Papst Franziskus in Afrika:
25.01.2023 15:52
Papst Franziskus in Afrika:
25.01.2023 15:52
Papst Franziskus in Afrika:
Im Südsudan werden sich der anglikanische Primas Justin Welby und der Moderator der presbyterianischen „Kirche von Schottland“, Iain Greenshields, an der Visite beteiligen; daher gilt der südsudanesische Teil der Reise als „Ökumenische Friedenswallfahrt“.
Dienstag, 31. Januar
ROM - KINSHASA
7:55 Abflug vom Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino nach Kinshasa
15:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
15:00 Offizielle Begrüßung
16:30 Willkommenszeremonie im „Palais de la Nation“
16:45 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten im Präsidentensaal des „Palais de la Nation“
17:30 Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des „Palais de la Nation“
Mittwoch, 1. Februar 2023
KINSHASA
9:30 Heilige Messe auf dem Gelände des Flughafens „N’Dolo“
16:30 Begegnung mit Opfern von Gewalt aus dem Osten des Kongo in der Apostolischen Nuntiatur
18:30 Begegnung mit Repräsentanten karitativer Hilfswerke in der Apostolischen Nuntiatur
Donnerstag, 2. Februar 2023
KINSHASA
9:30 Begegnung mit Jugendlichen und Katechisten im „Märtyrer-Stadion“
16:30 Begegnung mit Seminaristen, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“
18:30 Private Begegnung mit den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu in der Apostolischen Nuntiatur
Freitag, 3. Februar 2023
KINSHASA - JUBA
8:30 Begegnung mit den Bischöfen am Sitz der Nationalen Bischofskonferenz des Kongo (CENCO)
10:10 Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
10:40 Abflug vom Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa nach Juba
15:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen Juba
15:00 Willkommenszeremonie
15:45 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten im Präsidentenpalast
16:15 Begegnung mit dem Vizepräsidenten
17:00 Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des Präsidentenpalasts
Samstag, 4. Februar 2023
JUBA
9:00 Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale der hl. Theresa
11:00 Private Begegnung mit den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu in der Apostolischen Nuntiatur
16:30 Begegnung mit Binnenflüchtlingen in der „Freedom Hall“
18:00 Ökumenisches Gebet im „John Garang“-Mausoleum
Sonntag, 5. Februar 2023
JUBA - ROM
8:45 Heilige Messe beim „John Garang“-Mausaoleum
11:00 Abschiedszeremonie am Internationalen Flughafen Juba
11:30 Abflug vom Internationalen Flughafen Juba nach Rom
17:30 Landung auf dem Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino
Zeitverschiebung
Rom +1Std. UTC
Kinshasa +1Std. UTC
Juba +2Std. UTC
(vatican news – sk)
Dienstag, 31. Januar
ROM - KINSHASA
7:55 Abflug vom Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino nach Kinshasa
15:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
15:00 Offizielle Begrüßung
16:30 Willkommenszeremonie im „Palais de la Nation“
16:45 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten im Präsidentensaal des „Palais de la Nation“
17:30 Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des „Palais de la Nation“
Mittwoch, 1. Februar 2023
KINSHASA
9:30 Heilige Messe auf dem Gelände des Flughafens „N’Dolo“
16:30 Begegnung mit Opfern von Gewalt aus dem Osten des Kongo in der Apostolischen Nuntiatur
18:30 Begegnung mit Repräsentanten karitativer Hilfswerke in der Apostolischen Nuntiatur
Donnerstag, 2. Februar 2023
KINSHASA
9:30 Begegnung mit Jugendlichen und Katechisten im „Märtyrer-Stadion“
16:30 Begegnung mit Seminaristen, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“
18:30 Private Begegnung mit den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu in der Apostolischen Nuntiatur
Freitag, 3. Februar 2023
KINSHASA - JUBA
8:30 Begegnung mit den Bischöfen am Sitz der Nationalen Bischofskonferenz des Kongo (CENCO)
10:10 Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa
10:40 Abflug vom Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa nach Juba
15:00 Landung auf dem Internationalen Flughafen Juba
15:00 Willkommenszeremonie
15:45 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten im Präsidentenpalast
16:15 Begegnung mit dem Vizepräsidenten
17:00 Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des Präsidentenpalasts
Samstag, 4. Februar 2023
JUBA
9:00 Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale der hl. Theresa
11:00 Private Begegnung mit den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu in der Apostolischen Nuntiatur
16:30 Begegnung mit Binnenflüchtlingen in der „Freedom Hall“
18:00 Ökumenisches Gebet im „John Garang“-Mausoleum
Sonntag, 5. Februar 2023
JUBA - ROM
8:45 Heilige Messe beim „John Garang“-Mausaoleum
11:00 Abschiedszeremonie am Internationalen Flughafen Juba
11:30 Abflug vom Internationalen Flughafen Juba nach Rom
17:30 Landung auf dem Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino
Zeitverschiebung
Rom +1Std. UTC
Kinshasa +1Std. UTC
Juba +2Std. UTC
(vatican news – sk)
Kommentare
Schreib auch du einen Kommentar
(Nutzer gelöscht) 25.01.2023 16:33
Danke, sehr interessant
(Nutzer gelöscht) 26.01.2023 09:37
Guten Morgen
Danke für die Info
Danke für die Info
Klavierspielerin2 27.01.2023 20:00
Nuntius im Südsudan: Wenn nicht der Papst, wer dann?
Der Dauerkonflikt Im Südsudan hat die Bevölkerung ausgezehrt. In diesem Kontext setzen die Südsudanesen in den Papstbesuch ihre fast letzte Hoffnung, berichtet der Nuntius des Südsudan im Interview mit Radio Vatikan. Er spricht von großer Not und mannigfachen Problemen. Aber auch von einer Kirche, die bleibt. Und von politischen Führern, an denen Franziskus‘ Friedensappelle nicht spurlos vorübergegangen sind.
Anne Preckel und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen ist gebürtiger Niederländer und spricht fließend Deutsch. Der für den Südsudan und für Kenia zuständige Vatikanvertreter residiert in Nairobi, wo wir ihn am Donnerstagnachmittag telefonisch erreichten. Zu den Erwartungen an den Papstbesuch im Südsudan, der kommende Woche stattfindet, sagte uns der Diplomat:
„Die Leute sind erschöpft, die Menschen sind müde nach all diese Jahren. Es gibt mehrere Generationen, die eigentlich gar nicht wissen, was Frieden ist. Das Volk kennt eigentlich seit den 1960er Jahren nur Krieg - 60 Jahre Krieg und Konflikt. Die Menschen hoffen, dass die politischen Führer mit dem Papstbesuch in diesem Staat zur Sache kommen und sagen: ,Wir setzen uns jetzt hin und reden und stellen uns wirklich in den Dienst dieses Volkes, damit es zu Frieden und Gerechtigkeit kommt‘. Die Leute haben beinahe alle Hoffnung verloren. Eigentlich ist Papst beinahe ihre letzte Hoffnung. Und wenn er es nicht tun kann, wer dann? - fragen sie sich.“
Papst Franziskus hatte die politischen Führer des Südsudan bei einem Treffen im Vatikan im April 2019 eindringlich zu Dialog aufgerufen und sie buchstäblich um Frieden bekniet und ihnen die Füße geküsst. Es war eine unerhörte, bewegende Geste jenseits der üblichen Gepflogenheiten. Sie sei auch an ihren Adressaten nicht spurlos vorbeigegangen, sagte der Nuntius des Südsudan jetzt im Interview mit Radio Vatikan.
„In meinen Gesprächen mit Präsident Salva Kiir und dann auch mit Riek Machar und den anderen Vizepräsidenten kommt man öfter auf diese Geste des Papstes von 2019 zurück. Und ich weiß noch genau, wie Präsident Salva Kiir mir einmal gesagt hat: Diese Geste von Papst Franziskus ist ein Segen, aber auch ein Fluch. In dem Sinne: Machen wir jetzt, was der Papst möchte und bemühen wir uns um Frieden und Gerechtigkeit, dann wird das ein Segen. Folgen wir nicht die Worte des Papstes, dann wird es zum Fluch. Und das ist auch ein bisschen so die Erwartung bei den Leuten. Inwieweit sich das jetzt wirklich realisiert hat, ist eine ganz andere Frage. Aber man könnte sagen, dass es seit 2019 keinen größeren Krieg mehr im Lande gegeben hat. Salva Kiir hat auch gesagt, er möchte nicht mehr in den Krieg ziehen. So hat er es mir noch vor fünf, sechs Wochen gesagt: Ich gehe nie mehr in den Krieg, ich möchte nicht mehr, dass mein Volk so leidet.“
Weiter viele kleinere Konflikte
Was aber nicht bedeute, dass der Südsudan nun befriedet sei, stellt Erzbischof van Megen klar. In verschiedenen Landesteilen gebe es aktuell Konflikte zwischen Stämmen, an denen verschiedene politische Fraktionen beteiligt seien. Deshalb sei es „auch sehr wichtig, dass der Papst kommt, damit es wirklich zu einem stabilen Frieden im Lande kommt“.
Neben dem so nötigen Frieden fehlen im Land Schulen, Krankenhäuser und überhaupt eine Infrastruktur, um in dem noch jungen Staat so etwas wie ein „normales“ Leben aufbauen zu können. Hauptakteure im Bildungs- und Gesundheitsbereich im Südsudan sei die katholische Kirche mit vielen Ordensleuten, die versuchen, die Not der Menschen zu lindern. Leicht sei diese Arbeit keinesfalls, erinnert der Nuntius.
„Die katholische Kirche war auch im Südsudan schon immer sehr aktiv im Bereich der Bildung und Gesundheit. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass durch den Krieg und die Konflikte vieles, was durch die Kirche in den Jahren aufgebaut wurde, auch wieder zerstört wurde. Das ist auch eine der Tragödien auch für die Kirche im Südsudan, dass durch diese jahrelange Instabilität es auch für die Kirche manchmal sehr schwierig ist, wirklich etwas aufzubauen. So muss auch die Kirche, wie die Südsudanesen selber, immer wieder neu und von vorne anfangen. Wenn das nicht so wäre, wäre man wahrscheinlich schon viel weiter gewesen in der Entwicklung des Landes. Aber die Kirche, die Missionare und Ordensschwestern, geben nicht auf und bleiben bei den Leuten, sind bereit, diese Herausforderungen zu durchleben und zu sagen: ,Wir lassen euch nicht alleine‘. Das ist die Stärke unserer Kirche, die Stärke Christi.“
In dem Interview geht Nuntius van Megen auch auf die Genese der Konflikte im (Süd-)Sudan seit der Unabhängigkeit von England im Jahr 1958 und die Entwicklung seit 2011 ein. Auch auf die ökumenische Bedeutung der Papstreise und die Rolle der Kirche im Südsudan geht er im Detail ein, wie in unserem Podcast nachzuhören ist:
Der Dauerkonflikt Im Südsudan hat die Bevölkerung ausgezehrt. In diesem Kontext setzen die Südsudanesen in den Papstbesuch ihre fast letzte Hoffnung, berichtet der Nuntius des Südsudan im Interview mit Radio Vatikan. Er spricht von großer Not und mannigfachen Problemen. Aber auch von einer Kirche, die bleibt. Und von politischen Führern, an denen Franziskus‘ Friedensappelle nicht spurlos vorübergegangen sind.
Anne Preckel und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen ist gebürtiger Niederländer und spricht fließend Deutsch. Der für den Südsudan und für Kenia zuständige Vatikanvertreter residiert in Nairobi, wo wir ihn am Donnerstagnachmittag telefonisch erreichten. Zu den Erwartungen an den Papstbesuch im Südsudan, der kommende Woche stattfindet, sagte uns der Diplomat:
„Die Leute sind erschöpft, die Menschen sind müde nach all diese Jahren. Es gibt mehrere Generationen, die eigentlich gar nicht wissen, was Frieden ist. Das Volk kennt eigentlich seit den 1960er Jahren nur Krieg - 60 Jahre Krieg und Konflikt. Die Menschen hoffen, dass die politischen Führer mit dem Papstbesuch in diesem Staat zur Sache kommen und sagen: ,Wir setzen uns jetzt hin und reden und stellen uns wirklich in den Dienst dieses Volkes, damit es zu Frieden und Gerechtigkeit kommt‘. Die Leute haben beinahe alle Hoffnung verloren. Eigentlich ist Papst beinahe ihre letzte Hoffnung. Und wenn er es nicht tun kann, wer dann? - fragen sie sich.“
Papst Franziskus hatte die politischen Führer des Südsudan bei einem Treffen im Vatikan im April 2019 eindringlich zu Dialog aufgerufen und sie buchstäblich um Frieden bekniet und ihnen die Füße geküsst. Es war eine unerhörte, bewegende Geste jenseits der üblichen Gepflogenheiten. Sie sei auch an ihren Adressaten nicht spurlos vorbeigegangen, sagte der Nuntius des Südsudan jetzt im Interview mit Radio Vatikan.
„In meinen Gesprächen mit Präsident Salva Kiir und dann auch mit Riek Machar und den anderen Vizepräsidenten kommt man öfter auf diese Geste des Papstes von 2019 zurück. Und ich weiß noch genau, wie Präsident Salva Kiir mir einmal gesagt hat: Diese Geste von Papst Franziskus ist ein Segen, aber auch ein Fluch. In dem Sinne: Machen wir jetzt, was der Papst möchte und bemühen wir uns um Frieden und Gerechtigkeit, dann wird das ein Segen. Folgen wir nicht die Worte des Papstes, dann wird es zum Fluch. Und das ist auch ein bisschen so die Erwartung bei den Leuten. Inwieweit sich das jetzt wirklich realisiert hat, ist eine ganz andere Frage. Aber man könnte sagen, dass es seit 2019 keinen größeren Krieg mehr im Lande gegeben hat. Salva Kiir hat auch gesagt, er möchte nicht mehr in den Krieg ziehen. So hat er es mir noch vor fünf, sechs Wochen gesagt: Ich gehe nie mehr in den Krieg, ich möchte nicht mehr, dass mein Volk so leidet.“
Weiter viele kleinere Konflikte
Was aber nicht bedeute, dass der Südsudan nun befriedet sei, stellt Erzbischof van Megen klar. In verschiedenen Landesteilen gebe es aktuell Konflikte zwischen Stämmen, an denen verschiedene politische Fraktionen beteiligt seien. Deshalb sei es „auch sehr wichtig, dass der Papst kommt, damit es wirklich zu einem stabilen Frieden im Lande kommt“.
Neben dem so nötigen Frieden fehlen im Land Schulen, Krankenhäuser und überhaupt eine Infrastruktur, um in dem noch jungen Staat so etwas wie ein „normales“ Leben aufbauen zu können. Hauptakteure im Bildungs- und Gesundheitsbereich im Südsudan sei die katholische Kirche mit vielen Ordensleuten, die versuchen, die Not der Menschen zu lindern. Leicht sei diese Arbeit keinesfalls, erinnert der Nuntius.
„Die katholische Kirche war auch im Südsudan schon immer sehr aktiv im Bereich der Bildung und Gesundheit. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass durch den Krieg und die Konflikte vieles, was durch die Kirche in den Jahren aufgebaut wurde, auch wieder zerstört wurde. Das ist auch eine der Tragödien auch für die Kirche im Südsudan, dass durch diese jahrelange Instabilität es auch für die Kirche manchmal sehr schwierig ist, wirklich etwas aufzubauen. So muss auch die Kirche, wie die Südsudanesen selber, immer wieder neu und von vorne anfangen. Wenn das nicht so wäre, wäre man wahrscheinlich schon viel weiter gewesen in der Entwicklung des Landes. Aber die Kirche, die Missionare und Ordensschwestern, geben nicht auf und bleiben bei den Leuten, sind bereit, diese Herausforderungen zu durchleben und zu sagen: ,Wir lassen euch nicht alleine‘. Das ist die Stärke unserer Kirche, die Stärke Christi.“
In dem Interview geht Nuntius van Megen auch auf die Genese der Konflikte im (Süd-)Sudan seit der Unabhängigkeit von England im Jahr 1958 und die Entwicklung seit 2011 ein. Auch auf die ökumenische Bedeutung der Papstreise und die Rolle der Kirche im Südsudan geht er im Detail ein, wie in unserem Podcast nachzuhören ist:
Klavierspielerin2 29.01.2023 10:43
" Papstreise nach Afrika soll zu Ende der Gewalt beitragen“
Die Reise des Papstes in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan soll dazu beitragen, ein Ende der Gewalt zu erreichen. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin jetzt in einem Interview mit den Vatikan-Medien.
Auf seiner 40. internationalen Reise wird Franziskus vom 31. Januar bis 5. die Hauptstädte Kinshasa und Juba besuchen; es ist seine dritte Reise ins subsaharianische Afrika.
Interview
Eminenz, worum geht es dem Papst bei seinem Afrikabesuch?
„Wie bei jeder Apostolischen Reise möchte der Heilige Vater in erster Linie der Kirche und der Bevölkerung vor Ort nahe sein und sie kennenlernen. Ich würde sagen, dass dieser Wunsch bei diesem Besuch besonders ausgeprägt ist, weil es sich um eine lang erwartete Reise handelt, die der Papst aufgrund von Knieproblemen verschieben musste, und weil es sich um zwei Länder handelt, die sich aufgrund der Konflikte in einer besonders schwierigen Situation befinden. Der Papst reist also als Hirte dorthin, der dem Volk Gottes begegnet, und gleichzeitig auch als Pilger des Friedens und der Versöhnung.“
Zwei Länder mit außergewöhnlichen Ressourcen, die jedoch von endlosen Konflikten und Gewalt zermalmt werden: Welche Bedeutung hat diese Reise?
„Ich würde sagen, dass es da zwei Aspekte gibt: Es gibt einen pastoralen Aspekt, die Nähe zu den Ortskirchen und zu diesen Gemeinschaften, die lebendige, aktive Gemeinschaften sind. Und dann gibt es den gesellschaftspolitischen Aspekt; unter diesem Gesichtspunkt wird erwartet, dass die Anwesenheit des Heiligen Vaters, sein Wort, sein Zeugnis, dazu beitragen kann, etwas zu einem Ende der andauernden Gewalt beizutragen und die laufenden Prozesse des Friedens und der Versöhnung zu stärken.“
„Nicht der Versuchung der Rache nachgeben“
Die erste Station wird die Demokratische Republik Kongo sein, wo er auch mit Opfern des Konflikts aus dem Osten des Landes zusammentreffen wird. Kann dieser Besuch dazu beitragen, die Wunden in den Herzen der Menschen zu heilen?
„Hoffen wir es! Denn das sind wirklich tiefe Wunden. Es handelt sich um eine Situation, die schon lange andauert: Gewalt, Widerstand und Konflikte. Die Tatsache, dass der Papst mit den Opfern dieser Lage zusammentrifft, ist also eine sehr wichtige Geste, die sie sicherlich trösten wird. Ich glaube, dass der erste Aspekt und die erste Dimension dieses Treffens gerade der Aspekt der Tröstung dieser Bevölkerungen ist, die durch Todesfälle, Flüchtlinge usw. gelitten haben. Der andere Aspekt ist immer die Ermutigung, den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Nicht der Versuchung der Rache nachzugeben. Die bestehenden Spaltungen nicht zu verstärken, den Frieden als Ziel zu haben…“
Vom Kongo wird der Heilige Vater in den Südsudan weiterreisen. Im Jahr 2019 - erinnern wir uns - küsste er den südsudanesischen Führern bei einer Begegnung in Rom die Füße und flehte dabei um Frieden. Welche Rolle kann die Religion bei der Stabilisierung des Landes spielen?
„Die christlichen Kirchen - das konnte auch ich kürzlich (bei einem Besuch) feststellen – stehen mit ihrer Arbeit im Dienst der gesamten Bevölkerung, wo der Staat und manchmal sogar internationale Organisationen nicht hinkommen. Daher genießen sie Vertrauen in der Bevölkerung, und das ermöglicht es ihnen, eine wichtige Rolle im komplexen internationalen Dialog zu spielen. Als ich im Südsudan war, erinnerte mich der Präsident selbst an die Geste, die der Papst ihm gegenüber gemacht hatte und die ihn tief berührte; man könnte sagen, es war eine prophetische Geste. Und es ist eine Geste, die verpflichtet: Ich glaube, sie verpflichtet die Behörden wirklich dazu, konkrete Schritte auf dem Weg zum Frieden zu unternehmen. Wir hoffen, dass diese Reise diesem besonderen Moment Kontinuität verleiht und sie dazu anregt, konkrete Entscheidungen zu treffen, ganz praktische Entscheidungen, damit der Friedensprozess sein Ziel erreicht.“
„Es wird eine sehr bedeutsame Reise sein, gerade weil sie mit drei Stimmen stattfinden wird“
Der Papst wird den Südsudan zusammen mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury und dem Moderator der ‚Kirche von Schottland‘ besuchen. Es ist also auch eine Reise mit einem starken ökumenischen Akzent...
„Ja. Die Anwesenheit der drei religiösen Führer ist ein sehr bedeutender Ausdruck der Ökumene, einer Ökumene - ich würde es so nennen - des Zeugnisses. Gleichzeitig ist die Tatsache, dass die drei zusammenkommen, ein Zeichen dafür, dass es möglich ist, Wege der Gemeinschaft zu finden, auch über Unterschiede hinweg. Und dann diese gemeinsame Verpflichtung der im Land vertretenen religiösen Gruppen, Zeugen des Evangeliums zu sein und sich für den Frieden einzusetzen. Es wird also eine sehr bedeutsame Reise sein, gerade weil sie mit drei Stimmen stattfinden wird.“
Die Erwartungen an die Anwesenheit des Papstes in diesen afrikanischen Ländern sind groß. Sie selbst haben, wie Sie gerade erwähnt haben, vor kurzem die Orte besucht, die Franziskus sehen wird, wo sich Hoffnung und Armut, Drama und Zukunft vermischen. Wie kann man dieses Szenario ändern?
„Es handelt sich um einen langsamen Wandel, der Engagement und die Bündelung der Anstrengungen aller erfordert. Die einzelnen Länder werden versuchen müssen, eine Politik zu entwickeln, die wirklich auf Gerechtigkeit und Frieden beruht. Und dann die internationale Gemeinschaft, die mit den politischen Führern der einzelnen Länder zusammenarbeiten muss: Sie sollte die Länder in dieser heiklen Phase unterstützen und sie bei der vollständigen Verwirklichung ihrer sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Entwicklung begleiten. Und in diesem Zusammenhang gibt es auch die Rolle der Kirchen, wie ich bereits erwähnt habe, vor allem im karitativen, erzieherischen und gesundheitlichen Bereich.“
„Die internationale Gemeinschaft muss mit den Führern dieser Länder zusammenarbeiten“
Was wünschen Sie sich persönlich für diese Völker, die Sie getroffen und besucht haben, und ganz allgemein für Afrika?
„Ich freue mich sehr, den Papst bei diesem Besuch begleiten zu können, gerade weil ich im Juli die gleiche Reise unternommen habe, um den Menschen zu sagen, dass sie sich nicht entmutigen lassen sollen, dass der Papst kommen wird, auch wenn er - damals - seine Reise verschieben musste. Die Menschen haben diese Botschaft verstanden und sind nun voller Freude, den Papst zu empfangen und mit ihm zusammen zu sein. Ich glaube, dass die Hoffnung besteht, dass dieses Treffen mit dem Papst und dann im Südsudan auch mit den anderen religiösen Führern einen Wendepunkt in den oft tragischen Ereignissen in diesen Ländern markieren und den guten Willen aller stärken kann: Ich glaube, dass es wirklich ein erneutes Engagement aller braucht. Wenn es dieses Engagement gibt, wird es möglich sein, die Länder aus den aktuellen Konfliktsituationen herauszuholen, eine gerechte Entwicklung der gesamten Bevölkerung zu gewährleisten und diese Länder auf den Weg in eine bessere Zukunft zu bringen.“
(vatican news – sk)
Die Reise des Papstes in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan soll dazu beitragen, ein Ende der Gewalt zu erreichen. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin jetzt in einem Interview mit den Vatikan-Medien.
Auf seiner 40. internationalen Reise wird Franziskus vom 31. Januar bis 5. die Hauptstädte Kinshasa und Juba besuchen; es ist seine dritte Reise ins subsaharianische Afrika.
Interview
Eminenz, worum geht es dem Papst bei seinem Afrikabesuch?
„Wie bei jeder Apostolischen Reise möchte der Heilige Vater in erster Linie der Kirche und der Bevölkerung vor Ort nahe sein und sie kennenlernen. Ich würde sagen, dass dieser Wunsch bei diesem Besuch besonders ausgeprägt ist, weil es sich um eine lang erwartete Reise handelt, die der Papst aufgrund von Knieproblemen verschieben musste, und weil es sich um zwei Länder handelt, die sich aufgrund der Konflikte in einer besonders schwierigen Situation befinden. Der Papst reist also als Hirte dorthin, der dem Volk Gottes begegnet, und gleichzeitig auch als Pilger des Friedens und der Versöhnung.“
Zwei Länder mit außergewöhnlichen Ressourcen, die jedoch von endlosen Konflikten und Gewalt zermalmt werden: Welche Bedeutung hat diese Reise?
„Ich würde sagen, dass es da zwei Aspekte gibt: Es gibt einen pastoralen Aspekt, die Nähe zu den Ortskirchen und zu diesen Gemeinschaften, die lebendige, aktive Gemeinschaften sind. Und dann gibt es den gesellschaftspolitischen Aspekt; unter diesem Gesichtspunkt wird erwartet, dass die Anwesenheit des Heiligen Vaters, sein Wort, sein Zeugnis, dazu beitragen kann, etwas zu einem Ende der andauernden Gewalt beizutragen und die laufenden Prozesse des Friedens und der Versöhnung zu stärken.“
„Nicht der Versuchung der Rache nachgeben“
Die erste Station wird die Demokratische Republik Kongo sein, wo er auch mit Opfern des Konflikts aus dem Osten des Landes zusammentreffen wird. Kann dieser Besuch dazu beitragen, die Wunden in den Herzen der Menschen zu heilen?
„Hoffen wir es! Denn das sind wirklich tiefe Wunden. Es handelt sich um eine Situation, die schon lange andauert: Gewalt, Widerstand und Konflikte. Die Tatsache, dass der Papst mit den Opfern dieser Lage zusammentrifft, ist also eine sehr wichtige Geste, die sie sicherlich trösten wird. Ich glaube, dass der erste Aspekt und die erste Dimension dieses Treffens gerade der Aspekt der Tröstung dieser Bevölkerungen ist, die durch Todesfälle, Flüchtlinge usw. gelitten haben. Der andere Aspekt ist immer die Ermutigung, den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Nicht der Versuchung der Rache nachzugeben. Die bestehenden Spaltungen nicht zu verstärken, den Frieden als Ziel zu haben…“
Vom Kongo wird der Heilige Vater in den Südsudan weiterreisen. Im Jahr 2019 - erinnern wir uns - küsste er den südsudanesischen Führern bei einer Begegnung in Rom die Füße und flehte dabei um Frieden. Welche Rolle kann die Religion bei der Stabilisierung des Landes spielen?
„Die christlichen Kirchen - das konnte auch ich kürzlich (bei einem Besuch) feststellen – stehen mit ihrer Arbeit im Dienst der gesamten Bevölkerung, wo der Staat und manchmal sogar internationale Organisationen nicht hinkommen. Daher genießen sie Vertrauen in der Bevölkerung, und das ermöglicht es ihnen, eine wichtige Rolle im komplexen internationalen Dialog zu spielen. Als ich im Südsudan war, erinnerte mich der Präsident selbst an die Geste, die der Papst ihm gegenüber gemacht hatte und die ihn tief berührte; man könnte sagen, es war eine prophetische Geste. Und es ist eine Geste, die verpflichtet: Ich glaube, sie verpflichtet die Behörden wirklich dazu, konkrete Schritte auf dem Weg zum Frieden zu unternehmen. Wir hoffen, dass diese Reise diesem besonderen Moment Kontinuität verleiht und sie dazu anregt, konkrete Entscheidungen zu treffen, ganz praktische Entscheidungen, damit der Friedensprozess sein Ziel erreicht.“
„Es wird eine sehr bedeutsame Reise sein, gerade weil sie mit drei Stimmen stattfinden wird“
Der Papst wird den Südsudan zusammen mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury und dem Moderator der ‚Kirche von Schottland‘ besuchen. Es ist also auch eine Reise mit einem starken ökumenischen Akzent...
„Ja. Die Anwesenheit der drei religiösen Führer ist ein sehr bedeutender Ausdruck der Ökumene, einer Ökumene - ich würde es so nennen - des Zeugnisses. Gleichzeitig ist die Tatsache, dass die drei zusammenkommen, ein Zeichen dafür, dass es möglich ist, Wege der Gemeinschaft zu finden, auch über Unterschiede hinweg. Und dann diese gemeinsame Verpflichtung der im Land vertretenen religiösen Gruppen, Zeugen des Evangeliums zu sein und sich für den Frieden einzusetzen. Es wird also eine sehr bedeutsame Reise sein, gerade weil sie mit drei Stimmen stattfinden wird.“
Die Erwartungen an die Anwesenheit des Papstes in diesen afrikanischen Ländern sind groß. Sie selbst haben, wie Sie gerade erwähnt haben, vor kurzem die Orte besucht, die Franziskus sehen wird, wo sich Hoffnung und Armut, Drama und Zukunft vermischen. Wie kann man dieses Szenario ändern?
„Es handelt sich um einen langsamen Wandel, der Engagement und die Bündelung der Anstrengungen aller erfordert. Die einzelnen Länder werden versuchen müssen, eine Politik zu entwickeln, die wirklich auf Gerechtigkeit und Frieden beruht. Und dann die internationale Gemeinschaft, die mit den politischen Führern der einzelnen Länder zusammenarbeiten muss: Sie sollte die Länder in dieser heiklen Phase unterstützen und sie bei der vollständigen Verwirklichung ihrer sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Entwicklung begleiten. Und in diesem Zusammenhang gibt es auch die Rolle der Kirchen, wie ich bereits erwähnt habe, vor allem im karitativen, erzieherischen und gesundheitlichen Bereich.“
„Die internationale Gemeinschaft muss mit den Führern dieser Länder zusammenarbeiten“
Was wünschen Sie sich persönlich für diese Völker, die Sie getroffen und besucht haben, und ganz allgemein für Afrika?
„Ich freue mich sehr, den Papst bei diesem Besuch begleiten zu können, gerade weil ich im Juli die gleiche Reise unternommen habe, um den Menschen zu sagen, dass sie sich nicht entmutigen lassen sollen, dass der Papst kommen wird, auch wenn er - damals - seine Reise verschieben musste. Die Menschen haben diese Botschaft verstanden und sind nun voller Freude, den Papst zu empfangen und mit ihm zusammen zu sein. Ich glaube, dass die Hoffnung besteht, dass dieses Treffen mit dem Papst und dann im Südsudan auch mit den anderen religiösen Führern einen Wendepunkt in den oft tragischen Ereignissen in diesen Ländern markieren und den guten Willen aller stärken kann: Ich glaube, dass es wirklich ein erneutes Engagement aller braucht. Wenn es dieses Engagement gibt, wird es möglich sein, die Länder aus den aktuellen Konfliktsituationen herauszuholen, eine gerechte Entwicklung der gesamten Bevölkerung zu gewährleisten und diese Länder auf den Weg in eine bessere Zukunft zu bringen.“
(vatican news – sk)
Klavierspielerin2 29.01.2023 15:39
"WIR KOMMEN ALS DIENER"
Welby hofft auf Erfolg der Südsudan-Reise mit Papst Franziskus
AKTUALISIERT AM 29.01.2023
LONDON ‐ Die gemeinsame Reise in den Südsudan mit Papst Franziskus und Iain Greenshields sieht Anglikaner-Primas Justin Welby als historischen Besuch. Nach "Jahrhunderten der Spaltung" habe die Reise auch eine ökumenische Bedeutung.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, setzt auf einen Erfolg der historischen Friedensreise in den Südsudan, unter anderem mit Papst Franziskus. "Wir hoffen, jene Zusagen zu überprüfen und zu erneuern, die die südsudanesische Führung 2019 im Vatikan und seitdem gegenüber ihrem Volk gemacht hat", erklärte das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft am Sonntag.
Welby wird ab Freitag (3. bis 5. Februar) gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Moderator der Generalversammlung der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, den jüngsten Staat der Welt besuchen, der seit Jahren unter Konflikten, Hunger und Umweltkatastrophen leidet. Bereits ab Dienstag (31. Januar) ist der Papst in der Demokratischen Republik Kongo.
Auf dem Programm des Südsudan-Besuchs stehen Treffen mit den politischen Führern des Landes, eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Zudem feiert Welby am Samstag (4. Februar) in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale der Hauptstadt Juba einen Gottesdienst. Über Papst Franziskus und Moderator Greenshields sagte er: "Wir haben viele Jahre für diesen Besuch gebetet – und freuen uns jetzt darauf, in nur wenigen Tagen gemeinsam in Juba zu sein." Die Reise war zweimal verschoben worden; zunächst wegen Sicherheitsbedenken und zuletzt im Sommer 2022 aufgrund von Knieproblemen des Papstes.
Welby: Historischer Besuch mit ökumenischer Bedeutung
Welby weiter: "Wir kommen als Diener – um die Schreie des südsudanesischen Volkes zu hören und zu verstärken, das so viel gelitten hat und weiter unter Konflikten, verheerenden Überschwemmungen, Hungersnöten und vielem mehr leidet." Der Anglikaner-Primas sieht in dem "historischen Besuch" auch eine besondere ökumenische Bedeutung. "Nach Jahrhunderten der Spaltung" kämen nun Führer aus drei verschiedenen Teilen der Kirche als Nachfolger von Jesus. Dessen Geist habe die Kraft, Herzen zu verändern; er gebe "tiefste Hoffnung auf Gerechtigkeit".
Der Erzbischof wird von seiner Ehefrau Caroline begleitet. Sie hatte den Südsudan mehrfach besucht, um Frauen als Friedensstifterinnen zu unterstützen. Die Theologin: "Viele Frauen im Südsudan leben mit einem Trauma von Vertreibung in ihrem eigenen Land, von Flüchtlingen in anderen Ländern, sexueller Gewalt und täglicher Angst vor Misshandlungen in ihren eigenen Häusern und Gemeinschaften." Dennoch zeigten sie "unglaubliche Stärke".
Unterdessen bat Papst Franziskus um geistigen Beistand für seine bevorstehende Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan. Schon lange habe er diese beiden Länder besuchen wollen, erklärte Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz. Am Dienstag werde er "als Pilger des Friedens und der Versöhnung" dorthin reisen. "Ich bitte alle, diese Reise mit ihrem Gebet zu begleiten", so der Papst. (cbr/KNA)
29.01.23, 14.20 Uhr: Ergänzt um die Bitte des Papstes für geistigen Beistand für seine Reise.
Welby hofft auf Erfolg der Südsudan-Reise mit Papst Franziskus
AKTUALISIERT AM 29.01.2023
LONDON ‐ Die gemeinsame Reise in den Südsudan mit Papst Franziskus und Iain Greenshields sieht Anglikaner-Primas Justin Welby als historischen Besuch. Nach "Jahrhunderten der Spaltung" habe die Reise auch eine ökumenische Bedeutung.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, setzt auf einen Erfolg der historischen Friedensreise in den Südsudan, unter anderem mit Papst Franziskus. "Wir hoffen, jene Zusagen zu überprüfen und zu erneuern, die die südsudanesische Führung 2019 im Vatikan und seitdem gegenüber ihrem Volk gemacht hat", erklärte das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft am Sonntag.
Welby wird ab Freitag (3. bis 5. Februar) gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Moderator der Generalversammlung der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, den jüngsten Staat der Welt besuchen, der seit Jahren unter Konflikten, Hunger und Umweltkatastrophen leidet. Bereits ab Dienstag (31. Januar) ist der Papst in der Demokratischen Republik Kongo.
Auf dem Programm des Südsudan-Besuchs stehen Treffen mit den politischen Führern des Landes, eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Zudem feiert Welby am Samstag (4. Februar) in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale der Hauptstadt Juba einen Gottesdienst. Über Papst Franziskus und Moderator Greenshields sagte er: "Wir haben viele Jahre für diesen Besuch gebetet – und freuen uns jetzt darauf, in nur wenigen Tagen gemeinsam in Juba zu sein." Die Reise war zweimal verschoben worden; zunächst wegen Sicherheitsbedenken und zuletzt im Sommer 2022 aufgrund von Knieproblemen des Papstes.
Welby: Historischer Besuch mit ökumenischer Bedeutung
Welby weiter: "Wir kommen als Diener – um die Schreie des südsudanesischen Volkes zu hören und zu verstärken, das so viel gelitten hat und weiter unter Konflikten, verheerenden Überschwemmungen, Hungersnöten und vielem mehr leidet." Der Anglikaner-Primas sieht in dem "historischen Besuch" auch eine besondere ökumenische Bedeutung. "Nach Jahrhunderten der Spaltung" kämen nun Führer aus drei verschiedenen Teilen der Kirche als Nachfolger von Jesus. Dessen Geist habe die Kraft, Herzen zu verändern; er gebe "tiefste Hoffnung auf Gerechtigkeit".
Der Erzbischof wird von seiner Ehefrau Caroline begleitet. Sie hatte den Südsudan mehrfach besucht, um Frauen als Friedensstifterinnen zu unterstützen. Die Theologin: "Viele Frauen im Südsudan leben mit einem Trauma von Vertreibung in ihrem eigenen Land, von Flüchtlingen in anderen Ländern, sexueller Gewalt und täglicher Angst vor Misshandlungen in ihren eigenen Häusern und Gemeinschaften." Dennoch zeigten sie "unglaubliche Stärke".
Unterdessen bat Papst Franziskus um geistigen Beistand für seine bevorstehende Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan. Schon lange habe er diese beiden Länder besuchen wollen, erklärte Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz. Am Dienstag werde er "als Pilger des Friedens und der Versöhnung" dorthin reisen. "Ich bitte alle, diese Reise mit ihrem Gebet zu begleiten", so der Papst. (cbr/KNA)
29.01.23, 14.20 Uhr: Ergänzt um die Bitte des Papstes für geistigen Beistand für seine Reise.
Klavierspielerin2 30.01.2023 14:58
Südsudan: Ärger wegen Papst-Äußerung
Fünf Tage vor der Ankunft von Papst Franziskus im Südsudan herrscht in dem ostafrikanischen Land Aufregung um jüngste Aussagen des Kirchenoberhaupts zur Homosexualität
„Falls er kommt und uns erklärt, gleichgeschlechtliche Ehen und Homosexualität seien gestattet, antworten wir mit Nein.“ Mit diesen Worten zitierte der örtliche Sender Radio Tamazuj am Wochenende den südsudanesischen Informationsminister Michael Makuei Lueth. Zugleich betonte er, er rechne nicht damit, dass das Thema auf der Agenda des „historischen“ Besuchs stehe.
In seinem jüngsten Interview hatte sich Papst Franziskus gegen eine Kriminalisierung von Homosexualität ausgesprochen. Eine solche sei „weder gut noch gerecht“. In etlichen afrikanischen Ländern sind Fragen von Moral und sexueller Identität ein politisch aufgeladenes Thema. Von den 69 Ländern weltweit, die Homosexualität unter Strafe stellen, liegt etwa die Hälfte davon auf dem Kontinent.
„Unsere Verfassung ist ganz klar“
„Unsere Verfassung ist ganz klar und hält fest, dass die Heirat zwischen verschiedenen Geschlechtern stattfindet und gleichgeschlechtliche Ehen ein Verbrechen sind, eine grundsätzliche Straftat“, sagte Makuei vor Journalisten in Juba. Gott habe in seinen Augen bei der Schaffung von Mann und Frau „keinen Fehler“ begangen.
Am Freitag reist Papst Franziskus gemeinsam mit dem Ehrenoberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, in das ehemalige Bürgerkriegsland. Am Freitag stehen Treffen mit Präsident Salva Kiir Mayardit und Vizepräsident Riek Machar auf dem Programm. Zuvor reist Franziskus in die Demokratische Republik Kongo.
(kna – sk)
Fünf Tage vor der Ankunft von Papst Franziskus im Südsudan herrscht in dem ostafrikanischen Land Aufregung um jüngste Aussagen des Kirchenoberhaupts zur Homosexualität
„Falls er kommt und uns erklärt, gleichgeschlechtliche Ehen und Homosexualität seien gestattet, antworten wir mit Nein.“ Mit diesen Worten zitierte der örtliche Sender Radio Tamazuj am Wochenende den südsudanesischen Informationsminister Michael Makuei Lueth. Zugleich betonte er, er rechne nicht damit, dass das Thema auf der Agenda des „historischen“ Besuchs stehe.
In seinem jüngsten Interview hatte sich Papst Franziskus gegen eine Kriminalisierung von Homosexualität ausgesprochen. Eine solche sei „weder gut noch gerecht“. In etlichen afrikanischen Ländern sind Fragen von Moral und sexueller Identität ein politisch aufgeladenes Thema. Von den 69 Ländern weltweit, die Homosexualität unter Strafe stellen, liegt etwa die Hälfte davon auf dem Kontinent.
„Unsere Verfassung ist ganz klar“
„Unsere Verfassung ist ganz klar und hält fest, dass die Heirat zwischen verschiedenen Geschlechtern stattfindet und gleichgeschlechtliche Ehen ein Verbrechen sind, eine grundsätzliche Straftat“, sagte Makuei vor Journalisten in Juba. Gott habe in seinen Augen bei der Schaffung von Mann und Frau „keinen Fehler“ begangen.
Am Freitag reist Papst Franziskus gemeinsam mit dem Ehrenoberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, in das ehemalige Bürgerkriegsland. Am Freitag stehen Treffen mit Präsident Salva Kiir Mayardit und Vizepräsident Riek Machar auf dem Programm. Zuvor reist Franziskus in die Demokratische Republik Kongo.
(kna – sk)
Klavierspielerin2 31.01.2023 12:30
Vor der Reise nach Afrika: Papst trifft Migranten
Am Dienstagmorgen, bevor er das Casa Santa Marta verließ und zum Flughafen fuhr, hat Papst Franziskus ein Dutzend Migranten und Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan getroffen.
Dies sind die beiden Länder, die er in den kommenden Tagen besuchen wird. Die Migranten, mit denen er zusammentraf, wurden zusammen mit ihren Familien vom Flüchtlingszentrum „Centro Astalli“ aufgenommen und unterstützt. Mit dabei war auch der Präfekt des Dikasteriums für die Nächstenliebe, Kardinal Konrad Krajewski.
Plakate, Gadgets und
„Bienvenue Pape François“-Fahnen säumen derweil die Straßen von Kinshasa, um die Ankunft von Franziskus in wenigen Stunden auf kongolesischem Boden zu feiern. Seit Montag sind Frauen und Männer ununterbrochen mit den Vorbereitungen für den Empfang des Papstes beschäftigt. 37 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. wird ein Papst wieder den kongolesischen Boden betreten. In der Nuntiatur trafen unsere Korrespondenten Erzbischof Ettore Balestrero. Er sprach über die Begegnung mit den Opfern der Gewalt im Osten des Landes. Dazu sagte er gegenüber Radio Vatikan: „Der Fluss des Hasses soll in ein Meer der Gerechtigkeit und Versöhnung münden." Der Papst wird während seines Aufenthalts in Kinshasa mit den Gewaltopfern zusammentreffen.
Vor dem Abflug
Bei der Ankunft auf dem Flughafen Fiumicino hielt das Auto des Papstes kurz in der Nähe des Denkmals für die Gefallenen von Kindu, die 13 italienischen Flieger, die am 11. November 1961 im Kongo getötet wurden. Papst Franziskus widmete den Opfern dieses blutigen Massakers und all jenen, die ihr Leben bei humanitären und friedenspolitischen Einsätzen verloren haben, ein Gebet und begab sich dann in Richtung des Flugzeugs, das ihn zu seiner nächsten Apostolischen Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan bringen wird.
Das Massaker von Kindu
Dreizehn italienische Flieger des Einsatzkontingents der Vereinten Nationen, das während der Kongokrise die Ordnung in dem afrikanischen Staat wiederherstellen sollte, wurden am 11. November 1961 ermordet. Schon damals befand sich das Gebiet aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs in ständigem Aufruhr. Zwei Monate zuvor, am 17. September 1961, war der UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld bei einem Flugzeugabsturz über Ndola ums Leben gekommen, als er auf dem Weg nach Katanga war, um die kongolesische Krise zu lösen. Es war ein schwieriges Szenario, in dem die italienische Luftwaffe nach der Ausrufung der Unabhängigkeit der Republik Kongo am 30. Juni 1960 zu einem Einsatz unter der Schirmherrschaft der UNO gerufen worden war. Ab dem 11. Juli wurden die „fliegenden Wagen“, wie die C-119-Flugzeuge genannt wurden, auf afrikanischen Boden geschickt, um Flüchtlinge zu evakuieren und lebensnotwendige Güter zu transportieren.
(vatican news)
Am Dienstagmorgen, bevor er das Casa Santa Marta verließ und zum Flughafen fuhr, hat Papst Franziskus ein Dutzend Migranten und Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan getroffen.
Dies sind die beiden Länder, die er in den kommenden Tagen besuchen wird. Die Migranten, mit denen er zusammentraf, wurden zusammen mit ihren Familien vom Flüchtlingszentrum „Centro Astalli“ aufgenommen und unterstützt. Mit dabei war auch der Präfekt des Dikasteriums für die Nächstenliebe, Kardinal Konrad Krajewski.
Plakate, Gadgets und
„Bienvenue Pape François“-Fahnen säumen derweil die Straßen von Kinshasa, um die Ankunft von Franziskus in wenigen Stunden auf kongolesischem Boden zu feiern. Seit Montag sind Frauen und Männer ununterbrochen mit den Vorbereitungen für den Empfang des Papstes beschäftigt. 37 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. wird ein Papst wieder den kongolesischen Boden betreten. In der Nuntiatur trafen unsere Korrespondenten Erzbischof Ettore Balestrero. Er sprach über die Begegnung mit den Opfern der Gewalt im Osten des Landes. Dazu sagte er gegenüber Radio Vatikan: „Der Fluss des Hasses soll in ein Meer der Gerechtigkeit und Versöhnung münden." Der Papst wird während seines Aufenthalts in Kinshasa mit den Gewaltopfern zusammentreffen.
Vor dem Abflug
Bei der Ankunft auf dem Flughafen Fiumicino hielt das Auto des Papstes kurz in der Nähe des Denkmals für die Gefallenen von Kindu, die 13 italienischen Flieger, die am 11. November 1961 im Kongo getötet wurden. Papst Franziskus widmete den Opfern dieses blutigen Massakers und all jenen, die ihr Leben bei humanitären und friedenspolitischen Einsätzen verloren haben, ein Gebet und begab sich dann in Richtung des Flugzeugs, das ihn zu seiner nächsten Apostolischen Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan bringen wird.
Das Massaker von Kindu
Dreizehn italienische Flieger des Einsatzkontingents der Vereinten Nationen, das während der Kongokrise die Ordnung in dem afrikanischen Staat wiederherstellen sollte, wurden am 11. November 1961 ermordet. Schon damals befand sich das Gebiet aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs in ständigem Aufruhr. Zwei Monate zuvor, am 17. September 1961, war der UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld bei einem Flugzeugabsturz über Ndola ums Leben gekommen, als er auf dem Weg nach Katanga war, um die kongolesische Krise zu lösen. Es war ein schwieriges Szenario, in dem die italienische Luftwaffe nach der Ausrufung der Unabhängigkeit der Republik Kongo am 30. Juni 1960 zu einem Einsatz unter der Schirmherrschaft der UNO gerufen worden war. Ab dem 11. Juli wurden die „fliegenden Wagen“, wie die C-119-Flugzeuge genannt wurden, auf afrikanischen Boden geschickt, um Flüchtlinge zu evakuieren und lebensnotwendige Güter zu transportieren.
(vatican news)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:02
Papst um 8.29 Uhr Richtung Kinshasa abgeflogen
Guten Flug! Papst Franziskus und seine Begleitung haben an diesem Dienstagmorgen die Afrikareise angetreten. Die Maschine ist um 8.29 Uhr römischer Zeit abgeflogen. Es ist die 40. Auslandsreise des 86 Jahre alten Kirchenoberhaupts. Gesundheitliche Probleme zwangen ihn, die schon für vergangenen Juli geplante Visite zu verschieben.
Mario Galgano – Vatikanstadt
37 Jahre ist es her, als zuletzt ein Papst in das Land reiste. Johannes Paul II. traf damals noch auf Mobutu Sese Seko und das Land hieß offiziell Zaïre. Der Papst wird mit einer Botschaft des Friedens in den Kongo reisen, sagt Ettore Balestrero. Er ist der Nuntius im Kongo: „Es gibt hier auch - und das erfüllt mich mit Freude - eine katholische Gemeinschaft, die Gott in ihrem Leben wirklich Raum geben will, die aber vom Papst einen Ansporn braucht, um eine Dichotomie zwischen verkündetem Glauben und gelebtem Leben zu vermeiden“, sagt der Nuntius gegenüber Radio Vatikan. Der Besuch des Papstes „kann, ja wird ein Meilenstein sein, um Leitlinien für eine bessere und tiefere Evangelisierung zu erhalten“.
Der Kongo gehört zu den Ländern der Welt mit den meisten Katholiken. Laut Statistiken des Vatikans sind mehr als 52 Millionen, also rund die Hälfte der Kongolesen, Anhänger der Konfession. Den Zahlen zufolge trägt die katholische Kirche im Land mehr als 13.100 Vor- und Grundschulen. Und 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen, ergänzt Balestrero.
Für den 86-jährigen Papst ist der Afrikabesuch die erste Auslandsreise im laufenden Jahr und gleichzeitig die vierzigste in seinem bald zehnjährigen Pontifikat. Gesundheitliche Probleme hatten ihn im vergangenen Juli gezwungen, die schon damals geplante Afrika-Visite zu verschieben.
(vatican news)
Guten Flug! Papst Franziskus und seine Begleitung haben an diesem Dienstagmorgen die Afrikareise angetreten. Die Maschine ist um 8.29 Uhr römischer Zeit abgeflogen. Es ist die 40. Auslandsreise des 86 Jahre alten Kirchenoberhaupts. Gesundheitliche Probleme zwangen ihn, die schon für vergangenen Juli geplante Visite zu verschieben.
Mario Galgano – Vatikanstadt
37 Jahre ist es her, als zuletzt ein Papst in das Land reiste. Johannes Paul II. traf damals noch auf Mobutu Sese Seko und das Land hieß offiziell Zaïre. Der Papst wird mit einer Botschaft des Friedens in den Kongo reisen, sagt Ettore Balestrero. Er ist der Nuntius im Kongo: „Es gibt hier auch - und das erfüllt mich mit Freude - eine katholische Gemeinschaft, die Gott in ihrem Leben wirklich Raum geben will, die aber vom Papst einen Ansporn braucht, um eine Dichotomie zwischen verkündetem Glauben und gelebtem Leben zu vermeiden“, sagt der Nuntius gegenüber Radio Vatikan. Der Besuch des Papstes „kann, ja wird ein Meilenstein sein, um Leitlinien für eine bessere und tiefere Evangelisierung zu erhalten“.
Der Kongo gehört zu den Ländern der Welt mit den meisten Katholiken. Laut Statistiken des Vatikans sind mehr als 52 Millionen, also rund die Hälfte der Kongolesen, Anhänger der Konfession. Den Zahlen zufolge trägt die katholische Kirche im Land mehr als 13.100 Vor- und Grundschulen. Und 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen, ergänzt Balestrero.
Für den 86-jährigen Papst ist der Afrikabesuch die erste Auslandsreise im laufenden Jahr und gleichzeitig die vierzigste in seinem bald zehnjährigen Pontifikat. Gesundheitliche Probleme hatten ihn im vergangenen Juli gezwungen, die schon damals geplante Afrika-Visite zu verschieben.
(vatican news)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:05
Auf dem Hinflug nach Kinshasa: Stilles Gebet für Migranten
Papst Franziskus hat auf dem Flug in die Demokratische Republik Kongo ein stilles Gebet für die Migranten gesprochen, die auf ihrer Reise in eine bessere Zukunft ums Leben gekommen sind. Anlass für den Gedanken des Papstes war der Flug über die Sahara, die ähnlich wie das Mittelmeer für zahlreiche Menschen auf der Flucht zur Todesfalle wird.
In „diesem Moment, in dem wir die Sahara überfliegen“, bitte er um ein stilles Gebet für „alle Personen, die sie auf der Suche nach ein bisschen Wohlergehen, ein bisschen Freiheit, überquert haben und es nicht geschaft haben“, so der Papst auf dem Weg in die Demokratische Republik Kongo, sein erstes Reiseziel. Viele der Migranten gerieten jedoch, sollten sie die Wüste erfolgreich überquert haben, in Lager am Mittelmeer und seien dort zum Leiden verurteilt, gab Franziskus vor den etwa 75 Journalisten aus zwölf Ländern zu bedenken, die ihn im Papstflieger begleiteten, bevor er ein stilles Gebet sprach.
Er könne zwar nicht wie ursprünglich geplant nach Goma reisen, sondern er werde sich auf Kinshasa und Juba beschränken und „von dort aus alles machen“, so Franziskus mit Blick auf die prekäre Sicherheitslage insbesondere im Norden und Osten der Demokratischen Republik Kongo. Doch es sei eine „schöne Reise“ und er wolle den Journalisten dafür danken, dass sie den interessierten Menschen die Bilder, Gedanken und Überlegungen zur Reise nahe brächten, so der Papst in seiner kurzen Begrüßungsansprache auf dem ersten Abschnitt der insgesamt fünftägigen Afrikareise.
Ein besonderes Geschenk bekam er von der mitreisenden Jourtnalistin Eva Fernández überreicht: Einen Kiwu-Stein, der aus einer Koltan-Mine stammt und ein Lava-Fragment des Vulkans Nyiragongo, der immer wieder für Desaster sorgt. Wie die Journalistin des Radioverbundes der spanischen Bischofskonferenz COPE dem Papst erklärte, sterben für jedes extrahierte Kilo Kiwu-Gestein zwei Menschen, ein Schlaglicht auf die unmenschlichen Bedingungen, unter denen in der DR Kongo, die reich an Naturschätzen ist, für westliche Konzerne wertvolle Mineralien abgebaut werden.
(vatican news - cs)
Papst Franziskus hat auf dem Flug in die Demokratische Republik Kongo ein stilles Gebet für die Migranten gesprochen, die auf ihrer Reise in eine bessere Zukunft ums Leben gekommen sind. Anlass für den Gedanken des Papstes war der Flug über die Sahara, die ähnlich wie das Mittelmeer für zahlreiche Menschen auf der Flucht zur Todesfalle wird.
In „diesem Moment, in dem wir die Sahara überfliegen“, bitte er um ein stilles Gebet für „alle Personen, die sie auf der Suche nach ein bisschen Wohlergehen, ein bisschen Freiheit, überquert haben und es nicht geschaft haben“, so der Papst auf dem Weg in die Demokratische Republik Kongo, sein erstes Reiseziel. Viele der Migranten gerieten jedoch, sollten sie die Wüste erfolgreich überquert haben, in Lager am Mittelmeer und seien dort zum Leiden verurteilt, gab Franziskus vor den etwa 75 Journalisten aus zwölf Ländern zu bedenken, die ihn im Papstflieger begleiteten, bevor er ein stilles Gebet sprach.
Er könne zwar nicht wie ursprünglich geplant nach Goma reisen, sondern er werde sich auf Kinshasa und Juba beschränken und „von dort aus alles machen“, so Franziskus mit Blick auf die prekäre Sicherheitslage insbesondere im Norden und Osten der Demokratischen Republik Kongo. Doch es sei eine „schöne Reise“ und er wolle den Journalisten dafür danken, dass sie den interessierten Menschen die Bilder, Gedanken und Überlegungen zur Reise nahe brächten, so der Papst in seiner kurzen Begrüßungsansprache auf dem ersten Abschnitt der insgesamt fünftägigen Afrikareise.
Ein besonderes Geschenk bekam er von der mitreisenden Jourtnalistin Eva Fernández überreicht: Einen Kiwu-Stein, der aus einer Koltan-Mine stammt und ein Lava-Fragment des Vulkans Nyiragongo, der immer wieder für Desaster sorgt. Wie die Journalistin des Radioverbundes der spanischen Bischofskonferenz COPE dem Papst erklärte, sterben für jedes extrahierte Kilo Kiwu-Gestein zwei Menschen, ein Schlaglicht auf die unmenschlichen Bedingungen, unter denen in der DR Kongo, die reich an Naturschätzen ist, für westliche Konzerne wertvolle Mineralien abgebaut werden.
(vatican news - cs)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:11
Kongo: Kardinal warnt vor Instrumentalisierung des Papstbesuchs
Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu hat Politiker seiner Heimat gewarnt, den Besuch von Papst Franziskus für politische Zwecke zu missbrauchen. „Sein Kommen ist kein politischer Anlass“, erinnerte der Erzbischof von Kinshasa.
Kardinal Fridolin Ambongo Besungu äußerte sich am Wochenende gegenüber dem Portal „Digital Congo“. Damit reagierte Ambongo auf die Aussage eines kongolesischen Politikers, der sich „massive“ Unterstützung von Katholiken erhofft.
Wahlen im Dezember
Im Dezember sollen die Kongolesen ein neues Parlament und einen Präsidenten wählen. Berichten zufolge rechnet Parlamentsvizepräsident Andre Mbata infolge der Papst-Visite mit einem Aufschwung für Staatspräsident Felix Tshisekedi. Er betonte vergangene Woche: „Papst Franziskus kommt auf Einladung des Staatschefs, und er wird ihn für seine zweite Amtszeit segnen.“ Kardinal Ambongo betonte indes: „Der Papst kommt nicht, um einem politischen Regime zur Hand zu gehen.“
An diesem Dienstag bricht Papst Franziskus zu einem viertägigen Besuch in die Demokratischen Republik Kongo auf, bevor es am Freitag in den Südsudan weitergeht. Im Südsudan begleiten ihn der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, auf der ökumenischen „Pilgerfahrt für den Frieden“.
(digital congo/kap – pr)
Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu hat Politiker seiner Heimat gewarnt, den Besuch von Papst Franziskus für politische Zwecke zu missbrauchen. „Sein Kommen ist kein politischer Anlass“, erinnerte der Erzbischof von Kinshasa.
Kardinal Fridolin Ambongo Besungu äußerte sich am Wochenende gegenüber dem Portal „Digital Congo“. Damit reagierte Ambongo auf die Aussage eines kongolesischen Politikers, der sich „massive“ Unterstützung von Katholiken erhofft.
Wahlen im Dezember
Im Dezember sollen die Kongolesen ein neues Parlament und einen Präsidenten wählen. Berichten zufolge rechnet Parlamentsvizepräsident Andre Mbata infolge der Papst-Visite mit einem Aufschwung für Staatspräsident Felix Tshisekedi. Er betonte vergangene Woche: „Papst Franziskus kommt auf Einladung des Staatschefs, und er wird ihn für seine zweite Amtszeit segnen.“ Kardinal Ambongo betonte indes: „Der Papst kommt nicht, um einem politischen Regime zur Hand zu gehen.“
An diesem Dienstag bricht Papst Franziskus zu einem viertägigen Besuch in die Demokratischen Republik Kongo auf, bevor es am Freitag in den Südsudan weitergeht. Im Südsudan begleiten ihn der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, auf der ökumenischen „Pilgerfahrt für den Frieden“.
(digital congo/kap – pr)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:14
Örtliche Medien zur Papstreise: Hoffen auf den Friedenspilger
Rund zwei Millionen Gläubige werden am Mittwoch bei der Papst-Messe am Flughafengelände Ndjili in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa erwartet. Für die örtliche Presse rücken Termine wie das Treffen mit Präsident Felix Tshisekedi angesichts des „historischen Besuchs“ (France24) in den Hintergrund.
„Papst Franziskus kommt als Hirte, um die Gläubigen zu stärken und Geschlossenheit zu zeigen“, schreibt die Zeitung „Forum des As“. Der Starkregen in Kinshasa dürfte deshalb nicht weiter stören. Um den Papst zu sehen, haben die Kongolesen einen „halben Feiertag“ bekommen, berichtet der Staatssender RTNC: „Berufliche Aktivitäten in Kinshasa werden bis Mittwochmittag stillstehen.“
Unterdessen gibt die Zeitung „Le Potentiel“ Tipps für die strengen Sicherheitskontrollen. Mehr als 7.500 Polizisten werden bei der Messe patrouillieren: Frauen sollten sich daher „nicht unnötig mit Handtaschen belasten“; der Gottesdienst dauere zwei Stunden. Daneben greift das Blatt auch ein Thema auf, das im Vorfeld für Kritik sorgte: Abermals hätten Polizisten am Montag Straßenhändler in Kinshasa „vertrieben“ und deren Läden verbrannt.
„Frauen sollten sich nicht unnötig mit Handtaschen belasten"
Der UN-Sender Radio Okapi betont: „Papst Franziskus kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Osten der DR Kongo von bewaffneten Gruppen heimgesucht wird“. Entsprechend sei die Hoffnung der Millionen Vertriebenen und Bewohner des Ostens, Papst Franziskus möge den „von der internationalen Gemeinschaft ignorierten Konflikt ansprechen“. Dazu schreibt „Forum des As“: „Der Papst-Besuch schafft Hoffnung in einem entscheidenden Moment in der Geschichte des Kongo“. Auch mit Blick auf die Präsidenten- und Parlamentswahlen im Dezember könnten seine Ansprachen „Spannungen reduzieren und ein Klima des Vertrauens stärken“.
Geteerte Heiligkeits-Straße
Hoffnung herrscht auch an Franziskus' zweitem Reiseziel, dem Südsudan. Dort verkündete die Regierung, abgebrochene Friedensgespräche mit Rebellen fortsetzen zu wollen. Doch Oppositionelle sind skeptisch, wie der Sender EyeRadio berichtet. So könnte die Ankündigung ein Versuch sein, das Land in einem guten Licht dastehen zu lassen. „Viele hoffen, dass der Besuch des Papstes, des Erzbischofs von Canterbury und des Moderators der Generalversammlung der Church of Scotland die politischen Anführer des Landes dazu bringt, ihr Versprechen von anhaltendem Frieden einzulösen“, so der Sender.
Unterdessen berichtet Radio Miraya von der neuen Teerstraße, die Präsident Salva Kiir Mayardit am Wochenende vor der vatikanischen Nuntiatur einweihte: die „Seine Heiligkeit Papst Franziskus-Straße“.
(kap/kna - cs)
Rund zwei Millionen Gläubige werden am Mittwoch bei der Papst-Messe am Flughafengelände Ndjili in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa erwartet. Für die örtliche Presse rücken Termine wie das Treffen mit Präsident Felix Tshisekedi angesichts des „historischen Besuchs“ (France24) in den Hintergrund.
„Papst Franziskus kommt als Hirte, um die Gläubigen zu stärken und Geschlossenheit zu zeigen“, schreibt die Zeitung „Forum des As“. Der Starkregen in Kinshasa dürfte deshalb nicht weiter stören. Um den Papst zu sehen, haben die Kongolesen einen „halben Feiertag“ bekommen, berichtet der Staatssender RTNC: „Berufliche Aktivitäten in Kinshasa werden bis Mittwochmittag stillstehen.“
Unterdessen gibt die Zeitung „Le Potentiel“ Tipps für die strengen Sicherheitskontrollen. Mehr als 7.500 Polizisten werden bei der Messe patrouillieren: Frauen sollten sich daher „nicht unnötig mit Handtaschen belasten“; der Gottesdienst dauere zwei Stunden. Daneben greift das Blatt auch ein Thema auf, das im Vorfeld für Kritik sorgte: Abermals hätten Polizisten am Montag Straßenhändler in Kinshasa „vertrieben“ und deren Läden verbrannt.
„Frauen sollten sich nicht unnötig mit Handtaschen belasten"
Der UN-Sender Radio Okapi betont: „Papst Franziskus kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Osten der DR Kongo von bewaffneten Gruppen heimgesucht wird“. Entsprechend sei die Hoffnung der Millionen Vertriebenen und Bewohner des Ostens, Papst Franziskus möge den „von der internationalen Gemeinschaft ignorierten Konflikt ansprechen“. Dazu schreibt „Forum des As“: „Der Papst-Besuch schafft Hoffnung in einem entscheidenden Moment in der Geschichte des Kongo“. Auch mit Blick auf die Präsidenten- und Parlamentswahlen im Dezember könnten seine Ansprachen „Spannungen reduzieren und ein Klima des Vertrauens stärken“.
Geteerte Heiligkeits-Straße
Hoffnung herrscht auch an Franziskus' zweitem Reiseziel, dem Südsudan. Dort verkündete die Regierung, abgebrochene Friedensgespräche mit Rebellen fortsetzen zu wollen. Doch Oppositionelle sind skeptisch, wie der Sender EyeRadio berichtet. So könnte die Ankündigung ein Versuch sein, das Land in einem guten Licht dastehen zu lassen. „Viele hoffen, dass der Besuch des Papstes, des Erzbischofs von Canterbury und des Moderators der Generalversammlung der Church of Scotland die politischen Anführer des Landes dazu bringt, ihr Versprechen von anhaltendem Frieden einzulösen“, so der Sender.
Unterdessen berichtet Radio Miraya von der neuen Teerstraße, die Präsident Salva Kiir Mayardit am Wochenende vor der vatikanischen Nuntiatur einweihte: die „Seine Heiligkeit Papst Franziskus-Straße“.
(kap/kna - cs)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:17
Südsudan: Der Freitag wird zum Feiertag
In der südsudanesischen Hauptstadt Juba laufen die letzten Vorbereitungen für den Papstbesuch. Nachtclubs wurden örtlichen Medien zufolge mit sofortiger Wirkung geschlossen und der Freitag anlässlich der Ankunft von Papst Franziskus zum Feiertag erklärt.
„Wer sich die Anreise leisten kann, kommt nach Juba, sowohl aus allen sieben Diözesen des Landes als auch aus dem Sudan“, sagte Pfarrer Jim Greene in Juba der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Laut dem Direktor der Organisation „Solidarity with South Sudan“ ist schwer abschätzbar, wie viele Menschen tatsächlich zu den Papst-Messen am Wochenende kommen. Jedoch könnte die Zahl an jene der Unabhängigkeitsfeier heranreichen, die im Juli 2011 auf die Abspaltung vom Sudan folgte. Franziskus' Besuch werde „größer als jede öffentliche Veranstaltung in Juba seither“, so Greene. „Die Menschen wollen seine Botschaft hören und seinen Segen empfangen - all das in der Hoffnung, dass sein Besuch dem Land einen stabileren Frieden bringt und die Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung schafft.“
Der Papst wird bei der bis Sonntag dauernden Reise in den Südsudan begleitet vom Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields. Die drei Kirchenführer sprechen von einer „ökumenischen Pilgerfahrt des Friedens“. An diesem Dienstag ist Franziskus zunächst in die Demokratische Republik Kongo aufgebrochen.
(kna – cs)
In der südsudanesischen Hauptstadt Juba laufen die letzten Vorbereitungen für den Papstbesuch. Nachtclubs wurden örtlichen Medien zufolge mit sofortiger Wirkung geschlossen und der Freitag anlässlich der Ankunft von Papst Franziskus zum Feiertag erklärt.
„Wer sich die Anreise leisten kann, kommt nach Juba, sowohl aus allen sieben Diözesen des Landes als auch aus dem Sudan“, sagte Pfarrer Jim Greene in Juba der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Laut dem Direktor der Organisation „Solidarity with South Sudan“ ist schwer abschätzbar, wie viele Menschen tatsächlich zu den Papst-Messen am Wochenende kommen. Jedoch könnte die Zahl an jene der Unabhängigkeitsfeier heranreichen, die im Juli 2011 auf die Abspaltung vom Sudan folgte. Franziskus' Besuch werde „größer als jede öffentliche Veranstaltung in Juba seither“, so Greene. „Die Menschen wollen seine Botschaft hören und seinen Segen empfangen - all das in der Hoffnung, dass sein Besuch dem Land einen stabileren Frieden bringt und die Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung schafft.“
Der Papst wird bei der bis Sonntag dauernden Reise in den Südsudan begleitet vom Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields. Die drei Kirchenführer sprechen von einer „ökumenischen Pilgerfahrt des Friedens“. An diesem Dienstag ist Franziskus zunächst in die Demokratische Republik Kongo aufgebrochen.
(kna – cs)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:31
Warum der Papst nach Afrika reist
Der Papst ist nach Afrika abgeflogen: Auf seiner 40. Auslandsreise seit Beginn seines Pontifikats vor knapp zehn Jahren wird er den Kongo und Südsudan besuchen.
LESEN SIE AUCH
Papst um 8.29 Uhr Richtung Kinshasa abgeflogen
31/01/2023
Papst um 8.29 Uhr Richtung Kinshasa abgeflogen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Warum zieht es Franziskus zum dritten Mal ins subsaharische Afrika?
Der Papst aus Rom folgt in Afrika – darauf macht die Tageszeitung ‚Le Monde‘ an diesem Dienstag aufmerksam - einer Blutspur: Vor anderthalb Jahrhunderten verließ der Entdecker und gnadenlose Kolonialist Henry Morton Stanley die heutige Demokratische Republik Kongo, nachdem er sie gewaltsam für den belgischen König erobert hatte, und zog weiter in die damalige „Provinz Äquatoria“, heute Südsudan. Aber der Papst will heute genau das Gegenteil von dem, was Stanley wollte: Hat der Brite damals, zusammen mit anderen, im von ihm gegründeten Kinshasa ein koloniales Schreckensregime installiert, sieht sich der Papst als „Pilger des Friedens“.
Der Argentinier Franziskus ist ein Mann der „Peripherie“; er will mit seinen Reisen die Menschen und Gruppen am Rand erreichen, auf sie international aufmerksam machen. Dazu eignet sich der Kongo, Afrikas zweitgrößter Flächenstaat: reich an Ressourcen, aber leider auch reich an bewaffneten Konflikten, an Gewalt und Korruption – eines der ärmsten Länder des Kontinents. Und dafür eignet sich auch der Südsudan: Afrikas jüngster und ärmster Staat, der von vielen internen Bruchlinien durchzogen ist. 2011 durch Abspaltung vom (nördlichen) Sudan entstanden, herrscht hier seit 2013 ein Bürgerkrieg, der immer wieder aufflammt.
Teilnehmer an einer Papstmesse in Kampala (Uganda) 2015
„Der Papst folgt einer historischen Blutspur...“
Franziskus kommt als „Pilger des Friedens, der Versöhnung“…
Ja, genau, so lautet die Lyrik aus dem Vatikan. Fakt ist, dass sein Besuch in beiden afrikanischen Ländern die Friedenspartei stärken könnte. Im Kongo ist das Christentum stärkste Religion, die Katholikenzahl liegt bei bis zu 50 Prozent der Bevölkerung, und die Bischofskonferenz hat sich auf dem holprigen Weg der Demokratisierung des Landes seit dem Ende der Mobutu-Diktatur in den neunziger Jahren große Verdienste und hohes Ansehen erworben; ein Erzbischof (der spätere Kardinal Laurent Monsengwo) war damals sogar zeitweise Präsident der sogenannten „Souveränen Nationalkonferenz“.
Auch im benachbarten Südsudan dominiert das Christentum; etwa 52 Prozent sind Katholiken, aber auch die Anglikaner sind hier stark. Ungewöhnlich ist, dass mit dem Papst zusammen zwei weitere Kirchenführer den Südsudan besuchen: Einer der beiden, der anglikanische Primas Justin Welby, hat oft in Afrika und auch im Südsudan in Konflikten vermittelt; auch seine Frau, die ihn auf der Reise begleitet, ist eine Südsudan-Kennerin. Also, wenn die Christen vor Ort in Sachen Frieden und Versöhnung gestärkt werden – und darum geht es bei dieser Afrikareise –, dann kann das in ihre Gesellschaften hineinwirken.
Papst Johannes Paul II. 1992 in Angola
„Über die Christen vor Ort in die jeweilige Gesellschaft hineinwirken“
Wie weit reicht denn die friedenspolitische Soft Power des Vatikans?
Unter Johannes Paul II. (1978-2005) haben wir gesehen, dass man die „Divisionen des Papstes“, von denen Stalin einmal abschätzig gesprochen haben soll, besser nicht unterschätzt: Der polnische Papst vermittelte 1979 im Beagle-Konflikt zwischen Argentinien und Chile, und er trug in den achtziger Jahren maßgeblich zum Ende des Kalten Kriegs bei. Franziskus hat versucht, daran anzuknüpfen; der französische Forscher Francois Mabille vom Pariser Think-tank IRIS urteilt, Franziskus biete sich offenbar „als eine Art Ersatz“ für den derzeit „völlig blockierten“ UNO-Generalsekretär an.
Auf der Haben-Seite kann der argentinische Papst die Beihilfe zur Vermittlung zwischen Kuba und den USA verzeichnen (jedenfalls, bis Trump kam und das Erreichte zurückdrehte). Aber ansonsten hat Franziskus bisher weder im Nahost-Konflikt noch im Ukraine-Krieg mit seinen hartnäckigen Friedensbemühungen Nennenswertes erreicht – was man ihm aber auch schlecht vorwerfen kann. Ihm ist es schon wichtig, wenn er einen Friedens-Samen ausstreuen und die Weltöffentlichkeit auf schwierige Situationen aufmerksam machen kann, die sonst nicht so im Mittelpunkt des Interesses stehen. Mit diesem Vorsatz fährt er jetzt auch nach Afrika.
Franziskus 2019 in Madagaskar
„Der Papst als Ersatz für den UNO-Generalsekretär?“
Freuen sich die Menschen im Kongo und im Südsudan auf dem Papst?
Ja- und zwar über alle möglichen konfessionellen oder ethnischen Grenzen hinweg. In beiden Ländern weiß man zu feiern; es ist für sie eine Gelegenheit, sich einmal als Nation, geeint, zu erleben. Darin liegt (wir haben das bei der Papstreise in den Irak vor zwei Jahren gesehen) großes Potential.
Nicht ganz unproblematisch ist das Afrikabild, das diese Reise vermitteln könnte: Alter weißer Mann im „Herzen der Finsternis“, von Afrikanern bejubelt… Das ist natürlich holzschnittartig. Und dann der Fokus auf den Problemen, auf Krieg und ethnischen Spaltungen: Da wird im Westen wieder mal ein Bild von Afrika entstehen, das viel zu düster-einseitig ist und der Vielfalt dieses Kontinents, seiner Dynamik nicht gerecht wird. Auf diese Vielfalt hat der Papst in einem Interview zu Afrika jüngst hingewiesen. Afrika ist gleich nach Asien der größte und bevölkerungsreichste Kontinent, seine 54 Staaten sind untereinander extrem unterschiedlich. Hier gibt es Hochhäuser, aufsteigende Volkswirtschaften, auch funktionierende Demokratien, eine flirrende Kultur- und Musikszene (gerade im Kongo, übrigens!). Da ist es schon bitter, wenn jetzt alle über die einzige geteerte Straße in der südsudanesischen Hauptstadt Juba berichten…
(vatican news)
Der Papst ist nach Afrika abgeflogen: Auf seiner 40. Auslandsreise seit Beginn seines Pontifikats vor knapp zehn Jahren wird er den Kongo und Südsudan besuchen.
LESEN SIE AUCH
Papst um 8.29 Uhr Richtung Kinshasa abgeflogen
31/01/2023
Papst um 8.29 Uhr Richtung Kinshasa abgeflogen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Warum zieht es Franziskus zum dritten Mal ins subsaharische Afrika?
Der Papst aus Rom folgt in Afrika – darauf macht die Tageszeitung ‚Le Monde‘ an diesem Dienstag aufmerksam - einer Blutspur: Vor anderthalb Jahrhunderten verließ der Entdecker und gnadenlose Kolonialist Henry Morton Stanley die heutige Demokratische Republik Kongo, nachdem er sie gewaltsam für den belgischen König erobert hatte, und zog weiter in die damalige „Provinz Äquatoria“, heute Südsudan. Aber der Papst will heute genau das Gegenteil von dem, was Stanley wollte: Hat der Brite damals, zusammen mit anderen, im von ihm gegründeten Kinshasa ein koloniales Schreckensregime installiert, sieht sich der Papst als „Pilger des Friedens“.
Der Argentinier Franziskus ist ein Mann der „Peripherie“; er will mit seinen Reisen die Menschen und Gruppen am Rand erreichen, auf sie international aufmerksam machen. Dazu eignet sich der Kongo, Afrikas zweitgrößter Flächenstaat: reich an Ressourcen, aber leider auch reich an bewaffneten Konflikten, an Gewalt und Korruption – eines der ärmsten Länder des Kontinents. Und dafür eignet sich auch der Südsudan: Afrikas jüngster und ärmster Staat, der von vielen internen Bruchlinien durchzogen ist. 2011 durch Abspaltung vom (nördlichen) Sudan entstanden, herrscht hier seit 2013 ein Bürgerkrieg, der immer wieder aufflammt.
Teilnehmer an einer Papstmesse in Kampala (Uganda) 2015
„Der Papst folgt einer historischen Blutspur...“
Franziskus kommt als „Pilger des Friedens, der Versöhnung“…
Ja, genau, so lautet die Lyrik aus dem Vatikan. Fakt ist, dass sein Besuch in beiden afrikanischen Ländern die Friedenspartei stärken könnte. Im Kongo ist das Christentum stärkste Religion, die Katholikenzahl liegt bei bis zu 50 Prozent der Bevölkerung, und die Bischofskonferenz hat sich auf dem holprigen Weg der Demokratisierung des Landes seit dem Ende der Mobutu-Diktatur in den neunziger Jahren große Verdienste und hohes Ansehen erworben; ein Erzbischof (der spätere Kardinal Laurent Monsengwo) war damals sogar zeitweise Präsident der sogenannten „Souveränen Nationalkonferenz“.
Auch im benachbarten Südsudan dominiert das Christentum; etwa 52 Prozent sind Katholiken, aber auch die Anglikaner sind hier stark. Ungewöhnlich ist, dass mit dem Papst zusammen zwei weitere Kirchenführer den Südsudan besuchen: Einer der beiden, der anglikanische Primas Justin Welby, hat oft in Afrika und auch im Südsudan in Konflikten vermittelt; auch seine Frau, die ihn auf der Reise begleitet, ist eine Südsudan-Kennerin. Also, wenn die Christen vor Ort in Sachen Frieden und Versöhnung gestärkt werden – und darum geht es bei dieser Afrikareise –, dann kann das in ihre Gesellschaften hineinwirken.
Papst Johannes Paul II. 1992 in Angola
„Über die Christen vor Ort in die jeweilige Gesellschaft hineinwirken“
Wie weit reicht denn die friedenspolitische Soft Power des Vatikans?
Unter Johannes Paul II. (1978-2005) haben wir gesehen, dass man die „Divisionen des Papstes“, von denen Stalin einmal abschätzig gesprochen haben soll, besser nicht unterschätzt: Der polnische Papst vermittelte 1979 im Beagle-Konflikt zwischen Argentinien und Chile, und er trug in den achtziger Jahren maßgeblich zum Ende des Kalten Kriegs bei. Franziskus hat versucht, daran anzuknüpfen; der französische Forscher Francois Mabille vom Pariser Think-tank IRIS urteilt, Franziskus biete sich offenbar „als eine Art Ersatz“ für den derzeit „völlig blockierten“ UNO-Generalsekretär an.
Auf der Haben-Seite kann der argentinische Papst die Beihilfe zur Vermittlung zwischen Kuba und den USA verzeichnen (jedenfalls, bis Trump kam und das Erreichte zurückdrehte). Aber ansonsten hat Franziskus bisher weder im Nahost-Konflikt noch im Ukraine-Krieg mit seinen hartnäckigen Friedensbemühungen Nennenswertes erreicht – was man ihm aber auch schlecht vorwerfen kann. Ihm ist es schon wichtig, wenn er einen Friedens-Samen ausstreuen und die Weltöffentlichkeit auf schwierige Situationen aufmerksam machen kann, die sonst nicht so im Mittelpunkt des Interesses stehen. Mit diesem Vorsatz fährt er jetzt auch nach Afrika.
Franziskus 2019 in Madagaskar
„Der Papst als Ersatz für den UNO-Generalsekretär?“
Freuen sich die Menschen im Kongo und im Südsudan auf dem Papst?
Ja- und zwar über alle möglichen konfessionellen oder ethnischen Grenzen hinweg. In beiden Ländern weiß man zu feiern; es ist für sie eine Gelegenheit, sich einmal als Nation, geeint, zu erleben. Darin liegt (wir haben das bei der Papstreise in den Irak vor zwei Jahren gesehen) großes Potential.
Nicht ganz unproblematisch ist das Afrikabild, das diese Reise vermitteln könnte: Alter weißer Mann im „Herzen der Finsternis“, von Afrikanern bejubelt… Das ist natürlich holzschnittartig. Und dann der Fokus auf den Problemen, auf Krieg und ethnischen Spaltungen: Da wird im Westen wieder mal ein Bild von Afrika entstehen, das viel zu düster-einseitig ist und der Vielfalt dieses Kontinents, seiner Dynamik nicht gerecht wird. Auf diese Vielfalt hat der Papst in einem Interview zu Afrika jüngst hingewiesen. Afrika ist gleich nach Asien der größte und bevölkerungsreichste Kontinent, seine 54 Staaten sind untereinander extrem unterschiedlich. Hier gibt es Hochhäuser, aufsteigende Volkswirtschaften, auch funktionierende Demokratien, eine flirrende Kultur- und Musikszene (gerade im Kongo, übrigens!). Da ist es schon bitter, wenn jetzt alle über die einzige geteerte Straße in der südsudanesischen Hauptstadt Juba berichten…
(vatican news)
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:49
Der Erzbischof von Canterbury ist zugleich Primas von ganz England und das geistliche Oberhaupt der Church of England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft. Seit März 2013 ist Justin Welby der 105. Erzbischof von Canterbury.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erzbischof_von_Canterbury
https://de.wikipedia.org/wiki/Erzbischof_von_Canterbury
Klavierspielerin2 31.01.2023 13:53
Iain MacLeod Greenshields ist Pfarrer der Church of Scotland und fungiert seit 2022 als Moderator der Generalversammlung . [1] Er wurde 1984 ordiniert [2] und diente zuvor als Pfarrer der St. Margaret's Parish Church in Dunfermline, Fife . Seine Frau Linda ist Lehrerin für Religions-, Moral- und Philosophiestudien an der Levenmouth Academy in Buckhaven .
https://en.wikipedia.org/wiki/Iain_Greenshields
https://en.wikipedia.org/wiki/Iain_Greenshields
Klavierspielerin2 31.01.2023 15:50
Papst in Afrika: Franziskus in Kinshasa gelandet
Papst Franziskus ist am Dienstagnachmittag auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa gelandet und feierlich empfangen worden. Wie inzwischen üblich, nutzte der 86-Jährige auch einen Rollstuhl. Anschließend begab sich das Oberhaupt der katholischen Kirche zur offiziellen Willkommenszeremonie und dem Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo in den „Palais de la Nation“ in Kinshasa.
Am Dienstagnachmittag begrüßte zunächst Ministerpräsident Jean-Michel Sama Lukonde den Papst auf dem Hauptstadtflughafen in Kinshasa. Anschließend war der offizielle Empfang am Amtssitz von Präsident Felix Tshisekedi, dem „Palais de la Nation“, geplant.
Im Garten des Palasts stand am frühen Abend die erste Rede von Papst Franziskus an - bei der Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Gesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps.
Der Papst ist von Dienstag bis Freitag in der Demokratischen Republik Kongo. Das Motto der Reise lautet: „Alle versöhnt in Jesus Christus“. Anschließend fliegt Franziskus zu einer dreitägigen Visite in den Südsudan weiter. Es ist die 40. Auslandsreise für Franziskus und der erste Besuch eines Papstes im Kongo seit mehr als 37 Jahren. Den Südsudan besucht mit Franziskus erstmals ein Papst. Die Reise war eigentlich schon für Sommer 2022 geplant gewesen, musste aus gesundheitlichen Gründen jedoch verschoben werden.
(vatican news - sst)
Papst Franziskus ist am Dienstagnachmittag auf dem Internationalen Flughafen „Ndjili“ in Kinshasa gelandet und feierlich empfangen worden. Wie inzwischen üblich, nutzte der 86-Jährige auch einen Rollstuhl. Anschließend begab sich das Oberhaupt der katholischen Kirche zur offiziellen Willkommenszeremonie und dem Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo in den „Palais de la Nation“ in Kinshasa.
Am Dienstagnachmittag begrüßte zunächst Ministerpräsident Jean-Michel Sama Lukonde den Papst auf dem Hauptstadtflughafen in Kinshasa. Anschließend war der offizielle Empfang am Amtssitz von Präsident Felix Tshisekedi, dem „Palais de la Nation“, geplant.
Im Garten des Palasts stand am frühen Abend die erste Rede von Papst Franziskus an - bei der Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Gesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps.
Der Papst ist von Dienstag bis Freitag in der Demokratischen Republik Kongo. Das Motto der Reise lautet: „Alle versöhnt in Jesus Christus“. Anschließend fliegt Franziskus zu einer dreitägigen Visite in den Südsudan weiter. Es ist die 40. Auslandsreise für Franziskus und der erste Besuch eines Papstes im Kongo seit mehr als 37 Jahren. Den Südsudan besucht mit Franziskus erstmals ein Papst. Die Reise war eigentlich schon für Sommer 2022 geplant gewesen, musste aus gesundheitlichen Gründen jedoch verschoben werden.
(vatican news - sst)
Klavierspielerin2 31.01.2023 16:25
UNHCR-Chef Grandi: „Stimme des Papstes entscheidend für Flüchtlinge“
Es ging um die Flüchtlingssituation in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan, das Sterben im Mittelmeer und die unverzichtbare Rolle der Zivilgesellschaft: Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge traf Franziskus am Vortag seiner Abreise.
Nach sechs Tagen in der von Bomben verwüsteten Ukraine, in der mindestens fünf Millionen Menschen obdachlos geworden sind und weitere sechs Millionen über die Grenze fliehen mussten, traf der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge in Italien ein, um sich mit dem komplexen Thema der Migrationsströme über das Mittelmeer zu befassen. Nach Gesprächen mit Staatspräsident Sergio Mattarella traf Filippo Grandi an diesem Dienstag mit den Spitzen der italienischen Regierung zusammen, die derzeit mit der Europäischen Union in Fragen zur Einwanderungssituation hitzig debattiert und sich inmitten einer Kontroverse über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen bei der Suche und Rettung auf See befindet.
Eine Stimme von Bedeutung
Am Montagmorgen, dem Vortag der Abreise des Papstes in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan, erhielt Grandi im Vatikan eine Audienz mit Papst Franziskus und den Spitzen des Staatssekretariats. Die Reise wird den Papst in Länder führen, die selbst tiefgreifende politische und soziale Krisen mit dramatischen humanitären Folgen durchleben, aber auch innerhalb ihrer Grenzen eine unüberschaubare Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen zählen - oft fliehen sie auch vor Konflikten in den Nachbarländern. Der Leiter des UNHCR lässt im Gespräch mit den Vatikanmedien keinen Zweifel daran, dass für ihn die Stimme von Papst Franziskus im afrikanischen Kontext von grundlegender Bedeutung ist.
„In den letzten 30 Jahren war die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Frauen, schrecklich“
„In den letzten 30 Jahren war die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Frauen, schrecklich“, so der UN-Hochkommissar, „daher hoffe ich, dass die Stimme des Papstes die Welt daran erinnern kann, wie wichtig es ist, humanitäre Maßnahmen zur Bewältigung dieser Krisen zu unterstützen.“ Die Versuche, Friedensprozesse in Gang zu setzen, seien bisher zaghaft und unproduktiv gewesen, während der Druck, der durch die massive Präsenz von Flüchtlingen aus ganz Afrika entsteht, sicherlich zu weiteren Spannungen beigetragen habe, meint Grandi. „Es handelt sich um sehr komplexe Situationen, in denen die Rolle der fliehenden Menschen manchmal auch einen Einfluss auf den Konflikt hat und die Flüchtlinge in gewissem Sinne im Kreuzfeuer stehen.“
Die „Festung“ Europa
Um die Auswirkungen von Konflikten und Krisensituationen auf die exorbitante Zahl von Flüchtlingen in der Welt zu verstehen, müsste man nur einen Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine werfen. In nur einem Kriegsjahr haben mindestens sieben Millionen Menschen im Ausland Zuflucht gefunden; während es fünf Millionen Binnenvertriebene gibt. Eine humanitäre Krise, die die unmittelbare Solidarität der Europäischen Union auf den Plan gerufen hat. In der Tat genießen die ukrainischen Flüchtlinge dank des eigens eingeführten Modells vorübergehenden Schutz - eine Maßnahme, die Filippo Grandi nicht nur für sehr positiv hält, sondern auch als ein Modell für zukünftige Interventionen sieht.
„Wenn es uns in Europa gelungen ist, ukrainische Flüchtlinge so gut aufzunehmen, können wir das auch mit anderen tun, denn auch wenn es bei der Integration und Aufnahme anderer Gruppen komplexere Herausforderungen geben mag, können wir keine diskriminierende oder unterschiedliche Behandlung vornehmen.“ Es gelte also, diese Praktiken auch auf andere Gruppen anzuwenden, „und ich glaube, wir werden bei der Aufnahme Fortschritte machen“, so Grandi.
Die wichtige Rolle der Seenotrettung
Während in Europa eine hitzige Debatte über Fragen der Aufnahme von Einwanderern geführt wird, insbesondere über den Schlüssel für die Verteilung der Flüchtlinge auf die Mitgliedstaaten, tobt auch eine Kontroverse über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen bei Such- und Rettungsaktionen für Migranten im Mittelmeer. „Die Zivilgesellschaft ist eine äußerst wichtige Ergänzung zum staatlichen Handeln“, meint Filippo Grandi in diesem Zusammenhang: „Die italienische Küstenwache leistet zwar hervorragende Arbeit bei der Rettung von Menschenleben, aber die von Europa für diese Einsätze bereitgestellten Mittel reichen nicht aus, so dass die Zivilgesellschaft diese Mängel zweifellos ausgleichen muss. Und diese Aktion muss verteidigt und unterstützt werden.“
(vatican news - cs)
Es ging um die Flüchtlingssituation in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan, das Sterben im Mittelmeer und die unverzichtbare Rolle der Zivilgesellschaft: Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge traf Franziskus am Vortag seiner Abreise.
Nach sechs Tagen in der von Bomben verwüsteten Ukraine, in der mindestens fünf Millionen Menschen obdachlos geworden sind und weitere sechs Millionen über die Grenze fliehen mussten, traf der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge in Italien ein, um sich mit dem komplexen Thema der Migrationsströme über das Mittelmeer zu befassen. Nach Gesprächen mit Staatspräsident Sergio Mattarella traf Filippo Grandi an diesem Dienstag mit den Spitzen der italienischen Regierung zusammen, die derzeit mit der Europäischen Union in Fragen zur Einwanderungssituation hitzig debattiert und sich inmitten einer Kontroverse über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen bei der Suche und Rettung auf See befindet.
Eine Stimme von Bedeutung
Am Montagmorgen, dem Vortag der Abreise des Papstes in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan, erhielt Grandi im Vatikan eine Audienz mit Papst Franziskus und den Spitzen des Staatssekretariats. Die Reise wird den Papst in Länder führen, die selbst tiefgreifende politische und soziale Krisen mit dramatischen humanitären Folgen durchleben, aber auch innerhalb ihrer Grenzen eine unüberschaubare Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen zählen - oft fliehen sie auch vor Konflikten in den Nachbarländern. Der Leiter des UNHCR lässt im Gespräch mit den Vatikanmedien keinen Zweifel daran, dass für ihn die Stimme von Papst Franziskus im afrikanischen Kontext von grundlegender Bedeutung ist.
„In den letzten 30 Jahren war die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Frauen, schrecklich“
„In den letzten 30 Jahren war die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere gegen Frauen, schrecklich“, so der UN-Hochkommissar, „daher hoffe ich, dass die Stimme des Papstes die Welt daran erinnern kann, wie wichtig es ist, humanitäre Maßnahmen zur Bewältigung dieser Krisen zu unterstützen.“ Die Versuche, Friedensprozesse in Gang zu setzen, seien bisher zaghaft und unproduktiv gewesen, während der Druck, der durch die massive Präsenz von Flüchtlingen aus ganz Afrika entsteht, sicherlich zu weiteren Spannungen beigetragen habe, meint Grandi. „Es handelt sich um sehr komplexe Situationen, in denen die Rolle der fliehenden Menschen manchmal auch einen Einfluss auf den Konflikt hat und die Flüchtlinge in gewissem Sinne im Kreuzfeuer stehen.“
Die „Festung“ Europa
Um die Auswirkungen von Konflikten und Krisensituationen auf die exorbitante Zahl von Flüchtlingen in der Welt zu verstehen, müsste man nur einen Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine werfen. In nur einem Kriegsjahr haben mindestens sieben Millionen Menschen im Ausland Zuflucht gefunden; während es fünf Millionen Binnenvertriebene gibt. Eine humanitäre Krise, die die unmittelbare Solidarität der Europäischen Union auf den Plan gerufen hat. In der Tat genießen die ukrainischen Flüchtlinge dank des eigens eingeführten Modells vorübergehenden Schutz - eine Maßnahme, die Filippo Grandi nicht nur für sehr positiv hält, sondern auch als ein Modell für zukünftige Interventionen sieht.
„Wenn es uns in Europa gelungen ist, ukrainische Flüchtlinge so gut aufzunehmen, können wir das auch mit anderen tun, denn auch wenn es bei der Integration und Aufnahme anderer Gruppen komplexere Herausforderungen geben mag, können wir keine diskriminierende oder unterschiedliche Behandlung vornehmen.“ Es gelte also, diese Praktiken auch auf andere Gruppen anzuwenden, „und ich glaube, wir werden bei der Aufnahme Fortschritte machen“, so Grandi.
Die wichtige Rolle der Seenotrettung
Während in Europa eine hitzige Debatte über Fragen der Aufnahme von Einwanderern geführt wird, insbesondere über den Schlüssel für die Verteilung der Flüchtlinge auf die Mitgliedstaaten, tobt auch eine Kontroverse über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen bei Such- und Rettungsaktionen für Migranten im Mittelmeer. „Die Zivilgesellschaft ist eine äußerst wichtige Ergänzung zum staatlichen Handeln“, meint Filippo Grandi in diesem Zusammenhang: „Die italienische Küstenwache leistet zwar hervorragende Arbeit bei der Rettung von Menschenleben, aber die von Europa für diese Einsätze bereitgestellten Mittel reichen nicht aus, so dass die Zivilgesellschaft diese Mängel zweifellos ausgleichen muss. Und diese Aktion muss verteidigt und unterstützt werden.“
(vatican news - cs)
Klavierspielerin2 31.01.2023 19:18
Wortlaut: Papst Franziskus in Kinshasa - Rede an Politik und Gesellschaft
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-01/papst-franziskus-reise-kongo-wortlaut-deutsch-rede-politik.html
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-01/papst-franziskus-reise-kongo-wortlaut-deutsch-rede-politik.html
Klavierspielerin2 01.02.2023 07:55
Papst kritisiert Ausbeutung: „Hände weg von Afrika!“
Papst Franziskus hat im Kongo ein Ende der blutigen Ausbeutung Afrikas gefordert. Bei seiner ersten Ansprache in dem Land forderte er zugleich die Spitzen der kongolesischen Gesellschaft dazu auf, von Selbstbereicherung abzusehen und Kinderarbeit in dem rohstoffreichen Land zu stoppen.
Franziskus verglich das Land mit einem Diamanten, wobei der größte Reichtum des Kongo nicht seine Bodenschätze, sondern seine Menschen seien. „Ich bin hier, um euch zu umarmen und euch daran zu erinnern, dass ihr von unschätzbarem Wert seid, dass die Kirche und der Papst auf euch vertrauen, dass sie an eure Zukunft glauben, an eine Zukunft, die in euren Händen liegen möge und in die ihr eure Gaben der Intelligenz, des Scharfsinns und des Fleißes einzubringen verdient“, sagte der Papst, der freilich auch gleich eingangs einige der zahlreichen Probleme des Kongo ansprach: Gewalt, Konflikt, Zwangsmigration, Ausbeutung. Franziskus appellierte an alle Menschen im Land, die Voraussetzung für Frieden zu schaffen. „Jeder Kongolese soll sich aufgerufen fühlen, seinen je eigenen Beitrag zu leisten! Die Gewalt und der Hassdürfen bei niemandem mehr Platz im Herzen oder auf den Lippen haben, denn sie sind menschenfeindliche und antichristliche Gefühle, die die Entwicklung lähmen und uns in eine dunkle Vergangenheit zurückführen.“
„Die Gewalt und der Hass dürfen bei niemandem mehr Platz im Herzen oder auf den Lippen haben“
Der Papst spielte hier auf die Kolonialgeschichte des Kongo an, der lange Zeit belgische Kolonie gewesen und regelrecht geplündert worden war. Belgien entließ das Land 1960 unvorbereitet in die Unabhängigkeit. 1965 putschte sich Joseph Mobutu an die Macht, er benannte das Land in Zaire um. Sein Regime währte 32 Jahre und zählte zu den korruptesten Diktaturen Afrikas.
„Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika!“
Heute sei anstelle des politischen ein „ebenso versklavender wirtschaftlicher Kolonialismus“ im Kongo zu beobachten, sagte Franziskus. Das „Gift der Habsucht“ habe die Diamanten des Kongo „zu Blutdiamanten werden lassen“, das sei „ein Drama, vor dem die wirtschaftlich weiter fortgeschrittene Welt oft Augen, Ohren und Mund verschließt. Aber dieses Land und dieser Kontinent verdienen es, respektiert und angehört zu werden, sie verdienen Raum und Aufmerksamkeit: Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist. Afrika möge selbst der Protagonist seines Schicksals sein!“
Die internationale Gemeinschaft dürfe sich nicht abfinden mit der Gewalt im Kongo, stellte der Papst klar; er sprach von „Millionen von Toten“ in Jahrzehnten, „ohne dass viele es wissen. Man muss wissen, was hier vor sich geht.“ Franziskus ermutige die laufenden Friedensprozesse und Konzepte, die auf ein ganzheitliches Wachstum abzielen. „Ich danke den Ländern und Organisationen sehr, die in diesem Sinne umfangreiche Hilfe leisten und die Bekämpfung von Armut und Krankheit, die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte fördern. Ich hoffe, dass sie diese edle Aufgabe auch weiterhin mit vollem Einsatz und Mut erfüllen können.“
Nach diesem Blick auf äußere Feinde in Form von wirtschaftlichem Kolonialismus wandte sich der Papst wieder auf innere Herausforderungen des ethnisch vielfältigen Landes zu - gut 450 Stämme leben im Kongo, wie Präsident Félix Tshisekedi, im Amt seit 2019, in seiner Rede gesagt hate. Franziskus warnte die Kongolesen ausdrücklich vor Stammesdenken. „Das sture Parteiergreifen für die eigene Ethnie oder für Partikularinteressen, das Hass- und Gewaltspiralen fördert, schadet allen“, hielt der Papst fest; „unser Vater im Himmel möchte, dass wir einander als Brüder und Schwestern einer einzigen Familie annehmen und auf eine Zukunft hinarbeiten, die mit den anderen gemeinsam und nicht gegen die anderen ist.“
Politiker: Bitte Geldgier meiden
Eine unmissverständliche Bitte richtete Franziskus sodann an die Politiker und Politikerinnen des Kongo: nämlich die, „Autoritarismus, Suche nach billigem Gewinn und Geldgier zu meiden“ und sich nicht auf Bestechung einzulassen: „Man darf sich nicht von denen manipulieren oder kaufen lassen, die das Land in Gewalt belassen wollen, um es auszubeuten und verwerfliche Geschäfte zu machen“, schärfte der Papst den Regierenden des Kongo ein. Zudem rief er sie dazu auf, „freie, transparente und glaubwürdige Wahlen zu fördern“ – im Kongo wird Ende des Jahres gewählt. Der laufende Friedensprozess müsse noch mehr als bisher Frauen, Jugendliche und Randgruppen miteinbeziehen, und das Land müsse mehr für Bildung tun. „Aber viele Kinder gehen nicht zur Schule: Wie viele werden ausgebeutet, statt eine würdige Ausbildung zu erhalten! Zu viele sterben, weil sie in den Minen Sklavenarbeit verrichten müssen. Es dürfen keine Mühen gescheut werden, um die Geißel der Kinderarbeit anzuprangern und ihr ein Ende zu setzen.“
Kurz zuvor hatte der Präsident in seiner Rede noch darauf verwiesen, dass er im Land eine verpflichtende Grundschulbildung eingeführt hat. Als große Herausforderung nannte Tshisekedi, der in Belgien Marketing studiert hat, einfallende Rebellen aus dem Nachbarland Ruanda, die den Ostkongo in Angst und Schrecken versetzen.
Der Papst ist von Dienstag bis Freitag in der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend fliegt Franziskus zu einer dreitägigen Visite in den Südsudan weiter. Es ist seine 40. Auslandsreise in zehn Jahren Pontifikat.
(vatican news – gs)
Papst Franziskus hat im Kongo ein Ende der blutigen Ausbeutung Afrikas gefordert. Bei seiner ersten Ansprache in dem Land forderte er zugleich die Spitzen der kongolesischen Gesellschaft dazu auf, von Selbstbereicherung abzusehen und Kinderarbeit in dem rohstoffreichen Land zu stoppen.
Franziskus verglich das Land mit einem Diamanten, wobei der größte Reichtum des Kongo nicht seine Bodenschätze, sondern seine Menschen seien. „Ich bin hier, um euch zu umarmen und euch daran zu erinnern, dass ihr von unschätzbarem Wert seid, dass die Kirche und der Papst auf euch vertrauen, dass sie an eure Zukunft glauben, an eine Zukunft, die in euren Händen liegen möge und in die ihr eure Gaben der Intelligenz, des Scharfsinns und des Fleißes einzubringen verdient“, sagte der Papst, der freilich auch gleich eingangs einige der zahlreichen Probleme des Kongo ansprach: Gewalt, Konflikt, Zwangsmigration, Ausbeutung. Franziskus appellierte an alle Menschen im Land, die Voraussetzung für Frieden zu schaffen. „Jeder Kongolese soll sich aufgerufen fühlen, seinen je eigenen Beitrag zu leisten! Die Gewalt und der Hassdürfen bei niemandem mehr Platz im Herzen oder auf den Lippen haben, denn sie sind menschenfeindliche und antichristliche Gefühle, die die Entwicklung lähmen und uns in eine dunkle Vergangenheit zurückführen.“
„Die Gewalt und der Hass dürfen bei niemandem mehr Platz im Herzen oder auf den Lippen haben“
Der Papst spielte hier auf die Kolonialgeschichte des Kongo an, der lange Zeit belgische Kolonie gewesen und regelrecht geplündert worden war. Belgien entließ das Land 1960 unvorbereitet in die Unabhängigkeit. 1965 putschte sich Joseph Mobutu an die Macht, er benannte das Land in Zaire um. Sein Regime währte 32 Jahre und zählte zu den korruptesten Diktaturen Afrikas.
„Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika!“
Heute sei anstelle des politischen ein „ebenso versklavender wirtschaftlicher Kolonialismus“ im Kongo zu beobachten, sagte Franziskus. Das „Gift der Habsucht“ habe die Diamanten des Kongo „zu Blutdiamanten werden lassen“, das sei „ein Drama, vor dem die wirtschaftlich weiter fortgeschrittene Welt oft Augen, Ohren und Mund verschließt. Aber dieses Land und dieser Kontinent verdienen es, respektiert und angehört zu werden, sie verdienen Raum und Aufmerksamkeit: Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist. Afrika möge selbst der Protagonist seines Schicksals sein!“
Die internationale Gemeinschaft dürfe sich nicht abfinden mit der Gewalt im Kongo, stellte der Papst klar; er sprach von „Millionen von Toten“ in Jahrzehnten, „ohne dass viele es wissen. Man muss wissen, was hier vor sich geht.“ Franziskus ermutige die laufenden Friedensprozesse und Konzepte, die auf ein ganzheitliches Wachstum abzielen. „Ich danke den Ländern und Organisationen sehr, die in diesem Sinne umfangreiche Hilfe leisten und die Bekämpfung von Armut und Krankheit, die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte fördern. Ich hoffe, dass sie diese edle Aufgabe auch weiterhin mit vollem Einsatz und Mut erfüllen können.“
Nach diesem Blick auf äußere Feinde in Form von wirtschaftlichem Kolonialismus wandte sich der Papst wieder auf innere Herausforderungen des ethnisch vielfältigen Landes zu - gut 450 Stämme leben im Kongo, wie Präsident Félix Tshisekedi, im Amt seit 2019, in seiner Rede gesagt hate. Franziskus warnte die Kongolesen ausdrücklich vor Stammesdenken. „Das sture Parteiergreifen für die eigene Ethnie oder für Partikularinteressen, das Hass- und Gewaltspiralen fördert, schadet allen“, hielt der Papst fest; „unser Vater im Himmel möchte, dass wir einander als Brüder und Schwestern einer einzigen Familie annehmen und auf eine Zukunft hinarbeiten, die mit den anderen gemeinsam und nicht gegen die anderen ist.“
Politiker: Bitte Geldgier meiden
Eine unmissverständliche Bitte richtete Franziskus sodann an die Politiker und Politikerinnen des Kongo: nämlich die, „Autoritarismus, Suche nach billigem Gewinn und Geldgier zu meiden“ und sich nicht auf Bestechung einzulassen: „Man darf sich nicht von denen manipulieren oder kaufen lassen, die das Land in Gewalt belassen wollen, um es auszubeuten und verwerfliche Geschäfte zu machen“, schärfte der Papst den Regierenden des Kongo ein. Zudem rief er sie dazu auf, „freie, transparente und glaubwürdige Wahlen zu fördern“ – im Kongo wird Ende des Jahres gewählt. Der laufende Friedensprozess müsse noch mehr als bisher Frauen, Jugendliche und Randgruppen miteinbeziehen, und das Land müsse mehr für Bildung tun. „Aber viele Kinder gehen nicht zur Schule: Wie viele werden ausgebeutet, statt eine würdige Ausbildung zu erhalten! Zu viele sterben, weil sie in den Minen Sklavenarbeit verrichten müssen. Es dürfen keine Mühen gescheut werden, um die Geißel der Kinderarbeit anzuprangern und ihr ein Ende zu setzen.“
Kurz zuvor hatte der Präsident in seiner Rede noch darauf verwiesen, dass er im Land eine verpflichtende Grundschulbildung eingeführt hat. Als große Herausforderung nannte Tshisekedi, der in Belgien Marketing studiert hat, einfallende Rebellen aus dem Nachbarland Ruanda, die den Ostkongo in Angst und Schrecken versetzen.
Der Papst ist von Dienstag bis Freitag in der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend fliegt Franziskus zu einer dreitägigen Visite in den Südsudan weiter. Es ist seine 40. Auslandsreise in zehn Jahren Pontifikat.
(vatican news – gs)
Klavierspielerin2 01.02.2023 13:35
Papstmesse in Kinshasa: Kreislauf der Gewalt durchbrechen
Strahlende Sonne und rhythmische Klänge haben die erste Heilige Messe mit Papst Franziskus auf afrikanischem Boden geprägt. Franziskus stand der Messe vor, die in der Landessprache Lingala und auf Französisch gehalten wurde; er zelebrierte aber nicht selbst, dies übernahm der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu.
Das Motto der Reise, „Alle versöhnt in Christus“ prangte gut sichtbar hinter dem Altar, der auf einer Bühne auf dem Flughafengelände von N’dolo bei Kinshasa aufgebaut worden war – es handelt sich um die größte Bühne, die es je in der Demokratischen Republik Kongo gab. Die Messgewänder der Konzelebranten waren farbig bedruckt, kleine Mädchen in weißen Kleidern tanzten typische Tänze, und die Menschen, die an der großen Messe teilnahmen, wogten ausgelassen zu den fröhlichen Klängen der Musik. Viele von ihnen hatten schon die Nacht auf dem Flughafengelände verbracht und teils stundenlang gewartet, um sich einen guten Platz zu ergattern.
Begrüßungsgesänge und Willkommensrufe in den lokalen Sprachen Lingala und Tshiluba erklangen, als das Papamobil auf dem durch Absperrungen gesicherten Parcours durch die fahnenschwenkende Menge fuhr. Exotisch für westliche Zuschauer war auch der Ritus, in dem die Messe gefeiert wurde, nämlich im römischen Ritus für die Diözesen Zaires (der frühere Name für den Kongo). Dabei wird etwa auch der Friedensgruß vor der Eucharistiefeier und nicht, wie gewohnt, direkt vor der Kommunion ausgetauscht.
Zu Beginn seiner Predigt verwendete Papst Franziskus die Landessprache, um die Anwesenden herzlich zu grüßen. Er habe sich nach diesem Moment gesehnt und danke ihnen dafür, dass sie hier seien, so Franziskus nach der Lesung des Abschnitts aus dem Johannesevangelium, in dem der auferstandene Jesus seine Jünger mit dem Friedensgruß anspricht. Die Messe wurde in der Intention des Friedens und der Gerechtigkeit gefeiert.
Und um Frieden wirklich zu erreichen, brauche es eine „Amnestie des Herzens“, eine „Säuberung“ von Zorn und Hass, betonte Franziskus, der gleichzeitig seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet seien und kein Hindernis für Frieden und Versöhnung darstellten.
„In einer Welt, die von Gewalt und Krieg entmutigt ist, verhalten sich Christen wie Jesus“
„In einer Welt, die von Gewalt und Krieg entmutigt ist, verhalten sich Christen wie Jesus. Er wiederholte den Jüngern fast eindringlich: Friede sei mit euch! (vgl. Joh 20,19.21); und wir sind aufgerufen, uns diese unverhoffte und prophetische Verkündigung des Friedens zu eigen zu machen und der Welt mitzuteilen,“ appellierte Franziskus vor den rund eine Millionen Gläubigen, die zum Flughafen gekommen waren.
Jesus selbst weise seine Jünger, denen er seinen Frieden in einer besonders verzweifelten Situation kurz nach seiner Kreuzigung übergab, mit „Vergebung, Gemeinschaft und Sendung“ auf „drei Quellen des Friedens“ hin, so der Papst in seiner Predigt. Die Vergebung werde nicht mit Worten, sondern aus den Wunden geboren, die einem selbst zugefügt wurden, erläuterte er weiter: „Sie entsteht, wenn die erlittenen Wunden keine Narben des Hasses hinterlassen, sondern zu einem Ort werden, an dem wir für andere Platz machen und ihre Schwächen annehmen. Dann werden Schwächen zu Chancen und Vergebung wird der Weg zum Frieden.“
Vergebung erfahren und neu beginnen
Gemeinsam mit Jesus gebe es immer die Möglichkeit, „Vergebung zu erfahren und neu zu beginnen“, wozu auch die Kraft gehöre, „uns selbst, anderen und der Geschichte zu verzeihen“, fuhr Franziskus fort. Es brauche den Mut, „eine große Amnestie des Herzens zu vollbringen“: „Wie gut tut es uns, unser Herz von Zorn, von Gewissensbissen, von allem Groll und aller Missgunst zu befreien! Liebe Freunde, möge heute der Augenblick der Gnade sein, um die Vergebung Jesu zu empfangen und zu leben!“
Wer sich Christ nennt, kann keine Gewalttaten begehen
Dabei hatte Franziskus nicht nur diejenigen im Blick, die von einer Last befreit werden müssen, die „Verwundeten und Unterdrückten dieses Volkes“, sondern auch diejenigen, die sich „in diesem Land Christ“ nennen, aber „Gewalttaten“ begehen: „Zu dir sagt der Herr: ,Leg die Waffen nieder, und nimm Erbarmen an‘“, betonte der Papst, der an die Mitfeiernden appellierte, die „Türen des Herzens und des Hauses“ für den Frieden zu öffnen und einander zu vergeben.
„Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft, genauso wie es keinen Frieden ohne Geschwisterlichkeit gibt“
Gemeinschaft als zweite Quelle des Friedens wiederum sei ein grundlegender Bestandteil des Christentums, so übergebe Jesus seinen Jüngern den Frieden in „der ersten Gemeinschaft“, betonte Franziskus: „Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft, genauso wie es keinen Frieden ohne Geschwisterlichkeit gibt.“ Vor Ostern seien die Jünger Christus auf „menschliche Weise“ nachgefolgt, sie hätten sich Wunder und Erfolg versprochen, was letztlich zu Konflikt und Diskussion geführt habe: „Auch für uns besteht dieses Risiko: zusammen zu sein und doch allein weiter zu gehen, in der Gesellschaft aber auch in der Kirche Macht, Karriere, ehrgeizige Ziele zu verfolgen... Auf diese Weise folgt man jedoch seinem eigenen Ich statt dem wahren Gott und endet wie jene Jünger: zu Hause eingeschlossen, ohne Hoffnung und voller Angst und Enttäuschung.“
Gegen Karrierismus, Illusionen des Vergnügens und der Hexerei
Doch an Ostern fänden sie dank Jesus und der Einhauchung des Heiligen Geistes durch ihn „den Weg zum Frieden wieder“, schauten nicht mehr auf das Trennende, sondern auf das Einigende und auf das, was anderen helfe. Auch für uns bestehe die Gefahr darin, „dem Geist der Welt zu folgen, statt dem Geist Christi“, mahnte Franziskus, der in diesem Zusammenhang nicht nur „Spaltungstendenzen“ und „Karrierismus“ identifizierte, sondern angesichts einer Realität, in der der Hexenglaube weit verbreitet ist, auch die „falschen Illusionen des Vergnügens und der Hexerei“.
Er zeigte in diesen Zusammenhang auch ein „Gegenmittel“ auf, nämlich, „mit den Armen zu teilen“: „Beginnen wir unseren Neuanfang bei den Armen und wir werden entdecken, dass wir alle eine innere Armut gemeinsam haben; dass wir alle des Geistes Gottes bedürfen, um uns vom Geist der Welt zu befreien; dass die Demut die Größe des Christen ausmacht und die Geschwisterlichkeit sein wahrer Reichtum ist. Glauben wir an die Gemeinschaft und bauen wir mit Gottes Hilfe an einer Kirche, die ohne weltlichen Geist und voll von Heiligem Geist ist, die frei ist von Reichtum für sich selbst und erfüllt von geschwisterlicher Liebe!“
Sendung für alle
Die Sendung schließlich sei die die dritte Quelle des Friedens, wobei Jesus uns so sende, „wie der Vater ihn gesandt hat“: „Und wie hat der Vater ihn in die Welt gesandt? Er hat ihn gesandt, um zu dienen und sein Leben für die Menschen hinzugeben (vgl. Mk 10,45), um seine Barmherzigkeit zu offenbaren, die einem jedem gilt (vgl. Lk 15); um die Fernstehenden zu suchen (vgl. Mt 9,13). Mit einem Wort, er hat ihn für alle gesandt: nicht nur für die Gerechten, sondern für alle.“
Auch wir seien dazu berufen, „Missionare des Friedens“ zu sein, was uns selbst Frieden gebe, zeigte sich Franziskus überzeugt. Dies stelle allerdings „eine Entscheidung“ dar: „Es bedeutet, in unseren Herzen Platz für alle zu schaffen, es bedeutet zu glauben, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet sind und kein Hindernis darstellen, dass die anderen Brüder und Schwestern sind, Mitglieder derselben menschlichen Gemeinschaft; dass ein jeder Adressat des Friedens ist, den Jesus in die Welt gebracht hat“.
Friedensgewissen für die Welt
Christen seien dazu aufgerufen, „mit allen zusammenzuarbeiten“, „den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“ und „die Ränke des Hasses zu zerschlagen“, betonte Franziskus weiter. „Ja, die Christen, die von Christus gesandt sind, sind definitionsgemäß dazu aufgerufen, ein Friedensgewissen für die Welt zu sein: nicht nur kritische Gewissen, sondern vor allem Zeugen der Liebe; nicht Verfechter der eigenen Rechte, sondern derjenigen des Evangeliums: der Geschwisterlichkeit, der Liebe und der Vergebung; nicht Verfolger der eigenen Interessen, sondern Missionare der verrückten Liebe, die Gott für einen jeden Menschen hat.“
Die Predigt endete mit rituellen Schlussworten in Lingala, auf die die Gläubigen in einem beeindruckenden Chor aus hunderttausenden Stimmen antworteten.
Zum römischen Ritus für die Diözesen Zaires
Es ist der erste und bisher einzige lateinische Ritus, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Rom approbiert wurde. Der Ritus entspricht weitgehend dem gewohnten Ablauf einer katholischen Messfeier. Allerdings nehmen der Lektor sowie Tanz und Gesang eine wichtigere Rolle ein. Kennzeichnend ist die Anrufung der Heiligen und der Vorfahren im ersten Teil der Messfeier. Papst Johannes Paul II. (1978-2005), der auf einer seiner ersten Auslandsreisen den Kongo besucht hatte, genehmigte den Gottesdienst nach dem zairischen Ritus des Römischen Missale 1988 offiziell. Der Kongo hieß von 1971 bis 1997 Zaire.
Die Messe in Kinshasa wurde in den Sprachen Französisch und Lingala gefeiert. Der Chor bei der Messe bestand aus rund 700 Sängerinnen und Sängern - und stellte damit einen Rekord auf.
(vatican news)
Strahlende Sonne und rhythmische Klänge haben die erste Heilige Messe mit Papst Franziskus auf afrikanischem Boden geprägt. Franziskus stand der Messe vor, die in der Landessprache Lingala und auf Französisch gehalten wurde; er zelebrierte aber nicht selbst, dies übernahm der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu.
Das Motto der Reise, „Alle versöhnt in Christus“ prangte gut sichtbar hinter dem Altar, der auf einer Bühne auf dem Flughafengelände von N’dolo bei Kinshasa aufgebaut worden war – es handelt sich um die größte Bühne, die es je in der Demokratischen Republik Kongo gab. Die Messgewänder der Konzelebranten waren farbig bedruckt, kleine Mädchen in weißen Kleidern tanzten typische Tänze, und die Menschen, die an der großen Messe teilnahmen, wogten ausgelassen zu den fröhlichen Klängen der Musik. Viele von ihnen hatten schon die Nacht auf dem Flughafengelände verbracht und teils stundenlang gewartet, um sich einen guten Platz zu ergattern.
Begrüßungsgesänge und Willkommensrufe in den lokalen Sprachen Lingala und Tshiluba erklangen, als das Papamobil auf dem durch Absperrungen gesicherten Parcours durch die fahnenschwenkende Menge fuhr. Exotisch für westliche Zuschauer war auch der Ritus, in dem die Messe gefeiert wurde, nämlich im römischen Ritus für die Diözesen Zaires (der frühere Name für den Kongo). Dabei wird etwa auch der Friedensgruß vor der Eucharistiefeier und nicht, wie gewohnt, direkt vor der Kommunion ausgetauscht.
Zu Beginn seiner Predigt verwendete Papst Franziskus die Landessprache, um die Anwesenden herzlich zu grüßen. Er habe sich nach diesem Moment gesehnt und danke ihnen dafür, dass sie hier seien, so Franziskus nach der Lesung des Abschnitts aus dem Johannesevangelium, in dem der auferstandene Jesus seine Jünger mit dem Friedensgruß anspricht. Die Messe wurde in der Intention des Friedens und der Gerechtigkeit gefeiert.
Und um Frieden wirklich zu erreichen, brauche es eine „Amnestie des Herzens“, eine „Säuberung“ von Zorn und Hass, betonte Franziskus, der gleichzeitig seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet seien und kein Hindernis für Frieden und Versöhnung darstellten.
„In einer Welt, die von Gewalt und Krieg entmutigt ist, verhalten sich Christen wie Jesus“
„In einer Welt, die von Gewalt und Krieg entmutigt ist, verhalten sich Christen wie Jesus. Er wiederholte den Jüngern fast eindringlich: Friede sei mit euch! (vgl. Joh 20,19.21); und wir sind aufgerufen, uns diese unverhoffte und prophetische Verkündigung des Friedens zu eigen zu machen und der Welt mitzuteilen,“ appellierte Franziskus vor den rund eine Millionen Gläubigen, die zum Flughafen gekommen waren.
Jesus selbst weise seine Jünger, denen er seinen Frieden in einer besonders verzweifelten Situation kurz nach seiner Kreuzigung übergab, mit „Vergebung, Gemeinschaft und Sendung“ auf „drei Quellen des Friedens“ hin, so der Papst in seiner Predigt. Die Vergebung werde nicht mit Worten, sondern aus den Wunden geboren, die einem selbst zugefügt wurden, erläuterte er weiter: „Sie entsteht, wenn die erlittenen Wunden keine Narben des Hasses hinterlassen, sondern zu einem Ort werden, an dem wir für andere Platz machen und ihre Schwächen annehmen. Dann werden Schwächen zu Chancen und Vergebung wird der Weg zum Frieden.“
Vergebung erfahren und neu beginnen
Gemeinsam mit Jesus gebe es immer die Möglichkeit, „Vergebung zu erfahren und neu zu beginnen“, wozu auch die Kraft gehöre, „uns selbst, anderen und der Geschichte zu verzeihen“, fuhr Franziskus fort. Es brauche den Mut, „eine große Amnestie des Herzens zu vollbringen“: „Wie gut tut es uns, unser Herz von Zorn, von Gewissensbissen, von allem Groll und aller Missgunst zu befreien! Liebe Freunde, möge heute der Augenblick der Gnade sein, um die Vergebung Jesu zu empfangen und zu leben!“
Wer sich Christ nennt, kann keine Gewalttaten begehen
Dabei hatte Franziskus nicht nur diejenigen im Blick, die von einer Last befreit werden müssen, die „Verwundeten und Unterdrückten dieses Volkes“, sondern auch diejenigen, die sich „in diesem Land Christ“ nennen, aber „Gewalttaten“ begehen: „Zu dir sagt der Herr: ,Leg die Waffen nieder, und nimm Erbarmen an‘“, betonte der Papst, der an die Mitfeiernden appellierte, die „Türen des Herzens und des Hauses“ für den Frieden zu öffnen und einander zu vergeben.
„Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft, genauso wie es keinen Frieden ohne Geschwisterlichkeit gibt“
Gemeinschaft als zweite Quelle des Friedens wiederum sei ein grundlegender Bestandteil des Christentums, so übergebe Jesus seinen Jüngern den Frieden in „der ersten Gemeinschaft“, betonte Franziskus: „Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft, genauso wie es keinen Frieden ohne Geschwisterlichkeit gibt.“ Vor Ostern seien die Jünger Christus auf „menschliche Weise“ nachgefolgt, sie hätten sich Wunder und Erfolg versprochen, was letztlich zu Konflikt und Diskussion geführt habe: „Auch für uns besteht dieses Risiko: zusammen zu sein und doch allein weiter zu gehen, in der Gesellschaft aber auch in der Kirche Macht, Karriere, ehrgeizige Ziele zu verfolgen... Auf diese Weise folgt man jedoch seinem eigenen Ich statt dem wahren Gott und endet wie jene Jünger: zu Hause eingeschlossen, ohne Hoffnung und voller Angst und Enttäuschung.“
Gegen Karrierismus, Illusionen des Vergnügens und der Hexerei
Doch an Ostern fänden sie dank Jesus und der Einhauchung des Heiligen Geistes durch ihn „den Weg zum Frieden wieder“, schauten nicht mehr auf das Trennende, sondern auf das Einigende und auf das, was anderen helfe. Auch für uns bestehe die Gefahr darin, „dem Geist der Welt zu folgen, statt dem Geist Christi“, mahnte Franziskus, der in diesem Zusammenhang nicht nur „Spaltungstendenzen“ und „Karrierismus“ identifizierte, sondern angesichts einer Realität, in der der Hexenglaube weit verbreitet ist, auch die „falschen Illusionen des Vergnügens und der Hexerei“.
Er zeigte in diesen Zusammenhang auch ein „Gegenmittel“ auf, nämlich, „mit den Armen zu teilen“: „Beginnen wir unseren Neuanfang bei den Armen und wir werden entdecken, dass wir alle eine innere Armut gemeinsam haben; dass wir alle des Geistes Gottes bedürfen, um uns vom Geist der Welt zu befreien; dass die Demut die Größe des Christen ausmacht und die Geschwisterlichkeit sein wahrer Reichtum ist. Glauben wir an die Gemeinschaft und bauen wir mit Gottes Hilfe an einer Kirche, die ohne weltlichen Geist und voll von Heiligem Geist ist, die frei ist von Reichtum für sich selbst und erfüllt von geschwisterlicher Liebe!“
Sendung für alle
Die Sendung schließlich sei die die dritte Quelle des Friedens, wobei Jesus uns so sende, „wie der Vater ihn gesandt hat“: „Und wie hat der Vater ihn in die Welt gesandt? Er hat ihn gesandt, um zu dienen und sein Leben für die Menschen hinzugeben (vgl. Mk 10,45), um seine Barmherzigkeit zu offenbaren, die einem jedem gilt (vgl. Lk 15); um die Fernstehenden zu suchen (vgl. Mt 9,13). Mit einem Wort, er hat ihn für alle gesandt: nicht nur für die Gerechten, sondern für alle.“
Auch wir seien dazu berufen, „Missionare des Friedens“ zu sein, was uns selbst Frieden gebe, zeigte sich Franziskus überzeugt. Dies stelle allerdings „eine Entscheidung“ dar: „Es bedeutet, in unseren Herzen Platz für alle zu schaffen, es bedeutet zu glauben, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet sind und kein Hindernis darstellen, dass die anderen Brüder und Schwestern sind, Mitglieder derselben menschlichen Gemeinschaft; dass ein jeder Adressat des Friedens ist, den Jesus in die Welt gebracht hat“.
Friedensgewissen für die Welt
Christen seien dazu aufgerufen, „mit allen zusammenzuarbeiten“, „den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“ und „die Ränke des Hasses zu zerschlagen“, betonte Franziskus weiter. „Ja, die Christen, die von Christus gesandt sind, sind definitionsgemäß dazu aufgerufen, ein Friedensgewissen für die Welt zu sein: nicht nur kritische Gewissen, sondern vor allem Zeugen der Liebe; nicht Verfechter der eigenen Rechte, sondern derjenigen des Evangeliums: der Geschwisterlichkeit, der Liebe und der Vergebung; nicht Verfolger der eigenen Interessen, sondern Missionare der verrückten Liebe, die Gott für einen jeden Menschen hat.“
Die Predigt endete mit rituellen Schlussworten in Lingala, auf die die Gläubigen in einem beeindruckenden Chor aus hunderttausenden Stimmen antworteten.
Zum römischen Ritus für die Diözesen Zaires
Es ist der erste und bisher einzige lateinische Ritus, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Rom approbiert wurde. Der Ritus entspricht weitgehend dem gewohnten Ablauf einer katholischen Messfeier. Allerdings nehmen der Lektor sowie Tanz und Gesang eine wichtigere Rolle ein. Kennzeichnend ist die Anrufung der Heiligen und der Vorfahren im ersten Teil der Messfeier. Papst Johannes Paul II. (1978-2005), der auf einer seiner ersten Auslandsreisen den Kongo besucht hatte, genehmigte den Gottesdienst nach dem zairischen Ritus des Römischen Missale 1988 offiziell. Der Kongo hieß von 1971 bis 1997 Zaire.
Die Messe in Kinshasa wurde in den Sprachen Französisch und Lingala gefeiert. Der Chor bei der Messe bestand aus rund 700 Sängerinnen und Sängern - und stellte damit einen Rekord auf.
(vatican news)
Klavierspielerin2 01.02.2023 13:50
„Katholisch und afrikanisch“: Der Zaire-Ritus
Das Zauberwort des Konzils, nämlich „Inkulturation“, hat im Kongo einen besonderen Klang: Hier gibt es nämlich einen eigenen, inkulturierten Ritus der katholischen Messfeier, den Ritus von Zaire.
Stanislas Kambashi SJ, Kinshasa, und Stefan v. Kempis, Vatikan
Zaire: So hieß der heutige Kongo noch, als der Ritus 1088 von Rom approbiert, also genehmigt wurde. Franziskus hat an diesem Mittwoch in Kinshasa einer Messfeier vorgestanden, die im zairischen Ritus zelebriert wurde. Keine Premiere für ihn, denn im Petersdom in Rom hat der Papst schon zweimal mit der kongolesischen Gemeinschaft Italiens die Messe in diesem Ritus gefeiert.
Abbé Michel Libambu, Priester der Erzdiözese Kinshasa, ist Spezialist für Kirchenväter und Mitarbeiter des vatikanischen Dikasteriums für Liturgie. In unserem Interview erklärt er die Entstehung des zairischen Messritus sowie einige seiner Besonderheiten.
Interview
Was ist der historische Hintergrund des zairischen Ritus, der nach dem „Römischen Missale für die Diözesen von Zaire“ gefeiert wird?
Dieser Ritus hat eine Geschichte, die auf die missionarische Evangelisierung zurückgeht – von der ersten Evangelisierung durch die Portugiesen bis zur zweiten Evangelisierung durch die belgischen Missionare. In diesem Zusammenhang sind zwei wichtige Dokumente zu erwähnen: Das von Papst Benedikt XV., der in seinem Apostolischen Schreiben Maximum illud vom 30. November 1919 Mk 16,15 zitierte und den Missionaren empfahl, nicht Europa in ihre Missionen zu bringen, sondern das Evangelium. Und dieses Evangelium müsse sorgfältig und tiefgehend gepredigt werden, um die Seele der Völker zu erreichen; dies ist eine Perspektive der Inkulturation, die von Rom aus begonnen hat.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat dann, vor allem mit dem Dokument Sacrosanctum Concilium, den Wunsch geäußert, dass die Liturgie den Völkern näher gebracht werden sollte. Und es hat dabei angedeutet, wie man vorgehen sollte, um die Liturgie an das Leben und den Geist des Volkes anzupassen.
„Fast zwanzig Jahre des Dialogs, des Austauschs und der Studien“
Nach dem Konzil begannen die Bischöfe von Zaire (heute Kongo) damit, alle Dokumente des Konzils, darunter Lumen Gentium, Gaudium et Spes und Sacrosanctum Concilium, eingehend zu lesen, um sie auf ihre Anwendbarkeit im Kontext des Landes prüfen zu können. Es gab dafür sogenannte „Theologische Wochen“. Dann legte die Bischofskonferenz von Zaire bereits 1969, direkt nach der Veröffentlichung des Römischen Messbuchs im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil, den Entwurf für ein neu angepasstes Messbuch für die Feier der Messe gemäß dem kongolesischen Geist vor. Die Anregung dazu stammte von Kardinal J. Malula, der von Papst Johannes XXIII. zum Mitglied der liturgischen Kommission zur Vorbereitung des Konzils ernannt worden war.
Der Entwurf wurde der Kongregation für Liturgie vorgelegt. Nach fast zwanzig Jahren des Dialogs, des Austauschs und der Studien wurde dann das sogenannte Missale ad experimentum (5. Juni 1974) in das endgültige, von Rom angenommene Missale (30. April 1988) umgewandelt – ein Dokument, das nicht nur Afrikanität, sondern auch römischen Geist widerspiegeln sollte. Daher wird es auch „Missel Romain pour les diocèses du Zaïre“ genannt...
Was die Struktur der Messe betrifft, so besteht die Feier nach diesem Messbuch im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem Wortgottesdienst und der Eucharistie. Dabei gibt es viele Besonderheiten: die Anrufung der Ahnen zu Beginn, die sitzende Versammlung während der Verkündigung des Evangeliums, die Anwesenheit des „nkumu“, also des Verkündigers... Wie erklären Sie sich diese Struktur und all diese Besonderheiten?
Dieser Ritus entspricht im Wesentlichen dem Rahmen der Römischen Messe mit zwei großen Teilen, also dem Tisch des Wortes Gottes und dem eucharistischen Tisch. Aber er hat auch einige Besonderheiten: die Prozession zum Einzug mit Gesang und Händeklatschen im Rhythmus der Gesänge, die Anrufung der Ahnen, der Gloria-Gesang mit Tanz um den Altar, um Christus zu ehren, der durch den Altar repräsentiert wird, den lebendigen Stein, der das Gleichgewicht in unserem Leben und in unserer Gesellschaft aufrechterhält, die Akklamation des Evangeliums mit Prozession, um den zu uns sprechenden Christus zu empfangen. Das Evangelium wird im Sitzen angehört, als Zeichen des Respekts und der Verehrung für den sprechenden Christus.
Erst nach der Predigt folgt das Kyrie: Die Vorstellung dahinter ist, dass man sich bekehren sollte, nachdem man das Wort Gottes gehört hat… Der Friedensgruß kommt gleich nach dem Kyrie – ein Lied für den Frieden. Im zweiten Teil sind es dann vor allem die Akklamationen, die eigene Präfation und die Doxologie, die in Melodien gesungen werden, die der afrikanischen Seele entsprechen. Die „nkumu“ sind sozusagen die Ältesten des Volkes, um den Priester herum...
„Musik ist Teil des menschlichen Lebens, sie ist Teil unserer inneren Struktur“
Eine weitere Besonderheit ist die lebendige Musik und die Tänze. Was hat es damit auf sich?
Musik ist Teil des menschlichen Lebens, sie ist Teil unserer inneren Struktur, wie der hl. Augustinus in De Musica feststellt. In vielen afrikanischen Traditionen wurden die Ereignisse durch Musik rhythmisiert, die viele Facetten hat: Fest, Trauer, Geburt. Der musikalische Rhythmus begleitet die Liturgie. Auch der Tanz ist Ausdruck des tiefsten Inneren des Menschen… Der Psalmist sagt, dass David für Gott getanzt hat. Musik berührt unsere Menschlichkeit, unsere Gefühle: Freude, Traurigkeit und viele andere.
Die kulturelle Verankerung ist in dieser Liturgie stark ausgeprägt. Was können Sie dazu sagen?
Die kulturelle Verankerung geht auf die Empfehlung der Päpste und des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, dass das Wort Gottes in die Seele der Völker eindringen soll, deren Kultur ein Spiegel ist. Die Idee war nicht, eine kulturelle Liturgie zu schaffen. Wir sind vielmehr von der Theologie der Inkarnation ausgegangen: Christus, der Gott ist, wurde Mensch, um unsere Menschlichkeit zum Göttlichen zu erheben.
Das Evangelium reinigt die Kultur (Evangelisierung der Kultur), und die Kultur manifestiert sich im Evangelium (Inkulturation des Evangeliums). Aber die Kultur ist nur ein Sieb, durch das sich die Menschheit ausdrückt. Was zählt, ist unsere Menschlichkeit, zu deren Rettung und Aufwertung der Herr gekommen ist. Das Problem bleibt die Interpretation der Gesten, die von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein können.
„Der Afrikaner betrachtet das Leben als ein Geschenk Gottes“
Wie können Sie die Auswirkungen dieser Art des Feierns auf das kulturelle und soziale Leben der Kongolesen einschätzen?
Als die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils gelesen wurden, wurde besonders Gaudium et Spes hervorgehoben: Die Freude und die Hoffnungen der Völker sind auch die der Kirche. Die kongolesischen Bischöfe dachten an ihre Gesellschaft: Inwieweit kann der Glaube, der in der Liturgie gefeiert wird, Auswirkungen auf das tägliche Leben haben? Wenn man in der Messe Vergebung gepredigt hat und sich nach dem Bußakt so weit bekehrt hat, dass man sich verbeugt, muss man diese Vergebung auch in seinem Umfeld leben.
Die kongolesische Messliturgie ist für ihre Vitalität bekannt. Was macht diese Vitalität aus?
Laut der Bantu-Philosophie und den Studien von Experten wie Pater Placide Tempels oder Abbé Vincent Mulago betrachtet der Afrikaner das Leben als ein Geschenk Gottes, der in jeden Menschen die Gabe der Lebenskraft (in der Theologie würde man von Gnade sprechen) gelegt hat, um zu leben und das Leben in der Gemeinschaft zu fördern. In diesem Sinne ist die Kirche eine Familie. In der Messe wird das Geschenk des Lebens, das Gott uns gegeben hat, gefeiert, vor allem während des Gesangs des Gloria.
Als Papst Franziskus im Mai 2022 die Professoren des Liturgieinstituts St. Anselm empfing, forderte er dazu auf, an der Liturgie für das Volk Gottes zu arbeiten. Man könnte sagen: Die lex orandi, die lex credendi muss durch die lex vivendi ergänzt werden. Eine zu formalistische Liturgie belebt nicht! Die Liturgie ist nicht nur ein Kurs, sondern vor allem das Leben der Gläubigen, die beten.
„Dieser Ritus ist nicht im Labor entstanden, sondern im Leben der Kirche“
Einige kritisieren, die Messfeier im zairischen Ritus sei zu lang…
Wir haben es hier mit zwei Zeitbegriffen zu tun: dem Chronos und dem Kairos, der Opportunitas, die die liturgische Zeit ist. Das Jenseits, an das wir glauben, wird in der Liturgie als Präludium gegeben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass man die Zeit regulieren kann.
Die Messe nach dem zairischen Ritus hat zwei Formen: die einfache Form und die feierliche Form. Sie kann zwischen 1 und 1,5 Stunden gefeiert werden. Im Advent und in der Fastenzeit ist die Messe schlichter. Es obliegt dem Ortsbischof, die Liturgie gegen Übertreibungen zu regeln. Es muss aber auch hinzugefügt werden, dass dieser Ritus nur einmal in der Woche gefeiert wird, und zwar in der Hauptmesse der Pfarreien am Sonntag um 6:30 Uhr (erste Messe). Danach werden die anderen Messen wie in Rom gefeiert. Es gibt also die Möglichkeit, die Messe zu wählen, die man möchte…
Was wäre Ihr Schlusswort?
Dieser Ritus ist nicht im Labor entstanden, sondern im Leben der Kirche, um gleichzeitig Katholizität und Afrikanität auszudrücken. Um ihn zu verstehen, sollte man nicht nur Bücher lesen, sondern in den afrikanischen Kontext eintauchen, wo die Kirche in erster Linie als „Familie Gottes“ wahrgenommen wird, wie es das Zweite Vatikanische Konzil in Lumen Gentium III, 27 ausgedrückt hat.
(vatican news – sk)
Das Zauberwort des Konzils, nämlich „Inkulturation“, hat im Kongo einen besonderen Klang: Hier gibt es nämlich einen eigenen, inkulturierten Ritus der katholischen Messfeier, den Ritus von Zaire.
Stanislas Kambashi SJ, Kinshasa, und Stefan v. Kempis, Vatikan
Zaire: So hieß der heutige Kongo noch, als der Ritus 1088 von Rom approbiert, also genehmigt wurde. Franziskus hat an diesem Mittwoch in Kinshasa einer Messfeier vorgestanden, die im zairischen Ritus zelebriert wurde. Keine Premiere für ihn, denn im Petersdom in Rom hat der Papst schon zweimal mit der kongolesischen Gemeinschaft Italiens die Messe in diesem Ritus gefeiert.
Abbé Michel Libambu, Priester der Erzdiözese Kinshasa, ist Spezialist für Kirchenväter und Mitarbeiter des vatikanischen Dikasteriums für Liturgie. In unserem Interview erklärt er die Entstehung des zairischen Messritus sowie einige seiner Besonderheiten.
Interview
Was ist der historische Hintergrund des zairischen Ritus, der nach dem „Römischen Missale für die Diözesen von Zaire“ gefeiert wird?
Dieser Ritus hat eine Geschichte, die auf die missionarische Evangelisierung zurückgeht – von der ersten Evangelisierung durch die Portugiesen bis zur zweiten Evangelisierung durch die belgischen Missionare. In diesem Zusammenhang sind zwei wichtige Dokumente zu erwähnen: Das von Papst Benedikt XV., der in seinem Apostolischen Schreiben Maximum illud vom 30. November 1919 Mk 16,15 zitierte und den Missionaren empfahl, nicht Europa in ihre Missionen zu bringen, sondern das Evangelium. Und dieses Evangelium müsse sorgfältig und tiefgehend gepredigt werden, um die Seele der Völker zu erreichen; dies ist eine Perspektive der Inkulturation, die von Rom aus begonnen hat.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat dann, vor allem mit dem Dokument Sacrosanctum Concilium, den Wunsch geäußert, dass die Liturgie den Völkern näher gebracht werden sollte. Und es hat dabei angedeutet, wie man vorgehen sollte, um die Liturgie an das Leben und den Geist des Volkes anzupassen.
„Fast zwanzig Jahre des Dialogs, des Austauschs und der Studien“
Nach dem Konzil begannen die Bischöfe von Zaire (heute Kongo) damit, alle Dokumente des Konzils, darunter Lumen Gentium, Gaudium et Spes und Sacrosanctum Concilium, eingehend zu lesen, um sie auf ihre Anwendbarkeit im Kontext des Landes prüfen zu können. Es gab dafür sogenannte „Theologische Wochen“. Dann legte die Bischofskonferenz von Zaire bereits 1969, direkt nach der Veröffentlichung des Römischen Messbuchs im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil, den Entwurf für ein neu angepasstes Messbuch für die Feier der Messe gemäß dem kongolesischen Geist vor. Die Anregung dazu stammte von Kardinal J. Malula, der von Papst Johannes XXIII. zum Mitglied der liturgischen Kommission zur Vorbereitung des Konzils ernannt worden war.
Der Entwurf wurde der Kongregation für Liturgie vorgelegt. Nach fast zwanzig Jahren des Dialogs, des Austauschs und der Studien wurde dann das sogenannte Missale ad experimentum (5. Juni 1974) in das endgültige, von Rom angenommene Missale (30. April 1988) umgewandelt – ein Dokument, das nicht nur Afrikanität, sondern auch römischen Geist widerspiegeln sollte. Daher wird es auch „Missel Romain pour les diocèses du Zaïre“ genannt...
Was die Struktur der Messe betrifft, so besteht die Feier nach diesem Messbuch im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem Wortgottesdienst und der Eucharistie. Dabei gibt es viele Besonderheiten: die Anrufung der Ahnen zu Beginn, die sitzende Versammlung während der Verkündigung des Evangeliums, die Anwesenheit des „nkumu“, also des Verkündigers... Wie erklären Sie sich diese Struktur und all diese Besonderheiten?
Dieser Ritus entspricht im Wesentlichen dem Rahmen der Römischen Messe mit zwei großen Teilen, also dem Tisch des Wortes Gottes und dem eucharistischen Tisch. Aber er hat auch einige Besonderheiten: die Prozession zum Einzug mit Gesang und Händeklatschen im Rhythmus der Gesänge, die Anrufung der Ahnen, der Gloria-Gesang mit Tanz um den Altar, um Christus zu ehren, der durch den Altar repräsentiert wird, den lebendigen Stein, der das Gleichgewicht in unserem Leben und in unserer Gesellschaft aufrechterhält, die Akklamation des Evangeliums mit Prozession, um den zu uns sprechenden Christus zu empfangen. Das Evangelium wird im Sitzen angehört, als Zeichen des Respekts und der Verehrung für den sprechenden Christus.
Erst nach der Predigt folgt das Kyrie: Die Vorstellung dahinter ist, dass man sich bekehren sollte, nachdem man das Wort Gottes gehört hat… Der Friedensgruß kommt gleich nach dem Kyrie – ein Lied für den Frieden. Im zweiten Teil sind es dann vor allem die Akklamationen, die eigene Präfation und die Doxologie, die in Melodien gesungen werden, die der afrikanischen Seele entsprechen. Die „nkumu“ sind sozusagen die Ältesten des Volkes, um den Priester herum...
„Musik ist Teil des menschlichen Lebens, sie ist Teil unserer inneren Struktur“
Eine weitere Besonderheit ist die lebendige Musik und die Tänze. Was hat es damit auf sich?
Musik ist Teil des menschlichen Lebens, sie ist Teil unserer inneren Struktur, wie der hl. Augustinus in De Musica feststellt. In vielen afrikanischen Traditionen wurden die Ereignisse durch Musik rhythmisiert, die viele Facetten hat: Fest, Trauer, Geburt. Der musikalische Rhythmus begleitet die Liturgie. Auch der Tanz ist Ausdruck des tiefsten Inneren des Menschen… Der Psalmist sagt, dass David für Gott getanzt hat. Musik berührt unsere Menschlichkeit, unsere Gefühle: Freude, Traurigkeit und viele andere.
Die kulturelle Verankerung ist in dieser Liturgie stark ausgeprägt. Was können Sie dazu sagen?
Die kulturelle Verankerung geht auf die Empfehlung der Päpste und des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, dass das Wort Gottes in die Seele der Völker eindringen soll, deren Kultur ein Spiegel ist. Die Idee war nicht, eine kulturelle Liturgie zu schaffen. Wir sind vielmehr von der Theologie der Inkarnation ausgegangen: Christus, der Gott ist, wurde Mensch, um unsere Menschlichkeit zum Göttlichen zu erheben.
Das Evangelium reinigt die Kultur (Evangelisierung der Kultur), und die Kultur manifestiert sich im Evangelium (Inkulturation des Evangeliums). Aber die Kultur ist nur ein Sieb, durch das sich die Menschheit ausdrückt. Was zählt, ist unsere Menschlichkeit, zu deren Rettung und Aufwertung der Herr gekommen ist. Das Problem bleibt die Interpretation der Gesten, die von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein können.
„Der Afrikaner betrachtet das Leben als ein Geschenk Gottes“
Wie können Sie die Auswirkungen dieser Art des Feierns auf das kulturelle und soziale Leben der Kongolesen einschätzen?
Als die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils gelesen wurden, wurde besonders Gaudium et Spes hervorgehoben: Die Freude und die Hoffnungen der Völker sind auch die der Kirche. Die kongolesischen Bischöfe dachten an ihre Gesellschaft: Inwieweit kann der Glaube, der in der Liturgie gefeiert wird, Auswirkungen auf das tägliche Leben haben? Wenn man in der Messe Vergebung gepredigt hat und sich nach dem Bußakt so weit bekehrt hat, dass man sich verbeugt, muss man diese Vergebung auch in seinem Umfeld leben.
Die kongolesische Messliturgie ist für ihre Vitalität bekannt. Was macht diese Vitalität aus?
Laut der Bantu-Philosophie und den Studien von Experten wie Pater Placide Tempels oder Abbé Vincent Mulago betrachtet der Afrikaner das Leben als ein Geschenk Gottes, der in jeden Menschen die Gabe der Lebenskraft (in der Theologie würde man von Gnade sprechen) gelegt hat, um zu leben und das Leben in der Gemeinschaft zu fördern. In diesem Sinne ist die Kirche eine Familie. In der Messe wird das Geschenk des Lebens, das Gott uns gegeben hat, gefeiert, vor allem während des Gesangs des Gloria.
Als Papst Franziskus im Mai 2022 die Professoren des Liturgieinstituts St. Anselm empfing, forderte er dazu auf, an der Liturgie für das Volk Gottes zu arbeiten. Man könnte sagen: Die lex orandi, die lex credendi muss durch die lex vivendi ergänzt werden. Eine zu formalistische Liturgie belebt nicht! Die Liturgie ist nicht nur ein Kurs, sondern vor allem das Leben der Gläubigen, die beten.
„Dieser Ritus ist nicht im Labor entstanden, sondern im Leben der Kirche“
Einige kritisieren, die Messfeier im zairischen Ritus sei zu lang…
Wir haben es hier mit zwei Zeitbegriffen zu tun: dem Chronos und dem Kairos, der Opportunitas, die die liturgische Zeit ist. Das Jenseits, an das wir glauben, wird in der Liturgie als Präludium gegeben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass man die Zeit regulieren kann.
Die Messe nach dem zairischen Ritus hat zwei Formen: die einfache Form und die feierliche Form. Sie kann zwischen 1 und 1,5 Stunden gefeiert werden. Im Advent und in der Fastenzeit ist die Messe schlichter. Es obliegt dem Ortsbischof, die Liturgie gegen Übertreibungen zu regeln. Es muss aber auch hinzugefügt werden, dass dieser Ritus nur einmal in der Woche gefeiert wird, und zwar in der Hauptmesse der Pfarreien am Sonntag um 6:30 Uhr (erste Messe). Danach werden die anderen Messen wie in Rom gefeiert. Es gibt also die Möglichkeit, die Messe zu wählen, die man möchte…
Was wäre Ihr Schlusswort?
Dieser Ritus ist nicht im Labor entstanden, sondern im Leben der Kirche, um gleichzeitig Katholizität und Afrikanität auszudrücken. Um ihn zu verstehen, sollte man nicht nur Bücher lesen, sondern in den afrikanischen Kontext eintauchen, wo die Kirche in erster Linie als „Familie Gottes“ wahrgenommen wird, wie es das Zweite Vatikanische Konzil in Lumen Gentium III, 27 ausgedrückt hat.
(vatican news – sk)
Klavierspielerin2 01.02.2023 13:55
Örtliche Medien zu Tag 1 der Papstreise: Starke Worte
Den Start des Besuchs von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo haben örtliche Medien positiv aufgenommen. Die erste Rede habe Potenzial, in die Geschichte einzugehen, schreibt die Zeitung „Le Potentiel".
Zeitungskommentatoren im Kongo loben die Papst-Rede vor Präsident Tshisekedi und Diplomaten, in der er die Ausbeutung von Kongos Bodenschätzen anprangerte. Begeisterung herrschte am Mittwoch über Papst Franziskus' gestrige Rede vor Präsident Felix Tshisekedi und dem Diplomatischen Korps. Er habe eine „klare Botschaft an Imperialisten" gesendet, schreibt die Zeitung „Le Potentiel". Seine „starken Worte" würden „noch lange in den Köpfen von Kongos Gegnern und den Kongolesen selbst nachhallen". Die Rede habe Potenzial, in die Geschichte einzugehen.
Auch „Forum des As" nennt die Rede im Palais de la Nation „stark und bildhaft". Die Zeitung erinnert: Der Kongo, der Papst Franziskus empfangen habe, sei nicht dasselbe Land, das einst Papst Johannes Paul II. empfing. Die Konflikte hätten zugenommen. Entsprechend müsse der Papst die „richtigen Worte" finden, um den Schmerz eines „kriegsgeschundenen Volks auf der Suche nach Trost" zu lindern. Die Chancen, dass er dies schafft, stünden in Hinsicht auf seine erste Rede nicht schlecht: Für die Kongolesen sei der Papstbesuch mit seiner Botschaft von „Frieden und Versöhnung" wie ein neuer Atemzug.
Die Medien in der Demokratischen Republik Kongo berichten auch vom guten Empfang und großer Begeisterung für Papst Franziskus. „Freundlich und warmherzig" sei Franziskus am Dienstag von Zehntausenden Menschen in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa empfangen worden, schreibt die Zeitung „La Reference Plus".
Wenn es nach dem Staatsfunk RTNC geht, hat der Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts die Kraft, die Menschen zu verbinden. So hätten auch die Anführer anderer Konfessionen ihre Gläubigen zu einem „warmen Willkommensgruß" für Franziskus aufgerufe
Pressefreiheit in Kongo und Südsudan
Auf der „Rangliste der Pressefreiheit" von „Reporter ohne Grenzen" liegt die Demokratische Republik Kongo auf Platz 125 von 180. Die Mediengesetze sind laut der Organisation „veraltet und erdrückend" für Journalisten. Hoffnung mache aber ein „ambitioniertes Reformprogramm" für Medien, das vor einem Jahr begann. In der Demokratischen Republik Kongo sind örtlichen Berichten (Dienstagabend) zufolge drei Pressefotografen in Verbindung mit dem Papst-Besuch festgenommen worden. Das Trio soll ohne Erlaubnis die teilweise kollabierte Bühne für die Papst-Messe am Donnerstag im „Stadion der Märtyrer" fotografiert haben, wie das Portal „Digital Congo" berichtet. Das Bühnendach war in der Nacht von Sonntag auf Montag unter Starkregen eingestürzt. Bilder des beschädigten Podiums kursierten später durch die Medien.
Am Freitag reist der Papst weiter in den Südsudan. Dort berichten die Medien heute über eine Warnung der Behörden an die 291 Journalisten, die für die Berichterstattung über den Besuch akkreditiert sind. Der Informationsminister der jüngsten Nation der Welt habe die Reporter ermahnt, ein „besseres Bild des Südsudans" in der Welt zu zeichnen, so der Sender „EyeRadio". Laut dem „Catholic Radio Network" forderten die Medienaufsichtsbehörden eine „ethischere Berichterstattung". Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der Südsudan auf Platz 128 von 180. Übergriffe auf Journalisten, Festnahmen und Fälle von Zensur sorgten in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen.
(kap/kna - sst)
n.
Den Start des Besuchs von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo haben örtliche Medien positiv aufgenommen. Die erste Rede habe Potenzial, in die Geschichte einzugehen, schreibt die Zeitung „Le Potentiel".
Zeitungskommentatoren im Kongo loben die Papst-Rede vor Präsident Tshisekedi und Diplomaten, in der er die Ausbeutung von Kongos Bodenschätzen anprangerte. Begeisterung herrschte am Mittwoch über Papst Franziskus' gestrige Rede vor Präsident Felix Tshisekedi und dem Diplomatischen Korps. Er habe eine „klare Botschaft an Imperialisten" gesendet, schreibt die Zeitung „Le Potentiel". Seine „starken Worte" würden „noch lange in den Köpfen von Kongos Gegnern und den Kongolesen selbst nachhallen". Die Rede habe Potenzial, in die Geschichte einzugehen.
Auch „Forum des As" nennt die Rede im Palais de la Nation „stark und bildhaft". Die Zeitung erinnert: Der Kongo, der Papst Franziskus empfangen habe, sei nicht dasselbe Land, das einst Papst Johannes Paul II. empfing. Die Konflikte hätten zugenommen. Entsprechend müsse der Papst die „richtigen Worte" finden, um den Schmerz eines „kriegsgeschundenen Volks auf der Suche nach Trost" zu lindern. Die Chancen, dass er dies schafft, stünden in Hinsicht auf seine erste Rede nicht schlecht: Für die Kongolesen sei der Papstbesuch mit seiner Botschaft von „Frieden und Versöhnung" wie ein neuer Atemzug.
Die Medien in der Demokratischen Republik Kongo berichten auch vom guten Empfang und großer Begeisterung für Papst Franziskus. „Freundlich und warmherzig" sei Franziskus am Dienstag von Zehntausenden Menschen in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa empfangen worden, schreibt die Zeitung „La Reference Plus".
Wenn es nach dem Staatsfunk RTNC geht, hat der Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts die Kraft, die Menschen zu verbinden. So hätten auch die Anführer anderer Konfessionen ihre Gläubigen zu einem „warmen Willkommensgruß" für Franziskus aufgerufe
Pressefreiheit in Kongo und Südsudan
Auf der „Rangliste der Pressefreiheit" von „Reporter ohne Grenzen" liegt die Demokratische Republik Kongo auf Platz 125 von 180. Die Mediengesetze sind laut der Organisation „veraltet und erdrückend" für Journalisten. Hoffnung mache aber ein „ambitioniertes Reformprogramm" für Medien, das vor einem Jahr begann. In der Demokratischen Republik Kongo sind örtlichen Berichten (Dienstagabend) zufolge drei Pressefotografen in Verbindung mit dem Papst-Besuch festgenommen worden. Das Trio soll ohne Erlaubnis die teilweise kollabierte Bühne für die Papst-Messe am Donnerstag im „Stadion der Märtyrer" fotografiert haben, wie das Portal „Digital Congo" berichtet. Das Bühnendach war in der Nacht von Sonntag auf Montag unter Starkregen eingestürzt. Bilder des beschädigten Podiums kursierten später durch die Medien.
Am Freitag reist der Papst weiter in den Südsudan. Dort berichten die Medien heute über eine Warnung der Behörden an die 291 Journalisten, die für die Berichterstattung über den Besuch akkreditiert sind. Der Informationsminister der jüngsten Nation der Welt habe die Reporter ermahnt, ein „besseres Bild des Südsudans" in der Welt zu zeichnen, so der Sender „EyeRadio". Laut dem „Catholic Radio Network" forderten die Medienaufsichtsbehörden eine „ethischere Berichterstattung". Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der Südsudan auf Platz 128 von 180. Übergriffe auf Journalisten, Festnahmen und Fälle von Zensur sorgten in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen.
(kap/kna - sst)
n.
Klavierspielerin2 01.02.2023 14:05
Vatikan ruft Südsudan bei UNO-Sitzung zu Friedensaufbau auf
Wenige Tage vor Eintreffen des Papstes in Juba hat sich der Heilige Stuhl mit einem Aufruf an die politischen Vertreter des Landes gewandt, sich konsequent für Frieden und Aufbau im Südsudan einzusetzen. Der Vatikanvertreter bei der UNO brachte dies bei einer Sitzung der UN-Kommission für Friedenskonsolidierung am Dienstag in New York vor.
Dabei äußerte sich erstmals auch ein politischer Vertreter des Südsudan vor dieser UN-Kommission. Ebenso kamen Vertreter der Zivilgesellschaft des Südsudan zu Wort.
Vatikan: Erneuertes Bekenntnis zu Frieden und Aufbau
Der Heilige Stuhl erhoffe sich von der Führung im Südsudan ein erneutes Bekenntnis zum Frieden und Bemühungen zur Umsetzung des wiederbelebten Friedensabkommens, machte der Vatikanvertreter bei der UNO in seiner Rede deutlich.
Bemühungen um Transparenz, demokratische Standards und Rechtsstaatlichkeit müssten beschleunigt werden, so Erzbischof Gabriele Caccia. Auch müsse sichergestellt werden, „dass die Einnahmen aus den reichhaltigen natürlichen Ressourcen des Südsudan zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Bürger und zur Verbesserung der Infrastruktur verwendet werden, um das gesamte menschliche und wirtschaftliche Potenzial des Landes zu erschließen“.
Südsudanesischer Minister: „Priorität Frieden“
Außerdem sollte die Regierung auf die „lang verschobenen“ nationalen Wahlen hinarbeiten und „Frieden und Versöhnung“ fördern. Als Hindernisse im Friedensprozess des Südsudan benannte Erzbischof Caccia allgemein „Schwierigkeiten“ und „innerethnische Konflikte, die durch den Klimawandel noch verschärft werden“.
„Unsere Priorität im Jahr 2023 ist es, mit Unterstützung der Regierung einen Ansatz zu verfolgen, bei dem der Frieden zu den Menschen kommt“, erklärte der südsudanesische Minister für Friedenskonsolidierung, Stephen Par Kuol. Dafür sei auch die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft notwendig. Der Vertreter war bei der Sitzung der UN-Kommission für Friedenskonsolidierung über Video zugeschaltet.
Fortschritte nach Unterzeichnung des Friedensabkommens 2018 habe es in den Bereichen Justiz, Sicherheit und Verfassung gegeben, referierte der Minister. Die Regierung arbeite „hart daran, die traditionellen Führungsgremien wieder zusammenzubringen“, um bewaffneten Gruppen im Land zu unterbinden.
LESEN SIE AUCH
Live mit dem Papst in Afrika: Übertragungen und Programm im Detail
24/01/2023
Live mit dem Papst in Afrika: Übertragungen und Programm im Detail
Vertreter der Zivilgesellschaft: Mehr politischer Wille
Die südsudanesische Menschenrechtlerin und Friedensaktivistin Adeng Leek - Programm-Managerin bei Nonviolent Peace Force - forderte von ihrer Regierung politischen Willen ein, um bestehende Probleme der lokalen Gemeinschaften zu lösen und die Rechenschaftspflicht zu fördern. Als Hindernisse auf dem Weg zum Frieden nannte sie einen schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Raum, die Zunahme sexueller Gewalt und eine massive soziale Entfremdung zwischen Politik und Bevölkerung. Wenn nicht entsprechende Maßnahmen ergriffen würden, könne kein Frieden gefördert werden, ließ die Sprecherin durchblicken.
Edmund Yakani, Exekutivdirektor der Community Empowerment for Progress Organization (CEPO), sprach mit Blick auf die Gewalt zwischen südsudanesischen Gemeinschaften von alarmierenden Menschenrechtsverletzungen, darunter Sklaverei und Menschenhandel. Es gelte die Infrastruktur für Frieden und Versöhnung zu stärken, Raum für zivilen Dialog zu schaffen und eine transparente Finanzierung der Friedenskonsolidierung sicherzustellen. „Solche Instrumente können einen Unterschied machen“, so Yakani, der selbst Dutzende von Friedensvereinbarungen zwischen Gemeinden vermittelt hat.
Südsudan-Reise des Papstes: Fortsetzung im Friedenseinsatz
Der Heilige Stuhl wünscht sich seit langem „eine neue Ära des Friedens und des Wohlstands für das leidgeprüfte Volk des Südsudan“ und habe sich „aktiv“ für die nationale Aussöhnung eingesetzt, wie der Vatikanvertreter bei der UNO, Erzbischof Caccia, weiter formulierte. Er nannte hier das von Papst Franziskus und Erzbischof Justin Welby organisierte Dialogtreffen im Vatikan für die Führer des Südsudan im April 2019 und den Besuch im Südsudan des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs im Juli 2022. Pietro Parolin war dort mit politischen Führern, UN-Beamten und Opfern von Gewalt und Klimawandel zusammengetroffen und hatte den Grundstein einer neuen Vatikan-Nuntiatur in Juba gelegt.
Die Vatikanbemühungen um Frieden im Südsudan setzten sich in der ersten Papstreise in den Südsudan Juba fort, so Erzbischof Caccia. In Juba wird Franziskus am frühen Freitagnachmittag Präsident Salva Kiir und Vize-Präsident Riek Machar erneut begegnen. Der Papst werde die beiden Führer „an ihre Verpflichtung erinnern, durch Dialog und Vergebung Frieden zu schaffen“, so Erzbischof Caccia bei der UNO-Sitzung. Franziskus wird im Südsudan auch Vertreter der Zivilgesellschaft und Binnenvertriebene treffen und an einem ökumenischen Gebet im John-Garang-Mausoleum teilnehmen.
Immer wieder Gewalt - Wahlen im Dezember 2024
Die Papstreise in den Südsudan (3.-5. Februar 2023), an der auch der anglikanische Primas Justin Welby und der Moderator der presbyterianischen „Kirche von Schottland“ Iain Greenshields teilnehmen, ist als „Ökumenische Friedenswallfahrt“ deklariert. Vize-Präsident Riek Machar ist Presbyterianer.
In der seit 2020 amtierenden Übergangsregierung von Präsident Salva Kiir ist Riek Machar der erste von insgesamt fünf Vizepräsidenten. Hauptaufgabe der Regierung ist die Umsetzung des Friedensabkommens. Die Übergangsphase wurde im vergangenen Sommer um zwei Jahre verlängert, Wahlen sind für Dezember 2024 geplant. Auf lokaler und regionaler Ebene kommt es im Südsudan weiterhin regelmäßig zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
(vatican news – pr)
Wenige Tage vor Eintreffen des Papstes in Juba hat sich der Heilige Stuhl mit einem Aufruf an die politischen Vertreter des Landes gewandt, sich konsequent für Frieden und Aufbau im Südsudan einzusetzen. Der Vatikanvertreter bei der UNO brachte dies bei einer Sitzung der UN-Kommission für Friedenskonsolidierung am Dienstag in New York vor.
Dabei äußerte sich erstmals auch ein politischer Vertreter des Südsudan vor dieser UN-Kommission. Ebenso kamen Vertreter der Zivilgesellschaft des Südsudan zu Wort.
Vatikan: Erneuertes Bekenntnis zu Frieden und Aufbau
Der Heilige Stuhl erhoffe sich von der Führung im Südsudan ein erneutes Bekenntnis zum Frieden und Bemühungen zur Umsetzung des wiederbelebten Friedensabkommens, machte der Vatikanvertreter bei der UNO in seiner Rede deutlich.
Bemühungen um Transparenz, demokratische Standards und Rechtsstaatlichkeit müssten beschleunigt werden, so Erzbischof Gabriele Caccia. Auch müsse sichergestellt werden, „dass die Einnahmen aus den reichhaltigen natürlichen Ressourcen des Südsudan zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Bürger und zur Verbesserung der Infrastruktur verwendet werden, um das gesamte menschliche und wirtschaftliche Potenzial des Landes zu erschließen“.
Südsudanesischer Minister: „Priorität Frieden“
Außerdem sollte die Regierung auf die „lang verschobenen“ nationalen Wahlen hinarbeiten und „Frieden und Versöhnung“ fördern. Als Hindernisse im Friedensprozess des Südsudan benannte Erzbischof Caccia allgemein „Schwierigkeiten“ und „innerethnische Konflikte, die durch den Klimawandel noch verschärft werden“.
„Unsere Priorität im Jahr 2023 ist es, mit Unterstützung der Regierung einen Ansatz zu verfolgen, bei dem der Frieden zu den Menschen kommt“, erklärte der südsudanesische Minister für Friedenskonsolidierung, Stephen Par Kuol. Dafür sei auch die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft notwendig. Der Vertreter war bei der Sitzung der UN-Kommission für Friedenskonsolidierung über Video zugeschaltet.
Fortschritte nach Unterzeichnung des Friedensabkommens 2018 habe es in den Bereichen Justiz, Sicherheit und Verfassung gegeben, referierte der Minister. Die Regierung arbeite „hart daran, die traditionellen Führungsgremien wieder zusammenzubringen“, um bewaffneten Gruppen im Land zu unterbinden.
LESEN SIE AUCH
Live mit dem Papst in Afrika: Übertragungen und Programm im Detail
24/01/2023
Live mit dem Papst in Afrika: Übertragungen und Programm im Detail
Vertreter der Zivilgesellschaft: Mehr politischer Wille
Die südsudanesische Menschenrechtlerin und Friedensaktivistin Adeng Leek - Programm-Managerin bei Nonviolent Peace Force - forderte von ihrer Regierung politischen Willen ein, um bestehende Probleme der lokalen Gemeinschaften zu lösen und die Rechenschaftspflicht zu fördern. Als Hindernisse auf dem Weg zum Frieden nannte sie einen schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Raum, die Zunahme sexueller Gewalt und eine massive soziale Entfremdung zwischen Politik und Bevölkerung. Wenn nicht entsprechende Maßnahmen ergriffen würden, könne kein Frieden gefördert werden, ließ die Sprecherin durchblicken.
Edmund Yakani, Exekutivdirektor der Community Empowerment for Progress Organization (CEPO), sprach mit Blick auf die Gewalt zwischen südsudanesischen Gemeinschaften von alarmierenden Menschenrechtsverletzungen, darunter Sklaverei und Menschenhandel. Es gelte die Infrastruktur für Frieden und Versöhnung zu stärken, Raum für zivilen Dialog zu schaffen und eine transparente Finanzierung der Friedenskonsolidierung sicherzustellen. „Solche Instrumente können einen Unterschied machen“, so Yakani, der selbst Dutzende von Friedensvereinbarungen zwischen Gemeinden vermittelt hat.
Südsudan-Reise des Papstes: Fortsetzung im Friedenseinsatz
Der Heilige Stuhl wünscht sich seit langem „eine neue Ära des Friedens und des Wohlstands für das leidgeprüfte Volk des Südsudan“ und habe sich „aktiv“ für die nationale Aussöhnung eingesetzt, wie der Vatikanvertreter bei der UNO, Erzbischof Caccia, weiter formulierte. Er nannte hier das von Papst Franziskus und Erzbischof Justin Welby organisierte Dialogtreffen im Vatikan für die Führer des Südsudan im April 2019 und den Besuch im Südsudan des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs im Juli 2022. Pietro Parolin war dort mit politischen Führern, UN-Beamten und Opfern von Gewalt und Klimawandel zusammengetroffen und hatte den Grundstein einer neuen Vatikan-Nuntiatur in Juba gelegt.
Die Vatikanbemühungen um Frieden im Südsudan setzten sich in der ersten Papstreise in den Südsudan Juba fort, so Erzbischof Caccia. In Juba wird Franziskus am frühen Freitagnachmittag Präsident Salva Kiir und Vize-Präsident Riek Machar erneut begegnen. Der Papst werde die beiden Führer „an ihre Verpflichtung erinnern, durch Dialog und Vergebung Frieden zu schaffen“, so Erzbischof Caccia bei der UNO-Sitzung. Franziskus wird im Südsudan auch Vertreter der Zivilgesellschaft und Binnenvertriebene treffen und an einem ökumenischen Gebet im John-Garang-Mausoleum teilnehmen.
Immer wieder Gewalt - Wahlen im Dezember 2024
Die Papstreise in den Südsudan (3.-5. Februar 2023), an der auch der anglikanische Primas Justin Welby und der Moderator der presbyterianischen „Kirche von Schottland“ Iain Greenshields teilnehmen, ist als „Ökumenische Friedenswallfahrt“ deklariert. Vize-Präsident Riek Machar ist Presbyterianer.
In der seit 2020 amtierenden Übergangsregierung von Präsident Salva Kiir ist Riek Machar der erste von insgesamt fünf Vizepräsidenten. Hauptaufgabe der Regierung ist die Umsetzung des Friedensabkommens. Die Übergangsphase wurde im vergangenen Sommer um zwei Jahre verlängert, Wahlen sind für Dezember 2024 geplant. Auf lokaler und regionaler Ebene kommt es im Südsudan weiterhin regelmäßig zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 01.02.2023 14:31
Die Schwester, die der Papst mit in den Kongo genommen hat
Sie ist Theologin, Missionarin, Universitätsdozentin, Verfechterin des zairischen Ritus und Frauenrechtlerin. Und: Sie gehört zur päpstlichen Delegation im Kongo. Unser Interview mit Schwester Rita Mboshu-kongo.
Salvatore Cernuzio, Kinshasa, und Stefan v. Kempis, Vatikanstadt
In einem Gespräch mit der spanischen Zeitschrift „Mundo Negro“ hat der Papst vor kurzem ihr Engagement für die kongolesische Gemeinschaft in Rom gelobt: „Sie lehrt an der Universität, aber sie kommandiert, als wäre sie ein Bischof“. Schwester Rita, die zum Orden der „Töchter der Heiligsten Miterlöserin Maria“ gehört, lacht schallend, wenn man sie darauf anspricht: „Naja – eigentlich sollte ja ein Bischof gar nicht kommandieren, sondern der Kirche dienen!“
Interview
Zum ersten Mal nach 37 Jahren hat jetzt wieder ein Papst den Kongo angesteuert. Welche Bedeutung hat diese Papstreise für Ihre Landsleute, Schwester Rita?
Papst Franziskus ist für uns ein unermüdlicher Missionar, ein Meister der Evangelisierung, der in unser Land kommt, um mit den Kongolesen und für die Kongolesen zu beten. Er ist wie ein Vater, der die Schreie und das Weinen seiner Kinder hört und sagt: Gebt nicht auf, macht weiter, Gott ist mit euch. Für uns Katholiken besteht die eigentliche (aber nicht die einzige) Bedeutung des Besuchs vor allem darin, die Menschen im Glauben zu bestätigen. Natürlich wissen wir gleichzeitig, dass es politische und soziale Implikationen gibt. Der Papst wendet sich auch an Menschen guten Willens, an politische Akteure, deren Aufgabe es ist, sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, auf dass sie den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen und rassische, stammesbezogene und religiöse Diskriminierung beenden.
In der Demokratischen Republik Kongo ist es zu einem erneuten Aufflammen der Gewalt gekommen. Kann die Ankunft des Papstes ein Beitrag zu einem dauerhaften Frieden oder zumindest zu einem vorübergehenden Waffenstillstand sein? Oder sind die Wunden so tief, dass es schwierig ist, überhaupt auf Frieden zu hoffen?
Sie haben Recht, die Wunden sind tief. Es gibt Kriminelle, die weiterhin gnadenlos unschuldige Menschen töten. Es gibt skrupellose Menschen, die sich strategisch wichtige Mineralien für die neuen Technologien der Zukunft sichern wollen. Es gibt junge Menschen, deren Zukunft jetzt gefährdet ist, weil sie von Waffen und Drogen aus hochdemokratischen Ländern beeinflusst werden. Papst Franziskus wird also anprangern und verkünden: das Böse anprangern, damit diejenigen, die Kriege schüren, von ihren teuflischen Vorhaben ablassen, und Jesus Christus, das Licht der Welt, verkünden.
Es ist keine Reise, die erfolglos bleiben wird, nein, nein. Vielleicht werden die Bösen weitermachen, aber der Herr wirkt in den Gewissen und ist in der Lage, dorthin zu gelangen, wo die Menschen nicht hinkommen. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Art, zu sagen: Lasst uns einander ins Gesicht sehen, mit Krieg kommt man nicht weiter. Versucht, gut zu arbeiten, den Reichtum zu teilen und auch den Armen zu helfen.
Der Heilige Vater hofft natürlich auf einen dauerhaften Frieden. Aber Frieden ist nur dann möglich, wenn die Protagonisten dieses sinnlosen Gemetzels, des Guerillakrieges, sich entschließen, aus der Dunkelheit, in der sie leben, herauszutreten, dem Licht Platz zu machen und Gutes zu tun. Kurz gesagt: Frieden ist möglich, wenn es zu einer echten Umkehr kommt.
Der Papst hat Sie in seine Delegation für den Kongo mit aufgenommen – warum?
Ich glaube, dass der Heilige Vater mich deshalb gerufen hat, weil er mir zeigen will, wie ich mich als Ordensfrau, als Missionarin, als Frau, als Afrikanerin in der Weltkirche verhalten muss. Hier in Rom habe ich einen Auftrag in meiner kongolesischen Gemeinschaft und auch in meiner Kirchengemeinde. Der Papst nimmt mich also mit, um mir zu sagen: Sieh mal, Tochter, so wie ich mich verhalte, so musst du dich auch deinen Brüdern und Schwestern gegenüber verhalten. Ich muss noch so viel lernen...'
Was Ihre Arbeit betrifft, so pendeln Sie häufig zwischen Rom und Kinshasa für Projekte, die hauptsächlich Frauen zugutekommen. So wie die Stiftung Papst Franziskus für Afrika, die letztes Jahr gegründet wurde. Welche Ergebnisse erzielen Sie mit Ihren Initiativen?
Die Stiftung ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, aber wir versuchen, uns ganzheitlich um die Menschen zu kümmern. Wir wollen Frauen, aber auch Kindern und Familien helfen, sich bewusst zu machen, dass sie nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden und nicht wie Würmer leben müssen. In der Stiftung geht es gut voran: Wir haben ein kleines Haus gekauft, das gerade renoviert wird, um dort eine Werkstatt einzurichten. Bis zum letzten Jahr arbeiteten wir in einer Gemeinde ohne festen Standort. Mit Gottes Gnade haben wir diesen Ort gefunden, und die Mädchen können in Ruhe arbeiten. Es ist eine Erfahrung der Hoffnung, und die Frauen haben sich alle verändert: Ich könnte Ihnen Fotos zeigen, wie sie bei ihrer Ankunft aussahen und was aus ihnen nach einem Jahr geworden ist!
(vatican news)
Sie ist Theologin, Missionarin, Universitätsdozentin, Verfechterin des zairischen Ritus und Frauenrechtlerin. Und: Sie gehört zur päpstlichen Delegation im Kongo. Unser Interview mit Schwester Rita Mboshu-kongo.
Salvatore Cernuzio, Kinshasa, und Stefan v. Kempis, Vatikanstadt
In einem Gespräch mit der spanischen Zeitschrift „Mundo Negro“ hat der Papst vor kurzem ihr Engagement für die kongolesische Gemeinschaft in Rom gelobt: „Sie lehrt an der Universität, aber sie kommandiert, als wäre sie ein Bischof“. Schwester Rita, die zum Orden der „Töchter der Heiligsten Miterlöserin Maria“ gehört, lacht schallend, wenn man sie darauf anspricht: „Naja – eigentlich sollte ja ein Bischof gar nicht kommandieren, sondern der Kirche dienen!“
Interview
Zum ersten Mal nach 37 Jahren hat jetzt wieder ein Papst den Kongo angesteuert. Welche Bedeutung hat diese Papstreise für Ihre Landsleute, Schwester Rita?
Papst Franziskus ist für uns ein unermüdlicher Missionar, ein Meister der Evangelisierung, der in unser Land kommt, um mit den Kongolesen und für die Kongolesen zu beten. Er ist wie ein Vater, der die Schreie und das Weinen seiner Kinder hört und sagt: Gebt nicht auf, macht weiter, Gott ist mit euch. Für uns Katholiken besteht die eigentliche (aber nicht die einzige) Bedeutung des Besuchs vor allem darin, die Menschen im Glauben zu bestätigen. Natürlich wissen wir gleichzeitig, dass es politische und soziale Implikationen gibt. Der Papst wendet sich auch an Menschen guten Willens, an politische Akteure, deren Aufgabe es ist, sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, auf dass sie den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen und rassische, stammesbezogene und religiöse Diskriminierung beenden.
In der Demokratischen Republik Kongo ist es zu einem erneuten Aufflammen der Gewalt gekommen. Kann die Ankunft des Papstes ein Beitrag zu einem dauerhaften Frieden oder zumindest zu einem vorübergehenden Waffenstillstand sein? Oder sind die Wunden so tief, dass es schwierig ist, überhaupt auf Frieden zu hoffen?
Sie haben Recht, die Wunden sind tief. Es gibt Kriminelle, die weiterhin gnadenlos unschuldige Menschen töten. Es gibt skrupellose Menschen, die sich strategisch wichtige Mineralien für die neuen Technologien der Zukunft sichern wollen. Es gibt junge Menschen, deren Zukunft jetzt gefährdet ist, weil sie von Waffen und Drogen aus hochdemokratischen Ländern beeinflusst werden. Papst Franziskus wird also anprangern und verkünden: das Böse anprangern, damit diejenigen, die Kriege schüren, von ihren teuflischen Vorhaben ablassen, und Jesus Christus, das Licht der Welt, verkünden.
Es ist keine Reise, die erfolglos bleiben wird, nein, nein. Vielleicht werden die Bösen weitermachen, aber der Herr wirkt in den Gewissen und ist in der Lage, dorthin zu gelangen, wo die Menschen nicht hinkommen. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Art, zu sagen: Lasst uns einander ins Gesicht sehen, mit Krieg kommt man nicht weiter. Versucht, gut zu arbeiten, den Reichtum zu teilen und auch den Armen zu helfen.
Der Heilige Vater hofft natürlich auf einen dauerhaften Frieden. Aber Frieden ist nur dann möglich, wenn die Protagonisten dieses sinnlosen Gemetzels, des Guerillakrieges, sich entschließen, aus der Dunkelheit, in der sie leben, herauszutreten, dem Licht Platz zu machen und Gutes zu tun. Kurz gesagt: Frieden ist möglich, wenn es zu einer echten Umkehr kommt.
Der Papst hat Sie in seine Delegation für den Kongo mit aufgenommen – warum?
Ich glaube, dass der Heilige Vater mich deshalb gerufen hat, weil er mir zeigen will, wie ich mich als Ordensfrau, als Missionarin, als Frau, als Afrikanerin in der Weltkirche verhalten muss. Hier in Rom habe ich einen Auftrag in meiner kongolesischen Gemeinschaft und auch in meiner Kirchengemeinde. Der Papst nimmt mich also mit, um mir zu sagen: Sieh mal, Tochter, so wie ich mich verhalte, so musst du dich auch deinen Brüdern und Schwestern gegenüber verhalten. Ich muss noch so viel lernen...'
Was Ihre Arbeit betrifft, so pendeln Sie häufig zwischen Rom und Kinshasa für Projekte, die hauptsächlich Frauen zugutekommen. So wie die Stiftung Papst Franziskus für Afrika, die letztes Jahr gegründet wurde. Welche Ergebnisse erzielen Sie mit Ihren Initiativen?
Die Stiftung ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, aber wir versuchen, uns ganzheitlich um die Menschen zu kümmern. Wir wollen Frauen, aber auch Kindern und Familien helfen, sich bewusst zu machen, dass sie nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden und nicht wie Würmer leben müssen. In der Stiftung geht es gut voran: Wir haben ein kleines Haus gekauft, das gerade renoviert wird, um dort eine Werkstatt einzurichten. Bis zum letzten Jahr arbeiteten wir in einer Gemeinde ohne festen Standort. Mit Gottes Gnade haben wir diesen Ort gefunden, und die Mädchen können in Ruhe arbeiten. Es ist eine Erfahrung der Hoffnung, und die Frauen haben sich alle verändert: Ich könnte Ihnen Fotos zeigen, wie sie bei ihrer Ankunft aussahen und was aus ihnen nach einem Jahr geworden ist!
(vatican news)
Klavierspielerin2 01.02.2023 15:00
Kongo: Kämpfe in Krisenregion im Osten intensivieren sich
Während Papst Franziskus am Flughafen von N’Dolo eindringlich zu Frieden und Versöhnung aufrief, gingen in der kongolesischen Konfliktregion Nord-Kivu die Kämpfe zwischen der Armee und M23-Rebellen weiter, wie lokale Quellen berichteten.
Vergangenen Donnerstag hatten die Rebellen Kitshanga, eine Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo, von den Regierungstruppen eingenommen und damit ihr letztes Gebiet in der Provinz Nord-Kivu erobert. Kitshanga liegt an der letzten offenen Straße zwischen den wichtigsten Wirtschaftszentren von Nord-Kivu, Goma und Butembo. Die anderen sind durch die Kämpfe abgeschnitten.
Goma war eine Etappe auf der ursprünglich geplanten Papstreise in die Region im vergangenen Juli, seitdem hat sich die Sicherheitslage durch das stetige Vorrücken der Rebellen stark verschlechtert. Mittlerweile seien 5,7 Millionen Menschen wegen der Kämpfe aus ihren Häusern vertrieben worden, während 26,4 Millionen Hunger litten, so das World Food Program. In seiner Rede vor dem Papst an diesem Dienstagabend hatte Staatspräsident Felix Tshisekedi beklagt, dass Ruanda die Terrorgruppen unterstütze, die insbesondere den Osten des Landes terrorisierten. Goma liegt am Kivu-See und grenzt direkt an Ruanda.
Bereits seit Montag hätten die Regierungstruppen lokalen Medienberichten zufolge an mehreren Orten rund um die Stadt Kitshanga Angriffe auf die Stellungen der Rebellen gestartet. Auch in anderen Städten der Region, insbesondere in Bukombo und Bambo, wurden am Dienstagmorgen Detonationen von schweren Waffen gemeldet.
Zivilisten fliehen
Einem lokalen Akteur zufolge habe sich die Mehrheit der Bevölkerung seit einer Woche weiterhin in den Stützpunkt der Blauhelme der MONUSCO geflüchtet, meldete der kongolesische Sender Radio Okapi. Diese Bewohner könnten sich aufgrund der Intensität der Kämpfe nicht zur Nahrungssuche aus dem gesicherten Bereich wagen, hieß es.
Bereits am Donnerstag mit Aufflammen der Kämpfe hatte ein Sprecher der UN-Friedensmission im Kongo erklärt, dass mehr als 500 Zivilisten in und um den UN-Friedensstützpunkt in Kitshanga Zuflucht gefunden hätten. Dort seien sie mit Zelten, Lebensmitteln, Wasser und erster Hilfe versorgt worden. „Die M23 muss alle Feindseligkeiten einstellen und sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen“, sagte Ndeye Khady Lo.
Ethnische Konflikte werden angefeuert
Die Ursprünge der Miliz liegen in den ethnischen Konflikten in der Region. Erschwerend hinzu kommen wirtschaftliche Interessen verschiedener Industrienationen in der Region. Ruanda seinerseits bestreitet, die Gruppe zu unterstützen, die nur eine von zahlreichen anderen Milizen ist, die im mineralienreichen Osten des Landes operieren.
Auf einem Gipfeltreffen am 23. November in Angola, an dem auch der kongolesische Präsident und der ruandische Außenminister teilnahmen, forderten die Staats- und Regierungschefs der Region einen Waffenstillstand im Ostkongo, auf den ein Rückzug der Rebellen aus den von der M23 kontrollierten Großstädten folgen sollte.
(radio okapi/africanews - cs)
Während Papst Franziskus am Flughafen von N’Dolo eindringlich zu Frieden und Versöhnung aufrief, gingen in der kongolesischen Konfliktregion Nord-Kivu die Kämpfe zwischen der Armee und M23-Rebellen weiter, wie lokale Quellen berichteten.
Vergangenen Donnerstag hatten die Rebellen Kitshanga, eine Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo, von den Regierungstruppen eingenommen und damit ihr letztes Gebiet in der Provinz Nord-Kivu erobert. Kitshanga liegt an der letzten offenen Straße zwischen den wichtigsten Wirtschaftszentren von Nord-Kivu, Goma und Butembo. Die anderen sind durch die Kämpfe abgeschnitten.
Goma war eine Etappe auf der ursprünglich geplanten Papstreise in die Region im vergangenen Juli, seitdem hat sich die Sicherheitslage durch das stetige Vorrücken der Rebellen stark verschlechtert. Mittlerweile seien 5,7 Millionen Menschen wegen der Kämpfe aus ihren Häusern vertrieben worden, während 26,4 Millionen Hunger litten, so das World Food Program. In seiner Rede vor dem Papst an diesem Dienstagabend hatte Staatspräsident Felix Tshisekedi beklagt, dass Ruanda die Terrorgruppen unterstütze, die insbesondere den Osten des Landes terrorisierten. Goma liegt am Kivu-See und grenzt direkt an Ruanda.
Bereits seit Montag hätten die Regierungstruppen lokalen Medienberichten zufolge an mehreren Orten rund um die Stadt Kitshanga Angriffe auf die Stellungen der Rebellen gestartet. Auch in anderen Städten der Region, insbesondere in Bukombo und Bambo, wurden am Dienstagmorgen Detonationen von schweren Waffen gemeldet.
Zivilisten fliehen
Einem lokalen Akteur zufolge habe sich die Mehrheit der Bevölkerung seit einer Woche weiterhin in den Stützpunkt der Blauhelme der MONUSCO geflüchtet, meldete der kongolesische Sender Radio Okapi. Diese Bewohner könnten sich aufgrund der Intensität der Kämpfe nicht zur Nahrungssuche aus dem gesicherten Bereich wagen, hieß es.
Bereits am Donnerstag mit Aufflammen der Kämpfe hatte ein Sprecher der UN-Friedensmission im Kongo erklärt, dass mehr als 500 Zivilisten in und um den UN-Friedensstützpunkt in Kitshanga Zuflucht gefunden hätten. Dort seien sie mit Zelten, Lebensmitteln, Wasser und erster Hilfe versorgt worden. „Die M23 muss alle Feindseligkeiten einstellen und sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen“, sagte Ndeye Khady Lo.
Ethnische Konflikte werden angefeuert
Die Ursprünge der Miliz liegen in den ethnischen Konflikten in der Region. Erschwerend hinzu kommen wirtschaftliche Interessen verschiedener Industrienationen in der Region. Ruanda seinerseits bestreitet, die Gruppe zu unterstützen, die nur eine von zahlreichen anderen Milizen ist, die im mineralienreichen Osten des Landes operieren.
Auf einem Gipfeltreffen am 23. November in Angola, an dem auch der kongolesische Präsident und der ruandische Außenminister teilnahmen, forderten die Staats- und Regierungschefs der Region einen Waffenstillstand im Ostkongo, auf den ein Rückzug der Rebellen aus den von der M23 kontrollierten Großstädten folgen sollte.
(radio okapi/africanews - cs)
Klavierspielerin2 01.02.2023 15:51
Kirche im Kongo hofft auf friedliche und transparente Wahlen
Mit Sorge blickt der Kardinal von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, auf die Wahlen in seinem Land. Er hoffe, dass es freie, transparente, integrative und friedliche Wahlen im Kongo geben werde, sagte Ambongo bei seiner Ansprache am Ende der Papstmesse auf dem Flughafen N’Dolo.
Am Ende der ersten Messe, der Papst Franziskus auf afrikanischem Boden vorstand, wandte sich der Erzbischof von Kinshasa, der zelebriert hatte, an den Papst, um ihm für seine Anwesenheit zu danken. Er nutzte die Gelegenheit auch zu einer grundsätzlichen knappen Bestandsaufnahme. So sei die Demokratische Republik Kongo ein „potenziell sehr reiches Land“ mit einer überwiegend jungen und Großteils christlichen Bevölkerung, von der mehr als 40 Prozent Katholiken seien, hob Ambongo hervor. Er zählte auch Schattenseiten auf:
„Das kongolesische Volk ist heute mit einer vielschichtigen Krise konfrontiert, mit bewaffneten Konflikten, insbesondere im Osten des Landes, einer Wirtschaftskrise und sozialem Elend. Ja, Eure Heiligkeit, das Volk, das Euch heute empfängt und das hier vor Euch steht, ist ein Volk, das in seinem Herzen und seiner Seele leidet.“
„Eure Heiligkeit, das Volk, das Euch heute empfängt und das hier vor Euch steht, ist ein Volk, das in seinem Herzen und seiner Seele leidet“
Doch trotz dieses „ungerechten Leids“ blieben die Kongolesen ein „zuversichtliches und hoffnungsvolles“ Volk, das durch die Anwesenheit des Papstes „echte Ermutigung“ erführe, so der Kardinal weiter. Papst Franziskus hatte Ambongo im Jahr 2019 zum Kardinal gemacht und ihn im Jahr 2020 in seinen Kardinalsrat aufgenommen.
Quelle sozialer und politischer Spannungen
Der Besuch des Papstes falle auch in ein Wahljahr, das im Kongo „oft eine Quelle sozialer und politischer Spannungen ist“, erklärte der Kardinal. Die Kongolesen sind aufgerufen, am 20. Dezember 2023 ihre politischen Vertreter zu wählen.
In einem aufgeheizten Umfeld fanden die letzten Wahlen im Dezember 2018 statt. Die Wahlkommission hatte daraufhin im Januar den Oppositionellen Félix Tshisekedi zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Trotz vielfacher Berichte über eine grobe Wahlfälschung zu Lasten des Kandidaten Martin Fayulu bestätigte das Verfassungsgericht die Wahl Tshisekedis. Es folgten Unruhen und ein Vermittlungsversuch der Bischofskonferenz, die selbst Zweifel am offiziellen Wahlergebnis eingeräumt hatte. Es handelte sich letztlich um den ersten friedlichen Machtwechsel in dem Land seit der Unabhängigkeit von Belgien 1960.
Im Vorfeld der kommenden Wahl hatten die Bischöfe mit der Agenda 2023 einen „Fahrplan“ entworfen, um die Bevölkerung auf die Entscheidung vorzubereiten. Er hoffe, „dass in diesem Jahr freie, transparente, integrative und friedliche Wahlen in unserem Land stattfinden werden“, so der Erzbischof der 15-Millionen-Stadt Kinshasa.
(vatican news - cs)
Mit Sorge blickt der Kardinal von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, auf die Wahlen in seinem Land. Er hoffe, dass es freie, transparente, integrative und friedliche Wahlen im Kongo geben werde, sagte Ambongo bei seiner Ansprache am Ende der Papstmesse auf dem Flughafen N’Dolo.
Am Ende der ersten Messe, der Papst Franziskus auf afrikanischem Boden vorstand, wandte sich der Erzbischof von Kinshasa, der zelebriert hatte, an den Papst, um ihm für seine Anwesenheit zu danken. Er nutzte die Gelegenheit auch zu einer grundsätzlichen knappen Bestandsaufnahme. So sei die Demokratische Republik Kongo ein „potenziell sehr reiches Land“ mit einer überwiegend jungen und Großteils christlichen Bevölkerung, von der mehr als 40 Prozent Katholiken seien, hob Ambongo hervor. Er zählte auch Schattenseiten auf:
„Das kongolesische Volk ist heute mit einer vielschichtigen Krise konfrontiert, mit bewaffneten Konflikten, insbesondere im Osten des Landes, einer Wirtschaftskrise und sozialem Elend. Ja, Eure Heiligkeit, das Volk, das Euch heute empfängt und das hier vor Euch steht, ist ein Volk, das in seinem Herzen und seiner Seele leidet.“
„Eure Heiligkeit, das Volk, das Euch heute empfängt und das hier vor Euch steht, ist ein Volk, das in seinem Herzen und seiner Seele leidet“
Doch trotz dieses „ungerechten Leids“ blieben die Kongolesen ein „zuversichtliches und hoffnungsvolles“ Volk, das durch die Anwesenheit des Papstes „echte Ermutigung“ erführe, so der Kardinal weiter. Papst Franziskus hatte Ambongo im Jahr 2019 zum Kardinal gemacht und ihn im Jahr 2020 in seinen Kardinalsrat aufgenommen.
Quelle sozialer und politischer Spannungen
Der Besuch des Papstes falle auch in ein Wahljahr, das im Kongo „oft eine Quelle sozialer und politischer Spannungen ist“, erklärte der Kardinal. Die Kongolesen sind aufgerufen, am 20. Dezember 2023 ihre politischen Vertreter zu wählen.
In einem aufgeheizten Umfeld fanden die letzten Wahlen im Dezember 2018 statt. Die Wahlkommission hatte daraufhin im Januar den Oppositionellen Félix Tshisekedi zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Trotz vielfacher Berichte über eine grobe Wahlfälschung zu Lasten des Kandidaten Martin Fayulu bestätigte das Verfassungsgericht die Wahl Tshisekedis. Es folgten Unruhen und ein Vermittlungsversuch der Bischofskonferenz, die selbst Zweifel am offiziellen Wahlergebnis eingeräumt hatte. Es handelte sich letztlich um den ersten friedlichen Machtwechsel in dem Land seit der Unabhängigkeit von Belgien 1960.
Im Vorfeld der kommenden Wahl hatten die Bischöfe mit der Agenda 2023 einen „Fahrplan“ entworfen, um die Bevölkerung auf die Entscheidung vorzubereiten. Er hoffe, „dass in diesem Jahr freie, transparente, integrative und friedliche Wahlen in unserem Land stattfinden werden“, so der Erzbischof der 15-Millionen-Stadt Kinshasa.
(vatican news - cs)
Klavierspielerin2 02.02.2023 07:25
Papst trifft Gewaltopfer aus Ost-Kongo: Bekenntnis zu Versöhnung
Augenzeugenberichte über unsägliche Gewalttaten im Osten des Kongo hat Papst Franziskus am Mittwochnachmittag in Kinshasa gehört. Dabei wurden in einem symbolischen Akt Waffen am Fuße eines Kreuzes niedergelegt und ein Bekenntnis zu Versöhnung vorgebracht.
Es waren Zeugnisse, die bis ins Mark gingen, die während der Papstreise auf kongolesischem Boden am Mittwochnachmittag zu hören waren. Niedergemetzelte Familienangehörige, Vergewaltigungen und Enthauptungen, Versklavungen und Vertreibungen: die Überlebenden, die dem Papst in der Nuntiatur in Kinshasa berichteten, gaben Einblicke in tiefste Abgründe menschenverachtender Gewalt.
Ladislas Kambale Kombi musste mit ansehen, wie sein Vater von Männern „in Stücke gehackt“ und seine Mutter entführt wurde: „Wir wissen nicht, was sie mit ihr gemacht haben“, so der junge Landwirt aus dem Beni-Gebiet. „Heiliger Vater, es ist furchtbar, solche Szenen zu sehen. Ich kriege es nicht aus dem Kopf, kann nachts nicht schlafen. Es ist schwer, diese Grausamkeit, diese bestialische Brutalität zu verstehen“, sagte der 16-Jährige, der seitdem seine kleinen Geschwister mitversorgt.
„Heiliger Vater, es ist furchtbar, solche Szenen zu sehen“
Die Vortragenden sprachen für all jene Betroffenen der blutigen Gewaltverbrechen und Konflikte, die sich bis zur Stunde an verschiedenen Orten im Kongo ereignen, nicht allein im östlichen Krisengebiet.
Unsägliche Gewalt
Bijoux Mukumbi aus dem Walikale-Gebiet wurde seit 2020 unzählige Male von einem Rebellen-Führer vergewaltigt. Mehrmals täglich und über Stunden, 19 Monate lang. „Es war sinnlos zu schreien: niemand hätte mich hören, mir zu Hilfe kommen können“, so die Überlebende. Mukumbi gelang die Flucht, heute ist sie Mutter: „Ich habe Zwillingsmädchen zur Welt gebracht, die ihren Vater nie kennenlernen werden“, so die 17-Jährige, die ihre wenige Monate alten Töchter dabei hatte, eine auf dem Arm, die andere in einem Tuch auf dem Rücken. Die Rebellen hätten ganze Gemeinschaften vertrieben, für Mädchen und Frauen habe „die Tortur sexueller Gewalt und Folter jeder Art“ begonnen.
Auch Emelda M’Karhungulu aus der Erzdiözese Bukavu wurde als Sexsklavin missbraucht. Ihr Bericht fügte den Grausamkeiten weitere Unsäglichkeiten hinzu. Die Sklavinnen seien nicht nur von fünf bis zehn Männern täglich vergewaltigt worden, sondern mussten auch das Fleisch ermordeter Menschen essen, wenn sie nicht selbst „in Stücke gerissen“ werden wollten, erzählte die Frau, die damals 16 war: „Ich gehörte zu denen, die gehorchten, bis zu dem Tag, an dem ich durch Gnade entkommen konnte, als wir Wasser aus dem Fluss holen sollten.“ Die unter Gewalt leidenden Gemeinden ihrer Heimatregion habe 2020 zusätzlich noch eine verheerende Flutkatastrophe heimgesucht: „Unsere Provinz ist ein Ort des Leids und der Tränen“, brachte es Emelda auf den Punkt. Sie selbst habe dank der Kirche ihr persönliches Schicksal annehmen und ihren Vergewaltigern verzeihen können.
Die Sehnsucht nach Frieden
„Heiliger Vater, wir brauchen Frieden und nichts als Frieden: dieses freie Geschenk des auferstandenen Jesus Christus!“, gab eine Betroffene allen Leidenden des Kongo bei der Begegnung mit dem Papst ein Stimme. „Wir wollen in unsere Dörfer zurückkehren, unsere Felder bestellen, unsere Häuser wieder aufbauen, unsere Kinder großziehen, mit unseren Nachbarn zusammenleben, die wir schon ein Leben lang kennen - weit weg vom Lärm der Waffen!“
Angesichts der unmenschlichen Gewalt gebe es keine Worte, „es bleibt nur das Weinen, das Schweigen“, wandte sich Papst Franziskus nach Anhören der Zeugnisse den Gewaltopfern zu. „Eure Tränen sind meine Tränen, euer Schmerz ist mein Schmerz. (...) Mein Herz ist heute im Osten dieses riesigen Landes, das keinen Frieden finden wird, bevor er nicht dort, in seinem östlichen Teil, erreicht ist“, lenkte er den Blick auf die Heimatregion der anwesenden Gewaltopfer und merkte an, dass diese Leiden in den internationalen Medien kaum Erwähnung fänden.
„Eure Tränen sind meine Tränen, euer Schmerz ist mein Schmerz“
Papst verurteilt Gewalt
Franziskus verurteilte die Verbrechen, über die hier aus erster Hand berichtet worden war: „die bewaffnete Gewalt, die Massaker, die Vergewaltigungen, die Zerstörung und Besetzung von Dörfern, die Plünderung von Feldern und Viehbeständen“, aber auch die „illegale Ausbeutung“ des rohstoffreichen Landes sowie innere Spaltungen des Kongo.
„Was für ein Skandal und was für eine Heuchelei: Menschen werden vergewaltigt und getötet, während die Geschäfte, die Gewalt und Tod verursachen, weiter gedeihen!“
Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief alle Verantwortlichen des Krieges zur Umkehr auf: „Bringt die Waffen zum Schweigen, bereitet dem Krieg ein Ende. Es reicht! Keine Bereicherung mehr zum Schaden der Schwächsten, keine Bereicherung mehr mit Ressourcen und Geld, die mit Blut besudelt sind!“ Der Krieg im Kongo sei „durch eine unersättliche Gier nach Rohstoffen und Geld entfesselt“, Instabilität und Korruption hielten diese „Kriegswirtschaft“ am Laufen, so der Papst. Die Zivilbevölkerung leide derweil enorm: „Was für ein Skandal und was für eine Heuchelei: Menschen werden vergewaltigt und getötet, während die Geschäfte, die Gewalt und Tod verursachen, weiter gedeihen!“
Warnung vor Strudel des Bösen
Doch nicht nur die Warlords, sondern jeder einzelne müsse der Gewalt eine Absage erteilen, immer und unter allen Umständen, fuhr der Papst fort, der die Kongolesen und Kongolesinnen vor einem „Strudel des Bösen“ warnte: „Hass und Gewalt sind niemals akzeptabel, niemals zu rechtfertigen, niemals zu tolerieren, erst recht nicht für die, die Christen sind. Hass erzeugt nur weiteren Hass und Gewalt weitere Gewalt. Ein klares und starkes ,Nein‘ muss dann zu denen gesagt werden, die sie im Namen Gottes verbreiten.“
Franziskus ermutigte sie, die „Wurzeln der Gewalt“ auszureißen – Gier, Neid und Groll: „Ich bitte euch alle im Namen Jesu, der denen vergeben hat, die seine Handgelenke und Füße mit Nägeln durchbohrt und ihn an ein Kreuz geschlagen haben: Ich bitte euch, das Herz zu entwaffnen.“ Das bedeute kein Verstummen angesichts der Verbrechen und auch keine Straffreiheit, präzisierte der Papst. Es gehe vielmehr darum, sich durch eine Absage an Groll und Gier zu reinigen und echten Frieden zu erlangen.
Das Land gemeinsam aufbauen
Die Kongolesen sollten nicht resignieren, sprach der Papst eine Ermutigung aus, und er erneuerte seinen Aufruf zum Aufbau des Landes und einer Zukunft, die von allen Gliedern der Gesellschaft gestaltet werden müsse, jenseits ethnischer Grenzen:
„Es wird eine neue Zukunft geben, wenn der andere, egal ob Tutsi oder Hutu, nicht länger Gegner oder Feind ist, sondern ein Bruder und eine Schwester, denen man zutrauen muss, dass in ihrem Herzen, wenn auch versteckt, derselbe Wunsch nach Frieden vorhanden ist. Auch im Osten ist Friede möglich! Glauben wir daran! Und lasst uns daran arbeiten, ohne den Wandel zu delegieren!“
„Auch im Osten ist Friede möglich! Glauben wir daran!“
Das Böse, das ein jeder erlitten habe, müsse „in Gutes für alle verwandelt werden“, so Franziskus, der unterstrich: „Nie wieder Gewalt, nie wieder Groll, nie wieder Resignation!“ Die Kongolesen sollten sich mit Hilfe des Glaubens der Versöhnung öffnen und „auf den Hass mit Liebe, auf die Spaltung mit Versöhnung“ reagieren. Der Glaube verändere die Wirklichkeit von innen heraus, könne Schmerz in Hoffnung verwandeln und „den Teufelskreis der Rache durchbrechen, ohne zu vergessen“.
„Sich zu versöhnen bedeutet, das Morgen zu schaffen: Es bedeutet, an die Zukunft zu glauben, statt in der Vergangenheit verankert zu bleiben; es bedeutet, auf den Frieden zu setzen, statt sich mit dem Krieg abzufinden; es bedeutet, aus dem Gefängnis der eigenen Logik auszubrechen, um sich für andere zu öffnen und gemeinsam die Freiheit zu kosten.“
Gebet um Versöhnung
„Herr, unser Gott, von dem wir unser Sein und unser Leben empfangen haben, heute legen wir die Werkzeuge unseres Leidens am Kreuz deines Sohnes nieder.“
Nach der Ansprache des Papstes trugen die Überlebenden vor Franziskus, im Kreis die Hände haltend, eine Bitte um Vergebung und Versöhnung vor: „Heute verpflichten wir uns, unsere Herzen und unser Leben zu ändern, damit sich unser Land ändern kann. Wir vergeben einander zu Füßen des Kreuzes.“
Alle, die vor dem Papst von ihren Gewalterfahrungen erzählten, legten unter einem großen Kruzifix im Saal der Nuntiatur Gegenstände nieder, die ihre Folter versinnbildlichen: Waffen wie Macheten und Messer, eine Axt, aber auch Kleidungsstücke, die ihre Peiniger zurückließen. Eine Überlebende sexueller Gewalt legte eine Schilfmatte nieder – „das Symbol für mein Elend als vergewaltigte Frau“, sagte sie und bat Christus darum, die Kette des Hasses in den Herzen zu unterbrechen.
„Wir bitten Dich, Vater: mach unser Land, die Demokratische Republik Kongo, durch Deine Gnade zu einem Ort des Friedens und der Freude, der Liebe und des Friedens, wo alle einander lieben und geschwisterlich zusammenleben. Dein Geist möge uns allzeit begleiten und der Heilige Vater, der hier anwesend ist, möge für uns beten“, so die eindringliche Bitte der Überlebenden zur Versöhnung, die Papst Franziskus - auf Französisch - mit seinem Segen besiegelte.
(vatican news – pr)
Augenzeugenberichte über unsägliche Gewalttaten im Osten des Kongo hat Papst Franziskus am Mittwochnachmittag in Kinshasa gehört. Dabei wurden in einem symbolischen Akt Waffen am Fuße eines Kreuzes niedergelegt und ein Bekenntnis zu Versöhnung vorgebracht.
Es waren Zeugnisse, die bis ins Mark gingen, die während der Papstreise auf kongolesischem Boden am Mittwochnachmittag zu hören waren. Niedergemetzelte Familienangehörige, Vergewaltigungen und Enthauptungen, Versklavungen und Vertreibungen: die Überlebenden, die dem Papst in der Nuntiatur in Kinshasa berichteten, gaben Einblicke in tiefste Abgründe menschenverachtender Gewalt.
Ladislas Kambale Kombi musste mit ansehen, wie sein Vater von Männern „in Stücke gehackt“ und seine Mutter entführt wurde: „Wir wissen nicht, was sie mit ihr gemacht haben“, so der junge Landwirt aus dem Beni-Gebiet. „Heiliger Vater, es ist furchtbar, solche Szenen zu sehen. Ich kriege es nicht aus dem Kopf, kann nachts nicht schlafen. Es ist schwer, diese Grausamkeit, diese bestialische Brutalität zu verstehen“, sagte der 16-Jährige, der seitdem seine kleinen Geschwister mitversorgt.
„Heiliger Vater, es ist furchtbar, solche Szenen zu sehen“
Die Vortragenden sprachen für all jene Betroffenen der blutigen Gewaltverbrechen und Konflikte, die sich bis zur Stunde an verschiedenen Orten im Kongo ereignen, nicht allein im östlichen Krisengebiet.
Unsägliche Gewalt
Bijoux Mukumbi aus dem Walikale-Gebiet wurde seit 2020 unzählige Male von einem Rebellen-Führer vergewaltigt. Mehrmals täglich und über Stunden, 19 Monate lang. „Es war sinnlos zu schreien: niemand hätte mich hören, mir zu Hilfe kommen können“, so die Überlebende. Mukumbi gelang die Flucht, heute ist sie Mutter: „Ich habe Zwillingsmädchen zur Welt gebracht, die ihren Vater nie kennenlernen werden“, so die 17-Jährige, die ihre wenige Monate alten Töchter dabei hatte, eine auf dem Arm, die andere in einem Tuch auf dem Rücken. Die Rebellen hätten ganze Gemeinschaften vertrieben, für Mädchen und Frauen habe „die Tortur sexueller Gewalt und Folter jeder Art“ begonnen.
Auch Emelda M’Karhungulu aus der Erzdiözese Bukavu wurde als Sexsklavin missbraucht. Ihr Bericht fügte den Grausamkeiten weitere Unsäglichkeiten hinzu. Die Sklavinnen seien nicht nur von fünf bis zehn Männern täglich vergewaltigt worden, sondern mussten auch das Fleisch ermordeter Menschen essen, wenn sie nicht selbst „in Stücke gerissen“ werden wollten, erzählte die Frau, die damals 16 war: „Ich gehörte zu denen, die gehorchten, bis zu dem Tag, an dem ich durch Gnade entkommen konnte, als wir Wasser aus dem Fluss holen sollten.“ Die unter Gewalt leidenden Gemeinden ihrer Heimatregion habe 2020 zusätzlich noch eine verheerende Flutkatastrophe heimgesucht: „Unsere Provinz ist ein Ort des Leids und der Tränen“, brachte es Emelda auf den Punkt. Sie selbst habe dank der Kirche ihr persönliches Schicksal annehmen und ihren Vergewaltigern verzeihen können.
Die Sehnsucht nach Frieden
„Heiliger Vater, wir brauchen Frieden und nichts als Frieden: dieses freie Geschenk des auferstandenen Jesus Christus!“, gab eine Betroffene allen Leidenden des Kongo bei der Begegnung mit dem Papst ein Stimme. „Wir wollen in unsere Dörfer zurückkehren, unsere Felder bestellen, unsere Häuser wieder aufbauen, unsere Kinder großziehen, mit unseren Nachbarn zusammenleben, die wir schon ein Leben lang kennen - weit weg vom Lärm der Waffen!“
Angesichts der unmenschlichen Gewalt gebe es keine Worte, „es bleibt nur das Weinen, das Schweigen“, wandte sich Papst Franziskus nach Anhören der Zeugnisse den Gewaltopfern zu. „Eure Tränen sind meine Tränen, euer Schmerz ist mein Schmerz. (...) Mein Herz ist heute im Osten dieses riesigen Landes, das keinen Frieden finden wird, bevor er nicht dort, in seinem östlichen Teil, erreicht ist“, lenkte er den Blick auf die Heimatregion der anwesenden Gewaltopfer und merkte an, dass diese Leiden in den internationalen Medien kaum Erwähnung fänden.
„Eure Tränen sind meine Tränen, euer Schmerz ist mein Schmerz“
Papst verurteilt Gewalt
Franziskus verurteilte die Verbrechen, über die hier aus erster Hand berichtet worden war: „die bewaffnete Gewalt, die Massaker, die Vergewaltigungen, die Zerstörung und Besetzung von Dörfern, die Plünderung von Feldern und Viehbeständen“, aber auch die „illegale Ausbeutung“ des rohstoffreichen Landes sowie innere Spaltungen des Kongo.
„Was für ein Skandal und was für eine Heuchelei: Menschen werden vergewaltigt und getötet, während die Geschäfte, die Gewalt und Tod verursachen, weiter gedeihen!“
Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief alle Verantwortlichen des Krieges zur Umkehr auf: „Bringt die Waffen zum Schweigen, bereitet dem Krieg ein Ende. Es reicht! Keine Bereicherung mehr zum Schaden der Schwächsten, keine Bereicherung mehr mit Ressourcen und Geld, die mit Blut besudelt sind!“ Der Krieg im Kongo sei „durch eine unersättliche Gier nach Rohstoffen und Geld entfesselt“, Instabilität und Korruption hielten diese „Kriegswirtschaft“ am Laufen, so der Papst. Die Zivilbevölkerung leide derweil enorm: „Was für ein Skandal und was für eine Heuchelei: Menschen werden vergewaltigt und getötet, während die Geschäfte, die Gewalt und Tod verursachen, weiter gedeihen!“
Warnung vor Strudel des Bösen
Doch nicht nur die Warlords, sondern jeder einzelne müsse der Gewalt eine Absage erteilen, immer und unter allen Umständen, fuhr der Papst fort, der die Kongolesen und Kongolesinnen vor einem „Strudel des Bösen“ warnte: „Hass und Gewalt sind niemals akzeptabel, niemals zu rechtfertigen, niemals zu tolerieren, erst recht nicht für die, die Christen sind. Hass erzeugt nur weiteren Hass und Gewalt weitere Gewalt. Ein klares und starkes ,Nein‘ muss dann zu denen gesagt werden, die sie im Namen Gottes verbreiten.“
Franziskus ermutigte sie, die „Wurzeln der Gewalt“ auszureißen – Gier, Neid und Groll: „Ich bitte euch alle im Namen Jesu, der denen vergeben hat, die seine Handgelenke und Füße mit Nägeln durchbohrt und ihn an ein Kreuz geschlagen haben: Ich bitte euch, das Herz zu entwaffnen.“ Das bedeute kein Verstummen angesichts der Verbrechen und auch keine Straffreiheit, präzisierte der Papst. Es gehe vielmehr darum, sich durch eine Absage an Groll und Gier zu reinigen und echten Frieden zu erlangen.
Das Land gemeinsam aufbauen
Die Kongolesen sollten nicht resignieren, sprach der Papst eine Ermutigung aus, und er erneuerte seinen Aufruf zum Aufbau des Landes und einer Zukunft, die von allen Gliedern der Gesellschaft gestaltet werden müsse, jenseits ethnischer Grenzen:
„Es wird eine neue Zukunft geben, wenn der andere, egal ob Tutsi oder Hutu, nicht länger Gegner oder Feind ist, sondern ein Bruder und eine Schwester, denen man zutrauen muss, dass in ihrem Herzen, wenn auch versteckt, derselbe Wunsch nach Frieden vorhanden ist. Auch im Osten ist Friede möglich! Glauben wir daran! Und lasst uns daran arbeiten, ohne den Wandel zu delegieren!“
„Auch im Osten ist Friede möglich! Glauben wir daran!“
Das Böse, das ein jeder erlitten habe, müsse „in Gutes für alle verwandelt werden“, so Franziskus, der unterstrich: „Nie wieder Gewalt, nie wieder Groll, nie wieder Resignation!“ Die Kongolesen sollten sich mit Hilfe des Glaubens der Versöhnung öffnen und „auf den Hass mit Liebe, auf die Spaltung mit Versöhnung“ reagieren. Der Glaube verändere die Wirklichkeit von innen heraus, könne Schmerz in Hoffnung verwandeln und „den Teufelskreis der Rache durchbrechen, ohne zu vergessen“.
„Sich zu versöhnen bedeutet, das Morgen zu schaffen: Es bedeutet, an die Zukunft zu glauben, statt in der Vergangenheit verankert zu bleiben; es bedeutet, auf den Frieden zu setzen, statt sich mit dem Krieg abzufinden; es bedeutet, aus dem Gefängnis der eigenen Logik auszubrechen, um sich für andere zu öffnen und gemeinsam die Freiheit zu kosten.“
Gebet um Versöhnung
„Herr, unser Gott, von dem wir unser Sein und unser Leben empfangen haben, heute legen wir die Werkzeuge unseres Leidens am Kreuz deines Sohnes nieder.“
Nach der Ansprache des Papstes trugen die Überlebenden vor Franziskus, im Kreis die Hände haltend, eine Bitte um Vergebung und Versöhnung vor: „Heute verpflichten wir uns, unsere Herzen und unser Leben zu ändern, damit sich unser Land ändern kann. Wir vergeben einander zu Füßen des Kreuzes.“
Alle, die vor dem Papst von ihren Gewalterfahrungen erzählten, legten unter einem großen Kruzifix im Saal der Nuntiatur Gegenstände nieder, die ihre Folter versinnbildlichen: Waffen wie Macheten und Messer, eine Axt, aber auch Kleidungsstücke, die ihre Peiniger zurückließen. Eine Überlebende sexueller Gewalt legte eine Schilfmatte nieder – „das Symbol für mein Elend als vergewaltigte Frau“, sagte sie und bat Christus darum, die Kette des Hasses in den Herzen zu unterbrechen.
„Wir bitten Dich, Vater: mach unser Land, die Demokratische Republik Kongo, durch Deine Gnade zu einem Ort des Friedens und der Freude, der Liebe und des Friedens, wo alle einander lieben und geschwisterlich zusammenleben. Dein Geist möge uns allzeit begleiten und der Heilige Vater, der hier anwesend ist, möge für uns beten“, so die eindringliche Bitte der Überlebenden zur Versöhnung, die Papst Franziskus - auf Französisch - mit seinem Segen besiegelte.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 02.02.2023 07:47
Kongo: „So ist das Gute - es breitet sich aus"
Papst Franziskus ist voller Lob über die Arbeit von Hilfswerken, die benachteiligten Menschen im Kongo beistehen. Arme zu fördern, statt sie auszubeuten: Das sei „der Wald, der jeden Tag in Stille wächst“, sagte Franziskus bei einem Treffen mit Angehörigen von Hilfswerken am Mittwoch in der Nuntiatur in Kinshasa.
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
„Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben“, so der Papst. Er würde sich wünschen, dass Medien dem Kongo und Afrika überhaupt mehr Platz einräumen – denn da gebe es viel Gutes zu berichten. „Man wird ungeheure Talente und Geschichten von wahrer menschlicher und christlicher Größe entdecken“, so Franziskus, „Geschichten, die in einem lauteren Klima entstanden sind, dem die Achtung vor den Kleinen, den Alten und der Schöpfung vertraut ist.“
Freilich gibt es im Kongo viele ausgebeutete und ausgegrenzte Menschen – ihre Geschichten zu hören, tue weh, bekannte der Papst. Einige Hilfswerk-Angehörige und Betroffene selbst erzählten in den Nuntiatur denn auch von unvorstellbarer Not, von Straßenkindern, Verstoßenen, Leprakranken, Opfern von Gewalt und falschen Anschuldigungen der Hexerei. „Die Armut und die Ablehnung beleidigen den Menschen, sie entstellen seine Würde“, kommentierte Franziskus. Jeder Mensch strahle „als Ebenbild Gottes ein helles Feuer aus, aber nur die Liebe entfernt die Asche, die es bedeckt: Nur durch das Wiederherstellen der Würde gibt man Menschlichkeit zurück!“
Besonders beeindruckt zeigte sich Papst Franziskus von Menschen, die dank anderer aus ihrer furchtbaren Lage herauskamen und nun ihrerseits Benachteiligten helfen. „So ist das Gute: Es breitet sich aus, es lässt sich nicht durch Resignation und Statistiken lähmen, sondern lädt dazu ein, den Anderen das zu geben, was man selbst unentgeltlich erhalten hat“, sagte Franziskus. „Das sollten vor allem junge Menschen sehen: Gesichter, die die Gleichgültigkeit überwinden, indem sie den Menschen in die Augen schauen, Hände, die nicht zu den Waffen greifen und nicht mit Geld hantieren, sondern sich demjenigen zuwenden, der am Boden ist und ihn zu seiner Würde erheben, zur Würde einer Tochter und eines Sohnes Gottes.“
„Das ist nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Glaube,“
Franziskus warnte die Christen, die sich für Arme im Kongo einsetzen, vor der Versuchung, nach Privilegien, Sichtbarkeit und Macht zu streben. Und er unterstrich ein weiteres Mal, wie auch schon in seiner Ansprache vor den Autoritäten, dass die Reichtümer dieses vor Bodenschätzen strotzenden Landes allen, wirklich allen zugutekommen müssen. „Die Ursache für Armut ist nicht so sehr der Mangel an Gütern und Möglichkeiten, sondern deren ungleiche Verteilung“, so der Papst. „Die Wohlhabenden – vor allem, wenn sie Christen sind – sind aufgefordert das, was sie haben, mit denen zu teilen, denen es am Nötigen fehlt, und das umso mehr, wenn sie demselben Volk angehören. Das ist keine Frage von Güte, sondern von Gerechtigkeit. Das ist nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Glaube, denn, wie die Schrift sagt: Der Glaube ohne Werke ist tot
Auch Trappistinnen mit dabei
Bei der Begegnung waren sechs Hilfswerke vertreten, darunter S. Egidio mit seinem Dream-Programm zugunsten von HIV-Kranken, aber auch einige Trappistinnen aus Mvanda. Eine von ihnen begründete ihre Anwesenheit mit der schalkhaften Bemerkung, eigentlich sei auch ihr Gebetsleben eine „charity“, ein Hilfswerk.
Kleine Kinder führten ein kleines Tänzchen für den Gast aus Rom auf und sangen ihm ein Willkommenslied. Besonders berührend war die Ansprache eines Leprakranken aus Kinshasa, der von seinen Erfahrungen berichtete.
Eine taubstumme Jugendliche hielt eine kleine Rede in Zeichensprache; darin sagte sie nicht ohne Ironie, oft seien die Menschen, denen sie begegne, tauber und stummer als sie - nämlich taub und stumm gegenüber ihren Bedürfnissen und Wünschen, aber auch gegenüber der Tatsache, dass sie ein normaler Mensch sei wie sie.
Ein gemeinsames Vaterunser und der Segen des Papstes beendeten das Treffen. Zuvor hatte Franziskus ebenfalls in der Nuntiatur Opfer von Gewalt aus dem Ostkongo empfangen.
(vatican news – gs)
Papst Franziskus ist voller Lob über die Arbeit von Hilfswerken, die benachteiligten Menschen im Kongo beistehen. Arme zu fördern, statt sie auszubeuten: Das sei „der Wald, der jeden Tag in Stille wächst“, sagte Franziskus bei einem Treffen mit Angehörigen von Hilfswerken am Mittwoch in der Nuntiatur in Kinshasa.
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
„Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben“, so der Papst. Er würde sich wünschen, dass Medien dem Kongo und Afrika überhaupt mehr Platz einräumen – denn da gebe es viel Gutes zu berichten. „Man wird ungeheure Talente und Geschichten von wahrer menschlicher und christlicher Größe entdecken“, so Franziskus, „Geschichten, die in einem lauteren Klima entstanden sind, dem die Achtung vor den Kleinen, den Alten und der Schöpfung vertraut ist.“
Freilich gibt es im Kongo viele ausgebeutete und ausgegrenzte Menschen – ihre Geschichten zu hören, tue weh, bekannte der Papst. Einige Hilfswerk-Angehörige und Betroffene selbst erzählten in den Nuntiatur denn auch von unvorstellbarer Not, von Straßenkindern, Verstoßenen, Leprakranken, Opfern von Gewalt und falschen Anschuldigungen der Hexerei. „Die Armut und die Ablehnung beleidigen den Menschen, sie entstellen seine Würde“, kommentierte Franziskus. Jeder Mensch strahle „als Ebenbild Gottes ein helles Feuer aus, aber nur die Liebe entfernt die Asche, die es bedeckt: Nur durch das Wiederherstellen der Würde gibt man Menschlichkeit zurück!“
Besonders beeindruckt zeigte sich Papst Franziskus von Menschen, die dank anderer aus ihrer furchtbaren Lage herauskamen und nun ihrerseits Benachteiligten helfen. „So ist das Gute: Es breitet sich aus, es lässt sich nicht durch Resignation und Statistiken lähmen, sondern lädt dazu ein, den Anderen das zu geben, was man selbst unentgeltlich erhalten hat“, sagte Franziskus. „Das sollten vor allem junge Menschen sehen: Gesichter, die die Gleichgültigkeit überwinden, indem sie den Menschen in die Augen schauen, Hände, die nicht zu den Waffen greifen und nicht mit Geld hantieren, sondern sich demjenigen zuwenden, der am Boden ist und ihn zu seiner Würde erheben, zur Würde einer Tochter und eines Sohnes Gottes.“
„Das ist nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Glaube,“
Franziskus warnte die Christen, die sich für Arme im Kongo einsetzen, vor der Versuchung, nach Privilegien, Sichtbarkeit und Macht zu streben. Und er unterstrich ein weiteres Mal, wie auch schon in seiner Ansprache vor den Autoritäten, dass die Reichtümer dieses vor Bodenschätzen strotzenden Landes allen, wirklich allen zugutekommen müssen. „Die Ursache für Armut ist nicht so sehr der Mangel an Gütern und Möglichkeiten, sondern deren ungleiche Verteilung“, so der Papst. „Die Wohlhabenden – vor allem, wenn sie Christen sind – sind aufgefordert das, was sie haben, mit denen zu teilen, denen es am Nötigen fehlt, und das umso mehr, wenn sie demselben Volk angehören. Das ist keine Frage von Güte, sondern von Gerechtigkeit. Das ist nicht Menschenfreundlichkeit, sondern Glaube, denn, wie die Schrift sagt: Der Glaube ohne Werke ist tot
Auch Trappistinnen mit dabei
Bei der Begegnung waren sechs Hilfswerke vertreten, darunter S. Egidio mit seinem Dream-Programm zugunsten von HIV-Kranken, aber auch einige Trappistinnen aus Mvanda. Eine von ihnen begründete ihre Anwesenheit mit der schalkhaften Bemerkung, eigentlich sei auch ihr Gebetsleben eine „charity“, ein Hilfswerk.
Kleine Kinder führten ein kleines Tänzchen für den Gast aus Rom auf und sangen ihm ein Willkommenslied. Besonders berührend war die Ansprache eines Leprakranken aus Kinshasa, der von seinen Erfahrungen berichtete.
Eine taubstumme Jugendliche hielt eine kleine Rede in Zeichensprache; darin sagte sie nicht ohne Ironie, oft seien die Menschen, denen sie begegne, tauber und stummer als sie - nämlich taub und stumm gegenüber ihren Bedürfnissen und Wünschen, aber auch gegenüber der Tatsache, dass sie ein normaler Mensch sei wie sie.
Ein gemeinsames Vaterunser und der Segen des Papstes beendeten das Treffen. Zuvor hatte Franziskus ebenfalls in der Nuntiatur Opfer von Gewalt aus dem Ostkongo empfangen.
(vatican news – gs)
Klavierspielerin2 02.02.2023 07:51
Wortlaut: Papst trifft Vertreter von Hilfswerken im Kongo
auf der Vatican Homepage zu hören.
auf der Vatican Homepage zu hören.
Klavierspielerin2 02.02.2023 12:34
Papst an junge Kongolesen: „In euren Händen liegt die Zukunft"
„Fünf Zutaten für die Zukunft“ hat Papst Franziskus jungen Katholikinnen und Katholiken der Demokratischen Republik Kongo am Donnerstag mit auf den Weg gegeben. Mit Gebet, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Vergebung und Dienst sollten sie die Zukunft des Landes in die Hand nehmen. Eindringlich rief er sie dazu auf, der Korruption entgegenzutreten, jeder im eigenen Leben und Bereich.
Im Märtyrer-Stadion von Kinshasa wurde der Papst fast wie ein Rockstar empfangen, eine bunte Menge aus über 65.000 Gläubigen jubelte ihm zu. Strahlend lächelnd fuhr Franziskus im offenen Papamobil mehrere Ehrenrunden und winkte den jungen Leuten zu, darunter viele Katechetinnen und Katecheten.
Meine Hände, wofür?
Papst Franziskus wandte sich in seiner Ansprache mit einem konkreten Bild an seine jungen Zuhörer: „Wozu dienen eure Hände?“ – forderte er sie zum Ansehen der eigenen Hände und zum Nachdenken auf. „Zum Aufbauen oder zum Zerstören, zum Geben oder zum Anhäufen, zum Lieben oder zum Hassen?“
Von jedem einzelnen Finger leitete Franziskus dann eine „Zutat für die Zukunft“ ab, die er den jungen Kongolesen und Kongolesinnen ans Herz legte: Gebet, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Vergebung und Dienst. Ausgehend von diesen christlichen Werten forderte der Papst die Jugendlichen auf, die Zukunft ihres Landes in die Hand zu nehmen.
„Junger Mensch, der du von einer anderen Zukunft träumst, aus deinen Händen wird das Morgen geboren, aus deinen Händen kann der Frieden kommen, der diesem Land fehlt.“
Gebet
„Dem Daumen, dem Finger, der dem Herzen am nächsten ist, entspricht das Gebet, das das Leben pulsieren lässt“, begann der Papst. Tägliches, lebendiges Beten sei grundlegend, „denn alleine schaffen wir es nicht“. Beten sei schlicht und unsichtbar, aber bringe Leben, es sei „das Wasser der Seele“. Franziskus ermutigte die jungen Leute, Jesus im Gebet als „besten Freund“ anzusprechen, ihm alle „Kreuze, Ängste, Sorgen“ anzuvertrauen und ihm aus ihrem Leben zu erzählen.
„Gott liebt dieses lebendige, konkrete Gebet, das aus dem Herzen kommt. Es ermöglicht ihm, einzugreifen und sich auf besondere Weise in die Lebensumstände hineinzubegeben. Er kommt mit seiner ,Kraft des Friedens‘“, verwies der Papst auf den Heiligen Geist. Das Gebet sei damit „die mächtigste Waffe, die es gibt“: „Sie vermittelt dir den Trost und die Hoffnung Gottes. Sie eröffnet dir immer neue Möglichkeiten und hilft dir, Ängste zu überwinden. Ja, wer betet, überwindet die Angst und nimmt die eigene Zukunft in die Hand.“
Gemeinschaft
Zweite Zutat für die Zukunft: „Gemeinschaft“. Diesen Wert leitete der Papst vom Zeigefinger ableitete, dem Finger, mit dem man anderen Menschen etwas zeige. Franziskus forderte die jungen Leute dazu auf, sich stets als Gemeinschaft zu begreifen und Einsamkeit, Verschlossenheit und Individualismus eine Absage zu erteilen. Er warnte vor Drogenkonsum, der in die Isolation führt, vor Okkultismus und Hexerei, „die in Angst, Rache und Wut gefangen halten“, vor „egoistischen, falschen Paradiesen, die auf Äußerlichkeiten, schnellem Gewinn oder verzerrter Religiosität basieren“. Auch auf die Grenzen der sozialen digitalen Netzwerke kam er zu sprechen.
Franziskus bat er jungen Kongolesinnen und Kongolesen, sich anderen Gemeinschaften gegenüber zu öffnen, Vorurteile abzubauen und das Stammesdenken zu überwinden, das gefährliche Folgen haben könne: „Ihr wisst, wie das läuft: Erst glaubt man den Vorurteilen über andere, dann rechtfertigt man den Hass, dann die Gewalt und schließlich befindet man sich mitten im Krieg. Aber – so frage ich mich – hast du jemals mit Menschen aus den anderen Gruppen gesprochen oder hast du dich immer auf deine eigene Gruppe beschränkt? Hast du dir jemals die Geschichten anderer angehört, dich ihrem Leid genähert?“
Ehrlichkeit
Nach dem Gebet und der Gemeinschaft erinnerte der Papst - am Beispiel des Mittelfingers – an „Ehrlichkeit“ als weitere wichtige Zutat für die Zukunft. Ehrlich zu sein bedeute, „sich nicht in die Fäden der Korruption verstricken zu lassen“, schärfte er ein:
„Lernt diese beiden Wörter gut: Ehrlichkeit - und das Gegenteil: Korruption. (...) Es gibt gute, intelligente Menschen, die aber korrupt sind. Ist ein korrupter Mensch ehrlich oder nicht? Je vous demande: ist er ehrlich oder nicht? Keine Korruption! Keine Korruption! Sagen wir es gemeinsam: Keine Korruption! (…) Und wenn dir jemand einen Umschlag entgegenstreckt, dir Gefälligkeiten und Reichtum verspricht, dann tappe nicht in die Falle, lass dich nicht täuschen, lass dich nicht von dem Sumpf des Bösen verschlingen.“
Vergebung
Der Ringfinger stehe für die „Vergebung“, fuhr der Papst dann fort, „die Kraft, die uns in unseren Schwächen und Krisen weiterkommen lässt“. Vergebung bedeute Neuanfang, betonte Franziskus, der seine Zuhörer zu einem Moment des Nachdenkens anhielt: „Bleiben wir eine Minute still und jeder möge an die Menschen denken, die ihn haben. Angegriffen haben. Und in dieser Stille, vor Gott, gewähren wir dieser Person Vergebung“, so Franziskus. Am Mittwoch hatte er in der Nuntiatur von Kinshasa Gewaltopfer aus Ost-Kongo getroffen und an einem Gebet für Vergebung und Versöhnung teilgenommen.
Als Vorbilder eines gewalt- und hasslosen Glaubenszeugnisses verwies der Papst auf afrikanische Märtyrer wie den seligen Isidoro Bakanja, die selige Marie-Clementine Anuarite, den heiligen Kizito und seine Gefährten, „die nie der Logik der Gewalt nachgegeben haben“.
Dienst
Die fünfte Zutat für die Zukunft des Kongo: Dienst. „Wer dient, macht sich klein“, so der Papst, der hier auf den kleinen Finger der Hand verwies und die Gläubigen ermutigte, sich jeder auf seine Weise in den Dienst der Kirche, der Gemeinschaft und des Gemeinwohls zu stellen.
Franziskus dankte abschließend den teilnehmenden Katechetinnen und Katecheten, die in abgelegenen Regionen des Kongo für die Glaubensweitergabe wirken, und spendete ihnen seinen Segen.
(vatican news – pr)
„Fünf Zutaten für die Zukunft“ hat Papst Franziskus jungen Katholikinnen und Katholiken der Demokratischen Republik Kongo am Donnerstag mit auf den Weg gegeben. Mit Gebet, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Vergebung und Dienst sollten sie die Zukunft des Landes in die Hand nehmen. Eindringlich rief er sie dazu auf, der Korruption entgegenzutreten, jeder im eigenen Leben und Bereich.
Im Märtyrer-Stadion von Kinshasa wurde der Papst fast wie ein Rockstar empfangen, eine bunte Menge aus über 65.000 Gläubigen jubelte ihm zu. Strahlend lächelnd fuhr Franziskus im offenen Papamobil mehrere Ehrenrunden und winkte den jungen Leuten zu, darunter viele Katechetinnen und Katecheten.
Meine Hände, wofür?
Papst Franziskus wandte sich in seiner Ansprache mit einem konkreten Bild an seine jungen Zuhörer: „Wozu dienen eure Hände?“ – forderte er sie zum Ansehen der eigenen Hände und zum Nachdenken auf. „Zum Aufbauen oder zum Zerstören, zum Geben oder zum Anhäufen, zum Lieben oder zum Hassen?“
Von jedem einzelnen Finger leitete Franziskus dann eine „Zutat für die Zukunft“ ab, die er den jungen Kongolesen und Kongolesinnen ans Herz legte: Gebet, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Vergebung und Dienst. Ausgehend von diesen christlichen Werten forderte der Papst die Jugendlichen auf, die Zukunft ihres Landes in die Hand zu nehmen.
„Junger Mensch, der du von einer anderen Zukunft träumst, aus deinen Händen wird das Morgen geboren, aus deinen Händen kann der Frieden kommen, der diesem Land fehlt.“
Gebet
„Dem Daumen, dem Finger, der dem Herzen am nächsten ist, entspricht das Gebet, das das Leben pulsieren lässt“, begann der Papst. Tägliches, lebendiges Beten sei grundlegend, „denn alleine schaffen wir es nicht“. Beten sei schlicht und unsichtbar, aber bringe Leben, es sei „das Wasser der Seele“. Franziskus ermutigte die jungen Leute, Jesus im Gebet als „besten Freund“ anzusprechen, ihm alle „Kreuze, Ängste, Sorgen“ anzuvertrauen und ihm aus ihrem Leben zu erzählen.
„Gott liebt dieses lebendige, konkrete Gebet, das aus dem Herzen kommt. Es ermöglicht ihm, einzugreifen und sich auf besondere Weise in die Lebensumstände hineinzubegeben. Er kommt mit seiner ,Kraft des Friedens‘“, verwies der Papst auf den Heiligen Geist. Das Gebet sei damit „die mächtigste Waffe, die es gibt“: „Sie vermittelt dir den Trost und die Hoffnung Gottes. Sie eröffnet dir immer neue Möglichkeiten und hilft dir, Ängste zu überwinden. Ja, wer betet, überwindet die Angst und nimmt die eigene Zukunft in die Hand.“
Gemeinschaft
Zweite Zutat für die Zukunft: „Gemeinschaft“. Diesen Wert leitete der Papst vom Zeigefinger ableitete, dem Finger, mit dem man anderen Menschen etwas zeige. Franziskus forderte die jungen Leute dazu auf, sich stets als Gemeinschaft zu begreifen und Einsamkeit, Verschlossenheit und Individualismus eine Absage zu erteilen. Er warnte vor Drogenkonsum, der in die Isolation führt, vor Okkultismus und Hexerei, „die in Angst, Rache und Wut gefangen halten“, vor „egoistischen, falschen Paradiesen, die auf Äußerlichkeiten, schnellem Gewinn oder verzerrter Religiosität basieren“. Auch auf die Grenzen der sozialen digitalen Netzwerke kam er zu sprechen.
Franziskus bat er jungen Kongolesinnen und Kongolesen, sich anderen Gemeinschaften gegenüber zu öffnen, Vorurteile abzubauen und das Stammesdenken zu überwinden, das gefährliche Folgen haben könne: „Ihr wisst, wie das läuft: Erst glaubt man den Vorurteilen über andere, dann rechtfertigt man den Hass, dann die Gewalt und schließlich befindet man sich mitten im Krieg. Aber – so frage ich mich – hast du jemals mit Menschen aus den anderen Gruppen gesprochen oder hast du dich immer auf deine eigene Gruppe beschränkt? Hast du dir jemals die Geschichten anderer angehört, dich ihrem Leid genähert?“
Ehrlichkeit
Nach dem Gebet und der Gemeinschaft erinnerte der Papst - am Beispiel des Mittelfingers – an „Ehrlichkeit“ als weitere wichtige Zutat für die Zukunft. Ehrlich zu sein bedeute, „sich nicht in die Fäden der Korruption verstricken zu lassen“, schärfte er ein:
„Lernt diese beiden Wörter gut: Ehrlichkeit - und das Gegenteil: Korruption. (...) Es gibt gute, intelligente Menschen, die aber korrupt sind. Ist ein korrupter Mensch ehrlich oder nicht? Je vous demande: ist er ehrlich oder nicht? Keine Korruption! Keine Korruption! Sagen wir es gemeinsam: Keine Korruption! (…) Und wenn dir jemand einen Umschlag entgegenstreckt, dir Gefälligkeiten und Reichtum verspricht, dann tappe nicht in die Falle, lass dich nicht täuschen, lass dich nicht von dem Sumpf des Bösen verschlingen.“
Vergebung
Der Ringfinger stehe für die „Vergebung“, fuhr der Papst dann fort, „die Kraft, die uns in unseren Schwächen und Krisen weiterkommen lässt“. Vergebung bedeute Neuanfang, betonte Franziskus, der seine Zuhörer zu einem Moment des Nachdenkens anhielt: „Bleiben wir eine Minute still und jeder möge an die Menschen denken, die ihn haben. Angegriffen haben. Und in dieser Stille, vor Gott, gewähren wir dieser Person Vergebung“, so Franziskus. Am Mittwoch hatte er in der Nuntiatur von Kinshasa Gewaltopfer aus Ost-Kongo getroffen und an einem Gebet für Vergebung und Versöhnung teilgenommen.
Als Vorbilder eines gewalt- und hasslosen Glaubenszeugnisses verwies der Papst auf afrikanische Märtyrer wie den seligen Isidoro Bakanja, die selige Marie-Clementine Anuarite, den heiligen Kizito und seine Gefährten, „die nie der Logik der Gewalt nachgegeben haben“.
Dienst
Die fünfte Zutat für die Zukunft des Kongo: Dienst. „Wer dient, macht sich klein“, so der Papst, der hier auf den kleinen Finger der Hand verwies und die Gläubigen ermutigte, sich jeder auf seine Weise in den Dienst der Kirche, der Gemeinschaft und des Gemeinwohls zu stellen.
Franziskus dankte abschließend den teilnehmenden Katechetinnen und Katecheten, die in abgelegenen Regionen des Kongo für die Glaubensweitergabe wirken, und spendete ihnen seinen Segen.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 02.02.2023 12:42
Medien im Kongo sehen Friedensbotschaft des Papstes angekommen
Der Besuch von Papst Franziskus im Kongo wird auch in den Medien des Landes ausgiebig thematisiert.
" Papst Franziskus hat in der Demokratischen Republik Kongo eine Friedensbotschaft übermittelt“, schreibt die Wochenzeitung „The East African“ (online) über ein Treffen zwischen Franziskus und den Opfern von Gewalt aus dem Ostkongo. Dabei sei das Kirchenoberhaupt mit der „nackten Realität konfrontiert“ worden: Frauen, die von Rebellen als Sexsklavinnen rekrutiert wurden, Opfer von Verstümmelungen und erzwungener Kannibalismus.
Der kongolesischen Funkstation RTNC zufolge war der Papst von den „rohen und herzzerreißenden“ Augenzeugenberichten bewegt. Mit seiner anschließenden Rede habe er eine „starke Botschaft“ an alle gesendet, die bei dem Konflikt „die Fäden ziehen“. Der UN-Sender Radio Okapi verwies darauf, dass der Papst den Konfliktopfern nochmals seine Verbundenheit versichert hat.
„Vergebung, Frieden und eine ,Amnestie des Herzens‘“ waren laut „Le Potentiel“ die Kernbotschaft des Papstes bei der Messe am Flughafen von Kinshasa. Franziskus habe die Rebellen direkt zur Zerschlagung des ewigen Gewaltkreises aufgerufen. Außerdem hebt die Zeitung hervor: Während Präsident Felix Tshisekedi und Oppositionspolitiker die Messe mit rund einer Million Menschen gefeiert hätten, habe Ex-Präsident Joseph Kabila „durch seine Abwesenheit geglänzt“.
Mehrere örtliche Medien sprechen eine politische Botschaft der Papst-Messe an: den Konflikt mit Ruanda. So schätzt „The East African“: Der Papst sei sich des "Kontexts der Eskalation" bewusst gewesen, als er betont habe: „Ein Nachbar ist ein Bruder“. Radio France Internationale hält hingegen fest: „Der Papst erwähnte Ruanda in seiner Rede nicht namentlich oder ergriff in dem Streit Partei.“
(kap - cs)
Der Besuch von Papst Franziskus im Kongo wird auch in den Medien des Landes ausgiebig thematisiert.
" Papst Franziskus hat in der Demokratischen Republik Kongo eine Friedensbotschaft übermittelt“, schreibt die Wochenzeitung „The East African“ (online) über ein Treffen zwischen Franziskus und den Opfern von Gewalt aus dem Ostkongo. Dabei sei das Kirchenoberhaupt mit der „nackten Realität konfrontiert“ worden: Frauen, die von Rebellen als Sexsklavinnen rekrutiert wurden, Opfer von Verstümmelungen und erzwungener Kannibalismus.
Der kongolesischen Funkstation RTNC zufolge war der Papst von den „rohen und herzzerreißenden“ Augenzeugenberichten bewegt. Mit seiner anschließenden Rede habe er eine „starke Botschaft“ an alle gesendet, die bei dem Konflikt „die Fäden ziehen“. Der UN-Sender Radio Okapi verwies darauf, dass der Papst den Konfliktopfern nochmals seine Verbundenheit versichert hat.
„Vergebung, Frieden und eine ,Amnestie des Herzens‘“ waren laut „Le Potentiel“ die Kernbotschaft des Papstes bei der Messe am Flughafen von Kinshasa. Franziskus habe die Rebellen direkt zur Zerschlagung des ewigen Gewaltkreises aufgerufen. Außerdem hebt die Zeitung hervor: Während Präsident Felix Tshisekedi und Oppositionspolitiker die Messe mit rund einer Million Menschen gefeiert hätten, habe Ex-Präsident Joseph Kabila „durch seine Abwesenheit geglänzt“.
Mehrere örtliche Medien sprechen eine politische Botschaft der Papst-Messe an: den Konflikt mit Ruanda. So schätzt „The East African“: Der Papst sei sich des "Kontexts der Eskalation" bewusst gewesen, als er betont habe: „Ein Nachbar ist ein Bruder“. Radio France Internationale hält hingegen fest: „Der Papst erwähnte Ruanda in seiner Rede nicht namentlich oder ergriff in dem Streit Partei.“
(kap - cs)
Klavierspielerin2 02.02.2023 16:41
Kongo: Tausende Kinder ohne ein Zuhause
Berichten zufolge sind nach einer weiteren Eskalation des Konflikts in der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 122.000 Menschen innerhalb eines Tages aus ihren Häusern geflohen. Darunter seien Tausende von Mädchen und Jungen Opfer von Missbrauch, schlägt an diesem Donnerstag die Kinderschutzorganisation Save the Children Alarm.
„Bewaffnete Zusammenstöße zwischen der bewaffneten Gruppe M23 und der FARDC (Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo, Anm. d. Red.) in Gebieten um Kitshanga, etwa 60 Kilometer westlich von Goma, führten vergangene Woche zu Massenvertreibungen, deren Zahl mit der Fortsetzung des Konflikts weiter zunehmen wird“, teilte Save the Children mit.
Das Kinderhilfswerk unterstreicht, dass „schätzungsweise über die Hälfte“ der Vertriebenen, die aus Kitshanga fliehen, Kinder seien. Save the Children betont auch, die Situation sei „sehr besorgniserregend, weil diese Minderjährigen anfällig für Missbrauch sind“. Die jüngste Eskalation der Gewalt habe sich just ereignet, „als Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo ankam, um eine Botschaft des Friedens und der Versöhnung in ein vom Konflikt erschüttertes Land zu bringen“.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo seien Menschen in einer alarmierenden Welle von Angriffen auf Zivilisten getötet und aus ihren Häusern vertrieben worden. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in den letzten sechs Wochen allein in Ituri mehr als 200 Zivilisten von bewaffneten Gruppen getötet, 2.000 Häuser zerstört und 80 Schulen geschlossen oder abgerissen. Auch Gesundheitseinrichtungen seien geplündert worden, was den Zugang zur Gesundheitsversorgung zunehmend erschwere, fügt Save the Children hinzu.
Angriffe auf Zivilisten
„Die gewalttätigen Zusammenstöße und Angriffe auf Zivilisten, einschließlich Kinder, müssen aufhören“, sagte Amavi Akpamagbo, Landesdirektor von Save the Children in der Demokratischen Republik Kongo. „Wir sind Zeugen einer erheblichen Eskalation des Konflikts zwischen der bewaffneten Gruppe M23 und der FARDC, die weiterhin zu massiven Vertreibungen der Bevölkerung führt. Wir sehen auch bösartige Angriffe anderer bewaffneter Gruppen, bei denen Zivilisten, einschließlich Kinder, auf äußerst gewalttätige Weise getötet und verstümmelt werden. Diese Angriffe auf Zivilisten müssen untersucht werden und die Verantwortlichen müssen für die Vergewaltigungen und Tötungen von Kindern und anderen Zivilisten zur Rechenschaft gezogen werden“, fügte Akpamagbo hinzu.
5,5 Millionen Vertriebene
In der Demokratischen Republik Kongo, einem Land mit rund 95 Millionen Einwohnern, leben nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen etwa 5,5 Millionen Vertriebene. Einige schlafen im Freien, während andere in überfüllten Lagern und Siedlungen zu finden sind - oft ohne grundlegende sanitäre Einrichtungen - was zu Ausbrüchen von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera führt.
Letzten Monat berichtete Save the Children, dass Cholera-Fälle in Nyirangongo, der Region, die die meisten Menschen beherbergt, die durch die jüngste Eskalation des Konflikts vertrieben wurden, stark ansteigen, wobei Kinder fast vier von fünf Fällen ausmachen.
„Die humanitäre Lage in der Demokratischen Republik Kongo ist schrecklich“, kritisierte Akpamagbo: „Die meisten Vertriebenen befinden sich in prekären Verhältnissen. Sie leben in Schulen und Stadien und andere werden von Familien beherbergt, wo sie weder Trinkwasser noch Essen haben. Vertriebene Kinder sind gefährdet. Unbegleitete oder verlassene Minderjährige ohne Familienangehörige sind einem größeren Missbrauchsrisiko ausgesetzt“.
(sir/vatican news – mg)
Berichten zufolge sind nach einer weiteren Eskalation des Konflikts in der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 122.000 Menschen innerhalb eines Tages aus ihren Häusern geflohen. Darunter seien Tausende von Mädchen und Jungen Opfer von Missbrauch, schlägt an diesem Donnerstag die Kinderschutzorganisation Save the Children Alarm.
„Bewaffnete Zusammenstöße zwischen der bewaffneten Gruppe M23 und der FARDC (Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo, Anm. d. Red.) in Gebieten um Kitshanga, etwa 60 Kilometer westlich von Goma, führten vergangene Woche zu Massenvertreibungen, deren Zahl mit der Fortsetzung des Konflikts weiter zunehmen wird“, teilte Save the Children mit.
Das Kinderhilfswerk unterstreicht, dass „schätzungsweise über die Hälfte“ der Vertriebenen, die aus Kitshanga fliehen, Kinder seien. Save the Children betont auch, die Situation sei „sehr besorgniserregend, weil diese Minderjährigen anfällig für Missbrauch sind“. Die jüngste Eskalation der Gewalt habe sich just ereignet, „als Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo ankam, um eine Botschaft des Friedens und der Versöhnung in ein vom Konflikt erschüttertes Land zu bringen“.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo seien Menschen in einer alarmierenden Welle von Angriffen auf Zivilisten getötet und aus ihren Häusern vertrieben worden. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in den letzten sechs Wochen allein in Ituri mehr als 200 Zivilisten von bewaffneten Gruppen getötet, 2.000 Häuser zerstört und 80 Schulen geschlossen oder abgerissen. Auch Gesundheitseinrichtungen seien geplündert worden, was den Zugang zur Gesundheitsversorgung zunehmend erschwere, fügt Save the Children hinzu.
Angriffe auf Zivilisten
„Die gewalttätigen Zusammenstöße und Angriffe auf Zivilisten, einschließlich Kinder, müssen aufhören“, sagte Amavi Akpamagbo, Landesdirektor von Save the Children in der Demokratischen Republik Kongo. „Wir sind Zeugen einer erheblichen Eskalation des Konflikts zwischen der bewaffneten Gruppe M23 und der FARDC, die weiterhin zu massiven Vertreibungen der Bevölkerung führt. Wir sehen auch bösartige Angriffe anderer bewaffneter Gruppen, bei denen Zivilisten, einschließlich Kinder, auf äußerst gewalttätige Weise getötet und verstümmelt werden. Diese Angriffe auf Zivilisten müssen untersucht werden und die Verantwortlichen müssen für die Vergewaltigungen und Tötungen von Kindern und anderen Zivilisten zur Rechenschaft gezogen werden“, fügte Akpamagbo hinzu.
5,5 Millionen Vertriebene
In der Demokratischen Republik Kongo, einem Land mit rund 95 Millionen Einwohnern, leben nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen etwa 5,5 Millionen Vertriebene. Einige schlafen im Freien, während andere in überfüllten Lagern und Siedlungen zu finden sind - oft ohne grundlegende sanitäre Einrichtungen - was zu Ausbrüchen von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera führt.
Letzten Monat berichtete Save the Children, dass Cholera-Fälle in Nyirangongo, der Region, die die meisten Menschen beherbergt, die durch die jüngste Eskalation des Konflikts vertrieben wurden, stark ansteigen, wobei Kinder fast vier von fünf Fällen ausmachen.
„Die humanitäre Lage in der Demokratischen Republik Kongo ist schrecklich“, kritisierte Akpamagbo: „Die meisten Vertriebenen befinden sich in prekären Verhältnissen. Sie leben in Schulen und Stadien und andere werden von Familien beherbergt, wo sie weder Trinkwasser noch Essen haben. Vertriebene Kinder sind gefährdet. Unbegleitete oder verlassene Minderjährige ohne Familienangehörige sind einem größeren Missbrauchsrisiko ausgesetzt“.
(sir/vatican news – mg)
Klavierspielerin2 02.02.2023 16:51
Kongo: Vergewaltigung im Osten ist eine echte Kriegswaffe
Vergewaltigung sei eine Kriegshandlung, die darauf abzielt, eine Gemeinschaft oder ganze Regionen „durch einmalige oder oft systematische Ausführungen“ „zu demütigen und Menschen zu töten“. So beschreibt ein Bericht den „instrumentellen Einsatz“ von sexueller Gewalt als Kriegswaffe im Osten des Kongos. Der Bericht wurde der Nachrichtenagentur Fides zugesandt.
Unterzeichner des Textes ist Pater Justin Nkunzi, Direktor der Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ der Erzdiözese Bukavu, der Hauptstadt von Süd-Kivu.
Ziel der Gewalttaten sei es, die lokale Bevölkerung als Gemeinschaft auszulöschen und sie dazu zu bewegen, die Gebiete zu verlassen, die von einer der 120 verschiedenen bewaffneten Gruppen, die in den drei Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo wüten, angegriffen werden. „Die Frau wird in erster Linie als Mutter betrachtet“, heißt es in dem Bericht. Sie schenke das Leben, was alles verkörpere, was in der afrikanischen Tradition als heilig gelte. In einem solchen Kontext werde Gewalt gegen Frauen als eine Möglichkeit gesehen, „einer ganzen Gemeinschaft den Tod zuzufügen“. „Es ist eine Möglichkeit, den Kern der Gemeinschaft zu treffen“, urteilt der Bericht.
An dieser Situation habe sich seit 2007 - dem Zeitpunkt des ersten Berichts zu dem Phänomen - nichts geändert. Die Straftaten würden jedoch schon seit den 1990er Jahren begangen. In der kongolesischen Kultur sei Gewalt gegen eine Frau gleichbedeutend mit Gewalt gegen die eigene Mutter, denn sie sei es, die das Leben schenkt und ihre Kinder erzieht. Vergewaltigungen würden von Personen, die die örtliche Gemeinschaft gut kennen, gezielt als Kriegstaktik geplant. Die Gewalt sei also „das unauslöschliche Zeichen eines Krieges ohne Ende“. Die Opfer seien oft Mädchen, „die Schwächsten und Verletzlichsten“, so Pater Bernard Ugeux, ein Priester belgischer Herkunft, der der Kongregation der Afrikamissionare (auch bekannt als „Weiße Väter " )
angehört.
Kultureller Völkermord
Das Treffen von Papst Franziskus mit einigen Opfern aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo, die von dieser Strategie betroffen seien, die man als „kulturellen Völkermord“ bezeichnen könnte, sei eine eindringliche Erinnerung an eine Realität, die nicht ignoriert werden dürfe, so Pater Bernard Ugeux.
Zur Erinnerung: Der Friedensnobelpreis 2018 ging an Denis Mukwege, einen in Bukavu geborenen kongolesischen Arzt und evangelischen Pastor, der seit Jahrzehnten in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Süd-Kivu Frauen und Mädchen behandelt, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo Opfer von Kriegsvergewaltigungen geworden sind. Mukwege betonte, dass Kriegsvergewaltigungen in verschiedenen Konflikten auf der ganzen Welt, vom ehemaligen Jugoslawien bis nach Syrien, als Waffen eingesetzt werden: „Ich habe bosnische Frauen und syrische Ärzte getroffen, die mir von ähnlichen Vergewaltigungen berichtet haben.“ Mukwege sei ein Friedensstifter, der, wie Papst Franziskus sagte, „dem Bösen mit dem Guten, dem Hass mit der Liebe, der Spaltung mit der Versöhnung antwortet“, um „die Wirklichkeit von innen zu verändern, statt sie von außen zu zerstören“.
(fides – mg)
Vergewaltigung sei eine Kriegshandlung, die darauf abzielt, eine Gemeinschaft oder ganze Regionen „durch einmalige oder oft systematische Ausführungen“ „zu demütigen und Menschen zu töten“. So beschreibt ein Bericht den „instrumentellen Einsatz“ von sexueller Gewalt als Kriegswaffe im Osten des Kongos. Der Bericht wurde der Nachrichtenagentur Fides zugesandt.
Unterzeichner des Textes ist Pater Justin Nkunzi, Direktor der Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ der Erzdiözese Bukavu, der Hauptstadt von Süd-Kivu.
Ziel der Gewalttaten sei es, die lokale Bevölkerung als Gemeinschaft auszulöschen und sie dazu zu bewegen, die Gebiete zu verlassen, die von einer der 120 verschiedenen bewaffneten Gruppen, die in den drei Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo wüten, angegriffen werden. „Die Frau wird in erster Linie als Mutter betrachtet“, heißt es in dem Bericht. Sie schenke das Leben, was alles verkörpere, was in der afrikanischen Tradition als heilig gelte. In einem solchen Kontext werde Gewalt gegen Frauen als eine Möglichkeit gesehen, „einer ganzen Gemeinschaft den Tod zuzufügen“. „Es ist eine Möglichkeit, den Kern der Gemeinschaft zu treffen“, urteilt der Bericht.
An dieser Situation habe sich seit 2007 - dem Zeitpunkt des ersten Berichts zu dem Phänomen - nichts geändert. Die Straftaten würden jedoch schon seit den 1990er Jahren begangen. In der kongolesischen Kultur sei Gewalt gegen eine Frau gleichbedeutend mit Gewalt gegen die eigene Mutter, denn sie sei es, die das Leben schenkt und ihre Kinder erzieht. Vergewaltigungen würden von Personen, die die örtliche Gemeinschaft gut kennen, gezielt als Kriegstaktik geplant. Die Gewalt sei also „das unauslöschliche Zeichen eines Krieges ohne Ende“. Die Opfer seien oft Mädchen, „die Schwächsten und Verletzlichsten“, so Pater Bernard Ugeux, ein Priester belgischer Herkunft, der der Kongregation der Afrikamissionare (auch bekannt als „Weiße Väter " )
angehört.
Kultureller Völkermord
Das Treffen von Papst Franziskus mit einigen Opfern aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo, die von dieser Strategie betroffen seien, die man als „kulturellen Völkermord“ bezeichnen könnte, sei eine eindringliche Erinnerung an eine Realität, die nicht ignoriert werden dürfe, so Pater Bernard Ugeux.
Zur Erinnerung: Der Friedensnobelpreis 2018 ging an Denis Mukwege, einen in Bukavu geborenen kongolesischen Arzt und evangelischen Pastor, der seit Jahrzehnten in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Süd-Kivu Frauen und Mädchen behandelt, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo Opfer von Kriegsvergewaltigungen geworden sind. Mukwege betonte, dass Kriegsvergewaltigungen in verschiedenen Konflikten auf der ganzen Welt, vom ehemaligen Jugoslawien bis nach Syrien, als Waffen eingesetzt werden: „Ich habe bosnische Frauen und syrische Ärzte getroffen, die mir von ähnlichen Vergewaltigungen berichtet haben.“ Mukwege sei ein Friedensstifter, der, wie Papst Franziskus sagte, „dem Bösen mit dem Guten, dem Hass mit der Liebe, der Spaltung mit der Versöhnung antwortet“, um „die Wirklichkeit von innen zu verändern, statt sie von außen zu zerstören“.
(fides – mg)
Klavierspielerin2 02.02.2023 16:58
Papst in Kinshasa: Treffen mit Premierminister und Studenten
Papst Franziskus hat am Donnerstagmittag in Kinshasa den kongolesischen Premierminister Jean-Michel Sama Lukonde Kyenge getroffen. Danach empfing er eine Gruppe kongolesischer Studierender.
Beide Treffen fanden in Anschluss an den Morgentermin des Papstes im Märtyrer-Stadion in der Nuntiatur in Kinshasa statt. Franziskus habe Sama Lukonde gemeinsam mit dessen Familie empfangen und ein Gespräch mit ihm geführt, hieß es ohne Angabe weiterer inhaltlicher Details.
Anschließend traf der Papst in der Nuntiatur 38 Studierende kongolesischer katholischer Universitäten, die aus verschiedenen Teilen des Landes stammen. Einige von ihnen hatten bereits am 1. November 2022 an einem synodalen Online-Treffen mit dem Papst unter dem Titel „Building Bridges Across Africa“ teilgenommen, das vom Vatikan gefördert wurde.
Papst an Studenten
Der Papst ermutigte die jungen Leute, „sich für die Liebe zu entscheiden“ und ihr Leben „für die Liebe einzusetzen“. „Wenn die Liebe im Mittelpunkt steht, sind alle Entscheidungen fruchtbar“, so der Papst.
Weiter ging es in dem Gespräch mit den Studierenden um die Gewalt in Ost-Kongo. Dabei sei Franziskus auch auf seine bewegende Begegnung mit Gewaltopfern aus der Krisenregion vom Mittwoch eingegangen.
Begleitet wurde die Gruppe von dem Jesuiten Toussaint Kafarhire Murhula, dem Direktor des „Centre Arrupe“, eines Forschungs- und Ausbildungszentrums in Lubumbashi, das sich im Südosten des Kongo befindet. Die Studierenden trugen dem Papst ein von einem Jesuiten komponiertes Lied vor; sein Text ist aus einer Papstpredigt vom 23.11.2017 entnommen. Franziskus hatte sie während eines Gebets für den Frieden in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan im Petersdom gehalten.
(vatican news – pr)
Papst Franziskus hat am Donnerstagmittag in Kinshasa den kongolesischen Premierminister Jean-Michel Sama Lukonde Kyenge getroffen. Danach empfing er eine Gruppe kongolesischer Studierender.
Beide Treffen fanden in Anschluss an den Morgentermin des Papstes im Märtyrer-Stadion in der Nuntiatur in Kinshasa statt. Franziskus habe Sama Lukonde gemeinsam mit dessen Familie empfangen und ein Gespräch mit ihm geführt, hieß es ohne Angabe weiterer inhaltlicher Details.
Anschließend traf der Papst in der Nuntiatur 38 Studierende kongolesischer katholischer Universitäten, die aus verschiedenen Teilen des Landes stammen. Einige von ihnen hatten bereits am 1. November 2022 an einem synodalen Online-Treffen mit dem Papst unter dem Titel „Building Bridges Across Africa“ teilgenommen, das vom Vatikan gefördert wurde.
Papst an Studenten
Der Papst ermutigte die jungen Leute, „sich für die Liebe zu entscheiden“ und ihr Leben „für die Liebe einzusetzen“. „Wenn die Liebe im Mittelpunkt steht, sind alle Entscheidungen fruchtbar“, so der Papst.
Weiter ging es in dem Gespräch mit den Studierenden um die Gewalt in Ost-Kongo. Dabei sei Franziskus auch auf seine bewegende Begegnung mit Gewaltopfern aus der Krisenregion vom Mittwoch eingegangen.
Begleitet wurde die Gruppe von dem Jesuiten Toussaint Kafarhire Murhula, dem Direktor des „Centre Arrupe“, eines Forschungs- und Ausbildungszentrums in Lubumbashi, das sich im Südosten des Kongo befindet. Die Studierenden trugen dem Papst ein von einem Jesuiten komponiertes Lied vor; sein Text ist aus einer Papstpredigt vom 23.11.2017 entnommen. Franziskus hatte sie während eines Gebets für den Frieden in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan im Petersdom gehalten.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 02.02.2023 17:04
Floribert Bwana Chui, ein christliches Zeugnis bis zum Tod
Er wurde getötet, weil er anderen nicht schaden wollte: Papst Franziskus hat bei der Begegnung mit jungen Leuten im Märtyrerstadion von Kinshasa an diesem Donnerstag an die Geschichte des jungen Floribert Bwana Chui erinnert. Auch die Gemeinschaft Sant’Egidio erneuerte das Gedenken an den jung verstorben Zollbeamten in einer Aussendung.
LESEN SIE AUCH
Floribert wurde vor 15 Jahren, am 7. Juli 2007, in Goma gefoltert und getötet, weil er sich geweigert hatte, gegen Bestechungsgeld havarierte Lebensmittel in die Region zu lassen, die den Menschen dort geschadet hätten. Er arbeitete an der Grenze zwischen Ruanda und dem Kongo. Das Mitglied der Gemeinschaft von Sant’Egidio in Goma war bei seinem gewaltsamen Tod erst 26 Jahre alt.
„So behält man nicht nur seine Hände sauber, sondern das Herz rein“
Papst Franziskus rief die jungen Leute im Märtyrer-Stadion von Kinshasa anhand seines Beispiels eindringlich dazu auf, nicht den Versuchungen der Korruption nachzugeben: „Er hätte es einfach laufen lassen können, sie hätten es nicht herausgefunden, und er hätte daran sogar verdient“, hob Franziskus hervor. „Aber als Christ betete er, dachte an die Anderen und entschied sich dafür, ehrlich zu sein und Nein zum Schmutz der Korruption zu sagen. So behält man nicht nur seine Hände sauber, sondern das Herz rein.“
Auch Sant'Egidio erneuerte aus Anlass der Papstworte zu ihrem jungen Mitglied die Erinnerung an seine heroische Tat, die weit über den afrikanischen Kontext hinausweist: „Die schwache Kraft eines Gläubigen, der sich dem Bösen für das Wohl seines Volkes widersetzt, lässt in ein Afrika und eine Welt frei von Korruption hoffen“, so die Gemeinschaft, die weltweit aktiv ist.
(vatican news/pm - cs)
Er wurde getötet, weil er anderen nicht schaden wollte: Papst Franziskus hat bei der Begegnung mit jungen Leuten im Märtyrerstadion von Kinshasa an diesem Donnerstag an die Geschichte des jungen Floribert Bwana Chui erinnert. Auch die Gemeinschaft Sant’Egidio erneuerte das Gedenken an den jung verstorben Zollbeamten in einer Aussendung.
LESEN SIE AUCH
Floribert wurde vor 15 Jahren, am 7. Juli 2007, in Goma gefoltert und getötet, weil er sich geweigert hatte, gegen Bestechungsgeld havarierte Lebensmittel in die Region zu lassen, die den Menschen dort geschadet hätten. Er arbeitete an der Grenze zwischen Ruanda und dem Kongo. Das Mitglied der Gemeinschaft von Sant’Egidio in Goma war bei seinem gewaltsamen Tod erst 26 Jahre alt.
„So behält man nicht nur seine Hände sauber, sondern das Herz rein“
Papst Franziskus rief die jungen Leute im Märtyrer-Stadion von Kinshasa anhand seines Beispiels eindringlich dazu auf, nicht den Versuchungen der Korruption nachzugeben: „Er hätte es einfach laufen lassen können, sie hätten es nicht herausgefunden, und er hätte daran sogar verdient“, hob Franziskus hervor. „Aber als Christ betete er, dachte an die Anderen und entschied sich dafür, ehrlich zu sein und Nein zum Schmutz der Korruption zu sagen. So behält man nicht nur seine Hände sauber, sondern das Herz rein.“
Auch Sant'Egidio erneuerte aus Anlass der Papstworte zu ihrem jungen Mitglied die Erinnerung an seine heroische Tat, die weit über den afrikanischen Kontext hinausweist: „Die schwache Kraft eines Gläubigen, der sich dem Bösen für das Wohl seines Volkes widersetzt, lässt in ein Afrika und eine Welt frei von Korruption hoffen“, so die Gemeinschaft, die weltweit aktiv ist.
(vatican news/pm - cs)
Klavierspielerin2 03.02.2023 08:21
Wortlaut: Papst an Kirchenleute in Kinshasa auf der Vatican Hompage.
Klavierspielerin2 03.02.2023 08:23
Papst Franziskus im Kongo: Das war Tag 3
Junge Menschen und die Ortskirche: Das waren die beiden Termine des Papstes an diesem Donnerstag in Kinshasa. Franziskus hat um 9.30 Uhr im Stadion der Märtyrer, um Jugendliche mit ihren Katecheten zu treffen. Um 11 Uhr hat der Papst den Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, Jean-Michel Sama Lukonde, in der Nuntiatur und privat getroffen.
Am Nachmittag um 16.30 Uhr zog Papst Franziskus zu einem Gebetstreffen mit Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in die Kathedrale Notre Dame du Congo weiter. Das letzte Treffen des Tages fand mit den Mitbrüdern der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) statt, ebenfalls in der Nuntiatur und in privater Form.
(vatican news – mg)
Junge Menschen und die Ortskirche: Das waren die beiden Termine des Papstes an diesem Donnerstag in Kinshasa. Franziskus hat um 9.30 Uhr im Stadion der Märtyrer, um Jugendliche mit ihren Katecheten zu treffen. Um 11 Uhr hat der Papst den Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, Jean-Michel Sama Lukonde, in der Nuntiatur und privat getroffen.
Am Nachmittag um 16.30 Uhr zog Papst Franziskus zu einem Gebetstreffen mit Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen in die Kathedrale Notre Dame du Congo weiter. Das letzte Treffen des Tages fand mit den Mitbrüdern der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) statt, ebenfalls in der Nuntiatur und in privater Form.
(vatican news – mg)
Klavierspielerin2 03.02.2023 08:26
Jesuit Murhula: „Das Problem ist nicht das kongolesische Volk“
„Papst Franziskus kommt nicht in diese Wüste der Menschenrechte, des Leidens der Menschen, um einfach die Hand des Staatschefs zu schütteln“: Der Direktor des Bildungszentrums „Centre Arrupe“ im kongolesischen Lubumbashi ordnet die Papstreise im Interview mit dem „America Magazine“ ein.
Der Jesuit Toussaint Kafarhire Murhula hat Papst Franziskus an diesem Donnerstagmittag in der Nuntiatur getroffen, als er eine Gruppe Studierender zum Papst begleitete. Im Gespräch mit dem amerikanischen Jesuiten-„America Magazine“ hat er die Bedeutung des Papstbesuches im Kongo eingeordnet; das Gespräch wurde Anfang der Woche publiziert.
Dass die Menschen des Kongo Papst Franziskus hautnah erleben könnten, sei „an sich schon eine Botschaft“ und ein „Trost“ für Afrikas Gläubige, hebt der Jesuit hervor, „allein seine Anwesenheit erinnert uns daran, dass das Evangelium so sein soll“.
Freilich komme der Papst nicht in den Kongo, „um die Hände von Staatschefs zu schütteln“, so der Priester weiter. Franziskus gehe mit seiner Afrikareise in „diese Wüste der Menschenrechte und des Leidens“, „um die Nähe Gottes und das Mitgefühl Gottes für die Menschen, die so viel gelitten haben, zum Ausdruck zu bringen“.
Das kongolesische Volk habe von der Kolonialisierung bis heute wegen des Reichtums des Landes viel gelitten. „Und selbst jetzt, wo Papst Franziskus die Nähe und das Mitgefühl Gottes zum Ausdruck bringt, ist er sich bewusst, dass das Problem nicht das kongolesische Volk ist, das ein sehr gastfreundliches und liebevolles Volk ist.“
Gier der Mächtigen
Vielmehr habe die Gier der Mächtigen das Land fest im Griff: „Die Mächte der Welt, die den Reichtum des Kongo begehren, wollen eine sehr schwache Regierung im Kongo halten, damit sie weiterhin die Vorteile von Holz, Coltan, Gold, allen Mineralien und sogar des Bodens genießen können. Wenn man heute in den Kongo kommt, ist man entsetzt darüber, wie eine Handvoll reicher Leute das Land, den Reichtum, fast alles, auf Kosten der Armen monopolisiert hat.“
Der Papst setze dem eine Botschaft der Liebe, Menschenrechte, sozialen Gerechtigkeit, gerechten Verteilung und der Würde entgegen. Franziskus habe diese „kraftvolle Botschaft“ in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ an Politiker und Nationen weltweit gesandt, zeigt sich der Jesuit überzeugt, der eine Doppelmoral der entwickelten Länder beklagt, die „das eine sagen und das andere tun“.
Der Papst erinnere daran, „dass es in der Politik nicht darum geht, die Menschen zu belügen oder die Menschen auszubeuten, denen wir dienen sollen.“ Er trete für eine Bekehrung der Politik ein und mache auch deutlich, dass mit Korruption, Betrug und Selbstbereicherung die politische Glaubwürdigkeit gerade in den Augen der jungen Generationen aufs Spiel gesetzt wurde.
Völlig destabilisiert
Der Kongo sei in den letzten 30 Jahren „völlig destabilisiert worden, zum Teil wegen der internationalen Politik des Neoliberalismus, den selbst Papst Franziskus in vielerlei Hinsicht stigmatisiert hat“. Die Privatisierung und der Tod des öffentlichen Dienstes und des öffentlichen Sektors seien fast überall spürbar. Die katholische Kirche habe dieses Vakuum, das die Regierung hinterlassen habe, teils ausfüllen können – im Bildungswesen, in der Gesundheitsversorgung und in anderen sozialen Bereichen.
Die katholische Kirche des Kongo sei hier „sehr, sehr aufgeschlossen“, „engagiert und hingebungsvoll“, so der Jesuit. „Ich glaube, die meisten Menschen in Afrika würden zustimmen, dass die Konferenz der katholischen Bischöfe des Kongo die lautstärkste und stärkste auf dem Kontinent ist, wenn es um politische und soziale Fragen geht.“
Der Priester problematisiert zugleich an, dass die Kirche des Kongo „noch sehr stark hierarchisch“ sei und wenig Entscheidungsspielraum für Frauen lasse. Auch in Afrika forderten Frauen einen Wandel, sie erwarteten, „dass sich etwas ändert, dass sich Räume öffnen für Diskussionen, für Gespräche, für ein Überdenken der Art von Gemeinschaften, die wir als katholische Kirche in Afrika aufbauen wollen: authentisch afrikanisch, authentisch katholisch.“
In starren kirchlichen Machtverhältnissen sieht er die Gefahr von Machtmissbräuchen; immerhin befassten sich auch in Afrika inzwischen Theologen mit spirituellem und sexuellem Missbrauch, der ansonsten immer noch eher tabu sei. Sexualität werde angesichts von anderen Problemen allgemein als „Luxusthema“ gewertet.
Als dringlichste Botschaft des Papstes an das Land sieht der Direktor des Bildungszentrums „Centre Arrupe“ von Lubumbashi „Wahrheit“ und klare Worte an die Mächtigen im Kongo und in ganz Afrika. Es seien weniger die einfachen Leute, sondern eher Politiker, „die ihre Herkunft, ihre Gemeinschaften, ethnische Gemeinschaften instrumentalisieren, um einfach nur Zugang zu dieser Macht, zu diesem Reichtum und zu so vielen anderen Dingen zu bekommen“, so Pater Murhula:
„Ich glaube, was wir jetzt in Afrika am dringendsten brauchen, ist, die Dinge richtig zu stellen und die Wahrheit zu sagen. Und diese Wahrheit muss den Politikern gesagt werden, die alles relativieren wollen.“
(vatican news – pr)
„Papst Franziskus kommt nicht in diese Wüste der Menschenrechte, des Leidens der Menschen, um einfach die Hand des Staatschefs zu schütteln“: Der Direktor des Bildungszentrums „Centre Arrupe“ im kongolesischen Lubumbashi ordnet die Papstreise im Interview mit dem „America Magazine“ ein.
Der Jesuit Toussaint Kafarhire Murhula hat Papst Franziskus an diesem Donnerstagmittag in der Nuntiatur getroffen, als er eine Gruppe Studierender zum Papst begleitete. Im Gespräch mit dem amerikanischen Jesuiten-„America Magazine“ hat er die Bedeutung des Papstbesuches im Kongo eingeordnet; das Gespräch wurde Anfang der Woche publiziert.
Dass die Menschen des Kongo Papst Franziskus hautnah erleben könnten, sei „an sich schon eine Botschaft“ und ein „Trost“ für Afrikas Gläubige, hebt der Jesuit hervor, „allein seine Anwesenheit erinnert uns daran, dass das Evangelium so sein soll“.
Freilich komme der Papst nicht in den Kongo, „um die Hände von Staatschefs zu schütteln“, so der Priester weiter. Franziskus gehe mit seiner Afrikareise in „diese Wüste der Menschenrechte und des Leidens“, „um die Nähe Gottes und das Mitgefühl Gottes für die Menschen, die so viel gelitten haben, zum Ausdruck zu bringen“.
Das kongolesische Volk habe von der Kolonialisierung bis heute wegen des Reichtums des Landes viel gelitten. „Und selbst jetzt, wo Papst Franziskus die Nähe und das Mitgefühl Gottes zum Ausdruck bringt, ist er sich bewusst, dass das Problem nicht das kongolesische Volk ist, das ein sehr gastfreundliches und liebevolles Volk ist.“
Gier der Mächtigen
Vielmehr habe die Gier der Mächtigen das Land fest im Griff: „Die Mächte der Welt, die den Reichtum des Kongo begehren, wollen eine sehr schwache Regierung im Kongo halten, damit sie weiterhin die Vorteile von Holz, Coltan, Gold, allen Mineralien und sogar des Bodens genießen können. Wenn man heute in den Kongo kommt, ist man entsetzt darüber, wie eine Handvoll reicher Leute das Land, den Reichtum, fast alles, auf Kosten der Armen monopolisiert hat.“
Der Papst setze dem eine Botschaft der Liebe, Menschenrechte, sozialen Gerechtigkeit, gerechten Verteilung und der Würde entgegen. Franziskus habe diese „kraftvolle Botschaft“ in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ an Politiker und Nationen weltweit gesandt, zeigt sich der Jesuit überzeugt, der eine Doppelmoral der entwickelten Länder beklagt, die „das eine sagen und das andere tun“.
Der Papst erinnere daran, „dass es in der Politik nicht darum geht, die Menschen zu belügen oder die Menschen auszubeuten, denen wir dienen sollen.“ Er trete für eine Bekehrung der Politik ein und mache auch deutlich, dass mit Korruption, Betrug und Selbstbereicherung die politische Glaubwürdigkeit gerade in den Augen der jungen Generationen aufs Spiel gesetzt wurde.
Völlig destabilisiert
Der Kongo sei in den letzten 30 Jahren „völlig destabilisiert worden, zum Teil wegen der internationalen Politik des Neoliberalismus, den selbst Papst Franziskus in vielerlei Hinsicht stigmatisiert hat“. Die Privatisierung und der Tod des öffentlichen Dienstes und des öffentlichen Sektors seien fast überall spürbar. Die katholische Kirche habe dieses Vakuum, das die Regierung hinterlassen habe, teils ausfüllen können – im Bildungswesen, in der Gesundheitsversorgung und in anderen sozialen Bereichen.
Die katholische Kirche des Kongo sei hier „sehr, sehr aufgeschlossen“, „engagiert und hingebungsvoll“, so der Jesuit. „Ich glaube, die meisten Menschen in Afrika würden zustimmen, dass die Konferenz der katholischen Bischöfe des Kongo die lautstärkste und stärkste auf dem Kontinent ist, wenn es um politische und soziale Fragen geht.“
Der Priester problematisiert zugleich an, dass die Kirche des Kongo „noch sehr stark hierarchisch“ sei und wenig Entscheidungsspielraum für Frauen lasse. Auch in Afrika forderten Frauen einen Wandel, sie erwarteten, „dass sich etwas ändert, dass sich Räume öffnen für Diskussionen, für Gespräche, für ein Überdenken der Art von Gemeinschaften, die wir als katholische Kirche in Afrika aufbauen wollen: authentisch afrikanisch, authentisch katholisch.“
In starren kirchlichen Machtverhältnissen sieht er die Gefahr von Machtmissbräuchen; immerhin befassten sich auch in Afrika inzwischen Theologen mit spirituellem und sexuellem Missbrauch, der ansonsten immer noch eher tabu sei. Sexualität werde angesichts von anderen Problemen allgemein als „Luxusthema“ gewertet.
Als dringlichste Botschaft des Papstes an das Land sieht der Direktor des Bildungszentrums „Centre Arrupe“ von Lubumbashi „Wahrheit“ und klare Worte an die Mächtigen im Kongo und in ganz Afrika. Es seien weniger die einfachen Leute, sondern eher Politiker, „die ihre Herkunft, ihre Gemeinschaften, ethnische Gemeinschaften instrumentalisieren, um einfach nur Zugang zu dieser Macht, zu diesem Reichtum und zu so vielen anderen Dingen zu bekommen“, so Pater Murhula:
„Ich glaube, was wir jetzt in Afrika am dringendsten brauchen, ist, die Dinge richtig zu stellen und die Wahrheit zu sagen. Und diese Wahrheit muss den Politikern gesagt werden, die alles relativieren wollen.“
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 03.02.2023 11:03
Südsudan-Etappe: „Viele Jahre für diesen Besuch gebetet“
Kurz vor Beginn der ökumenischen Südsudan-Reise dreier christlicher Kirchen haben die beiden Begleiter von Papst Franziskus Vorfreude und ihre Hoffnung bekundet, die Reise möge zu Frieden beitragen.
„Am Freitag werde ich gemeinsam mit meinen lieben Brüdern in Christus, Papst Franziskus und Reverend Greenshields, unsere Pilgerreise des Friedens in den Südsudan beginnen“, twitterte Anglikaner-Primas Justin Welby am Donnerstag. „Wir haben viele Jahre für diesen Besuch gebetet - und wir freuen uns jetzt darauf, sehr bald in Juba zu sein“, so der Erzbischof von Canterbury.
Der Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, erklärte: „Es ist ein Privileg, Papst Franziskus und Justin Welby bei dieser historischen Pilgerfahrt zu begleiten und unsere Brüder und Schwestern im Südsudan bei ihrer Suche nach Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit zu unterstützen.“
Hoffnung auf Umsetzung gemachter Zusagen
Papst Franziskus, Welby und Greenshields werden von Freitag bis Sonntag den jüngsten Staat der Welt besuchen, der seit Jahren unter Konflikten, Hunger und Umweltkatastrophen leidet. Bereits seit Dienstag hält sich der Papst in der Demokratischen Republik Kongo auf.
Schon am Sonntag äußerte Welby die Hoffnung, bei der Reise jene Zusagen zu überprüfen und zu erneuern, die die südsudanesische Führung 2019 bei ihrem Besuch im Vatikan und seitdem gegenüber ihrem Volk gemacht habe. Der Heilige Stuhl hatte in dieser Woche bei einer UNO-Sitzung in New York einen neuerlichen Aufruf zu einem konsequenten Einsatz für Frieden und Aufbau an die Führung des Krisenlandes lanciert.
Treffen mit Politikern, Vertriebenen und Gebete für den Frieden
Auf dem Programm des Südsudan-Besuchs stehen am Freitag in der Hauptstadt Juba Treffen mit den politischen Führern des Landes und tags darauf eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Zudem feiert Primas Welby am Samstag in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale von Juba einen Gottesdienst. Papst Franziskus feiert am Sonntag eine große Messe im John Garang Mausoleum Park.
Die Reise war zweimal verschoben worden; zunächst wegen Sicherheitsbedenken und zuletzt im Sommer 2022 aufgrund von Knieproblemen des Papstes.
Der Anglikaner-Primas sieht in dem „historischen Besuch“ auch eine besondere ökumenische Bedeutung. „Nach Jahrhunderten der Spaltung“ kämen nun Führer aus drei verschiedenen Teilen der Kirche als Nachfolger von Jesus. Dessen Geist habe die Kraft, Herzen zu verändern; er gebe „tiefste Hoffnung auf Gerechtigkeit“, sagte Welby.
(kap/vatican news - pr)
Kurz vor Beginn der ökumenischen Südsudan-Reise dreier christlicher Kirchen haben die beiden Begleiter von Papst Franziskus Vorfreude und ihre Hoffnung bekundet, die Reise möge zu Frieden beitragen.
„Am Freitag werde ich gemeinsam mit meinen lieben Brüdern in Christus, Papst Franziskus und Reverend Greenshields, unsere Pilgerreise des Friedens in den Südsudan beginnen“, twitterte Anglikaner-Primas Justin Welby am Donnerstag. „Wir haben viele Jahre für diesen Besuch gebetet - und wir freuen uns jetzt darauf, sehr bald in Juba zu sein“, so der Erzbischof von Canterbury.
Der Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, erklärte: „Es ist ein Privileg, Papst Franziskus und Justin Welby bei dieser historischen Pilgerfahrt zu begleiten und unsere Brüder und Schwestern im Südsudan bei ihrer Suche nach Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit zu unterstützen.“
Hoffnung auf Umsetzung gemachter Zusagen
Papst Franziskus, Welby und Greenshields werden von Freitag bis Sonntag den jüngsten Staat der Welt besuchen, der seit Jahren unter Konflikten, Hunger und Umweltkatastrophen leidet. Bereits seit Dienstag hält sich der Papst in der Demokratischen Republik Kongo auf.
Schon am Sonntag äußerte Welby die Hoffnung, bei der Reise jene Zusagen zu überprüfen und zu erneuern, die die südsudanesische Führung 2019 bei ihrem Besuch im Vatikan und seitdem gegenüber ihrem Volk gemacht habe. Der Heilige Stuhl hatte in dieser Woche bei einer UNO-Sitzung in New York einen neuerlichen Aufruf zu einem konsequenten Einsatz für Frieden und Aufbau an die Führung des Krisenlandes lanciert.
Treffen mit Politikern, Vertriebenen und Gebete für den Frieden
Auf dem Programm des Südsudan-Besuchs stehen am Freitag in der Hauptstadt Juba Treffen mit den politischen Führern des Landes und tags darauf eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Zudem feiert Primas Welby am Samstag in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale von Juba einen Gottesdienst. Papst Franziskus feiert am Sonntag eine große Messe im John Garang Mausoleum Park.
Die Reise war zweimal verschoben worden; zunächst wegen Sicherheitsbedenken und zuletzt im Sommer 2022 aufgrund von Knieproblemen des Papstes.
Der Anglikaner-Primas sieht in dem „historischen Besuch“ auch eine besondere ökumenische Bedeutung. „Nach Jahrhunderten der Spaltung“ kämen nun Führer aus drei verschiedenen Teilen der Kirche als Nachfolger von Jesus. Dessen Geist habe die Kraft, Herzen zu verändern; er gebe „tiefste Hoffnung auf Gerechtigkeit“, sagte Welby.
(kap/vatican news - pr)
Klavierspielerin2 03.02.2023 11:08
Vor Papstbesuch in Südsudan: Massaker an Zivilisten
Kurz vor dem Papstbesuch im Südsudan sind im südlichen Teil des Landes mindestens 20 Zivilisten getötet und weitere verwundet worden. Mutmaßlich Hirten griffen am Donnerstag Anwohner in Lire Payam an, Hintergrund war offenbar ein Streit um Vieh.
„Die Viehhirten gingen von Haus zu Haus und ermordeten unschuldige, unbewaffnete Zivilisten“, teilte der Informationsminister des Bundesstaats Central Equatoria, Andruga Mabe Saverio, am Donnerstagabend mit. Er verurteilte den „Racheangriff“, bei dem sowohl Menschen als auch Vieh gestorben seien.
Offenbar hatte eine „unbekannte bewaffnete Gruppe“ zuvor das Camp der Hirten angegriffen. Mabe verurteilte das „barbarische und systematische Töten“ von Zivilisten.
100 Kilometer südlich der Hauptstadt Juba
Der Erzbischof im Bundesstaat Central Equatoria, Paul Yugusuk, sprach gegenüber dem Sender „Eye Radio“ von 18 Männern und zwei Frauen, die in Lire Payam getötet wurden. Der Ort liegt 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Juba unweit der Grenze zu Uganda. Mehr als 3.000 Zivilisten seien durch den Angriff vertrieben worden, berichtete Yugusuk weiter, der auch Verwalter der Erzdiözese Kajo-Keji ist.
Erzbischof Justin Welby von Canterbury, der ab diesem Freitag mit dem Papst und dem schottischen Kirchenvertreter Iain Greenshields den Südsudan besucht, zeigte sich entsetzt über die Bluttat „am Vortag unserer Pilgerreise des Friedens“. Er rufe erneut dazu auf, einen anderen Weg einzuschlagen, so der Anglikaner-Primas in einem Tweet vom Donnerstagabend. Der Südsudan müsse „für einen gerechten Frieden“ zusammenkommen.
(vatican news – pr)
Kurz vor dem Papstbesuch im Südsudan sind im südlichen Teil des Landes mindestens 20 Zivilisten getötet und weitere verwundet worden. Mutmaßlich Hirten griffen am Donnerstag Anwohner in Lire Payam an, Hintergrund war offenbar ein Streit um Vieh.
„Die Viehhirten gingen von Haus zu Haus und ermordeten unschuldige, unbewaffnete Zivilisten“, teilte der Informationsminister des Bundesstaats Central Equatoria, Andruga Mabe Saverio, am Donnerstagabend mit. Er verurteilte den „Racheangriff“, bei dem sowohl Menschen als auch Vieh gestorben seien.
Offenbar hatte eine „unbekannte bewaffnete Gruppe“ zuvor das Camp der Hirten angegriffen. Mabe verurteilte das „barbarische und systematische Töten“ von Zivilisten.
100 Kilometer südlich der Hauptstadt Juba
Der Erzbischof im Bundesstaat Central Equatoria, Paul Yugusuk, sprach gegenüber dem Sender „Eye Radio“ von 18 Männern und zwei Frauen, die in Lire Payam getötet wurden. Der Ort liegt 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Juba unweit der Grenze zu Uganda. Mehr als 3.000 Zivilisten seien durch den Angriff vertrieben worden, berichtete Yugusuk weiter, der auch Verwalter der Erzdiözese Kajo-Keji ist.
Erzbischof Justin Welby von Canterbury, der ab diesem Freitag mit dem Papst und dem schottischen Kirchenvertreter Iain Greenshields den Südsudan besucht, zeigte sich entsetzt über die Bluttat „am Vortag unserer Pilgerreise des Friedens“. Er rufe erneut dazu auf, einen anderen Weg einzuschlagen, so der Anglikaner-Primas in einem Tweet vom Donnerstagabend. Der Südsudan müsse „für einen gerechten Frieden“ zusammenkommen.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 03.02.2023 11:50
Papst unterwegs in den Südsudan
Papst Franziskus ist auf dem Weg zur zweiten Etappe seiner Afrika-Reise: Um 10.49 Uhr hob der Flieger mit dem päpstlichen Tross an Bord vom internationalen Flughafen Kinshasas ab. Um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird Franziskus in Südsudans Hauptstadt Juba erwartet.
Es waren intensive Tage in der Demokratischen Republik Kongo, und noch an diesem Freitagvormittag, vor seiner Weiterreise, traf Papst Franziskus mit den 66 Bischöfen der 48 (Erz-)Diözesen des 95-Millionen-Landes zusammen. Wegen der unsicheren Lage konnte er nicht, wie eigentlich ursprünglich geplant, ins von Kinshasa 2000 Kilometer entfernte Goma im Osten des Landes reisen.
Ökumenische Friedensreise
Auch im Südsudan, dem jüngsten Staat der Welt, erwarten den Papst intensive Begegnungen. Bereits am Anreisetag wird er mit dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten des Landes zusammentreffen, die er beide bereits im Vatikan zu einem ökumenischen Friedensgebet zu Gast hatte. Furore machte bei dieser Gelegenheit die Geste des Papstes, dass er den politischen Führern Südsudans in seiner innigen Bitte um Friedensbemühungen auch die Füße geküsst hatte. Sie sollten „Väter ihrer Nation“ werden, so der Papst eindringlich an die ehemals verfeindeten Politiker, die sich zu einer Regierung der nationalen Einheit verständigt hatten.
Kurz vor der Papstreise kam die Nachricht, dass die stockenden Friedensverhandlungen wieder aufgenommen werden sollten – eines der Hauptanliegen des Papstes und seiner Begleiter auf dieser ökumenischen Pilgerreise des Friedens. Mit ihm sind der Moderator der schottischen Kirche Ian Greenshields und der Anglikaner-Primas Welby im Südsudan.
(vatican news - cs)
Papst Franziskus ist auf dem Weg zur zweiten Etappe seiner Afrika-Reise: Um 10.49 Uhr hob der Flieger mit dem päpstlichen Tross an Bord vom internationalen Flughafen Kinshasas ab. Um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird Franziskus in Südsudans Hauptstadt Juba erwartet.
Es waren intensive Tage in der Demokratischen Republik Kongo, und noch an diesem Freitagvormittag, vor seiner Weiterreise, traf Papst Franziskus mit den 66 Bischöfen der 48 (Erz-)Diözesen des 95-Millionen-Landes zusammen. Wegen der unsicheren Lage konnte er nicht, wie eigentlich ursprünglich geplant, ins von Kinshasa 2000 Kilometer entfernte Goma im Osten des Landes reisen.
Ökumenische Friedensreise
Auch im Südsudan, dem jüngsten Staat der Welt, erwarten den Papst intensive Begegnungen. Bereits am Anreisetag wird er mit dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten des Landes zusammentreffen, die er beide bereits im Vatikan zu einem ökumenischen Friedensgebet zu Gast hatte. Furore machte bei dieser Gelegenheit die Geste des Papstes, dass er den politischen Führern Südsudans in seiner innigen Bitte um Friedensbemühungen auch die Füße geküsst hatte. Sie sollten „Väter ihrer Nation“ werden, so der Papst eindringlich an die ehemals verfeindeten Politiker, die sich zu einer Regierung der nationalen Einheit verständigt hatten.
Kurz vor der Papstreise kam die Nachricht, dass die stockenden Friedensverhandlungen wieder aufgenommen werden sollten – eines der Hauptanliegen des Papstes und seiner Begleiter auf dieser ökumenischen Pilgerreise des Friedens. Mit ihm sind der Moderator der schottischen Kirche Ian Greenshields und der Anglikaner-Primas Welby im Südsudan.
(vatican news - cs)
Klavierspielerin2 03.02.2023 17:36
Franziskus in Juba gelandet - Erster Papst im Südsudan
Papst Franziskus ist am Freitagnachmittag auf dem Flughafen von Juba gelandet und hat damit seine dreitägige Südsudanreise begonnen. Franziskus ist das erste katholische Kirchenoberhaupt in dem Land. Zuvor war der Papst in der Demokratischen Republik Kongo.
Franziskus trifft Kiir und Machar
Der offizielle Höflichkeitsbesuch bei Kiir im Präsidentenpalast und eine anschließende Begegnung mit den Vizepräsidenten Riek Machar waren die nächsten Programmpunkte des Papstes. Seine erste öffentliche Rede hält Franziskus am Nachmittag um 16 Uhr MEZ beim Treffen mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des Präsidentenpalasts.
Zu den zentralen Programmpunkten des Papstes im Südsudan - er hält sich ausschließlich in Juba auf - zählen am Samstag eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt im Land vertrieben wurden. Zudem feiert Primas Welby am Samstag in der örtlichen anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale einen Gottesdienst. Papst Franziskus feiert am Sonntag eine große Messe im John Garang Mausoleum Park.
Wie schon in Kinshasa säumten auch am Freitag in Juba zehntausende Menschen die Straßen und jubelten dem Papst während der Fahrt vom Flughafen zum Präsidentenpalast zu.
Im christlich geprägten Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler. Seit Jahren bemüht sie sich - gemeinsam mit der anglikanischen und presbyterianischen Kirche - einen Dialog der Konfliktparteien zu befördern. Eine wesentliche Rolle in diesen diplomatischen Bemühungen hat die katholische Laiengemeinschaft Sant'Egidio.
2019 hatten Papst Franziskus und Primas Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf.
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt hatte der Südsudan 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan erlangt. Bald darauf eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar. 2013 brach ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt.
(vatican news - sst)
Papst Franziskus ist am Freitagnachmittag auf dem Flughafen von Juba gelandet und hat damit seine dreitägige Südsudanreise begonnen. Franziskus ist das erste katholische Kirchenoberhaupt in dem Land. Zuvor war der Papst in der Demokratischen Republik Kongo.
Franziskus trifft Kiir und Machar
Der offizielle Höflichkeitsbesuch bei Kiir im Präsidentenpalast und eine anschließende Begegnung mit den Vizepräsidenten Riek Machar waren die nächsten Programmpunkte des Papstes. Seine erste öffentliche Rede hält Franziskus am Nachmittag um 16 Uhr MEZ beim Treffen mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps im Garten des Präsidentenpalasts.
Zu den zentralen Programmpunkten des Papstes im Südsudan - er hält sich ausschließlich in Juba auf - zählen am Samstag eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt im Land vertrieben wurden. Zudem feiert Primas Welby am Samstag in der örtlichen anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale einen Gottesdienst. Papst Franziskus feiert am Sonntag eine große Messe im John Garang Mausoleum Park.
Wie schon in Kinshasa säumten auch am Freitag in Juba zehntausende Menschen die Straßen und jubelten dem Papst während der Fahrt vom Flughafen zum Präsidentenpalast zu.
Im christlich geprägten Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler. Seit Jahren bemüht sie sich - gemeinsam mit der anglikanischen und presbyterianischen Kirche - einen Dialog der Konfliktparteien zu befördern. Eine wesentliche Rolle in diesen diplomatischen Bemühungen hat die katholische Laiengemeinschaft Sant'Egidio.
2019 hatten Papst Franziskus und Primas Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf.
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt hatte der Südsudan 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan erlangt. Bald darauf eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar. 2013 brach ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt.
(vatican news - sst)
Klavierspielerin2 03.02.2023 17:46
Südsudan: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“
Der Konflikt im Südsudan dort ist nicht nur ein paar Jahre alt, sondern viel tiefgehender. Dennoch: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“, sagt der päpstliche Nuntius des Papstes in Juba, Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen, im Gespräch mit uns.
„Südsudan hat jede Menge Probleme und hat sie schon seit langem“, so der niederländische Vatikandiplomat in einem Telefoninterview mit Radio Vatikan.
„Man kann schon sagen, dass das bis zur Unabhängigkeit des damals größeren Sudan von Großbritannien 1958 zurückreicht. Schon ein paar Jahre später fing eigentlich der Konflikt im Süden schon an, und das hat dann angedauert – mal mehr, mal weniger intensiv – bis ungefähr zur Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011. Dann war es wieder eine Zeit lang ruhig; doch 2013 kam es erneut zum Streit.“
Unglaubliche Massaker
„Kirche ist nicht vor Bürgerkrieg geflüchtet, sondern hat ausgeharrt“
Während des neuerlichen Bürgerkriegs habe es „unglaubliche Massaker“ gegeben, so der Nuntius. Immerhin habe sich die Lage seit 2019 „dann doch irgendwie beruhigt“: „Es gibt noch immer Konflikte, aber nicht mehr so große wie damals. Das ist schon weniger geworden“.
Die katholische Kirche habe im Südsudan „eine enorme Autorität“: „Das kommt vor allem auch daher, dass die katholische Kirche in all diesen Jahren des Konflikts und des Leidens nie geflüchtet, sondern immer dageblieben ist. Ich denke da vor allem an die Comboni-Missonare, die im Land aktiv waren und noch immer sind – die haben die Leute nie alleine gelassen, und die Leute schätzen das sehr. Sie haben das nie vergessen und werden es auch nicht vergessen!“
Größere Autorität als Staat und Regierung
Die Kirche habe im Südsudan in gewisser Hinsicht wohl „sogar mehr Autorität als der Staat und die Regierung“, urteilt der Vertreter von Papst Franziskus in Juba. Wenn die Frage aufkomme „Wie gehen wir jetzt weiter?“, blicke alles auf die Kirche – auch deswegen, weil sie „viel in Schulen und Kliniken investiert“ und damit „dazu beigetragen hat, dass das Land doch irgendwie strukturiert ist“. Die Kirche sei auch da präsent, wo der Arm staatlicher Behörden nicht hinreiche.
Ungefähr die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung gehört der katholischen Kirche an. Doch auch die Anglikaner sind im Land stark vertreten. Den Menschen im Südsudan sind – diesen Eindruck hat der Nuntius – die Unterschiede zwischen den Konfessionen nicht so wichtig.
„Kirchen im Südsudan achten nicht so auf die Unterschiede“
„Wenn man mit den Südsudanesen selber spricht (also auch mit den Leitern der verschiedenen Kirchen!), dann wird es einem gleich klar, dass diese Unterschiede und diese Trennung zwischen den offiziellen Kirchen im Südsudan nicht so empfunden wird. Das Volk leidet so sehr und sucht nach einer gewissen Stabilität und Frieden; das übersteigt sozusagen die Identitäten der verschiedenen Kirchen. In diesem Sinn sind die Kirchen im Südsudan eins und arbeiten zusammen für das Volk.“
Darum ist es nur konsequent, dass der Papst nicht allein in den Südsudan reist, sondern den anglikanischen Primas von Canterbury und den Leiter der schottischen Calvinisten an seiner Seite hat. Diese „Ökumenische Pilgerreise für den Frieden“ ist eine Premiere – und für Erzbischof van Megen „ein weiteres Zeichen für diese Zusammenarbeit, diese Ökumene zwischen den verschiedenen Kirchen“.
Gutes Beispiel für die Politik
„Wir als Kirchen, wir wollen zusammenarbeiten für das Volk von Südsudan!“
„Das soll auch ein Zeugnis sein gegenüber der Regierung und den verschiedenen politischen Fraktionen, um zu sagen: Wir als Kirchen, wir wollen zusammenarbeiten für das Volk von Südsudan! Versucht ihr doch, dasselbe zu tun wie wir, damit wir alle eins sind und damit wir alle für Frieden und Gerechtigkeit für den Südsudan zusammenarbeiten!“ Südsudans Präsident Kiir ist Katholik, sein Vizepräsident Machar Presbyterianer.
Was bräuchte der Südsudan jetzt eigentlich am dringendsten? Auf diese Frage hin zögert der Vatikandiplomat. Es gehe natürlich um Frieden, aber auch um so viel anderes.
„Es geht etwa um die Schulausbildung von Menschen, denn immer noch gibt es sehr viel Analphabetismus im Lande, und der Südsudan ist wohl eines der drei am wenigsten alphabetisierten Länder Afrikas. Dann ist die Gesundheitsversorgung immer noch ein enormes Problem; in vielen Dörfern und Städten gibt es kaum Hospitäler, kaum Kliniken… Und es hat in den letzten drei Jahren enorme Überschwemmungen gegeben in dem Land, vor allem am Nil entlang. Viele Leute haben ihre Dörfer verlassen müssen und leben in IDP-Camps; oftmals sind da 100.000 oder 50.000 Leute zusammengepfercht.“ Das Kürzel IDP steht für „internally displaced people“, also für Binnenflüchtlinge.
Es fehlt an allem
„Die Journalisten kommen gar nicht hierhin“
Es fehle einfach „an allem“ im Südsudan, seufzt der Kirchenmann. Eine schwere Hypothek bedeute auch das Fehlen von Infrastruktur: „Es gibt keine großen Straßen, es gibt keine Eisenbahn, es gibt kaum Elektrizität im Lande. Auch der Nil ist nicht wirklich befahrbar. Dadurch wird es natürlich auch sehr schwierig, die verschiedenen Regionen im Lande zu erreichen, außer mit dem Flugzeug.“ Vor allem aber würden deshalb „viele dramatischen Situationen gar nicht bekannt“.
„Die Journalisten kommen gar nicht hierhin. Und wenn ein Journalist das nicht sieht, kommt es nicht in die Zeitung, kommt das nicht in die Medien – also, für die Welt existiert es nicht. Das Leiden ist da, aber keiner weiß davon…“
(vatican news – sk)
Der Konflikt im Südsudan dort ist nicht nur ein paar Jahre alt, sondern viel tiefgehender. Dennoch: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“, sagt der päpstliche Nuntius des Papstes in Juba, Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen, im Gespräch mit uns.
„Südsudan hat jede Menge Probleme und hat sie schon seit langem“, so der niederländische Vatikandiplomat in einem Telefoninterview mit Radio Vatikan.
„Man kann schon sagen, dass das bis zur Unabhängigkeit des damals größeren Sudan von Großbritannien 1958 zurückreicht. Schon ein paar Jahre später fing eigentlich der Konflikt im Süden schon an, und das hat dann angedauert – mal mehr, mal weniger intensiv – bis ungefähr zur Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011. Dann war es wieder eine Zeit lang ruhig; doch 2013 kam es erneut zum Streit.“
Unglaubliche Massaker
„Kirche ist nicht vor Bürgerkrieg geflüchtet, sondern hat ausgeharrt“
Während des neuerlichen Bürgerkriegs habe es „unglaubliche Massaker“ gegeben, so der Nuntius. Immerhin habe sich die Lage seit 2019 „dann doch irgendwie beruhigt“: „Es gibt noch immer Konflikte, aber nicht mehr so große wie damals. Das ist schon weniger geworden“.
Die katholische Kirche habe im Südsudan „eine enorme Autorität“: „Das kommt vor allem auch daher, dass die katholische Kirche in all diesen Jahren des Konflikts und des Leidens nie geflüchtet, sondern immer dageblieben ist. Ich denke da vor allem an die Comboni-Missonare, die im Land aktiv waren und noch immer sind – die haben die Leute nie alleine gelassen, und die Leute schätzen das sehr. Sie haben das nie vergessen und werden es auch nicht vergessen!“
Größere Autorität als Staat und Regierung
Die Kirche habe im Südsudan in gewisser Hinsicht wohl „sogar mehr Autorität als der Staat und die Regierung“, urteilt der Vertreter von Papst Franziskus in Juba. Wenn die Frage aufkomme „Wie gehen wir jetzt weiter?“, blicke alles auf die Kirche – auch deswegen, weil sie „viel in Schulen und Kliniken investiert“ und damit „dazu beigetragen hat, dass das Land doch irgendwie strukturiert ist“. Die Kirche sei auch da präsent, wo der Arm staatlicher Behörden nicht hinreiche.
Ungefähr die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung gehört der katholischen Kirche an. Doch auch die Anglikaner sind im Land stark vertreten. Den Menschen im Südsudan sind – diesen Eindruck hat der Nuntius – die Unterschiede zwischen den Konfessionen nicht so wichtig.
„Kirchen im Südsudan achten nicht so auf die Unterschiede“
„Wenn man mit den Südsudanesen selber spricht (also auch mit den Leitern der verschiedenen Kirchen!), dann wird es einem gleich klar, dass diese Unterschiede und diese Trennung zwischen den offiziellen Kirchen im Südsudan nicht so empfunden wird. Das Volk leidet so sehr und sucht nach einer gewissen Stabilität und Frieden; das übersteigt sozusagen die Identitäten der verschiedenen Kirchen. In diesem Sinn sind die Kirchen im Südsudan eins und arbeiten zusammen für das Volk.“
Darum ist es nur konsequent, dass der Papst nicht allein in den Südsudan reist, sondern den anglikanischen Primas von Canterbury und den Leiter der schottischen Calvinisten an seiner Seite hat. Diese „Ökumenische Pilgerreise für den Frieden“ ist eine Premiere – und für Erzbischof van Megen „ein weiteres Zeichen für diese Zusammenarbeit, diese Ökumene zwischen den verschiedenen Kirchen“.
Gutes Beispiel für die Politik
„Wir als Kirchen, wir wollen zusammenarbeiten für das Volk von Südsudan!“
„Das soll auch ein Zeugnis sein gegenüber der Regierung und den verschiedenen politischen Fraktionen, um zu sagen: Wir als Kirchen, wir wollen zusammenarbeiten für das Volk von Südsudan! Versucht ihr doch, dasselbe zu tun wie wir, damit wir alle eins sind und damit wir alle für Frieden und Gerechtigkeit für den Südsudan zusammenarbeiten!“ Südsudans Präsident Kiir ist Katholik, sein Vizepräsident Machar Presbyterianer.
Was bräuchte der Südsudan jetzt eigentlich am dringendsten? Auf diese Frage hin zögert der Vatikandiplomat. Es gehe natürlich um Frieden, aber auch um so viel anderes.
„Es geht etwa um die Schulausbildung von Menschen, denn immer noch gibt es sehr viel Analphabetismus im Lande, und der Südsudan ist wohl eines der drei am wenigsten alphabetisierten Länder Afrikas. Dann ist die Gesundheitsversorgung immer noch ein enormes Problem; in vielen Dörfern und Städten gibt es kaum Hospitäler, kaum Kliniken… Und es hat in den letzten drei Jahren enorme Überschwemmungen gegeben in dem Land, vor allem am Nil entlang. Viele Leute haben ihre Dörfer verlassen müssen und leben in IDP-Camps; oftmals sind da 100.000 oder 50.000 Leute zusammengepfercht.“ Das Kürzel IDP steht für „internally displaced people“, also für Binnenflüchtlinge.
Es fehlt an allem
„Die Journalisten kommen gar nicht hierhin“
Es fehle einfach „an allem“ im Südsudan, seufzt der Kirchenmann. Eine schwere Hypothek bedeute auch das Fehlen von Infrastruktur: „Es gibt keine großen Straßen, es gibt keine Eisenbahn, es gibt kaum Elektrizität im Lande. Auch der Nil ist nicht wirklich befahrbar. Dadurch wird es natürlich auch sehr schwierig, die verschiedenen Regionen im Lande zu erreichen, außer mit dem Flugzeug.“ Vor allem aber würden deshalb „viele dramatischen Situationen gar nicht bekannt“.
„Die Journalisten kommen gar nicht hierhin. Und wenn ein Journalist das nicht sieht, kommt es nicht in die Zeitung, kommt das nicht in die Medien – also, für die Welt existiert es nicht. Das Leiden ist da, aber keiner weiß davon…“
(vatican news – sk)
Klavierspielerin2 03.02.2023 17:51
Südsudan: Was kann der Papst bewirken?
Südsudan – das Land, das Franziskus ab diesem Freitag als erster Papst bereist – sticht statistisch aus der Reihe der afrikanischen Staaten heraus. Zum einen, weil es Afrikas jüngster Staat ist. Zum anderen, weil es auch sein ärmster ist.
Linda Bordoni und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt
Der Gast aus Rom blickt in diesen Tagen in einen Zerrspiegel, in dem noch einmal das alte, problembehaftete Afrika sichtbar wird: Gewalt, Massaker, Korruption sind da zu sehen. Kann Franziskus da mit seiner dreitägigen Visite etwas bewirken? Miklos Gosztonyi antwortet: Ja, durchaus.
Gosztonyi ist ein politischer Analyst und humanitärer Experte mit langjähriger Erfahrung im Südsudan. Im Interview mit uns erklärt er, man müsse zweierlei wissen, um das Land zu verstehen. Das erste sei die Tatsache, dass der Südsudan, als er 2011 unabhängig wurde, schon 22 Jahre Bürgerkrieg gegen die Zentralregierung in Khartum hinter sich gehabt habe. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1956 habe die Regierung des Sudan versucht, Arabisch als Sprache und den Islam als Religion durchzusetzen – auch im südlichen Landesteil, der vor allem christlich geprägt ist.
Christentum hat besondere Bedeutung
„Das Christentum war der Klebstoff“
„Das Christentum war die Kraft oder der Klebstoff, der alle verschiedenen Gruppen im Süden gegen die Regierung im Norden zusammengehalten hat. Daher hat das Christentum eine besondere Bedeutung im Südsudan; und daher wird der Besuch des Papstes nicht nur für die Katholiken sehr wichtig sein, sondern wohl für die Christen im Allgemeinen.
Der zweite Aspekt, der zu berücksichtigen sei, bestehe darin, „dass sich die Dinge im Südsudan seit der Unabhängigkeit nicht so entwickelt haben, wie die Menschen das erwartet hatten. Auch noch nach dem Ende des Bürgerkriegs, der 2013 ausgebrochen und „extrem brutal“ war, gebe es noch zahlreiche lokale Konflikte in vielen Teilen des Landes. Und zu der Gewalt komme eine „äußerst ernste humanitäre Situation“, die mehr als zwei Drittel der Bevölkerung betreffe.
Moment der Freude - trotz Gewalt und humanitärer Not
„Endlich einmal Luft, Sauerstoff“
„Ich würde sagen, dass der Besuch des Papstes für die Bevölkerung, die sehr viel zu kämpfen hat, endlich einmal Luft, Sauerstoff und Freude bedeuten wird! Unabhängig davon, wie man zu religiösen Fragen steht, ist dies der wichtigste Besuch von außen, den das Land seit seiner Unabhängigkeit erlebt hat.“
Mit dieser Tatsache verknüpften sich Erwartungen an die internationale Gemeinschaft, sagt Gosztonyi. Der Südsudan drängt ins Rampenlicht der launischen internationalen Aufmerksamkeit: „Denn es ist eine der größten Herausforderungen, dass das Land weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Dabei hat es 2011, im Moment der Unabhängigkeit, zunächst sehr im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Und auch vorher schon: 2005, als die Rebellen im Süden ein Friedensabkommen mit der Regierung in Khartum abgeschlossen haben.“
Erwartungen an die internationale Gemeinschaft
Dieses von der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) und der sudanesischen Regierung unterzeichnete, umfassende Friedensabkommen setzte damals dem 2. Sudanesischen Bürgerkrieg ein Ende; es vereinbarte Demokratie für den Südsudan, eine Teilung der Öleinnahmen zwischen Nord und Süd und den Zeitplan für ein südsudanesisches Unabhängigkeitsreferendum, das 2011 tatsächlich Wirklichkeit wurde.
Dieser Friedensprozess war von der internationalen Gemeinschaft begleitet worden. Doch nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 kippte der inzwischen unabhängige Südsudan dann weitgehend aus dem internationalen Blickfeld heraus, so Gosztonyi. „Vor allem auf politischer Ebene hat das Land damit zu kämpfen, die internationale Aufmerksamkeit, den Fokus und das Engagement aufrechtzuerhalten. Viele Menschen im Land hoffen darum, dass der Besuch des Papstes dem Südsudan wieder mehr Aufmerksamkeit verschafft.“
Wenn der Papst die Ex-Rebellen an ihre früheren Ideale erinnern soll...
Der Polit-Analyst glaubt außerdem, dass die Anwesenheit von Papst Franziskus viel dazu beitragen kann, um die Führung des Landes unter Druck zu setzen, damit sie mehr für das Gemeinwohl tut.
„Wenn wir uns die Geschichte des Landes anschauen – als die Rebellen der SPLM 1983 den Bürgerkrieg begannen, war ihre Botschaft die, historisches Unrecht an den Menschen im Südsudan ungeschehen zu machen. Das war also ein Kampf gegen die Tatsache, dass die Regierung in Khartum sie unterdrückte und überhaupt nicht in die wirtschaftliche Entwicklung des Südens investierte. Die Ironie der Geschichte besteht nun darin, dass die SPLM nach ihrer Machtübernahme 2005 und seit ihrer Unabhängigkeit 2011 genau das Gleiche getan hat, was Khartum der südlichen Bevölkerung angetan hat. Die Menschen werden immer noch von ihrer eigenen Regierung zutiefst vernachlässigt, unterdrückt und in vielen Fällen sogar getötet.“
Friedenspilger Franziskus soll die früheren Rebellen, die längst in Amt und Würden aufgestiegen sind, also an die hehren Ideale erinnern, für die sie 1983 zu den Waffen gegriffen hatten. Das ist eine weitere Ironie der Geschichte. „Es geht darum, Veränderungen herbeizuführen, die Wirtschaft zu entwickeln, die Menschenrechte zu achten und gute Regierungsführung in den Mittelpunkt des politischen Lebens zu stellen.“
„Der Papst hat die einmalige Gelegenheit, zu betonen, dass die Regierung anfangen muss, sich um ihre Bürger zu kümmern“
Es sei kaum zu fassen, dass die Regierung sich „anscheinend überhaupt nicht darum kümmert, in öffentliche Dienstleistungen zu investieren“. Die meisten öffentlichen Dienstleistungen - Bildung, Gesundheit usw. – würden heute von humanitären Organisationen erbracht; die Regierung bekomme zwar Gelder, investiere aber nichts zugunsten der Bevölkerung. „Der Papst hat die einmalige Gelegenheit, als jemand, der weithin respektiert wird, zu betonen, dass die Regierung anfangen muss, sich um ihre Bürger zu kümmern!“
Gibt es denn angesichts dieses düsteren Bildes etwas, das Gosztonyi am Südsudan bewundert? Ja: Die „Widerstandsfähigkeit“ der Menschen.
Trotz allem weitermachen
„Wenn man zum Beispiel die furchtbaren Bedingungen in den Schulen im Südsudan sieht, dann fragt man sich doch, wozu man Kinder überhaupt zur Schule schicken soll. Und trotzdem nehmen die Menschen im Südsudan große Mühen auf sich, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit sie eine bessere Zukunft und ein besseres Leben haben.“
Die Menschen machten weiter, sie seien hartnäckig, so schwierig ihre Lage auch sei. „Sie schaffen es kaum, jeden Tag etwas zu essen auf dem Teller zu haben – und trotzdem machen sie weiter, und zwar oft auf eine fröhliche Art und Weise.“
(vatican news)
Südsudan – das Land, das Franziskus ab diesem Freitag als erster Papst bereist – sticht statistisch aus der Reihe der afrikanischen Staaten heraus. Zum einen, weil es Afrikas jüngster Staat ist. Zum anderen, weil es auch sein ärmster ist.
Linda Bordoni und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt
Der Gast aus Rom blickt in diesen Tagen in einen Zerrspiegel, in dem noch einmal das alte, problembehaftete Afrika sichtbar wird: Gewalt, Massaker, Korruption sind da zu sehen. Kann Franziskus da mit seiner dreitägigen Visite etwas bewirken? Miklos Gosztonyi antwortet: Ja, durchaus.
Gosztonyi ist ein politischer Analyst und humanitärer Experte mit langjähriger Erfahrung im Südsudan. Im Interview mit uns erklärt er, man müsse zweierlei wissen, um das Land zu verstehen. Das erste sei die Tatsache, dass der Südsudan, als er 2011 unabhängig wurde, schon 22 Jahre Bürgerkrieg gegen die Zentralregierung in Khartum hinter sich gehabt habe. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1956 habe die Regierung des Sudan versucht, Arabisch als Sprache und den Islam als Religion durchzusetzen – auch im südlichen Landesteil, der vor allem christlich geprägt ist.
Christentum hat besondere Bedeutung
„Das Christentum war der Klebstoff“
„Das Christentum war die Kraft oder der Klebstoff, der alle verschiedenen Gruppen im Süden gegen die Regierung im Norden zusammengehalten hat. Daher hat das Christentum eine besondere Bedeutung im Südsudan; und daher wird der Besuch des Papstes nicht nur für die Katholiken sehr wichtig sein, sondern wohl für die Christen im Allgemeinen.
Der zweite Aspekt, der zu berücksichtigen sei, bestehe darin, „dass sich die Dinge im Südsudan seit der Unabhängigkeit nicht so entwickelt haben, wie die Menschen das erwartet hatten. Auch noch nach dem Ende des Bürgerkriegs, der 2013 ausgebrochen und „extrem brutal“ war, gebe es noch zahlreiche lokale Konflikte in vielen Teilen des Landes. Und zu der Gewalt komme eine „äußerst ernste humanitäre Situation“, die mehr als zwei Drittel der Bevölkerung betreffe.
Moment der Freude - trotz Gewalt und humanitärer Not
„Endlich einmal Luft, Sauerstoff“
„Ich würde sagen, dass der Besuch des Papstes für die Bevölkerung, die sehr viel zu kämpfen hat, endlich einmal Luft, Sauerstoff und Freude bedeuten wird! Unabhängig davon, wie man zu religiösen Fragen steht, ist dies der wichtigste Besuch von außen, den das Land seit seiner Unabhängigkeit erlebt hat.“
Mit dieser Tatsache verknüpften sich Erwartungen an die internationale Gemeinschaft, sagt Gosztonyi. Der Südsudan drängt ins Rampenlicht der launischen internationalen Aufmerksamkeit: „Denn es ist eine der größten Herausforderungen, dass das Land weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Dabei hat es 2011, im Moment der Unabhängigkeit, zunächst sehr im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Und auch vorher schon: 2005, als die Rebellen im Süden ein Friedensabkommen mit der Regierung in Khartum abgeschlossen haben.“
Erwartungen an die internationale Gemeinschaft
Dieses von der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) und der sudanesischen Regierung unterzeichnete, umfassende Friedensabkommen setzte damals dem 2. Sudanesischen Bürgerkrieg ein Ende; es vereinbarte Demokratie für den Südsudan, eine Teilung der Öleinnahmen zwischen Nord und Süd und den Zeitplan für ein südsudanesisches Unabhängigkeitsreferendum, das 2011 tatsächlich Wirklichkeit wurde.
Dieser Friedensprozess war von der internationalen Gemeinschaft begleitet worden. Doch nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 kippte der inzwischen unabhängige Südsudan dann weitgehend aus dem internationalen Blickfeld heraus, so Gosztonyi. „Vor allem auf politischer Ebene hat das Land damit zu kämpfen, die internationale Aufmerksamkeit, den Fokus und das Engagement aufrechtzuerhalten. Viele Menschen im Land hoffen darum, dass der Besuch des Papstes dem Südsudan wieder mehr Aufmerksamkeit verschafft.“
Wenn der Papst die Ex-Rebellen an ihre früheren Ideale erinnern soll...
Der Polit-Analyst glaubt außerdem, dass die Anwesenheit von Papst Franziskus viel dazu beitragen kann, um die Führung des Landes unter Druck zu setzen, damit sie mehr für das Gemeinwohl tut.
„Wenn wir uns die Geschichte des Landes anschauen – als die Rebellen der SPLM 1983 den Bürgerkrieg begannen, war ihre Botschaft die, historisches Unrecht an den Menschen im Südsudan ungeschehen zu machen. Das war also ein Kampf gegen die Tatsache, dass die Regierung in Khartum sie unterdrückte und überhaupt nicht in die wirtschaftliche Entwicklung des Südens investierte. Die Ironie der Geschichte besteht nun darin, dass die SPLM nach ihrer Machtübernahme 2005 und seit ihrer Unabhängigkeit 2011 genau das Gleiche getan hat, was Khartum der südlichen Bevölkerung angetan hat. Die Menschen werden immer noch von ihrer eigenen Regierung zutiefst vernachlässigt, unterdrückt und in vielen Fällen sogar getötet.“
Friedenspilger Franziskus soll die früheren Rebellen, die längst in Amt und Würden aufgestiegen sind, also an die hehren Ideale erinnern, für die sie 1983 zu den Waffen gegriffen hatten. Das ist eine weitere Ironie der Geschichte. „Es geht darum, Veränderungen herbeizuführen, die Wirtschaft zu entwickeln, die Menschenrechte zu achten und gute Regierungsführung in den Mittelpunkt des politischen Lebens zu stellen.“
„Der Papst hat die einmalige Gelegenheit, zu betonen, dass die Regierung anfangen muss, sich um ihre Bürger zu kümmern“
Es sei kaum zu fassen, dass die Regierung sich „anscheinend überhaupt nicht darum kümmert, in öffentliche Dienstleistungen zu investieren“. Die meisten öffentlichen Dienstleistungen - Bildung, Gesundheit usw. – würden heute von humanitären Organisationen erbracht; die Regierung bekomme zwar Gelder, investiere aber nichts zugunsten der Bevölkerung. „Der Papst hat die einmalige Gelegenheit, als jemand, der weithin respektiert wird, zu betonen, dass die Regierung anfangen muss, sich um ihre Bürger zu kümmern!“
Gibt es denn angesichts dieses düsteren Bildes etwas, das Gosztonyi am Südsudan bewundert? Ja: Die „Widerstandsfähigkeit“ der Menschen.
Trotz allem weitermachen
„Wenn man zum Beispiel die furchtbaren Bedingungen in den Schulen im Südsudan sieht, dann fragt man sich doch, wozu man Kinder überhaupt zur Schule schicken soll. Und trotzdem nehmen die Menschen im Südsudan große Mühen auf sich, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit sie eine bessere Zukunft und ein besseres Leben haben.“
Die Menschen machten weiter, sie seien hartnäckig, so schwierig ihre Lage auch sei. „Sie schaffen es kaum, jeden Tag etwas zu essen auf dem Teller zu haben – und trotzdem machen sie weiter, und zwar oft auf eine fröhliche Art und Weise.“
(vatican news)
Klavierspielerin2 03.02.2023 17:54
Reaktionen zur Afrikareise des Papstes: „Apostel des Friedens“
Papst Franziskus‘ Botschaft der Versöhnung ist im Kongo und auch in der ehemaligen Kolonialmacht Belgien positiv aufgenommen worden. Gelobt wurden vor allem seine „klaren“ und „richtigen Worte“ an die überwiegend junge Bevölkerung, die er zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ermutigte. Im Südsudan stiegen derweil die Erwartungen.
Vor Zehntausenden Jugendlichen in einem Stadion der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa hat sich Papst Franziskus am Donnerstag gegen Korruption und für Frieden und Versöhnung ausgesprochen. Das kam bei den Medien des afrikanischen Landes gut an.
Er habe seine Botschaft „klar und ohne Umschweife“ übermittelt, schreibt die Zeitung „Le Potentiel“. Franziskus habe seit seiner Wahl „besonderes Augenmerk auf die Jugend“ gelegt, lobt die Zeitung „La Reference Plus“. Im Kongo bekomme dies eine neue Bedeutung; dort sind laut Weltbank 47 Prozent der Einwohner jünger als 15 Jahre. Entsprechend sei der Papst beim Einzug ins Stadion „wie ein Rockstar“ empfangen worden, so der Sender „France24“.
Kongo: Apostel des Friedens und der Versöhnung
„Jetzt sind wir an der Reihe“
Die Zeitung „Forum des As“ überrascht ihre Leser zu Ehren des Papstbesuchs mit einem „Hauch Latein“: „Nunc laborare oportet“ – „Jetzt müssen wir arbeiten“, schreibt das Blatt und ruft die Kongolesen auf, die „Helden ihres eigenen Kampfes“ zu werden. Der Papst habe die richtigen Worte gegen die Gräuel im Ostkongo gefunden. Damit habe er „seinen Teil erfüllt“.
Während die „Pilgerreise des Friedens“ im Kongo an diesem Freitagmorgen ende, hätten seine Ansprachen großen Anklang in der Öffentlichkeit gefunden, berichtet der Staatssender RTNC. Auch nach Einschätzung des Blattes „Le Phare“ hat der Papst es geschafft, sich als „Apostel des Friedens und der Versöhnung“ zu positionieren: „Mit seiner Botschaft von Frieden und Trost hat er die richtigen Worte für ein Volk gefunden, das unter dem Horror eines ungerechten Krieges leidet.“
Belgien: Afrika zurück in die Nachrichten bringen
Auch in der ehemaligen Kolonialmacht Belgien begrüßte man den Auftritt des Papstes in der Demokratischen Republik Kongo. Kongolesische Medien zitierten am Freitag den ehemaligen Präsidenten der belgischen Abgeordnetenkammer, Andre Flahaut: „Papst Franziskus hat die richtigen Worte gefunden, um Afrika zurück in die Nachrichten zu bringen und vor der Tragödie im Ostkongo zu warnen“, so der Politiker.
Belgiens Herrschaft in „Belgisch-Kongo“ endete 1960. Vor Beginn der offiziellen Kolonialherrschaft ab 1908 hatte König Leopold II. das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo als Privatbesitz ausgebeutet. Experten vermuten, dass zwischen acht und zehn Millionen Menschen unter seinem Regiment ums Leben kamen. Die Auswirkungen der Schreckensherrschaft sind laut Experten bis heute spürbar. Zu Wochenbeginn betonte Belgiens König Philippe, er wolle weiterhin mit der Regierung in Brüssel zusammenarbeiten, um den Konflikt im Ostkongo zu beenden. Flahaut nannte diese und Papst Franziskus' Äußerungen „positiv“ für Afrika im Allgemeinen und speziell für den Kongo.
Südsudan: Vorbereitung laufen
Im Südsudan berichtete der Staatssender SSBC von den Vorbereitungen am John-Garang-Mausoleum, wo am Samstag ein Ökumenisches Gebet mit dem Papst stattfindet. Das Mausoleum ist nach Südsudans Staatsvater und Unabhängigkeitshelden benannt. Am Samstag würden für das Gebet „Tausende Gläubige“ erwartet, so SSBC.
Das „Catholic Radio Network“ widmet dem Bischof von Rumbek, Christian Carlassare, einen Artikel: Der italienische Geistliche hatte mit mehr als 80 Pilgern einen 400 Kilometer langen Fußmarsch nach Juba zurückgelegt. Damit wollte er die „Bedeutung von Einigkeit, Zusammenleben und geistlicher Liebe“ hervorheben, heißt es. In diesem Zusammenhang herrsche in der jüngsten Nation der Welt dringend Aufholbedarf, mahnt der Sender EyeRadio. Er berichtet von einem Massaker im südlichen Bezirk Kajo-Keji, dem offenbar ein Streit um Vieh vorausging. Bei dem Angriff am Donnerstag wurden 20 Menschen getötet.
(kna – pr)
Papst Franziskus‘ Botschaft der Versöhnung ist im Kongo und auch in der ehemaligen Kolonialmacht Belgien positiv aufgenommen worden. Gelobt wurden vor allem seine „klaren“ und „richtigen Worte“ an die überwiegend junge Bevölkerung, die er zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ermutigte. Im Südsudan stiegen derweil die Erwartungen.
Vor Zehntausenden Jugendlichen in einem Stadion der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa hat sich Papst Franziskus am Donnerstag gegen Korruption und für Frieden und Versöhnung ausgesprochen. Das kam bei den Medien des afrikanischen Landes gut an.
Er habe seine Botschaft „klar und ohne Umschweife“ übermittelt, schreibt die Zeitung „Le Potentiel“. Franziskus habe seit seiner Wahl „besonderes Augenmerk auf die Jugend“ gelegt, lobt die Zeitung „La Reference Plus“. Im Kongo bekomme dies eine neue Bedeutung; dort sind laut Weltbank 47 Prozent der Einwohner jünger als 15 Jahre. Entsprechend sei der Papst beim Einzug ins Stadion „wie ein Rockstar“ empfangen worden, so der Sender „France24“.
Kongo: Apostel des Friedens und der Versöhnung
„Jetzt sind wir an der Reihe“
Die Zeitung „Forum des As“ überrascht ihre Leser zu Ehren des Papstbesuchs mit einem „Hauch Latein“: „Nunc laborare oportet“ – „Jetzt müssen wir arbeiten“, schreibt das Blatt und ruft die Kongolesen auf, die „Helden ihres eigenen Kampfes“ zu werden. Der Papst habe die richtigen Worte gegen die Gräuel im Ostkongo gefunden. Damit habe er „seinen Teil erfüllt“.
Während die „Pilgerreise des Friedens“ im Kongo an diesem Freitagmorgen ende, hätten seine Ansprachen großen Anklang in der Öffentlichkeit gefunden, berichtet der Staatssender RTNC. Auch nach Einschätzung des Blattes „Le Phare“ hat der Papst es geschafft, sich als „Apostel des Friedens und der Versöhnung“ zu positionieren: „Mit seiner Botschaft von Frieden und Trost hat er die richtigen Worte für ein Volk gefunden, das unter dem Horror eines ungerechten Krieges leidet.“
Belgien: Afrika zurück in die Nachrichten bringen
Auch in der ehemaligen Kolonialmacht Belgien begrüßte man den Auftritt des Papstes in der Demokratischen Republik Kongo. Kongolesische Medien zitierten am Freitag den ehemaligen Präsidenten der belgischen Abgeordnetenkammer, Andre Flahaut: „Papst Franziskus hat die richtigen Worte gefunden, um Afrika zurück in die Nachrichten zu bringen und vor der Tragödie im Ostkongo zu warnen“, so der Politiker.
Belgiens Herrschaft in „Belgisch-Kongo“ endete 1960. Vor Beginn der offiziellen Kolonialherrschaft ab 1908 hatte König Leopold II. das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo als Privatbesitz ausgebeutet. Experten vermuten, dass zwischen acht und zehn Millionen Menschen unter seinem Regiment ums Leben kamen. Die Auswirkungen der Schreckensherrschaft sind laut Experten bis heute spürbar. Zu Wochenbeginn betonte Belgiens König Philippe, er wolle weiterhin mit der Regierung in Brüssel zusammenarbeiten, um den Konflikt im Ostkongo zu beenden. Flahaut nannte diese und Papst Franziskus' Äußerungen „positiv“ für Afrika im Allgemeinen und speziell für den Kongo.
Südsudan: Vorbereitung laufen
Im Südsudan berichtete der Staatssender SSBC von den Vorbereitungen am John-Garang-Mausoleum, wo am Samstag ein Ökumenisches Gebet mit dem Papst stattfindet. Das Mausoleum ist nach Südsudans Staatsvater und Unabhängigkeitshelden benannt. Am Samstag würden für das Gebet „Tausende Gläubige“ erwartet, so SSBC.
Das „Catholic Radio Network“ widmet dem Bischof von Rumbek, Christian Carlassare, einen Artikel: Der italienische Geistliche hatte mit mehr als 80 Pilgern einen 400 Kilometer langen Fußmarsch nach Juba zurückgelegt. Damit wollte er die „Bedeutung von Einigkeit, Zusammenleben und geistlicher Liebe“ hervorheben, heißt es. In diesem Zusammenhang herrsche in der jüngsten Nation der Welt dringend Aufholbedarf, mahnt der Sender EyeRadio. Er berichtet von einem Massaker im südlichen Bezirk Kajo-Keji, dem offenbar ein Streit um Vieh vorausging. Bei dem Angriff am Donnerstag wurden 20 Menschen getötet.
(kna – pr)
Klavierspielerin2 03.02.2023 17:56
Papst im Südsudan: „Krönung der Anstrengungen"
Eine Ermutigung für die zahlreichen Kriegsopfer und Binnenvertriebenen und ein Signal der Einheit erhoffen sich Kirchen- und Religionsvertreter von Franziskus' Besuch im Südsudan. Franziskus setzte an diesem Freitag als erster Papst seinen Fuß auf südsudanesischen Boden.
Am Samstag trifft Papst Franziskus Konfliktvertriebene in Südsudans Hauptstadt Juba. Beobachter erwarten ein Signal der Hoffnung: Der Papst könne die Botschaft senden, „dass die Welt sich um das Leid der Südsudanesen kümmert“, sagte der Bürgeraktivist Festo Bali Christopher in Juba der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Land brauche „heute Frieden, nicht erst morgen“.
Gemeinsamer Fahrplan für die Zukunft?
Priester Samuel Abe Joseph, Koordinator des Papstbesuchs, kündigte an, dass Franziskus den Gewaltopfern neuen Mut mache. Zudem werde er sie wohl ermutigen, „das Leid zu vergeben, das ihnen angetan wurde“.
„Der Papst sollte den Vertriebenen versichern, dass sie keine Opfer sind“
Auf einen Fahrplan Richtung gemeinsame Zukunft hofft auch Emmanuel Taban. Der Südsudanese floh 1994 aus seiner Heimat nach Südafrika, wo er heute als Arzt arbeitet. Er ist überzeugt: „Der Papst sollte den Vertriebenen versichern, dass sie keine Opfer sind - sondern unbezwungen. Dass Gott einen Plan für sie hat, sie aus dem Leid aufstehen und Großes vollbringen können.“
Verschiedene Religionen begrüßen den Papstbesuch
Die muslimische Vertretung im Südsudan lobte den Einsatz von Papst Franziskus für die jüngste Nation der Welt. Der Besuch des katholischen Oberhaupts sei die „Krönung der Anstrengungen", die Franziskus bisher für Frieden und Versöhnung des Landes unternommen habe, zitiert der Sender „EyeRadio“ den Generalsekretär des Islamischen Rates, Abdallah Baraj Rwal . Er begrüße den historischen Besuch im Namen aller Muslime im Südsudan.
„Christen begrüßen die ökumenische Friedenspilgerfahrt ebenso wie Muslime und Anhänger von Naturreligionen“
Knapp über sechs Prozent der elf Millionen Südsudanesen bekennen sich zum Islam. Damit bilden Muslime die drittgrößte Glaubensgemeinschaft nach Christen (61 Prozent) und Anhängern von Naturreligionen (33 Prozent). Neben dem Islamführer Baraj sieht auch der Koordinator des Papstbesuchs in Juba, Pater Abe Joseph, ein verbindendes Element in dem Großereignis: „Christen begrüßen die ökumenische Friedenspilgerfahrt ebenso wie Muslime und Anhänger von Naturreligionen“, sagte Priester Samuel Abe Joseph.
Binnenvertriebene sind Gefangene im eigenen Land
Kurz vor der Ankunft des Papstes am Freitag berichtete der Bischof von Rumbek, Christian Carlassare, von seiner früheren Arbeit mit Vertriebenen. Eine seiner Gemeinden musste 2013 vor Kämpfern einer verfeindeten Volksgruppe fliehen. „Es begann als Notsituation, trotzdem können sie bis heute kein neues Leben beginnen“, berichtete der Italiener. Die Binnenvertriebenen sehen sich nach Carlassares Worten als „Gefangene im eigenen Land“.
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt wurde der Südsudan 2011 unabhängig vom Sudan. Zwei Jahre später brach in der jüngsten Nation der Welt ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt. Ein bewaffneter Konflikt um Vieh forderte am Donnerstag im Bundesstaat Central Equatoria mindestens 20 Tote. Die Behörden sprachen von einem barbarischen Angriff auf unbewaffnete Zivilisten.
(kna – pr)
Eine Ermutigung für die zahlreichen Kriegsopfer und Binnenvertriebenen und ein Signal der Einheit erhoffen sich Kirchen- und Religionsvertreter von Franziskus' Besuch im Südsudan. Franziskus setzte an diesem Freitag als erster Papst seinen Fuß auf südsudanesischen Boden.
Am Samstag trifft Papst Franziskus Konfliktvertriebene in Südsudans Hauptstadt Juba. Beobachter erwarten ein Signal der Hoffnung: Der Papst könne die Botschaft senden, „dass die Welt sich um das Leid der Südsudanesen kümmert“, sagte der Bürgeraktivist Festo Bali Christopher in Juba der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Land brauche „heute Frieden, nicht erst morgen“.
Gemeinsamer Fahrplan für die Zukunft?
Priester Samuel Abe Joseph, Koordinator des Papstbesuchs, kündigte an, dass Franziskus den Gewaltopfern neuen Mut mache. Zudem werde er sie wohl ermutigen, „das Leid zu vergeben, das ihnen angetan wurde“.
„Der Papst sollte den Vertriebenen versichern, dass sie keine Opfer sind“
Auf einen Fahrplan Richtung gemeinsame Zukunft hofft auch Emmanuel Taban. Der Südsudanese floh 1994 aus seiner Heimat nach Südafrika, wo er heute als Arzt arbeitet. Er ist überzeugt: „Der Papst sollte den Vertriebenen versichern, dass sie keine Opfer sind - sondern unbezwungen. Dass Gott einen Plan für sie hat, sie aus dem Leid aufstehen und Großes vollbringen können.“
Verschiedene Religionen begrüßen den Papstbesuch
Die muslimische Vertretung im Südsudan lobte den Einsatz von Papst Franziskus für die jüngste Nation der Welt. Der Besuch des katholischen Oberhaupts sei die „Krönung der Anstrengungen", die Franziskus bisher für Frieden und Versöhnung des Landes unternommen habe, zitiert der Sender „EyeRadio“ den Generalsekretär des Islamischen Rates, Abdallah Baraj Rwal . Er begrüße den historischen Besuch im Namen aller Muslime im Südsudan.
„Christen begrüßen die ökumenische Friedenspilgerfahrt ebenso wie Muslime und Anhänger von Naturreligionen“
Knapp über sechs Prozent der elf Millionen Südsudanesen bekennen sich zum Islam. Damit bilden Muslime die drittgrößte Glaubensgemeinschaft nach Christen (61 Prozent) und Anhängern von Naturreligionen (33 Prozent). Neben dem Islamführer Baraj sieht auch der Koordinator des Papstbesuchs in Juba, Pater Abe Joseph, ein verbindendes Element in dem Großereignis: „Christen begrüßen die ökumenische Friedenspilgerfahrt ebenso wie Muslime und Anhänger von Naturreligionen“, sagte Priester Samuel Abe Joseph.
Binnenvertriebene sind Gefangene im eigenen Land
Kurz vor der Ankunft des Papstes am Freitag berichtete der Bischof von Rumbek, Christian Carlassare, von seiner früheren Arbeit mit Vertriebenen. Eine seiner Gemeinden musste 2013 vor Kämpfern einer verfeindeten Volksgruppe fliehen. „Es begann als Notsituation, trotzdem können sie bis heute kein neues Leben beginnen“, berichtete der Italiener. Die Binnenvertriebenen sehen sich nach Carlassares Worten als „Gefangene im eigenen Land“.
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt wurde der Südsudan 2011 unabhängig vom Sudan. Zwei Jahre später brach in der jüngsten Nation der Welt ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt. Ein bewaffneter Konflikt um Vieh forderte am Donnerstag im Bundesstaat Central Equatoria mindestens 20 Tote. Die Behörden sprachen von einem barbarischen Angriff auf unbewaffnete Zivilisten.
(kna – pr)
Klavierspielerin2 04.02.2023 10:20
Wortlaut: Erste Rede von Papst Franziskus im Südsudan
Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus kurz nach seiner Ankunft in der Hauptstadt des Südsudan, Juba, vor Politikern, Diplomaten und Vertretern von Kultur und Gesellschaft gehalten hat. Frei gesprochene Ergänzungen wurden in einer Arbeitsübersetzung eingefügt.
LESEN SIE AUCH
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
Auf der Vatican Hompage nach zu hören.
Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus kurz nach seiner Ankunft in der Hauptstadt des Südsudan, Juba, vor Politikern, Diplomaten und Vertretern von Kultur und Gesellschaft gehalten hat. Frei gesprochene Ergänzungen wurden in einer Arbeitsübersetzung eingefügt.
LESEN SIE AUCH
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
Auf der Vatican Hompage nach zu hören.
Klavierspielerin2 04.02.2023 10:23
Südsudan: Papst bittet Kirchenleute um Teamgeist
Kirchenleute müssen nicht perfekt organisiert sein, aber sie müssen an der Seite ihres Volkes gehen und sich die Hände für die Menschen schmutzig machen. Und sie müssen im Südsudan besser zusammenarbeiten. Darum hat sie Papst Franziskus bei einer Begegnung am Samstag in der südsudanesischen Hauptstadt Juba gebeten.
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die Bischöfe, Ordensleute, Priester, Diakone und Seminaristen von Sudan und Südsudan waren in der Kathedrale von Juba zusammengekommen, um Franziskus zu begegnen; er ist der erste Papst im bitterarmen Südsudan, der 2011 vom mehrheitlich muslimischen Sudan unabhängig geworden war. Die beiden Länder haben zusammen eine Bischofskonferenz. Vorsitzender ist Bischof Yunan Tombe Trille Kuku Andali von El Obeid im Sudan.
Ehe Franziskus sprach, erzählten ein sudanesischer Priester und eine südsudanesische Schwester aus der Realität der Kirche im Land. Die Ordensfrau, Regina Achan, schilderte den tragischen Tod zweier Mitschwestern vor gerade eineinhalb Jahren, sie waren auf dem Heimweg von einem kirchlichen Fest in einer Hinterhalt geraten.
„Vor dem Guten Hirten verstehen wir, dass wir keine Stammesführer sind“
Die (süd)sudanesischen Kirchenleute sollten sich fragen, was genau es eigentlich heiße, „ Diener Gottes in einer Geschichte zu sein, die von Krieg, Hass, Gewalt und Armut durchzogen ist“, so Franziskus. Er empfahl zunächst eine Haltung der Fügsamkeit Gott gegenüber. Die Antwort auf die Leiden und Nöte der Menschen sei nicht in menschlichen Mitteln „wie Geld, List und Macht“ zu finden, sondern in Offenheit für die Weisungen Gottes – nur von ihm her lasse sich das jeweilige kirchliche Amt recht begreifen. „Vor dem Guten Hirten verstehen wir, dass wir keine Stammesführer sind, sondern mitfühlende und barmherzige Hirten; keine Herren des Volkes, sondern Diener, die sich bücken, um unseren Brüdern und Schwestern die Füße zu waschen; keine weltliche Organisation, die irdische Güter verwaltet, sondern die Gemeinschaft der Kinder Gottes.“
LESEN SIE AUCH
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
Südsudan: Was kann der Papst bewirken?
Wirklich auf der Seite der Menschen stehen
Wirklich auf der Seite der Menschen stehen: Das war der zweite Ratschlag, den der Papst den katholischen Kirchenleuten im Südsudan und im Sudan mitgab. Sie seien dazu aufgefordert, die „Kunst des ,Mittendringehens´ zu entwickeln: inmitten von Leid und Tränen, inmitten des Hungers nach Gott und des Durstes nach Liebe der Brüder und Schwestern. Unsere erste Verpflichtung besteht nicht darin, eine perfekt organisierte Kirche zu sein, sondern eine Kirche, die im Namen Christi inmitten des vom Volk durchlittenen Lebens steht und sich die Hände für die Menschen schmutzig macht.“
„Es ist sehr traurig, wenn die Hirten nicht zur Gemeinschaft fähig sind“
Franziskus rief ausdrücklich zur Zusammenarbeit auf. „Ich möchte dieses wichtige Wort wiederholen: gemeinsam. Bischöfe und Priester, Priester und Diakone, Hirten und Seminaristen, geweihte Amtsträger und Ordensleute – und dabei immer den Respekt für die wunderbare Besonderheit des Ordenslebens zu hegen. Bemühen wir uns darum, unter uns die Versuchung des Individualismus und der Partikularinteressen zu überwinden. Es ist sehr traurig, wenn die Hirten nicht zur Gemeinschaft fähig sind, nicht zusammenarbeiten können, sich sogar gegenseitig ignorieren! Lasst uns gegenseitigen Respekt, Nähe und konkrete Zusammenarbeit pflegen.“
Stammeskonflikte auch in der Kirche
Konflikte zwischen den Angehörigen verschiedener Ethnien kommen im jüngsten Staat Afrikas häufig vor und verschonen auch die Kirche nicht. Die beiden größten Volksgruppen im Land sind Dinka und Nuer, die zusammen etwa die Hälfte der Bevölkerung stellen. Auf der Ebene der Religionszugehörigkeit bekennt sich ebenfalls etwa die Hälfte der Bevölkerung zum katholischen Glauben, doch auch Anglikaner, Presbyterianer und andere protestantische Konfessionen sind zahlreich vertreten. Etwa ein Drittel der Menschen im Südsudan hängen traditionellen afrikanischen Religionen an, einigen Quellen zufolge stellen sie sogar die Mehrheit.
Besonderer Geist der Ökumene
LESEN SIE AUCH
Südsudan: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“
03/02/2023
Südsudan: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“
27/01/2023
Nuntius im Südsudan: Wenn nicht der Papst, wer dann?
Eine Trennung zwischen den offiziellen Kirchen im Südsudan wird in der Praxis aber nicht empfunden. Das Leid und die Sehnsucht der Menschen nach Stabilität und Frieden „übersteigt sozusagen die Identitäten der verschiedenen Kirchen", sagte uns der Nuntius im Südsudan, Erzbischof Hubertus van Megen. „In diesem Sinn sind die Kirchen im Südsudan eins und arbeiten zusammen für das Volk.“
Die Verfassung des Südsudan erkennt ausdrücklich die Gleichheit der Konfessionen und die Freiheit der Religionsausübung an. Mehrfach haben politische Führer nach der Unabhängigkeit von 2011 die Unterstützung der Kirchen für den Frieden und den Aufbau der Nation gewürdigt und ihren Beitrag zum menschlichen, sozialen und zivilen Wachstum der südsudanesischen Gesellschaft gelobt. Allerdings versuchten südsudanesische Behörden fallweise, die Stimme der Kirche einzuschränken, wenn sie unbequem war. So mussten 2014 einige katholische Radiostationen vorübergehend schließen, weil sie sich angeblich in die politischen Angelegenheiten des Landes einmischten. Die Sender hatten über den 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg berichtet.
Engagement der Kirche für Frieden im Südsudan
Das Thema Frieden spielt eine große Rolle in den christlichen Kirchen im Südsudan. Mit diesem Anliegen arbeiten sie im Südsudanesischen Kirchenrat (Sscc) zusammen. Dieser gilt als eine der wenigen nationalen Institutionen, die sich konsequent für die Versöhnung einsetzen und dabei die solidarische Unterstützung der anderen Kirchen in Afrika und der ganzen Welt sowie des Heiligen Stuhls genießen.
In den vergangenen Jahren haben Bischöfe, Missionare und andere christliche Führungspersönlichkeiten immer wieder die dramatische humanitäre Lage infolge von Krieg und Hunger angeprangert. Unzählige Appelle für Frieden und Versöhnung ergingen an die Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft. So rief im Juli 2017, am sechsten Jahrestag der Unabhängigkeit, der Vorsitzenden der sudanesischen Bischofskonferenz (Scbc) Bischof Edward Hiiboro Kussala zu einem vollständigen Waffenstillstand, zur Unterstützung des von Präsident Salva Kiir vorgeschlagenen nationalen Dialogs und zum unablässigen Gebet für den Frieden auf.
Einsatz für Versöhnung
Das Engagement der christlichen Gemeinschaft für Versöhnung findet auf verschiedenen Ebenen statt. Eine davon ist die Mediation, an der die Ortskirchen seit den Anfangsjahren des neuen Staates beteiligt sind. Im Jahr 2013 berief Präsident Salva Kiir den emeritierten Bischof von Torit, Paride Taban, und den anglikanischen Erzbischof Daniel Deng Bul an die Spitze eines neuen Ausschusses, der den nationalen Versöhnungsprozess fördern sollte. Bei diesen Vermittlungsprozessen erfahren die Kirchen Unterstützung von außen, etwa in Form der „Rom-Initiative". Dieser parallele Friedensprozess, den die Gemeinschaft Sant'Egidio seit 2020 betreibt, versucht auch Oppositionsbewegungen an den Verhandlungstisch zu bringen, die das revitalisierte Friedensabkommen von 2018 nicht unterzeichnet haben.
Von den 14 Millionen Menschen im Südsudan sind zwei Millionen Binnenflüchtlinge, also Vertriebene im eigenen Land. Auch bei der humanitären Hilfe für sie engagieren sich die sudanesischen Kirchen stark. Mit einigen dieser Binnenflüchtlinge wollte sich Papst Franziskus noch am Freitag in Juba treffen. Auch ausländische Priester und Ordensleute helfen bei der Betreuung der Vertriebenen und stellen ihre Hilfe ganzheitlich auf. Denn Armut, fehlende Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen und die Geißel der Kindersoldaten gelten als die größten Hindernisse für den Frieden im Südsudan.
(vatican news – gs)
Kirchenleute müssen nicht perfekt organisiert sein, aber sie müssen an der Seite ihres Volkes gehen und sich die Hände für die Menschen schmutzig machen. Und sie müssen im Südsudan besser zusammenarbeiten. Darum hat sie Papst Franziskus bei einer Begegnung am Samstag in der südsudanesischen Hauptstadt Juba gebeten.
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die Bischöfe, Ordensleute, Priester, Diakone und Seminaristen von Sudan und Südsudan waren in der Kathedrale von Juba zusammengekommen, um Franziskus zu begegnen; er ist der erste Papst im bitterarmen Südsudan, der 2011 vom mehrheitlich muslimischen Sudan unabhängig geworden war. Die beiden Länder haben zusammen eine Bischofskonferenz. Vorsitzender ist Bischof Yunan Tombe Trille Kuku Andali von El Obeid im Sudan.
Ehe Franziskus sprach, erzählten ein sudanesischer Priester und eine südsudanesische Schwester aus der Realität der Kirche im Land. Die Ordensfrau, Regina Achan, schilderte den tragischen Tod zweier Mitschwestern vor gerade eineinhalb Jahren, sie waren auf dem Heimweg von einem kirchlichen Fest in einer Hinterhalt geraten.
„Vor dem Guten Hirten verstehen wir, dass wir keine Stammesführer sind“
Die (süd)sudanesischen Kirchenleute sollten sich fragen, was genau es eigentlich heiße, „ Diener Gottes in einer Geschichte zu sein, die von Krieg, Hass, Gewalt und Armut durchzogen ist“, so Franziskus. Er empfahl zunächst eine Haltung der Fügsamkeit Gott gegenüber. Die Antwort auf die Leiden und Nöte der Menschen sei nicht in menschlichen Mitteln „wie Geld, List und Macht“ zu finden, sondern in Offenheit für die Weisungen Gottes – nur von ihm her lasse sich das jeweilige kirchliche Amt recht begreifen. „Vor dem Guten Hirten verstehen wir, dass wir keine Stammesführer sind, sondern mitfühlende und barmherzige Hirten; keine Herren des Volkes, sondern Diener, die sich bücken, um unseren Brüdern und Schwestern die Füße zu waschen; keine weltliche Organisation, die irdische Güter verwaltet, sondern die Gemeinschaft der Kinder Gottes.“
LESEN SIE AUCH
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
„Südsudan braucht stabile Entwicklung, nicht ständige Rückfälle“
03/02/2023
Südsudan: Was kann der Papst bewirken?
Wirklich auf der Seite der Menschen stehen
Wirklich auf der Seite der Menschen stehen: Das war der zweite Ratschlag, den der Papst den katholischen Kirchenleuten im Südsudan und im Sudan mitgab. Sie seien dazu aufgefordert, die „Kunst des ,Mittendringehens´ zu entwickeln: inmitten von Leid und Tränen, inmitten des Hungers nach Gott und des Durstes nach Liebe der Brüder und Schwestern. Unsere erste Verpflichtung besteht nicht darin, eine perfekt organisierte Kirche zu sein, sondern eine Kirche, die im Namen Christi inmitten des vom Volk durchlittenen Lebens steht und sich die Hände für die Menschen schmutzig macht.“
„Es ist sehr traurig, wenn die Hirten nicht zur Gemeinschaft fähig sind“
Franziskus rief ausdrücklich zur Zusammenarbeit auf. „Ich möchte dieses wichtige Wort wiederholen: gemeinsam. Bischöfe und Priester, Priester und Diakone, Hirten und Seminaristen, geweihte Amtsträger und Ordensleute – und dabei immer den Respekt für die wunderbare Besonderheit des Ordenslebens zu hegen. Bemühen wir uns darum, unter uns die Versuchung des Individualismus und der Partikularinteressen zu überwinden. Es ist sehr traurig, wenn die Hirten nicht zur Gemeinschaft fähig sind, nicht zusammenarbeiten können, sich sogar gegenseitig ignorieren! Lasst uns gegenseitigen Respekt, Nähe und konkrete Zusammenarbeit pflegen.“
Stammeskonflikte auch in der Kirche
Konflikte zwischen den Angehörigen verschiedener Ethnien kommen im jüngsten Staat Afrikas häufig vor und verschonen auch die Kirche nicht. Die beiden größten Volksgruppen im Land sind Dinka und Nuer, die zusammen etwa die Hälfte der Bevölkerung stellen. Auf der Ebene der Religionszugehörigkeit bekennt sich ebenfalls etwa die Hälfte der Bevölkerung zum katholischen Glauben, doch auch Anglikaner, Presbyterianer und andere protestantische Konfessionen sind zahlreich vertreten. Etwa ein Drittel der Menschen im Südsudan hängen traditionellen afrikanischen Religionen an, einigen Quellen zufolge stellen sie sogar die Mehrheit.
Besonderer Geist der Ökumene
LESEN SIE AUCH
Südsudan: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“
03/02/2023
Südsudan: „Seit 2019 hat sich die Lage irgendwie beruhigt“
27/01/2023
Nuntius im Südsudan: Wenn nicht der Papst, wer dann?
Eine Trennung zwischen den offiziellen Kirchen im Südsudan wird in der Praxis aber nicht empfunden. Das Leid und die Sehnsucht der Menschen nach Stabilität und Frieden „übersteigt sozusagen die Identitäten der verschiedenen Kirchen", sagte uns der Nuntius im Südsudan, Erzbischof Hubertus van Megen. „In diesem Sinn sind die Kirchen im Südsudan eins und arbeiten zusammen für das Volk.“
Die Verfassung des Südsudan erkennt ausdrücklich die Gleichheit der Konfessionen und die Freiheit der Religionsausübung an. Mehrfach haben politische Führer nach der Unabhängigkeit von 2011 die Unterstützung der Kirchen für den Frieden und den Aufbau der Nation gewürdigt und ihren Beitrag zum menschlichen, sozialen und zivilen Wachstum der südsudanesischen Gesellschaft gelobt. Allerdings versuchten südsudanesische Behörden fallweise, die Stimme der Kirche einzuschränken, wenn sie unbequem war. So mussten 2014 einige katholische Radiostationen vorübergehend schließen, weil sie sich angeblich in die politischen Angelegenheiten des Landes einmischten. Die Sender hatten über den 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg berichtet.
Engagement der Kirche für Frieden im Südsudan
Das Thema Frieden spielt eine große Rolle in den christlichen Kirchen im Südsudan. Mit diesem Anliegen arbeiten sie im Südsudanesischen Kirchenrat (Sscc) zusammen. Dieser gilt als eine der wenigen nationalen Institutionen, die sich konsequent für die Versöhnung einsetzen und dabei die solidarische Unterstützung der anderen Kirchen in Afrika und der ganzen Welt sowie des Heiligen Stuhls genießen.
In den vergangenen Jahren haben Bischöfe, Missionare und andere christliche Führungspersönlichkeiten immer wieder die dramatische humanitäre Lage infolge von Krieg und Hunger angeprangert. Unzählige Appelle für Frieden und Versöhnung ergingen an die Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft. So rief im Juli 2017, am sechsten Jahrestag der Unabhängigkeit, der Vorsitzenden der sudanesischen Bischofskonferenz (Scbc) Bischof Edward Hiiboro Kussala zu einem vollständigen Waffenstillstand, zur Unterstützung des von Präsident Salva Kiir vorgeschlagenen nationalen Dialogs und zum unablässigen Gebet für den Frieden auf.
Einsatz für Versöhnung
Das Engagement der christlichen Gemeinschaft für Versöhnung findet auf verschiedenen Ebenen statt. Eine davon ist die Mediation, an der die Ortskirchen seit den Anfangsjahren des neuen Staates beteiligt sind. Im Jahr 2013 berief Präsident Salva Kiir den emeritierten Bischof von Torit, Paride Taban, und den anglikanischen Erzbischof Daniel Deng Bul an die Spitze eines neuen Ausschusses, der den nationalen Versöhnungsprozess fördern sollte. Bei diesen Vermittlungsprozessen erfahren die Kirchen Unterstützung von außen, etwa in Form der „Rom-Initiative". Dieser parallele Friedensprozess, den die Gemeinschaft Sant'Egidio seit 2020 betreibt, versucht auch Oppositionsbewegungen an den Verhandlungstisch zu bringen, die das revitalisierte Friedensabkommen von 2018 nicht unterzeichnet haben.
Von den 14 Millionen Menschen im Südsudan sind zwei Millionen Binnenflüchtlinge, also Vertriebene im eigenen Land. Auch bei der humanitären Hilfe für sie engagieren sich die sudanesischen Kirchen stark. Mit einigen dieser Binnenflüchtlinge wollte sich Papst Franziskus noch am Freitag in Juba treffen. Auch ausländische Priester und Ordensleute helfen bei der Betreuung der Vertriebenen und stellen ihre Hilfe ganzheitlich auf. Denn Armut, fehlende Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen und die Geißel der Kindersoldaten gelten als die größten Hindernisse für den Frieden im Südsudan.
(vatican news – gs)
Klavierspielerin2 04.02.2023 10:31
Südsudan: Präsident begnadigt Häftlinge
Präsident Salva Kiir Mayardit hat am Freitag 71 Häftlinge begnadigt. Das berichtete der unabhängige Sender „Radio Tamazuj“. Zuvor hatte er in Juba den Papst und weitere zwei Kirchenvertreter empfangen.
Mit einem Dekret, das in der staatlichen South Sudan Broadcasting Corporation (SSBC) verlesen wurde, begnadigte Kiir 36 Häftlinge im Todestrakt und 35 Häftlinge, die keine Entschädigungen oder Geldstrafen gezahlt hatten. Er wies die Gefängnisbehörden an, die Anordnung entsprechend auszuführen.
Das Staatsoberhaupt nannte keine Gründe für die Begnadigung. Ebenfalls am Freitag hatte Kiir Papst Franziskus, den anglikanischen Erzbischof von Canterbury Justin Welby und den Vorsitzenden der Generalversammlung der Presbyterianischen Kirche von Schottland, Pastor Iain Greenshields, getroffen.
Radio Tamazuj ist ein unabhängiger Radiosender, der im Südsudan und in den südlichen Regionen des Sudan sendet. Dort arbeiten Journalisten verschiedener ethnischer Gruppen zusammen. ,Tamazuj' (Arabisch) lässt sich mit ,Mischung', ,Vielfalt' übersetzen.
(vatican news – pr)
Präsident Salva Kiir Mayardit hat am Freitag 71 Häftlinge begnadigt. Das berichtete der unabhängige Sender „Radio Tamazuj“. Zuvor hatte er in Juba den Papst und weitere zwei Kirchenvertreter empfangen.
Mit einem Dekret, das in der staatlichen South Sudan Broadcasting Corporation (SSBC) verlesen wurde, begnadigte Kiir 36 Häftlinge im Todestrakt und 35 Häftlinge, die keine Entschädigungen oder Geldstrafen gezahlt hatten. Er wies die Gefängnisbehörden an, die Anordnung entsprechend auszuführen.
Das Staatsoberhaupt nannte keine Gründe für die Begnadigung. Ebenfalls am Freitag hatte Kiir Papst Franziskus, den anglikanischen Erzbischof von Canterbury Justin Welby und den Vorsitzenden der Generalversammlung der Presbyterianischen Kirche von Schottland, Pastor Iain Greenshields, getroffen.
Radio Tamazuj ist ein unabhängiger Radiosender, der im Südsudan und in den südlichen Regionen des Sudan sendet. Dort arbeiten Journalisten verschiedener ethnischer Gruppen zusammen. ,Tamazuj' (Arabisch) lässt sich mit ,Mischung', ,Vielfalt' übersetzen.
(vatican news – pr)
Klavierspielerin2 04.02.2023 13:05
Medien zum Papstbesuch: Zukunft der Kirche ist afrikanisch
Am vorletzten Tag der Papstvisite in Ostafrika heben Medien den Enthusiasmus und die Lebendigkeit der Ortskirchen beim Empfang des Papstes hervorgehoben und betonen die Botschaft des Friedens, die Franziskus bei der Begegnung mit den Führern des Südsudan lancierte.
Das Cover der südafrikanischen Wochenzeitschrift „The Continent“ (Samstag) zeigt eine Schar jubelnder Fans, Dutzende Fernsehkameras und mittendrin Franziskus im Papamobil. „Für einen Papst, der eine schnelle moralische Stärkung braucht, gibt es keinen besseren Ort als Kinshasa“, schreibt das Magazin und spricht von einem „enthusiastischen Empfang“ auch mit Blick auf den Südsudan, wo sich Franziskus seit Freitag aufhält. „Diese außergewöhnlichen Szenen heben hervor, was die eigene Statistik der Kirche sagt: Die Zukunft des Katholizismus ist afrikanisch.“
Historischer Besuch: Erster Papst in Südsudan
Aus der südsudanesischen Hauptstadt Juba berichtet „Radio Tamazuj“ von Tausenden Gläubigen, die am Freitag unter „brennender Sonne“ ausgeharrt hätten, um einen Blick auf den Papst in seinem kleinen weißen Fiat zu erhaschen. Der Sender „EyeRadio“ sieht im ersten Papstbesuch für das Land einen „historischen Augenblick“. Dies nicht zuletzt, da Franziskus mit einer „Botschaft von Frieden und Versöhnung“ in die gewaltgeplagte Region gekommen sei. Nach seinem Treffen mit Präsident Salva Kiir Mayardit und Vizepräsident Riek Machar habe Franziskus die Nation aufgerufen, „Hass, Stammesdenken und Kleinstaaterei zu vermeiden“. Franziskus wird im jüngsten Staat Afrikas von Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Leiter der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleitet.
Höchste Zeit für diese Reise
Aus dem Sudan, von dem der Südsudan 2011 unabhängig wurde, berichtet das Portal „Sudan Tribune“: Die ökumenische Mission der drei Kirchenoberhäupter sei ein „seltener gemeinsamer Besuch“ mit dem Ziel, dem kriegsgeplagten Land Frieden zu bringen. Am Freitag hätten sich die Kirchenführer mit einem „direkten Appell“ an Südsudans Politiker gewandt. Auch die Auslandspresse spricht vom Symbolcharakter des Besuchs. So schreibt die BBC: „Diese Reise kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Langzeitfrieden und Stabilität im Südsudan in ferner Aussicht scheinen. Seine Bürger erleiden zermürbende Armut und stecken wenig Hoffnung in ihre politischen Anführer.“
Auch im Kongo, den Franziskus ab Dienstag besucht hatte, berichten örtliche Medien von positiven Stimmen: Kirchenführer loben die Regierung für die gelungene Papst-Visite; Regierung, TV-Reporter und auch Straßenhändler ziehen stolz Bilanz. „Um noch mehr Profit zu machen, wollten die jungen Menschen, dass der Papst seinen Aufenthalt verlängert“, berichtet „Radio Okapi“. Kalender, Fähnchen und Schlüsselringe mit Papst-Motiv waren die Verkaufsschlager auf Kinshasas Straßen; ein Papierkäppi kostete umgerechnet 45 Cent.
„Stolz“ will das Portal „Digital Congo“ auch beim Papst selbst erkannt haben. Schließlich habe Franziskus in den vergangenen Tagen seine „Mission als Friedens- und Versöhnungsapostel erfüllt“.
(kna – pr)
Am vorletzten Tag der Papstvisite in Ostafrika heben Medien den Enthusiasmus und die Lebendigkeit der Ortskirchen beim Empfang des Papstes hervorgehoben und betonen die Botschaft des Friedens, die Franziskus bei der Begegnung mit den Führern des Südsudan lancierte.
Das Cover der südafrikanischen Wochenzeitschrift „The Continent“ (Samstag) zeigt eine Schar jubelnder Fans, Dutzende Fernsehkameras und mittendrin Franziskus im Papamobil. „Für einen Papst, der eine schnelle moralische Stärkung braucht, gibt es keinen besseren Ort als Kinshasa“, schreibt das Magazin und spricht von einem „enthusiastischen Empfang“ auch mit Blick auf den Südsudan, wo sich Franziskus seit Freitag aufhält. „Diese außergewöhnlichen Szenen heben hervor, was die eigene Statistik der Kirche sagt: Die Zukunft des Katholizismus ist afrikanisch.“
Historischer Besuch: Erster Papst in Südsudan
Aus der südsudanesischen Hauptstadt Juba berichtet „Radio Tamazuj“ von Tausenden Gläubigen, die am Freitag unter „brennender Sonne“ ausgeharrt hätten, um einen Blick auf den Papst in seinem kleinen weißen Fiat zu erhaschen. Der Sender „EyeRadio“ sieht im ersten Papstbesuch für das Land einen „historischen Augenblick“. Dies nicht zuletzt, da Franziskus mit einer „Botschaft von Frieden und Versöhnung“ in die gewaltgeplagte Region gekommen sei. Nach seinem Treffen mit Präsident Salva Kiir Mayardit und Vizepräsident Riek Machar habe Franziskus die Nation aufgerufen, „Hass, Stammesdenken und Kleinstaaterei zu vermeiden“. Franziskus wird im jüngsten Staat Afrikas von Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Leiter der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleitet.
Höchste Zeit für diese Reise
Aus dem Sudan, von dem der Südsudan 2011 unabhängig wurde, berichtet das Portal „Sudan Tribune“: Die ökumenische Mission der drei Kirchenoberhäupter sei ein „seltener gemeinsamer Besuch“ mit dem Ziel, dem kriegsgeplagten Land Frieden zu bringen. Am Freitag hätten sich die Kirchenführer mit einem „direkten Appell“ an Südsudans Politiker gewandt. Auch die Auslandspresse spricht vom Symbolcharakter des Besuchs. So schreibt die BBC: „Diese Reise kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Langzeitfrieden und Stabilität im Südsudan in ferner Aussicht scheinen. Seine Bürger erleiden zermürbende Armut und stecken wenig Hoffnung in ihre politischen Anführer.“
Auch im Kongo, den Franziskus ab Dienstag besucht hatte, berichten örtliche Medien von positiven Stimmen: Kirchenführer loben die Regierung für die gelungene Papst-Visite; Regierung, TV-Reporter und auch Straßenhändler ziehen stolz Bilanz. „Um noch mehr Profit zu machen, wollten die jungen Menschen, dass der Papst seinen Aufenthalt verlängert“, berichtet „Radio Okapi“. Kalender, Fähnchen und Schlüsselringe mit Papst-Motiv waren die Verkaufsschlager auf Kinshasas Straßen; ein Papierkäppi kostete umgerechnet 45 Cent.
„Stolz“ will das Portal „Digital Congo“ auch beim Papst selbst erkannt haben. Schließlich habe Franziskus in den vergangenen Tagen seine „Mission als Friedens- und Versöhnungsapostel erfüllt“.
(kna – pr)
Klavierspielerin2 04.02.2023 16:51
Anglikaner-Primas Welby: Mein Herz bricht vor Trauer um Südsudan
Anglikaner-Primas Justin Welby hat die Menschen im Südsudan eindringlich zum Einsatz für Frieden aufgerufen. Bei einem Gottesdienst am Samstagmorgen in der Hauptstadt Juba zeigte er sich betroffen über die anhaltende auch religiös motivierte Gewalt, die der jüngste Staat Afrikas seit Jahren erlebt.
„Mein Herz bricht vor Trauer um den Südsudan“, sagte der Erzbischof von Canterbury in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale. Welby befindet sich seit Freitag gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, auf einer ökumenischen Friedensmission im 2011 gegründeten Südsudan.
In seiner Predigt appellierte er an diejenigen, die „geheime Verbrechen und böse Taten“ begangen haben, um Gottes Barmherzigkeit und Verwandlung zu bitten. Unter dem Jubel von Tausenden, die sich vor der Kathedrale versammelt hatten, sagte Welby: „Ich bitte darum, dass die Menschen auf allen Ebenen, vom Präsidenten bis zum kleinsten Kind, die Barmherzigkeit Gottes finden und verwandelt werden und dass es Frieden und eine gute Regierung gibt. Dass niemand Geld stiehlt. Dass niemand seinen Nachbarn für Vieh tötet“, forderte der Erzbischof von Canterbury.
Massaker in Kajo-Keji
Am Donnerstag waren bei einem Massaker in Kajo-Keji, rund 100 Kilometer von Juba entfernt, 27 Menschen getötet worden, unter ihnen auch vier Freiwillige des Roten Kreuzes. Laut Behörden handelte es sich um Rache für einen zuvor erfolgten Viehdiebstahl, bei dem Hirten und Tiere ums Leben kamen.
Welby sagte weiter: „Wenn der Südsudan Frieden findet, wird die Welt Hoffnung finden.“ Die Frauen im Kongo würden sich über Frieden freuen, ebenso die Geflüchteten in Myanmar oder die Soldaten in der Ukraine – „denn ihr werdet zeigen, dass Gott groß ist“, so das Anglikaner-Oberhaupt.
Am Samstagnachmittag stand für den Papst, Welby und Greenshields ein Treffen mit Menschen, die durch Konflikte im Südsudan vertrieben wurden, auf dem Programm. Abends wollten die drei Kirchenvertreter eine gemeinsame Gebetswache für den Frieden feiern - am Mausoleum von John Garang (1945-2005), dem Wegbereiter der staatlichen Unabhängigkeit des Südsudan.
Beim Empfang im Präsidentenpalast am Freitag hatten die drei Kirchenführer der römisch-katholischen, anglikanischen und reformierten Tradition Friedensaufrufe an die politischen Verantwortlichen im Südsudan gerichtet, dessen rund elf Millionen Einwohner mehrheitlich Christen sind. Die Pilgerreise, die Präsident Salva Kiir Mayardit als „historischen Meilenstein“ seines Landes bezeichnete, endet am Sonntag.
(kap – mg)
Anglikaner-Primas Justin Welby hat die Menschen im Südsudan eindringlich zum Einsatz für Frieden aufgerufen. Bei einem Gottesdienst am Samstagmorgen in der Hauptstadt Juba zeigte er sich betroffen über die anhaltende auch religiös motivierte Gewalt, die der jüngste Staat Afrikas seit Jahren erlebt.
„Mein Herz bricht vor Trauer um den Südsudan“, sagte der Erzbischof von Canterbury in der anglikanischen Allerheiligen-Kathedrale. Welby befindet sich seit Freitag gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, auf einer ökumenischen Friedensmission im 2011 gegründeten Südsudan.
In seiner Predigt appellierte er an diejenigen, die „geheime Verbrechen und böse Taten“ begangen haben, um Gottes Barmherzigkeit und Verwandlung zu bitten. Unter dem Jubel von Tausenden, die sich vor der Kathedrale versammelt hatten, sagte Welby: „Ich bitte darum, dass die Menschen auf allen Ebenen, vom Präsidenten bis zum kleinsten Kind, die Barmherzigkeit Gottes finden und verwandelt werden und dass es Frieden und eine gute Regierung gibt. Dass niemand Geld stiehlt. Dass niemand seinen Nachbarn für Vieh tötet“, forderte der Erzbischof von Canterbury.
Massaker in Kajo-Keji
Am Donnerstag waren bei einem Massaker in Kajo-Keji, rund 100 Kilometer von Juba entfernt, 27 Menschen getötet worden, unter ihnen auch vier Freiwillige des Roten Kreuzes. Laut Behörden handelte es sich um Rache für einen zuvor erfolgten Viehdiebstahl, bei dem Hirten und Tiere ums Leben kamen.
Welby sagte weiter: „Wenn der Südsudan Frieden findet, wird die Welt Hoffnung finden.“ Die Frauen im Kongo würden sich über Frieden freuen, ebenso die Geflüchteten in Myanmar oder die Soldaten in der Ukraine – „denn ihr werdet zeigen, dass Gott groß ist“, so das Anglikaner-Oberhaupt.
Am Samstagnachmittag stand für den Papst, Welby und Greenshields ein Treffen mit Menschen, die durch Konflikte im Südsudan vertrieben wurden, auf dem Programm. Abends wollten die drei Kirchenvertreter eine gemeinsame Gebetswache für den Frieden feiern - am Mausoleum von John Garang (1945-2005), dem Wegbereiter der staatlichen Unabhängigkeit des Südsudan.
Beim Empfang im Präsidentenpalast am Freitag hatten die drei Kirchenführer der römisch-katholischen, anglikanischen und reformierten Tradition Friedensaufrufe an die politischen Verantwortlichen im Südsudan gerichtet, dessen rund elf Millionen Einwohner mehrheitlich Christen sind. Die Pilgerreise, die Präsident Salva Kiir Mayardit als „historischen Meilenstein“ seines Landes bezeichnete, endet am Sonntag.
(kap – mg)
pieter49 04.02.2023 17:24
@Klavierspielerin2, vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und Mühe
Es gibt noch viel zu Tun in Afrika...
Hoffen und Beten das es Vorwärts gehen darf...
...zum Glück haben wir auch ein Fleißige und Aufmerksame Pabst Franziskus!
Es gibt noch viel zu Tun in Afrika...
Hoffen und Beten das es Vorwärts gehen darf...
...zum Glück haben wir auch ein Fleißige und Aufmerksame Pabst Franziskus!
Klavierspielerin2 05.02.2023 08:49
Der Papst im Südsudan: Das war Tag 5
Ein intensiver Tag in Juba, der Hauptstadt des Südsudan. Hier was der Papst gemacht hat:
Samstag, 4. Februar 2023, Juba
09.00 Uhr (8.00 Uhr): Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale Saint Therese in Juba; Ansprache des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Privates Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Juba
16.30 Uhr (15.30 Uhr): Begegnung mit binnenvertriebenen Menschen in der "Freedom Hall" in Juba; Ansprache des Papstes
18.00 Uhr (17.00 Uhr): Ökumenisches Gebet am "John-Garang-Mausoleum" in Juba; Ansprache des Papstes
(vatican news - mg)
Ein intensiver Tag in Juba, der Hauptstadt des Südsudan. Hier was der Papst gemacht hat:
Samstag, 4. Februar 2023, Juba
09.00 Uhr (8.00 Uhr): Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale Saint Therese in Juba; Ansprache des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Privates Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens in der Apostolischen Nuntiatur in Juba
16.30 Uhr (15.30 Uhr): Begegnung mit binnenvertriebenen Menschen in der "Freedom Hall" in Juba; Ansprache des Papstes
18.00 Uhr (17.00 Uhr): Ökumenisches Gebet am "John-Garang-Mausoleum" in Juba; Ansprache des Papstes
(vatican news - mg)
Klavierspielerin2 05.02.2023 08:51
Papst - Ansprachen im Wortlaut sind auf der Vatican Site nachzulesen und zuhöre.
Klavierspielerin2 05.02.2023 08:53
Südsudan: Vertriebene fordern Frieden
Kinder und Jugendliche aus dem Flüchtlingszentrum in Juba haben Papst Franziskus am zweiten Tag seiner apostolischen Reise in den Südsudan ihre Geschichten erzählt. Worte der Dankbarkeit und der Hoffnung, die nicht über die vielen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, mit denen sie, wie Tausende anderer Gleichaltriger, täglich konfrontiert sind: Platzmangel, fehlende Bildung, Einsamkeit, Träume von einer besseren Zukunft.
Mario Galgano und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Johnson hat nicht genug Platz, um Fußball zu spielen, aber er besucht auch keine Schule. Seine Adresse lautet B2, bzw. der Block und der Sektor der Stätte zum Schutz der Zivilbevölkerung, in dem er lebt. Joseph ist 16 Jahre alt, acht davon hat er im Lager verbracht. „Wenn es Frieden gegeben hätte“, sagt er mühsam, aufgeregt und bewegt, „hätte ich meine Kindheit genossen“. Rebecca ist wie die anderen „sehr glücklich“, den Papst vor sich zu haben, hier „trotz ihres wunden Knies“. Dankbarkeit, Hoffnung, Kummer, Gebet. Dies und vieles mehr kam in den Stimmen der jungen Menschen zum Ausdruck, die der Papst im Lager der Binnenvertriebenen in Juba traf und die vor seiner Rede Zeugnis ablegten.
Hier die Lebensgeschichten der Binnenflüchtlinge im Wortlaut:
Johnson Juma Alex
Lager zum Schutz der Zivilbevölkerung, Malakal
Mein Name ist Johnson Juma Alex. Ich gehöre der Episkopalkirche des Südsudan an. Ich bin 14 Jahre alt. Ich wohne in Block B, Sektor 2 des „Malakal Camps“ zum Schutz der Zivilbevölkerung.
Ich besuche die Grundschule. Ich lebe hier im Lager mit meiner Mutter und meinem Vater. Sie haben keine Arbeit, aber einer meiner Onkel schickt ihnen Hilfen aus Juba. Wenn er ein wenig Geld schickt, kann ich mir Kleidung kaufen.
Ich bin 2014 ins Lager gekommen, weil es in der Stadt Malakal Probleme gab. Frieden ist gut, Probleme sind nicht gut. Wir wollen Frieden, damit die Menschen nach Malakal, in ihre Heimat, zurückkehren können. Das Leben in den Lagern ist kein gutes Leben; sie sind klein und heillos überfüllt. Es gibt nicht genug Platz, um Fußball zu spielen. Viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil es nicht genug Lehrer und Schulen für uns alle gibt.
Ich möchte eine gute Zukunft haben, in der Frieden herrscht und die Kinder zur Schule gehen können. Das Leben in den Flüchtlingslagern ist nicht gut, aber wir danken der UNO, weil sie uns Schutz und Nahrung gibt.
Wir möchten, dass die Menschen in der Kirche für uns beten, damit Gott uns Frieden schenkt und wir nach Malakal zurückkehren können.
Danke!
###
Zeugnis eines im Flüchtlingslager lebenden Mädchens
Lieber Papst Franziskus,
mein Name ist Nyakuor Rebecca. Ich bin Mitglied der Pfarrei „Heilige Dreifaltigkeit“ und lebe im Lager von Juba. Ich freue mich sehr, dich zu treffen, und es ist mir eine Ehre, heute hier sein zu dürfen. Im Namen der Kinder im Südsudan möchte ich dir für deinen Besuch danken. Wir wissen, dass du ein großer Führer bist, denn du bist trotz deines schlimmen Knies zu uns gekommen, um uns Hoffnung und eine Botschaft des Friedens zu bringen. Wir wissen, dass du Kinder liebst und immer sagst, dass wir Kinder wichtig sind für unser Land und die Kirche. Papst Franziskus, auch wir lieben dich! Danke für deine Liebe zu uns.
Wir, die Kinder im Südsudan, tanzen und singen gerne. So loben wir Gott, der immer bei uns ist.
Lehre uns weiterhin, Freunde Jesu zu sein, und sprich weiter zu unserem Volk, damit wir alle in Frieden zusammen sein können.
Im Namen Jesu möchte ich dich bitten, einen besonderen Segen für alle Kinder im Südsudan zu spenden, damit wir gemeinsam in Frieden und Liebe wachsen können.
Danke, dass du ein großer Bote Gottes bist. Wir werden diesen Tag nie vergessen.
Papst Franziskus, wir lieben dich. Danke, dass du den Südsudan liebst.
Vielen Dank!
###
Joseph Lat Gatmai
Vertriebenenlager, Bentiu
Ich danke dem Herrn Jesus, der mir die Gelegenheit gegeben hat, heute hier vor Ihnen, unseren Religionsführern und den Christen, die zu diesem Besuch gekommen sind, zu stehen.
Mein Name ist Joseph Lat Gatmai. Ich bin ein Christ der presbyterianischen „North Western Upper Nile Church“. Ich bin 16 Jahre alt. Ich bin im Mai 2015 mit meinen Eltern in das Lager für die Zivilbevölkerung in Bentiu gekommen, bin also schon seit mehr als acht Jahren hier. Ich habe die Grundschule abgeschlossen, und mein Traum ist es, die Schule bis zur Universität fortzusetzen, in Jesu Namen.
Ich bin im Alter von acht Jahren in dieses Lager gekommen und dort aufgewachsen. Mein Leben im Lager ist nicht angenehm, und ich mache mir Sorgen, welche Zukunft das Leben für mich und die anderen Kinder hier bereithalten wird. In all diesen Jahren konnten meine Eltern und ich, und auch viele andere vertriebene Familien, dank der humanitären Hilfen überleben. Wenn Frieden geherrscht hätte, wäre ich in meiner Heimat geblieben; ich hätte ein besseres Leben führen und meine Kindheit genießen können.
Warum müssen wir im Vertriebenenlager leiden? Wegen der anhaltenden Konflikte in unserem Land, dem jüngsten Land, das seine Unabhängigkeit erreicht hat. Seit 2020 sind wir auch von Überschwemmungen betroffen; Tausende von Familien wurden aus ihren Dörfern und Städten vertrieben, haben ihr Vieh und ihre Ernten verloren.
Daher appelliere ich an die Politiker dieser großen Nation Südsudan, unserem Land dauerhaften Frieden, Liebe, Einheit und Wohlstand zu bringen! Und ich bitte die Religionsführer, auch weiter für einen dauerhaften Frieden im Südsudan zu beten.
Möge Gott unsere Gebete erhören!
(vatican news)
Kinder und Jugendliche aus dem Flüchtlingszentrum in Juba haben Papst Franziskus am zweiten Tag seiner apostolischen Reise in den Südsudan ihre Geschichten erzählt. Worte der Dankbarkeit und der Hoffnung, die nicht über die vielen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, mit denen sie, wie Tausende anderer Gleichaltriger, täglich konfrontiert sind: Platzmangel, fehlende Bildung, Einsamkeit, Träume von einer besseren Zukunft.
Mario Galgano und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Johnson hat nicht genug Platz, um Fußball zu spielen, aber er besucht auch keine Schule. Seine Adresse lautet B2, bzw. der Block und der Sektor der Stätte zum Schutz der Zivilbevölkerung, in dem er lebt. Joseph ist 16 Jahre alt, acht davon hat er im Lager verbracht. „Wenn es Frieden gegeben hätte“, sagt er mühsam, aufgeregt und bewegt, „hätte ich meine Kindheit genossen“. Rebecca ist wie die anderen „sehr glücklich“, den Papst vor sich zu haben, hier „trotz ihres wunden Knies“. Dankbarkeit, Hoffnung, Kummer, Gebet. Dies und vieles mehr kam in den Stimmen der jungen Menschen zum Ausdruck, die der Papst im Lager der Binnenvertriebenen in Juba traf und die vor seiner Rede Zeugnis ablegten.
Hier die Lebensgeschichten der Binnenflüchtlinge im Wortlaut:
Johnson Juma Alex
Lager zum Schutz der Zivilbevölkerung, Malakal
Mein Name ist Johnson Juma Alex. Ich gehöre der Episkopalkirche des Südsudan an. Ich bin 14 Jahre alt. Ich wohne in Block B, Sektor 2 des „Malakal Camps“ zum Schutz der Zivilbevölkerung.
Ich besuche die Grundschule. Ich lebe hier im Lager mit meiner Mutter und meinem Vater. Sie haben keine Arbeit, aber einer meiner Onkel schickt ihnen Hilfen aus Juba. Wenn er ein wenig Geld schickt, kann ich mir Kleidung kaufen.
Ich bin 2014 ins Lager gekommen, weil es in der Stadt Malakal Probleme gab. Frieden ist gut, Probleme sind nicht gut. Wir wollen Frieden, damit die Menschen nach Malakal, in ihre Heimat, zurückkehren können. Das Leben in den Lagern ist kein gutes Leben; sie sind klein und heillos überfüllt. Es gibt nicht genug Platz, um Fußball zu spielen. Viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil es nicht genug Lehrer und Schulen für uns alle gibt.
Ich möchte eine gute Zukunft haben, in der Frieden herrscht und die Kinder zur Schule gehen können. Das Leben in den Flüchtlingslagern ist nicht gut, aber wir danken der UNO, weil sie uns Schutz und Nahrung gibt.
Wir möchten, dass die Menschen in der Kirche für uns beten, damit Gott uns Frieden schenkt und wir nach Malakal zurückkehren können.
Danke!
###
Zeugnis eines im Flüchtlingslager lebenden Mädchens
Lieber Papst Franziskus,
mein Name ist Nyakuor Rebecca. Ich bin Mitglied der Pfarrei „Heilige Dreifaltigkeit“ und lebe im Lager von Juba. Ich freue mich sehr, dich zu treffen, und es ist mir eine Ehre, heute hier sein zu dürfen. Im Namen der Kinder im Südsudan möchte ich dir für deinen Besuch danken. Wir wissen, dass du ein großer Führer bist, denn du bist trotz deines schlimmen Knies zu uns gekommen, um uns Hoffnung und eine Botschaft des Friedens zu bringen. Wir wissen, dass du Kinder liebst und immer sagst, dass wir Kinder wichtig sind für unser Land und die Kirche. Papst Franziskus, auch wir lieben dich! Danke für deine Liebe zu uns.
Wir, die Kinder im Südsudan, tanzen und singen gerne. So loben wir Gott, der immer bei uns ist.
Lehre uns weiterhin, Freunde Jesu zu sein, und sprich weiter zu unserem Volk, damit wir alle in Frieden zusammen sein können.
Im Namen Jesu möchte ich dich bitten, einen besonderen Segen für alle Kinder im Südsudan zu spenden, damit wir gemeinsam in Frieden und Liebe wachsen können.
Danke, dass du ein großer Bote Gottes bist. Wir werden diesen Tag nie vergessen.
Papst Franziskus, wir lieben dich. Danke, dass du den Südsudan liebst.
Vielen Dank!
###
Joseph Lat Gatmai
Vertriebenenlager, Bentiu
Ich danke dem Herrn Jesus, der mir die Gelegenheit gegeben hat, heute hier vor Ihnen, unseren Religionsführern und den Christen, die zu diesem Besuch gekommen sind, zu stehen.
Mein Name ist Joseph Lat Gatmai. Ich bin ein Christ der presbyterianischen „North Western Upper Nile Church“. Ich bin 16 Jahre alt. Ich bin im Mai 2015 mit meinen Eltern in das Lager für die Zivilbevölkerung in Bentiu gekommen, bin also schon seit mehr als acht Jahren hier. Ich habe die Grundschule abgeschlossen, und mein Traum ist es, die Schule bis zur Universität fortzusetzen, in Jesu Namen.
Ich bin im Alter von acht Jahren in dieses Lager gekommen und dort aufgewachsen. Mein Leben im Lager ist nicht angenehm, und ich mache mir Sorgen, welche Zukunft das Leben für mich und die anderen Kinder hier bereithalten wird. In all diesen Jahren konnten meine Eltern und ich, und auch viele andere vertriebene Familien, dank der humanitären Hilfen überleben. Wenn Frieden geherrscht hätte, wäre ich in meiner Heimat geblieben; ich hätte ein besseres Leben führen und meine Kindheit genießen können.
Warum müssen wir im Vertriebenenlager leiden? Wegen der anhaltenden Konflikte in unserem Land, dem jüngsten Land, das seine Unabhängigkeit erreicht hat. Seit 2020 sind wir auch von Überschwemmungen betroffen; Tausende von Familien wurden aus ihren Dörfern und Städten vertrieben, haben ihr Vieh und ihre Ernten verloren.
Daher appelliere ich an die Politiker dieser großen Nation Südsudan, unserem Land dauerhaften Frieden, Liebe, Einheit und Wohlstand zu bringen! Und ich bitte die Religionsführer, auch weiter für einen dauerhaften Frieden im Südsudan zu beten.
Möge Gott unsere Gebete erhören!
(vatican news)
Klavierspielerin2 05.02.2023 19:13
Franziskus im Südsudan: Abschiedsgruß im Wortlaut
Die Ansprache, die Papst Franziskus nach der Messe im John-Garang-Mausoleum in Juba am letzten Reisetag seiner Afrikareise gehalten hat, in der offiziellen Übersetzung, finden sich auf der Vatican Site.
Alle Ansprachen des Papstes finden Sie gesammelt in den verschiedenen offiziellen Übersetzungen auf www.vatican.va, der Internetseite des Vatikans.
Die Ansprache, die Papst Franziskus nach der Messe im John-Garang-Mausoleum in Juba am letzten Reisetag seiner Afrikareise gehalten hat, in der offiziellen Übersetzung, finden sich auf der Vatican Site.
Alle Ansprachen des Papstes finden Sie gesammelt in den verschiedenen offiziellen Übersetzungen auf www.vatican.va, der Internetseite des Vatikans.
Klavierspielerin2 05.02.2023 19:15
Papst in Juba: „Verpasst nicht die Gelegenheit, Frieden zu stiften“
Er werde sie – gemeinsam mit den beiden Vertretern der anglikanischen und der reformierten schottischen Kirche, mit denen er die Pilgerreise des Friedens unternommen hatte – bei ihren Friedensbemühungen weiter unterstützen: Das versprach Papst Franziskus den Menschen im Südsudan direkt nach der großen Messfeier in Juba, dem letzten Programmpunkt seiner Afrikareise.
Nach einem Dank an diejenigen, die für ein Gelingen des gemeinsamen Besuches gearbeitet hatten, wandte sich Franziskus an die Menschen, die aus allen Landesteilen angereist waren, und dankte ihnen für ihren Glauben, ihre Geduld und das Gute, das sie leisteten, ohne sich entmutigen zu lassen. Ebenso wolle er allen Frauen des Landes in „besonderer Weise“ für ihr Zeugnis der Hoffnung danken und sie segnen, so der Papst mit Blick auf die heilige Josephine Bakitha, die ehemalige Slavin aus dem Sudan, die in Italien Ordensschwester geworden war.
„Der Hoffnung möchte ich ein anderes Wort beigesellen, das Wort dieser Tage: Frieden. Mit meinen Brüdern Justin und Iain, denen ich von Herzen danke, sind wir hierhergekommen und werden eure Schritte weiter begleiten. Wir werden alles tun, was wir können, um sie zu Schritten des Friedens zu machen, Schritte zum Frieden.“
Franziskus legte alle Friedensbemühungen der Gottesmutter ans Herz: „Der Gottesmutter vertrauen wir auch den Frieden in der Welt an, insbesondere die zahlreichen Länder, die sich wie die schwer leidende Ukraine im Krieg befinden.“ Viele afrikanische Länder haben sich bei einer Abstimmung der UNO-Vollversammlung über eine Resolution gegen den Krieg in der Ukraine im letzten Herbst der Stimme enthalten.
„Mögen Hoffnung und Frieden in euch einkehren, mögen Hoffnung und Frieden im Südsudan einkehren“
Franziskus war im Südsudan gemeinsam mit Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Moderator der schottischen reformierten Kirche, Iain Greenshields, auf einer historischen Friedensmission. Jeder der drei Kirchenführer werde nun an seinen angestammten Sitz zurückkehren und dabei die Menschen des Landes in seinem Herzen tragen, so Franziskus am Ende seines letzten öffentlichen Auftritts in Juba, bevor er den Anwesenden nochmals kräftig Mut zusprach.
„Ich wiederhole: ihr seid in meinem Herzen, ihr seid in unseren Herzen, ihr seid in den Herzen der Christen in der ganzen Welt! Verliert nie die Hoffnung. Und verpasst nicht die Gelegenheit, Frieden zu stiften. Mögen Hoffnung und Frieden in euch einkehren, mögen Hoffnung und Frieden im Südsudan einkehren!“
Anschließend brachen die Kirchenführer zum Flughafen auf. In einer historischen Premiere stiegen auch Welby und Greenshields mit dem Papst ins Flugzeug, um gemeinsam mit ihm nach Rom zurückzufliegen. Auch die traditionelle „Fliegende Pressekonferenz“ auf dem Rückweg nach Rom wird diesmal von den drei Reisegefährten gemeinsam bestritten.
(vatican news - cs)
Er werde sie – gemeinsam mit den beiden Vertretern der anglikanischen und der reformierten schottischen Kirche, mit denen er die Pilgerreise des Friedens unternommen hatte – bei ihren Friedensbemühungen weiter unterstützen: Das versprach Papst Franziskus den Menschen im Südsudan direkt nach der großen Messfeier in Juba, dem letzten Programmpunkt seiner Afrikareise.
Nach einem Dank an diejenigen, die für ein Gelingen des gemeinsamen Besuches gearbeitet hatten, wandte sich Franziskus an die Menschen, die aus allen Landesteilen angereist waren, und dankte ihnen für ihren Glauben, ihre Geduld und das Gute, das sie leisteten, ohne sich entmutigen zu lassen. Ebenso wolle er allen Frauen des Landes in „besonderer Weise“ für ihr Zeugnis der Hoffnung danken und sie segnen, so der Papst mit Blick auf die heilige Josephine Bakitha, die ehemalige Slavin aus dem Sudan, die in Italien Ordensschwester geworden war.
„Der Hoffnung möchte ich ein anderes Wort beigesellen, das Wort dieser Tage: Frieden. Mit meinen Brüdern Justin und Iain, denen ich von Herzen danke, sind wir hierhergekommen und werden eure Schritte weiter begleiten. Wir werden alles tun, was wir können, um sie zu Schritten des Friedens zu machen, Schritte zum Frieden.“
Franziskus legte alle Friedensbemühungen der Gottesmutter ans Herz: „Der Gottesmutter vertrauen wir auch den Frieden in der Welt an, insbesondere die zahlreichen Länder, die sich wie die schwer leidende Ukraine im Krieg befinden.“ Viele afrikanische Länder haben sich bei einer Abstimmung der UNO-Vollversammlung über eine Resolution gegen den Krieg in der Ukraine im letzten Herbst der Stimme enthalten.
„Mögen Hoffnung und Frieden in euch einkehren, mögen Hoffnung und Frieden im Südsudan einkehren“
Franziskus war im Südsudan gemeinsam mit Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Moderator der schottischen reformierten Kirche, Iain Greenshields, auf einer historischen Friedensmission. Jeder der drei Kirchenführer werde nun an seinen angestammten Sitz zurückkehren und dabei die Menschen des Landes in seinem Herzen tragen, so Franziskus am Ende seines letzten öffentlichen Auftritts in Juba, bevor er den Anwesenden nochmals kräftig Mut zusprach.
„Ich wiederhole: ihr seid in meinem Herzen, ihr seid in unseren Herzen, ihr seid in den Herzen der Christen in der ganzen Welt! Verliert nie die Hoffnung. Und verpasst nicht die Gelegenheit, Frieden zu stiften. Mögen Hoffnung und Frieden in euch einkehren, mögen Hoffnung und Frieden im Südsudan einkehren!“
Anschließend brachen die Kirchenführer zum Flughafen auf. In einer historischen Premiere stiegen auch Welby und Greenshields mit dem Papst ins Flugzeug, um gemeinsam mit ihm nach Rom zurückzufliegen. Auch die traditionelle „Fliegende Pressekonferenz“ auf dem Rückweg nach Rom wird diesmal von den drei Reisegefährten gemeinsam bestritten.
(vatican news - cs)
Klavierspielerin2 05.02.2023 19:21
Der Papst in Afrika – Versuch einer Bilanz
Fünf Tage lang war Papst Franziskus bis zu diesem Sonntag in Afrika unterwegs: erst im Kongo und dann im Südsudan. Wir versuchen eine Bilanz.
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
War die Reise ein Erfolg?
Zumindest war es mal wieder an der Zeit, dass der Papst, der ja den „Peripherien“ besondere Aufmerksamkeit schenken will, sich in Afrika sehen lässt. Von seinen vierzig Auslandsreisen war das erst die dritte ins Afrika südlich der Sahara. Zum Vergleich: Bei Johannes Paul II. (1978-2005) führten fünf seiner ersten 41 Auslandsreisen dorthin. Es sieht also nicht wirklich so aus, als wäre die Region seitdem aus Vatikansicht zu einer Priorität geworden – zumal auch an den Spitzen vatikanischer Dikasterien derzeit kein Afrikaner mehr steht.
Umso wichtiger war das Zustandekommen dieser Reise. Franziskus hat im Herzen Afrikas eindringlich zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Das wird doch hoffentlich ein paar Spuren hinterlassen. Zugleich haben uns die Bilder aus Kinshasa und Juba daran erinnert, dass wir eine Weltkirche sind. Tanzen während der Messfeier, Ehrung der Ahnen in einem eigenen Messritus in Kinshasa – „katholisch“ heißt eben nicht automatisch „europäisch“…
Der Papst ist 85 Jahre alt, und weitgehend auf den Rollstuhl angewiesen. Wie hat er die Reise gesundheitlich gemeistert?
Er hat gut durchgehalten. Allem Gerede über Rücktrittspläne zum Trotz hat er vor Augen geführt, dass er weiterhin auch zu schwierigen Reisen imstande ist. Schade war allerdings, dass ihn seine Gesundheit daran hinderte, Binnenflüchtlinge im Kongo wie im Südsudan in ihren Lagern zu besuchen. Stattdessen fanden die Begegnungen mit Flüchtlingen in der Nuntiatur von Kinshasa und in einer Art großem Festzelt in Juba statt, und das Elend wurde per Video eingespielt. Hinterher war dann immer große Betretenheit und Betroffenheit spürbar, beim Papst und bei vielen anderen.
Im Südsudan ist die größte Flüchtlingskrise Afrikas im Gang, und auch wenn das Land für Helfende einer der gefährlichsten Orte der Welt ist (in der Statistik noch vor Afghanistan), ist es doch sehr schade, dass Franziskus nicht eines der Lager besuchen konnte. Das Juba IDP Camp 3 zum Beispiel: Es liegt nur ein paar Meilen vom Festzelt entfernt, und ein Reporter der „Washington Post“ stellte fest, dass die meisten der 46.000 Menschen dort im Camp (über die Hälfte von ihnen ist unter 18 Jahren alt) noch nicht einmal in der Lage waren, über TV oder Internet den Papstbesuch mitzuverfolgen.
Aber andererseits wäre doch ohne die Papstreise in den Südsudan jetzt wohl auch kein „Post“-Reporter im Camp 3 aufgetaucht...
Ja. Das ist einer der großen Vorteile solcher Papstreisen: Er schafft Aufmerksamkeit für Länder und Situationen, die sonst nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Wie ist die Papstreise denn bei den Menschen im Kongo und im Südsudan angekommen?
Es gab natürlich viel Begeisterung: Die Demokratische Republik Kongo hatte seit fast vierzig Jahren keinen Papst mehr gesehen, und im Südsudan war die Visite eine absolute Premiere. Franziskus hat in beiden Ländern Menschen deutlich über die Grenzen des katholischen Lagers hinaus mobilisiert und damit deutlich gemacht, was die Kirche für Frieden und Versöhnung in diesen Ländern alles in die Waagschale werfen kann.
Kritisch wurden in beiden Ländern allerdings, hier und da, die Kosten kommentiert. Und dass der Papst sich in den Hauptstädten in einer Art Blase bewegte, statt wirklich einmal direkt mit der harten Realität konfrontiert zu werden. Die kenianische Wochenzeitung „The East African“ urteilt, die Reden des Papstes hätten sich zwar sehr „entschieden“ angehört, doch habe er „heikle“ Themen ausgespart. So habe er im Kongo nur einmal von Korruption gesprochen – das ist offenbar eines der heißesten, innenpolitischen Eisen – und den Streit mit dem Nachbarland Ruanda überhaupt nicht erwähnt. Und im Südsudan habe er nichts zu den auf Ende 2024 verschobenen Wahlen gesagt.
Was kann man zu dieser Kritik sagen?
Das stimmt zwar. Doch Franziskus war eben spürbar darum bemüht, sich nicht in die Tagespolitik einzumischen; ihm ging es ums Große und Ganze, um den richtigen Kurs. Eine solche Haltung ziert eigentlich einen Besucher von außerhalb. Nicht von ungefähr hat sich der Papst ausdrücklich zur Formel „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“bekannt. Es war ja schon problematisch genug, dass die Bilder aus Kinshasa und Juba den Eindruck von einem oder mehreren weißen Männern transportierten, die den vor ihnen sitzenden oder tanzenden Einheimischen die Leviten lesen…
Was können wir Europäer von dieser Papstreise nach Afrika „mitnehmen“?
Erstens, wie gesagt: Wir sind eine Weltkirche. Allerdings – platt gesagt – nicht nur in dem Sinn, dass die woanders immer tanzen und singen, während wir Europäer auch noch bei der Messe Bedenkenträger sind. Oder in dem Sinn, dass „die“ vermeintlich ganz andere Sorgen haben als „wir“. Zur Beobachtung, dass die Kirche in Afrika anders auftritt und aussieht, gehört auch, dass ich selten ein Foto gesehen habe, mit dem man so gut einen Artikel zum Thema Klerikalismus bebildern könnte, wie bei der Begegnung des Papstes mit den Bischöfen im Kongo…
Zweitens: Franziskus hat sowohl im Kongo wie im Südsudan ein Loblied auf die Rolle der Frau angestimmt. Natürlich ist unser Kontext da ein anderer als in Afrika. Dennoch muss sich der Vatikan nicht wundern, wenn ihn demnächst mal jemand an diese wertschätzenden Worte auch hier in Europa erinnert.
Ist es nicht ebenfalls wichtig, dass die Reise im Südsudan ökumenisch aufgezogen war?
Ja – das ist ein ganz entscheidendes Signal. Zumal das ja nicht die erste ökumenische Pilgerfahrt von Franziskus war: So hatte er z.B. auch auf der griechischen Flüchtlingsinsel Lesbos hochrangige orthodoxe Würdenträger an seiner Seite. In der Spiritualität dieses Papstes ist die Begegnung mit Leidenden, mit Menschen am Rand, wirklich eine Gottesbegegnung: Hier berühren wir „das Fleisch Christi“, wie er ganz handfest formuliert. Da ist die Ähnlichkeit zur Kommunion-Formel „Der Leib Christi“ alles andere als zufällig.
Wir reden so gerne von Eucharistie-Gemeinschaft, von Interkommunion – nun denn, für Franziskus findet Interkommunion statt, wenn christliche Geschwister (ganz gleich, welcher Konfession) gemeinsam leidende Menschen umarmen. Hier ist sie auf eine geistliche und zugleich sehr konkrete Weise längst verwirklicht, die Interkommunion. Über eine „Ökumene der Tat“ geht das weit hinaus, hier wird für Franziskus theologisch wirklich Einheit im Leib Christi sichtbar!
(vatican news)
Fünf Tage lang war Papst Franziskus bis zu diesem Sonntag in Afrika unterwegs: erst im Kongo und dann im Südsudan. Wir versuchen eine Bilanz.
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
War die Reise ein Erfolg?
Zumindest war es mal wieder an der Zeit, dass der Papst, der ja den „Peripherien“ besondere Aufmerksamkeit schenken will, sich in Afrika sehen lässt. Von seinen vierzig Auslandsreisen war das erst die dritte ins Afrika südlich der Sahara. Zum Vergleich: Bei Johannes Paul II. (1978-2005) führten fünf seiner ersten 41 Auslandsreisen dorthin. Es sieht also nicht wirklich so aus, als wäre die Region seitdem aus Vatikansicht zu einer Priorität geworden – zumal auch an den Spitzen vatikanischer Dikasterien derzeit kein Afrikaner mehr steht.
Umso wichtiger war das Zustandekommen dieser Reise. Franziskus hat im Herzen Afrikas eindringlich zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Das wird doch hoffentlich ein paar Spuren hinterlassen. Zugleich haben uns die Bilder aus Kinshasa und Juba daran erinnert, dass wir eine Weltkirche sind. Tanzen während der Messfeier, Ehrung der Ahnen in einem eigenen Messritus in Kinshasa – „katholisch“ heißt eben nicht automatisch „europäisch“…
Der Papst ist 85 Jahre alt, und weitgehend auf den Rollstuhl angewiesen. Wie hat er die Reise gesundheitlich gemeistert?
Er hat gut durchgehalten. Allem Gerede über Rücktrittspläne zum Trotz hat er vor Augen geführt, dass er weiterhin auch zu schwierigen Reisen imstande ist. Schade war allerdings, dass ihn seine Gesundheit daran hinderte, Binnenflüchtlinge im Kongo wie im Südsudan in ihren Lagern zu besuchen. Stattdessen fanden die Begegnungen mit Flüchtlingen in der Nuntiatur von Kinshasa und in einer Art großem Festzelt in Juba statt, und das Elend wurde per Video eingespielt. Hinterher war dann immer große Betretenheit und Betroffenheit spürbar, beim Papst und bei vielen anderen.
Im Südsudan ist die größte Flüchtlingskrise Afrikas im Gang, und auch wenn das Land für Helfende einer der gefährlichsten Orte der Welt ist (in der Statistik noch vor Afghanistan), ist es doch sehr schade, dass Franziskus nicht eines der Lager besuchen konnte. Das Juba IDP Camp 3 zum Beispiel: Es liegt nur ein paar Meilen vom Festzelt entfernt, und ein Reporter der „Washington Post“ stellte fest, dass die meisten der 46.000 Menschen dort im Camp (über die Hälfte von ihnen ist unter 18 Jahren alt) noch nicht einmal in der Lage waren, über TV oder Internet den Papstbesuch mitzuverfolgen.
Aber andererseits wäre doch ohne die Papstreise in den Südsudan jetzt wohl auch kein „Post“-Reporter im Camp 3 aufgetaucht...
Ja. Das ist einer der großen Vorteile solcher Papstreisen: Er schafft Aufmerksamkeit für Länder und Situationen, die sonst nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Wie ist die Papstreise denn bei den Menschen im Kongo und im Südsudan angekommen?
Es gab natürlich viel Begeisterung: Die Demokratische Republik Kongo hatte seit fast vierzig Jahren keinen Papst mehr gesehen, und im Südsudan war die Visite eine absolute Premiere. Franziskus hat in beiden Ländern Menschen deutlich über die Grenzen des katholischen Lagers hinaus mobilisiert und damit deutlich gemacht, was die Kirche für Frieden und Versöhnung in diesen Ländern alles in die Waagschale werfen kann.
Kritisch wurden in beiden Ländern allerdings, hier und da, die Kosten kommentiert. Und dass der Papst sich in den Hauptstädten in einer Art Blase bewegte, statt wirklich einmal direkt mit der harten Realität konfrontiert zu werden. Die kenianische Wochenzeitung „The East African“ urteilt, die Reden des Papstes hätten sich zwar sehr „entschieden“ angehört, doch habe er „heikle“ Themen ausgespart. So habe er im Kongo nur einmal von Korruption gesprochen – das ist offenbar eines der heißesten, innenpolitischen Eisen – und den Streit mit dem Nachbarland Ruanda überhaupt nicht erwähnt. Und im Südsudan habe er nichts zu den auf Ende 2024 verschobenen Wahlen gesagt.
Was kann man zu dieser Kritik sagen?
Das stimmt zwar. Doch Franziskus war eben spürbar darum bemüht, sich nicht in die Tagespolitik einzumischen; ihm ging es ums Große und Ganze, um den richtigen Kurs. Eine solche Haltung ziert eigentlich einen Besucher von außerhalb. Nicht von ungefähr hat sich der Papst ausdrücklich zur Formel „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“bekannt. Es war ja schon problematisch genug, dass die Bilder aus Kinshasa und Juba den Eindruck von einem oder mehreren weißen Männern transportierten, die den vor ihnen sitzenden oder tanzenden Einheimischen die Leviten lesen…
Was können wir Europäer von dieser Papstreise nach Afrika „mitnehmen“?
Erstens, wie gesagt: Wir sind eine Weltkirche. Allerdings – platt gesagt – nicht nur in dem Sinn, dass die woanders immer tanzen und singen, während wir Europäer auch noch bei der Messe Bedenkenträger sind. Oder in dem Sinn, dass „die“ vermeintlich ganz andere Sorgen haben als „wir“. Zur Beobachtung, dass die Kirche in Afrika anders auftritt und aussieht, gehört auch, dass ich selten ein Foto gesehen habe, mit dem man so gut einen Artikel zum Thema Klerikalismus bebildern könnte, wie bei der Begegnung des Papstes mit den Bischöfen im Kongo…
Zweitens: Franziskus hat sowohl im Kongo wie im Südsudan ein Loblied auf die Rolle der Frau angestimmt. Natürlich ist unser Kontext da ein anderer als in Afrika. Dennoch muss sich der Vatikan nicht wundern, wenn ihn demnächst mal jemand an diese wertschätzenden Worte auch hier in Europa erinnert.
Ist es nicht ebenfalls wichtig, dass die Reise im Südsudan ökumenisch aufgezogen war?
Ja – das ist ein ganz entscheidendes Signal. Zumal das ja nicht die erste ökumenische Pilgerfahrt von Franziskus war: So hatte er z.B. auch auf der griechischen Flüchtlingsinsel Lesbos hochrangige orthodoxe Würdenträger an seiner Seite. In der Spiritualität dieses Papstes ist die Begegnung mit Leidenden, mit Menschen am Rand, wirklich eine Gottesbegegnung: Hier berühren wir „das Fleisch Christi“, wie er ganz handfest formuliert. Da ist die Ähnlichkeit zur Kommunion-Formel „Der Leib Christi“ alles andere als zufällig.
Wir reden so gerne von Eucharistie-Gemeinschaft, von Interkommunion – nun denn, für Franziskus findet Interkommunion statt, wenn christliche Geschwister (ganz gleich, welcher Konfession) gemeinsam leidende Menschen umarmen. Hier ist sie auf eine geistliche und zugleich sehr konkrete Weise längst verwirklicht, die Interkommunion. Über eine „Ökumene der Tat“ geht das weit hinaus, hier wird für Franziskus theologisch wirklich Einheit im Leib Christi sichtbar!
(vatican news)
Klavierspielerin2 05.02.2023 19:33
Fliegende PK nach Afrikareise: „Schluss mit den Kriegen!“
Auf der Rückkehr von seiner Afrikareise nach Rom hat sich Papst Franziskus gegenüber mitreisenden Journalisten über viele Themen geäußert, etwa Waffenhandel, Homosexuelle oder den Ukraine-Krieg. Auch seine Sicht auf Benedikt XVI. war ein Thema: Der Verstorbene sei über den Kurs des Nachfolgers „nicht verbittert gewesen“.
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Ich konnte mit Papst Benedikt über alles reden– auch, um gegebenenfalls meine Meinung zu ändern. Er war immer an meiner Seite, unterstützte mich, und wenn er mit irgendetwas Schwierigkeiten hatte, sagte er es mir und wir redeten darüber. Es gab keine Probleme… Ich habe ihn in der Tat bei einigen Entscheidungen, die zu treffen waren, konsultiert, und er stimmte zu.“
„Der Tod Benedikts XVI. wurde instrumentalisiert“
Aus seiner Sicht sei der Tod Benedikts am Silvestertag 2022 „von Leuten instrumentalisiert worden, die Wasser auf ihre Mühlen leiten wollen“, so Franziskus. Doch wer einen „so guten, gottesfürchtigen Menschen“ wie Benedikt („fast würde ich sagen: einen heiligen Kirchenvater“) instrumentalisiere, handle unethisch.
„Diese Dinge werden von selbst in sich zusammenstürzen“
„Das sind Parteimenschen, die nicht von der Kirche sind... Man sieht überall die Tendenz, theologische Positionen zu Parteien zu machen. Diese Dinge werden von selbst in sich zusammenstürzen – oder auch immer so weitergehen, wie es schon so oft in der Geschichte der Kirche geschehen ist. Ich wollte klar sagen, wer Papst Benedikt war: Er war kein verbitterter Mensch.“
Aber natürlich drehte sich der Auftritt des Papstes vor allem um Afrika. Wobei zum ersten Mal bei einer solchen „Fliegenden Pressekonferenz“ nach einer Papstreise nicht nur Franziskus der Presse Rede und Antwort stand: An seiner Seite ergriffen auch der anglikanische Primas Justin Welby und der Leiter der reformierten Kirche Schottlands, Ian Greenshields, das Wort. Beide haben den Papst auf der „Ökumenischen Pilgerreise des Friedens“ im Südsudan begleitet.
Welby und die Leichen in Bor
Welby setzte einen ernsten Ton, als er an seinen Südsudan-Besuch von 2014 erinnerte, kurz nach Beginn des Bürgerkriegs, der 2019 durch ein Friedensabkommen mehr schlecht als recht besänftigt worden ist. „Als wir in Bor am Flughafen ankamen, lagen da am Tor die ersten Leichen; es gab damals in der Stadt 5.000 Leichen, die nicht beigesetzt worden waren. Meine Frau und ich gingen zur Kathedrale: Alle Priester waren getötet worden, und die Frauen vergewaltigt und ebenfalls getötet. Eine furchtbare Situation! Nach unserer Rückkehr haben wir beide den tiefen Ruf verspürt, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Menschen im Südsudan zu helfen, und darüber habe ich dann oft mit Papst Franziskus gesprochen.“
Ein Newman-Zitat
Leider habe der Friedensprozess seit dem Abkommen von 2019 an „Drive“ verloren; doch er, Welby, hoffe, dass die Reise der Kirchenführer dem Prozess jetzt neues Leben einhauche. Kirchen seien viel besser als Regierungen dazu imstande, „die Herzen der Menschen anzurühren“. Auch auf der jetzt zu Ende gegangenen Afrikareise habe „Herz zum Herzen gesprochen“; damit zitierte der anglikanische Primas bemerkenswerterweise den Wahlspruch des hl. John Henry Newman, eines Konvertiten von der anglikanischen zur katholischen Kirche.
Franziskus verurteilt Ausbeutung Afrikas
Papst Franziskus beklagte den Journalisten gegenüber die Ausbeutung Afrikas. „Einige formulieren das so: Die Länder, die Kolonien hatten, haben denen die Unabhängigkeit nur vom Erdgeschoss an aufwärts gegeben, nicht untendrunter – da wollen sie weiter nach Rohstoffen suchen. Diese Vorstellung, dass Afrika zum Ausbeuten da ist, müssen wir bekämpfen!“
„Waffenhandel ist die schlimmste Pest“
Um unbedingt an Coltan oder Lithium zu kommen, schreckten reiche Länder nicht davor zurück, auch bitterarmen Ländern Waffen zu verkaufen; dadurch behielten sie die Kontrolle über die Bodenschätze. Das sei „diabolisch“: „Der Waffenhandel. Das ist, glaube ich, die schlimmste Pest in der Welt.“
„Die ganze Welt ist im Krieg“
Auf den Krieg in der Ukraine angesprochen erneuerte Franziskus sein Angebot, nach Kiew und Moskau zu reisen, um etwas zu einem Frieden beizutragen. Ansonsten wies er darauf hin, dass das „nicht der einzige Krieg“ sei, und nannte zum Beleg die Konflikte in Syrien, dem Jemen und Myanmar. „Die ganze Welt ist im Krieg. Sie ist dabei, selbst zu zerstören… Halten wir noch rechtzeitig inne!“
Es blieb dem anglikanischen Erzbischof Welby überlassen, kühl darauf hinzuweisen, dass der Ukraine-Krieg „in den Händen von Herrn Putin“ liege: „Er könnte ihn beenden, durch Rückzug der Truppen, Waffenstillstand und dann Verhandlungen über langfristige Abkommen.“ Welby hat die Ukraine Ende November/Anfang Dezember des vergangenen Jahres besucht.
Papst will nach Marseille reisen - und vielleicht in die Mongolei
Franziskus ließ auf die Frage eines Journalisten hin wissen, welche Reisen er dieses Jahr (abgesehen vom Weltjugendtag in Lissabon im Sommer) plant: Am 23. September wolle er Marseille besuchen, von dort aus womöglich die Mongolei („Das ist noch nicht spruchreif“), und Indien eher nächstes Jahr.
„Homosexuelle nicht kriminalisieren“
Wie in einem Interview, das er kürzlich gegeben hat, warnte der Papst auf eine weitere Frage hin, dass Homosexualität „nicht kriminalisiert“ werden dürfe. „Das ist nicht gerecht. Menschen mit homosexueller Neigung sind Kinder Gottes, Gott liebt sie und begleitet sie… Eine solche Person zu verurteilen ist eine Sünde; sie zu kriminalisieren, ist ungerecht. Ich spreche nicht von Gruppen, sondern von Einzelnen… Lobbys sind etwas anderes, ich spreche von den einzelnen Personen.“
Der schottische Reverend Greenshields ergänzte kurz, so wie er die Bibel verstehe, drücke Jesus „allen Menschen gegenüber seine Liebe aus“, und das sei es, „was wir als Christen jedem Menschen unter allen Bedingungen geben können“. Ob er gerne wieder mal den Papst bei einer Reise begleiten würde? Ja natürlich, antwortete der Leiter der „Kirche von Schottland“, wie auch Welby. „Die einzige Einschränkung ist: Mein Mandat läuft am 20. Mai aus. Dann wird mir eine Frau nachfolgen, die sehr kompetent ist; ich bin sicher, dass sie gerne mitfliegen würde!“
(vatican news)
Auf der Rückkehr von seiner Afrikareise nach Rom hat sich Papst Franziskus gegenüber mitreisenden Journalisten über viele Themen geäußert, etwa Waffenhandel, Homosexuelle oder den Ukraine-Krieg. Auch seine Sicht auf Benedikt XVI. war ein Thema: Der Verstorbene sei über den Kurs des Nachfolgers „nicht verbittert gewesen“.
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Ich konnte mit Papst Benedikt über alles reden– auch, um gegebenenfalls meine Meinung zu ändern. Er war immer an meiner Seite, unterstützte mich, und wenn er mit irgendetwas Schwierigkeiten hatte, sagte er es mir und wir redeten darüber. Es gab keine Probleme… Ich habe ihn in der Tat bei einigen Entscheidungen, die zu treffen waren, konsultiert, und er stimmte zu.“
„Der Tod Benedikts XVI. wurde instrumentalisiert“
Aus seiner Sicht sei der Tod Benedikts am Silvestertag 2022 „von Leuten instrumentalisiert worden, die Wasser auf ihre Mühlen leiten wollen“, so Franziskus. Doch wer einen „so guten, gottesfürchtigen Menschen“ wie Benedikt („fast würde ich sagen: einen heiligen Kirchenvater“) instrumentalisiere, handle unethisch.
„Diese Dinge werden von selbst in sich zusammenstürzen“
„Das sind Parteimenschen, die nicht von der Kirche sind... Man sieht überall die Tendenz, theologische Positionen zu Parteien zu machen. Diese Dinge werden von selbst in sich zusammenstürzen – oder auch immer so weitergehen, wie es schon so oft in der Geschichte der Kirche geschehen ist. Ich wollte klar sagen, wer Papst Benedikt war: Er war kein verbitterter Mensch.“
Aber natürlich drehte sich der Auftritt des Papstes vor allem um Afrika. Wobei zum ersten Mal bei einer solchen „Fliegenden Pressekonferenz“ nach einer Papstreise nicht nur Franziskus der Presse Rede und Antwort stand: An seiner Seite ergriffen auch der anglikanische Primas Justin Welby und der Leiter der reformierten Kirche Schottlands, Ian Greenshields, das Wort. Beide haben den Papst auf der „Ökumenischen Pilgerreise des Friedens“ im Südsudan begleitet.
Welby und die Leichen in Bor
Welby setzte einen ernsten Ton, als er an seinen Südsudan-Besuch von 2014 erinnerte, kurz nach Beginn des Bürgerkriegs, der 2019 durch ein Friedensabkommen mehr schlecht als recht besänftigt worden ist. „Als wir in Bor am Flughafen ankamen, lagen da am Tor die ersten Leichen; es gab damals in der Stadt 5.000 Leichen, die nicht beigesetzt worden waren. Meine Frau und ich gingen zur Kathedrale: Alle Priester waren getötet worden, und die Frauen vergewaltigt und ebenfalls getötet. Eine furchtbare Situation! Nach unserer Rückkehr haben wir beide den tiefen Ruf verspürt, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Menschen im Südsudan zu helfen, und darüber habe ich dann oft mit Papst Franziskus gesprochen.“
Ein Newman-Zitat
Leider habe der Friedensprozess seit dem Abkommen von 2019 an „Drive“ verloren; doch er, Welby, hoffe, dass die Reise der Kirchenführer dem Prozess jetzt neues Leben einhauche. Kirchen seien viel besser als Regierungen dazu imstande, „die Herzen der Menschen anzurühren“. Auch auf der jetzt zu Ende gegangenen Afrikareise habe „Herz zum Herzen gesprochen“; damit zitierte der anglikanische Primas bemerkenswerterweise den Wahlspruch des hl. John Henry Newman, eines Konvertiten von der anglikanischen zur katholischen Kirche.
Franziskus verurteilt Ausbeutung Afrikas
Papst Franziskus beklagte den Journalisten gegenüber die Ausbeutung Afrikas. „Einige formulieren das so: Die Länder, die Kolonien hatten, haben denen die Unabhängigkeit nur vom Erdgeschoss an aufwärts gegeben, nicht untendrunter – da wollen sie weiter nach Rohstoffen suchen. Diese Vorstellung, dass Afrika zum Ausbeuten da ist, müssen wir bekämpfen!“
„Waffenhandel ist die schlimmste Pest“
Um unbedingt an Coltan oder Lithium zu kommen, schreckten reiche Länder nicht davor zurück, auch bitterarmen Ländern Waffen zu verkaufen; dadurch behielten sie die Kontrolle über die Bodenschätze. Das sei „diabolisch“: „Der Waffenhandel. Das ist, glaube ich, die schlimmste Pest in der Welt.“
„Die ganze Welt ist im Krieg“
Auf den Krieg in der Ukraine angesprochen erneuerte Franziskus sein Angebot, nach Kiew und Moskau zu reisen, um etwas zu einem Frieden beizutragen. Ansonsten wies er darauf hin, dass das „nicht der einzige Krieg“ sei, und nannte zum Beleg die Konflikte in Syrien, dem Jemen und Myanmar. „Die ganze Welt ist im Krieg. Sie ist dabei, selbst zu zerstören… Halten wir noch rechtzeitig inne!“
Es blieb dem anglikanischen Erzbischof Welby überlassen, kühl darauf hinzuweisen, dass der Ukraine-Krieg „in den Händen von Herrn Putin“ liege: „Er könnte ihn beenden, durch Rückzug der Truppen, Waffenstillstand und dann Verhandlungen über langfristige Abkommen.“ Welby hat die Ukraine Ende November/Anfang Dezember des vergangenen Jahres besucht.
Papst will nach Marseille reisen - und vielleicht in die Mongolei
Franziskus ließ auf die Frage eines Journalisten hin wissen, welche Reisen er dieses Jahr (abgesehen vom Weltjugendtag in Lissabon im Sommer) plant: Am 23. September wolle er Marseille besuchen, von dort aus womöglich die Mongolei („Das ist noch nicht spruchreif“), und Indien eher nächstes Jahr.
„Homosexuelle nicht kriminalisieren“
Wie in einem Interview, das er kürzlich gegeben hat, warnte der Papst auf eine weitere Frage hin, dass Homosexualität „nicht kriminalisiert“ werden dürfe. „Das ist nicht gerecht. Menschen mit homosexueller Neigung sind Kinder Gottes, Gott liebt sie und begleitet sie… Eine solche Person zu verurteilen ist eine Sünde; sie zu kriminalisieren, ist ungerecht. Ich spreche nicht von Gruppen, sondern von Einzelnen… Lobbys sind etwas anderes, ich spreche von den einzelnen Personen.“
Der schottische Reverend Greenshields ergänzte kurz, so wie er die Bibel verstehe, drücke Jesus „allen Menschen gegenüber seine Liebe aus“, und das sei es, „was wir als Christen jedem Menschen unter allen Bedingungen geben können“. Ob er gerne wieder mal den Papst bei einer Reise begleiten würde? Ja natürlich, antwortete der Leiter der „Kirche von Schottland“, wie auch Welby. „Die einzige Einschränkung ist: Mein Mandat läuft am 20. Mai aus. Dann wird mir eine Frau nachfolgen, die sehr kompetent ist; ich bin sicher, dass sie gerne mitfliegen würde!“
(vatican news)
Klavierspielerin2 05.02.2023 19:39
Der Papst im Südsudan: Das war Tag 6
Es war der letzte Tag im Südsudan und das Ende seiner Afrikareise. Papst Franziskus kehrte wieder nach Rom zurück.
Sonntag, 5. Februar 2023, Juba - Rom
08.45 Uhr (07.45 Uhr): Heilige Messe am "John-Garang-Mausoleum" in Juba mit Predigt und Angelus des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Abschiedszeremonie am Internationalen Flughafen von Juba
11.30 Uhr (10.30 Uhr): Abflug von Juba
17.30 Uhr: Ankunft am römischen Flughafen Fiumicino
(vatican news - mg)
Es war der letzte Tag im Südsudan und das Ende seiner Afrikareise. Papst Franziskus kehrte wieder nach Rom zurück.
Sonntag, 5. Februar 2023, Juba - Rom
08.45 Uhr (07.45 Uhr): Heilige Messe am "John-Garang-Mausoleum" in Juba mit Predigt und Angelus des Papstes
11.00 Uhr (10.00 Uhr): Abschiedszeremonie am Internationalen Flughafen von Juba
11.30 Uhr (10.30 Uhr): Abflug von Juba
17.30 Uhr: Ankunft am römischen Flughafen Fiumicino
(vatican news - mg)
Klavierspielerin2 06.02.2023 13:32
Welby: „Unsere Pilgerreise war ein Zeichen für die Welt“
„Die Christen haben sich daran gewöhnt, getrennt zu leben; ich hoffe, dass diese Reise die Menschen daran erinnern wird, dass es in Wirklichkeit normal ist, wenn die Kirche als Einheit auftritt!“
ANDREA TORNIELLI
Das sagte der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zum Abschluss der ökumenischen Pilgerreise in den Südsudan. Welby hat das Land zusammen mit Papst Franziskus und dem Leiter der reformierten „Kirche von Schottland“, Ian Greenshields, besucht. Bei der Rückkehr im Flugzeug konnten wir ihn interviewen.
Interview
Erzbischof Welby, was ist Ihr Eindruck von dieser Pilgerreise für Frieden und Versöhnung in ein von Bürgerkrieg und Armut gezeichnetes Land?
„Ich denke, die Reise wird eine Wirkung vor Ort im Südsudan haben, auf die ich gleich zurückkommen werde, und eine Wirkung auf globaler Ebene. Die Tatsache, dass sich hier drei religiöse Führer zum ersten Mal seit der Reformation … zusammengetan haben, ist meiner Meinung nach ein Zeichen der Hoffnung für Frieden und Versöhnung in der Welt. Wenn diejenigen, die 150 Jahre damit verbracht haben, sich gegenseitig zu töten, und die nächsten 300 Jahre damit, sich gegenseitig zu verurteilen, nun gemeinsam nach Frieden und Versöhnung suchen können, dann kann es jeder schaffen! Normalerweise trage ich ihn nicht, aber in diesem Moment trage ich den Ring, den Papst Paul VI. meinem Vorgänger Michael Ramsey in den 1960er Jahren als erstes Zeichen der Verbundenheit zwischen unseren Kirchen geschenkt hat. Und dieser Ring und der Hirtenstab, den mir der Papst 2016 geschenkt hat, sprechen zu uns von einem Wandel des Herzens.
„Ich trage den Ring von Paul VI.“
Dies bringt mich zum Südsudan: Wir brauchen auch dort einen Sinneswandel… Ich wünsche mir einen Wandel in den Herzen der politischen Führer. Jedes Mal, wenn einer von uns drei (Kirchenleuten) in den letzten zwei Tagen öffentlich von Frieden, von Sicherheit für Frauen, vom Kampf gegen Korruption gesprochen hat, konnte man hören, wie eine Bewegung durch die Zuhörer ging. Die Menschen im Südsudan bitten um Frieden – und die Verantwortlichen müssen ihn herstellen!“
Kann diese gemeinsame Pilgerreise auch für die Zukunft, für andere Länder und andere Situationen von Bedeutung sein? Ist das ein neuer Weg für Christen, sich gemeinsam für Frieden und Versöhnung einzusetzen, auch wenn sie in verschiedene Kirchen und Konfessionen geteilt sind?
„Wenn das hier ein Dialog wäre und kein Interview, dann würde ich Sie jetzt fragen: Wie viele Menschen sind denn am Ostersonntag von den Toten auferstanden? Die Antwort: ein einziger. Und dann würde ich fragen: Und wie können wir dann so viele verschiedene Kirchen sein? Es gibt doch nur eine Auferstehung, die die Quelle unseres Lebens ist. Es gibt einen einzigen gekreuzigten Gott, der die Quelle unserer Vergebung ist. Es gibt einen Geist, wie Paulus im 1. Korintherbrief sagt, der die Quelle des Lebens der Kirche und unserer Gaben ist. Gott hat alles getan, was unsere Versöhnung möglich macht. Es ist nur der menschliche Stolz, der sich dagegen wehrt. Bis zu einem gewissen Grad ist es vielleicht kein bewusster Stolz, aber es ist wie bei diesen Paaren bei der Eheberatung, die ich kennengelernt habe, die viele Jahre lang getrennt gelebt haben: Die haben sich daran gewöhnt, getrennt zu sein. Sie betrachten es als normal.
Ich hoffe, dass diese Reise die Menschen daran erinnern wird, dass es in Wirklichkeit normal ist, wenn die Kirche als Einheit auftritt! Unnormal ist es, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Ich weiß nicht, wie weit die Ökumene wirklich gediehen ist; sie ist weit verbreitet, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie tief genug in den Herzen vieler christlicher Führungskräfte in der ganzen Welt verankert ist…“
(vatican news)
06 Februar 2023, 12:02
„Die Christen haben sich daran gewöhnt, getrennt zu leben; ich hoffe, dass diese Reise die Menschen daran erinnern wird, dass es in Wirklichkeit normal ist, wenn die Kirche als Einheit auftritt!“
ANDREA TORNIELLI
Das sagte der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zum Abschluss der ökumenischen Pilgerreise in den Südsudan. Welby hat das Land zusammen mit Papst Franziskus und dem Leiter der reformierten „Kirche von Schottland“, Ian Greenshields, besucht. Bei der Rückkehr im Flugzeug konnten wir ihn interviewen.
Interview
Erzbischof Welby, was ist Ihr Eindruck von dieser Pilgerreise für Frieden und Versöhnung in ein von Bürgerkrieg und Armut gezeichnetes Land?
„Ich denke, die Reise wird eine Wirkung vor Ort im Südsudan haben, auf die ich gleich zurückkommen werde, und eine Wirkung auf globaler Ebene. Die Tatsache, dass sich hier drei religiöse Führer zum ersten Mal seit der Reformation … zusammengetan haben, ist meiner Meinung nach ein Zeichen der Hoffnung für Frieden und Versöhnung in der Welt. Wenn diejenigen, die 150 Jahre damit verbracht haben, sich gegenseitig zu töten, und die nächsten 300 Jahre damit, sich gegenseitig zu verurteilen, nun gemeinsam nach Frieden und Versöhnung suchen können, dann kann es jeder schaffen! Normalerweise trage ich ihn nicht, aber in diesem Moment trage ich den Ring, den Papst Paul VI. meinem Vorgänger Michael Ramsey in den 1960er Jahren als erstes Zeichen der Verbundenheit zwischen unseren Kirchen geschenkt hat. Und dieser Ring und der Hirtenstab, den mir der Papst 2016 geschenkt hat, sprechen zu uns von einem Wandel des Herzens.
„Ich trage den Ring von Paul VI.“
Dies bringt mich zum Südsudan: Wir brauchen auch dort einen Sinneswandel… Ich wünsche mir einen Wandel in den Herzen der politischen Führer. Jedes Mal, wenn einer von uns drei (Kirchenleuten) in den letzten zwei Tagen öffentlich von Frieden, von Sicherheit für Frauen, vom Kampf gegen Korruption gesprochen hat, konnte man hören, wie eine Bewegung durch die Zuhörer ging. Die Menschen im Südsudan bitten um Frieden – und die Verantwortlichen müssen ihn herstellen!“
Kann diese gemeinsame Pilgerreise auch für die Zukunft, für andere Länder und andere Situationen von Bedeutung sein? Ist das ein neuer Weg für Christen, sich gemeinsam für Frieden und Versöhnung einzusetzen, auch wenn sie in verschiedene Kirchen und Konfessionen geteilt sind?
„Wenn das hier ein Dialog wäre und kein Interview, dann würde ich Sie jetzt fragen: Wie viele Menschen sind denn am Ostersonntag von den Toten auferstanden? Die Antwort: ein einziger. Und dann würde ich fragen: Und wie können wir dann so viele verschiedene Kirchen sein? Es gibt doch nur eine Auferstehung, die die Quelle unseres Lebens ist. Es gibt einen einzigen gekreuzigten Gott, der die Quelle unserer Vergebung ist. Es gibt einen Geist, wie Paulus im 1. Korintherbrief sagt, der die Quelle des Lebens der Kirche und unserer Gaben ist. Gott hat alles getan, was unsere Versöhnung möglich macht. Es ist nur der menschliche Stolz, der sich dagegen wehrt. Bis zu einem gewissen Grad ist es vielleicht kein bewusster Stolz, aber es ist wie bei diesen Paaren bei der Eheberatung, die ich kennengelernt habe, die viele Jahre lang getrennt gelebt haben: Die haben sich daran gewöhnt, getrennt zu sein. Sie betrachten es als normal.
Ich hoffe, dass diese Reise die Menschen daran erinnern wird, dass es in Wirklichkeit normal ist, wenn die Kirche als Einheit auftritt! Unnormal ist es, sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Ich weiß nicht, wie weit die Ökumene wirklich gediehen ist; sie ist weit verbreitet, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie tief genug in den Herzen vieler christlicher Führungskräfte in der ganzen Welt verankert ist…“
(vatican news)
06 Februar 2023, 12:02