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Der Überrest des 21.Jahrhunderts?,...gehör ich und Du dazu?

Der Überrest des 21.Jahrhunderts?,...gehör ich und Du dazu?
Jesaja aber ruft über Israel:
»Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres,
nur der Überrest wird errettet werden.«
(Röm 9,27)
Ich möchte mich über eine Lehre in der Bibel äußern, die überaus beunruhigend und beängstigend ist. Dabei fürchte ich, dass die
ganze Bibel ein Buch ist, das weit mehr beunruhigt, als wir ahnen.
Bevor ich erkläre, was ich meine, möchte ich einen Liedtext über
Gottes Wort anführen, der mir sehr gut gefällt. Er stammt von
Edwin Hodder (1837–1904):
Dein Wort ist wie ein Garten, Herr,
mit Blumen, bunt und schön,
und jeder darf, wenn er nur will,
ein Sträußchen pflücken gehn.
Dein Wort ist einer Mine gleich,
voll Gold und Edelstein,
doch nur, wer fleißig gräbt und schafft,
wird sich der Schätze freun.
Dein Wort ist gleich dem Sternenzelt,
das uns den Pfad erhellt,
und das dem Wandrer in der Nacht
den Weg zeigt durch die Welt.
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Dein Wort gleicht einem Arsenal,
wo Schwert und Schild man find’t,
dass man nach lebenslangem Kampf
schließlich den Krieg gewinnt.
All das stimmt, und ich freue mich, wenn ich das Lied höre, und
ich singe es gern. Allerdings fürchte ich ein wenig, dass es die Haltung beschreibt, die wir der Bibel gegenüber einnehmen: Sie ist für
uns dann eher wie ein kostbares Juwel, das wir uns um den Hals
hängen oder auf den Finger stecken oder das ein schönes Gewand
ziert, welches wir bei einer feierlichen Gelegenheit tragen. Vielleicht ist das Wort Gottes für uns auch wie ein Anstecksträußchen,
das seinen angenehmen Duft verströmt. Tatsächlich ist es das
alles auch. Aber es ist noch etwas mehr als das; in unserer puren
Selbstgefälligkeit kann das Wort Gottes allerdings nicht mehr das
bedeuten, was es uns bedeuten sollte – so fürchte ich jedenfalls.
Was immer die Dozenten an irgendwelchen Seminaren oder die
gängige religiöse Meinung behaupten, die Lehre, von der ich sprechen möchte, kommt in der Heiligen Schrift deutlich zur Geltung –
einerlei, was Sektierer zu ihrem eigenen Verderben falsch gelesen
und verdreht haben. Denn jeder Sektierer sagt: »Wir sind der
Überrest«, und jede Gruppe, die auf sie hört, sagt: »Wir sind hier
gemeint!« Es geht mir aber nicht darum, eine Lehre abzulehnen,
die jemand zu seinem eigenen Verderben verdreht hat. Ich kann
Ihnen aber auch keine romantischen Hoffnungen machen, noch
kann ich Ihnen duftende Sträußchen schenken; was ich nämlich
habe, ist eine äußerst ernste Lehre, die verletzt und ärgert und meinen Geist ängstigt. Es ist die Lehre vom Überrest...https://clv.de/Gib-mir-dein-Herz-zurueck/256286

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Sulzbacher 13.02.2023 15:01
Was ist die Lehre vom Überrest? Es ist einfach dies: In unserer
blinden, gefallenen, sündigen Menschenwelt ist zu jedem Zeitpunkt die überwältigende Mehrheit verlorengegangen. Und mit
den Verlorenen meine ich nicht diejenigen, die sich verlaufen
haben oder denen die Orientierung abhandenkam, oder solche,
die nicht erreichten, was sie erhofft hatten, oder deren Träume
nicht in Erfüllung gingen. Mit den Verlorenen meine ich jene, die
getrennt von Gott und als seine Feinde ohne Gnade, ohne Leben
und ohne Hoffnung sind.
Was bedeutet diese Lehre vom Überrest? »Überrest« bedeutet
ein kleines Teilchen, ein Überlebenszeichen. Es bedeutet, dass etwas
zurückbleibt, wenn der große Haufen irgendwo anders ist. Der
Text aus dem Römerbrief (9,27) handelt von Israel; aber er macht
sehr deutlich, dass er auf die gesamte Menschheit genauso wie auf
die Gemeinde anzuwenden ist. Er galt sowohl für die Völker vor
Abraham und für Israel nach ihm als auch für die Gemeinde seit
Pfingsten. Mich beunruhigt, dass er seit Pfingsten gilt und darum
eine riesige Zahl der Menschen, die sich Christen nennen –  also
die überwältigende Mehrheit –, lediglich Namenschristen sind und
nur ein Überrest errettet wird.
Sehen Sie sich die biblischen Beispiele an. Jesus sagte: »Und
wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch in den Tagen
des Sohnes des Menschen sein  …« (Lk  17,26). Nach der Bibel
fand Noah Gnade in den Augen des Herrn, und außerdem wurden aus der Gesamtbevölkerung noch sieben seiner Familienmitglieder gerettet. Ich weiß nicht, wie viele Leute es damals gab;
aber ich weiß, dass zur Zeit der Flut nur acht Personen gerettet
wurden. Und ich weiß, dass geschrieben steht, so wie in den
Tagen Noahs werde es auch beim Kommen des Menschensohnes
sein.
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Mir sagte einmal jemand: »Mr.  Tozer, Sie nehmen das zu tragisch. Vergessen Sie nicht, dass Elia auch wie Sie dachte und sagte:
›Ich allein bin übrig geblieben!‹ Da antwortete ihm Gott: ›Nur Mut,
Elia, Ich habe eine gute Nachricht für dich: Es sind siebentausend,
die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt noch sich vor seinem Standbild niedergeworfen haben.‹« Das hört sich tatsächlich nach viel an.
Ist es nicht ermutigend zu wissen, dass es im Volk noch 7000 wahre
Israeliten gab, die vor Baal nicht ihre Knie gebeugt hatten?
Erlauben Sie mir, Ihnen eine kleine Rechnung aufzumachen:
Angenommen, es gab in Israel damals 7 Millionen Menschen, was
ich nicht für übertrieben halte.26 Das hieße dann, dass nur ein Tausendstel seine Knie nicht vor Baal gebeugt hatte, und alle anderen
wohl. Das hieße einer von tausend. Hätten Sie damals 1000 Juden
zusammengefasst, so hätten 999 heimlich ihre Knie vor Baal
gebeugt, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, und nur einer
wäre tapfer geblieben.
Damit wir ganz fair sind, halbieren wir die Bevölkerungszahl, sodass es nur 3,5 Millionen waren. Dann wäre das Verhältnis
1:500. Jedes Mal, wenn Sie 500  Israeliten in ihren Gottesdiensten
erblicken würden, wären 499 heimlich dem Baal gefolgt, und nur
einer würde errettet.
Vergessen Sie nicht, dass es beim Ersten Kommen des Herrn
nur wenige waren, die ihn annahmen. Wir nähmen sonst wie Israel
an, dass die Angehörigen seines Volkes ihn bei seinem Kommen
auf jeden Fall erkennen würden.
Sie glaubten aber nur so wie Simson, als er auf Delilas Schoß
einschlief. Er glaubte, seines Lebens sicher zu sein, und meinte,
dass er einige Glaubenserfahrungen gemacht hatte, sodass nichts zu
befürchten war. Doch als er aufgewacht war, fand er sich gefesselt,
26 A.d.H.: Vermutlich nimmt der Autor hier Bezug auf die Gesamtbevölkerung Israels
(im damals geteilten Reich). Es bleibt offen, ob er dabei Kinder und Frauen mit
einrechnet.
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und bald wurden ihm auch seine Augen ausgestochen, und er saß
im Kerker und musste Korn mahlen, und die anderen machten sich
im Namen eines falschen Gottes über ihn lustig. Er war selbstsicher
gewesen, und das ist immer höchst gefährlich.
Entweder wir sind selbstsicher und leben in einem Scheinfrieden, oder wir bekommen Angst und beten so lange, bis wir
wahren Frieden finden. Die meisten Gläubigen sind heute selbstsicher und haben einen falschen Frieden. Täten sie, was die Bibel
lehrt, wären sie über ihren Zustand in Unruhe und höchst besorgt,
und sie gingen mit der aufgeschlagenen Bibel zu Gott und wären
bereit, ihr vernichtendes Urteil über ihre selbstgerechte Frömmigkeit zu vernehmen, um dann ihren Zuspruch zu hören und Frieden zu erlangen. Und der Frieden, den sie erhalten, nachdem der
Heilige Geist mit dem Schwert des Wortes Gottes dieses Werk an
ihnen getan hat, dieser Frieden ist dann der berechtigte, der richtige Frieden.
Es gibt zwei Arten von Ruhe, und das sollte man nicht vergessen.
Nun, vielleicht gibt es heutzutage auch drei. Die eine Art kauft man
in Flaschen, und dann ist da die Art, die man erhält, wenn man
selbstzufrieden ist und unberechtigterweise davon überzeugt ist,
dass man gut ist. Das bringt tatsächlich eine gewisse Beruhigung
des Gemüts.
Dann gibt es aber die Ruhe, die auf eine Beunruhigung der Seele
folgt, die sie bis in die Grundfesten erschüttert und die Menschen
mit der geöffneten Bibel zu Gott treibt mit dem Ruf: »Erforsche
mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne
meine Gedanken!« (Ps  139,23). Wenn Gott das dann tut, haben
wir eine Begegnung mit ihm, und er gibt uns Ruhe, die auf Felsengrund steht. Aber den meisten evangelikalen Christen bringen ihre
Führer einen Frieden, der von außen kommt
 
Sulzbacher 13.02.2023 15:02
Die ruhiggestellten Christen
Der Herr bietet keinesfalls als Erstes Ruhe an. Zuerst gibt er Er -
lösung, Vergebung sowie Erneuerung, und er ordnet unsere Verhältnisse. Danach erst schenkt er Ruhe. Doch wir bieten heute Ruhe
an, die wir verkaufen wie Seife, und wir bitten unsere Leute, im
Namen von Johannes 3,16 hereinzukommen und sich Ruhe schenken zu lassen. Und so haben wir dann ruhiggestellte Christen, die
sich über die Maßen an Banketts und »Events« aller Art und an
Kaffeeklatsch und diversen Kleingruppen erfreuen. Dann singen
wir über den Herrn: »Dein Wort ist wie ein Garten, Herr …«
Ich erwähne das nur, weil die Gefahr besteht, dass wir das Wort
Gottes zu etwas machen, was uns Ruhe gibt. Durch die offen stehenden Kirchentüren, die auch während der Geschäftszeiten ge -
öffnet sind, kommen allerhand Leute, die sich hinsetzen. Sie tun
das, wie der Dichter sagt, um »die Seelen einzuladen und den zerstreuten Geist an einen Ort der Stille zu rufen«.
Das machen Geschäfts- und Werbefachleute, aber auch
Mystiker aus Indien und Myanmar (Birma). Das ist nicht un -
bedingt etwas Christliches, und es reicht einfach nicht. Wir bieten
unsere Dienste zum Stillwerden an und machen die Leute damit
geistlich handlungsunfähig. Vielmehr sollten wir uns durch die
Lehre vom Überrest aufschrecken lassen. Wir dürfen uns nicht
gestatten, selbstzufrieden zu werden, stattdessen sollte sie uns
alarmieren.
Paulus war darüber beunruhigt, und er schieb: »Ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, damit ich
nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde« (1Kor  9,27). Ich habe Verkündiger gekannt, die
lebenslang gepredigt hatten und am Ende schmutzige Geschichten erzählten  –  bis sie sich selbst moralisch diskreditiert hatten und in diesem Zustand starben. So ist es durchaus möglich,
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dass wir an einer Bibelschule unterrichten, in der Gemeindeleitung sitzen und im Chor singen und an allen Aktivitäten der
Gemeinde teilnehmen, um dann schließlich als Verworfene dazustehen, die nie zum Überrest gehört haben. Das ist im höchsten
Maß beunruhigend; aber ich entschuldige mich nicht dafür, Sie
in Unruhe versetzt zu haben. Im Gegenteil fürchte ich, Sie nicht
genug aufgeschreckt zu haben. Wir sollten uns nämlich angesichts
dessen aus der Fassung bringen lassen, denn wir lesen es in prägnanter Form in der oben erwähnten Stelle: »Wäre die Zahl der
Söhne Israels wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird
errettet werden« (Röm 9,27).
Es gab in den Erdentagen Jesu einige treue Gottesfreunde; aber
wenn wir daran denken, dass die Bevölkerung Jerusalems während
des Passahfestes womöglich eine Million27 betrug und dass sich
auch zum Pfingstfest vielleicht eine Million Menschen in der Stadt
befanden, aber nur 3000 Leute sich damals bekehrten, dann dürften wir nicht von einer riesigen Ernte sprechen. Nein, 3000 von
einer Million, das ist meiner Meinung nach keine große Ernte.
Ich frage mich, ob es jemals eine Zeit mit einer riesigen Ernte
gegeben hat. Ich weiß, was von dem schottischen Missionar John G.
Paton (1824–1907) berichtet wird: Als er auf die Neuen Hebriden28
kam, habe er keinen Christen dort gefunden, und als er fortging,
habe es dort keine Heiden mehr gegeben. Aber ich habe kein gutes
Gefühl, wenn ich das lese, weil eine solche Aussage nicht der Lehre
27 A.d.H.: Der Autor geht bei seinen Berechnungen höchstwahrscheinlich von An -
gaben des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus aus. Nach dessen Aussagen in dem Werk Der Jüdische Krieg wurden ca. 30 Jahre nach der Pfingstpredigt
des Petrus etwa 250 000  Lämmer während eines einzigen Passahfestes geschlachtet. Auf dem Hintergrund dieser Information ist die Zahl von einer Million und
mehr Juden in Jerusalem durchaus vorstellbar, auch wenn sich darunter ein großer
Anteil an Diaspora-Juden befand, die nach dem Passah- bzw. Pfingstfest in ihre Orte
außerhalb von Israel zurückkehrten.
28 A.d.H.: So die damalige Bezeichnung dieser südpazifischen Inselgruppe. Sie gehört
heute zum Staat Vanuatu.
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vom Überrest entspricht. Diese lautet nämlich: »Wäre die Zahl der
religiösen Leute wie der Sand des Meeres, nur der Überrest wird
errettet werden.« Das heißt nicht, es könnte nicht sein, und es ist
auch nicht so, dass Gott das nicht wünscht – aber es ist eben nicht
so.
Als Christus kam, waren da Hirten und Weise, und wenn wir
von diesen Freunden Gottes hören, freuen wir uns; aber die Sache
ist die: Es ist wieder der typische kleine Prozentsatz vom Ganzen.
Sehen wir uns also das Zweite Kommen Jesu an. Diesbezüglich
sagt er: »Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die
Liebe der Vielen erkalten« (Mt 24,12). Es heißt dort nicht nur »die
Liebe vieler«, sondern wie jeder, der Griechisch gelernt hat, be -
stätigen wird, steht dort der bestimmte Artikel (»der Vielen«). Die
spezifische Fähigkeit zum Lieben wird erkalten.
Auch sagte Jesus: »Doch wird wohl der Sohn des Menschen,
wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?« (Lk 18,8). Er
sagte nicht, er werde keinen Glauben auf Erden finden, sondern:
»Wird … er … den Glauben finden auf der Erde?« So wird es beim
Zweiten Kommen Christi sein wie in den Tagen Noahs, und in
jenen Tagen wurden  –  Noah eingeschlossen  –  acht Menschen in
der Arche errettet, die anderen ertranken alle.
Falls Sie weitere Beweise für diese Lehre suchen, lesen Sie in der
Kirchengeschichte. Immer hat nur ein kleiner Teil, ein überlebender Rest den Glauben bewahrt, während für die anderen alles in
Ordnung war
 
Sulzbacher 13.02.2023 15:03
Wissen Sie, was an der Gemeinde von heute nicht stimmt? Wir
sind selbstzufrieden. Wir nehmen für uns in Anspruch, was durchaus nicht für alle gilt oder was auf Wunschdenken und längst
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nicht in allen Fällen auf gesunder biblischer Erfahrung beruht.
Unsere Beunruhigung war nicht groß genug. Wir haben es Gott
nicht erlaubt, Furchen auf unserem Rücken zu ziehen. Wir haben
es auch nicht gewagt, vor Gott zu treten, damit er uns prüft. Wir
hatten Angst vor dem, was Gott finden könnte, und wollten lieber
abwarten. Darum haben wir uns hingesetzt und häuslich nieder -
gelassen. Immer aber hat es einen kleinen Überrest gegeben, und
dieser war mitten unter uns. Eine Million mag mit den Lippen etwas
gewünscht und mit den Lippen angebetet haben; aber nur ein ganz
kleiner Teil betete wahrhaft und mit dem Herzen und auf eine Weise
an, durch die Gott geehrt wurde und an der er Freude hatte.
Wir brauchen uns nicht einzubilden, es sei ein Zeichen einer
außergewöhnlichen geistlichen Gesinnung oder einer hoch -
gradigen Heiligkeit, wenn wir sehen, dass sich eine Kirchentür öffnet, aus der sich eine große Menge auf die Straße ergießt. Folgen
Sie den Leuten nach Hause. Folgen Sie ihnen nur bis zur nächsten
Querstraße und hören Sie, was sie sagen und was sie interessiert. So
erfährt man, was es bedeutet: »Deshalb, an ihren Früchten werdet
ihr sie erkennen« (Mt 7,20).
Bitten Sie diese, in der Gemeinde ein Gebet zu sprechen. Kündigen Sie eine Gebetsversammlung an und sehen Sie zu, wie sie
wegbleiben. Kündigen Sie dagegen ein Festessen an und beobachten
Sie, wie sie kommen. Das sind die Schilder für »Stopp« und für
»Go« in der Gemeinde: »Festessen« bedeutet »Go«, und »Gebetsversammlung« bedeutet »Stopp«. Nach ihnen richtet sich die Ge -
meinde Gottes, und wir lächeln darüber; aber es ist ein alarmierendes Zeichen. Ich will nicht zu denen gehören, die die Leute beruhigt
und sie in geistlicher Hinsicht in falscher, bequemer Sicherheit
gewiegt haben und einmal vor den Herrn hintreten müssen.
Lesen Sie in der Kirchengeschichte und achten Sie auf die Rest -
gruppen oder auf den Überrest, der sich jeweils mitten in der Masse
befunden hat. Lesen Sie über die Waldenser und die »Gottes -
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freunde«29 und über die »Brüder vom gemeinsamen Leben« und
darüber, wie wenige sie waren und wie viele zur Kirche gingen.
Es ist möglich, Gott mit den Lippen und nicht mit dem Leben zu
ehren; aber wenn Ihr Leben Gott nicht ehrt, ehren Ihre Lippen ihn
auch nicht.
Mich machen all die Leute traurig, die Händels Messias singen, besonders zur Osterzeit, ohne die geringste Ahnung davon zu
haben, worum es darin geht. Sie erheben sich und singen: »Kommt
her zu Ihm, kommt her zu Ihm!«, und haben keine Vorstellung von
dem, was das bedeutet. Als Händel das geschrieben hatte, sagte er:
»Als ich das beendet hatte, war mir, als sähe ich den Himmel ge -
öffnet und alle Engel um Gott versammelt.« So empfand er das.
Aber viele bei uns singen das nur, weil sie die Musik schön finden. Bei uns kann es sein, dass wir im Gottesdienst Kirchenchoräle
singen, nur weil wir die Erhabenheit dieser Musik als schöne Ab -
wechslung zum Rock ’n’ Roll genießen.
Lesen Sie in Hesekiel  9,1-6 von dem Überrest um 600  v.Chr.
Wir beten: »Gott, fang beim Kreml in Moskau an und vernichte
diese gottlosen Taugenichtse!« Gott aber sagt: »Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen!«
Wir sagen: »Steigt herunter in die Kneipen, wo die Männer im
Halbdunkeln Bier schlürfen. Dahin müsst ihr gehen mit euren
Waffen zum Zerstören in euren Händen!« Gott aber sagt: »Fangt
bei den Stufen meiner Gemeinde an. Bei meinem Heiligtum sollt
ihr anfangen!«
Wir sagen: »Geht in die Gemeinden, in denen die Pastoren die
Bibel ablehnen und nichts als Fantasiegeschichten predigen!« Gott
aber sagt: »Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen!«
29 A.d.H.: Hier sind nicht die »Bogomilen« (slawisch »Gottesfreunde«) gemeint, die
sich bereits um das Jahr 1000 auf dem Balkan und in angrenzenden Regionen verbreiteten. Vielmehr handelt es sich um die unter dem Namen »Gottesfreunde«
bekannt gewordene Bewegung, die sich im 14. Jahrhundert vor allem im südwestdeutschen und schweizerischen Raum nachweisen lässt.
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Er sagt aber auch: »Kommt niemandem nahe, an dem das Zeichen an der Stirn ist.« Jenes eindeutige Zeichen, für das er den in
Leinen gekleideten Mann mit dem Schreibzeug geschickt hatte. Er
sollte ein eindeutiges Zeichen machen: »Geh, mach ein Zeichen an
die Stirnen!«
»Wen soll ich bezeichnen? Diejenigen, die die längsten Gebete
sprechen? Diejenigen, die am meisten für die Mission spenden?«
»Nein, nein!«, sagt er, »Das ist nicht das Kriterium. In Zeiten
geistlichen Verfalls ist es dies: Man muss seufzen und jammern
über alle Gräuel, die mitten in Jerusalem geschehen.«
Weiter brauchen die Angehörigen des Überrests nichts zu tun.
Manche Dinge sind wie die Wogen des Ozeans. Sie können nur
zuschauen; denn selbst Paulus hätte nichts dagegen tun können,
sondern wäre davon verschlungen worden. Aber Sie brauchen sich
nicht um das Kennzeichen des Überrests an Ihrer Stirn zu mühen.
Sie brauchen keine Erfolge vorzuweisen, und Sie brauchen nicht
bekannt zu werden. Sie müssen nur seufzen und jammern über die
Gräuel, die heutzutage auf Erden geschehen.
Ich kann die Leute nicht von dem abhalten, was sie tun; aber
zumindest kann ich trauern darüber, dass sie nicht damit aufhören,
und das will ich tun. Ich will die Fußspuren derer mit Tränen be -
netzen, die vom Weg abgeirrt sind. Und wenn die Gemeinden nicht
zu neutestamentlichen Maßstäben zurückkehren und den Herrn,
unseren Gott, nicht in heiliger Pracht anbeten, wenn ich sie in dieser schrecklichen Stunde der Entscheidung nicht dahin bringen
kann, dann kann ich wenigstens darüber weinen, dass sie nicht
kommen. Und ich kann seufzen, wenn ich nicht mehr weinen
kann.
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber eines weiß ich: Statt
die Schafe Gottes zu verraten, sie zu belügen und zu betrügen und
mit allen möglichen populären Themen bei Laune zu halten und
sie anzuregen und meine Predigten der Zeitschrift Time zu ent-
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nehmen, will ich lieber das Wort vor leeren Bänken predigen und
seufzen und jammern wegen der Gräuel hier auf Erden.
So sagt Gott: »Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.« Und
weiter heißt es in seinem Wort: »Und sie fingen an bei den alten
Männern, die vor dem Haus waren« (Hes  9,6). Man sollte meinen, die jungen Leute seien das Problem. Diese jungen Leute voller Lüsternheit und wilder Ideen; aber die Heilige Schrift sagt, die
Vollstrecker des Gerichts sollten bei den alten Männern anfangen,
die vor dem Haus standen. Von diesen bärtigen Alten, von diesen
»Säulen der Christenheit« sagt der Heilige Geist: »Bei denen fangt
an!«
»Und es geschah, als sie schlugen und ich allein übrig blieb, da
fiel ich nieder auf mein Angesicht und schrie und sprach: Ach,
Herr, HERR! Willst du den ganzen Überrest Israels verderben,
indem du deinen Grimm über Jerusalem ausgießt?« (Hes 9,8).
Wenn die gläubigen Evangelikalen, all die Gemeinden fundamentalistischer Prägung, das nicht annehmen wollen, dann kann
ich zumindest seufzen, wenn sie es nicht tun, und zu Gott schreien,
weil sie es nicht tun.
Völlig ergeben
Originaltext: Alfred C. Snead (1884–1961)
Völlig ergeben – Herr, ich bin Dein,
völlig ergeben – Dir, Herr, allein!
Leb Dein Leben aus in mir;
alle Fülle wohnt in Dir.
Christus soll mein Alles sein,
nicht mehr ich, nein, Er allein,Amen
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