christen in der einen Kirche" hat der vatikanische Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch, die lutherischen Bischöfe Deutschlands aufgerufen. Aus katholischer Sicht sei die Einheit nur als kombinierte "Bekenntnis- und Kirchengemeinschaft" denkbar, erklärte Koch am Montag bei einer Tagung der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), wie diese in Hannover mitteilte. Der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen war zur Frühjahrstagung der sieben Bischöfinnen und Bischöfe im niedersächsischen Kloster Loccum eingeladen. Zum Abschluss der Tagung predigte er in einem ökumenischen Gottesdienst in der Loccumer Stiftskirche.

In seinem Vortrag grenzte sich der Kardinal vom Modell der Leuenberger Konkordie ab, die vor 50 Jahren von lutherischen, reformierten und unierten Kirchen unterzeichnet wurde. Darin erklärten diese ihr gemeinsames Verständnis des Evangeliums und gestanden sich wechselseitig die rechte Verwaltung der Sakramente und die volle Kirchengemeinschaft zu – trotz unterschiedlicher Bekenntnisstände. Dagegen formulierte Koch als ökumenisches Ziel die "sichtbare Einheit im gemeinsamen Bekenntnis, in den gemeinsam gefeierten Sakramenten und in der Gemeinschaft der Ämter".

Ökumene "in erster Linie Einigkeit und nicht Einheit"

Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), betonte die bleibende Bedeutung der Leuenberger Konkordie für den Protestantismus und darüber hinaus, weil sie die "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" erlaube und die Besonderheit des Christentums widerspiegele, dass "die Freude über das eine Evangelium sich in unterschiedlichen Formen" äußern könne. Ökumene bedeute "für uns in erster Linie Einigkeit und nicht Einheit", so Meister. Für Koch dagegen "ist bis heute nicht ersichtlich, wie die in der Leuenberger Konkordie leitende ökumenische Zielvorstellung einer Gemeinschaft von selbstständigen und bekenntnisverschiedenen Kirchen mit dem biblischen Bild der Kirche als des einen Leibes Christi versöhnt werden könnte".

Gemeinsam bekräftigten beide Seiten ihre Hoffnung, dass der im November 2022 begonnene Dialog zwischen der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE) und der katholischen Kirche über das Kirchenverständnis zu einer weiteren Klärung der Standpunkte führen werde. (KNA)
 
Klavierspielerin2 16.03.2023 15:34
VERÖFFENTLICHT AM 10.01.2023 

Bedford-Strohm: Gemeinsames Abendmahl bis 2030 möglich
 

MÜNCHEN ‐ Wann könnte es ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten geben? Bringt der Synodale Weg eine zweite evangelische Kirche in Deutschland hervor? Zu diesen und weiteren Fragen äußerte sich jetzt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.


Heinrich Bedford-Strohm (62), bayerischer evangelischer Landesbischof, hat die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass es ein gemeinsames Abendmahl evangelischer und katholischer Christen noch zu seinen Lebzeiten geben wird. "Vielleicht im Jahr 2030", sagte Bedford-Strohm am Dienstag im Münchner Presseclub. Dann werde die "Confessio Augustana" 500 Jahre alt – das in Augsburg formulierte protestantische Bekenntnis, das die Kirchenspaltung am Ende festgezurrt habe, weil alle Versuche, einen gemeinsamen Nenner zu finden, erfolglos geblieben seien.

Vielleicht schaffen wir es, dass bis zum Jahr 2030 all die ökumenischen Prozesse, die wir schon hatten, darin münden, dass wir auch beim Abendmahl die Grenzen überwinden", erklärte Bedford-Strohm. Zugleich verwies er auf den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt, der überwiegend "leider nur digital" stattgefunden habe. Damals habe die katholische Seite ausdrücklich die evangelische und auch andere konfessionelle Menschen zur Eucharistie eingeladen – "nach Prüfung ihrer Gewissen". So habe es die wechselseitige ökumenische Gastfreundschaft gegeben.

"Wer hätte gedacht, dass so etwas möglich ist", gab der Landesbischof zu bedenken. In Deutschland sei man schon vorangekommen, "weil viele auf der katholischen Seite es wollen". Mit Blick auf die Weltkirche sei es noch etwas schwieriger. Aber dennoch setzt Bedford-Strohm nach eigenen Worten auf den Heiligen Geist. "Den gibt es ja auch noch. Der macht manchmal Sachen, das glaubst Du vorher überhaupt nicht. Wer hätte die Deutsche Einheit für möglich gehalten? Also ich lebe aus der Hoffnung, und der Heilige Geist wird uns schon den entsprechenden Rückenwind geben."

Respekt vor synodalen Debatten der Katholiken

Weiter geht es nach Ansicht Bedford-Strohms den römisch-katholischen Christen in Deutschland nicht darum, durch ihren Reformprozess eine zweite evangelische Kirche zu werden. Sie wollten vielmehr von ihren eigenen Quellen und Traditionen her bestimmte Dinge verändern, sagte der Landesbischof. Sie täten dies in einer Situation, "wo gerade auch die römisch-katholische Kirche dramatische Konflikte und Einbußen an Loyalität und Engagement ihrer Mitglieder" habe.

Bedford-Strohm nahm damit auf einen Satz von Papst Franziskus Bezug, der mit Blick auf den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland gemeint hatte: "Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen." Er, so der Landesbischof, habe "absolute Hochachtung vor den römisch-katholischen Geschwistern", die bei diesem Reformprozess engagiert seien. Eine der Versammlungen habe er zeitweise via Livestream verfolgt. Dabei habe ihn die Professionalität der synodalen Diskussionen beeindruckt.

Bedford-Strohm zeigte sich überzeugt, dass eines Tages Frauen auch in der katholischen Kirche Zugang zu Ämtern erhielten. In seiner Landeskirche habe es bis 1975 gedauert, bis Frauen Pfarrerinnen werden konnten. Heute könne er es sich nicht mehr vorstellen, auf diesen Schatz zu verzichten. Dies dürften die "katholischen Geschwister" nach einer Zeit ähnlich empfinden. Er verfolge jedenfalls die Diskussion mit Spannung und Hoffnung.


Vor allem aber hoffe er, "dass wir als Kirche insgesamt, egal von welchen Traditionen wir kommen, das Evangelium glaubwürdig leben", betonte Bedford-Strohm. Ziel müsse deshalb sein, die Liebe Gottes selbst auszustrahlen, auch in den institutionellen Strukturen. Dann brauche man sich keine Missionsstrategien überlegen, die Menschen würden wieder neugierig werden und auf diesen Jesus stoßen, der zu seiner Zeit wie heute auch fasziniere. Mit ihm ließen sich Kraft, Orientierung sowie Hoffnung, Glaube und Liebe schöpfen

Zudem sprach sich der Landesbischof dagegen aus, die Verbindungen zur russisch-orthodoxen Kirche abzubrechen. "Wenn auch noch die Kirchen aufhören miteinander zu reden, ja wo soll denn überhaupt irgendeine Perspektive noch herkommen, die über das rein Militärische hinausgeht?", gab Bedford-Strohm zu bedenken. – Die Führung der russisch-orthodoxen Kirche unterstützt offen den Angriffskrieg Wladimir Putins gegen die Ukraine.

Von Anfang an Waffenlieferungen an Ukraine befürwortet

Bedford-Strohm räumte ein, dass er von Anfang an Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortet habe. Diese Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. Aber nie und nimmer könne er unterstützen, Verbindungen der Zivilgesellschaft zu Russland, etwa in Form von Städtepartnerschaften oder entsprechende Verbindungen in sportlicher oder wissenschaftlicher Hinsicht, abzubrechen. "Wie soll denn die Perspektive nach dem Krieg aussehen?"

Vor der Vollversammlung des Weltkirchenrats im Sommer 2022 in Karlsruhe habe man sich deshalb auch dafür entschieden, die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche nicht auszuladen. "Wir beziehen aber auch klar Stellung", betonte Bedford-Strohm, der bei dem Treffen zum Vorsitzenden des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen gewählt wurde.

Krieg bedeute immer eine Niederlage, Jesus habe Gewaltfreiheit gewollt, sagte der Kirchenmann. Deswegen könne man auch nie Waffen segnen. "Aber gleichzeitig müssen wir auch sehen, dass es unverantwortlich ist und schlimme Schuld bedeutet, wenn wir Menschen, die Mord schutzlos ausgeliefert sind, ohne wirksamen Schutz lassen", fügte er hinzu. (tmg/KNA)
 
Klavierspielerin2 16.03.2023 15:42
Wie bitte?

"Damals habe die katholische Seite ausdrücklich die evangelische und auch andere konfessionelle Menschen zur Eucharistie eingeladen – "nach Prüfung ihrer Gewissen". So habe es die wechselseitige ökumenische Gastfreundschaft gegeben."


Ich weiß davon nix, wer weiß dazu mehr ? 
 
hansfeuerstein 16.03.2023 21:48
Ich weiss konkret dazu Nichts. Aber es ist so, dass in unseren Tagen Politik über der Lehre des Glaubens steht. Wenn es irgendwo eine politischen Erfolg zu feiern gibt, wird es gemacht.

Man diskutiert ja auch, ob Frauen predigen dürfen, etc, nur wird es doch längst gemacht.
Die Macht des Faktischen hat eigentlich alle Diskussionen darüber bereits obsolet werden lassen....

https://www.st-michael-muenchen.de/gottesdienst/service/predigten-zum-nachhoeren/frauenpredigten 
 
Shira 16.03.2023 22:03
15:42,
Doch, kenne ich!
Im Dorf wo ich wohnte in B-W wurde es so gemacht.
Im Pfarrgemeinderat war sogar eine evangelische Frau.
Deswegen verstehe ich nicht, dass hier immer wieder behauptet, dass die RKK meint die Einzige zu sein.....
 
Klavierspielerin2 17.03.2023 08:30
Ich spreche von der Eucharistie, nicht von Frauen Predigten!

 Protestanten und wir Katholiken haben ein völlig unterschiedliches Verständnis vom Abendmahl, da muss wohl der Journalist was falsch verstanden haben 🤔
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