Taufe Tueröffner des Himmels ?
25.02.2023 15:15
Taufe Tueröffner des Himmels ?
25.02.2023 15:15
Taufe Tueröffner des Himmels ?
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Taufe – Türöffner
in den Himmel?
Christlicher Mediendienst – CMD
Horst Niehues
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Umschlaggestaltung, Satz & Layout:
Oleksandr Hudym, Berlin
www.gemeinde-auftritt.de
Bibelzitate werden nach der Schlachter Übersetzung 1951
wiedergegeben.
Danksagung
Herzlich danken möchte ich allen, die bei der Entstehung dieses
kleinen Büchleins mitgewirkt haben. Ihre Korrekturen, Anregungen,
Änderungen und Ergänzungen waren mir eine wertvolle Hilfe. Ein
aufrichtiger Dank gilt deshalb u.a.:
· meiner Frau Martina
· Sabine Vetter
· Hubert Hafner
· Thomas Leitenberger
· Timo Bäcker
· Rudolf Ebertshäuser
____________________
Horst Niehues
72172 Sulz am Neckar
niehues-sulz@online.de
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
I. A uf das Fundament gegründet . . . . . . . 9
II. Taufe ist nicht gleich Taufe . . . . . . . . . . 14
III. Die Grundlagen der Taufe . . . . . . . . . . 18
IV. Die Taufe in der Urgemeinde . . . . . . . . 34
V. Die Taufe – ein Sakrament? . . . . . . . . . 48
VI. Die Lehren der Großkirchen . . . . . . . . . 52
VII. E in denkwürdiger Abend . . . . . . . . . . 83
VIII. Die Konfirmation . . . . . . . . . . . . . . . 93
A nhang: Wiedergeburt – was ist das? . . 100
Vorbemerkung
Ob es wohl irgendein biblisches Thema gibt, über das
in den letzten 2000 Jahren nicht geschrieben wurde?
Ich glaube nicht.
Ganz sicher wurde über das Thema Taufe nicht nur
zigfach geschrieben, gestritten und hitzig debattiert,
sondern in schrecklicher Weise ist auf Grund der Tauffrage
Blut geflossen. Wegen dieser Frage wurde gemeuchelt
und gemordet.
Und heute? Über kaum eine Lehrfrage ist sich die
Christenheit so uneins wie über die Frage der Taufe.
Der Scheiterhaufen, als eines der Mordinstrumente
des Mittelalters, ist heute Vergangenheit; aber ist er in
unserer modernen und zivilisierten Welt nicht durch
Rufmord abgelöst worden?
Muss man über solch ein brisantes Thema – trotz
zahlreicher existierender Abhandlungen – etwas Neues
schreiben? Ja.
Wenn es Ihnen wichtig ist, zu erfahren, was die
Bibel[1] über dieses zweifellos wichtige Thema zu sagen
hat, dann lesen Sie einfach aufmerksam weiter.[2]
Denken Sie über das Gelesene nach. Nehmen Sie die
Heilige Schrift zur Hand und schlagen Sie die von mir
erwähnten Zitate nach. Prüfen Sie bitte unvoreingenommen,
ob es sich so verhält, wie ich es beschreibe.
Horst Niehues
Taufe – Türöffner in den Himmel?
[1] Bibel – fast alle Kommentare und Einblendungen, die Sie in diesem
Büchlein finden, sind der Bibelübersetzung von Franz Eugen
Schlachter entnommen.
[2] E s ist gut, wenn Sie alles lesen und nachprüfen. Ich habe möglichst
viele Schriftstellen im Text aufgeführt/zitiert/eingeblendet.
Vorbemerkung
Taufe – Türöffner in den Himmel?
I. Auf das Fundament gegründet
Auf das Fundament
gegründet
Die Heilige Schrift, das Wort Gottes, ist das Fundament
des christlichen Glaubens. Wenn wir also eine Lehrthese,
gleichgültig über welches Thema aufstellen, dann
müssen wir uns an dem orientieren, was in der Bibel
geschrieben ist.
Wenn in diesem Büchlein über die Lehre der Taufe
geschrieben wird, dann kann uns nur die Heilige
Schrift darüber Aufschluss geben, wie es sich mit der
Taufe verhält. Wir müssen uns von vorgefassten Meinungen
oder von kirchlichen Traditionen lösen, und
wir sollten unsere eigene Meinung hinterfragen. Wenn
Sie dazu bereit sind, dann werden Sie dieses Büchlein
mit großem Gewinn lesen und zu einem Verständnis
gelangen, das auf dem soliden Fundament der Schrift
steht.
Fundament und Fundamentalismus
Fundamentalismus! Ein inzwischen geläufiger Begriff,
der eigentlich durchaus positiv und richtig ist, wird
heute durch die Geschehnisse im Nahen Osten in ein
anderes und schreckliches Licht gerückt. Bei Fundamentalismus
denkt man unwillkürlich an islamische
Fanatiker, an Terror, Bomben und Tote.
I.
10
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Das ist ausgesprochen bedauerlich, denn ein Fundamentalist
ist im christlichen Sinne ein Mensch, dessen
Glaubensgrundlage die Heilige Schrift ist, und dort
steht:
Lk 10,27
Er antwortete und sprach: «Du sollst den Herrn, deinen
Gott, lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele
und mit deinem ganzen Vermögen und mit deinem ganzen
Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst!»
Ist ein Mensch bereit, seinen Nächsten zu lieben wie
sich selbst, dann versteht es sich von selbst, dass er ihn
achtet und schätzt und bereit ist, ihm Gutes zu tun. Ein
Christ trachtet niemandem nach Leib und Leben.
Es ist nicht nachvollziehbar, wie es dazu kommen
konnte, islamische Fanatiker und Christen, die an das
Fundament der Heiligen Schrift glauben, gleichzusetzen.
Das geht inzwischen so weit, dass Christen, die
z.B. die Schöpfungslehre der Bibel für wahr halten und
die deshalb auch als Kreationisten bezeichnet werden,
diffamiert und als Fundamentalisten im negativen Sinn
abgestempelt werden.
Das unumstößliche Fundament des christlichen
Glaubens ist und bleibt die Heilige Schrift. Dieses
Fundament darf unter keinen Umständen verlassen
werden. Wird es verlassen, kommt man schnell auf
schlüpfrigen Boden. Die Aussagen der Heiligen Schrift
waren mir deshalb bei meiner Suche nach der Tauflehre
die alleinige Richtschnur und der alleinige Wegweiser.
11
I. Auf das Fundament gegründet
Die Heilige Schrift ist in sich schlüssig. Jede Lehre,
die im ersten Moment unklar oder verwirrend erscheint,
erklärt sich durch andere Schriftstellen. Das
verstehe ich persönlich unter dem Aspekt Gesamtzusammenhang.
So ist das auch bei der Tauflehre. Jede
Behauptung muss biblisch begründbar sein. Jegliche
Spekulationen sind fehl am Platz und alles, was über
die Heilige Schrift hinausgeht, ist zu verwerfen.
Offb 22,18
Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses
Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott
ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buche geschrieben
ist;
Gal 1,8
Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas
anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir
euch verkündigt haben, der sei verflucht!
Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in der Regel
auf Gegenwehr stoßen werde, wenn ich mich in geistlichen
Dingen nicht an der Meinung der Mehrheit orientiere,
oder mich nicht an traditionelle Denkmuster
halte. Manche Mitmenschen werfen dann ganz schnell
mit Begriffen wie Sektierer oder anderen unangenehmen
Worten um sich.
Leider stelle ich fest, wenn ich die Leute frage, woher
das Wort Sekte kommt und was es eigentlich bedeutet,
dass sie nicht einmal den Begriff, geschweige denn
12
Taufe – Türöffner in den Himmel?
seinen Inhalt erläutern können. Die meisten Menschen
wissen lediglich, dass das Wort negativ besetzt ist. Deshalb
ist das Wort Sekte zu einem abwertenden Begriff,
zu einem Schimpfwort geworden. Die ersten Christen
wurden als „die Sekte des Nazareners“ bezeichnet. So
gesehen befinde ich mich in guter Gesellschaft.
Selbstverständlich möchte ich nicht in Abrede stellen,
dass es zahlreiche sektiererische Lehren gibt und
diese durchaus auch eine Gefahr für unsere Gesellschaft
darstellen können. Wenn Druck auf Menschen
ausgeübt wird und darüber hinaus auch noch wirtschaftliche
Interessen im Vordergrund stehen, halte ich
das für höchst bedenklich.
Über ungerechtfertigten Anfeindungen müssen wir
stehen, wenn wir uns selbst überprüft haben und überzeugt
sind, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben.
Grundlose Anfeindungen gab es bereits zu biblischen
Zeiten:
2Tim 3,12
Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus,
müssen Verfolgung leiden.
Jes 66,5
Hört das Wort des HERRN, ihr, die ihr vor seinem Wort
erzittert: Es höhnen eure Brüder, die euch hassen und euch
verstoßen um meines Namens willen.
13
I. Auf das Fundament gegründet
Lk 21,17
und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens
willen.
Apg 5,41
Sie aber gingen fröhlich vom Hohen Rat hinweg, weil sie gewürdigt
worden waren, um Seines Namens willen Schmach
zu leiden;
14
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Taufe ist nicht
gleich Taufe
Wenn Sie bedenken, dass das Wort Taufe oder taufen
etwa hundert Mal im Neuen Testament vorkommt,
dann gilt es in erster Linie zu beachten, in welchem
Zusammenhang das Wort verwendet wird. Achten Sie
also darauf, was wann zu wem gesagt wird und vor
allem, was mit dem Wort Taufe tatsächlich gemeint ist.
Die folgende Unterscheidung in der Verwendung
des Begriffs Taufe ist von großer Bedeutung, denn
später werden Sie erkennen, was alles passieren kann,
wenn Sie diese verschiedenen Aspekte einfach „in einen
Topf“ werfen.
1. Die Taufe des Johannes
Johannes der Täufer war der letzte Prophet des Alten
Bundes. Er kündigte den Messias an und damit den
Beginn von etwas völlig Neuem. In dieser Übergangszeit
gab es noch keine Gemeinde Jesu Christi, diese
entstand erst an Pfingsten.
Fast die Hälfte aller Bibelstellen, in denen das Wort
Taufe vorkommt, beziehen sich auf die Taufe des Johannes.
Diese Stellen haben mit der heute praktizierten
Taufe, gleichgültig, ob Säuglingstaufe oder Erwachsenentaufe,
nur bedingt etwas zu tun. Rund 45 % aller
II.
15
II. Taufe ist nicht gleich Taufe
Tauf-Bibelstellen fallen deshalb für unsere nachfolgenden
Betrachtungen bezüglich der Tauflehre des
Neuen Testaments bereits im Vorfeld weg.
Die Gemeinsamkeit zur Taufe Jesu Christi besteht
darin, dass Buße, also Umkehr oder Umdenken gefordert
wird. Aus der Bibel erfahren wir auch, dass die
Jünger des Johannes von Johannes persönlich getauft
wurden. Wir erfahren weiter, dass diese Johannesjünger
später nochmals, von den Jüngern Jesu, auf Jesus
Christus getauft wurden.
2. Die Taufe im Heiligen Geist
Zahlreiche Stellen der Heiligen Schrift sprechen von
einer Taufe im Heiligen Geist, so z.B. bei der Ankündigung
von Johannes dem Täufer in Markus 1,8: „Er
aber wird euch mit dem Heiligem Geist taufen“ oder
in der Apostelgeschichte 1,5: „Ihr aber sollt im Heiligen
Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen.“
Bitte beachten Sie, dass es hier überhaupt nicht um die
heute praktizierte Taufe geht, sondern Jesus würde
den Menschen bei ihrer Bekehrung den Heiligen Geist
geben, was hier mit Taufe ausgedrückt wird. „Bekehrung“
bedeutet letztlich nichts anderes als: „Ich kehre
um! Ich erkenne, dass mein bisheriger Lebensweg
völlig falsch war, und ich mache eine Kehrtwendung
um 180°. Ich wende mich ganz bewusst Jesus Christus
zu.“ Es geht also um eine Änderung der Gesinnung
und nicht etwa darum, die Kirchenzugehörigkeit zu
wechseln. Sehr schön ist das auch bei der Bekehrung
16
Taufe – Türöffner in den Himmel?
(gläubig werden[3]) des Hauptmanns Kornelius in der
Apostelgeschichte 11,16 zu erkennen, als Petrus sagt:
„Ihr aber sollt im Heiligen Geist getauft werden“.
Aus allen diesen Beispielen wird deutlich, dass es
nicht um Taufe, sondern um Bekehrung und Wiedergeburt
geht. Wer sich bekehrt hat, wer also umgekehrt ist,
der ist neu geboren aus Wasser und Geist, was auch in
dem Wort „Wiedergeburt“ ausgedrückt wird. Wer das
Wasser bzw. Wort der Wahrheit im Glauben angenommen
hat, der empfängt den Geist aus Gott, den Heiligen
Geist. Diese geistliche Geburt ist als eine zweite
Geburt zu betrachten. Die erste Geburt ist fleischlich,
die zweite Geburt ist geistlich.
3. Die Taufe in den Tod
Wenn Jesus von der „Taufe in den Tod“ redet, ist aus
dem Textzusammenhang klar zu erkennen, dass er von
seinem eigenen Tod redet, was wieder absolut nichts
mit unserem Thema Taufe zu tun hat. Siehe dazu z.B.
Matthäus 10,38-39, als er fragt: „Könnt ihr den Kelch
trinken, den ich trinke und getauft werden mit der
Taufe, womit ich getauft werde“? Es geht hier eindeutig
um seinen bevorstehenden Tod. So auch bei Lukas
12,50: „Aber ich habe eine Taufe zu bestehen...“
[3] Wenn ich von „gläubig“ rede, dann bedeutet es hier und in allen
nachfolgenden Verwendungen dieses Begriffes, dass es sich um
Menschen handelt, die sich bekehrt haben. Nur wer sich bekehrt
hat, ist nach biblischem Verständnis auch gläubig zu nennen.
17
II. Taufe ist nicht gleich Taufe
4. D ie christliche Taufe nach biblischem
Verständnis
Das ist die Taufe, über die ich in diesem Büchlein sprechen
will und deren Bedeutung, Zweck und Ausführung
eingehend beleuchtet werden soll.
a) Die Taufe als Befehl
In den bekannten Stellen Matthäus 28,19 und Markus
16,16 finden wir die Aufforderung Jesu Christi zum
Taufen. Persönlich scheint mir das Wort „Befehl“ etwas
überzogen. Ich denke, es ist einfach eine wichtige
Anweisung, die Jesus seinen Jüngern kurz vor seiner
Himmelfahrt gab. Wir können in der Bibel nachlesen,
unter welchen Bedingungen die Taufe durchgeführt
werden soll und darf.
b) Die geistliche Bedeutung der Taufe
Hier geht es um die Frage der Bedeutung der Taufe,
also um den geistlichen Hintergrund und nicht um den
praktischen Taufvorgang als solchen. Was bedeutet die
Taufe? Und was passiert bei der Taufe? Die wichtigsten
Bibelstellen finden wir in Römer 6, Kolosser 2, und 1.
Petrus 3.
c) Die Ausführung der Taufe
Hier haben wir zahlreiche Hinweise in der Heiligen
Schrift, auf die später ausführlich eingegangen werden
soll. Dieser Vorgang ist wichtig, denn es stellt sich hier
die Frage, wann wird wie, bei welchem Anlass und unter
welchen Voraussetzungen die Taufe vollzogen?
18
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Grundlagen
der Taufe
Der Begriff Taufe hat mit Wasser, Täufling und Taufendem
zu tun. Dies sind die äußeren Merkmale, welche
zu einer Taufe gehören. Aber was beinhaltet die
Taufe wirklich? Was versteht die Bibel unter diesem
Begriff? Es gibt viele Auslegungen und Meinungen,
welche sich grundlegend widersprechen. Deshalb wollen
wir die Bedeutung des Begriffs „Taufe“ von der Bibel
her betrachten.
In Apostelgeschichte 19 lesen wir von einer Begebenheit
in Ephesus. Dort traf Paulus einige Jünger:
Apg 19,1-5
Es begab sich aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus,
nachdem er die obern Länder durchzogen hatte, nach Ephesus
kam. Und als er etliche Jünger fand, sprach er zu ihnen:
Habt ihr den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?
Sie aber sprachen: Wir haben nicht einmal gehört, ob
ein heiliger Geist sei! Und er sprach zu ihnen: Worauf seid
ihr denn getauft worden? Sie aber sprachen: Auf die Taufe
des Johannes.
III.
Was bedeutet die Taufe?
?
19
III. Die Grundlagen der Taufe
Da sprach Paulus: Johannes hat mit der Taufe der Buße
getauft und dem Volke gesagt, dass sie an den glauben
sollten, der nach ihm komme, das heißt an Christus Jesus.
Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des
Herrn Jesus.
Bei dem Gespräch mit den Jüngern kamen Paulus
wohl Zweifel über die Echtheit ihres Glaubens. „Habt
ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“
lautete deshalb seine Frage. Die Jünger antworteten
ihm, dass sie nicht einmal gehört hätten, dass es
einen Heiligen Geist gäbe. Daraufhin fragt Paulus:
„Auf die Taufe des Johannes“, gaben sie ihm zur Antwort.
Hierauf erklärte Paulus ihnen die Botschaft des
Johannes, dass es sich um eine Taufe zur Buße handle
und dass sie an den Messias glauben sollten. Diese Verkündigung
nahmen die Jünger im Glauben an und ließen
sich deshalb nochmals taufen, diesmal jedoch auf
den Namen Jesu.
Anhand dieses Textes können wir Verschiedenes
erkennen. Die entscheidende Frage bei der Taufe stellt
sich nicht im Wie oder Wann oder von wem, sondern
im Worauf.
Wir stellen fest, dass Paulus bei der Frage nach der
Taufe den Inhalt als entscheidendes Kriterium betrachtet.
Dieses Worauf bezieht sich auf etwas, das der Taufe
„Worauf seid ihr denn getauft worden“?
?
20
Taufe – Türöffner in den Himmel?
vorausgegangen sein muss, denn die Taufe stellt sich
als Folge oder Reaktion auf das Vorausgegangene dar.
Aus dem obigen Bibeltext wird deutlich, dass der Taufe
eine Botschaft vorausgeht, eine Verkündigung, die
der Täufling gehört haben muss. Bevor es zu einer Taufe
kommt, hat der Täufling etwas gehört, das zur Entscheidung
herausfordert. Somit genügt das Hören allein
nicht. Der Mensch muss das Gehörte mit Glauben
verbinden, also mit dem Vertrauen auf das Gesagte.
Der Hörende ist von der Vertrauenswürdigkeit des Boten
und der Botschaft überzeugt worden und glaubt
dieser Botschaft.
Die Taufe hat als Grundlage also eine Lehre und einen
Verkündiger, welchem der Täufling Glauben geschenkt
hat. Diesen Glauben drückt er durch die Taufe
aus. So kann von der Taufe des Johannes gesprochen
werden, da er Verkündiger der Botschaft vom nahenden
Reich Gottes war, auf das sich die Menschen
vorbereiten sollten. Ebenso werden Christen auf den
Namen Jesus getauft, da Jesus Christus gleichzeitig
Verkündiger und Inhalt der Botschaft ist.
Von entscheidender Bedeutung bei alledem ist jedoch,
dass der Ausgangspunkt des Boten und der Botschaft
Gott, der Vater, ist. Dieser beruft in den Dienst
und betraut seinen Diener mit der Verkündigung.
Letztlich geht alles auf Gott und sein offenbartes Wort
Was geht der Taufe voraus?
?
21
III. Die Grundlagen der Taufe
zurück. Die Taufe stellt dies deutlich heraus. Zusammenfassend
sei festgehalten: Taufgrund ist eine Botschaft
Gottes und ein von ihm eingesetzter Bote. Darauf
werden wir getauft.
In Lukas 7 stoßen wir in diesem Zusammenhang auf
einen interessanten Text, durch den uns eine weitere
Wahrheit über den eigentlichen Sinn der Taufe aufgetan
wird.
Lk 7,29-30
Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott
Recht, indem sie sich taufen ließen mit der Taufe des Johannes;
die Pharisäer aber und die Schriftgelehrten verwarfen den
Rat Gottes, sich selbst zum Schaden, und ließen sich nicht
von ihm taufen.
Hier sehen wir, dass die Botschaft Gottes von einigen
angenommen wurde, nämlich die Botschaft – hier verkündigt
durch Johannes, – dass der Mensch Sündenvergebung
braucht und sich bei seinem Versuch, sich
den Eintritt in das Reich Gottes durch eigene Werke zu
verdienen, auf dem falschen Weg befindet. Johannes
verkündigt: „Tut Buße“ d.h. anerkennt durch ein Umdenken
nach dem Hören der Botschaft, dass der dargelegte
Weg Gottes richtig ist und ihr in eurem bisherigen
Denken falsch lagt. Diesen Aspekt bringt die Taufe
zum Ausdruck.
22
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Das ist der eigentliche Sinn der Taufe, dass Gott in seinem
Urteil Recht hat. Gott verkündet und bekommt
Recht. Der Mensch anerkennt, dass Gott es besser weiß.
Die menschlichen Gedanken und Überlegungen treten
hinter Gottes Wahrheit und Offenbarung zurück.
Somit handelt es sich bei der Taufe um das Anerkennen
des Wortes Gottes, welchem wir uns unterstellen
und welches wir auf unser Leben anwenden. Diejenigen,
die sich dem Ratschluss Gottes widersetzten,
ließen sich nicht taufen, da sie der Botschaft nicht
glaubten. Sie gaben Gott dadurch nicht Recht.
Bei diesem Taufverständnis verliert die Taufhandlung
an sich jeden mystischen oder verwandelnden Charakter,
da sie ein Zeugnis des Glaubens darstellt, der schon
vorher in uns gewesen ist. Die Taufe ist also ein Zeugnis
dessen, was Gott in unserem Leben getan hat.
An uns hat sich das Wort aus Markus 1,8 „Ich habe euch
mit Wasser getauft; er aber wird euch mit Heiligem
Geist taufen“ erfüllt, nachdem wir gläubig geworden
sind. Die Taufe ist also ein nach außen sichtbares Zeichen,
dass man nun mit Christus lebt und sein eigenes
Leben auf ihn aufbaut.
Im Neuen Testament finden wir im 1. Brief des Apostels
Paulus an die Korinther sowie im 1. Brief des Petrus
zur Taufe und deren Inhalt Vergleiche aus dem Alten
„Sie gaben Gott Recht“
« »
23
III. Die Grundlagen der Taufe
Testament. Einmal handelt es sich um das Volk Israel
beim Auszug aus Ägypten und den Gang durch das
Rote Meer, beim anderen Beispiel dient uns Noah und
die Rettung in der Arche als ein Abbild für die Taufe.
Beide Vergleiche haben wieder die grundlegenden
Elemente der Taufe gemeinsam. Gott hat eine Botschaft
und einen Boten. Sowohl Mose als auch Noah waren
von Gott bestimmt worden, damit sie die Botschaft von
Heil und Gericht verkündigten. Es lag nun an jedem
einzelnen Hörer, wie er auf diese Botschaft reagieren
würde: Wird er Gott Recht geben oder Gott nicht Recht
geben und IHN durch seinen Unglauben damit zum
Lügner machen?
Um diese Frage zu klären und um für uns heute beantworten
zu können, müssen wir die Botschaft des Neuen
Testamentes kennen, denn auf deren Inhalt lassen
wir uns dann taufen.
Noah predigte die Vernichtung allen Lebens auf der
Erde; einzig in der Arche war Rettung. Mose stand für
die Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens.
Die Predigt des Johannes war eine Predigt zur Buße.
Aber was ist die Botschaft für uns heute?
Worauf sind wir getauft?
?
24
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Röm 6,1-15
Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren,
damit das Maß der Gnade voll werde?
Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben
sind, noch in ihr leben?
Oder wisset ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Jesus
Christus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind?
Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe
auf den Tod, auf dass, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit
des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so auch
wir in einem neuen Leben wandeln.
Denn wenn wir mit ihm verwachsen sind zur Ähnlichkeit
seines Todes, so werden wir es auch zu der seiner Auferstehung
sein,
wissen wir doch, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt
worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt
sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen;
denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde los gesprochen.
Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass
wir auch mit ihm leben werden,
da wir wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, nicht
mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn;
denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben,
ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er für Gott.
Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die
Sünde tot seid, aber für Gott lebet in Christus Jesus, unsrem
Herrn!
So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen
Leibe, so dass ihr seinen Lüsten gehorchet;
25
III. Die Grundlagen der Taufe
gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin, als Waffen der
Ungerechtigkeit, sondern gebet euch selbst Gott hin, als solche,
die aus Toten lebendig geworden sind, und eure Glieder
Gott, als Waffen der Gerechtigkeit.
Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr
nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid.
Wie nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem
Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!
In Römer 6 finden wir die gleiche Botschaft, wie sie
seinerzeit auch Paulus den Jüngern von Ephesus mitgeteilt
hat. Im Endeffekt geht es immer um einen Richtungswechsel
oder auch Machtwechsel in unserem
Leben. Die Sünde hatte uns bisher im Griff, gab die
Richtung unseres Lebens vor und hielt uns in Knechtschaft.
Aber mit dem Kommen des Christus wurde die
Macht der Sünde gebrochen. Deshalb stellt Paulus die
Eingangsfrage, ob wir weiterhin in der Sünde verharren
wollen, also weiterhin für die Sünde leben wollen.
Antwort: „Das sei ferne“.
Menschen, die davon ausgehen, dass sie durch ihre
eigene Gerechtigkeit (gute Werke) vor Gott bestehen
können, haben den Begriff „Sünde“ in der Tiefe seiner
Bedeutung nicht einmal im Ansatz erkannt. Der Mensch
wird nicht erst durch die Sünde zum Sünder, sondern
er wird seit dem Sündenfall als Sünder geboren. Dies
sagt Psalm 51 sehr deutlich. Die Taten und Gedanken
entsprechen lediglich dem inneren geistlichen Zustand
des Menschen. Nicht die Tat führt zum Sünder, sondern
der Sünder wird lediglich zum Täter. Durch diese Tat26
Taufe – Türöffner in den Himmel?
sache ist (bleibt) der Zorn Gottes über jedem, da Gottes
Gerechtigkeit keine Verbindung mit der Ungerechtigkeit
des Menschen zulässt. In der Bergpredigt spricht
Jesus davon, dass ein Mann bereits die Ehe gebrochen
hat, wenn er eine Frau auch nur ansieht und ihrer in
seinem Herzen begehrt. Wenn dies der Maßstab Gottes
ist, dann wird deutlich, dass Jesus Christus uns auf das
Problem der in uns wohnenden Sünde und Verdorbenheit
hinweist, damit wir zur Erkenntnis der Wahrheit
über uns selbst kommen können.
Wir sind der Sünde gestorben. Dies ist die Botschaft
des Neuen Testamentes für Gläubige. Es ist zuerst eine
Todesbotschaft für uns. Unser Zustand des geistlichen
Todes wird uns im Kommen und Sterben Jesu deutlich,
da er das, was er gestorben ist, der Sünde gestorben ist.
Die Sünde hat den Todesgeruch an sich, da sie vom Leben
Gottes trennt. Christus musste sterben, damit die
Macht der Sünde gebrochen wurde.
Wir Menschen werden mit dieser Tatsache konfrontiert
und müssen für uns selbst entscheiden. Anerkennen
wir, dass es um uns so schlecht bestellt ist?
Gilt dies auch für uns ganz persönlich? Ist uns unsere
ausweglose Lage, dieses Getrenntsein von Gott, in der
Tiefe bewusst geworden? Wenn dem so ist, gilt für jeden
Einzelnen von uns, was in den folgenden Versen
behandelt wird.
Wir müssen der Sünde sterben. Wir geben Gott Recht,
dass wir den Tod verdient haben. Das Gericht Gottes
über unser Sein und Handeln geschieht zu Recht. Wir
sind schuldig. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Daran
27
III. Die Grundlagen der Taufe
hat sich nichts geändert. Und so stehen auch wir unter
dem Todesurteil Gottes.
Die Frohe Botschaft
Doch an dieser Stelle beginnt das Evangelium. Um
unseren Zustand wissend hat Gott einen Rettungsweg
eröffnet, Christus, welchen ER für uns in den Tod gab,
damit wir durch Ihn leben sollen. Ergreifen wir im
Glauben[4] den Rettungsanker Gottes, anerkennen wir,
dass wir geistlich tot sind. Wir begraben unser bisheriges
Leben mit Christus durch die Taufe in den Tod.
Weil wir tot sind, können wir auch begraben werden.
Lebendige werden normalerweise nicht beerdigt.
Paulus geht sogar noch einen Schritt weiter. Weil
unsere menschliche Natur so abgrundtief verdorben
ist (Röm 7,18), muss diese auch mitgekreuzigt werden,
was bedeutet „außer Wirksamkeit gesetzt werden“.
Nur so ist ein neues Leben in Christus möglich! Ist uns
bewusst, dass in uns selbst nichts Gutes wohnt? Dass
wir zu allem fähig sind? Dass die menschliche Natur
in Gottes Augen ganz verdorben ist? Können wir Gott
darin Recht geben, wo doch auch soviel Gutes von
Nichtchristen getan wird? Anerkennen wir, dass Gott
uns besser kennt und die Tiefen unserer Herzen und
Gedanken vor ihm nicht verborgen sind?
Im Akzeptieren unseres Zustandes im Lichte Gottes
wird uns auch die Tragweite der Erlösung bewusst.
Etwas Neues muss an die Stelle des Alten treten. Eine
[4] G lauben im Sinne von „Vertrauen“
28
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Generalsanierung reicht nicht aus. Besser werden oder
das Veredeln der menschlichen Natur ist nicht möglich.
Zu tief sitzt der Stachel der Sünde und des Todes.
Allein ein Gekreuzigtwerden und Sterben kann uns
helfen, damit wir der Knechtschaft der Sünde entfliehen
können.
Mit Christus gekreuzigt, den Leib der Sünde außer
Wirksamkeit gesetzt, auf dieser Basis kann Gott etwas
Neues in uns schaffen.
Denn wenn wir mit Christus gestorben sind, dann
glauben wir auch, dass wir mit ihm leben werden.
Der Tod hat nicht das letzte Wort. Christus wurde
auferweckt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
In Christus wandeln auch wir in einem neuen Leben.
Als wir im Glauben das Todesurteil über uns selbst
gesprochen haben und mit dem Heiligen Geist getauft
wurden, sind wir zu einer neuen Schöpfung Gottes geworden.
Das Alte, d.h. „der alte Adam“ ist vergangen,
Neues ist geworden. Der Mensch ist eine neue Kreatur.
„Der alte Adam“, der alte Mensch, das alte Wesen des
Menschen, ist gestorben. Das heißt nicht, dass wir nicht
wieder sündigen können oder werden. Trotz Wiedergeburt
sind wir alle nicht so, wie wir sein sollten. Der
gläubig gewordene Mensch ist jedoch ein begnadigter
Mensch. Der nicht wiedergeborene Mensch bleibt hingegen
unter dem Zorngericht Gottes.
Wie Christus für Gott lebt, so sollen auch wir in
Christus Jesus für Gott leben. Es hat ein Herrschaftswechsel
stattgefunden. Nicht mehr die Sünde und das
Gesetz bestimmen unser Leben, sondern wir haben
29
III. Die Grundlagen der Taufe
uns der Herrschaft Gottes unterstellt. Durch die Gnade
Gottes herrscht die Sünde nicht mehr über uns. Wir
stehen nicht mehr unter dem Gesetz des alten Bundes,
das niemand halten kann, sondern wir leben im neuen
Bund der Gnade, durch den Glauben, der uns neu
gemacht hat. Aus geistlich Toten sind wir zu neuem
Leben gekommen.
Haben wir diesen Richtungswechsel in unserem Leben
vollzogen, so legen wir nun in der Taufe Zeugnis
dieses Ereignisses ab. Wir anerkennen die Botschaft
Gottes und seinen Boten Jesus Christus. Wir geben Gott
Recht und damit die Ehre. Die Taufe ist eine Reaktion des
wiedergeborenen Menschen, in welcher er sich sichtbar
auf Gottes Seite stellt und Gottes Wort gehorcht.
Mk 16,15-16
Und er (Jesus) sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und
predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt
und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber nicht glaubt,
der wird verdammt werden.
Der Taufbefehl im Markusevangelium ist klar und eindeutig.
Ein Mensch kommt durch die Verkündigung des
Evangeliums oder durch das Lesen der Heiligen Schrift
zum lebendigen Glauben, und dann wird er getauft.
Die Taufe als Befehl
(die zwei Aussagen im Markus- und Matthäusevangelium)
!
30
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Mt 28,18-20
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes
und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und
siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit!
Herbert Jantzen übersetzt:
Mt 28,19 Geht also hin und macht zu Jüngern alle in den
Völkern und tauft sie (d.h.: die Jünger, bzw. die Einzelnen
von den Völkern, die zu Jüngern geworden sind) auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Der Taufbefehl im Matthäusevangelium ist eigentlich
genau so klar. Jesus Christus gab diesen Taufbefehl nur
einmal – und zwar kurz vor seiner Himmelfahrt. So gesehen
kann es keine zwei Versionen oder Auslegungsmöglichkeiten
geben. Der Herr Jesus widerspricht sich
auch nicht selbst. Wer gedanklich die nachfolgenden
Überlegungen zulässt und zudem den Text von Herbert
Jantzen beachtet, wird erkennen, dass beide Taufbefehle
zusammenpassen und natürlich den gleichen
Gedankengang ausdrücken.
„Macht zu Jüngern ... und tauft sie“ (Mt 28,19) bedeutet:
Das Evangelium soll verkündigt werden. Die Menschen
hören der Botschaft zu. Der Teil der Zuhörer, der
das Wort Gottes bereitwillig annimmt und sich bekehrt,
31
III. Die Grundlagen der Taufe
wird durch die Annahme des Wortes zum Jünger Jesu
Christi. In dieser Stellung der Jüngerschaft wird dann
getauft.
Es gibt im deutschsprachigen Raum einige Bibelübersetzungen,
die Matthäus 28,19 anders übersetzen und
zwar wie folgt:
Mt 28,19
Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie
taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes
Hier kann der Eindruck entstehen, man könnte Menschen
durch die Taufe zu Jünger Jesu Christi machen.
Das ist aber gerade bei Säuglingen unmöglich, da sie
kein Bekenntnis ablegen können und andere Textstellen,
wie z.B. Markus 16,16, keine Taufe ohne Glauben
– also ohne Bekenntnis – zulassen. Deshalb ist dieser
Gedankengang klar abzulehnen. Schlussfolgerungen
wie diese sind abwegig, denn sie entsprechen nicht der
Lehre der Heiligen Schrift, wenn man deren Gesamtzusammenhang
betrachtet.
Kirchen, die Säuglinge taufen, vernachlässigen gerade
diese gesamtbiblischen Zusammenhänge, begründen
ihre Tauflehre auf Matthäus 28,19: „Macht zu
Jüngern, indem ihr sie tauft“, und behaupten, dieser
Taufbefehl lasse die Möglichkeit zu, Säuglinge zu taufen.
Später solle dann die biblische Lehre erfolgen und
dadurch der Glaube einsetzen. Das ist ein Irrtum.
32
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Grundvoraussetzung für den Vollzug der Taufe ist der
Glaube. Es geht dabei nicht um irgendeinen Glauben,
sondern gefordert wird biblischer Glaube, also Wiedergeburt.
Ohne diese Voraussetzung ist die Taufe nicht
möglich und führt auf Abwege.
Mk 16,16
Wer glaubt und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber
nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Apg 16,31-33
Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
gerettet werden, du und dein Haus!
Und sie sagten ihm und allen, die in seinem Hause waren,
das Wort des Herrn.
Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und
wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen,
er samt den Seinigen.
Diese zwei biblischen Texte und Aussagen sollen genügen
um zu zeigen, dass zur Zeit der Apostel der Glaube
die geforderte Grundvoraussetzung für die Taufe war.
Ich werde später ausführlich darauf zurückkommen.
Die Ausführung der Taufe
!
33
III. Die Grundlagen der Taufe
Apg 8,36-38
Als sie aber des Weges dahin zogen, kamen sie zu einem
Wasser, und der Kämmerer spricht: Siehe, hier ist Wasser!
Was hindert mich, getauft zu werden?
Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen
glaubst, so ist es erlaubt. Er antwortete und sprach: Ich
glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Und er hieß den Wagen anhalten, und sie stiegen beide
in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er
taufte ihn.
Der Täufling wurde nicht an einem Taufstein oder
Taufbecken mit ein paar Tropfen Wasser beträufelt,
sondern im Wasser getauft, und zwar in der Form, dass
er untergetaucht wurde.
Die übliche Form der Taufe war die Wassertaufe
!
34
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufe in der
Urgemeinde
Der ehemalige Württembergische Landesbischof Dr.
Gerhard Maier schrieb in seinem Bibelkommentar zum
Neuen Testament im 2. Teil auf Seite 500 Folgendes:
„In einem haben die Verfechter der Erwachsenentaufe allerdings
Recht: Die normale Taufe bei der Entstehung der
Urgemeinde war tatsächlich die Erwachsenentaufe, und die
meisten Taufaussagen des Neuen Testaments sind nur verständlich,
wenn sie Menschen betreffen, die sowohl getauft
sind als auch glauben. Vielleicht wird Gott es so fügen, dass
in der Endzeit die Erwachsenentaufe erneut überwiegen und
das Normale sein wird.“
Diese Gedankengänge sind erfreulich und gleichzeitig
erstaunlich. Es wäre wünschenswert, wenn in der Kirche
tatsächlich ein Umdenken einsetzen würde.
In diesem Kapitel möchte ich möglichst oft die Heilige
Schrift selbst zu Wort kommen lassen, deshalb
nehme ich mich mit Kommentaren zurück. Lassen wir
dem Wort Gottes Raum, und die Tauflehre der Urgemeinde
wird sich vor unseren Augen erschließen.
IV.
35
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Apg 2,37-41
Als sie aber das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie
sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen
wir tun, ihr Männer und Brüder?
Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und ein jeder von
euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung
eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des heiligen
Geistes empfangen.
Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen,
die ferne sind, so viele der Herr unser Gott herrufen wird.
Und noch mit vielen andern Worten beschwor und ermahnte
er sie und sprach: Lasset euch retten aus diesem
verkehrten Geschlecht!
Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es
wurden an jenem Tage etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
Apg 8,12-20
Als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium
vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi predigte,
ließen sich Männer und Frauen taufen. [keine Kinder /
Säuglinge. Anm. d. Verf.]
Simon aber wurde auch gläubig und hielt sich, nachdem er
Philippus – in Samarien – der Zauberer
2.
Die Rede von Petrus an Pfingsten in Jerusalem
1.
36
Taufe – Türöffner in den Himmel?
getauft worden war, stets zu Philippus; und da er sah, dass
Zeichen und große Wunder geschahen, staunte er.
Als aber die Apostel zu Jerusalem hörten, dass Samaria
das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und
Johannes zu ihnen.
Diese kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligen
Geist empfingen;
denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern
sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den
heiligen Geist.
Als aber Simon sah, dass durch die Handauflegung der
Apostel der heilige Geist gegeben wurde, brachte er ihnen
Geld und sprach:
Gebet auch mir diese Vollmacht, damit, wenn ich jemand
die Hände auflege, er den heiligen Geist empfange!
Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre samt dir ins
Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben
zu können!
Apg 8,26-39
Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach:
Steh auf und wandere nach Süden auf der Straße, die von
Jerusalem nach Gaza hinabführt; diese ist einsam.
Und er stand auf und machte sich auf den Weg. Und siehe,
ein Äthiopier, ein Kämmerer und Gewaltiger Kandaces, der
Der Kämmerer und Philippus
3.
37
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Königin der Äthiopier, welcher über ihren ganzen Schatz gesetzt
war, der war gekommen, um in Jerusalem anzubeten;
und nun kehrte er zurück und saß auf seinem Wagen und
las den Propheten Jesaja.
Da sprach der Geist zu Philippus: Geh hinzu und halte
dich zu diesem Wagen!
Da lief Philippus hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja
lesen; und er sprach: Verstehst du auch, was du liest?
Er aber sprach: Wie kann ich es, wenn niemand mich anleitet?
Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm
zu setzen.
Die Schriftstelle aber, die er las, war diese: «Wie ein Schaf
ward er zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm vor
seinem Scherer stumm ist, so tut er seinen Mund nicht auf.
In seiner Erniedrigung ward sein Gericht aufgehoben.
Wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn sein Leben
wird von der Erde weggenommen!»
Da wandte sich der Kämmerer an Philippus und sprach:
Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet solches? Von sich
selbst oder von einem andern?
Da tat Philippus seinen Mund auf und hob an mit dieser
Schriftstelle und verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.
Als sie aber des Weges dahinzogen, kamen sie zu einem
Wasser, und der Kämmerer spricht: Siehe, hier ist Wasser!
Was hindert mich, getauft zu werden?
Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen
glaubst, so ist es erlaubt. Er antwortete und sprach: Ich
glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Und er hieß den Wagen anhalten, und sie stiegen beide in das
Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.
38
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte
der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer
sah ihn nicht mehr; denn er zog fröhlich seines Weges.
Betrachten Sie die ersten drei biblischen Berichte über
Begebenheiten, bei denen Menschen zum Glauben kamen
und dann getauft wurden. Es ist klar zu erkennen,
dass alle Begebenheiten folgende Merkmale aufweisen:
· Der Mensch muss bereit sein zuzuhören.
· Hat jemand Ohren zu hören, der höre!
· Das Evangelium der Errettung muss verkündigt
werden.
· Auch mit vielen anderen Ermahnungen noch verkündigte
er dem Volk die frohe Botschaft.
· Der Mensch muss das Evangelium ganz bewusst annehmen.
· Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht,
Gottes Kinder zu werden
· Bei dieser Annahme des Evangeliums (Bekehrung)
geschieht die Wiedergeburt
· Denn ihr wart «wie irrende Schafe», nun aber seid ihr bekehrt
zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen.
· Jetzt kann, darf und soll der gläubig gewordene
Mensch getauft werden.
· Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es
wurden an jenem Tage etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
39
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Dieser Werdegang zeigt sich als Regel ohne Ausnahme,
wie sich aus den ersten drei angegebenen Textstellen
erkennen lässt. Jeder Leser ist aufgefordert, persönlich
diese Berichte zu überdenken, und die oben genanten
Punkte daraufhin zu überprüfen.
Wenn Sie den bisherigen Aussagen zustimmen können,
dann können wir zu diesem Zeitpunkt zumindest
eine Tendenz feststellen, wie und unter welchen Voraussetzungen
die Taufe in der Urgemeinde gehandhabt
wurde.
Das soll uns aber jetzt noch nicht genügen. Schauen
wir deshalb, ob es seinerzeit andere Varianten der Taufe
gegeben hat.
Apg 9,17-20
Da ging Ananias hin und trat in das Haus; und er legte
ihm die Hände auf und sprach: Bruder Saul, der Herr hat
mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf der Straße, die
du herkamst, damit du wieder sehend und mit dem heiligen
Geiste erfüllt werdest!
Und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und
er konnte wieder sehen und stand auf und ließ sich taufen,
nahm Speise und stärkte sich.
Er war aber etliche Tage bei den Jüngern zu Damaskus.
Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser
der Sohn Gottes sei.
Paulus vor Damaskus
4.
40
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Apg 22,16
Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und
deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
Apg 10,44-48
Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige
Geist auf alle, die dem Wort zuhörten.
Und die Gläubigen aus der Beschneidung, so viele ihrer
mit Petrus gekommen waren, erstaunten, dass die Gabe des
heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen wurde.
Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott hoch preisen.
Da antwortete Petrus:
Kann auch jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht
getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben,
gleichwie wir?
Und er befahl, dass sie getauft würden im Namen des
Herrn. Da baten sie ihn, etliche Tage zu bleiben.
Apg 16,27
Da erwachte der Kerkermeister aus dem Schlaf, und als er
die Türen des Gefängnisses geöffnet sah, zog er das Schwert
Kornelius der Hauptmann bekehrt sich
5.
Der Kerkermeister findet Gott
6.
41
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
und wollte sich töten, weil er meinte, die Gefangenen seien
entflohen.
Aber Paulus rief mit lauter Stimme und sprach: Tue dir
kein Leid an; denn wir sind alle hier!
Da forderte er ein Licht, sprang hinein und fiel zitternd
vor Paulus und Silas nieder.
Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss
ich tun, um gerettet zu werden?
Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
gerettet werden, du und dein Haus!
Und sie sagten ihm und allen, die in seinem Hause waren,
das Wort des Herrn.
Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und
wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen,
er samt den Seinigen.
Und er führte sie in sein Haus, deckte den Tisch und frohlockte,
dass er mit seinem ganzen Hause an Gott gläubig
geworden war.
Liebe Leserin, lieber Leser, bitte prüfen Sie selbst, ob
nicht auch in diesen drei weiteren Bibelstellen, die von
mir aufgezeigten fünf Merkmale, erfüllt sind. Wenn Sie
mir zustimmen können, dann halten wir fest, dass wir
bis hierher ein sechsfaches Zeugnis haben, wie in der
Urgemeinde mit der Taufe verfahren wurde.
In Bezug auf Apostelgeschichte 16 wird oft von Verfechtern
der Kindertaufe behauptet, dass, wenn das
gesamte Haus des Kerkermeisters getauft wurde, es
doch wohl logisch sei, dass es im Hause Kinder gab
und dass diese mitgetauft wurden.
42
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wirklich? Steht das im obigen Text? Nein. Es ist reine
Spekulation! Bei dieser Aussage wird in den Text
etwas hineininterpretiert, das nicht dasteht.
Es steht jedoch geschrieben, dass allen, die im Haus
des Kerkermeisters waren, das Wort des Herrn verkündigt
wurde und dass er mit seinem ganzen Hause an
Gott gläubig geworden war. Deshalb wurden er und
die Seinigen getauft.
Wir müssen uns an biblische Fakten halten und können
nicht willkürlich in den Text hinein argumentieren,
wie wir meinen, dass es gewesen sein könnte. Wir
dürfen nicht manipulieren, wie es uns passt oder wie
wir es gern hätten, damit es mit unserer Kirchenlehre
übereinstimmt. Wenn wir solche Spekulationen und
damit Vergewaltigungen des biblischen Textes auch
nur im Ansatz zulassen, dann kann jeder seine eigene
Geschichte erfinden. Ich bitte deshalb, so etwas unter
allen Umständen zu unterlassen. Ich bitte um mehr
Ernst und Respekt gegenüber der Heiligen Schrift.
Apg 18,7-8
Und er ging von dannen und begab sich in das Haus eines gottesfürchtigen
Mannes mit Namen Justus, dessen Haus an die
Synagoge stieß. Krispus aber, der Synagogenvorsteher, wurde
samt seinem ganzen Hause an den Herrn gläubig; auch viele
Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.
Krispus der Synagogenvorsteher
7.
43
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Wer jegliche Voreingenommenheit und anerzogene
Prägung beiseite schiebt, der wird erkennen, nachdem
er die vorangegangenen sieben biblischen Berichte gelesen
hat, dass hier nur Menschen getauft wurden, die
als sie das Evangelium hörten, fähig waren, eine Entscheidung
zu treffen.
Unsere Beweiskette ist lückenlos und würde vor
einem weltlichen Gericht von jedem Staatsanwalt akzeptiert
werden.
Schauen wir uns jetzt die letzte biblische Aufzeichnung
an, bei der über die Bekehrung und Taufe der Lydia
berichtet wird.
Apg 16,14-15
Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin
aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat
ihr das Herz auf, dass sie darauf achtete, was von Paulus
geredet wurde.
Als sie aber samt ihrem Hause getauft worden war, bat
sie und sprach: Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an
den Herrn gläubig bin, so kommet in mein Haus und bleibet
daselbst! Und sie nötigte uns.
Bekommen wir jetzt ein Taufproblem, oder gar eine
ganz andere Tauflehre? Auch aus diesem Text können
wir ersehen, dass alle fünf Punkte, die ich aufgezeigt
Lydia die Purpurhändlerin
8.
44
Taufe – Türöffner in den Himmel?
habe, erfüllt sind. Wir haben bereits ein siebenfaches
Zeugnis biblischer Lehre gemeinsam betrachtet. Dieser
letzte Bericht bestätigt es vollkommen.
Die Geschichte der Lydia wird in nur zwei Versen erzählt.
Es wurde also nur das Wesentliche aufgeschrieben
und auf Einzelheiten verzichtet. Muss jedes Detail immer
in der gleichen Ausführlichkeit geschildert werden?
Frage: „Müsste der Bibeltext sich zwingend anders
ausdrücken, wenn – nur einmal angenommen – zwanzig
Personen in diesem Haus gewohnt hätten und
siebzehn davon gläubig geworden wären und getauft
wurden?“ Nein! Der Text muss keinesfalls sagen, alle
wurden getauft, aber drei Kinder nicht. Der Text sagt
nichts über die Anzahl der Personen in diesem Haus.
Lieber Leser, Sie gestatten mir, dass ich mich genauso
verhalte wie die Verfechter der Kindertaufe. Sie erlauben
mir, dass ich genauso spekuliere und interpretiere
wie diese: Lydia war bereits über 60 Jahre alt. Ihr
Mann, Gajus Potius, war bereits gestorben. Sie hatte
vier Kinder. Das jüngste Kind war eine Tochter. Dieses
Mädchen hieß Susanne und war 15 Jahre alt.
Was sagen Sie zu solch einer Story? Verhalte ich
mich korrekt? Hätten wir mit diesem Gedankengang,
der auch zutreffend sein könnte, das Problem der Kindertaufe
gelöst?
Wenn Kinder oder Säuglinge zu biblischen Zeiten
getauft worden wären, dann würde uns die Heilige
Schrift das berichten. Da dies nicht der Fall war, finden
wir in der Bibel auch nichts über eine Säuglingsbesprengung
berichtet.
45
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Es ist eminent wichtig, dies bei der Geschichte der Lydia
zu sagen und festzuhalten. Sie werden später erfahren,
warum. Beachten Sie bitte, dass wir zweifellos
davon ausgehen können, dass auch die achte Schilderung
genauso ablief wie alle anderen auch, da wir ein
klares siebenfaches Zeugnis über die biblische Taufe
der damaligen Zeit in Schriftform vorliegen haben.
Eine interessante Geschichte
Ich darf Ihnen eine Begebenheit, die sich vor einigen
Jahren zutrug, berichten: Eine fünfköpfige Familie aus
Stuttgart zog in den Schwarzwald. Die Frau[5] war sehr
beliebt in ihrer neuen Gemeinde. Obwohl sie zugezogen
waren, wurde sie mit einer hohen Stimmenzahl in
den Kirchengemeinderat der evangelischen Gemeinde
gewählt. Diese neue Kirchengemeinderätin nahm ihr
Amt sehr ernst. Nach einigen Jahren fand die Familie
zu Gott, d.h. die ganze Familie wurde gläubig. Gemeinsam
studierten sie eifrig in der Heiligen Schrift. Immer
wieder stieß die Frau auf Schriftstellen, bei denen es
um das Thema Taufe ging. Sie sprach mit niemandem
über dieses Thema und nahm sich vor, ganz bewusst
alleine zu forschen und zu prüfen, wie es sich damit
verhielte. Ihr war es wichtig, sich dabei von niemand
beeinflussen zu lassen.
[5] Ist Ihnen aufgefallen, dass ich (mit Ausnahme des ehem. Landesbischofs)
grundsätzlich keine Namen angebe? Natürlich stimmen
alle Aussagen. Ich möchte jedoch nicht, dass auch nur eine Person
hervorgehoben oder gar angegriffen und diffamiert wird. Es geht
hier allein um die Sache.
46
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Es dauerte ein paar Monate, bis sie erkannte, dass sie
sich taufen lassen sollte. Konsequent wollte sie diesen
Wunsch verwirklichen und war daher bei der nächsten
Taufe eines freien Bibelkreises dabei.
Obwohl diese Taufe nicht an die große Glocke gehängt
wurde, kam dieses Ereignis letztlich auch dem
örtlichen Pfarrer zu Ohren. Damit war es passiert. Der
Pfarrer, der Kirchengemeinderat und weitere übergeordnete
Autoritäten der Evangelischen Kirche waren
entsetzt. Es gab einen mächtigen Aufruhr mit zahlreichen
Gesprächen und aufklärenden Taufrunden,
welche die Sicht der Kirche stützen sollten.
Die Frau wurde schließlich aufgefordert, ihre Taufe
zu widerrufen, wenn sie ihre Mitgliedschaft im Kirchengemeinderat
nicht verlieren wolle. Die Kirchengemeinderätin
verabschiedete sich, ganz freiwillig, und
trat aus der Kirche aus. Warum reagierte die Kirche so
extrem?
Was ich mit dieser Begebenheit sagen möchte, ist Folgendes:
Die Tauflehre der Heiligen Schrift ist wirklich
einfach. Wichtig ist, dass man mit fragendem Herzen
an die Sache herangeht und nicht mit einer vorgefassten
Meinung, sonst wird das nichts und man verharrt
in seinem althergebrachten Gedanken- und Lehrgebäude.
Nur wer letztlich bereit ist, grundsätzlich seine
Haltung in dieser Lehrfrage zu hinterfragen und auf
den Prüfstand zu stellen, wird den biblischen Sachverhalt
erkennen.
In zahlreichen Gesprächen mit Theologen über die
Tauflehre wurde mir klar, dass die hochgeistigen theo47
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
logischen Erklärungen oft so kompliziert sind, dass ein
normaler Mensch nur noch sagen kann: „Wer soll das
verstehen?“
Diese Komplexität führt dazu, dass sich Theologen[6]
manchmal einbilden, dass man studiert haben muss,
um die Bibel zu begreifen. Theologen maßen sich immer
wieder an, die unstudierten Gläubigen wie Schulkinder
zu behandeln. Ich denke, wir kennen alle die
Geschichte:
Apg 4,13
Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen
und erfuhren, dass sie ungelehrte Leute und Laien seien,
verwunderten sie sich und erkannten sie, dass sie mit Jesus
gewesen waren.
[6] Theologen sind Leute die an der Universität die Bibel studiert
haben oder auch Personen die eine mehrjährige Bibelschule absolviert
haben. Mir ist es wichtig, in diesem Zusammenhang zu
sagen, dass ich kein Theologe, sondern Kaufmann bin und dass
es mir in diesem Büchlein vor allem darum geht, dass jeder, der
diese Information liest, sie auch verstehen kann.
48
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufe –
ein Sakrament?
Verschiedene Kirchen praktizieren die Kindertaufe
mit dem Argument, dass es sich um ein so genanntes
Sakrament[7] handelt. Die Bibel kennt jedoch keine
Sakramente. Das Wort kommt in der Heiligen Schrift
überhaupt nicht vor.
In der Katholischen Kirche werden seit dem 12. Jahrhundert
sieben Sakramente gezählt: Taufe, Abendmahl,
Firmung, Buße, die Letzte Ölung, Ehe und Priesterweihe.
Die Evangelische Kirche erkennt nur die Taufe und
das Abendmahl als angeblich von Christus eingesetzte
Sakramente an. Die neuapostolische Kirche hat neben
Taufe und Abendmahl als drittes Sakrament die so genannte
Versiegelung.
Die Frage sei erlaubt, mit welcher Berechtigung Sakramente
definiert werden und dann von jeder Konfession
eine andere Auswahl getroffen wird. Warum
hat Martin Luther aus den sieben Sakramenten der Katholischen
Kirche einfach zwei gemacht?
V.
[7] E s gibt einen Reim, der in etwa so lautet: „Und kommt das Wort
zum Element, so wird daraus ein Sakrament“ o. ä. Beachten Sie
bitte, dass es Menschen sind, die so etwas erfinden und die sich
anmaßen, es zu praktizieren. Im Begriff des Sakraments steckt der
Wunsch nach Gnadenmittel, Heil bringendes Mittel, Heilszeichen.
49
V. Die Taufe – ein Sakrament?
Wenn diese sieben Sakramente tatsächlich von Jesus
Christus eingesetzt wären, müssten sich alle Kirchen
einig sein und daran halten. Dann hätte Luther sie
nicht einfach abändern können. Da diese Sakramente
jedoch Menschenlehre sind, hat er einfach fünf Sakramente
gestrichen. Ich wünschte, Luther hätte alle sieben
Sakramente gestrichen, dann hätte er erstens richtig
gehandelt und zweitens hätten wir heute unter den
Gläubigen ein paar Probleme weniger.
Die Heilige Schrift kennt überhaupt keine Sakramente.
Das sind reine Fiktionen, Erfindungen von
spitzfindigen Theologen.
a) Bedeutung des Sakraments in der Römischkatholischen
Kirche:
· Es ist das rituell vollzogene Zeichen (Gnadenmittel).
· Es bewirkt die Heiligung des Empfängers.
· Die Wirkung wird entfaltet durch die sakramentale
Handlung, und zwar losgelöst von der inneren Verfassung
von Spender oder Empfänger.
Nun, über die katholische Lehre auch nur ein weiteres
Wort zu verlieren, ist eigentlich unnütz. Die Katholische
Kirche ist eine sich irrende Kirche. Der Mensch erlangt
im Katholizismus angeblich Erlösung auf Grund des
Glaubens und religiöser Riten und ist nicht „Erlöst aus
Gnade; allein aus Glauben“ wie es in der Bibel steht.
Luther erkannte seinerzeit völlig richtig, dass es sich
hier um „Religion“ handelt und nicht um eine biblische
Gemeinschaft bzw. Kirche.
50
Taufe – Türöffner in den Himmel?
b) Die Bedeutung der zwei Sakramente in der
Evangelischen Kirche:
· Diese werden nicht mehr als heilsnotwendig
betrachtet.
· Sie sind nach Luther „sichtbare Worte“ und haben
keinen grundsätzlich andersartigen Charakter als die
Predigt. Ihre Wirksamkeit gründet im Glauben, nicht
im Vollzug der sakramentalen Handlung.
Wir können deutlich die Lehrunterschiede zwischen
der katholischen und der evangelischen Version erkennen.
Würde die Evangelische Kirche dem oben
geschilderten Gedankengang tatsächlich folgen, dann
wäre das lehrmäßig akzeptabel. Dass dem nicht so ist,
werden wir später sehen. Aus dem Verständnis der
Evangelischen Kirche, Taufe und Abendmahl seien
Sakramente, ergeben sich völlig logische und weitreichende
Konsequenzen, die zu einer gegensätzlichen
Haltung gegenüber der Lehre der Heiligen Schrift in
der Tauffrage führen müssen.
Sowohl die Evangelische als auch die Katholische
Kirche taufen, losgelöst davon, ob die Menschen glauben
oder nicht. Die Kirchen maßen sich hier ein Recht
an, das ihnen nicht zusteht. Nach der Lehre dieser
Kirchen ist also die Taufe grundsätzlich möglich und
gültig, selbst wenn Vater und/oder Mutter und/oder
die Taufpaten ungläubig sind. Selbst wenn ein liberaler
Pfarrer[8] tauft, gilt die Taufe als gültig, weil letzten
Endes Gott angeblich selbst tauft.
51
V. Die Taufe – ein Sakrament?
[8] Mit diesem Begriff wird umschrieben, dass dieser „Geistliche“ die
Bibel letztlich nicht uneingeschränkt als Wort Gottes betrachtet,
sondern die Bibel kritisch im Blick auf andere wissenschaftliche,
theologische oder historische Befunde bzw. Quellen deutet. Was
ist in der Heiligen Schrift Wort Gottes und was nicht? Das liegt
dann in der Entscheidung von Theologen. Welche Anmaßung!
Diese verwerflichen Gedankengänge aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts
nennt man Bibelkritik. Hier wird die Autorität Gottes
angegriffen. Ein so genannter liberaler Pfarrer ist deshalb nichts
anderes, als eine schöne Umschreibung für einen nicht wiedergeborenen
Pfarrer.
52
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Lehren der
Grosskirchen
Zu den so genannten Großkirchen in unserem Land
zählen in erster Linie die Katholische Kirche, die Evangelische
Kirche und mit Abstrichen auch noch die neuapostolische
Kirche. In diesen drei Kirchen wird die
so genannte Kindertaufe oder auch Säuglingstaufe
praktiziert.
Natürlich gibt es bereits innerhalb dieser drei Kirchen
deutliche lehrmäßige Unterschiede. Das Verständnis
zwischen der Katholischen und der Evangelischen
Kirche unterscheidet sich stark, aber darauf soll
im Moment nicht näher eingegangen werden.
Sehr interessant und aufschlussreich ist für mich ein
vierseitiges Faltblatt des „Gnadauer Theologischen Arbeitskreises“,
mit der Überschrift:
„Bedeutung der Taufe für die Gemeinde Jesu Christi
Eine Erklärung des Theologischen Arbeitskreises“
Hinter dem „Gnadauer Verband“, der diese Erklärung
zur Tauffrage erarbeitet hat, stehen zahlreiche Gruppierungen,
die jedoch alle mehr oder weniger dem
protestantischen Spektrum zuzurechnen sind. Ein
wohl hochkarätig zu nennendes Gremium verfasste
VI.
53
VI. Die Lehren der Großkirchen
am 6. März 2001 in Dillenburg dieses „Grundsatzpapier“.
Jene Schrift ist höchst bemerkenswert und soll
mir nun größtenteils als Leitlinie für die nachfolgende
Betrachtung der Tauflehre der Evangelischen Landeskirche
dienen. Aus diesem Schriftstück ist u.a. Folgendes
zu entnehmen[9]:
Die Überschrift dieser lehrmäßigen Abhandlung über
die Taufe in der Evangelischen Kirche ist sehr interessant.
Bereits in dieser Überschrift wird suggeriert, dass
es sich bei der nachfolgenden Lehre über die Taufe um
die Lehre der Gemeinde Jesu Christi handelt, die mit
der Evangelischen Kirche quasi gleichgesetzt wird.
Zu klären wäre deshalb zuerst, was unter dem Begriff
„Gemeinde Jesu Christi“ zu verstehen ist.
Die in der Heiligen Schrift festgehaltene Tauflehre
ist die Lehre für die Gemeinde. Die Ecclesia = die Herausgerufenen
= die Gemeinde, ist nichts anderes, als
die Personen, die wiedergeboren sind. Diese bilden
die Gemeinde Jesu Christi. Diese Gemeinde ist keine
Körperschaft, sie ist unsichtbar. In ihr befinden sich alle
Die Überschrift:
„Bedeutung der Taufe für die Gemeinde Jesu Christi“
1.
[9] Ich habe nur die maßgeblichen Aspekte/Zitate/Punkte aus diesem
Schriftstück entnommen. Diese geben jedoch einen guten
Überblick über das Gedankengebäude der evangelischen Seite, sei
es Kirche, Gemeinschaft etc.
54
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Gläubigen weltweit – gleichgültig, welcher Nationalität,
Sprache oder Kultur sie angehören.
Von diesem Gesichtspunkt aus kann keine christliche
Denomination dieser Welt für sich allein in Anspruch
nehmen, dass sie Gemeinde Jesu Christi sei. Natürlich
findet sich in vielen christlichen Gruppierungen – so
auch innerhalb der Evangelischen Kirche – Gemeinde
Jesu Christi, aber nur ein Teil der Mitglieder sind
Christen.
Nicht jeder, der einer christlichen Konfession angehört,
ist Christ. Wie sagte Billy Graham[10] so schön:
„Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er in die Kirche
geht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man
in die Garage geht“.
Das wäre in der Tat wünschenswert. Wir wollen prüfen,
ob diese Tauflehre aus den gesamtbiblischen
Zusammenhängen herausgerissen ist.
„Beim Bedenken dessen, was Taufe bedeutet, sollte unbedingt
darauf geachtet werden, dass nicht aus gesamtbiblischen Zusammenhängen
gerissen wird.“
2.
[10] A merikanischer Baptistenprediger, der durch seinen weltweiten
Vortragsdienst bekannt wurde.
55
VI. Die Lehren der Großkirchen
Richtig, der Mensch muss tatsächlich nichts leisten.
Der Mensch muss glauben, und der Glaube ist nach
der Heiligen Schrift keine Leistung. Die Taufe ist auch
keine Leistung, sondern ein Akt des Glaubens und des
Gehorsams. Womit wird der Mensch beschenkt, und
wie empfängt der Mensch das Heil? Empfängt der
Mensch durch die Taufe das Heil? Was sagt die Heilige
Schrift dazu?
Eph 2,4-9
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine große
Liebe, womit er uns liebte,
auch uns, die wir tot waren durch die Sünden, samt Christus
lebendig gemacht. Aus Gnaden seid ihr gerettet -
und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen
[Regionen] in Christus Jesus,
auf dass er in den darauffolgenden Zeiten den überschwänglichen
Reichtum seiner Gnade erzeigte durch Güte
gegen uns in Christus Jesus.
Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, vermittels des
Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;
nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
„Nach evangelischem Verständnis geht es vor allem um die
Einsicht, dass der Mensch nicht zuerst etwas leisten muss, sondern,
dass er beschenkt wird und von Gott das Heil empfängt.“
3.
56
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ich denke, dass aus dieser Bibelstelle deutlich wird,
dass der Mensch durch Glauben und durch die Gnade
Gottes gerettet ist und nicht durch die Taufe das Geschenk
des Heils empfängt.
Neben einer öffentlichen Darlegung der Sicht der
Kirche zur Tauffrage, scheint es doch, als sollte diese
Erklärung zudem dazu dienen, die Leute innerhalb der
Gemeinschaft einzuschwören und bei der Stange zu
halten. Ich habe den Verdacht, mit dieser Erklärung soll
versucht werden, die immer wieder aufkommenden
Unruhen um das Taufverständnis zu beschwichtigen.
Das vermute ich, ist die traurige Wahrheit.
„Mit dieser Erklärung möchte der Theologische Arbeitskreis
zunächst, aber nicht nur, die haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Raum der Gemeinschaftsbewegung[
11] ansprechen. Sie soll zu einer fruchtbaren
Auseinandersetzung anregen und hoffentlich zu einem größeren
Verständnis und Konsens in der Tauffrage beitragen“.
4.
[11] Gemeinschaftsbewegung – Dies ist ein Sammelbegriff für
zahlreiche einzelne Gemeinschaften aus dem evangelischen
Spektrum. Die Ausarbeitung der Tauflehre des Theologischen
Arbeitskreises ist für die einzelnen Gruppierungen verbindlich.
Eine dieser Gemeinschaften ist z.B. auch die Altpietistische Gemeinschaft,
kurz „Apis“ genannt. Allen Gemeinschaften ist zu
Eigen, dass es eine starke Anlehnung an die evangelische Kirche
gibt und damit auch an deren Lehren. So sehen sich z.B. die
„Apis“ als eine Gemeinschaft, die innerhalb der Kirche eigenständig
ist. Wenn man so will, Kirche innerhalb der Kirche.
57
VI. Die Lehren der Großkirchen
Darüber hinaus habe ich den Eindruck, eine fruchtbare
Auseinandersetzung wird gar nicht gewünscht und abweichende
Lehrmeinungen werden unterdrückt. Aus
eigener Erfahrung kann ich sagen, wer nicht über kurz
oder lang klein beigibt und sich der Lehrversion der
Gemeinschaft anschließt, muss die kirchliche Struktur
verlassen.
Deshalb ist die Erklärung auch nicht in der Lage, zu
einem größeren Verständnis in der Tauffrage beizutragen,
ganz im Gegenteil. Ein Konsens auf diesem vorgegebenen
Lehrverständnis ist angesichts der deutlichen
Abweichungen zur Lehre der Bibel eigentlich ausgeschlossen.
Wo lehrt die Heilige Schrift auch nur im Ansatz, dass
die Taufe dazu führt, dass man dadurch in eine Kirche
hinein getauft wird? So gesehen brauchen sich die
Verantwortlichen doch nicht wundern, wenn das „Kirchenvolk“
immer wieder aufbegehrt. Die Menschen
brauchen nur ihre Bibel zu lesen und nachzudenken.
Was sagt die Heilige Schrift zu diesem Thema?
„Gleichzeitig erheben sich Widerstände gegen die Verbindung
von Taufe und Mitgliedschaft in einer evangelischen Landeskirche.
Man versteht in diesem Fall die Taufe als Akt der Eingliederung
in die wahre, unsichtbare Gemeinde Jesu Christi
und/oder in die jeweilige Gemeinschaft bzw. Gruppe vor Ort.“
5.
58
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Apg 2,46-47
Und täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen
das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken
und in Einfalt des Herzens,
lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der
Herr aber tat täglich solche, die gerettet wurden, zur Gemeinde
hinzu.
Der Herr tat zu seiner Gemeinde hinzu. Er tat hinzu,
die sich bekehrt hatten und die dadurch gerettet wurden.
Diese bildeten die wahre Gemeinde.
Ich habe den Eindruck, die evangelische Kirche hält
es offensichtlich für nötig, hier tatkräftig nachzuhelfen.
Das funktioniert auch seit ein paar hundert Jahren
prächtig. Der Nachwuchs ist per Geburt gesichert. Es
wird einfach hinzugetauft. Automatische Kirchenmitgliedschaft.
Per Gesetz, also Hand in Hand mit der
staatlichen Gewalt, wird der Täufling dann sein Leben
lang zur Kasse gebeten. Kirchensteuer, so etwas gibt es
fast nur in Deutschland.
Es wäre wünschenswert, dass die Heilige Schrift wirklich
bindend wäre. Dann dürfte es keine Lehrunter-
„Diese Erklärung ist getragen von der Überzeugung, dass die
Heilige Schrift für uns bindend ist und uns deshalb miteinander
verbindet. Als evangelische Christen hören wir das Wort
Gottes in Übereinstimmung mit den Bekenntnissen der Reformation.“
6.
59
VI. Die Lehren der Großkirchen
schiede geben. Verbunden wären wir dann alle durch
das Wort Gottes und nicht durch unsere übereinstimmende
Meinung. Das ist ein deutlicher Unterschied.
Evangelische Christen? Katholische Christen? Warum
dieser Zusatz? Entweder sind wir Christen, und
zwar weil wir in Christus wiedergeboren sind, oder wir
sind keine Christen. Wenn ich kein Christ bin, dann bin
ich (sofern ich aus evangelischem Hintergrund komme)
ein getaufter und konfirmierter Heide.
Das Wort Gottes in Übereinstimmung mit den Bekenntnissen
der Reformation zu bringen und daran
festzuhalten, ist zu hinterfragen. Nur die Bibel kann
Grundlage und Basis für eine Reformation einer Kirche
sein. Keine Reformation kann sich neben die Heilige
Schrift stellen oder gar darüber. Halten wird deshalb
an der Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift fest und nicht
an Sterblichen. Auch Reformatoren sind nur fehlbare
Menschen. Solch ein Fundament hält nicht, weil es auf
menschlicher Lehre und damit auf Sand gebaut ist.
„... denn sie geschieht im Namen des dreieinigen Gottes“,
das ist gewiss keine biblische Begründung, dass
Gott in bzw. bei der Taufe handelt. Akzeptabel wäre
diese Aussage nur dann, wenn sie durch die Schrift
„Entscheidend ist, dass im Gesamtzeugnis der Schrift Gott in
der Taufe handelt, denn sie geschieht im Namen des dreieinigen
Gottes.“
7.
60
Taufe – Türöffner in den Himmel?
selbst untermauert würde. Die Heilige Schrift berichtet
jedoch nichts darüber, was laut der Evangelischen
Kirche bei der Taufe geschieht. Die Frage ist deshalb
erlaubt: Handelt Gott in der Taufe? Davon ist nirgends
die Rede, vielmehr aber davon, dass der Mensch der
Handelnde ist, und zwar einfach dadurch, dass er dem
Willen Gottes gehorsam ist und sich taufen lässt.
Bereits mit der obigen Aussage „Gott handelt in der
Taufe“ wird dieser Taufproblematik eine unangemessene
sakramentale Bedeutung mit einem mystischen
Charakter gegeben, die keinesfalls angebracht ist. Das
ist katholisches Denken! Den Namen Gottes, des Vaters,
des Sohnes und des Geistes anzurufen und dann
das Wirken bzw. Handeln Gottes zu erwarten, ist eine
mystische Handlung und erinnert eher an ein magisches
Denken.
Gerade weil der Gesamtzusammenhang des biblischen
Verständnisses vom Gnadauer Arbeitskreis
so betont wird, fordere ich diesen Zusammenhang
ein. Gerade das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift
ist eindeutig und an zahlreichen Stellen belegt: „Wenn
ihr glaubt, sollt ihr euch taufen lassen!“ Ich verstehe
das so, wie es dasteht: Zuerst der Glaube, verbunden
mit Bekehrung und Wiedergeburt, dann die Taufe. Der
Täufling lässt sich taufen, weil er damit bestätigt, was
er glaubt.
61
VI. Die Lehren der Großkirchen
Würde dieser Abschnitt in Verbindung mit der Taufe von
Gläubigen betrachtet, so wäre dies völlig korrekt. Korrekt
deshalb, weil der Apostel Paulus im Brief an die Römer
in Kap. 6 die geistliche Bedeutung der Taufe erklärt.
Dieser Text kann jedoch unter keinen Umständen in Zusammenhang
mit der Taufe von Säuglingen, Kindern,
Unmündigen oder gar Ungläubigen gebracht werden.
Wird dies trotzdem gemacht – mit der Erklärung, dass
durch den späteren Glauben die Taufe wirksam wird –
dann sehen wir durch diesen Blickwinkel, dass die Taufe
nach wie vor genau so sakramental betrachtet wird wie
bei der Katholischen Kirche. Dadurch nähern sich die
zwei Lehrversionen wieder deutlich einander an.
„In einem neuen Leben wandeln“: Wo wandelt der
Säugling in einem neuen Leben? Das ist doch gar nicht
möglich. Nur ein mündiger Mensch, der sich bekehrt
hat, wandelt in einem neuen Leben, weil er einen neuen
Geist bekommen hat. Den neuen Geist hat er nicht
durch die Säuglingstaufe erhalten, sondern erst durch
die Bekehrung und Wiedergeburt.
„Dadurch (durch die Taufe) werden Gottes Todesurteil und
Gottes Lebensurteil am Täufling vollzogen, und er wird aufs
Engste mit Jesus Christus verbunden: „Oder wisst ihr nicht,
dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in
seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die
Taufe in den Tod, damit wie Christus auferweckt ist von den
Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem
neuen Leben wandeln“ (Röm 6,3f; vgl. Kol 2,12).
8.
62
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wer sich mit dem Thema Taufe wirklich ernsthaft beschäftigt,
der muss alle Bibelstellen zu diesem Thema
im Neuen Testament nachschlagen. Dabei ist zu beachten,
dass die einzelnen Bibelstellen im Gesamtzusammenhang
gelesen und richtig zugeordnet werden.
Mt 28,18-20
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes
und lehrt sie alles halten was ich euch befohlen habe. Und
siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!
Über den Taufbefehl hatte ich bereits gesprochen. Jesus
sucht Freiwillige, er sucht Menschen, die an ihn und an
sein Erlösungswerk glauben. Jesus Christus hat zu keiner
Zeit einen Menschen gezwungen zu glauben oder
„In Matthäus 28,18 verbindet Jesus Christus die Taufe mit
seiner weltumspannenden Herrschaft. Indem Menschen «in
Christus» getauft werden und dabei Jesus als der Herr angerufen
und bekannt wird, weist die Taufe auf einen Herrschaftswechsel
hin: Nicht nur sündige Taten werden vergeben; der
Mensch wird auch von der Macht der Sünde befreit und zu
einem Leben in Reinheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit berufen.
Somit gehören Taufe und neues Leben in Christus zusammen
(vgl. Röm 6,1-11).“
9.
63
VI. Die Lehren der Großkirchen
sich taufen zu lassen. Er ist auch nicht gekommen, um
auf Erden zu herrschen, sondern um zu dienen und
um sein Leben als Lösegeld zu geben.
„Weltumspannende Herrschaft“ – Herrschen wird
Jesus Christus erst nach seiner Wiederkunft im Tausendjährigen
Reich.
Ich möchte Sie noch einmal ausdrücklich darauf
aufmerksam machen, denn wir vergessen das so leicht,
dass die Kirche bei diesem Lehrpunkt natürlich gedanklich
immer von der Kindertaufe ausgeht.
Die Kirche glaubt „in Christus“ taufen zu können,
und das ist verhängnisvoll. Der Begriff „in Christus“
taucht knapp achtzig Mal im Neuen Testament auf.
Wer alle Schriftstellen nachliest und im Textzusammenhang
betrachtet, wird erkennen, dass dieser Begriff
ohne Ausnahme immer verwendet wird, um die Stellung
eines Gläubigen oder einer biblischen Gemeinde
zu dokumentieren.
In aller Deutlichkeit ist deshalb zu sagen, dass ein
Mensch, der sich bekehrt und dadurch die Wiedergeburt
empfangen hat, sich bereits „in Christus“ befindet.
Damit ist die Stellung des Christen untermauert und
seine Verbundenheit mit seinem Haupt, Jesus Christus,
aufgezeigt. Den gleichen verbindenden Gedankengang
finden wir bei der Abhängigkeit vom Weinstock und
den Reben.
Eph 2,4-6
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine große
Liebe, womit er uns liebte,
64
Taufe – Türöffner in den Himmel?
auch uns, die wir tot waren durch die Sünden, samt Christus
lebendig gemacht - aus Gnaden seid ihr gerettet -
und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen
[Regionen] in Christus Jesus,
Eph 2,13
Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst ferne wart,
nahe gebracht worden durch das Blut Christi.
2Kor 5,17
Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
2Tim 3,12
Und alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen
Verfolgung leiden.
Kann man es deutlicher ausdrücken? Es ist klar ersichtlich,
dass mit dem Ausdruck „in Christus“ die Stellung
eines Gläubigen gemeint ist.
Die Kirche benutzt den Begriff, „in Christus (hinein)“
zu taufen. Sie geht weiter davon aus, dass Gott
bei der Taufe handelt. Diese Gedankengänge sind fatal.
Keine Taufe der Welt vermag das. Die Kirche verweist,
um ihre These zu untermauern, auf den Brief des Paulus
an die Galater.
65
VI. Die Lehren der Großkirchen
Gal 3,25-27
Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr
unter dem Zuchtmeister;
denn ihr alle seid Gottes Kinder durch den Glauben, in
Christus Jesus;
denn so viele von euch in Christus getauft sind, die haben
Christus angezogen.
Ganz offensichtlich wird hier nicht erkannt, dass diese
Aussage der Schrift, nichts, aber auch gar nichts, mit
der Glaubenstaufe zu tun hat. Hier geht es ausschließlich
um Bekehrung und damit wiederum um die
Stellung eines Gläubigen. Der Wiedergeborene ist in
Christus und in dieser Stellung wird er getauft.
Sie können jetzt sicher besser nachvollziehen, warum
ich mit Bemerkungen wie z.B.: „In Übereinstimmungen
mit den Bekenntnissen der Reformation“
nicht mitgehen kann. Natürlich war die Reformation
ein unermesslicher Segen für Deutschland, aber es
macht doch keinen Sinn, Versäumnisse und Irrtümer
aus dieser Zeit Jahrhunderte lang mitzuschleppen und
gar noch zu pflegen.
Falsche Rückschlüsse führen nun einmal zu falschen
Ergebnissen. Wenn man Säuglinge taufen will und auch
allen Ernstes glaubt, dass Gott in der Taufe handelt und
wenn man davon ausgeht „in Christus“ taufen zu können,
so braucht man dafür biblische Begründungen.
Es verwundert deshalb nicht, dass die Kirche meint, in
Matthäus 28,18-20 eine Lösung zu finden. Dieser Taufbefehl
wird von den Großkirchen missbraucht, um zu
66
Taufe – Türöffner in den Himmel?
suggerieren, dass vor dem Glauben durchaus die Taufe
kommen kann und erst später die Verkündigung des
Evangeliums erfolgt. Das ist schlicht nicht korrekt.
Dabei wird behauptet, die Reihenfolge, erst Glaube
und dann Taufe, sei nicht zwingend notwendig.
Man dreht diese Reihenfolge willkürlich um. Wer den
Text jedoch im Zusammenhang liest, wird unschwer
erkennen, dass in der Aussage „macht zu Jüngern“
selbstverständlich steckt, dass zuerst das Evangelium
verkündigt wurde. Wer sich dann bekehrt, indem er
das Wort der Wahrheit annimmt, ist bereits Jünger geworden
und darf dann getauft werden.
Folgt man jedoch dem irreführenden Gedankengang,
dass Säuglinge getauft werden können, dann hat dies
unabsehbare Folgen. Dann wäre nicht nur die Kindertaufe
möglich, sondern auch die Taufe von Erwachsenen
und nicht gläubigen Menschen. Ich will sogar noch
weiter gehen und behaupten, dass bei diesen Überlegungen
die katholische Zwangschristianisierung mit
den damit verbundenen Zwangstaufen gerechtfertigt
werden könnte.
Vor allem in Südamerika wurde unter der katholischspanischen
Führung das indianische Volk zwangsweise
bekehrt und dann getauft. Da die Indianer dadurch
natürlich keine Christen wurden und ihren Götzendienst
hätten weiterhin pflegen können, kam es vor,
dass sie sofort nach der Taufe umgebracht wurden – in
der irrigen Annahme, dass sie ja durch die Taufe gerettet
seien: Verbrechen im Namen Gottes.
67
VI. Die Lehren der Großkirchen
Die Schlussfolgerung aus dieser Betrachtung kann
nur sein: „Christus wohnt durch die Tatsache der Wiedergeburt
in mir (= Gottes Handeln). Ich lasse mich,
nachdem ich gläubig geworden bin, auf den Namen des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen (=
Glaubensgehorsam des Menschen und damit menschliches
Handeln). Dadurch ist die Taufe auf genau den
Stand reduziert, der angebracht ist. Der Gläubige ist
gehorsam und folgt dem Taufbefehl. Der Gläubige bestätigt
mit dem Taufakt genau das, was er glaubt. Jetzt
trifft Römer 6,1 ff zu – vorher nicht.
Liegt kein eigener rettender Glaube vor, dann hat
auch nach biblischem Verständnis keine Taufe stattgefunden,
sondern lediglich eine völlig willkürliche,
sinnlose, religiöse Zeremonie, eine Besprengung mit
ein paar Tropfen Wasser, die sich Taufe nennt, ohne es
in Wirklichkeit zu sein.
Nur wer sich letztlich unvoreingenommen, aber
konsequent mit dem Thema Taufe beschäftigt, wird
die biblische Linie erkennen. Wer einfach auf die Lehre
seiner Kirche, wie immer sich diese nennen mag, vertraut,
wird letztendlich darin gebunden und gefangen
bleiben.
„Herrschaftswechsel“: Die Gedankengänge und die
Forderung der Kirche, bezüglich des Herrschaftswechsels
sind sehr gut und auch aufschlussreich. Auch die
Aussagen, dass die Taufe und neues Leben zusammen
gehören, sind ausgezeichnet. Wir wissen alle, dass neues
Leben dann geschieht, wenn ein Mensch Gott findet,
wenn er Gottes Ruf folgt und sich bekehrt. Ist dies
68
Taufe – Türöffner in den Himmel?
alles geschehen und das neue Leben eingekehrt, dann
spricht nichts gegen die Taufe.
An dieser Aussage ist doch deutlich zu erkennen,
dass eine Taufe ohne neues Leben sinnlos ist. Was soll
eine Taufe von Säuglingen? Wo soll da ein Herrschaftswechsel
stattgefunden haben, und wo ist da neues Leben
entstanden oder zu entdecken?
„Somit gehören Taufe und neues Leben in Christus
zusammen“. Exakter kann man das gar nicht ausdrücken,
wie die Kirche es hier postuliert. Eine bessere
Begründung gegen die Kindertaufe gibt es gar nicht.
Warum hält sich die Evangelische Kirche nicht an ihre
eigene Erkenntnis?
Sehen Sie, auch bei dieser obigen Aussage dürfen wir
nie aus den Augen verlieren, dass die Schreiber dieser
Zeilen, sich auf die Taufe von Säuglingen beziehen.
„Der Getaufte erhält nicht etwas [...] aber in der Taufe
[...] spricht Gott den Menschen unverwechselbar [...]
einmalig und persönlich [...] sein Heil zu.“
„Damit ist die Taufe ein personales Geschehen zwischen Gott
und dem Menschen. Der Getaufte erhält nicht etwas. Vielmehr
tritt Christus selbst durch sein Wort und seinen Geist
in Beziehung zu ihm. Deshalb ist die Taufe weder ein bloßes
Symbolgeschehen noch eine magische Handlung, sondern
in ihr spricht Gott den Menschen unverwechselbar, einmalig
und persönlich sein Heil zu.“
10.
69
VI. Die Lehren der Großkirchen
Lieber Leser, glauben Sie das? Wenn Gott tatsächlich durch
die Taufe sein Heil zusagen würde, dann bräuchten sich
diese Menschen gar nicht mehr bekehren, weil sie bereits
gerettet sind. Zumindest aber stünde zu erwarten, dass
sich alle Menschen, die als Säuglinge getauft wurden,
später bekehren würden. Geschieht das? Wenn diese
Heilszusage tatsächlich durch die Taufe gegeben wäre,
und die Menschen bekehrten sich trotzdem nicht, dann
wären als logische Konsequenz trotzdem alle gerettet,
weil es eine Zusage Gottes an den Täufling bezüglich
des Heils gäbe. Gott lügt nicht, und seine Zusagen hält
er gewiss.
Erkennen Sie, dass wir durch diese angebliche
Heilszusage in der Taufe der Irrlehre der so genannten
Allversöhnung immer näher kommen?
Außerdem würde diese Kirchenlehre letztlich zu der
grotesken Situation führen, dass getaufte und ungläubige
Menschen gerettet sind und dass ungetaufte, aber
gläubige Menschen verloren gehen. Bei diesen abwegigen
Gedankengängen liegt das Heil der Errettung in
der Taufe. Spätestens jetzt sind wir auf dem klassischen
Weg der Selbsterlösung, und das ist Religion!
70
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Entscheidung für die Erwachsenentaufe wird von
der Kirche respektiert, aber nicht aus Einsicht, sondern
aus der Not heraus. Da wir nicht mehr im Mittelalter
leben, als die Menschheit von der Kirche gezwungen
wurde, ihre Kinder zu taufen, kommt es immer häufiger
vor, dass – und das ist sehr bemerkenswert – vor
allem gläubige Eltern, die sich über diese Problematik
Gedanken gemacht haben, ihre Kinder nicht taufen
lassen.
So gesehen bleibt der Kirche doch gar nichts anderes
übrig, als zu einem späteren Zeitpunkt zu taufen, um
dadurch die Menschen doch noch in die Kirche aufnehmen
zu können. Was sich so großzügig und gönnerhaft
anhört: „Beide Wege sind möglich – Säuglingstaufe
oder Erwachsenentaufe“ entspricht keineswegs
der Einsicht der Kirche.
„Abzulehnen ist aufgrund des biblischen Zeugnisses
eine Wiedertaufpraxis“: Klar ist, dass es sich hier nicht
um ein biblisches Zeugnis, sondern um die Sicht der
„In der Praxis der Taufe glaubender Erwachsener wird die
Antwort des Menschen auf Gottes Handeln betont. Obwohl
wir die Gefahr für relativ groß halten, dass sich dadurch Glaubende
mehr auf ihre menschliche Entscheidung verlassen als
auf Gottes Heilshandeln, respektieren wir die Entscheidung
für die Erwachsenentaufe. Abzulehnen ist aufgrund des biblischen
Zeugnisses eine Wiedertaufpraxis, weil sie Gottes
Zusage bei der vorausgegangenen Taufe nicht ernst nimmt,
ja sogar verneint.“
11.
71
VI. Die Lehren der Großkirchen
Kirche handelt. Die Heilige Schrift ist jedoch der Maßstab
aller Dinge und nicht die Sicht einer Kirche.
Schade, dass gerade der Kirche die Tauffrage so
wichtig ist und sie deshalb mit der Taufe nicht warten
kann, bis die Zeit dafür gekommen ist. So wird
der Weg zu einer späteren biblischen Taufe bereits im
Säuglingsalter verbaut. Wehe diese Taufe geschieht
später, wenn ein Mensch zum Glauben kommt doch,
dann wird aus einem (dann) echten Christen, der dem
Wort Gottes gehorsam ist, ein „Wiedertäufer“.
Ist diese Situation nicht grotesk? Diesen „Wiedertäufern“
erlaubt man dann noch, in der Kirche zu
bleiben, denn auf die Kirchensteuer möchte man nicht
verzichten, aber das Kirchenrecht verbietet ihnen jegliche
Aktivität innerhalb der Kirche. Verlassen diese so
genannten „Wiedertäufer“ dann die Kirchengemeinde,
dann ist das Geschrei groß. So verliert die Kirche ihre
besten Leute und merkt es nicht einmal.
Sagen Sie mir, lieber Leser, wer ist für diese Entwicklung
eigentlich verantwortlich? Wer trägt die Schuld?
Der „noch einmal Täufling“ oder die Kirche?
Irgendeine Zusage Gottes bei der Taufe von Säuglingen
ist für mich aus der Schrift nicht erkennbar. Deshalb
lehne ich diese Aussage ausdrücklich ab. Genau
aus dieser Tatsache heraus praktizieren Gläubige, die
sich nach ihrer Bekehrung taufen lassen, auch keine so
genannte Wiedertaufe, sondern sie gehorchen lediglich
der Aufforderung des Herrn Jesus Christus.
72
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ich selbst habe im Alter von 33 Jahren zu Gott gefunden.
Hätte ich damals im Glauben meine Kindertaufe,
an die ich mich nicht erinnern konnte, annehmen sollen?
Nein! Ich wurde nach biblischen Maßstäben nie
getauft, und deshalb ist hier gar nicht von Wiedertaufe
zu sprechen! Es liegt auch keineswegs eine zweite Taufe
vor, wie dies irrtümlich von der Kirche behauptet
und unterstellt wird.
Erinnern möchte ich bei dieser Gelegenheit an die
Kirchengeschichte. Nicht nur die katholische, sondern
auch die protestantische Kirche hat die so genannten
Wiedertäufer verfolgt. Nachweislich haben viele Tausende
dieser Täufer ihr Leben verloren. Luther hat persönlich
entsprechende Dekrete unterschrieben und ist
damit schuldig geworden. (s. dazu Kirchengeschichte:
„Die Taufgesinnten Gemeinden“ von S. H. Geiser). Die
Täufer wurden auf brutalste Weise verfolgt, gefoltert,
gerädert, ersäuft und bei lebendigem Leibe verbrannt.
Diese Verbrechen geschahen wegen der Tauffrage.
Die Anschuldigung der Kirchen gegen diese Menschen:
Wiedertäufer! Gotteslästerer! Dafür sind diese
Christen gestorben. Das ist die traurige, aber nachprüfbare
Wahrheit.
73
VI. Die Lehren der Großkirchen
Eine schöne, zu Herzen gehende Geschichte. Wer versteht
das nicht? Habt doch Mitleid! Aus menschlichen
Philosophien heraus wird getauft, weil man dann noch
den folgenden Gedanken anbringen kann: Das Kind ist
gerettet, auch wenn es sterben sollte. Wer möchte solch
einen Rettungsanker nicht? Leider ist das nur eine Geschichte
und ein frommer Wunsch!
„Es verwundert nicht, wenn vor allem aus dem Heidentum
kommende Eltern in der frühen Christenheit für die ihnen
geborenen Kinder vor allem ein Interesse hatten: Auch unsere
Kinder sollen an Gottes Heil und Schutz Anteil haben; sie
sollen nicht fern von seiner Gemeinde, seinem Geist, seiner
Herrschaft und Barmherzigkeit leben; man kann die Kinder
doch nicht unter der Herrschaft gottwidriger Mächte lassen!“
(Deshalb wurde und wird getauft)
12.
„Als einmaliger und unwiederholbarer Akt bleibt die Taufe
grundlegend für das gesamte Leben des Christen. Von der Taufe
aus wird das neue Leben als Leben in Christus erkannt. Die
Verkündigung ruft zu dem zurück, was Gott in der Taufe getan
hat: Wir werden daran erinnert, was dort an uns geschehen
ist … Entspricht (dieses Leben) diesem Handeln Gottes, ist es
Leben aus der Taufe? … das Geschenk zu bezeugen, das Gott
ihr (der Kirche) in der Taufe macht: Hier eignet er seine Gnade
zu und befähigt, aus ihr zu leben.“
13.
74
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Sehr fromme Gedankengänge. Sehr schön ausgeschmückte
Begriffe ohne biblischen Hintergrund, die
letztlich mehr Fragen offen lassen, als sie beantworten.
Stichpunktartig deshalb nur einige Gegenfragen:
· E inmaliger und unwiederholbarer Akt: Wo steht das
in der Schrift? Wenn man nicht die biblisch richtige
Taufe hat, ist es korrekt, sich noch einmal taufen zu
lassen! (Apg 19)
· G rundlegend für das gesamte Leben des Christen: Ist
die Taufe die Lebensgrundlage?
1Kor 3,11: Denn einen andern Grund kann niemand
legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus
Christus.
· Von der Taufe aus … als Leben in Christus …: Was bedeutet
das? Auch hier ist zu sagen, dass der Mensch
nicht von der Taufe aus das ewige Leben erlangt, sondern
durch Bekehrung d.h. Wiedergeburt.
· Was Gott in der Taufe getan hat …: Was hat er getan?
Biblische Begründung?
· Wir werden daran erinnert, was an uns geschehen ist:
Was ist geschehen?
· G emeinde Jesu Christ ...: Wer ist die Gemeinde Jesu
Christi? Die Namenschristenheit? Die Amtskirche?
· Das wird in der Taufe sichtbar: Was wird sichtbar?
· “Leben aus der Taufe“: Was ist damit gemeint?
· Hier eignet er seine Gnade zu ...: Welche Gnade bei
der Taufe?
75
VI. Die Lehren der Großkirchen
· Damit hat der allmächtige Gott die Herrschaft über
dein Leben angetreten.
G eschieht dies durch die Taufe? Bisher konnte ich dies
bei keinem Säugling feststellen.
· ob man bereit ist, auf den Reichtum biblisch-theologischer
Lehre aufmerksam zu hören.
Sollen wir nicht lieber auf Gottes Wort hören?
„Du bist getauft. Damit hat der allmächtige Gott die Herrschaft
über dein Leben angetreten; er lässt dich auch jetzt nicht aus
seiner Hand fallen; dafür hat er sich in der Taufe als Brief und
Siegel seines Handelns verbürgt. Er trägt dich durch, auch
wenn du nichts mehr weißt, glaubst oder fühlst.“ … „Auch an
dieser Stelle wird letztlich alles darauf ankommen, ob die eigene
Kritik an möglicherweise fremd gewordenen kirchlichen
Handlungen den Maßstab für das Verhalten abgibt; oder ob
man bereit ist, auf den Reichtum biblisch-theologischer Lehre
aufmerksam zu hören …“
14.
„Das Neue Testament berichtet verschiedentlich, dass die
Apostel Menschen mit ihren ganzen Häusern tauften (Apg
16,15.31; 18,8; 1Kor 1,16). Zum Haus gehörten damals die
Glieder einer Familie, auch unmündige Kinder und/oder Sklaven.
So betrachteten die Apostel es als dem Evangelium gemäß,
unmündige Kinder in die Taufe einzubeziehen.“
15.
76
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Dass dies so war, ist reine Spekulation. Mehr noch, es ist
eine Lüge. Mit dieser Aussage werden Menschen manipuliert
und in die Irre geführt. Sowohl das Selbstzeugnis
der Bibel, als auch die Kirchengeschichte sprechen eine
völlig andere Sprache. Das letzte Buch des Neuen Testaments,
die Offenbarung des Johannes, wurde zwischen
90 und 95 nach Christus geschrieben. In der Bibel finden
sich keinerlei Hinweise auf die Taufe von Säuglingen. In
den ersten 1 ½ Jahrhunderten nach Christus wurde keine
Kindertaufe praktiziert. Erst danach kam diese bedauerliche
Kirchenlehre auf. Die ersten außerbiblischen
Zeugnisse, dass Kinder getauft wurden, datieren aus
dem Jahr 175 nach Christus. Jeder meiner Leser kann
leicht erkennen, dass bei der Aussage der Kirche etwas
nicht stimmt, denn die sieben Sakramente wurden erst
im 12. Jahrhundert Dogma der Römisch-katholischen
Kirche und damit angeblich unumstößlich.
Lehrt das die Heilige Schrift?
1Petr 3,21
welches jetzt auch uns in einem bildlichen Sinn rettet in der
Taufe, die nicht ein Abtun der Unreinheit des Fleisches ist,
sondern das Zeugnis eines guten Gewissens vor Gott durch
die Auferstehung Jesu Christi.
„Die Taufe ist nicht in erster Linie Bekenntnisakt, sondern Gottes
Heilszusage über dem Täufling.“
16.
77
VI. Die Lehren der Großkirchen
Der Text sagt, dass die Taufe das Zeugnis eines guten
Gewissens vor Gott ist. Es handelt sich hier also um
ein Bekenntnis des Gläubigen und nicht um die Heilszusage
Gottes.
Das ist offenbar der wahre Grund für die Kindertaufe
der Kirchen. Gerade diese Kirche als Heimat gilt es
zu erhalten und zu verteidigen. Gerade deshalb wird
in die Kirche hinein getauft, obwohl das dem Gedankengang
der Schrift nicht entspricht. Es geht nicht nur
um die Identität und Heimatfindung – nein, durch die
Lehre der Kirche findet eine ungeheure Bindung an die
Kirche statt. So entfaltet die Kirche ihre Macht über die
Seelen.
Grundsätzlich ist als Zusammenfassung der vorangegangenen
Punkte festzuhalten: Bezüglich der Tauflehre
wird der Taufgrund völlig falsch gelegt. Säuglingstaufe
ist reine Menschenlehre und ein Machtmittel
der Kirche. Menschen werden nicht in Christus getauft,
sondern in die Kirche hinein.
Die Heilige Schrift lehrt: Wer gläubig wird, wird
von Gott zu seiner Gemeinde hinzugetan. Durch das
Wunder der Wiedergeburt, das Gott im Herzen eines
Menschen wirkt, ist dieser in Christus, ob er getauft ist
oder nicht.
„Taufe ist damit Aufnahme in eine sichtbare Gemeinde, die
zur geistlichen Identität und Heimatfindung beiträgt.“
17.
78
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufphilosophie der Kirche führt dazu, dass später
eine Konfirmation notwendig wird, die ich vergeblich
in meiner Bibel suche. Nach dieser Konfirmation
hat man Scheinchristen. Das sind dann Christen ohne
Christus, Namenschristen, die Jesu Tod und Auferstehung
nie für sich selbst angenommen haben.
Wie sieht der erhöhte Herr diese Kirche? Muss sie
vielleicht einmal aus dem Munde Jesu folgendes Urteil
hören?
Offb 3,1
Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt
der, welcher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne
hat: Ich weiß deine Werke: du hast den Namen, dass du lebest,
und bist tot.
Fehlinterpretation
Allgemein ist zu bemerken: Dem Wesen aller Sekten
ist es gemein, auf unklaren Bibelstellen ihre Sonderlehren
aufzubauen. Schwierige Bibelstellen werden
unterschiedlich ausgelegt und interpretiert. Biblische
Zusammenhänge werden ignoriert, um eine Sonderlehre
schaffen zu können, oder damit eine vorgefasste
falsche Lehrhaltung zu stützen.
Dass wir uns richtig verstehen: Ich behaupte hier
nicht pauschal, dass die evangelische Kirche, die eine
falsche Tauflehre praktiziert, eine Sekte ist, aber ich be79
VI. Die Lehren der Großkirchen
haupte, dass die Kirche in diesem Lehrpunkt die Schrift
fehlinterpretiert, um ihre Tauflehre zu begründen. Ob
dieses bewusst oder unbewusst geschieht, darüber
möchte ich weder urteilen noch richten.
Bereits Martin Luther vertrat in einer Übergangsphase
die Überzeugung, dass die Säuglingstaufe unbiblisch
sei. Später nahm er diese Erkenntnis zurück. Aus welchen
Gründen ist mir nicht bekannt, und eine Antwort
darauf verliert sich im Dunkel der Geschichte. Ich
kann mir durchaus vorstellen, dass es pragmatische
Überlegungen waren, die ich auch rein menschlich,
vor allem in Anbetracht der religiösen und politischen
Umstände der damaligen Zeit, nachvollziehen kann.
Das entschuldigt jedoch nicht, dass er einen falschen
Weg einschlug.
Eine verhängnisvolle Wirkung
Beim Schreiben dieses Büchleins, wurde mir deutlich,
dass die Tauflehre der evangelischen Kirche zwar deren
Fortbestand sichert, aber gleichzeitig in verhängnisvoller
Weise auch ein geistliches Leichentuch ist. Die
Mitglieder der Kirche werden leider über Kindertaufe
und Konfirmation am Himmel vorbeigeführt.
Die Mitglieder der evangelischen Kirche halten sich
oft für Christen, ohne es in Wahrheit zu sein. Diese Tatsache
ist die eigentliche Tragik. Jede Lehre, die Men80
Taufe – Türöffner in den Himmel?
schen in die Irre führt ist nun einmal eine Irrlehre, ob
das nun zu hart ausgedrückt ist oder nicht.
Jede kirchliche Gemeinschaft, die die biblische Linie
die im Johannesevangelium Kap. 3 wohl am deutlichsten
wird, verlässt, begibt sich auf dünnes Eis.
Joh 3,3-5
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich
sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so
kann er das Reich Gottes nicht sehen!
Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren
werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal
in seiner Mutter Schoß gehen und geboren werden?
Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn
jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er
nicht in das Reich Gottes eingehen!
Die Forderung Jesu Christi nach Buße, d.h. neuer Geburt
aus Wasser und Geist, oder Wiedergeburt ist unumstößlich.
Wird das nicht verkündigt, sondern ersetzt
durch ein von Menschen geschaffenes religiöses System
wie z.B. Säuglingstaufe und Konfirmation, dann
wird die Lehre der Heiligen Schrift verlassen.
Sagt man das öffentlich, dann wird man in kirchlichen
Kreisen schnell als ein „falscher Bruder“ bezeichnet.
Es ist erstaunlich, wie schnell heute Menschen,
die versuchen, sich eng an die Schrift zu halten,
81
VI. Die Lehren der Großkirchen
als Sektierer und Fundamentalisten abqualifiziert und
diffamiert werden.
In der Regel führe ich Diffamierungen dieser Art auf
eine gewisse Überheblichkeit zurück, die mir schon des
Öfteren begegnet ist. Menschen die dieses Verhalten
an den Tag legen, sind nicht bereit, sich auf biblischer
Grundlage mit Andersdenkenden auseinander zu setzen.
Bietet man konkret ein Gespräch an, wird es in der
Regel abgelehnt.
Diese Menschen verstecken sich hinter ihrer Kirche
und deren seit Jahrhunderten gepflegten Tradition,
ohne zu überdenken und zu prüfen. Letztendlich fehlt
aber auch das wirkliche Interesse, sich die Frage zu
stellen, was die Heilige Schrift tatsächlich lehrt. Solch
ein Verhalten ist bedauerlich.
Ich muss nicht Theologie studiert haben oder auf einer
Bibelschule gewesen sein, um die Heilige Schrift
zu verstehen. Seien Sie deshalb auf der Hut, wenn ein
Theologe versucht, Sie zu beeindrucken. Wenn Ihr Gesprächspartner
auf den griechischen Urtext verweist,
in dem angeblich etwas anderes steht, dann können Sie
davon ausgehen, dass ihm die Argumente ausgegangen
sind.
Die bekannten deutschen Übersetzungen sind ausgezeichnet.
Die Schlachter-Übersetzung, die Elberfelder82
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Übersetzung, die Luther-Bibel und die Übersetzung
von Prof. Herbert Jantzen sind textgenau. Leider liegt
die Übersetzung von Jantzen nur für das Neue Testament
vor.
83
VII. Ein denkwürdiger Abend
Ein denkwürdiger
Abend
„Die Taufe“ – ein Sprengsatz für die Gemeinschaftsbewegung.“
So können wir im Faltblatt des Gnadauer
Verbandes lesen. Wohl wahr! Deshalb wird auch immer
wieder versucht, diesen Sprengsatz zu entschärfen. Die
Schäfchen sollen auf Kurs gehalten werden. Das Thema
Taufe war deshalb auch Lehrpunkt bei der Altpietistischen
Gemeinschaft im Jahr 2005. Dem Leiter einer
Ortsgruppe war es bei diesem Thema mulmig. Deshalb
hatte er Verstärkung angefordert. Ein beeindruckender
Herr, ein führender Mann, trug dann die Tauflehre der
Kirche eingehend vor.
Eindrucksvoll mit sonorer Stimme und gelungenen
Anekdoten führte er an diesem Abend Regie. Taktisch
das muss man neidlos anerkennen, durchaus eine
Meisterleistung. Andächtig und voller Ehrfurcht gegenüber
solch einer kirchlichen Größe folgten die Zuhörer
seinen Ausführungen. Am Schluss konnte man
fast den Eindruck gewinnen, dass die Versammlung
am liebsten aufgestanden wäre um stehend zu applaudieren.
Tief durchatmen! Erleichterung! Die Zuhörer
waren doch wieder beruhigt. Man war sich nach den
Ausführungen dieses alten Bruders gewiss, dass die
Kirche mit der Säuglingstaufe doch Recht habe.
VII.
84
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Doch gegen Ende – ist es zu fassen? – wagten es doch
ein paar Andersdenkende einige kritische Anmerkungen
zu geben. Welch ein Skandal! Gerade hatten
wir gehört, was unsere Kirche zur Taufe lehrt. Wie kann
man auch nur den geringsten Zweifel daran haben?
Der Tumult war perfekt, die Wogen schlugen hoch und
in der gleichen Nacht wurde beschlossen, sich von solchen
Störenfrieden brüderlich zu trennen.
Niemand hatte etwas bemerkt. Das schockierte mich
am meisten. Niemandem der Kirchenmitglieder war
aufgefallen, dass hier ein Mann, aus meiner Sicht, Geschichten
erzählt hatte, schlau ausgedacht, durchaus
menschlich überzeugend und trotzdem dünkte es mich
als wären es Märchengeschichten wie aus Tausendund-
einer-Nacht. Augen und Ohren der Zuhörer waren
verschlossen, und ihre Herzen schienen aus Stein
zu sein. So ist es, wenn der Mensch nicht auf Gottes
Wort hören will. Dann ist alles vergeblich.
Sie glauben mir nicht?
Nun, einen kleinen konkreten Einblick in diesen
Abend hinein möchte ich Ihnen gewähren, und dann
urteilen Sie bitte selbst:
Erinnern Sie sich? Ich wiederhole kurz:
Wie war das mit der Bekehrung bzw. Taufe der Lydia?
1.
85
VII. Ein denkwürdiger Abend
Apg 16,14-15
Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin
aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat
ihr das Herz auf, dass sie Acht hatte auf das, was von Paulus
geredet wurde.
Als sie aber samt ihrem Hause getauft worden war, bat
sie und sprach: Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an
den Herrn gläubig bin, so kommet in mein Haus und bleibet
daselbst! Und sie nötigte uns.
Es war der achte biblische Bericht über eine Taufe, wie
sie in der Urgemeinde abgelaufen ist. Lydia, die Purpurhändlerin,
kam zum Glauben und wurde getauft.
Wir haben festgestellt, dass alle Begebenheiten, die wir
in der Heiligen Schrift nachgelesen haben, im Grunde
immer nach einem sich ähnelnden Muster abgelaufen
sind. Sie konnten vor allem erkennen, dass es in allen
biblischen Geschichten eindeutig so war, dass das Evangelium
verkündet wurde, die Menschen zuhörten und
der Herr diesen – wie bei Lydia – das Herz auftat. Die
Menschen bekehrten sich und wurden dann getauft.
So weit, so gut! Haben wir jetzt ein Problem? Nein,
natürlich nicht! Ein Problem hat nur die Kirche, wenn
was nicht wahr sein kann, nicht wahr sein darf. Um
dem Wort Gottes nicht gehorchen zu müssen, waren
die Menschen zu allen Zeiten erfinderisch. Wie löst
also die Kirche das Problem mit der Taufe?
Lesen Sie bitte, was ich mit eigenen Ohren gehört
habe. Der Vertreter der Kirche machte folgende konkrete
Aussage:
86
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Tauflehre der Kirche zu Apostelgeschichte
16,14-15:
· Gott tat der Lydia alleine das Herz auf.
· Nur Lydia bekehrte sich.
· Trotzdem wurde das ganze Haus der Lydia getauft.
· G etauft wurden nicht nur unmündige Kinder, sondern
auch ungläubige Erwachsene, also Knechte und
Sklaven.
· A lle im Haus der Lydia wurden getauft, auch die, die
das Evangelium vorher gar nicht gehört hatten.
Ich habe dazu fünf Fragen an meine Leser:
· Steht das so im biblischen Text?
· Lässt sich diese Schlussfolgerung aus dem Bericht ableiten?
· Ist das wirklich der Wille Gottes?
· Lehrte und meinte das Jesus Christus so?
· Wurde hier der Text korrekt interpretiert?
Das müssen Sie selbst entscheiden, denn es hat für Sie
ganz persönliche, folgenschwere und weitreichende
Konsequenzen.
Apg 5,29
Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man
muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Wenn Sie dieses Büchlein bis hierher gelesen haben,
dann sind Sie sicher auch verwundert. Es geht Ihnen
dann vermutlich wie mir. Ich konnte nur noch den
87
VII. Ein denkwürdiger Abend
Kopf schütteln. Dabei hatte ich den Eindruck, dass diese
Sicht der Dinge mit vollem Ernst und voller Überzeugung
dargelegt wurde. Das schockiert mich.
Die Gedankengänge dieser Kirche kennt die Heilige
Schrift nicht, und deshalb ist in ihr auch nichts dergleichen
berichtet.
Bitte gehen Sie jetzt gedanklich zum Punkt 7 der kirchlichen
Tauflehre zurück. Dort wird behauptet: „Gott
handelt in der Taufe“ Diese Aussage wurde auch an
diesem Abend getroffen. Ich versuchte in einer kleinen
Pause – im engsten Kreis – mehr über diese Behauptung
zu erfahren. Wie handelt Gott? Was macht Gott?
Gibt es Beispiele für das Handeln Gottes?
Lieber Leser, auf diese Frage wurde mir geantwortet,
dass wir uns eines Tages in der Ewigkeit wundern
werden und dass wir staunen werden, wie viele Dinge
es in der geistlichen Welt gibt, die wir nicht verstehen
können und die wir nicht wissen. So zum Beispiel:
2Kö 6,14-17
Da sandte er Pferde und Wagen und eine große Macht dorthin.
Und sie kamen bei Nacht und umzingelten die Stadt.
Als nun der Diener des Mannes Gottes am Morgen früh
aufstand und hinausging, siehe, da lag um die Stadt ein Heer
mit Pferden und Wagen. Da sprach sein Knecht zu ihm:
Die Kirche behauptet, Gott würde in der Taufe handeln.
2.
88
Taufe – Türöffner in den Himmel?
O weh, mein Herr! was wollen wir nun tun?
Er sprach: Fürchte dich nicht! Denn derer, die bei uns
sind, sind mehr, als derer, die bei ihnen sind!
Und Elisa betete und sprach: HERR, öffne ihm doch die
Augen, dass er sehe! Da öffnete der HERR dem Knecht die
Augen, dass er sah. Und siehe, da war der Berg voll feuriger
Rosse und Wagen rings um Elisa her.
Auf das Gebet von Elisa hin, öffnete Gott Elisas Diener
die Augen. Hier sehen wir das Handeln Gottes, aber
ich frage Sie, lieber Leser: „Was hat hier das Handeln
Gottes mit der Taufe zu tun?“
Sie gestatten mir deshalb noch einmal meine Frage,
ob Gott bei der Wassertaufe tatsächlich handelt, oder
ob es nicht vielmehr so ist, dass der Mensch Handelnder
sein soll, und zwar dadurch, dass er dem Willen
Gottes einfach gehorcht. Mit nichts haben die Menschen
aller Zeiten mehr Mühe als mit dem Gehorsam
Gott gegenüber.
An diesem Abend wurde auch in den Raum gestellt,
dass die „Wiedertäufer“ die Bedeutung der Taufe viel
zu hoch ansiedeln. Ist die Taufe denn nicht so wichtig?
Warum haben dann Katholische und Evangelische Kirche
in einer Ökumene des Schreckens wegen so eines
unwichtigen Lehrpunkts diese Menschen umgebracht?
Wie wichtig ist denn die Taufe tatsächlich?
3.
89
VII. Ein denkwürdiger Abend
Ich will nicht nachtragen, sondern vergeben. Ich will
aber auch nicht vergessen, was passiert ist. Meine
geistlichen Vor-Vor-Väter haben diesen Streitpunkt mit
ihrem Blut unterschrieben und bezahlt. Sie sind zum
Teil singend dafür in den Tod gegangen. Ich jedenfalls
werde dieses Martyrium, das sie durchlitten haben,
nicht gering achten.
Lesen Sie die Kirchengeschichte. Lesen Sie die Geschichte
der Waldenser, der Hugenotten, der Täuferbewegung.
Schreckliche Dinge sind passiert im Namen
Gottes. Die Kirchen haben dabei eine unrühmliche Rolle
gespielt. Dann schauen Sie sich bitte die Lebensgeschichte
der Reformatoren z.B. eines Dr. Martin Luther,
eines Calvin oder Zwingli an, und Sie werden verstehen,
warum die Kirche heute so ist, wie sie ist.
Der Kirche kann es doch mit der Taufe nicht schnell
genug gehen, und sie tauft die Säuglinge. Die Kirche
hat doch das größte Problem damit, wenn aus ihren
Reihen Menschen gläubig werden und sich dann taufen
lassen. Weshalb wird gerade von der Kirche oft die
Stelle aus dem Brief des Paulus an die Epheser zitiert
„Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“?
Eph 4,5
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe;
Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe – seltsam, aber zwei
Taufwege? Säuglings- und Erwachsenentaufe – ist
beides möglich?
90
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wie wichtig ist die Taufe tatsächlich? Ich weiß es nicht!
Es tut mir wirklich aufrichtig leid, aber ich kann Ihnen
nur sagen, dass wir rein vom praktischen Tun her nur
zu zwei Handlungen aufgerufen sind: zur Taufe und
zum Abendmahl.
Das Abendmahl
1Kor 11,24-25
Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen
wird, solches tut zu meinem Gedächtnis!
Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er
sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches
tut, so oft ihr ihn trinket, zu meinem Gedächtnis!
Das Abendmahl ist ein reines Gedächtnismahl, an
dem wir uns ganz bewusst erinnern sollen, was Jesus
Christus für uns getan hat. Das Brot steht für den gebrochenen
Leib des HERRN. Der Wein symbolisiert das
vergossene Blut des HERRN. Der wichtigste Aspekt ist
jedoch, dass wir bei diesem Mahl nicht nur daran denken,
dass Jesus Christus für uns gestorben ist, sondern
dass er wiederkommt. Die Wiederkunft Jesu Christi ist
doch die Hoffnung aller Christen; deren wollen wir gedenken
und daran wollen wir festhalten.
Es gibt Menschen, die glauben, dass durch die
Einnahme des Abendmahls ihre Sünden vergeben
würden. Das lehrt die Heilige Schrift aber nicht.
91
VII. Ein denkwürdiger Abend
Mt 26,28
Denn das ist mein Blut des Bundes, welches für viele vergossen
wird zur Vergebung der Sünden!
Im Blut ist das Leben. Das Blut Jesu Christi wurde vergossen.
Dieses Blut des Neuen Bundes reinigt uns von
aller Sünde. Wenn wir das im Glauben annehmen und
unsere Sünden bekennen, dann werden uns die Sünden
vergeben. Im Abendmahl gedenken wir dieser
Tatsache.
Die Einnahme von Brot und Wein kann keine Sünden
vergeben. Das wäre wiederum magisches Denken.
Die Taufe
Mk 16,16
Wer glaubt und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber
nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Apg 22,16
Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und
deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
Und wenn ich mich trotzdem nicht Taufen lasse?
Lk 6,46
Was heißet ihr mich aber «Herr, Herr» und tut nicht, was
ich sage?
92
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ihr Ja oder Ihr Nein zur Taufe, ist ganz allein Ihre Entscheidung.
Die kann ich Ihnen nicht abnehmen. Wie
unser HERR und Heiland Jesus Christus diese Entscheidung
einmal in der Ewigkeit gewichten wird,
vermag ich weder zu sagen noch zu beurteilen. Die
Heilige Schrift gibt mir über diese Frage keine ausreichenden
Informationen, und deshalb beginne ich nicht
zu spekulieren. In diesem Spannungsfeld der Entscheidung
müssen Sie leben.
Aber bitte fragen Sie sich doch einmal, wie wichtig
Ihnen die Ehre von Menschen ist. Für gläubige Kirchenmitglieder
liegt hier oft der wahre Hinderungsgrund
für die biblische Taufe.
Joh 12,42-43
Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber
wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht
von der Synagoge ausgestoßen würden.
Denn die Ehre der Menschen war ihnen lieber als die Ehre
Gottes.
93
VIII. Die Konfirmation
Die
Konfirmation
August Hermann Francke (22.03.1683 - 08.06.1727)
gilt als der Begründer des Halle’schen Pietismus. Der
geistliche Zustand der Lutheraner war ihm eine Not.
Die fehlenden geistlichen Früchte trotz Taufe waren
offensichtlich. In diese Zeit fallen auch die Anfänge
der Konfirmation, d.h. der Einsegnung und Zulassung
zum Abendmahl.
Bei der Betrachtung der oben geschilderten geschichtlichen
Entwicklung wird verständlich, warum
es über die Kindertaufe hinaus zu einer Konfirmation
gekommen ist und diese notwendig wurde. Dies um so
mehr, wenn man die drei Hauptlehrpunkte der Evangelischen
Kirche bezüglich der Taufe betrachtet.
Zur Erinnerung:
· Gott handelt in der Taufe.
· Der allmächtige Gott hat die Herrschaft über das
Leben des Täuflings angetreten.
· Taufe ist Gottes Heilszusage über dem Täufling.
Ist es nicht erstaunlich, was Gott alles bei der Taufe gemacht
haben soll? Da verwundert es doch sehr, dass ca.
vierzehn Jahre nach der Taufe, bei der Konfirmation,
VIII.
94
Taufe – Türöffner in den Himmel?
der so genannte Taufbund erneuert werden muss. Ist
das Band der Taufe rissig geworden? Bei dieser Erneuerung
– das haben Sie schon gelesen – wird der Konfirmand
gleichzeitig in die Gemeinde der Erwachsenen
aufgenommen. Dieses Fest der Konfirmation stellt einen
besonderen Tag der Kirche, der Eltern, Verwandten
und Konfirmanden dar, an dem die Kirchen brechend
voll sind.
An diesem Festtag könnte man fast meinen, alle
wären von der Liebe Christi und seinem Evangelium
bis ins Innerste durchdrungen. Welch eine Täuschung,
welch ein Irrtum! Jeder Pfarrer sieht sich mit der Tatsache
konfrontiert, dass fast alle Jugendlichen nach der
Konfirmation nicht mehr zur Kirche kommen. Das weiß
ich von mir selbst, denn es kam in mir eher das Gefühl
auf: „Jetzt bist du fertig, jetzt bist du entlassen“.
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen ist das die
traurige Wirklichkeit, über die Sie sich nicht hinwegtäuschen
dürfen und die von Zeit zu Zeit auch öffentlich
zugegeben wird. Man erlässt dann Aufrufe an die
Eltern, mehr hinter ihren Kindern her zu sein und sie
zu den Gottesdiensten zu schicken. Die heutige Jugend
lässt sich aber nicht mehr schicken. Sie verlangt nach
Vorbildern. Gehen die Eltern zur Kirche?
Spätestens an diesem Punkt sollte man bemerken,
dass etwas nicht stimmt. Ein wiedergeborener Christ
besucht selbstverständlich den Gottesdienst, denn
er kann ohne die geistliche Speise und die Erbauung
durch Gottes Wort nicht leben.
95
VIII. Die Konfirmation
Natürlich ist nichts gegen eine biblische Lehre einzuwenden,
wenn diese dem Wort Gottes entsprechend
im Konfirmandenunterricht weitergegeben wird. Aber
was soll diese Konfirmation als kirchliches Fest? Die
Konfirmanden leben nach der Konfirmation doch das
gleiche Leben wie vorher auch. Die Schlussfolgerung
daraus ist doch, dass bei der Konfirmation, bei der sie
angeblich zu Christen geworden sein sollen, nichts
passiert ist, und deshalb ist es ein frommer Selbstbetrug.
Ich halte also fest: Gott hat bei der Taufe nicht gehandelt
– und bei der Konfirmation auch nicht!
Das Scheck-Modell
Da gibt es doch diese schöne Geschichte mit dem
Scheck, den Gott angeblich bei der Taufe ausgestellt
hat. Diese Story habe ich in kirchlichen Kreisen schon
mehrfach gehört. Dieser Scheck muss später eingelöst
werden. Ob jetzt bei der Konfirmation der Einlösetag
gekommen ist? Oder wird der Scheck später bzw. nie
eingelöst?
Was passiert, wenn es trotz Lehrunterricht nicht zur
Bekehrung kommt? Hat Gott einen falschen Scheck
ausgestellt? Ist der Scheck geplatzt, oder lässt man ihn
einfach verfallen?
Ich wage zu behaupten – und Gott hat es bereits vor
rund 2000 Jahren geweissagt – dass die Menschheit
noch nie so gottlos und gottfern war wie gerade in unserer
Zeit! Nicht nur bei der Jugend bricht mehr und
mehr der antichristliche Geist durch. Der Begriff „Spaß96
Taufe – Türöffner in den Himmel?
gesellschaft“ kommt nicht von ungefähr. Die 68-er-Generation
ist inzwischen an den Schalthebeln der Macht
in dieser Republik. Sind das nicht tolle Vorbilder?
Das Vergnügen ist das angeblich wahre Leben. Es
hat viele junge Menschen gefangen genommen, und
mancher ist bereits in jungen Jahren straffällig geworden.
Die Debatten in den Medien über die gestiegene
Jugendkriminalität und härtere Strafen mögen zwar
auch Wahlkampf sein, aber dadurch rückt wenigstens
das eigentliche Problem, die Gottlosigkeit, einmal in
den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die Konfirmation ist kein Ersatz für die göttlich gewirkte
Wiedergeburt. Die Bibel sagt, dass hinter jeder
Abänderung und Verdrehung der Heilswahrheiten der
Heiligen Schrift der Gegenspieler Gottes steht, denn
der HERR bezeugt sich nur zur Wahrheit. Aus diesem
Grund warnte auch der Apostel Paulus so ernstlich:
1Tim 4,1
Der Geist aber sagt deutlich, dass in spätern Zeiten etliche
vom Glauben abfallen und verführerischen Geistern und
Lehren der Dämonen anhangen werden,
Gal 1,8-9
Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas
anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir
euch verkündigt haben, der sei verflucht!
Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum:
Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium predigt
außer dem, das ihr empfangen habt, der sei verflucht!
97
VIII. Die Konfirmation
Die Welt bildet sich ein, modern zu sein. Wir reden heute
von globalen Verflechtungen. Mehr Menschen denn
je sind jedoch nicht verflochten, sondern vereinsamt,
suchen Hilfe und stellen die Sinnfrage. Das Evangelium
wird auf moderne Weise mit viel christlichem Tamtam
verkauft. Verkauft im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich glaube eher, dass es dem Satan gelungen ist, die
Menschen mit irdischen Gütern und durch die Gier
nach Geld, Ansehen, Ehre, Urlaub, Sex und Sport zu
benebeln und zu berauschen.
Die Bergpredigt Jesu hat mehr denn je volle Gültigkeit.
In ihr wird befohlen, nach dem zu trachten, was
droben ist und nicht nach dem, was auf Erden ist. Wenn
man heute modernste Autos, PCs, Handys und Maschinen
auf dem Fließband fertigt und zu Tausenden
täglich vom Stapel laufen lässt, so kann man trotzdem
die Jugend auf dem „Konfirmationsfließband“ nicht zu
Christen machen.
Ein reiner Festakt, der sich Konfirmation nennt,
kann lediglich Christen ohne Christus schaffen. Christen
ohne Christus sind jedoch geistliche Leichen. Um
Christ zu sein, braucht es eine persönliche Entscheidung
und keinen vorgeschrieben Ritus. Deshalb kommen
aus dieser Praxis auch keine Christen. Unter diesem
Aspekt kann man auch folgenden Satz aus der
Bibel verstehen:
Mt 8,22
Jesus aber sprach zu ihm: Folge mir nach und lass die Toten
ihre Toten begraben!
98
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Minus + Minus gibt kein Plus. Säuglingstaufe + Konfirmation
gibt keine Jünger Jesu Christi. Ich denke, dass
Sie erkannt haben, dass die Bibel keine Kindertaufe
kennt. Praktiziert man diese trotzdem, dann braucht
man wohl eine Taufbunderneuerung.
Der erste Fehler, lässt sich jedoch durch einen zweiten
Fehler nicht beheben. Überlegen Sie folgenden Fall:
„Zwei Menschen heiraten und nach 14 Jahren gehen sie
zu ihrem Standesamt und erneuern ihr Ja-Wort zu ihrer
Ehe. Das nennt sich dann Heiratsbunderneuerung.“
Haben Sie so etwas schon mal gehört? Nein? Ich
auch nicht! Statt einer biblischen Korrektur und damit
verbundenen Umkehr kommt es leider eher zu weiteren
Verirrungen. Die Evangelische Kirche führt jetzt
verstärkt „Tauferinnerungsgottesdienste“ durch. Was
wird noch alles kommen?
Ich halte es für unverantwortlich von Theologen,
durch die Konfirmation die Menschen irrezuführen.
Gott bezeugt sich nicht in einem derartigen Treiben.
Schauen Sie hinaus in die Welt. Schauen Sie sich den
geistlichen Zustand der Jugend und der Erwachsenen,
die konfirmiert wurden, doch an. Fast alle diese fehlgeleiteten
Menschen sind Heiden geblieben, während
sie sich selbst für Christen halten. Das macht es auch so
schwer, sie zu evangelisieren, denn Sie sagen mit einem
gewissen Recht: „Ich glaube auch an Gott, was willst
du eigentlich? Ich bin doch getauft und konfirmiert“.
Wir erschrecken, wenn in den Medien von einem
Mord berichtet wird, wenn ein Mensch einem anderen
das Leben genommen hat. Bedenken Sie aber, dass der
99
VIII. Die Konfirmation
Prediger einer Irrlehre den Menschen das ewige Leben
nimmt und sie für alle Ewigkeit verloren gehen. Was
sagt Jesus Christus dazu?
Mt 15,14
Lasset sie; sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder
den andern leitet, werden beide in die Grube fallen.
Statt Wiedergeburt gibt es Konfirmation, und das ist
Betrug. Kein einziges Wort steht davon in der Bibel.
Lassen Sie uns deshalb gemeinsam den biblischen
Weg aufzeigen und gehen. Dann werden die Menschen
die Wiedergeburt erleben, sich taufen lassen und ein
neues, göttliches, geistliches Leben führen.
100
Anhang
Wiedergeburt –
was ist das?
Johannesevangelium 3, 1-16
Es gibt ein Wort, das auf die meisten – nicht nur jungen
Menschen – unserer Tage eine geradezu magische
Anziehungskraft ausübt: „Diskussion“. In Diskussionen
versucht man, einer Sache auf den Grund zu gehen,
Tabus abzubauen, traditionelle Denkmodelle zu
überwinden und sich neue Erkenntnisse zu erarbeiten.
Schade, dass Diskussionen oft im Streit enden, weil
jeder meint, seine Sicht der Dinge sei die einzig richtige.
Besonders problematisch sind Diskussionen über
geistliche Dinge, weil die religiöse Prägung irgendeiner
Kirche oft als vermeintliche Wahrheit verteidigt wird,
ohne hinterfragt und vom Wort Gottes her überdacht
zu werden. Eine interessante Diskussion finden wir in
der Bibel zwischen Jesus und Nikodemus, der in der
Nacht zu Jesus kam (Lesen Sie bitte Johannesevangelium
Kap. 3, 1-16).
Dieser Nikodemus ist nicht irgendein x-beliebiger.
Er ist Theologe. Deshalb bezeichnet ihn der Text als
einen Lehrer des Volkes. Er ist ein hoch angesehener
Pharisäer, und er gehört zu den führenden Leuten im
so genannten „Hohen Rat“, einem Gremium mit 70
führenden Köpfen der damaligen jüdischen Welt. Als
101
Wiedergeburt – was ist das?
Pharisäer besitzt Nikodemus eine hervorragende Bibelkenntnis.
Er achtet peinlich genau auf eine geradezu
buchstäbliche Erfüllung der Gesetze, die in den fünf
Büchern Mose niedergeschrieben sind. Darin enthalten
sind auch die Zehn Gebote. Außerdem ist Nikodemus
ein hoher Regierungsbeamter und trägt eine große Verantwortung,
sowohl für das Volk Israel als auch für das
Weltjudentum. Er führt ein tadelloses, vorbildliches
Leben und wird von allen Bürgern hoch geachtet und
geschätzt. Sein Wort hat Gewicht.
Wir erfahren nun, dass dieser einflussreiche, gebildete
Mann nachts zu Jesus kommt. Er kommt nachts!
Vielleicht kommt er heimlich, vielleicht möchte er
nicht, dass er gesehen wird. Vielleicht auch, weil sich
die Gelehrten damals gerne in der Kühle der Nacht unterhielten.
Wir wissen es nicht. Nikodemus möchte mit
Jesus ein Gespräch führen. Die Reden und die gewaltigen
Taten des Propheten von Nazareth haben dafür
gesorgt, dass im Volk allerhand Aufregung entstanden
ist. Die widersprüchlichsten Gerüchte sind im Umlauf.
Jesus steht zwischen Glaube und Unglaube, zwischen
Vertrauen und Misstrauen, zwischen Annahme und
Ablehnung, zwischen Bewunderung und Verachtung.
Darum sucht Nikodemus ihn auf und hofft, sich durch
eine sachliche Diskussion von Lehrer zu Lehrer selbst
ein Urteil über Jesus bilden zu können.
Die Worte, mit denen Nikodemus das Gespräch
beginnt, sind sozusagen eine höfliche, respektvolle
Verbeugung vor Jesus: „Jesus, wir wissen, dass du
ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand
102
Anhang
kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott
mit ihm!“ Jetzt hätte man doch wirklich erwartet, dass
Jesus auf diese ausgesprochen freundliche Eröffnung
des Gesprächs eingeht. Hierauf gab Jesus nun eine
Antwort, die Nikodemus nicht erwartet hatte und die
sicherlich auch Sie, lieber Leser, überrascht. Er sagte:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht
von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes
nicht sehen.“ Nach dem Reich Gottes hatte Nikodemus
überhaupt nicht gefragt. Das Reich Gottes war für ihn
kein Diskussionsgegenstand. Nikodemus war fest davon
überzeugt, dass er als frommer Israelit, als Nachkomme,
als Sohn Abrahams, als Angehöriger des auserwählten
Volkes zugleich Bürger des Reiches Gottes
sei. Das war für ihn gar keine Frage. Vielleicht ist das
für Sie heute auch gar keine Frage. Achtung! Für Nikodemus
und Sie nicht – aber für Jesus! Darum warf diese
Antwort Nikodemus mitsamt seiner Gesetzestreue
und Frömmigkeit um.
„Sie kommen weder durch Ihre religiösen Übungen
oder Ihre menschlichen Qualitäten, auch nicht durch
Ihren vorbildlichen Lebenswandel und guten Ruf
in das Reich Gottes! Ihnen hilft weder Religion noch
Moral, weder Gelehrsamkeit noch mitmenschliches
Verhalten!“ Das bedeutet für Sie heute: Ihnen helfen
weder die Zugehörigkeit zu irgendeiner christlichen
Konfession noch das Mitsprechen des Glaubensbekenntnisses
im sonntäglichen Gottesdienst, weder Inanspruchnahme
kirchlicher (religiöser) Handlungen
noch christliche Erziehung. Ihnen helfen keine guten
103
Wiedergeburt – was ist das?
Taten und keine Werke der Barmherzigkeit. Das Reich
Gottes öffnet sich Ihnen nur, wenn Sie von neuem geboren
werden, sonst nicht.
Von neuem geboren werden – das ist für Nikodemus
tatsächlich etwas Neues. Davon hatte er vorher noch
nichts gehört. Dieser Begriff kam in seiner Theologie
bisher nicht vor. Fassungslos stand er da. Fassungslos,
weil er mit seiner Vernunft nicht begreifen konnte, wovon
Jesus sprach. Wohl wusste er, dass im Alten Testament
an verschiedenen Stellen von Bekehrung die
Rede war, aber er verstand darunter so etwas wie eine
Aufforderung zu mehr Frömmigkeit, mehr Sittlichkeit,
mehr gute Taten, mehr Anstand. Er hielt Bekehrung
für ununterbrochenes hartes Arbeiten an sich selbst
mit dem Ziel, sich religiös-moralisch und charakterlich
laufend zu verbessern.
Das bedeutet für Sie: Sie wurden vermutlich als
Säugling getauft und später konfirmiert oder gefirmt.
Sind Sie dadurch Christ geworden? Haben Sie ein Anrecht
auf das Reich Gottes? Sie haben doch keine neue
Geburt aus Wasser und Geist nötig, – oder etwa doch?
Dass Jesus dieses Bemühen von Nikodemus total
abwertete und sozusagen mit der Note „nicht ausreichend“
zensierte und statt dessen eine „neue Geburt“,
also eine völlige Neuschöpfung und damit eine
Existenzverwandlung im Sinne einer zweiten Geburt
verlangte, das wollte dem Pharisäer nicht einleuchten.
Jesus nannte in diesem Text den normalen, natürlichen
Zustand jedes Menschen „fleischlich“. Damit
kennzeichnete Jesus nicht nur die Hinfälligkeit und
104
Anhang
Vergänglichkeit des nicht wiedergeborenen, des unerlösten
Menschen, sondern auch seine Auflehnung und
Rebellion gegen Gott, seine Sünde also, deretwillen er
dem Gericht verfällt. Dieses Preisgegebensein an Sünde
und Gericht ist so total, dass weder Erziehung noch
Ideologie und Bildung Sie verändern und retten können,
sondern nur eine „neue Geburt“. Was ist damit
gemeint?
Eine völlige Erneuerung im Kern Ihres Wesens und
von Grund auf! Das war Nikodemus fremd, ja mehr
noch, er konnte mit dieser Aussage Jesu nichts anfangen
und darum stellte er die hilflos kindliche Frage:
„Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er
alt ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal in seiner
Mutter Schoß gehen und geboren werden?“ Eigentlich
eine dumme, törichte und kindische Frage. Durch
diese Frage können Sie aber auch erkennen, dass Nikodemus
nichts von dem verstanden hatte, was Jesus
ihm eigentlich sagen wollte. Jesus lachte jedoch nicht,
sondern nahm Nikodemus mit seiner Frage ernst und
antwortete:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht
aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht
in das Reich Gottes eingehen!“ Nein! Ohne diese neue
Geburt gehen Sie in die ewige Finsternis.
„Aus Wasser und Geist“: Was meinte Jesus damit?
Nun, „Geist“ können Sie wohl noch verstehen. Der natürliche
fleischliche Mensch muss den Geist aus Gott,
also den „Heiligen Geist“ empfangen. Aber was bedeutet
„Wasser“? Bei der Frage nach dem Wasser müssen
105
Wiedergeburt – was ist das?
Sie in Gottes Wort einsteigen. Da schreibt z.B. Paulus in
seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus, Kap. 5, 26:
„Christus hat sich selbst gegeben für die Seinen, auf
dass er sie heilige, nachdem er sie gereinigt (hat) durch
das Wasserbad im Wort“. (Anders ausgedrückt: indem
er Sie reinigt durch Waschen mit Wasser im Wort)
Paulus verwendet in diesem Text ganz offensichtlich,
die Vokabel „Wasser“ als Sinnbild, als Synonym
für das Wort Gottes. Ähnlich steht das in der Rede Jesu
vom Weinstock und den Reben. In Johannes 15, sagt er
zu den Jüngern:
„Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu
euch geredet habe.“ Auch hier wird ganz offensichtlich
dem Wort die dem Wasser inne wohnende reinigende
Kraft zugeschrieben. Hören Sie noch das bekannte Zitat
aus 1. Petrus 1, 23:
„..., als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem,
sondern aus unvergänglichem Samen,
durch das lebendige und bleibende Gotteswort!“ Diese
und andere Stellen zeigen Ihnen deutlich, dass mit dem
„Wasser“ das Wort Gottes gemeint ist und dass der alte
Mensch, der natürliche Mensch, durch das Wort Gottes
wiedergeboren wird zu neuem, unvergänglichem Leben.
Wenn das geschieht, so ist das jedes Mal eine Wirkung
des Heiligen Geistes. Darum spricht Jesus letztlich von
der Wiedergeburt aus Wort und Geist. Sie müssen also
ganz bewusst und ganz persönlich das Wort (Wasser)
Gottes annehmen und in Ihr Herz aufnehmen, damit Sie
den Geist aus Gott, also den Heiligen Geist empfangen
können. Diesen Vorgang nennt die Bibel Bekehrung.
106
Anhang
Dieses schreckliche und verpönte Wort „Bekehrung“,
bei dem Sie womöglich sofort in eine Abwehrhaltung
gehen, bedeutet letztlich nichts anderes als: Ich kehre
um! Ich erkenne, dass mein bisheriger Lebensweg völlig
falsch war und ich mache eine Kehrtwendung um
180°. Ich wende mich ganz bewusst Jesus Christus zu.
Dies geschieht letztlich in einem persönlichen Zwiegespräch
zwischen mir und Jesus. Das nennt man Beten.
Beten ist nicht ein herunterleiern von auswendig gelernten
frommen Sprüchen oder dergleichen, das sind
nur religiöse Übungen ohne jeden Nutzen. Nein! Beten
ist Sprechen mit dem Vater im Himmel. Dazu brauchen
Sie weder eine Kirche noch einen Pfarrer.
Ich möchte Sie an den berühmten englischen Prediger
Spurgeon erinnern. Als junger Mann geriet er in
Anfechtungen und Zweifel. Alles, was er in seinem
frommen Elternhaus über Gott und Christus gelernt
hatte, war ihm dunkel und zweifelhaft. Er hatte zwar
Glauben wie die meisten Menschen heute auch, aber
er war nicht gerettet, wie die meisten Menschen heute
auch. Es genügt nicht, die Existenz Gottes für wahr zu
halten. Das glauben die Dämonen auch! Da geschah es,
dass er sich an einem stürmischen Novembersonntag,
eigentlich mehr aus Zufall, in ein kleines methodistisches
Gotteshaus „verirrte“. Dort sprach gerade ein
einfacher Laienprediger, der keine große Rhetorik und
Gelehrsamkeit entfalten konnte, sich dafür aber um so
mehr an den Text aus Jesaja 45 hielt: „Sehet auf mich,
aller Welt Enden, so werdet ihr selig.“
107
Wiedergeburt – was ist das?
Nachdem dieser Prediger eine zeitlang über den
Text gesprochen hatte, wandte er sich plötzlich an den
so bedrückt dasitzenden jungen Spurgeon mit den
Worten: „Junger Mann, du siehst sehr elend aus, und
elend wirst du bleiben im Leben und im Sterben, wenn
du nicht heute Abend noch dem Worte folgst.“
Dann rief er mit lauter Stimme: „Blicke auf Jesus,
und tue es gleich!“ Spurgeon erkannte im Augenblick,
dass Gottes Geist das Wort Gottes für ihn lebendig gemacht
hatte. Er schaute weg von sich selber, er schaute
weg von seiner persönlichen Not, er schaute aber auch
weg von seinen Qualitäten, er schaute auf den für ihn
geopferten Heiland am Kreuz, und in diesem Augenblick
fühlte er, dass in seinem tiefsten Inneren das Wunder
der Heilung an ihm geschehen war. Verschwunden
waren die Zweifel wie Nebel vor der durchbrechenden
Sonne, die Last der Schuld fiel von ihm ab. Er sah nur
noch Jesus, seinen Heiland, und konnte jubeln vor
Dank und Freude. Das war der Beginn seines neuen
Lebens. Spurgeon wurde in der Folgezeit einer der begnadetsten
Prediger, den die Welt je gesehen hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Ihnen jetzt so
geht wie seiner Zeit dem Nikodemus. Sie schütteln den
Kopf. Sie können einfach nicht begreifen, wovon hier
die Rede ist, und deswegen erwarten Sie jetzt vielleicht
von mir, dass ich mich verständlicher ausdrücke, um
das Ganze plausibler zu machen. Ich muss Sie enttäuschen,
es tut mir leid, ich kann es nicht! Die Wiedergeburt
durch Wasser, also durch Wort und Geist, ist und
bleibt ein Geheimnis, das ich weder besser beschreiben
108
Anhang
noch erklären kann. Sie müssen es einfach selbst erleben.
Meine Frau und ich durften dies am 28. Mai 1982
erfahren. Ich hörte einmal von einem jungen Mann, der
sein Leben in Sünde und Sucht nicht mehr aushielt und
mit Tränen in den Augen ausrief: „Ich glaube, ich bin
falsch geboren worden.“ Dieser junge Mensch war der
Wahrheit näher, als er dachte, denn die Bibel sagt unmissverständlich,
dass nicht nur er, sondern alle, Fromme
und Gottlose, Herren und Diener, Kapitalisten und
Arbeiter, Könige und Bürger, falsch geboren wurden.
Gottes Wort sagt folgendes: „Aber sie sind alle abgewichen
und allesamt verdorben; keiner ist, der Gutes tut,
auch nicht einer!“ (Röm 3, 12)
Auch ich nicht! Der Apostel Paulus hatte das begriffen.
Deshalb schrieb er auch in Römer 7, 18: „Ich weiß,
dass in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt.“
Nichts! Nichts hab ich zu bringen, so beginnt dieses
„Von-neuem-geboren-werden“ aus Wort und Geist.
Aber in diesem Abgrund tiefster Sündenerkenntnis
und Sündennot, wo es scheinbar keine Hilfe und Rettung
mehr gibt, wo alles hoffnungslos zu sein scheint,
da entfaltet das starke Wort Gottes zugleich seine rettende
und befreiende Kraft.
Joh. 3,16: „Denn Gott hat die Welt so (sehr) geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der
an ihn glaubt, (d.h. der ihm vertraut) nicht verloren
gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Wissen Sie, es ist
der Heilige Geist, der dieses Wort in Ihnen zum Leuchten
bringen muss und der zu Ihnen sagt: Sie müssen
nicht verzweifeln, Sie brauchen in Ihrem Sünden109
Wiedergeburt – was ist das?
elend, in Ihrer Trostlosigkeit, in Ihrer Ausweglosigkeit
nicht zugrunde zu gehen, sondern sehen Sie doch hin,
was Gott durch seinen Sohn Jesus Christus für Sie getan
hat. Schauen Sie hin nach Golgatha, wo Jesus am
Kreuz stirbt zu Ihrem Heil, zu Ihrer Rettung, zu Ihrer
Begnadigung, zu Ihrer Erlösung. Wenn sich dann Ihre
Hände nach Jesus ausstrecken und das im kindlichen
Vertrauen und im Glauben annehmen, was er getan
hat, dann ist die Diskussion vorbei und Sie haben Gewissheit.
Voller Freude und Dankbarkeit werden Sie
dann mit einstimmen in den Jubel: „Bis zum Schwören
darf ich´s wissen, dass mein Schuldbrief ist zerrissen.“
Das ist eines der Kennzeichen echter wiedergeborener
Christen, wenn sie die Gewissheit in sich tragen, dass
sie das Reich Gottes sehen werden.
Nikodemus jedenfalls hatte keine Lust mehr, zu argumentieren
und weiter zu diskutieren. Das Wort Jesu
hatte an ihm gewirkt, so dass er kurze Zeit später Jesus
im Kreis seiner Kollegen verteidigte. Wir begegnen ihm
in der Bibel immer wieder, so u.a. in der Nähe der Jünger
unter dem Kreuz und lesen, dass er bei der Bestattung
Jesu mithalf. Also dürfen wir annehmen, dass er
sich von seinem alten Leben und Denken abwandte und
eine bewusste konsequente Hinkehr zu Jesus vollzog.
Es ist nötig, dass Sie sich entschieden von Ihrer Vergangenheit
trennen und Jesus in Ihr Herz und Leben aufnehmen.
Ein guter Freund von mir schlug vor einigen
Jahren diesen neuen Weg ein. Er hatte lange Zeit vor dieser
Entscheidung große Bedenken, dass er an Lebensqualität
verlieren würde. Heute frage ich ihn immer mal
110
Anhang
wieder: „Hast du Mangel, fehlt dir etwas?“ Er antwortet
stets: „Nein ich vermisse nichts! Ich habe alles gefunden!“
Vielleicht fragen Sie sich in diesem Augenblick:
„Genügt es nicht doch, dass ich christlich erzogen bin
und ein gutbürgerliches Leben führe? Sollten denn meine
zahlreichen Bemühungen und Anstrengungen überhaupt
nicht zählen?“ Nun, das alles hat Gott natürlich
gesehen. Ihre Aufrichtigkeit und Frömmigkeit hat Gott
zweifellos zur Kenntnis genommen. Sie befinden sich
deshalb durchaus in der Nähe des römischen Offiziers
Kornelius, von dem in der Apostelgeschichte überliefert
wird, dass seine Gebete und Opfer hinaufgestiegen waren
zu Gott. Seine frommen Übungen und guten Werke
kamen also bei Gott an. Sie waren nicht vergeblich. Aber
sie reichten nicht aus. Deshalb schickte Gott mehrere Boten
zu ihm, die ihm Jesus vor die Augen und vor das
Herz malten. Als Kornelius sich dem Heiland der Sünder
auslieferte, erlebte er den Durchbruch zu einem neuen
Leben. – Solch ein Bote möchte ich Ihnen sein!
Das können auch Sie in diesem Augenblick erfahren,
wenn Sie ebenfalls jetzt im Glauben die Hand Jesu
ergreifen. Bedenken Sie, es geht hier nicht um eine nebensächliche
Frage. Zur Debatte steht hier nicht Ihr Hab
und Gut, auch nicht Ihr Beruf noch Ihre Gesundheit.
Zur Debatte stehen hier keine nichtigen Dinge. Es geht
um etwas sehr Entscheidendes: nämlich um Rettung
oder ewiges Verlorensein. Es geht um die Frage, wo Sie
Ihre Ewigkeit verbringen. Fragen Sie sich einfach selbst:
„Kann ich vor Gott bestehen“?
111
Wiedergeburt – was ist das?
Jesus sagte:
„Wenn Du nicht von neuem geboren wirst, so kannst
Du das Reich Gottes nicht sehen!“ Diese Forderung gilt
auch für Sie, als Regel ohne Ausnahme. Nehmen Sie
die Gelegenheit ernst, das Wunder der Wiedergeburt
heute zu erleben. Allen denen aber, die ihn (in ihr Herz)
aufnahmen, gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden,
denen, die an seinen Namen glauben; (Joh 1,12)
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine
große Liebe, womit er uns liebte, auch uns, die wir tot
waren durch die Sünden, samt Christus lebendig gemacht
– aus Gnade seid ihr gerettet... (Eph 2, 4+5)
––––––––––––––––––––-
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Horst Niehues
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Taufe – Türöffner
in den Himmel?
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Bibelzitate werden nach der Schlachter Übersetzung 1951
wiedergegeben.
Danksagung
Herzlich danken möchte ich allen, die bei der Entstehung dieses
kleinen Büchleins mitgewirkt haben. Ihre Korrekturen, Anregungen,
Änderungen und Ergänzungen waren mir eine wertvolle Hilfe. Ein
aufrichtiger Dank gilt deshalb u.a.:
· meiner Frau Martina
· Sabine Vetter
· Hubert Hafner
· Thomas Leitenberger
· Timo Bäcker
· Rudolf Ebertshäuser
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Horst Niehues
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Taufe – Türöffner in den Himmel?
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
I. A uf das Fundament gegründet . . . . . . . 9
II. Taufe ist nicht gleich Taufe . . . . . . . . . . 14
III. Die Grundlagen der Taufe . . . . . . . . . . 18
IV. Die Taufe in der Urgemeinde . . . . . . . . 34
V. Die Taufe – ein Sakrament? . . . . . . . . . 48
VI. Die Lehren der Großkirchen . . . . . . . . . 52
VII. E in denkwürdiger Abend . . . . . . . . . . 83
VIII. Die Konfirmation . . . . . . . . . . . . . . . 93
A nhang: Wiedergeburt – was ist das? . . 100
Vorbemerkung
Ob es wohl irgendein biblisches Thema gibt, über das
in den letzten 2000 Jahren nicht geschrieben wurde?
Ich glaube nicht.
Ganz sicher wurde über das Thema Taufe nicht nur
zigfach geschrieben, gestritten und hitzig debattiert,
sondern in schrecklicher Weise ist auf Grund der Tauffrage
Blut geflossen. Wegen dieser Frage wurde gemeuchelt
und gemordet.
Und heute? Über kaum eine Lehrfrage ist sich die
Christenheit so uneins wie über die Frage der Taufe.
Der Scheiterhaufen, als eines der Mordinstrumente
des Mittelalters, ist heute Vergangenheit; aber ist er in
unserer modernen und zivilisierten Welt nicht durch
Rufmord abgelöst worden?
Muss man über solch ein brisantes Thema – trotz
zahlreicher existierender Abhandlungen – etwas Neues
schreiben? Ja.
Wenn es Ihnen wichtig ist, zu erfahren, was die
Bibel[1] über dieses zweifellos wichtige Thema zu sagen
hat, dann lesen Sie einfach aufmerksam weiter.[2]
Denken Sie über das Gelesene nach. Nehmen Sie die
Heilige Schrift zur Hand und schlagen Sie die von mir
erwähnten Zitate nach. Prüfen Sie bitte unvoreingenommen,
ob es sich so verhält, wie ich es beschreibe.
Horst Niehues
Taufe – Türöffner in den Himmel?
[1] Bibel – fast alle Kommentare und Einblendungen, die Sie in diesem
Büchlein finden, sind der Bibelübersetzung von Franz Eugen
Schlachter entnommen.
[2] E s ist gut, wenn Sie alles lesen und nachprüfen. Ich habe möglichst
viele Schriftstellen im Text aufgeführt/zitiert/eingeblendet.
Vorbemerkung
Taufe – Türöffner in den Himmel?
I. Auf das Fundament gegründet
Auf das Fundament
gegründet
Die Heilige Schrift, das Wort Gottes, ist das Fundament
des christlichen Glaubens. Wenn wir also eine Lehrthese,
gleichgültig über welches Thema aufstellen, dann
müssen wir uns an dem orientieren, was in der Bibel
geschrieben ist.
Wenn in diesem Büchlein über die Lehre der Taufe
geschrieben wird, dann kann uns nur die Heilige
Schrift darüber Aufschluss geben, wie es sich mit der
Taufe verhält. Wir müssen uns von vorgefassten Meinungen
oder von kirchlichen Traditionen lösen, und
wir sollten unsere eigene Meinung hinterfragen. Wenn
Sie dazu bereit sind, dann werden Sie dieses Büchlein
mit großem Gewinn lesen und zu einem Verständnis
gelangen, das auf dem soliden Fundament der Schrift
steht.
Fundament und Fundamentalismus
Fundamentalismus! Ein inzwischen geläufiger Begriff,
der eigentlich durchaus positiv und richtig ist, wird
heute durch die Geschehnisse im Nahen Osten in ein
anderes und schreckliches Licht gerückt. Bei Fundamentalismus
denkt man unwillkürlich an islamische
Fanatiker, an Terror, Bomben und Tote.
I.
10
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Das ist ausgesprochen bedauerlich, denn ein Fundamentalist
ist im christlichen Sinne ein Mensch, dessen
Glaubensgrundlage die Heilige Schrift ist, und dort
steht:
Lk 10,27
Er antwortete und sprach: «Du sollst den Herrn, deinen
Gott, lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele
und mit deinem ganzen Vermögen und mit deinem ganzen
Gemüte, und deinen Nächsten wie dich selbst!»
Ist ein Mensch bereit, seinen Nächsten zu lieben wie
sich selbst, dann versteht es sich von selbst, dass er ihn
achtet und schätzt und bereit ist, ihm Gutes zu tun. Ein
Christ trachtet niemandem nach Leib und Leben.
Es ist nicht nachvollziehbar, wie es dazu kommen
konnte, islamische Fanatiker und Christen, die an das
Fundament der Heiligen Schrift glauben, gleichzusetzen.
Das geht inzwischen so weit, dass Christen, die
z.B. die Schöpfungslehre der Bibel für wahr halten und
die deshalb auch als Kreationisten bezeichnet werden,
diffamiert und als Fundamentalisten im negativen Sinn
abgestempelt werden.
Das unumstößliche Fundament des christlichen
Glaubens ist und bleibt die Heilige Schrift. Dieses
Fundament darf unter keinen Umständen verlassen
werden. Wird es verlassen, kommt man schnell auf
schlüpfrigen Boden. Die Aussagen der Heiligen Schrift
waren mir deshalb bei meiner Suche nach der Tauflehre
die alleinige Richtschnur und der alleinige Wegweiser.
11
I. Auf das Fundament gegründet
Die Heilige Schrift ist in sich schlüssig. Jede Lehre,
die im ersten Moment unklar oder verwirrend erscheint,
erklärt sich durch andere Schriftstellen. Das
verstehe ich persönlich unter dem Aspekt Gesamtzusammenhang.
So ist das auch bei der Tauflehre. Jede
Behauptung muss biblisch begründbar sein. Jegliche
Spekulationen sind fehl am Platz und alles, was über
die Heilige Schrift hinausgeht, ist zu verwerfen.
Offb 22,18
Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses
Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott
ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buche geschrieben
ist;
Gal 1,8
Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas
anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir
euch verkündigt haben, der sei verflucht!
Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in der Regel
auf Gegenwehr stoßen werde, wenn ich mich in geistlichen
Dingen nicht an der Meinung der Mehrheit orientiere,
oder mich nicht an traditionelle Denkmuster
halte. Manche Mitmenschen werfen dann ganz schnell
mit Begriffen wie Sektierer oder anderen unangenehmen
Worten um sich.
Leider stelle ich fest, wenn ich die Leute frage, woher
das Wort Sekte kommt und was es eigentlich bedeutet,
dass sie nicht einmal den Begriff, geschweige denn
12
Taufe – Türöffner in den Himmel?
seinen Inhalt erläutern können. Die meisten Menschen
wissen lediglich, dass das Wort negativ besetzt ist. Deshalb
ist das Wort Sekte zu einem abwertenden Begriff,
zu einem Schimpfwort geworden. Die ersten Christen
wurden als „die Sekte des Nazareners“ bezeichnet. So
gesehen befinde ich mich in guter Gesellschaft.
Selbstverständlich möchte ich nicht in Abrede stellen,
dass es zahlreiche sektiererische Lehren gibt und
diese durchaus auch eine Gefahr für unsere Gesellschaft
darstellen können. Wenn Druck auf Menschen
ausgeübt wird und darüber hinaus auch noch wirtschaftliche
Interessen im Vordergrund stehen, halte ich
das für höchst bedenklich.
Über ungerechtfertigten Anfeindungen müssen wir
stehen, wenn wir uns selbst überprüft haben und überzeugt
sind, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben.
Grundlose Anfeindungen gab es bereits zu biblischen
Zeiten:
2Tim 3,12
Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus,
müssen Verfolgung leiden.
Jes 66,5
Hört das Wort des HERRN, ihr, die ihr vor seinem Wort
erzittert: Es höhnen eure Brüder, die euch hassen und euch
verstoßen um meines Namens willen.
13
I. Auf das Fundament gegründet
Lk 21,17
und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens
willen.
Apg 5,41
Sie aber gingen fröhlich vom Hohen Rat hinweg, weil sie gewürdigt
worden waren, um Seines Namens willen Schmach
zu leiden;
14
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Taufe ist nicht
gleich Taufe
Wenn Sie bedenken, dass das Wort Taufe oder taufen
etwa hundert Mal im Neuen Testament vorkommt,
dann gilt es in erster Linie zu beachten, in welchem
Zusammenhang das Wort verwendet wird. Achten Sie
also darauf, was wann zu wem gesagt wird und vor
allem, was mit dem Wort Taufe tatsächlich gemeint ist.
Die folgende Unterscheidung in der Verwendung
des Begriffs Taufe ist von großer Bedeutung, denn
später werden Sie erkennen, was alles passieren kann,
wenn Sie diese verschiedenen Aspekte einfach „in einen
Topf“ werfen.
1. Die Taufe des Johannes
Johannes der Täufer war der letzte Prophet des Alten
Bundes. Er kündigte den Messias an und damit den
Beginn von etwas völlig Neuem. In dieser Übergangszeit
gab es noch keine Gemeinde Jesu Christi, diese
entstand erst an Pfingsten.
Fast die Hälfte aller Bibelstellen, in denen das Wort
Taufe vorkommt, beziehen sich auf die Taufe des Johannes.
Diese Stellen haben mit der heute praktizierten
Taufe, gleichgültig, ob Säuglingstaufe oder Erwachsenentaufe,
nur bedingt etwas zu tun. Rund 45 % aller
II.
15
II. Taufe ist nicht gleich Taufe
Tauf-Bibelstellen fallen deshalb für unsere nachfolgenden
Betrachtungen bezüglich der Tauflehre des
Neuen Testaments bereits im Vorfeld weg.
Die Gemeinsamkeit zur Taufe Jesu Christi besteht
darin, dass Buße, also Umkehr oder Umdenken gefordert
wird. Aus der Bibel erfahren wir auch, dass die
Jünger des Johannes von Johannes persönlich getauft
wurden. Wir erfahren weiter, dass diese Johannesjünger
später nochmals, von den Jüngern Jesu, auf Jesus
Christus getauft wurden.
2. Die Taufe im Heiligen Geist
Zahlreiche Stellen der Heiligen Schrift sprechen von
einer Taufe im Heiligen Geist, so z.B. bei der Ankündigung
von Johannes dem Täufer in Markus 1,8: „Er
aber wird euch mit dem Heiligem Geist taufen“ oder
in der Apostelgeschichte 1,5: „Ihr aber sollt im Heiligen
Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen.“
Bitte beachten Sie, dass es hier überhaupt nicht um die
heute praktizierte Taufe geht, sondern Jesus würde
den Menschen bei ihrer Bekehrung den Heiligen Geist
geben, was hier mit Taufe ausgedrückt wird. „Bekehrung“
bedeutet letztlich nichts anderes als: „Ich kehre
um! Ich erkenne, dass mein bisheriger Lebensweg
völlig falsch war, und ich mache eine Kehrtwendung
um 180°. Ich wende mich ganz bewusst Jesus Christus
zu.“ Es geht also um eine Änderung der Gesinnung
und nicht etwa darum, die Kirchenzugehörigkeit zu
wechseln. Sehr schön ist das auch bei der Bekehrung
16
Taufe – Türöffner in den Himmel?
(gläubig werden[3]) des Hauptmanns Kornelius in der
Apostelgeschichte 11,16 zu erkennen, als Petrus sagt:
„Ihr aber sollt im Heiligen Geist getauft werden“.
Aus allen diesen Beispielen wird deutlich, dass es
nicht um Taufe, sondern um Bekehrung und Wiedergeburt
geht. Wer sich bekehrt hat, wer also umgekehrt ist,
der ist neu geboren aus Wasser und Geist, was auch in
dem Wort „Wiedergeburt“ ausgedrückt wird. Wer das
Wasser bzw. Wort der Wahrheit im Glauben angenommen
hat, der empfängt den Geist aus Gott, den Heiligen
Geist. Diese geistliche Geburt ist als eine zweite
Geburt zu betrachten. Die erste Geburt ist fleischlich,
die zweite Geburt ist geistlich.
3. Die Taufe in den Tod
Wenn Jesus von der „Taufe in den Tod“ redet, ist aus
dem Textzusammenhang klar zu erkennen, dass er von
seinem eigenen Tod redet, was wieder absolut nichts
mit unserem Thema Taufe zu tun hat. Siehe dazu z.B.
Matthäus 10,38-39, als er fragt: „Könnt ihr den Kelch
trinken, den ich trinke und getauft werden mit der
Taufe, womit ich getauft werde“? Es geht hier eindeutig
um seinen bevorstehenden Tod. So auch bei Lukas
12,50: „Aber ich habe eine Taufe zu bestehen...“
[3] Wenn ich von „gläubig“ rede, dann bedeutet es hier und in allen
nachfolgenden Verwendungen dieses Begriffes, dass es sich um
Menschen handelt, die sich bekehrt haben. Nur wer sich bekehrt
hat, ist nach biblischem Verständnis auch gläubig zu nennen.
17
II. Taufe ist nicht gleich Taufe
4. D ie christliche Taufe nach biblischem
Verständnis
Das ist die Taufe, über die ich in diesem Büchlein sprechen
will und deren Bedeutung, Zweck und Ausführung
eingehend beleuchtet werden soll.
a) Die Taufe als Befehl
In den bekannten Stellen Matthäus 28,19 und Markus
16,16 finden wir die Aufforderung Jesu Christi zum
Taufen. Persönlich scheint mir das Wort „Befehl“ etwas
überzogen. Ich denke, es ist einfach eine wichtige
Anweisung, die Jesus seinen Jüngern kurz vor seiner
Himmelfahrt gab. Wir können in der Bibel nachlesen,
unter welchen Bedingungen die Taufe durchgeführt
werden soll und darf.
b) Die geistliche Bedeutung der Taufe
Hier geht es um die Frage der Bedeutung der Taufe,
also um den geistlichen Hintergrund und nicht um den
praktischen Taufvorgang als solchen. Was bedeutet die
Taufe? Und was passiert bei der Taufe? Die wichtigsten
Bibelstellen finden wir in Römer 6, Kolosser 2, und 1.
Petrus 3.
c) Die Ausführung der Taufe
Hier haben wir zahlreiche Hinweise in der Heiligen
Schrift, auf die später ausführlich eingegangen werden
soll. Dieser Vorgang ist wichtig, denn es stellt sich hier
die Frage, wann wird wie, bei welchem Anlass und unter
welchen Voraussetzungen die Taufe vollzogen?
18
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Grundlagen
der Taufe
Der Begriff Taufe hat mit Wasser, Täufling und Taufendem
zu tun. Dies sind die äußeren Merkmale, welche
zu einer Taufe gehören. Aber was beinhaltet die
Taufe wirklich? Was versteht die Bibel unter diesem
Begriff? Es gibt viele Auslegungen und Meinungen,
welche sich grundlegend widersprechen. Deshalb wollen
wir die Bedeutung des Begriffs „Taufe“ von der Bibel
her betrachten.
In Apostelgeschichte 19 lesen wir von einer Begebenheit
in Ephesus. Dort traf Paulus einige Jünger:
Apg 19,1-5
Es begab sich aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus,
nachdem er die obern Länder durchzogen hatte, nach Ephesus
kam. Und als er etliche Jünger fand, sprach er zu ihnen:
Habt ihr den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?
Sie aber sprachen: Wir haben nicht einmal gehört, ob
ein heiliger Geist sei! Und er sprach zu ihnen: Worauf seid
ihr denn getauft worden? Sie aber sprachen: Auf die Taufe
des Johannes.
III.
Was bedeutet die Taufe?
?
19
III. Die Grundlagen der Taufe
Da sprach Paulus: Johannes hat mit der Taufe der Buße
getauft und dem Volke gesagt, dass sie an den glauben
sollten, der nach ihm komme, das heißt an Christus Jesus.
Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des
Herrn Jesus.
Bei dem Gespräch mit den Jüngern kamen Paulus
wohl Zweifel über die Echtheit ihres Glaubens. „Habt
ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“
lautete deshalb seine Frage. Die Jünger antworteten
ihm, dass sie nicht einmal gehört hätten, dass es
einen Heiligen Geist gäbe. Daraufhin fragt Paulus:
„Auf die Taufe des Johannes“, gaben sie ihm zur Antwort.
Hierauf erklärte Paulus ihnen die Botschaft des
Johannes, dass es sich um eine Taufe zur Buße handle
und dass sie an den Messias glauben sollten. Diese Verkündigung
nahmen die Jünger im Glauben an und ließen
sich deshalb nochmals taufen, diesmal jedoch auf
den Namen Jesu.
Anhand dieses Textes können wir Verschiedenes
erkennen. Die entscheidende Frage bei der Taufe stellt
sich nicht im Wie oder Wann oder von wem, sondern
im Worauf.
Wir stellen fest, dass Paulus bei der Frage nach der
Taufe den Inhalt als entscheidendes Kriterium betrachtet.
Dieses Worauf bezieht sich auf etwas, das der Taufe
„Worauf seid ihr denn getauft worden“?
?
20
Taufe – Türöffner in den Himmel?
vorausgegangen sein muss, denn die Taufe stellt sich
als Folge oder Reaktion auf das Vorausgegangene dar.
Aus dem obigen Bibeltext wird deutlich, dass der Taufe
eine Botschaft vorausgeht, eine Verkündigung, die
der Täufling gehört haben muss. Bevor es zu einer Taufe
kommt, hat der Täufling etwas gehört, das zur Entscheidung
herausfordert. Somit genügt das Hören allein
nicht. Der Mensch muss das Gehörte mit Glauben
verbinden, also mit dem Vertrauen auf das Gesagte.
Der Hörende ist von der Vertrauenswürdigkeit des Boten
und der Botschaft überzeugt worden und glaubt
dieser Botschaft.
Die Taufe hat als Grundlage also eine Lehre und einen
Verkündiger, welchem der Täufling Glauben geschenkt
hat. Diesen Glauben drückt er durch die Taufe
aus. So kann von der Taufe des Johannes gesprochen
werden, da er Verkündiger der Botschaft vom nahenden
Reich Gottes war, auf das sich die Menschen
vorbereiten sollten. Ebenso werden Christen auf den
Namen Jesus getauft, da Jesus Christus gleichzeitig
Verkündiger und Inhalt der Botschaft ist.
Von entscheidender Bedeutung bei alledem ist jedoch,
dass der Ausgangspunkt des Boten und der Botschaft
Gott, der Vater, ist. Dieser beruft in den Dienst
und betraut seinen Diener mit der Verkündigung.
Letztlich geht alles auf Gott und sein offenbartes Wort
Was geht der Taufe voraus?
?
21
III. Die Grundlagen der Taufe
zurück. Die Taufe stellt dies deutlich heraus. Zusammenfassend
sei festgehalten: Taufgrund ist eine Botschaft
Gottes und ein von ihm eingesetzter Bote. Darauf
werden wir getauft.
In Lukas 7 stoßen wir in diesem Zusammenhang auf
einen interessanten Text, durch den uns eine weitere
Wahrheit über den eigentlichen Sinn der Taufe aufgetan
wird.
Lk 7,29-30
Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott
Recht, indem sie sich taufen ließen mit der Taufe des Johannes;
die Pharisäer aber und die Schriftgelehrten verwarfen den
Rat Gottes, sich selbst zum Schaden, und ließen sich nicht
von ihm taufen.
Hier sehen wir, dass die Botschaft Gottes von einigen
angenommen wurde, nämlich die Botschaft – hier verkündigt
durch Johannes, – dass der Mensch Sündenvergebung
braucht und sich bei seinem Versuch, sich
den Eintritt in das Reich Gottes durch eigene Werke zu
verdienen, auf dem falschen Weg befindet. Johannes
verkündigt: „Tut Buße“ d.h. anerkennt durch ein Umdenken
nach dem Hören der Botschaft, dass der dargelegte
Weg Gottes richtig ist und ihr in eurem bisherigen
Denken falsch lagt. Diesen Aspekt bringt die Taufe
zum Ausdruck.
22
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Das ist der eigentliche Sinn der Taufe, dass Gott in seinem
Urteil Recht hat. Gott verkündet und bekommt
Recht. Der Mensch anerkennt, dass Gott es besser weiß.
Die menschlichen Gedanken und Überlegungen treten
hinter Gottes Wahrheit und Offenbarung zurück.
Somit handelt es sich bei der Taufe um das Anerkennen
des Wortes Gottes, welchem wir uns unterstellen
und welches wir auf unser Leben anwenden. Diejenigen,
die sich dem Ratschluss Gottes widersetzten,
ließen sich nicht taufen, da sie der Botschaft nicht
glaubten. Sie gaben Gott dadurch nicht Recht.
Bei diesem Taufverständnis verliert die Taufhandlung
an sich jeden mystischen oder verwandelnden Charakter,
da sie ein Zeugnis des Glaubens darstellt, der schon
vorher in uns gewesen ist. Die Taufe ist also ein Zeugnis
dessen, was Gott in unserem Leben getan hat.
An uns hat sich das Wort aus Markus 1,8 „Ich habe euch
mit Wasser getauft; er aber wird euch mit Heiligem
Geist taufen“ erfüllt, nachdem wir gläubig geworden
sind. Die Taufe ist also ein nach außen sichtbares Zeichen,
dass man nun mit Christus lebt und sein eigenes
Leben auf ihn aufbaut.
Im Neuen Testament finden wir im 1. Brief des Apostels
Paulus an die Korinther sowie im 1. Brief des Petrus
zur Taufe und deren Inhalt Vergleiche aus dem Alten
„Sie gaben Gott Recht“
« »
23
III. Die Grundlagen der Taufe
Testament. Einmal handelt es sich um das Volk Israel
beim Auszug aus Ägypten und den Gang durch das
Rote Meer, beim anderen Beispiel dient uns Noah und
die Rettung in der Arche als ein Abbild für die Taufe.
Beide Vergleiche haben wieder die grundlegenden
Elemente der Taufe gemeinsam. Gott hat eine Botschaft
und einen Boten. Sowohl Mose als auch Noah waren
von Gott bestimmt worden, damit sie die Botschaft von
Heil und Gericht verkündigten. Es lag nun an jedem
einzelnen Hörer, wie er auf diese Botschaft reagieren
würde: Wird er Gott Recht geben oder Gott nicht Recht
geben und IHN durch seinen Unglauben damit zum
Lügner machen?
Um diese Frage zu klären und um für uns heute beantworten
zu können, müssen wir die Botschaft des Neuen
Testamentes kennen, denn auf deren Inhalt lassen
wir uns dann taufen.
Noah predigte die Vernichtung allen Lebens auf der
Erde; einzig in der Arche war Rettung. Mose stand für
die Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens.
Die Predigt des Johannes war eine Predigt zur Buße.
Aber was ist die Botschaft für uns heute?
Worauf sind wir getauft?
?
24
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Röm 6,1-15
Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren,
damit das Maß der Gnade voll werde?
Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben
sind, noch in ihr leben?
Oder wisset ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Jesus
Christus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind?
Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe
auf den Tod, auf dass, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit
des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so auch
wir in einem neuen Leben wandeln.
Denn wenn wir mit ihm verwachsen sind zur Ähnlichkeit
seines Todes, so werden wir es auch zu der seiner Auferstehung
sein,
wissen wir doch, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt
worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt
sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen;
denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde los gesprochen.
Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass
wir auch mit ihm leben werden,
da wir wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, nicht
mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn;
denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben,
ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er für Gott.
Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die
Sünde tot seid, aber für Gott lebet in Christus Jesus, unsrem
Herrn!
So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen
Leibe, so dass ihr seinen Lüsten gehorchet;
25
III. Die Grundlagen der Taufe
gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin, als Waffen der
Ungerechtigkeit, sondern gebet euch selbst Gott hin, als solche,
die aus Toten lebendig geworden sind, und eure Glieder
Gott, als Waffen der Gerechtigkeit.
Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr
nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid.
Wie nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem
Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!
In Römer 6 finden wir die gleiche Botschaft, wie sie
seinerzeit auch Paulus den Jüngern von Ephesus mitgeteilt
hat. Im Endeffekt geht es immer um einen Richtungswechsel
oder auch Machtwechsel in unserem
Leben. Die Sünde hatte uns bisher im Griff, gab die
Richtung unseres Lebens vor und hielt uns in Knechtschaft.
Aber mit dem Kommen des Christus wurde die
Macht der Sünde gebrochen. Deshalb stellt Paulus die
Eingangsfrage, ob wir weiterhin in der Sünde verharren
wollen, also weiterhin für die Sünde leben wollen.
Antwort: „Das sei ferne“.
Menschen, die davon ausgehen, dass sie durch ihre
eigene Gerechtigkeit (gute Werke) vor Gott bestehen
können, haben den Begriff „Sünde“ in der Tiefe seiner
Bedeutung nicht einmal im Ansatz erkannt. Der Mensch
wird nicht erst durch die Sünde zum Sünder, sondern
er wird seit dem Sündenfall als Sünder geboren. Dies
sagt Psalm 51 sehr deutlich. Die Taten und Gedanken
entsprechen lediglich dem inneren geistlichen Zustand
des Menschen. Nicht die Tat führt zum Sünder, sondern
der Sünder wird lediglich zum Täter. Durch diese Tat26
Taufe – Türöffner in den Himmel?
sache ist (bleibt) der Zorn Gottes über jedem, da Gottes
Gerechtigkeit keine Verbindung mit der Ungerechtigkeit
des Menschen zulässt. In der Bergpredigt spricht
Jesus davon, dass ein Mann bereits die Ehe gebrochen
hat, wenn er eine Frau auch nur ansieht und ihrer in
seinem Herzen begehrt. Wenn dies der Maßstab Gottes
ist, dann wird deutlich, dass Jesus Christus uns auf das
Problem der in uns wohnenden Sünde und Verdorbenheit
hinweist, damit wir zur Erkenntnis der Wahrheit
über uns selbst kommen können.
Wir sind der Sünde gestorben. Dies ist die Botschaft
des Neuen Testamentes für Gläubige. Es ist zuerst eine
Todesbotschaft für uns. Unser Zustand des geistlichen
Todes wird uns im Kommen und Sterben Jesu deutlich,
da er das, was er gestorben ist, der Sünde gestorben ist.
Die Sünde hat den Todesgeruch an sich, da sie vom Leben
Gottes trennt. Christus musste sterben, damit die
Macht der Sünde gebrochen wurde.
Wir Menschen werden mit dieser Tatsache konfrontiert
und müssen für uns selbst entscheiden. Anerkennen
wir, dass es um uns so schlecht bestellt ist?
Gilt dies auch für uns ganz persönlich? Ist uns unsere
ausweglose Lage, dieses Getrenntsein von Gott, in der
Tiefe bewusst geworden? Wenn dem so ist, gilt für jeden
Einzelnen von uns, was in den folgenden Versen
behandelt wird.
Wir müssen der Sünde sterben. Wir geben Gott Recht,
dass wir den Tod verdient haben. Das Gericht Gottes
über unser Sein und Handeln geschieht zu Recht. Wir
sind schuldig. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Daran
27
III. Die Grundlagen der Taufe
hat sich nichts geändert. Und so stehen auch wir unter
dem Todesurteil Gottes.
Die Frohe Botschaft
Doch an dieser Stelle beginnt das Evangelium. Um
unseren Zustand wissend hat Gott einen Rettungsweg
eröffnet, Christus, welchen ER für uns in den Tod gab,
damit wir durch Ihn leben sollen. Ergreifen wir im
Glauben[4] den Rettungsanker Gottes, anerkennen wir,
dass wir geistlich tot sind. Wir begraben unser bisheriges
Leben mit Christus durch die Taufe in den Tod.
Weil wir tot sind, können wir auch begraben werden.
Lebendige werden normalerweise nicht beerdigt.
Paulus geht sogar noch einen Schritt weiter. Weil
unsere menschliche Natur so abgrundtief verdorben
ist (Röm 7,18), muss diese auch mitgekreuzigt werden,
was bedeutet „außer Wirksamkeit gesetzt werden“.
Nur so ist ein neues Leben in Christus möglich! Ist uns
bewusst, dass in uns selbst nichts Gutes wohnt? Dass
wir zu allem fähig sind? Dass die menschliche Natur
in Gottes Augen ganz verdorben ist? Können wir Gott
darin Recht geben, wo doch auch soviel Gutes von
Nichtchristen getan wird? Anerkennen wir, dass Gott
uns besser kennt und die Tiefen unserer Herzen und
Gedanken vor ihm nicht verborgen sind?
Im Akzeptieren unseres Zustandes im Lichte Gottes
wird uns auch die Tragweite der Erlösung bewusst.
Etwas Neues muss an die Stelle des Alten treten. Eine
[4] G lauben im Sinne von „Vertrauen“
28
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Generalsanierung reicht nicht aus. Besser werden oder
das Veredeln der menschlichen Natur ist nicht möglich.
Zu tief sitzt der Stachel der Sünde und des Todes.
Allein ein Gekreuzigtwerden und Sterben kann uns
helfen, damit wir der Knechtschaft der Sünde entfliehen
können.
Mit Christus gekreuzigt, den Leib der Sünde außer
Wirksamkeit gesetzt, auf dieser Basis kann Gott etwas
Neues in uns schaffen.
Denn wenn wir mit Christus gestorben sind, dann
glauben wir auch, dass wir mit ihm leben werden.
Der Tod hat nicht das letzte Wort. Christus wurde
auferweckt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
In Christus wandeln auch wir in einem neuen Leben.
Als wir im Glauben das Todesurteil über uns selbst
gesprochen haben und mit dem Heiligen Geist getauft
wurden, sind wir zu einer neuen Schöpfung Gottes geworden.
Das Alte, d.h. „der alte Adam“ ist vergangen,
Neues ist geworden. Der Mensch ist eine neue Kreatur.
„Der alte Adam“, der alte Mensch, das alte Wesen des
Menschen, ist gestorben. Das heißt nicht, dass wir nicht
wieder sündigen können oder werden. Trotz Wiedergeburt
sind wir alle nicht so, wie wir sein sollten. Der
gläubig gewordene Mensch ist jedoch ein begnadigter
Mensch. Der nicht wiedergeborene Mensch bleibt hingegen
unter dem Zorngericht Gottes.
Wie Christus für Gott lebt, so sollen auch wir in
Christus Jesus für Gott leben. Es hat ein Herrschaftswechsel
stattgefunden. Nicht mehr die Sünde und das
Gesetz bestimmen unser Leben, sondern wir haben
29
III. Die Grundlagen der Taufe
uns der Herrschaft Gottes unterstellt. Durch die Gnade
Gottes herrscht die Sünde nicht mehr über uns. Wir
stehen nicht mehr unter dem Gesetz des alten Bundes,
das niemand halten kann, sondern wir leben im neuen
Bund der Gnade, durch den Glauben, der uns neu
gemacht hat. Aus geistlich Toten sind wir zu neuem
Leben gekommen.
Haben wir diesen Richtungswechsel in unserem Leben
vollzogen, so legen wir nun in der Taufe Zeugnis
dieses Ereignisses ab. Wir anerkennen die Botschaft
Gottes und seinen Boten Jesus Christus. Wir geben Gott
Recht und damit die Ehre. Die Taufe ist eine Reaktion des
wiedergeborenen Menschen, in welcher er sich sichtbar
auf Gottes Seite stellt und Gottes Wort gehorcht.
Mk 16,15-16
Und er (Jesus) sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und
predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt
und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber nicht glaubt,
der wird verdammt werden.
Der Taufbefehl im Markusevangelium ist klar und eindeutig.
Ein Mensch kommt durch die Verkündigung des
Evangeliums oder durch das Lesen der Heiligen Schrift
zum lebendigen Glauben, und dann wird er getauft.
Die Taufe als Befehl
(die zwei Aussagen im Markus- und Matthäusevangelium)
!
30
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Mt 28,18-20
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes
und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und
siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit!
Herbert Jantzen übersetzt:
Mt 28,19 Geht also hin und macht zu Jüngern alle in den
Völkern und tauft sie (d.h.: die Jünger, bzw. die Einzelnen
von den Völkern, die zu Jüngern geworden sind) auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Der Taufbefehl im Matthäusevangelium ist eigentlich
genau so klar. Jesus Christus gab diesen Taufbefehl nur
einmal – und zwar kurz vor seiner Himmelfahrt. So gesehen
kann es keine zwei Versionen oder Auslegungsmöglichkeiten
geben. Der Herr Jesus widerspricht sich
auch nicht selbst. Wer gedanklich die nachfolgenden
Überlegungen zulässt und zudem den Text von Herbert
Jantzen beachtet, wird erkennen, dass beide Taufbefehle
zusammenpassen und natürlich den gleichen
Gedankengang ausdrücken.
„Macht zu Jüngern ... und tauft sie“ (Mt 28,19) bedeutet:
Das Evangelium soll verkündigt werden. Die Menschen
hören der Botschaft zu. Der Teil der Zuhörer, der
das Wort Gottes bereitwillig annimmt und sich bekehrt,
31
III. Die Grundlagen der Taufe
wird durch die Annahme des Wortes zum Jünger Jesu
Christi. In dieser Stellung der Jüngerschaft wird dann
getauft.
Es gibt im deutschsprachigen Raum einige Bibelübersetzungen,
die Matthäus 28,19 anders übersetzen und
zwar wie folgt:
Mt 28,19
Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie
taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes
Hier kann der Eindruck entstehen, man könnte Menschen
durch die Taufe zu Jünger Jesu Christi machen.
Das ist aber gerade bei Säuglingen unmöglich, da sie
kein Bekenntnis ablegen können und andere Textstellen,
wie z.B. Markus 16,16, keine Taufe ohne Glauben
– also ohne Bekenntnis – zulassen. Deshalb ist dieser
Gedankengang klar abzulehnen. Schlussfolgerungen
wie diese sind abwegig, denn sie entsprechen nicht der
Lehre der Heiligen Schrift, wenn man deren Gesamtzusammenhang
betrachtet.
Kirchen, die Säuglinge taufen, vernachlässigen gerade
diese gesamtbiblischen Zusammenhänge, begründen
ihre Tauflehre auf Matthäus 28,19: „Macht zu
Jüngern, indem ihr sie tauft“, und behaupten, dieser
Taufbefehl lasse die Möglichkeit zu, Säuglinge zu taufen.
Später solle dann die biblische Lehre erfolgen und
dadurch der Glaube einsetzen. Das ist ein Irrtum.
32
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Grundvoraussetzung für den Vollzug der Taufe ist der
Glaube. Es geht dabei nicht um irgendeinen Glauben,
sondern gefordert wird biblischer Glaube, also Wiedergeburt.
Ohne diese Voraussetzung ist die Taufe nicht
möglich und führt auf Abwege.
Mk 16,16
Wer glaubt und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber
nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Apg 16,31-33
Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
gerettet werden, du und dein Haus!
Und sie sagten ihm und allen, die in seinem Hause waren,
das Wort des Herrn.
Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und
wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen,
er samt den Seinigen.
Diese zwei biblischen Texte und Aussagen sollen genügen
um zu zeigen, dass zur Zeit der Apostel der Glaube
die geforderte Grundvoraussetzung für die Taufe war.
Ich werde später ausführlich darauf zurückkommen.
Die Ausführung der Taufe
!
33
III. Die Grundlagen der Taufe
Apg 8,36-38
Als sie aber des Weges dahin zogen, kamen sie zu einem
Wasser, und der Kämmerer spricht: Siehe, hier ist Wasser!
Was hindert mich, getauft zu werden?
Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen
glaubst, so ist es erlaubt. Er antwortete und sprach: Ich
glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Und er hieß den Wagen anhalten, und sie stiegen beide
in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er
taufte ihn.
Der Täufling wurde nicht an einem Taufstein oder
Taufbecken mit ein paar Tropfen Wasser beträufelt,
sondern im Wasser getauft, und zwar in der Form, dass
er untergetaucht wurde.
Die übliche Form der Taufe war die Wassertaufe
!
34
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufe in der
Urgemeinde
Der ehemalige Württembergische Landesbischof Dr.
Gerhard Maier schrieb in seinem Bibelkommentar zum
Neuen Testament im 2. Teil auf Seite 500 Folgendes:
„In einem haben die Verfechter der Erwachsenentaufe allerdings
Recht: Die normale Taufe bei der Entstehung der
Urgemeinde war tatsächlich die Erwachsenentaufe, und die
meisten Taufaussagen des Neuen Testaments sind nur verständlich,
wenn sie Menschen betreffen, die sowohl getauft
sind als auch glauben. Vielleicht wird Gott es so fügen, dass
in der Endzeit die Erwachsenentaufe erneut überwiegen und
das Normale sein wird.“
Diese Gedankengänge sind erfreulich und gleichzeitig
erstaunlich. Es wäre wünschenswert, wenn in der Kirche
tatsächlich ein Umdenken einsetzen würde.
In diesem Kapitel möchte ich möglichst oft die Heilige
Schrift selbst zu Wort kommen lassen, deshalb
nehme ich mich mit Kommentaren zurück. Lassen wir
dem Wort Gottes Raum, und die Tauflehre der Urgemeinde
wird sich vor unseren Augen erschließen.
IV.
35
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Apg 2,37-41
Als sie aber das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie
sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen
wir tun, ihr Männer und Brüder?
Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und ein jeder von
euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung
eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des heiligen
Geistes empfangen.
Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen,
die ferne sind, so viele der Herr unser Gott herrufen wird.
Und noch mit vielen andern Worten beschwor und ermahnte
er sie und sprach: Lasset euch retten aus diesem
verkehrten Geschlecht!
Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es
wurden an jenem Tage etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
Apg 8,12-20
Als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium
vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi predigte,
ließen sich Männer und Frauen taufen. [keine Kinder /
Säuglinge. Anm. d. Verf.]
Simon aber wurde auch gläubig und hielt sich, nachdem er
Philippus – in Samarien – der Zauberer
2.
Die Rede von Petrus an Pfingsten in Jerusalem
1.
36
Taufe – Türöffner in den Himmel?
getauft worden war, stets zu Philippus; und da er sah, dass
Zeichen und große Wunder geschahen, staunte er.
Als aber die Apostel zu Jerusalem hörten, dass Samaria
das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und
Johannes zu ihnen.
Diese kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligen
Geist empfingen;
denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern
sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den
heiligen Geist.
Als aber Simon sah, dass durch die Handauflegung der
Apostel der heilige Geist gegeben wurde, brachte er ihnen
Geld und sprach:
Gebet auch mir diese Vollmacht, damit, wenn ich jemand
die Hände auflege, er den heiligen Geist empfange!
Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre samt dir ins
Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben
zu können!
Apg 8,26-39
Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach:
Steh auf und wandere nach Süden auf der Straße, die von
Jerusalem nach Gaza hinabführt; diese ist einsam.
Und er stand auf und machte sich auf den Weg. Und siehe,
ein Äthiopier, ein Kämmerer und Gewaltiger Kandaces, der
Der Kämmerer und Philippus
3.
37
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Königin der Äthiopier, welcher über ihren ganzen Schatz gesetzt
war, der war gekommen, um in Jerusalem anzubeten;
und nun kehrte er zurück und saß auf seinem Wagen und
las den Propheten Jesaja.
Da sprach der Geist zu Philippus: Geh hinzu und halte
dich zu diesem Wagen!
Da lief Philippus hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja
lesen; und er sprach: Verstehst du auch, was du liest?
Er aber sprach: Wie kann ich es, wenn niemand mich anleitet?
Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm
zu setzen.
Die Schriftstelle aber, die er las, war diese: «Wie ein Schaf
ward er zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm vor
seinem Scherer stumm ist, so tut er seinen Mund nicht auf.
In seiner Erniedrigung ward sein Gericht aufgehoben.
Wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn sein Leben
wird von der Erde weggenommen!»
Da wandte sich der Kämmerer an Philippus und sprach:
Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet solches? Von sich
selbst oder von einem andern?
Da tat Philippus seinen Mund auf und hob an mit dieser
Schriftstelle und verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.
Als sie aber des Weges dahinzogen, kamen sie zu einem
Wasser, und der Kämmerer spricht: Siehe, hier ist Wasser!
Was hindert mich, getauft zu werden?
Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen
glaubst, so ist es erlaubt. Er antwortete und sprach: Ich
glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
Und er hieß den Wagen anhalten, und sie stiegen beide in das
Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.
38
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte
der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer
sah ihn nicht mehr; denn er zog fröhlich seines Weges.
Betrachten Sie die ersten drei biblischen Berichte über
Begebenheiten, bei denen Menschen zum Glauben kamen
und dann getauft wurden. Es ist klar zu erkennen,
dass alle Begebenheiten folgende Merkmale aufweisen:
· Der Mensch muss bereit sein zuzuhören.
· Hat jemand Ohren zu hören, der höre!
· Das Evangelium der Errettung muss verkündigt
werden.
· Auch mit vielen anderen Ermahnungen noch verkündigte
er dem Volk die frohe Botschaft.
· Der Mensch muss das Evangelium ganz bewusst annehmen.
· Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht,
Gottes Kinder zu werden
· Bei dieser Annahme des Evangeliums (Bekehrung)
geschieht die Wiedergeburt
· Denn ihr wart «wie irrende Schafe», nun aber seid ihr bekehrt
zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen.
· Jetzt kann, darf und soll der gläubig gewordene
Mensch getauft werden.
· Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es
wurden an jenem Tage etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
39
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Dieser Werdegang zeigt sich als Regel ohne Ausnahme,
wie sich aus den ersten drei angegebenen Textstellen
erkennen lässt. Jeder Leser ist aufgefordert, persönlich
diese Berichte zu überdenken, und die oben genanten
Punkte daraufhin zu überprüfen.
Wenn Sie den bisherigen Aussagen zustimmen können,
dann können wir zu diesem Zeitpunkt zumindest
eine Tendenz feststellen, wie und unter welchen Voraussetzungen
die Taufe in der Urgemeinde gehandhabt
wurde.
Das soll uns aber jetzt noch nicht genügen. Schauen
wir deshalb, ob es seinerzeit andere Varianten der Taufe
gegeben hat.
Apg 9,17-20
Da ging Ananias hin und trat in das Haus; und er legte
ihm die Hände auf und sprach: Bruder Saul, der Herr hat
mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf der Straße, die
du herkamst, damit du wieder sehend und mit dem heiligen
Geiste erfüllt werdest!
Und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und
er konnte wieder sehen und stand auf und ließ sich taufen,
nahm Speise und stärkte sich.
Er war aber etliche Tage bei den Jüngern zu Damaskus.
Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser
der Sohn Gottes sei.
Paulus vor Damaskus
4.
40
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Apg 22,16
Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und
deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
Apg 10,44-48
Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige
Geist auf alle, die dem Wort zuhörten.
Und die Gläubigen aus der Beschneidung, so viele ihrer
mit Petrus gekommen waren, erstaunten, dass die Gabe des
heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen wurde.
Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott hoch preisen.
Da antwortete Petrus:
Kann auch jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht
getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben,
gleichwie wir?
Und er befahl, dass sie getauft würden im Namen des
Herrn. Da baten sie ihn, etliche Tage zu bleiben.
Apg 16,27
Da erwachte der Kerkermeister aus dem Schlaf, und als er
die Türen des Gefängnisses geöffnet sah, zog er das Schwert
Kornelius der Hauptmann bekehrt sich
5.
Der Kerkermeister findet Gott
6.
41
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
und wollte sich töten, weil er meinte, die Gefangenen seien
entflohen.
Aber Paulus rief mit lauter Stimme und sprach: Tue dir
kein Leid an; denn wir sind alle hier!
Da forderte er ein Licht, sprang hinein und fiel zitternd
vor Paulus und Silas nieder.
Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muss
ich tun, um gerettet zu werden?
Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du
gerettet werden, du und dein Haus!
Und sie sagten ihm und allen, die in seinem Hause waren,
das Wort des Herrn.
Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und
wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen,
er samt den Seinigen.
Und er führte sie in sein Haus, deckte den Tisch und frohlockte,
dass er mit seinem ganzen Hause an Gott gläubig
geworden war.
Liebe Leserin, lieber Leser, bitte prüfen Sie selbst, ob
nicht auch in diesen drei weiteren Bibelstellen, die von
mir aufgezeigten fünf Merkmale, erfüllt sind. Wenn Sie
mir zustimmen können, dann halten wir fest, dass wir
bis hierher ein sechsfaches Zeugnis haben, wie in der
Urgemeinde mit der Taufe verfahren wurde.
In Bezug auf Apostelgeschichte 16 wird oft von Verfechtern
der Kindertaufe behauptet, dass, wenn das
gesamte Haus des Kerkermeisters getauft wurde, es
doch wohl logisch sei, dass es im Hause Kinder gab
und dass diese mitgetauft wurden.
42
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wirklich? Steht das im obigen Text? Nein. Es ist reine
Spekulation! Bei dieser Aussage wird in den Text
etwas hineininterpretiert, das nicht dasteht.
Es steht jedoch geschrieben, dass allen, die im Haus
des Kerkermeisters waren, das Wort des Herrn verkündigt
wurde und dass er mit seinem ganzen Hause an
Gott gläubig geworden war. Deshalb wurden er und
die Seinigen getauft.
Wir müssen uns an biblische Fakten halten und können
nicht willkürlich in den Text hinein argumentieren,
wie wir meinen, dass es gewesen sein könnte. Wir
dürfen nicht manipulieren, wie es uns passt oder wie
wir es gern hätten, damit es mit unserer Kirchenlehre
übereinstimmt. Wenn wir solche Spekulationen und
damit Vergewaltigungen des biblischen Textes auch
nur im Ansatz zulassen, dann kann jeder seine eigene
Geschichte erfinden. Ich bitte deshalb, so etwas unter
allen Umständen zu unterlassen. Ich bitte um mehr
Ernst und Respekt gegenüber der Heiligen Schrift.
Apg 18,7-8
Und er ging von dannen und begab sich in das Haus eines gottesfürchtigen
Mannes mit Namen Justus, dessen Haus an die
Synagoge stieß. Krispus aber, der Synagogenvorsteher, wurde
samt seinem ganzen Hause an den Herrn gläubig; auch viele
Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.
Krispus der Synagogenvorsteher
7.
43
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Wer jegliche Voreingenommenheit und anerzogene
Prägung beiseite schiebt, der wird erkennen, nachdem
er die vorangegangenen sieben biblischen Berichte gelesen
hat, dass hier nur Menschen getauft wurden, die
als sie das Evangelium hörten, fähig waren, eine Entscheidung
zu treffen.
Unsere Beweiskette ist lückenlos und würde vor
einem weltlichen Gericht von jedem Staatsanwalt akzeptiert
werden.
Schauen wir uns jetzt die letzte biblische Aufzeichnung
an, bei der über die Bekehrung und Taufe der Lydia
berichtet wird.
Apg 16,14-15
Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin
aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat
ihr das Herz auf, dass sie darauf achtete, was von Paulus
geredet wurde.
Als sie aber samt ihrem Hause getauft worden war, bat
sie und sprach: Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an
den Herrn gläubig bin, so kommet in mein Haus und bleibet
daselbst! Und sie nötigte uns.
Bekommen wir jetzt ein Taufproblem, oder gar eine
ganz andere Tauflehre? Auch aus diesem Text können
wir ersehen, dass alle fünf Punkte, die ich aufgezeigt
Lydia die Purpurhändlerin
8.
44
Taufe – Türöffner in den Himmel?
habe, erfüllt sind. Wir haben bereits ein siebenfaches
Zeugnis biblischer Lehre gemeinsam betrachtet. Dieser
letzte Bericht bestätigt es vollkommen.
Die Geschichte der Lydia wird in nur zwei Versen erzählt.
Es wurde also nur das Wesentliche aufgeschrieben
und auf Einzelheiten verzichtet. Muss jedes Detail immer
in der gleichen Ausführlichkeit geschildert werden?
Frage: „Müsste der Bibeltext sich zwingend anders
ausdrücken, wenn – nur einmal angenommen – zwanzig
Personen in diesem Haus gewohnt hätten und
siebzehn davon gläubig geworden wären und getauft
wurden?“ Nein! Der Text muss keinesfalls sagen, alle
wurden getauft, aber drei Kinder nicht. Der Text sagt
nichts über die Anzahl der Personen in diesem Haus.
Lieber Leser, Sie gestatten mir, dass ich mich genauso
verhalte wie die Verfechter der Kindertaufe. Sie erlauben
mir, dass ich genauso spekuliere und interpretiere
wie diese: Lydia war bereits über 60 Jahre alt. Ihr
Mann, Gajus Potius, war bereits gestorben. Sie hatte
vier Kinder. Das jüngste Kind war eine Tochter. Dieses
Mädchen hieß Susanne und war 15 Jahre alt.
Was sagen Sie zu solch einer Story? Verhalte ich
mich korrekt? Hätten wir mit diesem Gedankengang,
der auch zutreffend sein könnte, das Problem der Kindertaufe
gelöst?
Wenn Kinder oder Säuglinge zu biblischen Zeiten
getauft worden wären, dann würde uns die Heilige
Schrift das berichten. Da dies nicht der Fall war, finden
wir in der Bibel auch nichts über eine Säuglingsbesprengung
berichtet.
45
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
Es ist eminent wichtig, dies bei der Geschichte der Lydia
zu sagen und festzuhalten. Sie werden später erfahren,
warum. Beachten Sie bitte, dass wir zweifellos
davon ausgehen können, dass auch die achte Schilderung
genauso ablief wie alle anderen auch, da wir ein
klares siebenfaches Zeugnis über die biblische Taufe
der damaligen Zeit in Schriftform vorliegen haben.
Eine interessante Geschichte
Ich darf Ihnen eine Begebenheit, die sich vor einigen
Jahren zutrug, berichten: Eine fünfköpfige Familie aus
Stuttgart zog in den Schwarzwald. Die Frau[5] war sehr
beliebt in ihrer neuen Gemeinde. Obwohl sie zugezogen
waren, wurde sie mit einer hohen Stimmenzahl in
den Kirchengemeinderat der evangelischen Gemeinde
gewählt. Diese neue Kirchengemeinderätin nahm ihr
Amt sehr ernst. Nach einigen Jahren fand die Familie
zu Gott, d.h. die ganze Familie wurde gläubig. Gemeinsam
studierten sie eifrig in der Heiligen Schrift. Immer
wieder stieß die Frau auf Schriftstellen, bei denen es
um das Thema Taufe ging. Sie sprach mit niemandem
über dieses Thema und nahm sich vor, ganz bewusst
alleine zu forschen und zu prüfen, wie es sich damit
verhielte. Ihr war es wichtig, sich dabei von niemand
beeinflussen zu lassen.
[5] Ist Ihnen aufgefallen, dass ich (mit Ausnahme des ehem. Landesbischofs)
grundsätzlich keine Namen angebe? Natürlich stimmen
alle Aussagen. Ich möchte jedoch nicht, dass auch nur eine Person
hervorgehoben oder gar angegriffen und diffamiert wird. Es geht
hier allein um die Sache.
46
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Es dauerte ein paar Monate, bis sie erkannte, dass sie
sich taufen lassen sollte. Konsequent wollte sie diesen
Wunsch verwirklichen und war daher bei der nächsten
Taufe eines freien Bibelkreises dabei.
Obwohl diese Taufe nicht an die große Glocke gehängt
wurde, kam dieses Ereignis letztlich auch dem
örtlichen Pfarrer zu Ohren. Damit war es passiert. Der
Pfarrer, der Kirchengemeinderat und weitere übergeordnete
Autoritäten der Evangelischen Kirche waren
entsetzt. Es gab einen mächtigen Aufruhr mit zahlreichen
Gesprächen und aufklärenden Taufrunden,
welche die Sicht der Kirche stützen sollten.
Die Frau wurde schließlich aufgefordert, ihre Taufe
zu widerrufen, wenn sie ihre Mitgliedschaft im Kirchengemeinderat
nicht verlieren wolle. Die Kirchengemeinderätin
verabschiedete sich, ganz freiwillig, und
trat aus der Kirche aus. Warum reagierte die Kirche so
extrem?
Was ich mit dieser Begebenheit sagen möchte, ist Folgendes:
Die Tauflehre der Heiligen Schrift ist wirklich
einfach. Wichtig ist, dass man mit fragendem Herzen
an die Sache herangeht und nicht mit einer vorgefassten
Meinung, sonst wird das nichts und man verharrt
in seinem althergebrachten Gedanken- und Lehrgebäude.
Nur wer letztlich bereit ist, grundsätzlich seine
Haltung in dieser Lehrfrage zu hinterfragen und auf
den Prüfstand zu stellen, wird den biblischen Sachverhalt
erkennen.
In zahlreichen Gesprächen mit Theologen über die
Tauflehre wurde mir klar, dass die hochgeistigen theo47
IV. Die Taufe in der Urgemeinde
logischen Erklärungen oft so kompliziert sind, dass ein
normaler Mensch nur noch sagen kann: „Wer soll das
verstehen?“
Diese Komplexität führt dazu, dass sich Theologen[6]
manchmal einbilden, dass man studiert haben muss,
um die Bibel zu begreifen. Theologen maßen sich immer
wieder an, die unstudierten Gläubigen wie Schulkinder
zu behandeln. Ich denke, wir kennen alle die
Geschichte:
Apg 4,13
Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen
und erfuhren, dass sie ungelehrte Leute und Laien seien,
verwunderten sie sich und erkannten sie, dass sie mit Jesus
gewesen waren.
[6] Theologen sind Leute die an der Universität die Bibel studiert
haben oder auch Personen die eine mehrjährige Bibelschule absolviert
haben. Mir ist es wichtig, in diesem Zusammenhang zu
sagen, dass ich kein Theologe, sondern Kaufmann bin und dass
es mir in diesem Büchlein vor allem darum geht, dass jeder, der
diese Information liest, sie auch verstehen kann.
48
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufe –
ein Sakrament?
Verschiedene Kirchen praktizieren die Kindertaufe
mit dem Argument, dass es sich um ein so genanntes
Sakrament[7] handelt. Die Bibel kennt jedoch keine
Sakramente. Das Wort kommt in der Heiligen Schrift
überhaupt nicht vor.
In der Katholischen Kirche werden seit dem 12. Jahrhundert
sieben Sakramente gezählt: Taufe, Abendmahl,
Firmung, Buße, die Letzte Ölung, Ehe und Priesterweihe.
Die Evangelische Kirche erkennt nur die Taufe und
das Abendmahl als angeblich von Christus eingesetzte
Sakramente an. Die neuapostolische Kirche hat neben
Taufe und Abendmahl als drittes Sakrament die so genannte
Versiegelung.
Die Frage sei erlaubt, mit welcher Berechtigung Sakramente
definiert werden und dann von jeder Konfession
eine andere Auswahl getroffen wird. Warum
hat Martin Luther aus den sieben Sakramenten der Katholischen
Kirche einfach zwei gemacht?
V.
[7] E s gibt einen Reim, der in etwa so lautet: „Und kommt das Wort
zum Element, so wird daraus ein Sakrament“ o. ä. Beachten Sie
bitte, dass es Menschen sind, die so etwas erfinden und die sich
anmaßen, es zu praktizieren. Im Begriff des Sakraments steckt der
Wunsch nach Gnadenmittel, Heil bringendes Mittel, Heilszeichen.
49
V. Die Taufe – ein Sakrament?
Wenn diese sieben Sakramente tatsächlich von Jesus
Christus eingesetzt wären, müssten sich alle Kirchen
einig sein und daran halten. Dann hätte Luther sie
nicht einfach abändern können. Da diese Sakramente
jedoch Menschenlehre sind, hat er einfach fünf Sakramente
gestrichen. Ich wünschte, Luther hätte alle sieben
Sakramente gestrichen, dann hätte er erstens richtig
gehandelt und zweitens hätten wir heute unter den
Gläubigen ein paar Probleme weniger.
Die Heilige Schrift kennt überhaupt keine Sakramente.
Das sind reine Fiktionen, Erfindungen von
spitzfindigen Theologen.
a) Bedeutung des Sakraments in der Römischkatholischen
Kirche:
· Es ist das rituell vollzogene Zeichen (Gnadenmittel).
· Es bewirkt die Heiligung des Empfängers.
· Die Wirkung wird entfaltet durch die sakramentale
Handlung, und zwar losgelöst von der inneren Verfassung
von Spender oder Empfänger.
Nun, über die katholische Lehre auch nur ein weiteres
Wort zu verlieren, ist eigentlich unnütz. Die Katholische
Kirche ist eine sich irrende Kirche. Der Mensch erlangt
im Katholizismus angeblich Erlösung auf Grund des
Glaubens und religiöser Riten und ist nicht „Erlöst aus
Gnade; allein aus Glauben“ wie es in der Bibel steht.
Luther erkannte seinerzeit völlig richtig, dass es sich
hier um „Religion“ handelt und nicht um eine biblische
Gemeinschaft bzw. Kirche.
50
Taufe – Türöffner in den Himmel?
b) Die Bedeutung der zwei Sakramente in der
Evangelischen Kirche:
· Diese werden nicht mehr als heilsnotwendig
betrachtet.
· Sie sind nach Luther „sichtbare Worte“ und haben
keinen grundsätzlich andersartigen Charakter als die
Predigt. Ihre Wirksamkeit gründet im Glauben, nicht
im Vollzug der sakramentalen Handlung.
Wir können deutlich die Lehrunterschiede zwischen
der katholischen und der evangelischen Version erkennen.
Würde die Evangelische Kirche dem oben
geschilderten Gedankengang tatsächlich folgen, dann
wäre das lehrmäßig akzeptabel. Dass dem nicht so ist,
werden wir später sehen. Aus dem Verständnis der
Evangelischen Kirche, Taufe und Abendmahl seien
Sakramente, ergeben sich völlig logische und weitreichende
Konsequenzen, die zu einer gegensätzlichen
Haltung gegenüber der Lehre der Heiligen Schrift in
der Tauffrage führen müssen.
Sowohl die Evangelische als auch die Katholische
Kirche taufen, losgelöst davon, ob die Menschen glauben
oder nicht. Die Kirchen maßen sich hier ein Recht
an, das ihnen nicht zusteht. Nach der Lehre dieser
Kirchen ist also die Taufe grundsätzlich möglich und
gültig, selbst wenn Vater und/oder Mutter und/oder
die Taufpaten ungläubig sind. Selbst wenn ein liberaler
Pfarrer[8] tauft, gilt die Taufe als gültig, weil letzten
Endes Gott angeblich selbst tauft.
51
V. Die Taufe – ein Sakrament?
[8] Mit diesem Begriff wird umschrieben, dass dieser „Geistliche“ die
Bibel letztlich nicht uneingeschränkt als Wort Gottes betrachtet,
sondern die Bibel kritisch im Blick auf andere wissenschaftliche,
theologische oder historische Befunde bzw. Quellen deutet. Was
ist in der Heiligen Schrift Wort Gottes und was nicht? Das liegt
dann in der Entscheidung von Theologen. Welche Anmaßung!
Diese verwerflichen Gedankengänge aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts
nennt man Bibelkritik. Hier wird die Autorität Gottes
angegriffen. Ein so genannter liberaler Pfarrer ist deshalb nichts
anderes, als eine schöne Umschreibung für einen nicht wiedergeborenen
Pfarrer.
52
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Lehren der
Grosskirchen
Zu den so genannten Großkirchen in unserem Land
zählen in erster Linie die Katholische Kirche, die Evangelische
Kirche und mit Abstrichen auch noch die neuapostolische
Kirche. In diesen drei Kirchen wird die
so genannte Kindertaufe oder auch Säuglingstaufe
praktiziert.
Natürlich gibt es bereits innerhalb dieser drei Kirchen
deutliche lehrmäßige Unterschiede. Das Verständnis
zwischen der Katholischen und der Evangelischen
Kirche unterscheidet sich stark, aber darauf soll
im Moment nicht näher eingegangen werden.
Sehr interessant und aufschlussreich ist für mich ein
vierseitiges Faltblatt des „Gnadauer Theologischen Arbeitskreises“,
mit der Überschrift:
„Bedeutung der Taufe für die Gemeinde Jesu Christi
Eine Erklärung des Theologischen Arbeitskreises“
Hinter dem „Gnadauer Verband“, der diese Erklärung
zur Tauffrage erarbeitet hat, stehen zahlreiche Gruppierungen,
die jedoch alle mehr oder weniger dem
protestantischen Spektrum zuzurechnen sind. Ein
wohl hochkarätig zu nennendes Gremium verfasste
VI.
53
VI. Die Lehren der Großkirchen
am 6. März 2001 in Dillenburg dieses „Grundsatzpapier“.
Jene Schrift ist höchst bemerkenswert und soll
mir nun größtenteils als Leitlinie für die nachfolgende
Betrachtung der Tauflehre der Evangelischen Landeskirche
dienen. Aus diesem Schriftstück ist u.a. Folgendes
zu entnehmen[9]:
Die Überschrift dieser lehrmäßigen Abhandlung über
die Taufe in der Evangelischen Kirche ist sehr interessant.
Bereits in dieser Überschrift wird suggeriert, dass
es sich bei der nachfolgenden Lehre über die Taufe um
die Lehre der Gemeinde Jesu Christi handelt, die mit
der Evangelischen Kirche quasi gleichgesetzt wird.
Zu klären wäre deshalb zuerst, was unter dem Begriff
„Gemeinde Jesu Christi“ zu verstehen ist.
Die in der Heiligen Schrift festgehaltene Tauflehre
ist die Lehre für die Gemeinde. Die Ecclesia = die Herausgerufenen
= die Gemeinde, ist nichts anderes, als
die Personen, die wiedergeboren sind. Diese bilden
die Gemeinde Jesu Christi. Diese Gemeinde ist keine
Körperschaft, sie ist unsichtbar. In ihr befinden sich alle
Die Überschrift:
„Bedeutung der Taufe für die Gemeinde Jesu Christi“
1.
[9] Ich habe nur die maßgeblichen Aspekte/Zitate/Punkte aus diesem
Schriftstück entnommen. Diese geben jedoch einen guten
Überblick über das Gedankengebäude der evangelischen Seite, sei
es Kirche, Gemeinschaft etc.
54
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Gläubigen weltweit – gleichgültig, welcher Nationalität,
Sprache oder Kultur sie angehören.
Von diesem Gesichtspunkt aus kann keine christliche
Denomination dieser Welt für sich allein in Anspruch
nehmen, dass sie Gemeinde Jesu Christi sei. Natürlich
findet sich in vielen christlichen Gruppierungen – so
auch innerhalb der Evangelischen Kirche – Gemeinde
Jesu Christi, aber nur ein Teil der Mitglieder sind
Christen.
Nicht jeder, der einer christlichen Konfession angehört,
ist Christ. Wie sagte Billy Graham[10] so schön:
„Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er in die Kirche
geht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man
in die Garage geht“.
Das wäre in der Tat wünschenswert. Wir wollen prüfen,
ob diese Tauflehre aus den gesamtbiblischen
Zusammenhängen herausgerissen ist.
„Beim Bedenken dessen, was Taufe bedeutet, sollte unbedingt
darauf geachtet werden, dass nicht aus gesamtbiblischen Zusammenhängen
gerissen wird.“
2.
[10] A merikanischer Baptistenprediger, der durch seinen weltweiten
Vortragsdienst bekannt wurde.
55
VI. Die Lehren der Großkirchen
Richtig, der Mensch muss tatsächlich nichts leisten.
Der Mensch muss glauben, und der Glaube ist nach
der Heiligen Schrift keine Leistung. Die Taufe ist auch
keine Leistung, sondern ein Akt des Glaubens und des
Gehorsams. Womit wird der Mensch beschenkt, und
wie empfängt der Mensch das Heil? Empfängt der
Mensch durch die Taufe das Heil? Was sagt die Heilige
Schrift dazu?
Eph 2,4-9
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine große
Liebe, womit er uns liebte,
auch uns, die wir tot waren durch die Sünden, samt Christus
lebendig gemacht. Aus Gnaden seid ihr gerettet -
und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen
[Regionen] in Christus Jesus,
auf dass er in den darauffolgenden Zeiten den überschwänglichen
Reichtum seiner Gnade erzeigte durch Güte
gegen uns in Christus Jesus.
Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, vermittels des
Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;
nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
„Nach evangelischem Verständnis geht es vor allem um die
Einsicht, dass der Mensch nicht zuerst etwas leisten muss, sondern,
dass er beschenkt wird und von Gott das Heil empfängt.“
3.
56
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ich denke, dass aus dieser Bibelstelle deutlich wird,
dass der Mensch durch Glauben und durch die Gnade
Gottes gerettet ist und nicht durch die Taufe das Geschenk
des Heils empfängt.
Neben einer öffentlichen Darlegung der Sicht der
Kirche zur Tauffrage, scheint es doch, als sollte diese
Erklärung zudem dazu dienen, die Leute innerhalb der
Gemeinschaft einzuschwören und bei der Stange zu
halten. Ich habe den Verdacht, mit dieser Erklärung soll
versucht werden, die immer wieder aufkommenden
Unruhen um das Taufverständnis zu beschwichtigen.
Das vermute ich, ist die traurige Wahrheit.
„Mit dieser Erklärung möchte der Theologische Arbeitskreis
zunächst, aber nicht nur, die haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Raum der Gemeinschaftsbewegung[
11] ansprechen. Sie soll zu einer fruchtbaren
Auseinandersetzung anregen und hoffentlich zu einem größeren
Verständnis und Konsens in der Tauffrage beitragen“.
4.
[11] Gemeinschaftsbewegung – Dies ist ein Sammelbegriff für
zahlreiche einzelne Gemeinschaften aus dem evangelischen
Spektrum. Die Ausarbeitung der Tauflehre des Theologischen
Arbeitskreises ist für die einzelnen Gruppierungen verbindlich.
Eine dieser Gemeinschaften ist z.B. auch die Altpietistische Gemeinschaft,
kurz „Apis“ genannt. Allen Gemeinschaften ist zu
Eigen, dass es eine starke Anlehnung an die evangelische Kirche
gibt und damit auch an deren Lehren. So sehen sich z.B. die
„Apis“ als eine Gemeinschaft, die innerhalb der Kirche eigenständig
ist. Wenn man so will, Kirche innerhalb der Kirche.
57
VI. Die Lehren der Großkirchen
Darüber hinaus habe ich den Eindruck, eine fruchtbare
Auseinandersetzung wird gar nicht gewünscht und abweichende
Lehrmeinungen werden unterdrückt. Aus
eigener Erfahrung kann ich sagen, wer nicht über kurz
oder lang klein beigibt und sich der Lehrversion der
Gemeinschaft anschließt, muss die kirchliche Struktur
verlassen.
Deshalb ist die Erklärung auch nicht in der Lage, zu
einem größeren Verständnis in der Tauffrage beizutragen,
ganz im Gegenteil. Ein Konsens auf diesem vorgegebenen
Lehrverständnis ist angesichts der deutlichen
Abweichungen zur Lehre der Bibel eigentlich ausgeschlossen.
Wo lehrt die Heilige Schrift auch nur im Ansatz, dass
die Taufe dazu führt, dass man dadurch in eine Kirche
hinein getauft wird? So gesehen brauchen sich die
Verantwortlichen doch nicht wundern, wenn das „Kirchenvolk“
immer wieder aufbegehrt. Die Menschen
brauchen nur ihre Bibel zu lesen und nachzudenken.
Was sagt die Heilige Schrift zu diesem Thema?
„Gleichzeitig erheben sich Widerstände gegen die Verbindung
von Taufe und Mitgliedschaft in einer evangelischen Landeskirche.
Man versteht in diesem Fall die Taufe als Akt der Eingliederung
in die wahre, unsichtbare Gemeinde Jesu Christi
und/oder in die jeweilige Gemeinschaft bzw. Gruppe vor Ort.“
5.
58
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Apg 2,46-47
Und täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen
das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken
und in Einfalt des Herzens,
lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der
Herr aber tat täglich solche, die gerettet wurden, zur Gemeinde
hinzu.
Der Herr tat zu seiner Gemeinde hinzu. Er tat hinzu,
die sich bekehrt hatten und die dadurch gerettet wurden.
Diese bildeten die wahre Gemeinde.
Ich habe den Eindruck, die evangelische Kirche hält
es offensichtlich für nötig, hier tatkräftig nachzuhelfen.
Das funktioniert auch seit ein paar hundert Jahren
prächtig. Der Nachwuchs ist per Geburt gesichert. Es
wird einfach hinzugetauft. Automatische Kirchenmitgliedschaft.
Per Gesetz, also Hand in Hand mit der
staatlichen Gewalt, wird der Täufling dann sein Leben
lang zur Kasse gebeten. Kirchensteuer, so etwas gibt es
fast nur in Deutschland.
Es wäre wünschenswert, dass die Heilige Schrift wirklich
bindend wäre. Dann dürfte es keine Lehrunter-
„Diese Erklärung ist getragen von der Überzeugung, dass die
Heilige Schrift für uns bindend ist und uns deshalb miteinander
verbindet. Als evangelische Christen hören wir das Wort
Gottes in Übereinstimmung mit den Bekenntnissen der Reformation.“
6.
59
VI. Die Lehren der Großkirchen
schiede geben. Verbunden wären wir dann alle durch
das Wort Gottes und nicht durch unsere übereinstimmende
Meinung. Das ist ein deutlicher Unterschied.
Evangelische Christen? Katholische Christen? Warum
dieser Zusatz? Entweder sind wir Christen, und
zwar weil wir in Christus wiedergeboren sind, oder wir
sind keine Christen. Wenn ich kein Christ bin, dann bin
ich (sofern ich aus evangelischem Hintergrund komme)
ein getaufter und konfirmierter Heide.
Das Wort Gottes in Übereinstimmung mit den Bekenntnissen
der Reformation zu bringen und daran
festzuhalten, ist zu hinterfragen. Nur die Bibel kann
Grundlage und Basis für eine Reformation einer Kirche
sein. Keine Reformation kann sich neben die Heilige
Schrift stellen oder gar darüber. Halten wird deshalb
an der Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift fest und nicht
an Sterblichen. Auch Reformatoren sind nur fehlbare
Menschen. Solch ein Fundament hält nicht, weil es auf
menschlicher Lehre und damit auf Sand gebaut ist.
„... denn sie geschieht im Namen des dreieinigen Gottes“,
das ist gewiss keine biblische Begründung, dass
Gott in bzw. bei der Taufe handelt. Akzeptabel wäre
diese Aussage nur dann, wenn sie durch die Schrift
„Entscheidend ist, dass im Gesamtzeugnis der Schrift Gott in
der Taufe handelt, denn sie geschieht im Namen des dreieinigen
Gottes.“
7.
60
Taufe – Türöffner in den Himmel?
selbst untermauert würde. Die Heilige Schrift berichtet
jedoch nichts darüber, was laut der Evangelischen
Kirche bei der Taufe geschieht. Die Frage ist deshalb
erlaubt: Handelt Gott in der Taufe? Davon ist nirgends
die Rede, vielmehr aber davon, dass der Mensch der
Handelnde ist, und zwar einfach dadurch, dass er dem
Willen Gottes gehorsam ist und sich taufen lässt.
Bereits mit der obigen Aussage „Gott handelt in der
Taufe“ wird dieser Taufproblematik eine unangemessene
sakramentale Bedeutung mit einem mystischen
Charakter gegeben, die keinesfalls angebracht ist. Das
ist katholisches Denken! Den Namen Gottes, des Vaters,
des Sohnes und des Geistes anzurufen und dann
das Wirken bzw. Handeln Gottes zu erwarten, ist eine
mystische Handlung und erinnert eher an ein magisches
Denken.
Gerade weil der Gesamtzusammenhang des biblischen
Verständnisses vom Gnadauer Arbeitskreis
so betont wird, fordere ich diesen Zusammenhang
ein. Gerade das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift
ist eindeutig und an zahlreichen Stellen belegt: „Wenn
ihr glaubt, sollt ihr euch taufen lassen!“ Ich verstehe
das so, wie es dasteht: Zuerst der Glaube, verbunden
mit Bekehrung und Wiedergeburt, dann die Taufe. Der
Täufling lässt sich taufen, weil er damit bestätigt, was
er glaubt.
61
VI. Die Lehren der Großkirchen
Würde dieser Abschnitt in Verbindung mit der Taufe von
Gläubigen betrachtet, so wäre dies völlig korrekt. Korrekt
deshalb, weil der Apostel Paulus im Brief an die Römer
in Kap. 6 die geistliche Bedeutung der Taufe erklärt.
Dieser Text kann jedoch unter keinen Umständen in Zusammenhang
mit der Taufe von Säuglingen, Kindern,
Unmündigen oder gar Ungläubigen gebracht werden.
Wird dies trotzdem gemacht – mit der Erklärung, dass
durch den späteren Glauben die Taufe wirksam wird –
dann sehen wir durch diesen Blickwinkel, dass die Taufe
nach wie vor genau so sakramental betrachtet wird wie
bei der Katholischen Kirche. Dadurch nähern sich die
zwei Lehrversionen wieder deutlich einander an.
„In einem neuen Leben wandeln“: Wo wandelt der
Säugling in einem neuen Leben? Das ist doch gar nicht
möglich. Nur ein mündiger Mensch, der sich bekehrt
hat, wandelt in einem neuen Leben, weil er einen neuen
Geist bekommen hat. Den neuen Geist hat er nicht
durch die Säuglingstaufe erhalten, sondern erst durch
die Bekehrung und Wiedergeburt.
„Dadurch (durch die Taufe) werden Gottes Todesurteil und
Gottes Lebensurteil am Täufling vollzogen, und er wird aufs
Engste mit Jesus Christus verbunden: „Oder wisst ihr nicht,
dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in
seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die
Taufe in den Tod, damit wie Christus auferweckt ist von den
Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem
neuen Leben wandeln“ (Röm 6,3f; vgl. Kol 2,12).
8.
62
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wer sich mit dem Thema Taufe wirklich ernsthaft beschäftigt,
der muss alle Bibelstellen zu diesem Thema
im Neuen Testament nachschlagen. Dabei ist zu beachten,
dass die einzelnen Bibelstellen im Gesamtzusammenhang
gelesen und richtig zugeordnet werden.
Mt 28,18-20
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist
gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes
und lehrt sie alles halten was ich euch befohlen habe. Und
siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!
Über den Taufbefehl hatte ich bereits gesprochen. Jesus
sucht Freiwillige, er sucht Menschen, die an ihn und an
sein Erlösungswerk glauben. Jesus Christus hat zu keiner
Zeit einen Menschen gezwungen zu glauben oder
„In Matthäus 28,18 verbindet Jesus Christus die Taufe mit
seiner weltumspannenden Herrschaft. Indem Menschen «in
Christus» getauft werden und dabei Jesus als der Herr angerufen
und bekannt wird, weist die Taufe auf einen Herrschaftswechsel
hin: Nicht nur sündige Taten werden vergeben; der
Mensch wird auch von der Macht der Sünde befreit und zu
einem Leben in Reinheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit berufen.
Somit gehören Taufe und neues Leben in Christus zusammen
(vgl. Röm 6,1-11).“
9.
63
VI. Die Lehren der Großkirchen
sich taufen zu lassen. Er ist auch nicht gekommen, um
auf Erden zu herrschen, sondern um zu dienen und
um sein Leben als Lösegeld zu geben.
„Weltumspannende Herrschaft“ – Herrschen wird
Jesus Christus erst nach seiner Wiederkunft im Tausendjährigen
Reich.
Ich möchte Sie noch einmal ausdrücklich darauf
aufmerksam machen, denn wir vergessen das so leicht,
dass die Kirche bei diesem Lehrpunkt natürlich gedanklich
immer von der Kindertaufe ausgeht.
Die Kirche glaubt „in Christus“ taufen zu können,
und das ist verhängnisvoll. Der Begriff „in Christus“
taucht knapp achtzig Mal im Neuen Testament auf.
Wer alle Schriftstellen nachliest und im Textzusammenhang
betrachtet, wird erkennen, dass dieser Begriff
ohne Ausnahme immer verwendet wird, um die Stellung
eines Gläubigen oder einer biblischen Gemeinde
zu dokumentieren.
In aller Deutlichkeit ist deshalb zu sagen, dass ein
Mensch, der sich bekehrt und dadurch die Wiedergeburt
empfangen hat, sich bereits „in Christus“ befindet.
Damit ist die Stellung des Christen untermauert und
seine Verbundenheit mit seinem Haupt, Jesus Christus,
aufgezeigt. Den gleichen verbindenden Gedankengang
finden wir bei der Abhängigkeit vom Weinstock und
den Reben.
Eph 2,4-6
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine große
Liebe, womit er uns liebte,
64
Taufe – Türöffner in den Himmel?
auch uns, die wir tot waren durch die Sünden, samt Christus
lebendig gemacht - aus Gnaden seid ihr gerettet -
und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen
[Regionen] in Christus Jesus,
Eph 2,13
Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst ferne wart,
nahe gebracht worden durch das Blut Christi.
2Kor 5,17
Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
2Tim 3,12
Und alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen
Verfolgung leiden.
Kann man es deutlicher ausdrücken? Es ist klar ersichtlich,
dass mit dem Ausdruck „in Christus“ die Stellung
eines Gläubigen gemeint ist.
Die Kirche benutzt den Begriff, „in Christus (hinein)“
zu taufen. Sie geht weiter davon aus, dass Gott
bei der Taufe handelt. Diese Gedankengänge sind fatal.
Keine Taufe der Welt vermag das. Die Kirche verweist,
um ihre These zu untermauern, auf den Brief des Paulus
an die Galater.
65
VI. Die Lehren der Großkirchen
Gal 3,25-27
Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr
unter dem Zuchtmeister;
denn ihr alle seid Gottes Kinder durch den Glauben, in
Christus Jesus;
denn so viele von euch in Christus getauft sind, die haben
Christus angezogen.
Ganz offensichtlich wird hier nicht erkannt, dass diese
Aussage der Schrift, nichts, aber auch gar nichts, mit
der Glaubenstaufe zu tun hat. Hier geht es ausschließlich
um Bekehrung und damit wiederum um die
Stellung eines Gläubigen. Der Wiedergeborene ist in
Christus und in dieser Stellung wird er getauft.
Sie können jetzt sicher besser nachvollziehen, warum
ich mit Bemerkungen wie z.B.: „In Übereinstimmungen
mit den Bekenntnissen der Reformation“
nicht mitgehen kann. Natürlich war die Reformation
ein unermesslicher Segen für Deutschland, aber es
macht doch keinen Sinn, Versäumnisse und Irrtümer
aus dieser Zeit Jahrhunderte lang mitzuschleppen und
gar noch zu pflegen.
Falsche Rückschlüsse führen nun einmal zu falschen
Ergebnissen. Wenn man Säuglinge taufen will und auch
allen Ernstes glaubt, dass Gott in der Taufe handelt und
wenn man davon ausgeht „in Christus“ taufen zu können,
so braucht man dafür biblische Begründungen.
Es verwundert deshalb nicht, dass die Kirche meint, in
Matthäus 28,18-20 eine Lösung zu finden. Dieser Taufbefehl
wird von den Großkirchen missbraucht, um zu
66
Taufe – Türöffner in den Himmel?
suggerieren, dass vor dem Glauben durchaus die Taufe
kommen kann und erst später die Verkündigung des
Evangeliums erfolgt. Das ist schlicht nicht korrekt.
Dabei wird behauptet, die Reihenfolge, erst Glaube
und dann Taufe, sei nicht zwingend notwendig.
Man dreht diese Reihenfolge willkürlich um. Wer den
Text jedoch im Zusammenhang liest, wird unschwer
erkennen, dass in der Aussage „macht zu Jüngern“
selbstverständlich steckt, dass zuerst das Evangelium
verkündigt wurde. Wer sich dann bekehrt, indem er
das Wort der Wahrheit annimmt, ist bereits Jünger geworden
und darf dann getauft werden.
Folgt man jedoch dem irreführenden Gedankengang,
dass Säuglinge getauft werden können, dann hat dies
unabsehbare Folgen. Dann wäre nicht nur die Kindertaufe
möglich, sondern auch die Taufe von Erwachsenen
und nicht gläubigen Menschen. Ich will sogar noch
weiter gehen und behaupten, dass bei diesen Überlegungen
die katholische Zwangschristianisierung mit
den damit verbundenen Zwangstaufen gerechtfertigt
werden könnte.
Vor allem in Südamerika wurde unter der katholischspanischen
Führung das indianische Volk zwangsweise
bekehrt und dann getauft. Da die Indianer dadurch
natürlich keine Christen wurden und ihren Götzendienst
hätten weiterhin pflegen können, kam es vor,
dass sie sofort nach der Taufe umgebracht wurden – in
der irrigen Annahme, dass sie ja durch die Taufe gerettet
seien: Verbrechen im Namen Gottes.
67
VI. Die Lehren der Großkirchen
Die Schlussfolgerung aus dieser Betrachtung kann
nur sein: „Christus wohnt durch die Tatsache der Wiedergeburt
in mir (= Gottes Handeln). Ich lasse mich,
nachdem ich gläubig geworden bin, auf den Namen des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen (=
Glaubensgehorsam des Menschen und damit menschliches
Handeln). Dadurch ist die Taufe auf genau den
Stand reduziert, der angebracht ist. Der Gläubige ist
gehorsam und folgt dem Taufbefehl. Der Gläubige bestätigt
mit dem Taufakt genau das, was er glaubt. Jetzt
trifft Römer 6,1 ff zu – vorher nicht.
Liegt kein eigener rettender Glaube vor, dann hat
auch nach biblischem Verständnis keine Taufe stattgefunden,
sondern lediglich eine völlig willkürliche,
sinnlose, religiöse Zeremonie, eine Besprengung mit
ein paar Tropfen Wasser, die sich Taufe nennt, ohne es
in Wirklichkeit zu sein.
Nur wer sich letztlich unvoreingenommen, aber
konsequent mit dem Thema Taufe beschäftigt, wird
die biblische Linie erkennen. Wer einfach auf die Lehre
seiner Kirche, wie immer sich diese nennen mag, vertraut,
wird letztendlich darin gebunden und gefangen
bleiben.
„Herrschaftswechsel“: Die Gedankengänge und die
Forderung der Kirche, bezüglich des Herrschaftswechsels
sind sehr gut und auch aufschlussreich. Auch die
Aussagen, dass die Taufe und neues Leben zusammen
gehören, sind ausgezeichnet. Wir wissen alle, dass neues
Leben dann geschieht, wenn ein Mensch Gott findet,
wenn er Gottes Ruf folgt und sich bekehrt. Ist dies
68
Taufe – Türöffner in den Himmel?
alles geschehen und das neue Leben eingekehrt, dann
spricht nichts gegen die Taufe.
An dieser Aussage ist doch deutlich zu erkennen,
dass eine Taufe ohne neues Leben sinnlos ist. Was soll
eine Taufe von Säuglingen? Wo soll da ein Herrschaftswechsel
stattgefunden haben, und wo ist da neues Leben
entstanden oder zu entdecken?
„Somit gehören Taufe und neues Leben in Christus
zusammen“. Exakter kann man das gar nicht ausdrücken,
wie die Kirche es hier postuliert. Eine bessere
Begründung gegen die Kindertaufe gibt es gar nicht.
Warum hält sich die Evangelische Kirche nicht an ihre
eigene Erkenntnis?
Sehen Sie, auch bei dieser obigen Aussage dürfen wir
nie aus den Augen verlieren, dass die Schreiber dieser
Zeilen, sich auf die Taufe von Säuglingen beziehen.
„Der Getaufte erhält nicht etwas [...] aber in der Taufe
[...] spricht Gott den Menschen unverwechselbar [...]
einmalig und persönlich [...] sein Heil zu.“
„Damit ist die Taufe ein personales Geschehen zwischen Gott
und dem Menschen. Der Getaufte erhält nicht etwas. Vielmehr
tritt Christus selbst durch sein Wort und seinen Geist
in Beziehung zu ihm. Deshalb ist die Taufe weder ein bloßes
Symbolgeschehen noch eine magische Handlung, sondern
in ihr spricht Gott den Menschen unverwechselbar, einmalig
und persönlich sein Heil zu.“
10.
69
VI. Die Lehren der Großkirchen
Lieber Leser, glauben Sie das? Wenn Gott tatsächlich durch
die Taufe sein Heil zusagen würde, dann bräuchten sich
diese Menschen gar nicht mehr bekehren, weil sie bereits
gerettet sind. Zumindest aber stünde zu erwarten, dass
sich alle Menschen, die als Säuglinge getauft wurden,
später bekehren würden. Geschieht das? Wenn diese
Heilszusage tatsächlich durch die Taufe gegeben wäre,
und die Menschen bekehrten sich trotzdem nicht, dann
wären als logische Konsequenz trotzdem alle gerettet,
weil es eine Zusage Gottes an den Täufling bezüglich
des Heils gäbe. Gott lügt nicht, und seine Zusagen hält
er gewiss.
Erkennen Sie, dass wir durch diese angebliche
Heilszusage in der Taufe der Irrlehre der so genannten
Allversöhnung immer näher kommen?
Außerdem würde diese Kirchenlehre letztlich zu der
grotesken Situation führen, dass getaufte und ungläubige
Menschen gerettet sind und dass ungetaufte, aber
gläubige Menschen verloren gehen. Bei diesen abwegigen
Gedankengängen liegt das Heil der Errettung in
der Taufe. Spätestens jetzt sind wir auf dem klassischen
Weg der Selbsterlösung, und das ist Religion!
70
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Entscheidung für die Erwachsenentaufe wird von
der Kirche respektiert, aber nicht aus Einsicht, sondern
aus der Not heraus. Da wir nicht mehr im Mittelalter
leben, als die Menschheit von der Kirche gezwungen
wurde, ihre Kinder zu taufen, kommt es immer häufiger
vor, dass – und das ist sehr bemerkenswert – vor
allem gläubige Eltern, die sich über diese Problematik
Gedanken gemacht haben, ihre Kinder nicht taufen
lassen.
So gesehen bleibt der Kirche doch gar nichts anderes
übrig, als zu einem späteren Zeitpunkt zu taufen, um
dadurch die Menschen doch noch in die Kirche aufnehmen
zu können. Was sich so großzügig und gönnerhaft
anhört: „Beide Wege sind möglich – Säuglingstaufe
oder Erwachsenentaufe“ entspricht keineswegs
der Einsicht der Kirche.
„Abzulehnen ist aufgrund des biblischen Zeugnisses
eine Wiedertaufpraxis“: Klar ist, dass es sich hier nicht
um ein biblisches Zeugnis, sondern um die Sicht der
„In der Praxis der Taufe glaubender Erwachsener wird die
Antwort des Menschen auf Gottes Handeln betont. Obwohl
wir die Gefahr für relativ groß halten, dass sich dadurch Glaubende
mehr auf ihre menschliche Entscheidung verlassen als
auf Gottes Heilshandeln, respektieren wir die Entscheidung
für die Erwachsenentaufe. Abzulehnen ist aufgrund des biblischen
Zeugnisses eine Wiedertaufpraxis, weil sie Gottes
Zusage bei der vorausgegangenen Taufe nicht ernst nimmt,
ja sogar verneint.“
11.
71
VI. Die Lehren der Großkirchen
Kirche handelt. Die Heilige Schrift ist jedoch der Maßstab
aller Dinge und nicht die Sicht einer Kirche.
Schade, dass gerade der Kirche die Tauffrage so
wichtig ist und sie deshalb mit der Taufe nicht warten
kann, bis die Zeit dafür gekommen ist. So wird
der Weg zu einer späteren biblischen Taufe bereits im
Säuglingsalter verbaut. Wehe diese Taufe geschieht
später, wenn ein Mensch zum Glauben kommt doch,
dann wird aus einem (dann) echten Christen, der dem
Wort Gottes gehorsam ist, ein „Wiedertäufer“.
Ist diese Situation nicht grotesk? Diesen „Wiedertäufern“
erlaubt man dann noch, in der Kirche zu
bleiben, denn auf die Kirchensteuer möchte man nicht
verzichten, aber das Kirchenrecht verbietet ihnen jegliche
Aktivität innerhalb der Kirche. Verlassen diese so
genannten „Wiedertäufer“ dann die Kirchengemeinde,
dann ist das Geschrei groß. So verliert die Kirche ihre
besten Leute und merkt es nicht einmal.
Sagen Sie mir, lieber Leser, wer ist für diese Entwicklung
eigentlich verantwortlich? Wer trägt die Schuld?
Der „noch einmal Täufling“ oder die Kirche?
Irgendeine Zusage Gottes bei der Taufe von Säuglingen
ist für mich aus der Schrift nicht erkennbar. Deshalb
lehne ich diese Aussage ausdrücklich ab. Genau
aus dieser Tatsache heraus praktizieren Gläubige, die
sich nach ihrer Bekehrung taufen lassen, auch keine so
genannte Wiedertaufe, sondern sie gehorchen lediglich
der Aufforderung des Herrn Jesus Christus.
72
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ich selbst habe im Alter von 33 Jahren zu Gott gefunden.
Hätte ich damals im Glauben meine Kindertaufe,
an die ich mich nicht erinnern konnte, annehmen sollen?
Nein! Ich wurde nach biblischen Maßstäben nie
getauft, und deshalb ist hier gar nicht von Wiedertaufe
zu sprechen! Es liegt auch keineswegs eine zweite Taufe
vor, wie dies irrtümlich von der Kirche behauptet
und unterstellt wird.
Erinnern möchte ich bei dieser Gelegenheit an die
Kirchengeschichte. Nicht nur die katholische, sondern
auch die protestantische Kirche hat die so genannten
Wiedertäufer verfolgt. Nachweislich haben viele Tausende
dieser Täufer ihr Leben verloren. Luther hat persönlich
entsprechende Dekrete unterschrieben und ist
damit schuldig geworden. (s. dazu Kirchengeschichte:
„Die Taufgesinnten Gemeinden“ von S. H. Geiser). Die
Täufer wurden auf brutalste Weise verfolgt, gefoltert,
gerädert, ersäuft und bei lebendigem Leibe verbrannt.
Diese Verbrechen geschahen wegen der Tauffrage.
Die Anschuldigung der Kirchen gegen diese Menschen:
Wiedertäufer! Gotteslästerer! Dafür sind diese
Christen gestorben. Das ist die traurige, aber nachprüfbare
Wahrheit.
73
VI. Die Lehren der Großkirchen
Eine schöne, zu Herzen gehende Geschichte. Wer versteht
das nicht? Habt doch Mitleid! Aus menschlichen
Philosophien heraus wird getauft, weil man dann noch
den folgenden Gedanken anbringen kann: Das Kind ist
gerettet, auch wenn es sterben sollte. Wer möchte solch
einen Rettungsanker nicht? Leider ist das nur eine Geschichte
und ein frommer Wunsch!
„Es verwundert nicht, wenn vor allem aus dem Heidentum
kommende Eltern in der frühen Christenheit für die ihnen
geborenen Kinder vor allem ein Interesse hatten: Auch unsere
Kinder sollen an Gottes Heil und Schutz Anteil haben; sie
sollen nicht fern von seiner Gemeinde, seinem Geist, seiner
Herrschaft und Barmherzigkeit leben; man kann die Kinder
doch nicht unter der Herrschaft gottwidriger Mächte lassen!“
(Deshalb wurde und wird getauft)
12.
„Als einmaliger und unwiederholbarer Akt bleibt die Taufe
grundlegend für das gesamte Leben des Christen. Von der Taufe
aus wird das neue Leben als Leben in Christus erkannt. Die
Verkündigung ruft zu dem zurück, was Gott in der Taufe getan
hat: Wir werden daran erinnert, was dort an uns geschehen
ist … Entspricht (dieses Leben) diesem Handeln Gottes, ist es
Leben aus der Taufe? … das Geschenk zu bezeugen, das Gott
ihr (der Kirche) in der Taufe macht: Hier eignet er seine Gnade
zu und befähigt, aus ihr zu leben.“
13.
74
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Sehr fromme Gedankengänge. Sehr schön ausgeschmückte
Begriffe ohne biblischen Hintergrund, die
letztlich mehr Fragen offen lassen, als sie beantworten.
Stichpunktartig deshalb nur einige Gegenfragen:
· E inmaliger und unwiederholbarer Akt: Wo steht das
in der Schrift? Wenn man nicht die biblisch richtige
Taufe hat, ist es korrekt, sich noch einmal taufen zu
lassen! (Apg 19)
· G rundlegend für das gesamte Leben des Christen: Ist
die Taufe die Lebensgrundlage?
1Kor 3,11: Denn einen andern Grund kann niemand
legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus
Christus.
· Von der Taufe aus … als Leben in Christus …: Was bedeutet
das? Auch hier ist zu sagen, dass der Mensch
nicht von der Taufe aus das ewige Leben erlangt, sondern
durch Bekehrung d.h. Wiedergeburt.
· Was Gott in der Taufe getan hat …: Was hat er getan?
Biblische Begründung?
· Wir werden daran erinnert, was an uns geschehen ist:
Was ist geschehen?
· G emeinde Jesu Christ ...: Wer ist die Gemeinde Jesu
Christi? Die Namenschristenheit? Die Amtskirche?
· Das wird in der Taufe sichtbar: Was wird sichtbar?
· “Leben aus der Taufe“: Was ist damit gemeint?
· Hier eignet er seine Gnade zu ...: Welche Gnade bei
der Taufe?
75
VI. Die Lehren der Großkirchen
· Damit hat der allmächtige Gott die Herrschaft über
dein Leben angetreten.
G eschieht dies durch die Taufe? Bisher konnte ich dies
bei keinem Säugling feststellen.
· ob man bereit ist, auf den Reichtum biblisch-theologischer
Lehre aufmerksam zu hören.
Sollen wir nicht lieber auf Gottes Wort hören?
„Du bist getauft. Damit hat der allmächtige Gott die Herrschaft
über dein Leben angetreten; er lässt dich auch jetzt nicht aus
seiner Hand fallen; dafür hat er sich in der Taufe als Brief und
Siegel seines Handelns verbürgt. Er trägt dich durch, auch
wenn du nichts mehr weißt, glaubst oder fühlst.“ … „Auch an
dieser Stelle wird letztlich alles darauf ankommen, ob die eigene
Kritik an möglicherweise fremd gewordenen kirchlichen
Handlungen den Maßstab für das Verhalten abgibt; oder ob
man bereit ist, auf den Reichtum biblisch-theologischer Lehre
aufmerksam zu hören …“
14.
„Das Neue Testament berichtet verschiedentlich, dass die
Apostel Menschen mit ihren ganzen Häusern tauften (Apg
16,15.31; 18,8; 1Kor 1,16). Zum Haus gehörten damals die
Glieder einer Familie, auch unmündige Kinder und/oder Sklaven.
So betrachteten die Apostel es als dem Evangelium gemäß,
unmündige Kinder in die Taufe einzubeziehen.“
15.
76
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Dass dies so war, ist reine Spekulation. Mehr noch, es ist
eine Lüge. Mit dieser Aussage werden Menschen manipuliert
und in die Irre geführt. Sowohl das Selbstzeugnis
der Bibel, als auch die Kirchengeschichte sprechen eine
völlig andere Sprache. Das letzte Buch des Neuen Testaments,
die Offenbarung des Johannes, wurde zwischen
90 und 95 nach Christus geschrieben. In der Bibel finden
sich keinerlei Hinweise auf die Taufe von Säuglingen. In
den ersten 1 ½ Jahrhunderten nach Christus wurde keine
Kindertaufe praktiziert. Erst danach kam diese bedauerliche
Kirchenlehre auf. Die ersten außerbiblischen
Zeugnisse, dass Kinder getauft wurden, datieren aus
dem Jahr 175 nach Christus. Jeder meiner Leser kann
leicht erkennen, dass bei der Aussage der Kirche etwas
nicht stimmt, denn die sieben Sakramente wurden erst
im 12. Jahrhundert Dogma der Römisch-katholischen
Kirche und damit angeblich unumstößlich.
Lehrt das die Heilige Schrift?
1Petr 3,21
welches jetzt auch uns in einem bildlichen Sinn rettet in der
Taufe, die nicht ein Abtun der Unreinheit des Fleisches ist,
sondern das Zeugnis eines guten Gewissens vor Gott durch
die Auferstehung Jesu Christi.
„Die Taufe ist nicht in erster Linie Bekenntnisakt, sondern Gottes
Heilszusage über dem Täufling.“
16.
77
VI. Die Lehren der Großkirchen
Der Text sagt, dass die Taufe das Zeugnis eines guten
Gewissens vor Gott ist. Es handelt sich hier also um
ein Bekenntnis des Gläubigen und nicht um die Heilszusage
Gottes.
Das ist offenbar der wahre Grund für die Kindertaufe
der Kirchen. Gerade diese Kirche als Heimat gilt es
zu erhalten und zu verteidigen. Gerade deshalb wird
in die Kirche hinein getauft, obwohl das dem Gedankengang
der Schrift nicht entspricht. Es geht nicht nur
um die Identität und Heimatfindung – nein, durch die
Lehre der Kirche findet eine ungeheure Bindung an die
Kirche statt. So entfaltet die Kirche ihre Macht über die
Seelen.
Grundsätzlich ist als Zusammenfassung der vorangegangenen
Punkte festzuhalten: Bezüglich der Tauflehre
wird der Taufgrund völlig falsch gelegt. Säuglingstaufe
ist reine Menschenlehre und ein Machtmittel
der Kirche. Menschen werden nicht in Christus getauft,
sondern in die Kirche hinein.
Die Heilige Schrift lehrt: Wer gläubig wird, wird
von Gott zu seiner Gemeinde hinzugetan. Durch das
Wunder der Wiedergeburt, das Gott im Herzen eines
Menschen wirkt, ist dieser in Christus, ob er getauft ist
oder nicht.
„Taufe ist damit Aufnahme in eine sichtbare Gemeinde, die
zur geistlichen Identität und Heimatfindung beiträgt.“
17.
78
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Taufphilosophie der Kirche führt dazu, dass später
eine Konfirmation notwendig wird, die ich vergeblich
in meiner Bibel suche. Nach dieser Konfirmation
hat man Scheinchristen. Das sind dann Christen ohne
Christus, Namenschristen, die Jesu Tod und Auferstehung
nie für sich selbst angenommen haben.
Wie sieht der erhöhte Herr diese Kirche? Muss sie
vielleicht einmal aus dem Munde Jesu folgendes Urteil
hören?
Offb 3,1
Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt
der, welcher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne
hat: Ich weiß deine Werke: du hast den Namen, dass du lebest,
und bist tot.
Fehlinterpretation
Allgemein ist zu bemerken: Dem Wesen aller Sekten
ist es gemein, auf unklaren Bibelstellen ihre Sonderlehren
aufzubauen. Schwierige Bibelstellen werden
unterschiedlich ausgelegt und interpretiert. Biblische
Zusammenhänge werden ignoriert, um eine Sonderlehre
schaffen zu können, oder damit eine vorgefasste
falsche Lehrhaltung zu stützen.
Dass wir uns richtig verstehen: Ich behaupte hier
nicht pauschal, dass die evangelische Kirche, die eine
falsche Tauflehre praktiziert, eine Sekte ist, aber ich be79
VI. Die Lehren der Großkirchen
haupte, dass die Kirche in diesem Lehrpunkt die Schrift
fehlinterpretiert, um ihre Tauflehre zu begründen. Ob
dieses bewusst oder unbewusst geschieht, darüber
möchte ich weder urteilen noch richten.
Bereits Martin Luther vertrat in einer Übergangsphase
die Überzeugung, dass die Säuglingstaufe unbiblisch
sei. Später nahm er diese Erkenntnis zurück. Aus welchen
Gründen ist mir nicht bekannt, und eine Antwort
darauf verliert sich im Dunkel der Geschichte. Ich
kann mir durchaus vorstellen, dass es pragmatische
Überlegungen waren, die ich auch rein menschlich,
vor allem in Anbetracht der religiösen und politischen
Umstände der damaligen Zeit, nachvollziehen kann.
Das entschuldigt jedoch nicht, dass er einen falschen
Weg einschlug.
Eine verhängnisvolle Wirkung
Beim Schreiben dieses Büchleins, wurde mir deutlich,
dass die Tauflehre der evangelischen Kirche zwar deren
Fortbestand sichert, aber gleichzeitig in verhängnisvoller
Weise auch ein geistliches Leichentuch ist. Die
Mitglieder der Kirche werden leider über Kindertaufe
und Konfirmation am Himmel vorbeigeführt.
Die Mitglieder der evangelischen Kirche halten sich
oft für Christen, ohne es in Wahrheit zu sein. Diese Tatsache
ist die eigentliche Tragik. Jede Lehre, die Men80
Taufe – Türöffner in den Himmel?
schen in die Irre führt ist nun einmal eine Irrlehre, ob
das nun zu hart ausgedrückt ist oder nicht.
Jede kirchliche Gemeinschaft, die die biblische Linie
die im Johannesevangelium Kap. 3 wohl am deutlichsten
wird, verlässt, begibt sich auf dünnes Eis.
Joh 3,3-5
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich
sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so
kann er das Reich Gottes nicht sehen!
Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren
werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal
in seiner Mutter Schoß gehen und geboren werden?
Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn
jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er
nicht in das Reich Gottes eingehen!
Die Forderung Jesu Christi nach Buße, d.h. neuer Geburt
aus Wasser und Geist, oder Wiedergeburt ist unumstößlich.
Wird das nicht verkündigt, sondern ersetzt
durch ein von Menschen geschaffenes religiöses System
wie z.B. Säuglingstaufe und Konfirmation, dann
wird die Lehre der Heiligen Schrift verlassen.
Sagt man das öffentlich, dann wird man in kirchlichen
Kreisen schnell als ein „falscher Bruder“ bezeichnet.
Es ist erstaunlich, wie schnell heute Menschen,
die versuchen, sich eng an die Schrift zu halten,
81
VI. Die Lehren der Großkirchen
als Sektierer und Fundamentalisten abqualifiziert und
diffamiert werden.
In der Regel führe ich Diffamierungen dieser Art auf
eine gewisse Überheblichkeit zurück, die mir schon des
Öfteren begegnet ist. Menschen die dieses Verhalten
an den Tag legen, sind nicht bereit, sich auf biblischer
Grundlage mit Andersdenkenden auseinander zu setzen.
Bietet man konkret ein Gespräch an, wird es in der
Regel abgelehnt.
Diese Menschen verstecken sich hinter ihrer Kirche
und deren seit Jahrhunderten gepflegten Tradition,
ohne zu überdenken und zu prüfen. Letztendlich fehlt
aber auch das wirkliche Interesse, sich die Frage zu
stellen, was die Heilige Schrift tatsächlich lehrt. Solch
ein Verhalten ist bedauerlich.
Ich muss nicht Theologie studiert haben oder auf einer
Bibelschule gewesen sein, um die Heilige Schrift
zu verstehen. Seien Sie deshalb auf der Hut, wenn ein
Theologe versucht, Sie zu beeindrucken. Wenn Ihr Gesprächspartner
auf den griechischen Urtext verweist,
in dem angeblich etwas anderes steht, dann können Sie
davon ausgehen, dass ihm die Argumente ausgegangen
sind.
Die bekannten deutschen Übersetzungen sind ausgezeichnet.
Die Schlachter-Übersetzung, die Elberfelder82
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Übersetzung, die Luther-Bibel und die Übersetzung
von Prof. Herbert Jantzen sind textgenau. Leider liegt
die Übersetzung von Jantzen nur für das Neue Testament
vor.
83
VII. Ein denkwürdiger Abend
Ein denkwürdiger
Abend
„Die Taufe“ – ein Sprengsatz für die Gemeinschaftsbewegung.“
So können wir im Faltblatt des Gnadauer
Verbandes lesen. Wohl wahr! Deshalb wird auch immer
wieder versucht, diesen Sprengsatz zu entschärfen. Die
Schäfchen sollen auf Kurs gehalten werden. Das Thema
Taufe war deshalb auch Lehrpunkt bei der Altpietistischen
Gemeinschaft im Jahr 2005. Dem Leiter einer
Ortsgruppe war es bei diesem Thema mulmig. Deshalb
hatte er Verstärkung angefordert. Ein beeindruckender
Herr, ein führender Mann, trug dann die Tauflehre der
Kirche eingehend vor.
Eindrucksvoll mit sonorer Stimme und gelungenen
Anekdoten führte er an diesem Abend Regie. Taktisch
das muss man neidlos anerkennen, durchaus eine
Meisterleistung. Andächtig und voller Ehrfurcht gegenüber
solch einer kirchlichen Größe folgten die Zuhörer
seinen Ausführungen. Am Schluss konnte man
fast den Eindruck gewinnen, dass die Versammlung
am liebsten aufgestanden wäre um stehend zu applaudieren.
Tief durchatmen! Erleichterung! Die Zuhörer
waren doch wieder beruhigt. Man war sich nach den
Ausführungen dieses alten Bruders gewiss, dass die
Kirche mit der Säuglingstaufe doch Recht habe.
VII.
84
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Doch gegen Ende – ist es zu fassen? – wagten es doch
ein paar Andersdenkende einige kritische Anmerkungen
zu geben. Welch ein Skandal! Gerade hatten
wir gehört, was unsere Kirche zur Taufe lehrt. Wie kann
man auch nur den geringsten Zweifel daran haben?
Der Tumult war perfekt, die Wogen schlugen hoch und
in der gleichen Nacht wurde beschlossen, sich von solchen
Störenfrieden brüderlich zu trennen.
Niemand hatte etwas bemerkt. Das schockierte mich
am meisten. Niemandem der Kirchenmitglieder war
aufgefallen, dass hier ein Mann, aus meiner Sicht, Geschichten
erzählt hatte, schlau ausgedacht, durchaus
menschlich überzeugend und trotzdem dünkte es mich
als wären es Märchengeschichten wie aus Tausendund-
einer-Nacht. Augen und Ohren der Zuhörer waren
verschlossen, und ihre Herzen schienen aus Stein
zu sein. So ist es, wenn der Mensch nicht auf Gottes
Wort hören will. Dann ist alles vergeblich.
Sie glauben mir nicht?
Nun, einen kleinen konkreten Einblick in diesen
Abend hinein möchte ich Ihnen gewähren, und dann
urteilen Sie bitte selbst:
Erinnern Sie sich? Ich wiederhole kurz:
Wie war das mit der Bekehrung bzw. Taufe der Lydia?
1.
85
VII. Ein denkwürdiger Abend
Apg 16,14-15
Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin
aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat
ihr das Herz auf, dass sie Acht hatte auf das, was von Paulus
geredet wurde.
Als sie aber samt ihrem Hause getauft worden war, bat
sie und sprach: Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an
den Herrn gläubig bin, so kommet in mein Haus und bleibet
daselbst! Und sie nötigte uns.
Es war der achte biblische Bericht über eine Taufe, wie
sie in der Urgemeinde abgelaufen ist. Lydia, die Purpurhändlerin,
kam zum Glauben und wurde getauft.
Wir haben festgestellt, dass alle Begebenheiten, die wir
in der Heiligen Schrift nachgelesen haben, im Grunde
immer nach einem sich ähnelnden Muster abgelaufen
sind. Sie konnten vor allem erkennen, dass es in allen
biblischen Geschichten eindeutig so war, dass das Evangelium
verkündet wurde, die Menschen zuhörten und
der Herr diesen – wie bei Lydia – das Herz auftat. Die
Menschen bekehrten sich und wurden dann getauft.
So weit, so gut! Haben wir jetzt ein Problem? Nein,
natürlich nicht! Ein Problem hat nur die Kirche, wenn
was nicht wahr sein kann, nicht wahr sein darf. Um
dem Wort Gottes nicht gehorchen zu müssen, waren
die Menschen zu allen Zeiten erfinderisch. Wie löst
also die Kirche das Problem mit der Taufe?
Lesen Sie bitte, was ich mit eigenen Ohren gehört
habe. Der Vertreter der Kirche machte folgende konkrete
Aussage:
86
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Die Tauflehre der Kirche zu Apostelgeschichte
16,14-15:
· Gott tat der Lydia alleine das Herz auf.
· Nur Lydia bekehrte sich.
· Trotzdem wurde das ganze Haus der Lydia getauft.
· G etauft wurden nicht nur unmündige Kinder, sondern
auch ungläubige Erwachsene, also Knechte und
Sklaven.
· A lle im Haus der Lydia wurden getauft, auch die, die
das Evangelium vorher gar nicht gehört hatten.
Ich habe dazu fünf Fragen an meine Leser:
· Steht das so im biblischen Text?
· Lässt sich diese Schlussfolgerung aus dem Bericht ableiten?
· Ist das wirklich der Wille Gottes?
· Lehrte und meinte das Jesus Christus so?
· Wurde hier der Text korrekt interpretiert?
Das müssen Sie selbst entscheiden, denn es hat für Sie
ganz persönliche, folgenschwere und weitreichende
Konsequenzen.
Apg 5,29
Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man
muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Wenn Sie dieses Büchlein bis hierher gelesen haben,
dann sind Sie sicher auch verwundert. Es geht Ihnen
dann vermutlich wie mir. Ich konnte nur noch den
87
VII. Ein denkwürdiger Abend
Kopf schütteln. Dabei hatte ich den Eindruck, dass diese
Sicht der Dinge mit vollem Ernst und voller Überzeugung
dargelegt wurde. Das schockiert mich.
Die Gedankengänge dieser Kirche kennt die Heilige
Schrift nicht, und deshalb ist in ihr auch nichts dergleichen
berichtet.
Bitte gehen Sie jetzt gedanklich zum Punkt 7 der kirchlichen
Tauflehre zurück. Dort wird behauptet: „Gott
handelt in der Taufe“ Diese Aussage wurde auch an
diesem Abend getroffen. Ich versuchte in einer kleinen
Pause – im engsten Kreis – mehr über diese Behauptung
zu erfahren. Wie handelt Gott? Was macht Gott?
Gibt es Beispiele für das Handeln Gottes?
Lieber Leser, auf diese Frage wurde mir geantwortet,
dass wir uns eines Tages in der Ewigkeit wundern
werden und dass wir staunen werden, wie viele Dinge
es in der geistlichen Welt gibt, die wir nicht verstehen
können und die wir nicht wissen. So zum Beispiel:
2Kö 6,14-17
Da sandte er Pferde und Wagen und eine große Macht dorthin.
Und sie kamen bei Nacht und umzingelten die Stadt.
Als nun der Diener des Mannes Gottes am Morgen früh
aufstand und hinausging, siehe, da lag um die Stadt ein Heer
mit Pferden und Wagen. Da sprach sein Knecht zu ihm:
Die Kirche behauptet, Gott würde in der Taufe handeln.
2.
88
Taufe – Türöffner in den Himmel?
O weh, mein Herr! was wollen wir nun tun?
Er sprach: Fürchte dich nicht! Denn derer, die bei uns
sind, sind mehr, als derer, die bei ihnen sind!
Und Elisa betete und sprach: HERR, öffne ihm doch die
Augen, dass er sehe! Da öffnete der HERR dem Knecht die
Augen, dass er sah. Und siehe, da war der Berg voll feuriger
Rosse und Wagen rings um Elisa her.
Auf das Gebet von Elisa hin, öffnete Gott Elisas Diener
die Augen. Hier sehen wir das Handeln Gottes, aber
ich frage Sie, lieber Leser: „Was hat hier das Handeln
Gottes mit der Taufe zu tun?“
Sie gestatten mir deshalb noch einmal meine Frage,
ob Gott bei der Wassertaufe tatsächlich handelt, oder
ob es nicht vielmehr so ist, dass der Mensch Handelnder
sein soll, und zwar dadurch, dass er dem Willen
Gottes einfach gehorcht. Mit nichts haben die Menschen
aller Zeiten mehr Mühe als mit dem Gehorsam
Gott gegenüber.
An diesem Abend wurde auch in den Raum gestellt,
dass die „Wiedertäufer“ die Bedeutung der Taufe viel
zu hoch ansiedeln. Ist die Taufe denn nicht so wichtig?
Warum haben dann Katholische und Evangelische Kirche
in einer Ökumene des Schreckens wegen so eines
unwichtigen Lehrpunkts diese Menschen umgebracht?
Wie wichtig ist denn die Taufe tatsächlich?
3.
89
VII. Ein denkwürdiger Abend
Ich will nicht nachtragen, sondern vergeben. Ich will
aber auch nicht vergessen, was passiert ist. Meine
geistlichen Vor-Vor-Väter haben diesen Streitpunkt mit
ihrem Blut unterschrieben und bezahlt. Sie sind zum
Teil singend dafür in den Tod gegangen. Ich jedenfalls
werde dieses Martyrium, das sie durchlitten haben,
nicht gering achten.
Lesen Sie die Kirchengeschichte. Lesen Sie die Geschichte
der Waldenser, der Hugenotten, der Täuferbewegung.
Schreckliche Dinge sind passiert im Namen
Gottes. Die Kirchen haben dabei eine unrühmliche Rolle
gespielt. Dann schauen Sie sich bitte die Lebensgeschichte
der Reformatoren z.B. eines Dr. Martin Luther,
eines Calvin oder Zwingli an, und Sie werden verstehen,
warum die Kirche heute so ist, wie sie ist.
Der Kirche kann es doch mit der Taufe nicht schnell
genug gehen, und sie tauft die Säuglinge. Die Kirche
hat doch das größte Problem damit, wenn aus ihren
Reihen Menschen gläubig werden und sich dann taufen
lassen. Weshalb wird gerade von der Kirche oft die
Stelle aus dem Brief des Paulus an die Epheser zitiert
„Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“?
Eph 4,5
ein Herr, ein Glaube, eine Taufe;
Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe – seltsam, aber zwei
Taufwege? Säuglings- und Erwachsenentaufe – ist
beides möglich?
90
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Wie wichtig ist die Taufe tatsächlich? Ich weiß es nicht!
Es tut mir wirklich aufrichtig leid, aber ich kann Ihnen
nur sagen, dass wir rein vom praktischen Tun her nur
zu zwei Handlungen aufgerufen sind: zur Taufe und
zum Abendmahl.
Das Abendmahl
1Kor 11,24-25
Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen
wird, solches tut zu meinem Gedächtnis!
Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er
sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches
tut, so oft ihr ihn trinket, zu meinem Gedächtnis!
Das Abendmahl ist ein reines Gedächtnismahl, an
dem wir uns ganz bewusst erinnern sollen, was Jesus
Christus für uns getan hat. Das Brot steht für den gebrochenen
Leib des HERRN. Der Wein symbolisiert das
vergossene Blut des HERRN. Der wichtigste Aspekt ist
jedoch, dass wir bei diesem Mahl nicht nur daran denken,
dass Jesus Christus für uns gestorben ist, sondern
dass er wiederkommt. Die Wiederkunft Jesu Christi ist
doch die Hoffnung aller Christen; deren wollen wir gedenken
und daran wollen wir festhalten.
Es gibt Menschen, die glauben, dass durch die
Einnahme des Abendmahls ihre Sünden vergeben
würden. Das lehrt die Heilige Schrift aber nicht.
91
VII. Ein denkwürdiger Abend
Mt 26,28
Denn das ist mein Blut des Bundes, welches für viele vergossen
wird zur Vergebung der Sünden!
Im Blut ist das Leben. Das Blut Jesu Christi wurde vergossen.
Dieses Blut des Neuen Bundes reinigt uns von
aller Sünde. Wenn wir das im Glauben annehmen und
unsere Sünden bekennen, dann werden uns die Sünden
vergeben. Im Abendmahl gedenken wir dieser
Tatsache.
Die Einnahme von Brot und Wein kann keine Sünden
vergeben. Das wäre wiederum magisches Denken.
Die Taufe
Mk 16,16
Wer glaubt und getauft wird, soll gerettet werden; wer aber
nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Apg 22,16
Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und
deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
Und wenn ich mich trotzdem nicht Taufen lasse?
Lk 6,46
Was heißet ihr mich aber «Herr, Herr» und tut nicht, was
ich sage?
92
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Ihr Ja oder Ihr Nein zur Taufe, ist ganz allein Ihre Entscheidung.
Die kann ich Ihnen nicht abnehmen. Wie
unser HERR und Heiland Jesus Christus diese Entscheidung
einmal in der Ewigkeit gewichten wird,
vermag ich weder zu sagen noch zu beurteilen. Die
Heilige Schrift gibt mir über diese Frage keine ausreichenden
Informationen, und deshalb beginne ich nicht
zu spekulieren. In diesem Spannungsfeld der Entscheidung
müssen Sie leben.
Aber bitte fragen Sie sich doch einmal, wie wichtig
Ihnen die Ehre von Menschen ist. Für gläubige Kirchenmitglieder
liegt hier oft der wahre Hinderungsgrund
für die biblische Taufe.
Joh 12,42-43
Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber
wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht
von der Synagoge ausgestoßen würden.
Denn die Ehre der Menschen war ihnen lieber als die Ehre
Gottes.
93
VIII. Die Konfirmation
Die
Konfirmation
August Hermann Francke (22.03.1683 - 08.06.1727)
gilt als der Begründer des Halle’schen Pietismus. Der
geistliche Zustand der Lutheraner war ihm eine Not.
Die fehlenden geistlichen Früchte trotz Taufe waren
offensichtlich. In diese Zeit fallen auch die Anfänge
der Konfirmation, d.h. der Einsegnung und Zulassung
zum Abendmahl.
Bei der Betrachtung der oben geschilderten geschichtlichen
Entwicklung wird verständlich, warum
es über die Kindertaufe hinaus zu einer Konfirmation
gekommen ist und diese notwendig wurde. Dies um so
mehr, wenn man die drei Hauptlehrpunkte der Evangelischen
Kirche bezüglich der Taufe betrachtet.
Zur Erinnerung:
· Gott handelt in der Taufe.
· Der allmächtige Gott hat die Herrschaft über das
Leben des Täuflings angetreten.
· Taufe ist Gottes Heilszusage über dem Täufling.
Ist es nicht erstaunlich, was Gott alles bei der Taufe gemacht
haben soll? Da verwundert es doch sehr, dass ca.
vierzehn Jahre nach der Taufe, bei der Konfirmation,
VIII.
94
Taufe – Türöffner in den Himmel?
der so genannte Taufbund erneuert werden muss. Ist
das Band der Taufe rissig geworden? Bei dieser Erneuerung
– das haben Sie schon gelesen – wird der Konfirmand
gleichzeitig in die Gemeinde der Erwachsenen
aufgenommen. Dieses Fest der Konfirmation stellt einen
besonderen Tag der Kirche, der Eltern, Verwandten
und Konfirmanden dar, an dem die Kirchen brechend
voll sind.
An diesem Festtag könnte man fast meinen, alle
wären von der Liebe Christi und seinem Evangelium
bis ins Innerste durchdrungen. Welch eine Täuschung,
welch ein Irrtum! Jeder Pfarrer sieht sich mit der Tatsache
konfrontiert, dass fast alle Jugendlichen nach der
Konfirmation nicht mehr zur Kirche kommen. Das weiß
ich von mir selbst, denn es kam in mir eher das Gefühl
auf: „Jetzt bist du fertig, jetzt bist du entlassen“.
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen ist das die
traurige Wirklichkeit, über die Sie sich nicht hinwegtäuschen
dürfen und die von Zeit zu Zeit auch öffentlich
zugegeben wird. Man erlässt dann Aufrufe an die
Eltern, mehr hinter ihren Kindern her zu sein und sie
zu den Gottesdiensten zu schicken. Die heutige Jugend
lässt sich aber nicht mehr schicken. Sie verlangt nach
Vorbildern. Gehen die Eltern zur Kirche?
Spätestens an diesem Punkt sollte man bemerken,
dass etwas nicht stimmt. Ein wiedergeborener Christ
besucht selbstverständlich den Gottesdienst, denn
er kann ohne die geistliche Speise und die Erbauung
durch Gottes Wort nicht leben.
95
VIII. Die Konfirmation
Natürlich ist nichts gegen eine biblische Lehre einzuwenden,
wenn diese dem Wort Gottes entsprechend
im Konfirmandenunterricht weitergegeben wird. Aber
was soll diese Konfirmation als kirchliches Fest? Die
Konfirmanden leben nach der Konfirmation doch das
gleiche Leben wie vorher auch. Die Schlussfolgerung
daraus ist doch, dass bei der Konfirmation, bei der sie
angeblich zu Christen geworden sein sollen, nichts
passiert ist, und deshalb ist es ein frommer Selbstbetrug.
Ich halte also fest: Gott hat bei der Taufe nicht gehandelt
– und bei der Konfirmation auch nicht!
Das Scheck-Modell
Da gibt es doch diese schöne Geschichte mit dem
Scheck, den Gott angeblich bei der Taufe ausgestellt
hat. Diese Story habe ich in kirchlichen Kreisen schon
mehrfach gehört. Dieser Scheck muss später eingelöst
werden. Ob jetzt bei der Konfirmation der Einlösetag
gekommen ist? Oder wird der Scheck später bzw. nie
eingelöst?
Was passiert, wenn es trotz Lehrunterricht nicht zur
Bekehrung kommt? Hat Gott einen falschen Scheck
ausgestellt? Ist der Scheck geplatzt, oder lässt man ihn
einfach verfallen?
Ich wage zu behaupten – und Gott hat es bereits vor
rund 2000 Jahren geweissagt – dass die Menschheit
noch nie so gottlos und gottfern war wie gerade in unserer
Zeit! Nicht nur bei der Jugend bricht mehr und
mehr der antichristliche Geist durch. Der Begriff „Spaß96
Taufe – Türöffner in den Himmel?
gesellschaft“ kommt nicht von ungefähr. Die 68-er-Generation
ist inzwischen an den Schalthebeln der Macht
in dieser Republik. Sind das nicht tolle Vorbilder?
Das Vergnügen ist das angeblich wahre Leben. Es
hat viele junge Menschen gefangen genommen, und
mancher ist bereits in jungen Jahren straffällig geworden.
Die Debatten in den Medien über die gestiegene
Jugendkriminalität und härtere Strafen mögen zwar
auch Wahlkampf sein, aber dadurch rückt wenigstens
das eigentliche Problem, die Gottlosigkeit, einmal in
den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die Konfirmation ist kein Ersatz für die göttlich gewirkte
Wiedergeburt. Die Bibel sagt, dass hinter jeder
Abänderung und Verdrehung der Heilswahrheiten der
Heiligen Schrift der Gegenspieler Gottes steht, denn
der HERR bezeugt sich nur zur Wahrheit. Aus diesem
Grund warnte auch der Apostel Paulus so ernstlich:
1Tim 4,1
Der Geist aber sagt deutlich, dass in spätern Zeiten etliche
vom Glauben abfallen und verführerischen Geistern und
Lehren der Dämonen anhangen werden,
Gal 1,8-9
Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas
anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir
euch verkündigt haben, der sei verflucht!
Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum:
Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium predigt
außer dem, das ihr empfangen habt, der sei verflucht!
97
VIII. Die Konfirmation
Die Welt bildet sich ein, modern zu sein. Wir reden heute
von globalen Verflechtungen. Mehr Menschen denn
je sind jedoch nicht verflochten, sondern vereinsamt,
suchen Hilfe und stellen die Sinnfrage. Das Evangelium
wird auf moderne Weise mit viel christlichem Tamtam
verkauft. Verkauft im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich glaube eher, dass es dem Satan gelungen ist, die
Menschen mit irdischen Gütern und durch die Gier
nach Geld, Ansehen, Ehre, Urlaub, Sex und Sport zu
benebeln und zu berauschen.
Die Bergpredigt Jesu hat mehr denn je volle Gültigkeit.
In ihr wird befohlen, nach dem zu trachten, was
droben ist und nicht nach dem, was auf Erden ist. Wenn
man heute modernste Autos, PCs, Handys und Maschinen
auf dem Fließband fertigt und zu Tausenden
täglich vom Stapel laufen lässt, so kann man trotzdem
die Jugend auf dem „Konfirmationsfließband“ nicht zu
Christen machen.
Ein reiner Festakt, der sich Konfirmation nennt,
kann lediglich Christen ohne Christus schaffen. Christen
ohne Christus sind jedoch geistliche Leichen. Um
Christ zu sein, braucht es eine persönliche Entscheidung
und keinen vorgeschrieben Ritus. Deshalb kommen
aus dieser Praxis auch keine Christen. Unter diesem
Aspekt kann man auch folgenden Satz aus der
Bibel verstehen:
Mt 8,22
Jesus aber sprach zu ihm: Folge mir nach und lass die Toten
ihre Toten begraben!
98
Taufe – Türöffner in den Himmel?
Minus + Minus gibt kein Plus. Säuglingstaufe + Konfirmation
gibt keine Jünger Jesu Christi. Ich denke, dass
Sie erkannt haben, dass die Bibel keine Kindertaufe
kennt. Praktiziert man diese trotzdem, dann braucht
man wohl eine Taufbunderneuerung.
Der erste Fehler, lässt sich jedoch durch einen zweiten
Fehler nicht beheben. Überlegen Sie folgenden Fall:
„Zwei Menschen heiraten und nach 14 Jahren gehen sie
zu ihrem Standesamt und erneuern ihr Ja-Wort zu ihrer
Ehe. Das nennt sich dann Heiratsbunderneuerung.“
Haben Sie so etwas schon mal gehört? Nein? Ich
auch nicht! Statt einer biblischen Korrektur und damit
verbundenen Umkehr kommt es leider eher zu weiteren
Verirrungen. Die Evangelische Kirche führt jetzt
verstärkt „Tauferinnerungsgottesdienste“ durch. Was
wird noch alles kommen?
Ich halte es für unverantwortlich von Theologen,
durch die Konfirmation die Menschen irrezuführen.
Gott bezeugt sich nicht in einem derartigen Treiben.
Schauen Sie hinaus in die Welt. Schauen Sie sich den
geistlichen Zustand der Jugend und der Erwachsenen,
die konfirmiert wurden, doch an. Fast alle diese fehlgeleiteten
Menschen sind Heiden geblieben, während
sie sich selbst für Christen halten. Das macht es auch so
schwer, sie zu evangelisieren, denn Sie sagen mit einem
gewissen Recht: „Ich glaube auch an Gott, was willst
du eigentlich? Ich bin doch getauft und konfirmiert“.
Wir erschrecken, wenn in den Medien von einem
Mord berichtet wird, wenn ein Mensch einem anderen
das Leben genommen hat. Bedenken Sie aber, dass der
99
VIII. Die Konfirmation
Prediger einer Irrlehre den Menschen das ewige Leben
nimmt und sie für alle Ewigkeit verloren gehen. Was
sagt Jesus Christus dazu?
Mt 15,14
Lasset sie; sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder
den andern leitet, werden beide in die Grube fallen.
Statt Wiedergeburt gibt es Konfirmation, und das ist
Betrug. Kein einziges Wort steht davon in der Bibel.
Lassen Sie uns deshalb gemeinsam den biblischen
Weg aufzeigen und gehen. Dann werden die Menschen
die Wiedergeburt erleben, sich taufen lassen und ein
neues, göttliches, geistliches Leben führen.
100
Anhang
Wiedergeburt –
was ist das?
Johannesevangelium 3, 1-16
Es gibt ein Wort, das auf die meisten – nicht nur jungen
Menschen – unserer Tage eine geradezu magische
Anziehungskraft ausübt: „Diskussion“. In Diskussionen
versucht man, einer Sache auf den Grund zu gehen,
Tabus abzubauen, traditionelle Denkmodelle zu
überwinden und sich neue Erkenntnisse zu erarbeiten.
Schade, dass Diskussionen oft im Streit enden, weil
jeder meint, seine Sicht der Dinge sei die einzig richtige.
Besonders problematisch sind Diskussionen über
geistliche Dinge, weil die religiöse Prägung irgendeiner
Kirche oft als vermeintliche Wahrheit verteidigt wird,
ohne hinterfragt und vom Wort Gottes her überdacht
zu werden. Eine interessante Diskussion finden wir in
der Bibel zwischen Jesus und Nikodemus, der in der
Nacht zu Jesus kam (Lesen Sie bitte Johannesevangelium
Kap. 3, 1-16).
Dieser Nikodemus ist nicht irgendein x-beliebiger.
Er ist Theologe. Deshalb bezeichnet ihn der Text als
einen Lehrer des Volkes. Er ist ein hoch angesehener
Pharisäer, und er gehört zu den führenden Leuten im
so genannten „Hohen Rat“, einem Gremium mit 70
führenden Köpfen der damaligen jüdischen Welt. Als
101
Wiedergeburt – was ist das?
Pharisäer besitzt Nikodemus eine hervorragende Bibelkenntnis.
Er achtet peinlich genau auf eine geradezu
buchstäbliche Erfüllung der Gesetze, die in den fünf
Büchern Mose niedergeschrieben sind. Darin enthalten
sind auch die Zehn Gebote. Außerdem ist Nikodemus
ein hoher Regierungsbeamter und trägt eine große Verantwortung,
sowohl für das Volk Israel als auch für das
Weltjudentum. Er führt ein tadelloses, vorbildliches
Leben und wird von allen Bürgern hoch geachtet und
geschätzt. Sein Wort hat Gewicht.
Wir erfahren nun, dass dieser einflussreiche, gebildete
Mann nachts zu Jesus kommt. Er kommt nachts!
Vielleicht kommt er heimlich, vielleicht möchte er
nicht, dass er gesehen wird. Vielleicht auch, weil sich
die Gelehrten damals gerne in der Kühle der Nacht unterhielten.
Wir wissen es nicht. Nikodemus möchte mit
Jesus ein Gespräch führen. Die Reden und die gewaltigen
Taten des Propheten von Nazareth haben dafür
gesorgt, dass im Volk allerhand Aufregung entstanden
ist. Die widersprüchlichsten Gerüchte sind im Umlauf.
Jesus steht zwischen Glaube und Unglaube, zwischen
Vertrauen und Misstrauen, zwischen Annahme und
Ablehnung, zwischen Bewunderung und Verachtung.
Darum sucht Nikodemus ihn auf und hofft, sich durch
eine sachliche Diskussion von Lehrer zu Lehrer selbst
ein Urteil über Jesus bilden zu können.
Die Worte, mit denen Nikodemus das Gespräch
beginnt, sind sozusagen eine höfliche, respektvolle
Verbeugung vor Jesus: „Jesus, wir wissen, dass du
ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand
102
Anhang
kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott
mit ihm!“ Jetzt hätte man doch wirklich erwartet, dass
Jesus auf diese ausgesprochen freundliche Eröffnung
des Gesprächs eingeht. Hierauf gab Jesus nun eine
Antwort, die Nikodemus nicht erwartet hatte und die
sicherlich auch Sie, lieber Leser, überrascht. Er sagte:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht
von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes
nicht sehen.“ Nach dem Reich Gottes hatte Nikodemus
überhaupt nicht gefragt. Das Reich Gottes war für ihn
kein Diskussionsgegenstand. Nikodemus war fest davon
überzeugt, dass er als frommer Israelit, als Nachkomme,
als Sohn Abrahams, als Angehöriger des auserwählten
Volkes zugleich Bürger des Reiches Gottes
sei. Das war für ihn gar keine Frage. Vielleicht ist das
für Sie heute auch gar keine Frage. Achtung! Für Nikodemus
und Sie nicht – aber für Jesus! Darum warf diese
Antwort Nikodemus mitsamt seiner Gesetzestreue
und Frömmigkeit um.
„Sie kommen weder durch Ihre religiösen Übungen
oder Ihre menschlichen Qualitäten, auch nicht durch
Ihren vorbildlichen Lebenswandel und guten Ruf
in das Reich Gottes! Ihnen hilft weder Religion noch
Moral, weder Gelehrsamkeit noch mitmenschliches
Verhalten!“ Das bedeutet für Sie heute: Ihnen helfen
weder die Zugehörigkeit zu irgendeiner christlichen
Konfession noch das Mitsprechen des Glaubensbekenntnisses
im sonntäglichen Gottesdienst, weder Inanspruchnahme
kirchlicher (religiöser) Handlungen
noch christliche Erziehung. Ihnen helfen keine guten
103
Wiedergeburt – was ist das?
Taten und keine Werke der Barmherzigkeit. Das Reich
Gottes öffnet sich Ihnen nur, wenn Sie von neuem geboren
werden, sonst nicht.
Von neuem geboren werden – das ist für Nikodemus
tatsächlich etwas Neues. Davon hatte er vorher noch
nichts gehört. Dieser Begriff kam in seiner Theologie
bisher nicht vor. Fassungslos stand er da. Fassungslos,
weil er mit seiner Vernunft nicht begreifen konnte, wovon
Jesus sprach. Wohl wusste er, dass im Alten Testament
an verschiedenen Stellen von Bekehrung die
Rede war, aber er verstand darunter so etwas wie eine
Aufforderung zu mehr Frömmigkeit, mehr Sittlichkeit,
mehr gute Taten, mehr Anstand. Er hielt Bekehrung
für ununterbrochenes hartes Arbeiten an sich selbst
mit dem Ziel, sich religiös-moralisch und charakterlich
laufend zu verbessern.
Das bedeutet für Sie: Sie wurden vermutlich als
Säugling getauft und später konfirmiert oder gefirmt.
Sind Sie dadurch Christ geworden? Haben Sie ein Anrecht
auf das Reich Gottes? Sie haben doch keine neue
Geburt aus Wasser und Geist nötig, – oder etwa doch?
Dass Jesus dieses Bemühen von Nikodemus total
abwertete und sozusagen mit der Note „nicht ausreichend“
zensierte und statt dessen eine „neue Geburt“,
also eine völlige Neuschöpfung und damit eine
Existenzverwandlung im Sinne einer zweiten Geburt
verlangte, das wollte dem Pharisäer nicht einleuchten.
Jesus nannte in diesem Text den normalen, natürlichen
Zustand jedes Menschen „fleischlich“. Damit
kennzeichnete Jesus nicht nur die Hinfälligkeit und
104
Anhang
Vergänglichkeit des nicht wiedergeborenen, des unerlösten
Menschen, sondern auch seine Auflehnung und
Rebellion gegen Gott, seine Sünde also, deretwillen er
dem Gericht verfällt. Dieses Preisgegebensein an Sünde
und Gericht ist so total, dass weder Erziehung noch
Ideologie und Bildung Sie verändern und retten können,
sondern nur eine „neue Geburt“. Was ist damit
gemeint?
Eine völlige Erneuerung im Kern Ihres Wesens und
von Grund auf! Das war Nikodemus fremd, ja mehr
noch, er konnte mit dieser Aussage Jesu nichts anfangen
und darum stellte er die hilflos kindliche Frage:
„Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er
alt ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal in seiner
Mutter Schoß gehen und geboren werden?“ Eigentlich
eine dumme, törichte und kindische Frage. Durch
diese Frage können Sie aber auch erkennen, dass Nikodemus
nichts von dem verstanden hatte, was Jesus
ihm eigentlich sagen wollte. Jesus lachte jedoch nicht,
sondern nahm Nikodemus mit seiner Frage ernst und
antwortete:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht
aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht
in das Reich Gottes eingehen!“ Nein! Ohne diese neue
Geburt gehen Sie in die ewige Finsternis.
„Aus Wasser und Geist“: Was meinte Jesus damit?
Nun, „Geist“ können Sie wohl noch verstehen. Der natürliche
fleischliche Mensch muss den Geist aus Gott,
also den „Heiligen Geist“ empfangen. Aber was bedeutet
„Wasser“? Bei der Frage nach dem Wasser müssen
105
Wiedergeburt – was ist das?
Sie in Gottes Wort einsteigen. Da schreibt z.B. Paulus in
seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus, Kap. 5, 26:
„Christus hat sich selbst gegeben für die Seinen, auf
dass er sie heilige, nachdem er sie gereinigt (hat) durch
das Wasserbad im Wort“. (Anders ausgedrückt: indem
er Sie reinigt durch Waschen mit Wasser im Wort)
Paulus verwendet in diesem Text ganz offensichtlich,
die Vokabel „Wasser“ als Sinnbild, als Synonym
für das Wort Gottes. Ähnlich steht das in der Rede Jesu
vom Weinstock und den Reben. In Johannes 15, sagt er
zu den Jüngern:
„Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu
euch geredet habe.“ Auch hier wird ganz offensichtlich
dem Wort die dem Wasser inne wohnende reinigende
Kraft zugeschrieben. Hören Sie noch das bekannte Zitat
aus 1. Petrus 1, 23:
„..., als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem,
sondern aus unvergänglichem Samen,
durch das lebendige und bleibende Gotteswort!“ Diese
und andere Stellen zeigen Ihnen deutlich, dass mit dem
„Wasser“ das Wort Gottes gemeint ist und dass der alte
Mensch, der natürliche Mensch, durch das Wort Gottes
wiedergeboren wird zu neuem, unvergänglichem Leben.
Wenn das geschieht, so ist das jedes Mal eine Wirkung
des Heiligen Geistes. Darum spricht Jesus letztlich von
der Wiedergeburt aus Wort und Geist. Sie müssen also
ganz bewusst und ganz persönlich das Wort (Wasser)
Gottes annehmen und in Ihr Herz aufnehmen, damit Sie
den Geist aus Gott, also den Heiligen Geist empfangen
können. Diesen Vorgang nennt die Bibel Bekehrung.
106
Anhang
Dieses schreckliche und verpönte Wort „Bekehrung“,
bei dem Sie womöglich sofort in eine Abwehrhaltung
gehen, bedeutet letztlich nichts anderes als: Ich kehre
um! Ich erkenne, dass mein bisheriger Lebensweg völlig
falsch war und ich mache eine Kehrtwendung um
180°. Ich wende mich ganz bewusst Jesus Christus zu.
Dies geschieht letztlich in einem persönlichen Zwiegespräch
zwischen mir und Jesus. Das nennt man Beten.
Beten ist nicht ein herunterleiern von auswendig gelernten
frommen Sprüchen oder dergleichen, das sind
nur religiöse Übungen ohne jeden Nutzen. Nein! Beten
ist Sprechen mit dem Vater im Himmel. Dazu brauchen
Sie weder eine Kirche noch einen Pfarrer.
Ich möchte Sie an den berühmten englischen Prediger
Spurgeon erinnern. Als junger Mann geriet er in
Anfechtungen und Zweifel. Alles, was er in seinem
frommen Elternhaus über Gott und Christus gelernt
hatte, war ihm dunkel und zweifelhaft. Er hatte zwar
Glauben wie die meisten Menschen heute auch, aber
er war nicht gerettet, wie die meisten Menschen heute
auch. Es genügt nicht, die Existenz Gottes für wahr zu
halten. Das glauben die Dämonen auch! Da geschah es,
dass er sich an einem stürmischen Novembersonntag,
eigentlich mehr aus Zufall, in ein kleines methodistisches
Gotteshaus „verirrte“. Dort sprach gerade ein
einfacher Laienprediger, der keine große Rhetorik und
Gelehrsamkeit entfalten konnte, sich dafür aber um so
mehr an den Text aus Jesaja 45 hielt: „Sehet auf mich,
aller Welt Enden, so werdet ihr selig.“
107
Wiedergeburt – was ist das?
Nachdem dieser Prediger eine zeitlang über den
Text gesprochen hatte, wandte er sich plötzlich an den
so bedrückt dasitzenden jungen Spurgeon mit den
Worten: „Junger Mann, du siehst sehr elend aus, und
elend wirst du bleiben im Leben und im Sterben, wenn
du nicht heute Abend noch dem Worte folgst.“
Dann rief er mit lauter Stimme: „Blicke auf Jesus,
und tue es gleich!“ Spurgeon erkannte im Augenblick,
dass Gottes Geist das Wort Gottes für ihn lebendig gemacht
hatte. Er schaute weg von sich selber, er schaute
weg von seiner persönlichen Not, er schaute aber auch
weg von seinen Qualitäten, er schaute auf den für ihn
geopferten Heiland am Kreuz, und in diesem Augenblick
fühlte er, dass in seinem tiefsten Inneren das Wunder
der Heilung an ihm geschehen war. Verschwunden
waren die Zweifel wie Nebel vor der durchbrechenden
Sonne, die Last der Schuld fiel von ihm ab. Er sah nur
noch Jesus, seinen Heiland, und konnte jubeln vor
Dank und Freude. Das war der Beginn seines neuen
Lebens. Spurgeon wurde in der Folgezeit einer der begnadetsten
Prediger, den die Welt je gesehen hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Ihnen jetzt so
geht wie seiner Zeit dem Nikodemus. Sie schütteln den
Kopf. Sie können einfach nicht begreifen, wovon hier
die Rede ist, und deswegen erwarten Sie jetzt vielleicht
von mir, dass ich mich verständlicher ausdrücke, um
das Ganze plausibler zu machen. Ich muss Sie enttäuschen,
es tut mir leid, ich kann es nicht! Die Wiedergeburt
durch Wasser, also durch Wort und Geist, ist und
bleibt ein Geheimnis, das ich weder besser beschreiben
108
Anhang
noch erklären kann. Sie müssen es einfach selbst erleben.
Meine Frau und ich durften dies am 28. Mai 1982
erfahren. Ich hörte einmal von einem jungen Mann, der
sein Leben in Sünde und Sucht nicht mehr aushielt und
mit Tränen in den Augen ausrief: „Ich glaube, ich bin
falsch geboren worden.“ Dieser junge Mensch war der
Wahrheit näher, als er dachte, denn die Bibel sagt unmissverständlich,
dass nicht nur er, sondern alle, Fromme
und Gottlose, Herren und Diener, Kapitalisten und
Arbeiter, Könige und Bürger, falsch geboren wurden.
Gottes Wort sagt folgendes: „Aber sie sind alle abgewichen
und allesamt verdorben; keiner ist, der Gutes tut,
auch nicht einer!“ (Röm 3, 12)
Auch ich nicht! Der Apostel Paulus hatte das begriffen.
Deshalb schrieb er auch in Römer 7, 18: „Ich weiß,
dass in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt.“
Nichts! Nichts hab ich zu bringen, so beginnt dieses
„Von-neuem-geboren-werden“ aus Wort und Geist.
Aber in diesem Abgrund tiefster Sündenerkenntnis
und Sündennot, wo es scheinbar keine Hilfe und Rettung
mehr gibt, wo alles hoffnungslos zu sein scheint,
da entfaltet das starke Wort Gottes zugleich seine rettende
und befreiende Kraft.
Joh. 3,16: „Denn Gott hat die Welt so (sehr) geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der
an ihn glaubt, (d.h. der ihm vertraut) nicht verloren
gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Wissen Sie, es ist
der Heilige Geist, der dieses Wort in Ihnen zum Leuchten
bringen muss und der zu Ihnen sagt: Sie müssen
nicht verzweifeln, Sie brauchen in Ihrem Sünden109
Wiedergeburt – was ist das?
elend, in Ihrer Trostlosigkeit, in Ihrer Ausweglosigkeit
nicht zugrunde zu gehen, sondern sehen Sie doch hin,
was Gott durch seinen Sohn Jesus Christus für Sie getan
hat. Schauen Sie hin nach Golgatha, wo Jesus am
Kreuz stirbt zu Ihrem Heil, zu Ihrer Rettung, zu Ihrer
Begnadigung, zu Ihrer Erlösung. Wenn sich dann Ihre
Hände nach Jesus ausstrecken und das im kindlichen
Vertrauen und im Glauben annehmen, was er getan
hat, dann ist die Diskussion vorbei und Sie haben Gewissheit.
Voller Freude und Dankbarkeit werden Sie
dann mit einstimmen in den Jubel: „Bis zum Schwören
darf ich´s wissen, dass mein Schuldbrief ist zerrissen.“
Das ist eines der Kennzeichen echter wiedergeborener
Christen, wenn sie die Gewissheit in sich tragen, dass
sie das Reich Gottes sehen werden.
Nikodemus jedenfalls hatte keine Lust mehr, zu argumentieren
und weiter zu diskutieren. Das Wort Jesu
hatte an ihm gewirkt, so dass er kurze Zeit später Jesus
im Kreis seiner Kollegen verteidigte. Wir begegnen ihm
in der Bibel immer wieder, so u.a. in der Nähe der Jünger
unter dem Kreuz und lesen, dass er bei der Bestattung
Jesu mithalf. Also dürfen wir annehmen, dass er
sich von seinem alten Leben und Denken abwandte und
eine bewusste konsequente Hinkehr zu Jesus vollzog.
Es ist nötig, dass Sie sich entschieden von Ihrer Vergangenheit
trennen und Jesus in Ihr Herz und Leben aufnehmen.
Ein guter Freund von mir schlug vor einigen
Jahren diesen neuen Weg ein. Er hatte lange Zeit vor dieser
Entscheidung große Bedenken, dass er an Lebensqualität
verlieren würde. Heute frage ich ihn immer mal
110
Anhang
wieder: „Hast du Mangel, fehlt dir etwas?“ Er antwortet
stets: „Nein ich vermisse nichts! Ich habe alles gefunden!“
Vielleicht fragen Sie sich in diesem Augenblick:
„Genügt es nicht doch, dass ich christlich erzogen bin
und ein gutbürgerliches Leben führe? Sollten denn meine
zahlreichen Bemühungen und Anstrengungen überhaupt
nicht zählen?“ Nun, das alles hat Gott natürlich
gesehen. Ihre Aufrichtigkeit und Frömmigkeit hat Gott
zweifellos zur Kenntnis genommen. Sie befinden sich
deshalb durchaus in der Nähe des römischen Offiziers
Kornelius, von dem in der Apostelgeschichte überliefert
wird, dass seine Gebete und Opfer hinaufgestiegen waren
zu Gott. Seine frommen Übungen und guten Werke
kamen also bei Gott an. Sie waren nicht vergeblich. Aber
sie reichten nicht aus. Deshalb schickte Gott mehrere Boten
zu ihm, die ihm Jesus vor die Augen und vor das
Herz malten. Als Kornelius sich dem Heiland der Sünder
auslieferte, erlebte er den Durchbruch zu einem neuen
Leben. – Solch ein Bote möchte ich Ihnen sein!
Das können auch Sie in diesem Augenblick erfahren,
wenn Sie ebenfalls jetzt im Glauben die Hand Jesu
ergreifen. Bedenken Sie, es geht hier nicht um eine nebensächliche
Frage. Zur Debatte steht hier nicht Ihr Hab
und Gut, auch nicht Ihr Beruf noch Ihre Gesundheit.
Zur Debatte stehen hier keine nichtigen Dinge. Es geht
um etwas sehr Entscheidendes: nämlich um Rettung
oder ewiges Verlorensein. Es geht um die Frage, wo Sie
Ihre Ewigkeit verbringen. Fragen Sie sich einfach selbst:
„Kann ich vor Gott bestehen“?
111
Wiedergeburt – was ist das?
Jesus sagte:
„Wenn Du nicht von neuem geboren wirst, so kannst
Du das Reich Gottes nicht sehen!“ Diese Forderung gilt
auch für Sie, als Regel ohne Ausnahme. Nehmen Sie
die Gelegenheit ernst, das Wunder der Wiedergeburt
heute zu erleben. Allen denen aber, die ihn (in ihr Herz)
aufnahmen, gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden,
denen, die an seinen Namen glauben; (Joh 1,12)
Gott aber, der da reich ist an Erbarmen, hat durch seine
große Liebe, womit er uns liebte, auch uns, die wir tot
waren durch die Sünden, samt Christus lebendig gemacht
– aus Gnade seid ihr gerettet... (Eph 2, 4+5)
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© 2008
Horst Niehues
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