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Benedikt XVI ist in das Haus des Vaters zurück gekehrt .

 Benedikt XVI ist in das Haus des Vaters zurück gekehrt .
BONN ‐ Papst Franziskus hat zum Gebet für Benedikt XVI. aufgerufen. Während die einen für Genesung beten, bitten andere um eine gute Sterbestunde. Im Interview erklärt die Volkskundlerin Christiane Cantauw, was es damit auf sich hat.

Nachdem Papst Franziskus zum Gebet für Benedikt XVI. aufgerufen hat, kursieren verschiedene Gebete im Internet. Während die einen für eine baldige Genesung beten, bitten andere für eine gute Sterbestunde. Im Interview erklärt die Volkskundlerin Christiane Cantauw die Hintergründe dieser christlichen Tradition und erklärt, warum es die schlimmste Vorstellung für Christen ist, vom Blitz getroffen zu werden.

Frage: Frau Cantauw, der Papst hat dazu aufgerufen, für Benedikt XVI. zu beten. Was heißt das?

Cantauw: Traditionell ist es so, dass Sterbende nicht unbegleitet vom Diesseits ins Jenseits übergehen sollen. Sprich: man betet für sie. Aber natürlich sind auch Menschen bei den Sterbenden anwesend. Sie begleiten das Sterben und dokumentieren, dass es ein guter Tod ist. Also, dass der Sterbende mit den Sterbesakramenten versorgt wird und als Christ aus dem Leben scheidet.

Frage: Sie kennen sich mit Ritualen rund ums Sterben aus: Für was betet man da? Für Genesung oder für eine gute Sterbestunde?

Cantauw: Christen beten für eine gute Sterbestunde. Ab irgendeinem Punkt ist der bevorstehende Tod einfach Realität und man kann nicht mehr für die Genesung beten, weil es einfach keine Genesung mehr geben kann. Das ist dann auch allen Anwesenden klar und dann wird traditionell für eine gute Sterbestunde gebetet.

Frage: Und was betet man dann?

Cantauw: Traditionell werden die vierzehn Nothelfer angerufen und der Rosenkranz gebetet.


Christiane Cantauw leitet die Kommission Alltagskulturforschung in Münster. Sie sagt: "Die schlimmste Vorstellung für Christen ist es, ohne die Sterbesakramente – also plötzlich – zu versterben."

Frage: Aber ist es nicht pietätslos, jemanden den Tod zu wünschen?

Cantauw: Nein, für Christen nicht. Christen betrachten den Tod als Beginn eines Lebens im Jenseits. Der Tod ist für sie der Übergang in dieses andere Leben. Der mittelalterliche Mensch zum Beispiel sah das Leben nach dem Tod als das schönere Leben an. Das Leben vor dem Tod war doch für die meisten Menschen sehr beschwerlich und mit viel Leid verbunden. Vom Leben nach dem Tod erhoffte man sich ein Leben jenseits von Kummer, Leid und körperlichen Beschwerden. Diese Vorstellungen schwingen auch im Gebetsaufruf für Benedikt XVI. mit. Es geht darum, fest im Glauben zu bleiben und auch dem Sterbenden zu wünschen, dass er nicht in der letzten Stunde vom Glauben abfällt.

Frage: Sie haben die historischen Hintergründe des Gebetsaufrufes angesprochen. Was ist denn eine gute Sterbestunde? Möglichst kurz und schmerzlos vom Blitz getroffen zu werden?

Cantauw: Nein, auf keinen Fall! Die schlimmste Vorstellung für Christen in vergangenen Jahrhunderten war es, ohne die Sterbesakramente – also plötzlich – zu versterben. Also genau das Gegenteil von dem, was viele heute prima finden, weil man eben kein langes Leid hat und sich nicht quält, wenn einen der Blitz trifft. Genau das war aber zum Beispiel für den mittelalterlichen Menschen eine Horrorvorstellung. Ohne Sterbesakramente zu sterben, bedeutete nämlich einen längeren Aufenthalt im Fegefeuer.

Frage: Gab es damals spezielle Traditionen?

Cantauw: Im Mittelalter gab es die sogenannte ars moriendi. Also die Lehre von der Kunst des Sterbens. Der Tod war für die Menschen viel präsenter. Das zeigt sich auch in der damaligen Alltagsgestaltung. An vielen Kirchen finden sich zum Beispiel noch heute überlebensgroße Christopherus-Darstellungen. Die Menschen glaubten, wenn sie Christopherus sehen, ereile sie an diesem Tag kein unvorhergesehener Tod. Im Münsteraner und Kölner Dom finden sich solche Figuren.





Frage: Und welche Bräuche gab es sonst noch?

Cantauw: Wenn jemand im Sterben lag, hat man einen Versehtisch hergerichtet. Auf diesem Tischchen im Sterbezimmer wurde alles aufgestellt, was Priester und Ministranten brauchten: Kerzen, Öl und Buchsbaum, um den Verstorbenen mit Weihwasser zu besprengen. Meist lag auch ein Rosenkranz oder ein Sterbekreuz bereit, um dem Sterbenden etwas in die Hand zu geben. So hat man alles vorbereitet, dass es eine aus christlichem Verständnis gute Sterbestunde geben konnte. Vor allen Dingen hat man aber dem Priester Bescheid gesagt, der mit Ministranten kam. Und natürlich den Nachbarn.

Frage: Sie haben gesagt, dass sich die Vorstellung von einer guten Sterbestunde geändert hat. Während heute die Sache mit dem Blitz ganz angenehm wäre, war das früher anders. Wann hat sich das denn geändert und warum hat sich das geändert?

Cantauw: Diese Veränderung lässt sich auf das ausgehende 19. Jahrhundert datieren. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Medikalisierung des Todes. Der Tod wurde immer mehr vergedrängt. Man hatte neue medizinische Möglichkeiten gefunden, um das Leben zu verlängern, und wollte damit den Tod aus dem Leben herausdrängen. Der Tod entwickelte sich vom Übergang aus dem irdischen ins ewige Leben zu etwas, mit dem man möglichst nicht konfrontiert werden wollte. Er wurde als ein Scheitern der Medizin und ihrer Möglichkeiten angesehen. So verschwanden zum Beispiel auch die Friedhöfe aus den Ortszentren. Gestorben wurde vielfach auch nicht mehr zuhause, sondern im Krankenhaus und solche Traditionen wie die Totenwache zählten nicht mehr zum alltäglichen Leben.

Von Benedikt Heider

Kommentare

 
Klavierspielerin2 30.12.2022 13:40
Bistum Rom: Messe für Benedikt XVI.
In der römischen Lateranbasilika wird am Freitagabend eine Messe für den schwerkranken Benedikt XVI. gefeiert. Das bestätigte das vatikanische Presseamt an diesem Donnerstag

Um 17.30 Uhr wird Kardinal Angelo De Donatis, der Generalvikar des Papstes für das Bistum Rom, die Messe für den emeritierten Papst in der römischen Hauptbasilika feiern. Eine Teilnahme von Papst Franziskus am Gottesdienst ist nicht vorgesehen. Die Messe wird auf unserer Internetseite im Livestream übertragen.

Während seiner Zeit als Papst 2005-13 war Benedikt XVI. auch Bischof von Rom; die Kathedrale des Bischofs von Rom ist nicht der Petersdom, sondern die Basilika Sankt Johann im Lateran, die als „Mutter und Haupt“ aller Kirchen gilt. Jeder neugewählte Papst, zuletzt Franziskus 2013, wird nach seiner Wahl zunächst feierlich auf dem Petersplatz in sein Amt eingeführt; wenig später nimmt er dann bei einer Messe im Lateran feierlich die Kathedra des Bischofs von Rom in Besitz.

Lateranbasilika ist Bischofskirche der Päpste
Papst Franziskus hat am Mittwoch zum Gebet für seinen schwer erkrankten, 95-jährigen Vorgänger aufgerufen und ihn in der Residenz „Mater Ecclesiae“ in den Vatikanischen Gärten besucht. Der Vatikan beschreibt Benedikts Gesundheitszustand als besorgniserregend, aber im Moment stabil.

(vatican news – sk)
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(Nutzer gelöscht) 30.12.2022 14:51
O mein Gott, schau auf den kranken Menschen vor dir.
Er ist gekündigt um dich zu bitten was er das wichtigste für sich ansieht.
Du o mein Gott ,laß mein Herz verstehen, das die Gesundheit der Seele das Wichtigste ist : Herr möge dein Heiliger Wille geschehen.
Wenn du willst ,dass er geheilt werde -worum wir dich inniglich bitten-dann gib ihm die Gesundheit, aber wenn dein Wille anders ist ,dann laß ihn weiter sein Kreuz tragen,ich bete zu dir auch für uns ,die wir für ihn bitten: 
Reinige unsere Herzen um uns würdig zu machen,deine heilige Barmherzigkeit zu übermitteln.Behüte ihn und lindere seine Schmerzen.
Dein Heiliger Wille möge an ihm geschehen.Dein Heiliger Name werde durch ihn verherrlicht.
Hilf ihm und allen Kranken mutig ihr Kreuz zu tragen 
 
(Nutzer gelöscht) 30.12.2022 18:09
 
Klavierspielerin2 30.12.2022 20:08
PAPST-STELLVERTRETER ANGELO DE DONATIS STAND DEM GOTTESDIENST VOR

"Liebe zu Christus und der Kirche": Rom feiert Messe für Benedikt XVI.

ROM ‐ Mit einem Gottesdienst ist der erkrankte emeritierte Papst Benedikt XVI. in Rom gewürdigt worden. Kardinalvikar Angelo De Donatis wünschte sich ein hoffnungsvolles Gebet für den früheren Bischof von Rom und hob dessen Verdienste hervor.

Mit einer Messe in der Lateranbasilika hat das Bistum Rom seines ehemaligen Bischofs und Papstes Benedikt XVI. gedacht. "Wir sind hier, um ihn mit unserem hoffnungsvollen Gebet und all unserer Zuneigung zu unterstützen, um Gott die Dankbarkeit dieser Diözese auszudrücken, die er so sehr geliebt und mit selbstloser Liebe bedient hat", sagte Kardinalvikar Angelo De Donatis am Freitagabend.

Die Messe unter Leitung des Stellvertreters des Papstes als Bischof von Rom war am Donnerstag kurzfristig angesetzt worden. Zuvor hatte zunächst Papst Franziskus über den sich verschlechterten Gesundheitszustand des ehemaligen Kirchenoberhaupts berichtet. Der Vatikan bestätigte dies anschließend. Zugleich teilte er mit, Benedikt stehe unter ärztlicher Überwachung, und die Situation sei unter Kontrolle. Seitdem scheint sich der Zustand weiter zu stabilisieren. Benedikt XVI. soll im Krankenbett die Messe gefeiert haben.

Krajewski und Lombardi unter den Gläubigen im Gottesdienst

An dem Gottesdienst am Freitagabend nahm unter anderem Federico Lombardi teil. Der langjährige Vatikansprecher leitet die Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und steht dem ehemaligen Kirchenoberhaupt sehr nahe. Ebenfalls war der päpstliche Sozialbeauftragte, Kardinal Konrad Krajewski, anwesend. Unter den rund 700 Teilnehmern waren viele Ordensfrauen.

De Donatis würdigte Benedikt XVI. in seiner Predigt als "demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn" mit "Liebe zu Christus und der Kirche". Gerade jetzt, wie schon in den letzten zehn Jahren, zeige er, "dass jeder, der glaubt niemals alleine ist". Wenn Gott es wolle, werde er "Joseph" zu sich holen, so der Kardinalvikar weiter. "Es werden Christus und seine Mutter sein, die ihn mit sich nehmen und ihn ins Paradies führen." (KNA)
 
Klavierspielerin2 30.12.2022 22:31
Asien: Gebet und Würdigungen für Benedikt XVI.

Viele katholische Gemeinden in der ganzen Welt beten in diesen Stunden für den emeritierten Papst auch in Asien, wie Asianews referiert. Der Gesundheitszustand von Benedikt XVI. hatte sich kurz vor Weihnachten verschlechtert, ist aber offenbar stabil.

Von Myanmar aus lud Kardinal Charles Bo, Vorsitzender der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen, alle Gläubigen ein, „für diesen heiligen Mann zu beten, dessen Zeugnis die Kirche auch heute noch segnet“. Ratzingers Beitrag zum Zweiten Vatikanischen Konzil, seine nachdrückliche Unterstützung für die Mission von Johannes Paul II. und sein intellektueller Scharfsinn seien ein denkwürdiger Beitrag für die Kirche von heute, so der Kardinal. „Er blieb der Tradition und den Lehren der Kirche treu. Möge der Schutz der Jungfrau Maria ihn weiterhin trösten und ihn mit der Gabe der Gesundheit segnen“, so der Erzbischof von Yangon.

China
Chinas katholischen Gemeinden erinnern mit Dankbarkeit an den Brief von Benedikt XVI. an die chinesischen Katholiken aus dem Jahr 2007. Einer der ersten chinesischen Kirchenvertreter, der Franziskus‘ Einladung zum Gebet für Benedikt XVI. folgte, war Kardinal Joseph Zen, der sich über Twitter äußerte. Der Aufruf wurde von unzähligen Gläubigen auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Weibo geteilt. Auf der Website xinde.org, die ein wichtiger Bezugspunkt für die katholischen Gemeinden auf dem chinesischen Festland ist, ist laut asianews ein Bild von Papst Benedikt mit einem Bericht von VaticanNews zu sehen.

Indien
In Indien lud Kardinal Anthony Poola, Erzbischof von Hyderabad, alle Gläubigen zum Gebet für den emeritierten Papst ein. Er bewundere Benedikt aus verschiedenen Gründen, bekannte Poola. Erstens sei bei Benedikt XVI. eine „Synthese aus Gelehrten- und Pfarrersein“ zu beobachten gewesen: „Als Theologe ist sein Werk über Jesus von Nazareth wunderbar“, zugleich habe Benedikt XVI. „auch das Herz eines Hirten“ gehabt, so der indische Kardinal. Zweitens hob Kardinal Poola Benedikts „Liebe zur Kirche“ hervor: „Er hat nie Kompromisse bei den Werten gemacht“. Drittens sei Benedikts „Mut, das Papsttum zu verlassen“, bemerkenswert gewesen, führte der Erzbischof von Hyderabad aus: „Mit großer Bescheidenheit hatte er die Entschlossenheit, ,Nein‘ zu sagen, wenn ihm diese Aufgabe zu schwer wurde.“ Er denke „liebevoll“ an den emeritierten Papst und bete für ihn, „dass der Herr ihn trösten und stärken möge“, so Poola.

(asianews - pr)
 
 
Klavierspielerin2 30.12.2022 22:35
Schweiz: Verbunden im Gebet für Benedikt XVI.

Voller Sorge blickt die Schweiz nach Rom. Unsere Kollegen von kath.ch haben Schweizer Bischöfe und Territorialäbte nach Reaktionen zum Gebetsaufruf von Papst Franziskus aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes von Benedikt XVI. gefragt.

Bischof Joseph Maria Bonnemain, Chur: „Ich bete in diesen Stunden für ihn und leite die Bitte des Heiligen Vaters an alle Gläubigen unseres Bistums weiter. Möge er seine letzte Pilgerreise, wie er immer sagt, in innerem Frieden und allmächtiger Liebe vollenden.“

Abt Urban Federer, Einsiedeln: „Ich schließe mich dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus an. Meine Gedanken sind beim emeritierten Papst. Ich rufe meine Gemeinschaft und die Pilgerinnen und Pilger auf, für Benedikt XVI. zu beten. Die Madonna von Einsiedeln, mit der er schon immer verbunden war, möge ihn mit ihrer Fürbitte auf seiner letzten Wegstrecke begleiten.“

Bischof Jean-Marie Lovey, Sitten: „Die Nachricht, dass sich der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes verschlechtert, ist nicht allzu überraschend, aber sie berührt mich sehr. Das hohe Alter und die enorme Müdigkeit haben diesen Mann zermürbt. Der nahende Tod wird ihn nicht überraschen, denn er war sein ganzes Leben lang ,Episkopus-Wächter´. Aber sein Tod wird all jene erschüttern, die in Benedikt XVI. den großen Papst erkennen, der er war. Ich habe nie vergessen, wie Kardinal Joseph Ratzinger in Lausanne einen meisterhaften Vortrag gehalten hat. Bereits früher hatte ich das Buch zur Christologie des Theologieprofessors Joseph Ratzinger gelesen. Manche sahen in ihm einen Rigoristen und nicht den bescheidenen Hirten mit klaren Gedanken. Ich trage Papst Benedikt in meinem Herzen und in meinem Gebet und wünsche mir, dass er demjenigen, den er geliebt und dem er gedient hat, entgegenkommt.“

Bischof Paul Hinder, Abu Dhabi: „Ich werde heute Abend am Schluss der Homilie die Worte von Papst Franziskus übernehmen und die Gläubigen zum Gebet einladen: Ich bitte euch alle um ein besonderes Gebet für den emeritierten Papst Benedikt XVI., der im Stillen die Kirche unterstützt. Denken wir an ihn, er ist sehr krank, und bitten wir den Herrn, ihn zu trösten und ihn in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche bis zum Ende zu unterstützen.“

(kath.ch – mg)
 
Klavierspielerin2 30.12.2022 23:04
D: Gebet für Benedikt XVI.

Die katholischen Bischöfe in Deutschland rufen zum Gebet für den erkrankten früheren Papst Benedikt XVI. auf. „Ich schließe mich dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus an“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing. Nicht nur er folgte dem Gebetsaufruf


„Meine Gedanken sind beim emeritierten Papst. Ich rufe die Gläubigen in Deutschland auf, für Benedikt XVI. zu beten“, so Limburgs Bischof Georg Bätzing am Mittwoch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Vorsitzende der DBK hat auch ein eigenes Gebet für den emeritierten Papst verfasst, das auf der Website der deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde.

Der Gesundheitszustand des aus Deutschland stammenden 95-Jährigen hat sich laut Vatikanangaben in den vergangenen Stunden „aufgrund des fortschreitenden Alters“ verschlechtert, wie Vatikansprecher Matteo Bruni am Mittwoch bestätigte. Bei seiner Generalaudienz am Morgen hatte Papst Franziskus zu einem „besonderen Gebet“ für seinen „sehr kranken" Vorgänger aufgerufen und ihn anschließend besucht. Derzeit stehe der emeritierte Papst unter ärztlicher Überwachung; die Situation sei unter Kontrolle, hieß es aus dem Vatikan.

Weitere Reaktionen
Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wünschte Benedikt XVI. „gute Genesung“. „Seine Gedanken sind bei ihm“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Mittwoch in Berlin.

Der Passauer Bischof Stefan Oster berichtete, er sei erst im November bei Benedikt gewesen und habe ihn dabei „noch sehr wach erlebt“. Man habe aber spüren können, dass er körperlich schon sehr geschwächt sei: „Wenn er nun noch schwächer wird, ist es leicht vorstellbar, dass er auf der letzten Etappe seines irdischen Weges ist.“

Das Erzbistum Paderborn teilte mit: „Wir schließen uns in diesen Stunden dem Aufruf des Heiligen Vaters an und beten für Papst em. Benedikt XVI., dem es offensichtlich sehr schlecht geht“. Diözesanadministator Michael Bredeck rief dazu auf, in Gottesdiensten oder im persönlichen Gebet an Papst em. Benedikt XVI. zu denken und für ihn zu bitten. Im Hohen Dom zu Paderborn sei bereits eine große Kerze verbunden mit einem entsprechenden Gebetsanliegen entzündet worden. 

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, schloss sich dem Aufruf in einer auf Youtube veröffentlichten Videobotschaft an. Er fügte hinzu: „Ich kenne ihn persönlich sehr gut aus meiner Studienzeit, als er noch Professor war, und deshalb habe ich auch immer einen besonderen Draht zu ihm gehabt."

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe auf die Nachrichten aus Rom „mit großer Sorge" reagiert, teilte das Bistum mit. Er bat alle Gläubigen, den emeritierten Papst in ihr Gebet einzuschließen. Mit Regensburg ist Benedikt seit seiner Zeit als Dogmatikprofessor an der dortigen Universität von 1969 bis 1977 verbunden. Sein Bruder Georg Ratzinger war zudem lange Jahre der Leiter der Regensburger Domspatzen. Das Privathaus des emeritierten Papstes in Pentling gehört mittlerweile der nach ihm benannten Stiftung, die gleichfalls in Regensburg ihren Sitz hat.

Auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, den emeritierten Papst „insbesondere auch in unser Gebet" einzuschließen. Jüngst hatte Marx im Münchner Presseclub berichtet, dass er Benedikt Plätzchen und Stollen aus Bayern in Rom vorbeigebracht habe. Persönlich begegnet sei er ihm im September. Dabei habe er den 95-Jährigen zwar als körperlich geschwächt, aber „geistig wach" erlebt.



(kap/kna/pm – pr/sst)
 
 
Klavierspielerin2 30.12.2022 23:06
Gebet für Benedikt auch in Österreich

Auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat auf den Gebetsaufruf für den emeritieren Papst Benedikt XVI. reagiert. Am Mittwoch schrieb Schönborn auf Twitter: „Papst Franziskus hat uns heute aufgerufen, besonders für den emeritierten Papst Benedikt zu beten. Schließen wir uns alle diesem Gebet an!"

Der Gebetsaufruf von Papst Franziskus war ebenfalls über den offiziellen Twitterkanal des Kirchenoberhaupts verbreitet worden. Kardinal Schönborn erinnerte in seinem Tweet auch daran, dass der deutsche Papst Österreich „und unserer Kirche von Kindheit an sehr verbunden" sei.

Papst Franziskus hatte bei seiner Generalaudienz am Vormittag gesagt, Benedikt XVI. sei „sehr krank“ und zu Gebeten aufgerufen. Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes habe sich aufgrund seines Alters verschlechtert. Benedikt XVI. ist 95 Jahre alt und lebt seit seinem Rücktritt vom Papstamt im Jahr 2013 in den vatikanischen Gärten. 

Katholiken weltweit versicherten daraufhin ihre Gebete für Benedikt XVI. 

(twitter/vatican news - sst) 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 10:44
Abschied von Benedikt XVI.
Benedikt XVI. ist tot. 

Der 95-jährige emeritierte Papst verstarb an diesem Silvestertag morgens um 9.34 Uhr in seiner Residenz in den Vatikanischen Gärten.


Vatican News

Benedikt XVI. ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Wie das vatikanische Presseamt vor wenigen Minuten mitteilte, starb der emeritierte Papst im Alter von 95 Jahren in der Residenz des Klosters Mater Ecclesiae, das er nach seinem Verzicht auf das Petrusamt im Jahr 2013 als Wohnsitz gewählt hatte.

Die sich verschlechternden Nachrichten
Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes hatte sich bereits seit einigen Tagen aufgrund des fortschreitenden Alters verschlechtert, wie das vatikanische Presseamt in mehreren Bulletins in den letzten Tagen mitgeteilt hatte.

Papst Franziskus selbst hatte am Ende der letzten Generalaudienz des Jahres, am 28. Dezember, die Nachricht über den sich verschlechternden Gesundheitszustand seines Vorgängers öffentlich mitgeteilt. Er forderte dazu auf, für den emeritierten Papst zu beten, der „sehr krank“ sei, damit der Herr ihn tröste und ihn „in diesem Zeugnis der Liebe für die Kirche bis zum Ende“ unterstütze. Auf allen Kontinenten war es sofort zu zahlreichen Gebetsinitiativen gekommen, mit Botschaften der Solidarität und Nähe auch aus der nichtkirchlichen Welt.
 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 10:59
Ruhe in Frieden

Papst Benedikt XVI. 1927- 2022
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 11:20
„Gott ist Liebe“: Der Schlüssel des Pontifikats
Angesichts von Skandalen und kirchlichem Karrierismus hat Benedikt XVI. unermüdlich zu Umkehr, Buße und Demut aufgerufen und das Bild einer Kirche gezeichnet, die sich von materiellen und politischen Privilegien löst, um sich wahrhaft der Welt zu öffnen.
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31/12/2022
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ANDREA TORNIELLI
Vatikanstadt

Seit 1417 ist es nicht mehr vorgekommen, dass ein Pontifikat nicht mit dem Tod eines (ehemaligen) Papstes endete. Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, ist heute im Vatikan gestorben, fast 10 Jahre nach seinem Rücktritt, den er den erstaunten Kardinälen am 11. Februar 2013 mit dem Verlesen einer kurzen Erklärung in lateinischer Sprache bekannt gegeben hatte. In zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte hatte noch nie ein Papst den Stuhl Petri verlassen, weil er sich körperlich nicht mehr in der Lage sah, die Last des Pontifikats zu tragen. Andererseits hatte Benedikt XVI. aber schon in dem drei Jahre zuvor erschienenen Interview-Buch „Licht der Welt“ dem Journalisten Peter Seewald gegenüber erklärt, ein Papst habe nicht nur das Recht, sondern mitunter auch die Pflicht, zurückzutreten, wenn seine physischen oder psychischen Kräfte nicht mehr ausreichen. Obwohl seine Regierungszeit also schon vor seinem Tod zu Ende ging, was einen historischen Präzedenzfall von enormer Bedeutung darstellt, wäre es wirklich kleinmütig, sich nur aus diesem Grund an Benedikt XVI. zu erinnern.

Joseph Ratzinger als Schulkind
Joseph Ratzinger als Schulkind
Theologischer „Teenager“ beim Konzil
Joseph Ratzinger, der 1927 als Sohn eines Gendarmen das Licht der Welt erblickte und in einer einfachen, aber tiefkatholischen Familie in Bayern aufwuchs, war eine der führenden Persönlichkeiten der Kirche des 20. Jahrhunderts. Die Priesterweihe empfing er 1951 zusammen mit seinem Bruder Georg; zwei Jahre später promovierte er zum Doktor der Theologie; 1958 erfolgte seine Ernennung zum Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik. Er lehrte in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Mit ihm ist der letzte Papst von uns gegangen, der noch persönlich an den Arbeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils beteiligt war. Als blutjunger, aber bereits hoch geschätzter Theologe hatte Ratzinger als Berater des Kölner Kardinals Frings, der dem reformwilligen Flügel nahestand, die Konzilsarbeiten aus nächster Nähe verfolgt. Er gehörte zu denen, die die von der Römischen Kurie vorbereiteten und dann durch die Bischöfe verworfenen Textentwürfe heftig kritisiert hatten. Der junge Theologe Ratzinger war der Meinung, dass die Texte Antworten auf dringliche Fragen geben müssten, und zwar nicht, indem man urteilte und verurteilte, sondern indem man sich einer mütterlichen Sprache bediente. Joseph Ratzinger begrüßte die bevorstehende Liturgiereform und die Gründe für ihre providentielle Unvermeidbarkeit. Um das wahre Wesen der Liturgie wiederzuentdecken, müsse man – wie er meinte – „die Mauer der Latinität aufbrechen“.

Eine der letzten Aufnahmen des Verstorbenen, Anfang Dezember
Hüter des Glaubens an der Seite Wojtylas
Aber der spätere Papst Benedikt XVI. war auch ein direkter Zeuge der postkonziliaren Krise, der Proteste an den Universitäten und theologischen Fakultäten und hat die Infragestellung wesentlicher Glaubenswahrheiten, die wilden Experimente im Bereich der Liturgie miterlebt. Bereits 1966, ein Jahr nach dem Ende des Konzils, konnte er das Voranschreiten eines Christentums feststellen, das zum Billigpreis angeboten wird.

1977 ernannte Paul VI. den damals Fünfzigjährigen zum Erzbischof von München; nur wenige Wochen später zum Kardinal. Johannes Paul II. betraute ihn im November 1981 mit der Leitung der Glaubenskongregation. Es sollte der Beginn einer tiefen Verbundenheit zwischen dem polnischen Papst und dem bayerischen Theologen sein, die bis zum Tod Wojtylas andauerte. Johannes Paul II. hatte das Rücktrittsgesuch Ratzingers bis zuletzt abgelehnt, weil er ihn nicht verlieren wollte. Es waren die Jahre, in denen das ehemalige Heilige Offizium in vielen Dingen ein Machtwort sprach: Es bremste die Befreiungstheologie aus, die marxistische Deutungsmuster gebrauchte, und bezog angesichts des Auftretens großer ethischer Probleme Stellung. Das wichtigste Werk war sicherlich der neue Katechismus der katholischen Kirche, der nach sechs Jahren Arbeit 1992 veröffentlicht werden konnte.

Nach seiner Wahl zum Papst 2005
„Einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“
Nach dem Tod Wojtylas wählte das Konklave 2005 in weniger als 24 Stunden einen bereits 78-Jährigen zu dessen Nachfolger: einen allseits geachteten Mann, der auch von seinen Gegnern respektiert wurde. Von der Loggia des Petersdoms aus stellte sich Benedikt XVI., dem jeder Geltungsdrang fremd war, als „einfacher und bescheidener Arbeiter im Weinberg des Herrn“ vor, der kein „Regierungsprogramm“ vorlegen, sondern „gemeinsam mit der ganzen Kirche auf Wort und Wille des Herrn lauschen“ wollte.

Auschwitz und Regensburg
Obwohl er eigentlich gar nicht reisen wollte, hat er dann doch viele Länder besucht. Auch sein Pontifikat sollte – wie schon das seines Vorgängers – ein „Wanderpontifikat“ sein. Zu den bewegendsten Momenten gehörte sein Besuch in Auschwitz im Mai 2006. Damals sagte der deutsche Papst: „An diesem Ort versagen die Worte, kann eigentlich nur erschüttertes Schweigen stehen – Schweigen, das ein inwendiges Schreien zu Gott ist: Warum hast du geschwiegen? Warum konntest du dies alles dulden?“ 2006 war auch das Jahr der Regensburger Rede, als der Papst an der Universität, an der er einst selbst unterrichtete, einen antiken Satz über Mohammed zitierte, der nicht Ausdruck seiner eigenen Position war, dann aber instrumentalisiert wurde und in der islamischen Welt Proteste auslöste. Danach sollte der Papst vermehrt Zeichen der Aufmerksamkeit gegenüber den Muslimen setzen. Benedikt XVI. hat schwierige Reisen absolviert, sich mit der galoppierenden Säkularisierung entchristlichter Gesellschaften und Dissens innerhalb der Kirche auseinandergesetzt. Er hat seinen Geburtstag im Weißen Haus mit George Bush Jr. gefeiert und nur wenige Tage später, am 20. April 2008, am Ground Zero gebetet und Angehörige der Opfer des 11. September umarmt.

Der deutsche Papst schrieb eine Enzyklika über die Liebe
Die Enzyklika über die Liebe
Obwohl er als Präfekt des ehemaligen Heiligen Offiziums oft als „Panzerkardinal“ etikettiert worden war, sprach er als Papst immer wieder von der „Freude, Christ zu sein“. Seine erste Enzyklika widmete er der Liebe Gottes: „Deus caritas est“. „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person,“ heißt es dort. Er fand auch Zeit, ein Buch über Jesus von Nazareth zu schreiben, ein einzigartiges Werk, das in drei Bänden erschienen ist. Zu den Maßnahmen, an die man sich erinnern sollte, gehören das Motu proprio, das das vorkonziliare römische Messbuch liberalisiert, und die Einrichtung eines Ordinariats, das den anglikanischen Gemeinschaften die Rückkehr zur Gemeinschaft mit Rom ermöglicht. Im Januar 2009 beschloss der Papst, die Exkommunikation der vier von Monsignore Marcel Lefebvre unrechtmäßig geweihten Bischöfe aufzuheben, darunter auch Richard Williamson, ein Leugner der Gaskammern. Das sorgte in der jüdischen Welt für Aufruhr, der Papst nahm Stift und Papier, schrieb an Bischöfe in der ganzen Welt und übernahm die Verantwortung.

Die Antwort auf die Skandale
Die letzten Jahre waren geprägt vom Wiederaufleben des Pädophilie-Skandals und von Vatileaks: dem Durchsickern von Dokumenten, die vom päpstlichen Schreibtisch gestohlen und in einem Buch veröffentlicht worden waren. Im Umgang mit dem Problem des „Schmutzes“ in der Kirche zeigte Benedikt XVI. Entschlossenheit und Härte. Er führte strenge Regeln gegen Kindesmissbrauch ein und forderte Kurie wie Bischöfe auf, ihre Mentalität zu ändern. Ja, er ging sogar so weit zu sagen, dass die größte Verfolgung der Kirche nicht von äußeren Feinden komme, sondern aus dem Inneren, aus der Sünde in der Kirche selbst. Eine weitere wichtige Reform war die Finanzreform: Benedikt XVI. war es, der im Vatikan Anti-Geldwäsche-Vorschriften einführte.

Für eine Kirche ohne materielle und politische Last
Angesichts von Skandalen und kirchlichem Karrierismus rief der betagte deutsche Papst unermüdlich zu Umkehr, Buße und Demut auf. Bei seiner letzten Reise nach Deutschland im September 2011 forderte er die Kirche auf, weniger weltlich zu sein:
„Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein…“
 
 
HelenaSeverin 31.12.2022 11:24
Danke für deine Zusammenstellung!
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 11:37
Pater Lombardi: Ein Nachruf auf Benedikt XVI.
Der Jesuit Federico Lombardi war Pressesprecher von Benedikt XVI. Hier blickt er zurück auf das Leben des Verstorbenen


„Ich werde ja nun bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen. Auch wenn ich beim Rückblick auf mein langes Leben viel Grund zum Erschrecken und zur Angst habe, so bin ich doch frohen Mutes, weil ich fest darauf vertraue, dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder, der mein Ungenügen schon selbst durchlitten hat und so als Richter zugleich auch mein Anwalt (Paraklet) ist.

Im Blick auf die Stunde des Gerichts wird mir so die Gnade des Christseins deutlich. Es schenkt mir die Bekanntschaft, ja, die Freundschaft mit dem Richter meines Lebens und lässt mich so zuversichtlich durch das dunkle Tor des Todes hindurchgehen. Mir kommt dabei immer wieder in den Sinn, was Johannes in seiner Apokalypse am Anfang erzählt: Er sieht den Menschensohn in seiner ganzen Größe und fällt vor ihm zusammen, wie wenn er tot wäre. Aber da legt er seine Hand auf ihn und sagt: 'Fürchte dich nicht, ich bin es...' (vgl. Apk 1,12-17).

„Der Moment der Begegnung mit dem Herrn ist gekommen“

So schrieb Benedikt XVI. in seinem letzten Brief vom 6. Februar 2022 am Ende schmerzhafter Tage „der Gewissenserforschung und des Nachdenkens“ über die Kritik, die an ihm – wegen Missbrauchsfällen in seiner Zeit als Erzbischof von München vor mehr als 40 Jahren - laut geworden war.

Benedikt mit seinem Nachfolger Franziskus
Benedikt mit seinem Nachfolger Franziskus
Schließlich ist nun der Moment der Begegnung mit dem Herrn gekommen. Man kann sicher nicht sagen, dass dieser Moment unerwartet kam und dass „unser großer Ältester“ darauf nicht vorbereitet war. Wenn sein Vorgänger uns ein wertvolles und unvergessliches Zeugnis davon gegeben hat, wie man eine schmerzhafte, fortschreitende Krankheit bis zum Tod im Glauben leben kann, so hat Benedikt XVI. uns ein schönes Zeugnis davon gegeben, wie man die zunehmende Gebrechlichkeit des Alters über viele Jahre bis zum Ende im Glauben leben kann. Die Tatsache, dass er zu gegebener Zeit auf das Papsttum verzichtet hat, hat ihm - und uns mit ihm - erlaubt, diesen Weg mit großer Gelassenheit zu gehen.

„Er hatte die Gabe, seinen Weg zu vollenden“

Er hatte die Gabe, seinen Weg zu vollenden und dabei einen klaren Verstand zu bewahren, indem er sich mit vollbewusster Erfahrung jenen „letzten Wirklichkeiten“ näherte, über die er - wie nur wenige andere - den Mut hatte zu denken und zu sprechen, dank des Glaubens, den er empfangen und gelebt hatte. Sowohl als Theologe als auch als Papst hat er sich tiefgründig, glaubwürdig und überzeugend zu uns geäußert. Seine Texte und Worte über die Eschatologie und seine Enzyklika über die Hoffnung bleiben ein Geschenk für die Kirche, das durch sein stilles Gebet während der langen Jahre des Rückzugs „auf dem Berg“ besiegelt wurde.

Ein Papst, der Jesusbücher schreibt
Von den vielen Dingen, an die man sich bei seinem Pontifikat erinnern kann, erschien und erscheint mir ehrlich gesagt am außergewöhnlichsten, dass es ihm in diesen Jahren gelang, seine Trilogie über Jesus zu schreiben und zu vollenden. Wie konnte ein Papst mit der Verantwortung und den Sorgen der Weltkirche, die er tatsächlich auf seinen Schultern trug, ein solches Werk schreiben? Sicherlich war es das Ergebnis eines lebenslangen Nachdenkens und Forschens. Aber die innere Leidenschaft, die Motivation muss zweifelsohne gewaltig gewesen sein. Diese Seiten stammen aus der Feder eines Gelehrten, aber zugleich eines Gläubigen, der sein Leben der Suche nach einer Begegnung mit dem Antlitz Jesu gewidmet hat und darin zugleich die Erfüllung seiner Berufung und seinen Dienst am Nächsten sah.

In diesem Sinne verstehe ich zwar, warum er klargestellt hat, dass dieses Werk nicht als „päpstliches Lehramt“ zu betrachten ist, aber ich denke dennoch, dass es ein wesentlicher Teil seines Zeugnisses für den Dienst als Papst ist – das heißt als ein Gläubiger, der in Jesus den Sohn Gottes erkennt und auf dessen Glauben wir weiter auch unseren Glauben stützen können. In diesem Sinne kann ich es nicht als Zufall betrachten, dass der Zeitpunkt des Verzichts auf das Papsttum, also der Sommer 2012, mit dem Abschluss der Trilogie über Jesus zusammenfällt. Es war eine Zeit der Erfüllung einer Mission, in deren Mittelpunkt der Glaube an Jesus Christus stand.

Ein Pontifikat des Lehramts
Zweifellos ist das Pontifikat von Benedikt XVI. mehr durch sein Lehramt als durch sein Regierungshandeln geprägt worden. „Ich wusste sehr wohl, dass meine Stärke - wenn ich denn eine hatte - darin bestand, den Glauben in einer Weise darzustellen, die der Kultur unserer Zeit entsprach“ (...). Ein Glaube, der immer im Dialog mit der Vernunft steht, ein vernünftiger Glaube, eine für den Glauben offene Vernunft. Papst Ratzinger wurde zu Recht von denjenigen respektiert, die aufmerksam die Bewegungen des Denkens und des Geistes verfolgen und versuchen, die Ereignisse in ihrer tiefsten und langfristigen Bedeutung zu lesen, ohne an der Oberfläche der Ereignisse und Veränderungen stehen zu bleiben. Nicht umsonst sind einige seiner großen Reden in Erinnerung geblieben, die er nicht nur vor einem kirchlichen Publikum, sondern auch vor Vertretern der gesamten Gesellschaft gehalten hat, in London, Berlin... Er hatte keine Angst vor der Konfrontation mit anderen Ideen und Positionen, er blickte mit Treue und Weitsicht auf die großen Fragen, auf die Verdunkelung der Gegenwart Gottes am Horizont der heutigen Menschheit, auf die Fragen nach der Zukunft der Kirche, besonders in seinem eigenen Land und in Europa. Und er versuchte, sich den Problemen loyal zu stellen, ohne vor ihnen zurückzuschrecken, auch wenn sie dramatisch waren; aber der Glaube und die Intelligenz des Glaubens ließen ihn immer eine Perspektive der Hoffnung finden.


Der intellektuelle und kulturelle Wert von Joseph Ratzinger ist zu gut bekannt, als dass man dieses Lob wiederholen müsste. Derjenige, der ihn verstehen und für die Weltkirche wertschätzen konnte, war Johannes Paul II. Ratzinger war 24 der 26 Jahre des Pontifikats seines Vorgängers Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, aber - gestatten Sie mir, dies zu sagen - ein ,formidables Paar‘. Das grenzenlose Pontifikat von Papst Wojtyla lässt sich, in lehramtlicher Sicht, nicht ohne die Präsenz von Kardinal Ratzinger und nicht ohne das in ihn, in seine kirchliche Theologie und in die Weite und Ausgewogenheit seines Denkens gesetzte Vertrauen denken. Er hat der Einheit des kirchlichen Glaubens in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gedient. Er hat epochalen Spannungen und Herausforderungen die Stirn geboten – im Dialog mit dem Judentum, in der Ökumene, im Dialog mit anderen Religionen, bei der Konfrontation mit dem Marxismus, im Kontext der Säkularisierung und angesichts von Veränderungen des Menschenbildes und der Sexualität. Ihm ist es gelungen, eine umfassende und harmonische Lehrsynthese wie die des Katechismus der Katholischen Kirche vorzuschlagen, die von der großen Mehrheit der kirchlichen Gemeinschaft mit einem unerwarteten Konsens angenommen wurde, sodass diese Gemeinschaft die Schwelle des dritten Jahrtausends überschreiten und sich als Trägerin einer Heilsbotschaft für die Menschheit verstehen konnte…

Diese sehr lange und außergewöhnliche Zusammenarbeit diente der Vorbereitung des Pontifikats von Benedikt XVI., der von den Kardinälen als der am besten geeignete Fortsetzer und Nachfolger von Papst Wojtyla angesehen wurde. Bei einer Gesamtbetrachtung des Lebensweges von Joseph Ratzinger fällt die Kontinuität seines Weges und zugleich die fortschreitende Erweiterung des Horizonts seines Dienstes auf, was beeindruckend ist.

„Mitarbeiter der Wahrheit“
Die Berufung Joseph Ratzingers war von Anfang an eine priesterliche Berufung, sowohl zum theologischen Studium als auch zum liturgischen und pastoralen Dienst. Er durchlief verschiedene Etappen, vom Priesterseminar bis zu seinen ersten pastoralen Erfahrungen und seiner Lehrtätigkeit an der Universität; dann wurde sein Horizont durch seine Teilnahme am Konzil und seine Beziehung zu den großen Theologen der Zeit auf die Erfahrung der Weltkirche hin erweitert. Danach kehrte er zur akademischen Tätigkeit des vertieften theologischen Studiums zurück, aber immer inmitten von Debatten und kirchlichen Erfahrungen. Dann erweiterte er seinen Horizont erneut im pastoralen Dienst der großen Erzdiözese München. Mit dem Ruf nach Rom als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre wechselte er endgültig in den Dienst der Weltkirche. Schließlich führte ihn ein neuer Ruf zur Leitung der gesamten kirchlichen Gemeinschaft als Papst.
Der Horizont wurde damit nicht nur für das Denken, sondern auch für den priesterlichen und pastoralen Dienst allumfassend: Der gesamten Kirchengemeinschaft zu dienen, sie auf den Wegen unserer Zeit klug zu führen, die Einheit und Authentizität ihres Glaubens zu bewahren. Das anlässlich seiner Bischofsweihe gewählte Motto „Mitarbeiter der Wahrheit“ (3 Joh 8) drückt sehr gut den roten Faden im Leben und in der Berufung Joseph Ratzingers aus, wenn man versteht, dass die Wahrheit für ihn keineswegs eine Reihe von abstrakten Begriffen war, sondern letztlich in der Person Jesu Christi verkörpert wurde.

„Er wusste, wenn nötig, bestimmt und entschlossen auf Kritik zu reagieren“

Das Pontifikat von Benedikt XVI. war ein Pontifikat, das von Krisen und Schwierigkeiten geprägt war, und wird auch so in Erinnerung bleiben. Es wäre nicht richtig, diesen Aspekt zu übersehen. Dies darf aber nicht oberflächlich betrachtet und bewertet werden. Was die interne oder externe Kritik und Opposition angeht, so erinnerte er selbst mit einem Lächeln daran, dass mehrere andere Päpste mit viel dramatischeren Zeiten und Situationen konfrontiert waren. Ohne auf die Verfolgungen der ersten Jahrhunderte zurückgehen zu müssen, braucht man nur an Pius IX. oder Benedikt XV. zu denken, als er das „sinnlose Gemetzel“ anprangerte, oder an die Situation der Päpste während der Weltkriege. Benedikt XVI. betrachtete sich also nicht als Märtyrer. Kein Papst kann meinen, von Kritik, Schwierigkeiten und Spannungen verschont zu bleiben. Das ändert nichts an der Tatsache, dass er, wenn nötig, bestimmt und entschlossen auf Kritik zu reagieren wusste – wie in dem unvergesslichen Brief an die Bischöfe im Jahr 2009 nach dem Aufruhr um die Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvrianer und den „Fall Williamson“. Es war ein leidenschaftlicher Brief, über den sein Sekretär mir sagte, dass er „Ratzinger in seiner reinsten Form“ ausdrückte.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass Benedikt XVI. den Ernst der Missbrauchskrise immer deutlicher erkannt hat“

Das schwerste Kreuz seines Pontifikats aber, dessen Schwere er bereits während seiner Zeit in der Kongregation für die Glaubenslehre zu begreifen begann und das sich für die Kirche auch weiter als Prüfung und Herausforderung von historischem Ausmaß erweist, war der Skandal des sexuellen Missbrauchs. Er war auch Anlass für Kritik und persönliche Angriffe auf Ratzinger bis in seine letzten Lebensjahre und verursachte damit auch tiefes Leid. Da ich mich während seines Pontifikats auch intensiv mit diesen Fragen befasst habe, bin ich fest davon überzeugt, dass Benedikt XVI. den Ernst der Probleme immer deutlicher erkannt hat und es sein großes Verdienst war, diese Probleme in ihren verschiedenen Dimensionen mit Weitblick und Tiefgang anzugehen: den Opfern zuhören, angesichts der Verbrechen konsequent Gerechtigkeit schaffen, die Wunden heilen, angemessene Normen und Verfahren festlegen, ausbilden und das Böse verhindern.

Es war nur der Beginn einer langen Reise, aber sie ging in die richtige Richtung mit viel Demut. Benedikt XVI. hat sich nie um ein „Bild“ von sich oder der Kirche gesorgt, das nicht der Wahrheit entsprach. Und auch in diesem Bereich hat er immer aus der Perspektive eines gläubigen Menschen gehandelt. Über die pastoralen oder juristischen Maßnahmen hinaus, die notwendig sind, um dem Bösen in seinen Erscheinungsformen zu begegnen, spürte er die schreckliche und geheimnisvolle Macht des Bösen und die Notwendigkeit, an die Gnade zu appellieren, um nicht von der Verzweiflung erdrückt zu werden und den Weg der Heilung, der Umkehr, der Buße, der Läuterung zu finden, den die Menschen, die Kirche und die Gesellschaft brauchen.


Ein Papst im Sturm
Als ich gebeten wurde, die Geschichte des Pontifikats von Benedikt XVI. in einer Episode zusammenzufassen, erinnerte ich mich an die Gebetsvigil während des Weltjugendtags 2011 in Madrid auf der großen Esplanade des Flughafens Cuatro Vientos, an der etwa eine Million junger Menschen teilnahmen. Es war Abend, die Dunkelheit wurde immer dichter, als der Papst seine Rede begann. Doch dann zog plötzlich ein Unwetter auf, ein wahrer Orkan aus Regen und Wind. Die Beleuchtungs- und Beschallungsanlagen fielen aus, und viele der Zelte am Rande der Esplanade stürzten ein. Die Situation war wirklich dramatisch. Der Papst wurde von seinen Mitarbeitern aufgefordert, den Ort zu verlassen und sich unterzustellen, was er jedoch nicht wollte. Er blieb geduldig und mutig auf seinem Platz auf der offenen Bühne sitzen, geschützt durch einen einfachen Regenschirm, der im Wind flatterte. Die ganze große Versammlung folgte seinem Beispiel mit Vertrauen und Geduld. Nach einiger Zeit legte sich der Sturm, der Regen hörte auf und es trat eine große und unerwartete Ruhe ein. Die technischen Anlagen begannen wieder zu funktionieren. Der Papst beendete seine Rede, und die wunderbare Monstranz aus der Kathedrale von Toledo wurde zur eucharistischen Anbetung in die Mitte der Bühne gebracht. Der Papst kniete schweigend vor dem Allerheiligsten und hinter ihm, in der Dunkelheit, betete die riesige Versammlung in gesammelter Stille.

In gewissem Sinne kann dies das Bild nicht nur des Pontifikats, sondern auch des Lebens von Joseph Ratzinger und des Ziels seiner Reise bleiben. Während er nun in die endgültige Stille vor dem Herrn eintritt, stehen auch wir weiterhin hinter ihm und mit ihm.

(vatican news - sk)





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Klavierspielerin2 31.12.2022 11:56
12:15
Hl. Messe
Requiem für den Verstorbenen Papst em. Bendikt XVI.
Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein, Wemding (Bistum Eichstätt)
Zelebrant: Wallfahrtsrektor Norbert Traub 

Auf Radio Horeb.
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 12:04
Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung
Buch von Benedikt XVI.


Niemals zuvor hat ein Papst so tiefen Einblick gegeben in die Fragen, die ihn in seinem persönlichen Glauben bewegen. Er schreibt nicht als Papst, sondern als gläubiger Christ. Sein Anliegen ist, zu zeigen, dass die Botschaft der Evangelien verlässlich ist, weil sie tatsächlich Gottes bejahendes Wort zu den Menschen vermitteln. Es geht ihm um „die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt“ (Band I); er schreibt für Menschen, die „Jesus begegnen und ihm glauben wollen“ (Band II). Nach dem ersten Teil über die Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu und dem zweiten Teil über Passion und Auferstehung schließt nun der dritte Band über die Kindheitsgeschichten, dessen Inhalt den beiden anderen chronologisch vorangeht, als Prolog dieses großartige Werk des Papstes ab.
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 12:11
Benedikts Leichnam wird im Petersdom aufgebahrt
Der Vatikan teilte mit, dass der Leichnam des Verstorbenen ab Montag, 2. Januar, morgens im Petersdom öffentlich aufgebahrt wird, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können.
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 13:21
„Zeichen des Widerspruchs“: Benedikts Jahre als Papst
Mit seinem Rückzug aus dem Petrusdienst im Februar 2013 ist Benedikt XVI. in die Kirchengeschichte eingegangen


Die fast acht Jahre seines Pontifikates nehmen sich dagegen nicht ganz so spektakulär aus. Erst recht, wenn man sie mit dem Vierteljahrhundert (1978–2005) Johannes Pauls II. vergleicht. Der „Professor Papst“ aus Bayern hatte sich nie gewünscht, dem polnischen Giganten im Amt nachzufolgen, er war sich seiner Grenzen bewusst. Aber als ihn das „Fallbeil“ der Papstwahl traf, urteilte er gleichmütig, neben den großen müsse es eben auch „kleine Päpste geben, die das Ihre geben“.

Als so ein kleiner, arbeitsamer Papst sah sich Joseph Ratzinger selbst. Er sei nur „ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn“, mit diesen Worten stellte er sich unmittelbar nach seiner Wahl im April 2005 auf der Loggia des Petersdoms den Menschen vor.

Der Papst und das „verunstaltete Gesicht der Kirche“
Das Unglück wollte es nun, dass es gerade in seinem Pontifikat zu allerlei Krisen und dramatischen Momenten kam. Von Übelwollenden wurden die acht Jahre Benedikt geradezu als Pannenserie wahrgenommen: Von einer Rede an der Universität Regensburg, mit der er 2006 ohne Not die muslimische Welt vor den Kopf gestoßen habe, über die Rehabilitierung des traditionalistischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson bis hin zu Ungeschicklichkeiten im Umgang mit kirchlichen Missbrauchsskandalen. Nicht zu vergessen der Vatileaks-Skandal von 2012 um nach außen getragene vertrauliche Papiere. Die Affäre, an der Benedikts Kammerdiener beteiligt war, kostete den Papst augenscheinlich viel Kraft.

Benedikt klagte über die „sprungbereite Feindseligkeit“, der er sich mehr als einmal in Medien und öffentlicher Meinung ausgesetzt sah, und tatsächlich ist gerade das Verhalten vieler deutscher Katholiken gegenüber „ihrem“ Papst kein Ruhmesblatt. Hatte die „Bild“-Zeitung am Tag nach seiner Wahl noch „Wir sind Papst!“ getitelt, schlug die Stimmung doch allmählich ins Gegenteil um.

„Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten“

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass während Benedikts Pontifikat immer wieder schwere Fehler in der internen und externen Kommunikation des Heiligen Stuhls deutlich wurden. Fehler, die der Papst auch ohne Umschweife einräumte. Gleichzeitig erschien die Kirchenspitze im Laufe dieser Krisen – nicht immer ganz zu Unrecht – wie ein Haufen sich befehdender Interessengruppen. Noch in seiner letzten großen Messe im Petersdom (passenderweise an einem Aschermittwoch und in Anwesenheit hoher Kurienmitglieder) beklagte der scheidende Papst, wie „das Gesicht der Kirche bisweilen verunstaltet“ werde. „Ich denke besonders an die Vergehen gegen die Einheit der Kirche, an die Spaltungen im Leib der Kirche.“ Er mahnte dazu, „in einer intensiveren und sichtbareren Gemeinschaft mit der Kirche zu leben, indem man Individualismen und Rivalitäten überwindet“. Jesus habe „die religiöse Scheinheiligkeit“ angeprangert, „das Verhalten, sich in Szene zu setzen… Der wahre Jünger dient nicht sich selbst oder der ‚Öffentlichkeit’, sondern dem Herrn…“ Heute gelesen, klingen diese Worte nach Franziskus, dem Nachfolger.

Gegen Ablehnung und Unverständnis schien sich der bayerische Papst nicht wehren zu wollen: „Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, in der Aggressivität, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen“, sinnierte er Anfang Januar 2013 bei einer anderen Predigt in Sankt Peter. „Die Zustimmung der herrschenden Meinungen ist nicht der Maßstab, dem wir uns unterwerfen. Der Maßstab ist ER selbst: der Herr. Wenn wir für ihn eintreten, werden wir gottlob immer wieder Menschen für den Weg des Evangeliums gewinnen. Aber unweigerlich werden wir auch von denen, die mit ihrem Leben dem Evangelium entgegenstehen, verprügelt.“

Eine leise Botschaft - man musste genau hinhören
Aus dem Blick geriet nicht nur, dass er sich in zäher Kleinarbeit konkreten Verbesserungen und Reformen an der Römischen Kurie verschrieb. Dass er für Transparenz bei Abläufen sorgte, gegen den Geldwäsche-Verdacht bei der Vatikanbank IOR vorging, besondere Sorgfalt bei der Ernennung fähiger Bischöfe walten ließ. Dass er ohne Federlesens unfähige Bischöfe zum Rücktritt aufforderte wie kein anderer Papst vor ihm (der Vatikanbeobachter Marco Tosatti hat 80 Fälle gezählt).

Im Gebet, bei einem Besuch auf der Insel Zypern
Nahezu unhörbar wurde angesichts des öffentlichen Getöses vor allem die Botschaft dieses Papstes. Eine leise Botschaft. Man musste genau hinhören, sich darauf einlassen, dann lernte man etwas über die Freude am Glauben. Und über die Sehnsucht nach Gott.

„Wir haben der Liebe geglaubt“
„Die Kirche lebt, und die Kirche ist jung“, sagte Benedikt, der schon bei seiner Amtsübernahme einer der Ältesten in der bisherigen Liste der Petrusnachfolger war. „Glaube ist einfach.“ „Es ist schön, Christ zu sein.“ „Wer Hoffnung hat, kann anders leben.“ „Wer glaubt, ist nie allein.“ „Wo Gott ist, da ist Zukunft.“ „Der Anker des Herzens reicht bis zu Gottes Thron.“ „Wenn du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung.“ Der scharfe Denker Ratzinger – einstmals von vielen gefürchteter Glaubenshüter des Vatikans – fand, wenn er wollte, zu einprägsamen Formeln, um das Wesentliche am Glauben auf den Punkt zu bringen.

Davon zeugte vor allem seine erste Enzyklika Deus Caritas est von Weihnachten 2005. „Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken“, schrieb der neue Papst. „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“

„Er stand und stritt für die Vereinbarkeit des scheinbar Gegensätzlichen“

Liebe sei das Zentrum des christlichen Glaubens und Lebens, die „Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins, mit dem Gott uns entgegengeht“. „Liebe wächst durch Liebe. Sie ist ‚göttlich’, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint…“ Der Theologe Wolfgang Beinert hält Deus Caritas est „für ein so großartiges Dokument der Kirche, dass die sich verändern müsste, wenn sie diese Enzyklika ernstnimmt“.

Bei einem Besuch in L'Aquila nach dem dortigen Erdbeben 2009
Benedikt XVI. war ein Mann des Wortes, zweifellos. Ein Gelehrter in der Tradition der alten Kirchenväter. Er stand und stritt für die Vereinbarkeit des scheinbar Gegensätzlichen: Glaube und Vernunft. Hohe Theologie und kindliches Gottvertrauen. Schärfe und Sanftmut. Festhalten am Dogma und Gespräch mit Zweiflern und Nichtglaubenden. Kampf gegen „Relativismus“ – und Rücktritt, der sein eigenes Amt gewissermaßen relativierte.

Komplexe Persönlichkeit
Er war ja selbst eine komplexe, teilweise wohl sogar widersprüchliche Persönlichkeit: Deutscher in Italien, über 30 Jahre lang Kurienmitarbeiter und doch bis zum Schluss ein Fremder in dieser Kurie. Ein Mann, der gleichzeitig dafür warb, dass die Christen wirklich Salz der Erde seien (so hieß ein Gesprächsbuch, das ihn als Kardinal auf die Bestsellerlisten gebracht hatte) und dass die Kirche sich „entweltlicht“ – ein Begriff aus seiner berühmten Konzerthausrede in Freiburg 2011. Ein Mann, der auf kleinere, sozusagen gesundgeschrumpfte christliche Gemeinschaften setzte – und sich dennoch das von seinem Vorgänger geerbte Projekt einer neuen Evangelisierung in Europa zu eigen machte. Es war, es ist nicht leicht, Joseph Ratzinger auf eine Formel zu bringen.

Er liebte die Liturgie und rehabilitierte die Form der Messfeier, die vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil die gängige gewesen war. Und doch brachte er die Mängel der von vielen missverständlich so genannten „alten Messe“ noch bei einem seiner letzten Auftritte als Papst klar auf den Punkt: Der „Reichtum und die Tiefe der Liturgie“ seien da doch „im Römischen Messbuch des Priesters gleichsam verschlossen“ gewesen, „während die Leute mit eigenen Gebetbüchern beteten“, so dass daraus „fast zwei parallel laufende Liturgien“ wurden. Erst die liturgische Bewegung habe in den Jahren vor dem Konzil wieder dazu geführt, „dass es wirklich ein Dialog zwischen Priester und Volk sein sollte, dass die Liturgie des Altares und die Liturgie des Volkes eigentlich eine einzige Liturgie sein sollte, eine aktive Teilnahme“.

Gebet in der Moschee
Benedikt hatte von Anfang an schärfer als Johannes Paul II. die Grenzen und Hindernisse für einen Dialog mit dem Islam gesehen; und seine Regensburger Rede war, ob absichtlich oder nicht, eine deutliche Anfrage an Muslime nach dem 11. September, wie sie es denn mit der Gewaltlosigkeit hielten. Dennoch brachte gerade dieser Papst ein neues Gespräch mit islamischen Denkern in Gang, ein katholisch-muslimisches Forum. Mehr noch: Er bewegte Muslime weltweit, als er Ende 2006 in der Blauen Moschee in Istanbul für einen Augenblick im Gebet verharrte. Eine Premiere war, dass er den saudischen König Abdullah, den „Hüter der Heiligen Stätten von Mekka und Medina“, in Privataudienz empfing. In der Folge ließ Abdullah 2012 in Wien ein Zentrum für interreligiösen Dialog einrichten. 

2006 in der Blauen Moschee in Istanbul
Keine schlechte Bilanz also für Benedikts Konfrontation mit dem Islam. Er hat in den Dialog einen sehr ehrlichen Ton hineingebracht und die heiklen Punkte nicht umschifft. Das tat auf längere Sicht dem Religionsgespräch gut. In „lebensnahen Themen“ gebe es zwischen Katholiken und Muslimen mittlerweile „rasch Einigkeit“, sagt der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.

Der bisher evangelischste Papst
Und Benedikts Verhältnis zum Judentum? Das war seit der Debatte um die umstrittene „Karfreitagsfürbitte“ für die Juden nur aus der Optik der Medien gestört. Dieser Papst setzte gegen Widerstände im eigenen Staatssekretariat für seine Polenreise 2006 auch einen Termin im früheren KZ Auschwitz durch: Er wusste um seine spezielle Verantwortung als Papst aus Deutschland. Benedikt sah in den Juden das weiterhin auserwählte, nie von Gott verworfene Volk. Er war mit Rabbinern befreundet, besuchte Synagogen in Köln, Rom oder New York, veröffentlichte noch als emeritierter Papst im Sommer 2018 einen scharfsinnigen Aufsatz über das christlich-jüdische Verhältnis.

In Sachen Ökumene wiederum wurde er von vielen als unbeweglich eingestuft – und doch ist er in großen Schritten auf die orthodoxen Christen zugegangen, war mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. befreundet, ließ diesen einmal vor Bischöfen in der Sixtinischen Kapelle predigen.

Bei einem Treffen mit Religionsführern 2011 in Assisi
Aber da gab es ja noch die Protestanten und Reformierten – von denen sich manche wie die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann von diesem Papst schlichtweg „nichts“ erwarteten. Ratzinger hatte in seiner Zeit an der Spitze der Glaubenskongregation mit der Erklärung Dominus Iesus viele verprellt. Diese Erklärung sprach Protestanten das Kirche-Sein im katholischen Sinne ab (womit er zunächst einmal die evangelische Position bestätigte, haben die Protestanten doch tatsächlich ein anderes Kirchenverständnis). Er wollte aber nur das Etikett „kirchliche Gemeinschaften“ gelten lassen. Von Anfang an fremdelten die Kirchen der Reformation deshalb mit Benedikt, obwohl ausgerechnet er der bis dahin „evangelischste“ Papst war, der je an der Spitze der katholischen Kirche stand.

Dialog ohne Gastgeschenke
Sein ganzes Professoren-, Bischofs- und Papstleben berief Ratzinger-Benedikt sich auf Augustinus, verwies er auf die Bibel als Maßstab des Glaubens und erinnerte er immer wieder daran, dass der Mensch in jeder Hinsicht ganz und gar von Gottes Liebe und Gnade abhängt. So war es wohl auch kein Zufall, dass unter seiner maßgeblichen Mitarbeit mit dem Lutherischen Weltbund die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre erreicht wurde. Dass sie später von zahlreichen evangelischen Theologen abgelehnt wurde, muss Ratzinger tief getroffen haben. Manche sehen einen Zusammenhang zwischen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999 und Dominus Iesus 2000. Noch in einem schriftlich geführten Interview nach seiner Emeritierung würdigte Benedikt die zentrale Bedeutung von Luthers Frage nach dem gnädigen Gott, und er zog von ihr eine direkte Linie zu Papst Franziskus‘ Insistieren auf dem Begriff der Barmherzigkeit.

2011 kam es zu einer symbolträchtigen Begegnung des Papstes mit evangelischen Christen auf den Spuren Luthers im Erfurter Augustinerkloster. Dort sprach der Papst aus Deutschland vielleicht allzu offen aus, dass er kein „ökumenisches Gastgeschenk“ mitgebracht habe, und warnte vor Augenwischerei und Kalkülen. Das führte zu unzufriedenen Mienen bei seinen Gesprächspartnern. Dabei entging vielen allerdings, wie eindringlich Benedikt XVI. Martin Luther als Gottsucher gewürdigt hatte – und wie sehr er um die Christen der Reformation warb: Durch Rückbesinnung auf das Eigentliche sollten alle Christen ihren Glauben doch wieder zum Leuchten bringen in der Welt. Nähmen sie ihr Eigenes wieder ernst und bemühten sich um einen tiefen Glauben, dann brächte das automatisch auch die Ökumene voran, so Benedikt XVI. „Nicht Verdünnung des Glaubens hilft, sondern ihn ganz zu leben in unserem Heute. Dies ist eine zentrale ökumenische Aufgabe, in der wir uns gegenseitig helfen müssen: tiefer und lebendiger zu glauben. Nicht Taktiken retten uns, retten das Christentum, sondern neu gedachter und neu gelebter Glaube …“

Ein Papst sucht nach Gott
Denn darum ging es diesem „Mitarbeiter der Wahrheit“, wie sein Wahlspruch lautete, am allermeisten: Der Welt von heute den Gott „mit menschlichem Antlitz“ zu verkünden. Nicht irgendein Gott war das, sondern ein Gott, der sich uns gezeigt und sich in Jesus mit uns gemein gemacht hat. „Das eigentliche Problem unserer geschichtlichen Stunde ist es, dass Gott aus dem Horizont der Menschen verschwindet und dass mit dem Erlöschen des von Gott kommenden Lichts Orientierungslosigkeit in die Menschheit hereinbricht… Die Menschen zu Gott, dem in der Bibel sprechenden Gott zu führen, ist die oberste und grundlegende Priorität der Kirche und des Petrusnachfolgers in dieser Zeit.“ Nicht eine Lockerung des Zölibats also, Frauenpriestertum, Interkommunion oder sexualethische Fragen sah Benedikt als die drängendsten Probleme der Zeit, sondern das Leiserwerden der Gottesfrage in den Gesellschaften des Westens.

Ein bisweilen rätselhafter, ja widersprüchlicher Papst – und zugleich ganz biblisch ein „Zeichen des Widerspruchs“. Es gehörte zu den Paradoxien von Papst Benedikt, dass er bei aller Glaubensstärke radikal wie kaum einer seiner Vorgänger auf der Suche blieb nach dem unbekannten Gott. Während ihn innerkirchlich und innerchristlich viele als konservativen Bremser empfanden, bemühte er sich um Kontakt zu Nichtglaubenden, zu Menschen auf der Suche. Eine Vatikan-Initiative mit dem etwas sperrigen Titel Vorhof der Völker suchte auf seine Anregung hin ab 2011 das Gespräch mit Intellektuellen und Künstlern in Paris, Tirana oder Stockholm. Zu einem Religions- und Kirchengipfel für den Frieden in Assisi lud Benedikt erstmals auch eine Delegation von Nichtglaubenden ein (die dann prompt in seinem Beisein einen neuen „Humanismus des 21. Jahrhunderts“ ausrief).

Prozession der Nichtglaubenden
Glaubende wie Nichtglaubende zogen zu Fuß in einer Prozession durch das mittelalterliche Städtchen des heiligen Franziskus. Nicht weit vom Papst marschierte die Pariser Feministin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva. Sie bewunderte an Benedikt „sein Vertrauen zum säkularisierten Humanismus“, „seinen Glauben – im weiteren Sinn – an das säkularisierte Europa“.

Auf irritierende Weise fühlte sich Joseph Ratzinger, immerhin Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft, den Zweiflern und Suchenden wesensverwandt. Den „Ozean der Ungewissheit“ hatte er schon in seiner Zeit als Tübinger Professor „als den allein möglichen Ort seines Glaubens“ identifiziert; jeden noch so fest Glaubenden sah er „stets vom Absturz ins Nichts bedroht“ und „vom Salzwasser des Zweifels gewürgt, das ihm der Ozean fortwährend in den Mund spült“. Der Zweifel also als große Gemeinsamkeit zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, der für ein „Ineinandergeschobensein der menschlichen Schicksale“ sorgt. „Mit einem Wort – es gibt keine Flucht aus dem Dilemma des Menschseins. Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen, der seinerseits doch nie endgültig gewiss sagen kann, ob nicht doch der Glaube die Wahrheit sei.“

Das waren nicht nur ungewöhnliche Gedanken für einen Papst. Es war auch eine neue Blickrichtung, wie Kardinal Gianfranco Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat zum Auftakt des Vorhofs der Völker in Paris erläuterte: Glaubende und Nichtglaubende stehen sich nicht feindlich gegenüber, sondern stehen Seite an Seite – und schauen in dieselbe Richtung im Anliegen, den Grundfragen des Lebens nachzugehen und das Leben menschlicher werden zu lassen.

Jesusbücher: Die erste Revolution von Papst Ratzinger
Wohl die bemerkenswerte Hinterlassenschaft des deutschen Pontifikats sind Benedikts drei Bücher über Jesus von Nazareth. Eigentlich ein Projekt, dem sich Kardinal Ratzinger in seinem Ruhestand widmen wollte. Ihm stand ein „Bild Jesu Christi“ vor Augen, „wie er als Mensch auf Erden lebte, aber – ganz Mensch – doch zugleich Gott zu den Menschen trug, mit dem er als Sohn eins war. So wurde durch den Menschen Jesus Gott und von Gott her das Bild des rechten Menschen sichtbar.“ Seit den 1950er-Jahren habe es, bedauerte Ratzinger, eine Reihe von Jesus-„Rekonstruktionen“ gegeben, durch die der „Riss zwischen dem historischen Jesus und dem Christus des Glaubens“ immer tiefer wurde: „Beides brach zusehends auseinander.“ Dagegen wollte er anschreiben, wie er 2002 in einem Interview mit Radio Vatikan schon ankündigt hatte.

Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation
Doch dann wurde er Papst. Und hatte ein dichtes Programm zu absolvieren: Reisen, Audienzen, Messfeiern, Ansprachen. Die Zeit zum Weiterschreiben am Jesusbuch nahm er sich trotzdem. Im März 2007 veröffentlichte Benedikt den ersten Band des Werkes, das bis Ende 2012 schließlich eine Trilogie werden sollte: Jesus von Nazareth – von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Der Autorenname war ein doppelter: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Geschrieben war das Buch in seiner „Freizeit“; schon in diesem Wort blitzte ein grundlegend anderes Amtsverständnis auf als das seines Vorgängers Johannes Paul. „Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens nach dem Angesicht des Herrn“, so Ratzinger-Benedikt im Vorwort des ersten Bandes. „Es steht daher jedem frei, mir zu widersprechen.“

„Hier zeigt sich ein ganz neuer Stil des Papsttums“

Ein Papst, der Jesus suchte: Das hatte Größe. Viele waren beeindruckt, Ratzinger-Benedikts Jesus von Nazareth erklomm die Bestsellerlisten. „Das gab es noch nie in der Geschichte, dass ein Papst ein wissenschaftliches Jesusbuch schreibt“, sagte der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding. „Hier zeigt sich ein ganz neuer Stil des Papsttums: Der Stellvertreter Christi auf Erden formuliert kein Dogma, sondern sagt ‚Das ist meine Beobachtung als Theologe, lest das kritisch und diskutiert darüber!‘ Das halte ich für revolutionär.“

„Bewunderswert, dass der Papst sich das als Nicht-Exeget zutraut“: So zweischneidig fiel allerdings das Lob von Jesuiten-Kardinal Carlo Maria Martini aus, einem großen Bibelwissenschaftler. Manche fachlich beschlagenen Leser hielten die Literaturangaben für zu dünn. Einwände fand auch, dass Benedikt XVI. zwar die historisch-kritische Bibelauslegung aufgriff, aber zugleich Prinzipien der sogenannten kanonischen Exegese anwenden wollte. Das Argument des Papstes war dieses: Der Jesus, von dem die Evangelien erzählen, ist der Jesus des Glaubens; man kann also, wenn man nach diesem Jesus fragt, den Glauben nicht einfach außer acht lassen. Das Papstbuch war dementsprechend – eine Formulierung des Wiener Kardinals und Ratzinger-Schülers Christoph Schönborn – „zuallererst das Werk eines Glaubenden“. „Dass dieser Glaubende auch ein großer Theologe ist, das spielt natürlich alles mit hinein in dieses Buch, aber es ist zuerst das ganz persönliche Hinschauen des Christen Ratzinger auf seinen Herrn, auf Jesus.“

Wenn man frage, was Jesus eigentlich gebracht habe, sinnierte Benedikt XVI., dann sei die Antwort „ganz einfach: Gott. Er hat Gott gebracht… Nun kennen wir sein Antlitz, nun können wir ihn anrufen.“ Das ist es, was Jesus als Messias kennzeichnet. Denn dadurch hat er Hoffnung gebracht, und „wer Hoffnung hat, kann anders leben“. In seiner zweiten Enzyklika Spe salvi legte er dar, dass gerade darin Erlösung besteht: Hoffnung haben zu dürfen.

„Säuberliche Trennung von Amt und Person“

Vier Jahre nach dem ersten Band – da waren schon einige Skandale über den Vatikan hinweggegangen – veröffentlichte der Papst den zweiten Teil der Jesus-Trilogie: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Dass er hier deutlich die These zurückwies, die Juden seien schuld am Tode Jesu, wurde von vielen aufmerksam zur Kenntnis genommen. Und Ende 2012 folgte dann, passend zur Adventszeit, der dritte Band, deutlich dünner als die anderen, Prolog betitelt – eine Reflexion über die Kindheitsgeschichten der Evangelien. Das Buch war, wie die vorhergehenden, noch einmal alles in einem: theologische Detailarbeit am Text, Meditation, persönliche Suche, Einladung zum Gespräch. „Endlich“ könne er das letzte Buch vorlegen, schrieb der Doppel-Autor, das „Endlich“ war das erste Wort des ganzen Buches.

Aus heutiger Sicht ist die Trilogie Jesus von Nazareth auch noch aus anderer Perspektive interessant. Indem er sie unter seinem bürgerlichen Namen Joseph Ratzinger veröffentlichte und sich als Glaubender auf seiner ganz persönlichen „Suche nach dem Angesicht des Herrn“ bekannte, nahm Benedikt XVI. schon jene Trennung von Amt und Person vorweg, die in seinem Rücktritt am 28. Februar 2013 schließlich Eingang in die Geschichtsbücher fand.

Stefan von Kempis

Dieser Text ist eine stark überarbeitete und aktualisierte Fassung eines Kapitels aus dem Buch „Papst Franziskus – wer er ist, wie er denkt, was ihn erwartet“, Herder Verlag, Freiburg 2013. 
 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 14:17
Zum Tod von Benedikt XVI.: Möglichkeiten zur Anteilnahme 

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird ab 2.1. im Petersdom aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von dem Verstorbenen Abschied nehmen können. Am 5. Januar um 9.30 Uhr feiert Papst Franziskus auf dem Petersplatz ein Requiem für seinen Vorgänger im Papstamt. Das gab der vatikanische Pressesaal kurz nach der Todesnachricht an diesem Samstag bekannt.

Doch auch für die Gläubigen der Erzdiözese München und Freising wird es Gelegenheit geben, ihre Anteilnahme zu zeigen. Die Pfarreien wurden angewiesen, in den nächsten Tagen jeweils um 16 Uhr die Kirchenglocken für eine Viertelstunde läuten zu lassen. In den Domen, aber auch in Altötting und in Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn werden Kondolenzbücher aufliegen. Unter der Überschrift „Vergelt's Gott, Papst Benedikt XVI.“ wurde auf der Internetseite www.benedictusxvi.org eine Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen freigeschaltet. Außerdem wird es Gedenkgottesdienste geben.

Gedenken in Österreich
In Österreich verkündete die Pummerin am Stephansdom und die Glocken aller Domkirchen am Samstagvormittag die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes. Kardinal Christoph Schönborn wird am Neujahrstag (1. Januar) um 11.15 Uhr in der Basilika Mariazell einen Trauergottesdienst feiern. Mit dem steirischen Marienwallfahrtsort war Benedikt XVI. nicht nur durch seinen Besuch während des Papstbesuchs in Österreich im Jahr 2007 innig verbunden.

(vatican news/kap - cs)
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 14:51
Politiker würdigen Benedikt XVI.: Glaube, Intellekt, Weisheit 

Politiker weltweit haben den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt.


Europa
Mit „großer Trauer“ reagierte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Todesnachricht. „Als ,deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer. Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen", schrieb Scholz auf Twitter. Und weiter: „Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus.“ In einem an den amtierenden Papst gerichteten Beileidstelegramm heißt es: „Meine Gedanken sind bei jenen, die ihm in den letzten Jahren Stütze und Hilfe gewesen sind. Ihnen und den Gläubigen weltweit gilt mein Mitgefühl."

Aus Anlass des Todes des ehmaligen Papstes wurde in Deutschland bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden angeordnet. Die Anordnung gilt für den Tag seines Todes und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten in Rom.

„Europa betrauert ihn“, twitterte die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, zum Tod Benedikt XVI. Sie zitierte eine Aussage Benedikts XVI. beim Weltjugendtag 2011 in Madrid: „Habt keine Angst vor der Welt noch vor der Zukunft oder vor eurer Schwachheit.“

EU-Kommissonspräsidentin Ursula von der Leyen hob auf Twitter hervor, der frühere Papst habe „durch seinen Rücktritt ein starkes Zeichen gesetzt. Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine physische Kraft nachließ, diente er weiter mit der Kraft seiner Gebete“, so die CDU-Politikerin.

„Glaube, Intellekt, Weisheit“

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte am Samstag in Berlin: „Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt“. Über seine weltkirchliche Sendung hinaus habe dieser Papst als Landsmann für Deutsche eine ganz besondere Bedeutung gehabt.

Wörtlich betonte der Bundespräsident: „Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen.“ Besonders am Herzen hätten ihm die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen sowie das Miteinander von Religion und Gesellschaft gelegen.

„Dialog zwischen Glaube und Vernunft“

Steinmeier ging mit Blick auf das Wirken des Verstorbenen auch auf das Thema Missbrauch ein. Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei dieser „mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert“ gewesen. Hier sei er besonders in der Verantwortung gewesen. Benedikt habe um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche gewusst.

Mit Blick auf den Amtsverzicht des früheren Papstes erklärte der Bundespräsident, er habe sich in dem Moment entschieden, in dem er gewiss gewesen sei, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können. „Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur“, so Steinmeier.

„Bescheidener Seelsorger“

In der bayrischen Heimat von Benedikt XVI. ordnete Ministerpräsident Markus Söder zu Ehren des Verstorbenen Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den heutigen Samstag sowie den Tag der Beisetzung an. Er denke an viele bewegende Begegnungen mit Benedikt zurück, so Söder. Viele Menschen in seiner Heimat würden ihn nicht nur als Papst, sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Dessen mehrtägiger Besuch 2006 in Bayern sei unvergessen.

Auch das offizielle Österreich trauert um den am Samstag verstorbene emeritierten Papst Benedikt XVI. Allen voran sprach Bundespräsident Alexander Van der Bellen namens der Republik sowie persönlich seine tiefempfundene Anteilnahme aus. Benedikt XVI. sei Österreich „in besonderer Weise verbunden“ gewesen, twitterte Van der Bellen. Der emeritierte Papst habe durch seine neutrale und diskrete Vermittlung in zahlreichen Krisensituationen die Außenpolitik des Heiligen Stuhls nachhaltig geprägt, erinnerte Bundespräsident Van der Bellen. „Und ganz besonders hat er die Bedeutung des Dialogs der Religionen und Kulturen stets in den Vordergrund gestellt.“

„Dialog der Religionen und Kulturen“

Als Zeichen der Anteilnahme und Trauer werden die österreichischen Flaggen auf den Dächern von Präsidentschaftskanzlei, Bundeskanzleramt, Parlament und Außenministerium am Samstag auf halbmast gesetzt.

„Gemeinsam trauern wir Katholikinnen und Katholiken um em. Papst Benedikt XVI.“, twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer. Den verstorbenen früheren Papst würdigte Nehammer als „bemerkenswerte historische Persönlichkeit“ und „großen Gelehrten schon in jungen Jahren“. Bundeskanzler Nehammer wörtlich: „Benedikt XVI. war eines der wenigen deutschsprachigen Kirchenoberhäupter und der erste Papst der Neuzeit, der aus eigenem Entschluss sein Amt zurückgelegt hat. Zu Österreich hatte er ein besonders wertschätzendes Verhältnis, ich erinnere mich gut an seinen Besuch in unserem Land im Jahr 2007. Möge er in Frieden ruhen.”

„Sanftmut und Weisheit kamen international zugute“ 

Auch Italiens Präsident Sergio Mattarella zollte dem Wirken des deutschen Papstes mit Dankbarkeit und würdigte die internationalen Verdienste von Benedikt XVI.: „Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist für Italien eine Tragödie. Seine Sanftmut und Weisheit kamen unserer Gemeinschaft und der gesamten internationalen Gemeinschaft zugute. Mit Hingabe, Demut und Gelassenheit diente er weiterhin der Sache seiner Kirche in der beispiellosen Funktion des emeritierten Papstes. Seine Gestalt bleibt für das italienische Volk unvergesslich. Als Intellektueller und Theologe interpretierte er mit Finesse die Gründe für den Dialog, den Frieden und die Würde der Person als oberste Interessen der Religionen. Wir blicken mit Dankbarkeit auf sein Zeugnis und sein Beispiel zurück“.

Der spanische Premierminister Pedro Sanchez schrieb am Tag des Todes des emeritierten Papstes auf Twitter: „Mein tiefes Beileid an die katholische Kirche zum Tod Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. Ein großer Theologe, der sich dem Dienst am Nächsten, an der Gerechtigkeit und am Frieden verschrieben hat". 

Maltas Premierminister Robert Abela sandte im Namen der Regierung von Valletta eine Beileidsbotschaft zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. und erinnerte an den Besuch des ehemaligen Papstes auf Malta: „Das maltesische Volk erinnert sich an den Besuch Seiner Heiligkeit, als er eine Botschaft der Einheit verkündete."

Welt
„Mit Bedauern“ reagierte der australische Premierminister auf die Todesnachricht. „Möge er ruhen in ewigem Frieden“, schrieb Antony Albanese auf Twitter.

 -wird weiter aktualisiert-

(vatican news/agenturen/pm – pr)
 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 15:30
Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) hebt vor allem das „europäische Lehramt“ hervor, das Benedikt XVI. während seines Pontifikates entwickelt habe.

„Europäisches Lehramt“

Benedikt XVI. habe die Bedeutung der christlichen Wurzeln Europas hervorgehoben und eine notwendige Rückkehr zu Christus und zur Evangelisierung für den Aufbau einer Zivilisation der Liebe betont, schrieb CCEE-Präsident Erzbischof Gintara Grušas in einer Beileidsbotschaft. Benedikt XVI. habe zudem an die „immerwährende Aufgabe der Evangelisierung“ erinnert, hob Grušas weiter hervor. Die Bischöfe Europas würden dieses „europäische Lehramt Benedikts XVI. weiterentwickeln“, versichert der CCEE-Präsident – „in der Gewissheit, dass nur Christus die Hoffnung für ein Europa im Konflikt ist“.

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen bat „alle kirchlichen Gemeinschaften in Europa, Benedikt XVI. auf seiner letzten Pilgerreise im Gebet zu begleiten und den Himmel für seinen guten und treuen Diener anzurufen“.

„Einzigartiger Hirtenbrief an Irlands Kirche“

Der Primas der katholischen Kirche in Irland, Eamon Martin, lobte in seiner Beileidsbotschaft, wie der ehemalige Pontifex auf den Skandal von Missbrauch in der Kirche reagiert habe. Er erinnerte an den „einzigartigen Hirtenbrief“, den Benedikt nach einem Treffen mit den irischen Bischöfen in Rom im Februar 2010 an Irlands Katholiken gesandt hatte. Darin habe er sein „tiefes Bedauern“ über den Missbrauch zum Ausdruck gebracht und zu „dringenden Maßnahmen“ aufgerufen, um das Problem anzugehen, dass das „Licht des Evangeliums“ unsäglich verdunkelt habe. Besonders beeindruckt bei seiner ersten Begegnung 2009 mit Benedikt XVI. hätten ihn dessen „Bescheidenheit und Freundlichkeit“, so Martin.

„Gewinn für den Himmel“


Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, rief alle Priester seines Bistums auf, für die Seele des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. eine Messe zu feiern. Ferner bat der ranghöchste Vertreter der Katholiken im Heiligen Land in einem Schreiben von Samstag „alle Kirchen und Klöster, die Glocken zu läuten, wie es unsere Tradition ist".

Auch aus Westafrika kamen mehrere Würdigungen. Kardinal John Onaiyekan, emeritierter Erzbischof von Abuja in Nigeria, sagte vor Journalisten, der Verstorbene habe sein Leben dem Dienst an Gott und der Kirche gewidmet, wie die Zeitung „Vanguard" berichtete. Benedikts Tod sei „ein Gewinn für den Himmel". Bischof Emmanuel Badejo von Oyo wertete den Amtsverzicht Benedikts im Jahr 2013 als mutig; er habe damals „die Realität respektiert". In Enugu im Osten Nigerias läutete die Glocke der Kirche zum heiligen Franziskus und zur heiligen Klara 95 mal - für jedes Lebensjahr Joseph Ratzingers.

„Einer der größten Theologen seiner Zeit“

Als einen der „größten Theologen seiner Zeit – dem Glauben der Kirche verpflichtet und unerschütterlich in dessen Verteidigung“ – würdigte der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, den verstorbenen emeritierten Papst. „In allen Dingen, nicht zuletzt in seinen Schriften und seiner Predigt, blickte er auf Jesus Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes. Es war überdeutlich, dass Christus die Wurzel seines Denkens und die Grundlage seines Gebets war“, so der Primas von ganz England.

Während seines langen Lebens und Dienstes habe Papst Benedikt „viele tiefgreifende Veränderungen in der Kirche und in der Welt“ erlebt, lässt der Erzbischof Stationen von Benedikt XVI. Leben Revue passieren. So sei er Zeuge des Nazi-Regimes in Deutschland gewesen, habe „kurz“ im Zweiten Weltkrieg gedient und als junger Theologe und Priester das Zweite Vatikanische Konzil „aus erster Hand“ erlebt. Als Professor und später Erzbischof habe er in einem geteilten Deutschland gelebt, dann aber auch den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung gesehen, erinnerte Welby weiter.

Benedikts Rücktrittsentscheidung von 2013 sei „mutig und bescheiden“ gewesen, so der Anglikaner anerkennend: „Indem er diese Entscheidung aus freien Stücken traf, erkannte er die menschliche Schwäche an, die uns alle betrifft.“ In seinem Leben und Wirken habe Papst Benedikt „sich bemüht, die Menschen zu Christus zu führen“, so Welby weiter: „Möge er nun in Christi Frieden ruhen und mit allen Heiligen in Herrlichkeit auferstehen.“

-wird aktualisiert-

(vatican news/pm - pr)
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 16:35
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, fand ebenfalls respektvolle Worte: Benedikt XVI./Josef Ratzinger habe „mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben", so Kurschus in einer am Samstag in Hannover veröffentlichten Erklärung. „Sie haben zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben."

„Beiträge weit über die katholische Kirche hinaus“

Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. habe er in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen. Als Beispiel nennt Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, seinen Besuch in Deutschland 2011. Im Augustinerkloster in Erfurt habe Papst Benedikt betont, dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, „die uns überhaupt zu Christen machen". Dieses Anliegen teile die EKD und sei bis heute für diesen Akzent dankbar.

Papst Benedikt XVI. hat sein Amt laut Kurschus stets „theologisch und geistlich akzentuiert" geführt. „Das verbindet uns trotz aller Unterschiede miteinander", so die Ratsvorsitzende. „Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, macht ihn zutiefst menschlich."

„Uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht" 

Der deutsche Rabbiner Walter Homolka erinnerte an streitbare Seiten des emeritierten Papstes. „Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht“, sagte er gegenüber der KNA. „Aus einem gemeinsamen geistlichen Erbe ergab sich für Benedikt XVI. noch keine substanzielle Nähe. Für ihn haben wir Juden die entscheidende Wendemarke im Bund mit Gott nicht mitvollzogen.“

Benedikt XVI. habe „nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten. Aus dem Gegensatz der Überzeugungen dürfe aber keine Feindschaft entstehen. Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens“. Für ein respektvolles Miteinander habe dies immerhin gereicht, so Homolka, nicht aber für einen glaubwürdigen Dialog, findet er.
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 17:00
„Verfechter traditioneller Werte“

Auch das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kyrill I. würdigte Benedikt XVI. als „herausragenden Theologen" und Verfechter „traditioneller Werte". In einem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Beileidsschreiben an Papst Franziskus strich der Moskauer Patriarch zudem die „tiefe Liebe zum östlichen Christentum" heraus, die Benedikt XVI. ausgezeichnet habe. „Die unbestreitbare Autorität von Benedikt XVI. als herausragender Theologe ermöglichte es ihm, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der konfessionsübergreifenden Zusammenarbeit, zum Zeugnis für Christus in einer säkularisierten Welt und zur Verteidigung traditioneller moralischer Werte zu leisten", so Kyrill in seinem Schreiben.
-aktualisiert 31.12.2022. 16.00-

(vatican news/pm - pr)
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 17:42
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, rief alle Priester seines Bistums auf, für die Seele des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. eine Messe zu feiern. Ferner bat der ranghöchste Vertreter der Katholiken im Heiligen Land in einem Schreiben von Samstag „alle Kirchen und Klöster, die Glocken zu läuten, wie es unsere Tradition ist".
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 17:45
Der italienische Außenminister Antonio Tajani zeigte sich „sehr traurig" über den Tod von Benedikt XVI. „Er war ein großer Papst und ein großer Theologe. Ich schätze seine Lehren und seine Art, den Glauben zu erklären. Ich werde seine Worte zur Verteidigung der christlichen Wurzeln Europas immer in meinem Herzen tragen", so Tajani auf Twitter.

Der britische Premierminister Rishi Sunak zeigte sich ebenfalls „betrübt" über den Tod des emeritierten Papstes. Dessen Besuch im Vereinigten Königreich im Jahr 2010 sei ein „historischer Moment" sowohl für Katholiken als auch für Nicht-Katholiken gewesen, so der konservative Politiker in einer Twitter-Mitteilung.

Der spanische Premierminister Pedro Sanchez schrieb am Tag des Todes des emeritierten Papstes auf Twitter: „Mein tiefes Beileid an die katholische Kirche zum Tod Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. Ein großer Theologe, der sich dem Dienst am Nächsten, an der Gerechtigkeit und am Frieden verschrieben hat". 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte, der frühere Papst habe sich „für eine brüderlichere Welt eingesetzt": „Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern, der sich mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat", so Macron am Samstag.

Maltas Premierminister Robert Abela sandte im Namen der Regierung von Valletta eine Beileidsbotschaft zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. und erinnerte an den Besuch des ehemaligen Papstes auf Malta: „Das maltesische Volk erinnert sich an den Besuch Seiner Heiligkeit, als er eine Botschaft der Einheit verkündete."

UNO und Welt
UN-Generalsekretär António Guterres schrieb am Samstag zum Tod des früheren Papstes Benedikt XVI.: „Wir erinnern uns an Papst Benedikt als einen demütigen Mann des Gebets und des Studiums" . Benedikt sei prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte gewesen. 

Der frühere libanesische Präsident Michel Suleiman würdigte den Verstorbenen als Freund und Beschützer des Libanons. Der Besuch Benedikts XVI. im September 2012, der mit dem Beginn des blutigen Arabischen Frühlings zusammengefallen sei, „kam zum richtigen Zeitpunkt und trug dazu bei, die Wunden der Libanesen zu heilen", sagte der maronitische Christ laut Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur „NNA".
Der Papst hatte in seiner Amtszeit eine Synode für den Nahen Osten einberufen sowie Leitlinien für das kirchliche Wirken im Nahen Osten unterzeichnet. Benedikt XVI. habe sich dafür eingesetzt, „die negativen Auswirkungen der Kriege anderer Völker" auf das Gebiet des Libanons zu vermeiden, so Suleiman, der von 2008 bis 2014 Präsident des Landes war.

Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte den Beitrag Benedikts XVI. zur Entwicklung der Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und dem Vatikan. Während seines Pontifikates seien vollwertige diplomatische Beziehungen zwischen Russland und dem Vatikan aufgenommen und die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche ausgebaut worden, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax aus einem Beileidstelegramm Putins, in dem von „aufrichtigem Mitgefühl" die Rede ist. Benedikt XVI. sei ein „entschiedener Verfechter traditioneller christlicher Werte" gewesen, heißt es darin weiter.  

Indiens Premierminister Narendra Modi zeigte sich am Samstag auf Twitter „traurig über den Tod von Papst Emeritus Benedikt XVI., der sein ganzes Leben der Kirche und den Lehren des Herrn Christus gewidmet hat". Benedikt werde wegen seines reichen Dienstes für die Gesellschaft in Erinnerung bleiben, schrieb der Regierungschef des mehrheitlich hinduistischen Indien; und: „Meine Gedanken sind bei den Millionen Menschen auf der ganzen Welt, die seinen Tod betrauern." Modi ist selbst in Trauer um seine Mutter Heeraben Modi, die am Freitag mit 99 Jahren gestorben war.

Sri Lankas Präsident Ranil Wickremesinghe äußerte im Namen seines Volkes und insbesondere der Katholiken des mehrheitlich buddhistischen Landes sein „herzliches Beileid". Der frühere Papst „hinterlässt einen Fußabdruck des ökumenischen Dialogs", schrieb Wickremesinghe auf Twitter.

Auch Shebaz Sharif, Premierminister des mehrheitlich muslimischen Pakistan, zeigte sich „zutiefst traurig". „Er wird von Millionen auf der ganzen Welt betrauert werden, auch in Pakistan", twitterte Sharif. "Möge seine Seele in ewigem Frieden ruhen."

„Mit Bedauern“ reagierte der australische Premierminister Antony Albanese auf die Todesnachricht. „Möge er ruhen in ewigem Frieden“, schrieb Albanese auf Twitter.

 

 -aktualisiert 31.12.2022. 16.30-

(vatican news/agenturen/pm/kap – pr)
 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 17:52
Wie der Pressesaal dann am Nachmittag weiter bekanntgab, werde der Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bis zum frühen Montagmorgen im Kloster Mater Ecclesiae verbleiben, bevor er in den Petersdom überführt wird. Offizielle Besuche oder öffentliches Gebet am Totenbett seien jedoch nicht vorgesehen.

Ab 9 Uhr am Montagmorgen wird Benedikt XVI. im Petersdom aufgebahrt, wo die Gläubigen bis 19 Uhr von ihm Abschied nehmen können, am Dienstag und Mittwoch ist der Besuch in der Basilika jeweils von 7 bis 19 Uhr möglich. Angaben der Römischen Präfektur zufolge werden täglich etwa 30.000 bis 35.000 Menschen im Petersdom erwartet. An der Totenmesse werden offiziellen Schätzungen zufolge etwa 50.000-6.000 Menschen teilnehmen, offizielle Delegationen werden aus Deutschland und Italien erwartet. Für die Teilnahme an der Messe ist keine Zugangskarte erforderlich.

Der emeritierte Papst hatte zu Lebzeiten bereits darum gebeten, dass sein Begräbnis vor allem „einfach“ gestaltet werden sollte. Im Anschluss an das Requiem wird der Leichnam, nach den Riten der Ultima Commendatio und des Valedictio, ins Innere der Basilika überführt und anschließend, wie bei verstorbenen Päpsten üblich, in den Grotten von Sankt Peter bestattet.

Erzbischöfe, Bischöfe und Priester, die bei dem Requiem konzelebrieren möchten, können sich dafür auf der Internetseite des Liturgischen Amtes des Vatikans registrieren.

Anteilnahme in Bayern
Doch auch für die Gläubigen der Erzdiözese München und Freising wird es Gelegenheit geben, ihre Anteilnahme zu zeigen. Die Pfarreien wurden angewiesen, in den nächsten Tagen bis zum 3. Januar jeweils um 16 Uhr die Kirchenglocken für eine Viertelstunde läuten zu lassen, sofern zu dieser Zeit nicht ein Gottesdienst stattfindet. Unter www.erzbistum-muenchen.de/benediktxvi stehen ein Gebet und Fürbitten für den verstorbenen emeritierten Papst zur Verfügung.

In den Domen, aber auch in Altötting und in Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn werden Kondolenzbücher aufliegen. Unter der Überschrift „Vergelt's Gott, Papst Benedikt XVI.“ wurde auf der Internetseite www.benedictusxvi.org eine Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen freigeschaltet. Außerdem wird es Gedenkgottesdienste geben.

Glockenläuten und Trauerbeflaggung in Deutschland
Überall in Deutschland sollen an diesem Silvestertag an Kathedralen, aber auch an Pfarrkirchen und Kapellen die Totenglocken oder die tiefsten Glocken die Katholikinnen und Katholiken zum Gebet für das frühere Kirchenoberhaupt aufrufen.

Ein zentrales nationales Requiem für Joseph Ratzinger, der am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben ist, wird es allerdings nicht geben. Es sei sinnvoll, einen Unterschied zwischen dem Tod eines amtierenden Kirchenoberhauptes und dem Tod eines seit fast zehn Jahren im Ruhestand lebenden emeritierten Papstes zu machen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Samstag vor Journalisten in Limburg. Zu dieser Entscheidung sei man nach Kontakten mit der Botschaft des Vatikan in Berlin gekommen.

Stattdessen werde es in den kommenden Tagen in vermutlich jedem der 27 deutschen Bistümer ein Requiem oder einen Gedenkgottesdienst für Benedikt XVI. geben. Zudem hat beispielsweise das Erzbistum Köln die Gemeinden aufgefordert, am Tag der Beisetzung an Kirchen und Kapellen vor dem in Rom stattfindenden Requiem für 15 Minuten zu läuten, nicht jedoch an den anderen Tagen bis dahin. Je nach Bistum gibt es allerdings unterschiedliche Läuteordnungen.

Die Trauer wird auch im öffentlichen Raum sichtbar sein: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat aus Anlass des Todes des ehmaligen Papstes Benedikt XVI. bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden angeordnet. Die Anordnung gelte für den Tag seines Todes und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten in Rom, so Faeser am Samstag in Berlin.

Gedenken in Österreich
In Österreich verkündete die Pummerin am Stephansdom und die Glocken aller Domkirchen am Samstagvormittag die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes. Kardinal Christoph Schönborn wird am Neujahrstag (1. Januar) um 11.15 Uhr in der Basilika Mariazell einen Trauergottesdienst feiern. Mit dem steirischen Marienwallfahrtsort war Benedikt XVI. nicht nur durch seinen Besuch während des Papstbesuchs in Österreich im Jahr 2007 innig verbunden.

Die Österreichische Bischofskonferenz feiert für Benedikt XVI. am Montag, 9. Januar, um 18 Uhr, eine Heilige Messe im Wiener Stephansdom. Zur Seelenmesse für den verstorbenen emeritierten Papst mit Kardinal Schönborn, Erzbischof Lackner und den österreichischen Bischöfen sind alle Gläubigen zur Mitfeier eingeladen. Wie die Bischofskonferenz am Samstag gegenüber Kathpress mitteilte, erfolgt eine Einladung auch an die Ökumene und die Vertreter des öffentlichen Lebens.

Glocken in der Schweiz
Die Schweizer Bischöfe riefen angesichts des Todes von Papst em. Benedikt XVI. alle Pfarreien dazu auf, um 15 Uhr die Glocken zu läuten und in den Messen für den Verstorbenen zu beten.

„Es ist üblich, ein Gebet in die Messe einzuschließen und die Glocken zu läuten, um die Trauer zu auszudrücken und Hoffnung zu zeigen“, teilte die Sprecherin der Schweizer Bischofskonferenz, Julia Moreno, mit. Am Samstag sollten die Kirchenglocken demnach um 15 Uhr fünf Minuten lang läuten.

Hinweis: Die Meldung wurde bis 17 Uhr am 31.12.2022 aktualisiert

(vatican news/kap/kna/kath.ch - cs)
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 18:18
Papst Franziskus würdigt bei „Te Deum“ verstorbenen Benedikt XVI.
Papst Franziskus hat am Silvesterabend eine feierliche Vesper im Petersdom geleitet. Dabei würdigte er seinen Vorgänger Benedikt XVI.: Der emeritierte Papst ist am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren verstorben.
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Wortlaut: Predigt von Franziskus zum Jahresende
31/12/2022
Wortlaut: Predigt von Franziskus zum Jahresende
Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus predigte vor den rund 8.000 Mitfeiernden über das Thema Freundlichkeit – und das ließ ihn, so sagte er, „spontan an den innig geliebten emeritierten Papst“ denken.

„Bewegt erinnern wir uns an seine so edle, so freundliche Gestalt. Und wir fühlen im Herzen große Dankbarkeit: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat, und Dankbarkeit ihm gegenüber für all das Gute, das er getan hat, vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und Gebets, vor allem in diesen letzten Jahren des zurückgezogenen Lebens. Gott allein kennt den Wert und die Kraft seines Fürbittgebets, seiner Opfer, die er für das Wohl der Kirche gebracht hat.“

Franziskus hatte seinen todkranken Vorgänger noch am vergangenen Mittwoch in dessen Residenz in den Vatikanischen Gärten besucht und zum Gebet für ihn aufgerufen; an diesem Samstagvormittag verstarb er im Alter von 95 Jahren.

Feierliches Te Deum zum Jahreswechsel
Feierliches Te Deum zum Jahreswechsel
Ansonsten verlief die Feier zum Jahresschluss im Vatikan wie üblich, nämlich feierlich. Unter der Kuppel des Michelangelo erklang das traditionelle „Te Deum“, ein frühchristlicher Hymnus, der nur bei besonderen Gelegenheiten angestimmt wird. Auch wenn Epidemien oder Kriege toben: In St. Peter wird immer ein feierlicher Schlusspunkt hinter jedes Kalenderjahr gesetzt. Viele Gebete und Gesänge, bis hin zum „Adeste fideles“ am Schluss (auf Deutsch bekannt als „Nun freut euch, ihr Christen“), waren in der Kirchensprache Latein.

Auf Italienisch wurden Fürbitten für eine „wahre Geschwisterlichkeit unter den Menschen“ und für alle Verstorbenen gesungen. Dabei mag mancher in der Basilika auch für den emeritierten Papst Benedikt XVI. gebetet haben...

Papst Franziskus beim Te Deum zum Jahreswechsel
Papst Franziskus beim Te Deum zum Jahreswechsel
„Gott hat Maria nicht benutzt“

Die Predigt von Papst Franziskus war eine Meditation über ein paar Worte über Jesus aus dem Galaterbrief des hl. Paulus: „geboren von einer Frau“ (Gal 4,4).

„Als Gott in der Fülle der Zeit Mensch wurde, kam er nicht vom Himmel herab auf die Welt, sondern er wurde von Maria geboren. Er wurde nicht in einer Frau, sondern von einer Frau geboren. Das ist etwas ganz anderes: Es bedeutet, dass Gott Fleisch von ihr nehmen wollte. Er hat sie nicht ausgenutzt, sondern sie um ihr Ja, ihre Zustimmung gebeten. Und mit ihr begann er den langsamen Weg der Heranreifung einer Menschheit, die frei von Sünde und voll von Gnade und Wahrheit, voll von Liebe und Treue ist.“

Er, der uns ohne uns geschaffen hat, will uns nicht ohne uns retten
Das sei „der Weg, den Gott gewählt hat“: ein Weg der Achtung vor dem Menschen und seiner Freiheit. „Er, der uns ohne uns geschaffen hat, will uns nicht ohne uns retten“, sagte der Papst mit einem Zitat des hl. Augustinus. Daraus spreche Rücksichtnahme und Freundlichkeit, und diesen Stil Gottes sollten wir zu dem unseren machen.

8.000 Gläubige nahmen am Te Deum im Petersdom teil
Gott ist ein Gentleman
„Die Freundlichkeit ist ein wichtiger Faktor in der Kultur des Dialogs, und der Dialog ist unverzichtbar, wenn wir in Frieden leben wollen, als Geschwister, die nicht immer miteinander auskommen - das ist normal -, die aber dennoch miteinander reden, einander zuhören und versuchen, einander zu verstehen und zu begegnen.“

Es gehe ihm nicht um „eine Frage des guten Tons“ oder der „Etikette“, so Franziskus. Vielmehr gehe es darum, die Welt „menschlicher zu machen“.

Wenn unsere Mitmenschen Hindernisse sind…
„Die Schäden, die der konsumorientierte Individualismus anrichtet, liegen vor aller Augen. Der schwerwiegendste Schaden besteht darin, dass andere, die Menschen um uns herum, als Hindernisse für unsere Ruhe, für unser Wohlbefinden wahrgenommen werden. Andere belästigen uns, stören uns, nehmen uns die Zeit und die Ressourcen, die wir brauchen, um das zu tun, was wir wollen.“

Freundlichkeit als Gegenmittel
Angesichts dieses vorherrschenden Klimas sollten wir uns bewusst für Freundlichkeit entscheiden, insistierte Franziskus. „Die Freundlichkeit ist ein Gegenmittel gegen einige Pathologien unserer Gesellschaft, etwa gegen die Grausamkeit, die sich leider wie ein Gift ins Herz einschleichen und die Beziehungen vergiften kann…“

Da mochte man für einen Moment an die brutalen Bilder vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine denken – ein Erbe dieses Jahres 2022, das die Menschheit hoffentlich bald hinter sich lassen kann.

(vatican news – sk)
 
 
Klavierspielerin2 31.12.2022 19:50
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni bezeichnete Benedikt als „Gigant des Glaubens und der Vernunft". „Benedikt war ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: Ein großer Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird", drückte Meloni laut Austria Presse Agentur (APA) in einem Schreiben an Papst Franziskus ihre Trauer für den Tod des emeritierten Pontifex aus.





US-Präsident Joe Biden würdigte Benedikt XVI. am Samstag als renommierten Theologen, „der sich ein Leben lang mit Hingabe für die Kirche einsetzte und sich dabei von seinen Prinzipien und seinem Glauben leiten ließ“. Biden ist nach John F. Kennedy der zweite katholische Präsident der USA.



Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Benedikt XVI. als großen geistlichen Führer. Er habe „sich voll und ganz für die historische Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk“ eingesetzt und sei ein „wahrer Freund des Staates Israel und des jüdischen Volkes gewesen“.



Auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas übermittelte am Samstag sein Beileid zum Tod des emeritierten Papstes. Benedikt XVI. habe bei seinem Besuch in Bethlehem im Mai 2009 „eine Botschaft der Liebe und des Friedens in die Welt“ getragen, sagte Abbas.


Auch das offizielle Österreich trauert um den am Samstag verstorbene emeritierten Papst Benedikt XVI. Allen voran sprach Bundespräsident Alexander Van der Bellen namens der Republik sowie persönlich seine tiefempfundene Anteilnahme aus. Benedikt XVI. sei Österreich „in besonderer Weise verbunden“ gewesen, twitterte Van der Bellen. Der emeritierte Papst habe durch seine neutrale und diskrete Vermittlung in zahlreichen Krisensituationen die Außenpolitik des Heiligen Stuhls nachhaltig geprägt, erinnerte Bundespräsident Van der Bellen. „Und ganz besonders hat er die Bedeutung des Dialogs der Religionen und Kulturen stets in den Vordergrund gestellt.“
 
Klavierspielerin2 01.01.2023 09:41
Jüdische Vertreter zum Tod von Benedikt XVI.

Führende Vertreter des Judentums haben den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. und seinen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog gewürdigt.


" Er war eine historische Persönlichkeit und ein großer Theologe, der sich und seinem Amt stets treu geblieben ist und auch mit umstrittenen Positionen, etwa zum jüdisch-christlichen Dialog die religiöse und interreligiöse Debatte fruchtbar angeregt hat“, hieß es am Samstag in einer Erklärung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland. Benedikt XVI. habe stets die Nähe zur jüdischen Gemeinschaft gesucht.

Unvergessen bleibe sein Besuch in der Synagoge in Köln anlässlich des Weltjugendtages 2005, wo er aktiv in der Tradition seines Vorgängers für die Verbesserung der Beziehungen und der Freundschaft mit dem jüdischen Volk eingetreten sei, so die Rabbinerkonferenz. „Ruhe in Frieden, Papst Benedikt.“

Dialog mit Rabbinern Europas
Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner und frühere Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, erklärte: „Papst Benedikt XVI. war ein großer Theologe, für den die Beziehung zum Judentum von wesentlicher Bedeutung für seinen Glauben war.“ Auch nach seiner Emeritierung habe er den Dialog mit den Rabbinern Europas fortgesetzt, insbesondere über die Frage, welche religiöse Bedeutung die Rückkehr der Juden in ihre Heimat nach zwei Jahrtausenden im Exil für die Katholiken hat. Benedikts Dialogbereitschaft mit der jüdischen Gemeinschaft bezeichnete Goldschmidt als Fortsetzung der Öffnung durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), mit dem die katholische Kirche unter anderem ein neues Verhältnis zu den anderen Religionen einleitete.

Kritisch äußerte sich der deutsche Rabbiner Walter Homolka zur Dialoghaltung Benedikts XVI. „Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht. Er vermittelte stets ein triumphales Bild der Kirche. Ihr Glanz gründet im auferstandenen Christus als dem Neuen, das das jüdische Umfeld Jesu hinter sich lässt“, sagte Homolka der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aus einem gemeinsamen geistlichen Erbe habe sich für Benedikt XVI. noch keine substanzielle Nähe ergeben.

(kap – pr)
 
Klavierspielerin2 01.01.2023 17:00
Würdigungen für Benedikt XVI. reißen nicht ab: „Trauer, Dankbarkeit"

Auch einen Tag nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reißen weltweit die Reaktionen und Würdigungen aus Kirche, Politik und Gesellschaft nicht ab. Dabei wird mehrfach auf das reiche geistliche und theologische Erbe des deutschen Papstes verwiesen.

Reaktionen zum Tod von Papst em. Benedikt XVI.
GB 
Charles III., König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, sprach in einem an Papst Franziskus gerichteten Beileidstelegramm von „tiefer Trauer". Er erinnerte an eine Begegnung mit Benedikt XVI. im Vatikan im Jahr 2009 und dessen Besuch im Vereinigten Königreich im Jahr 2010; der Besuch sei „wichtig für die Stärkung der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich" gewesen. Charles III. würdigte weiter Benedikts „ständige Bemühungen, Frieden und Wohlwollen gegenüber allen Menschen zu fördern und die Beziehungen zwischen der weltweiten  anglikanischen Gemeinschaft und der römisch-katholischen Kirche zu stärken".  

Ukraine
Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat in einem Kondolenzschreiben zum Tod des emeritierten Papst Benedikt XVI. dessen „besondere spirituelle Nähe" zur Ukraine gewürdigt. Zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine habe Benedikt ihm einen Brief geschickt und darin seine Solidarität mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck gebracht und versichert, dass er für Frieden bete, schrieb Schewtschuk an Papst Franziskus. „Inmitten der Schrecken des Krieges haben wir immer gespürt, dass wir in seiner großen, aber gleichzeitig demütigen Gestalt in der Stille des Klosters 'Mater Ecclesiae' im Vatikan jemanden haben, der zum Herrn für die leidgeprüfte Ukraine betet."

Schewtschuk hatte Benedikt XVI. am 9. November im Vatikan besucht und ihm für seine „spirituelle Nähe zur Ukraine" gedankt, wie er nun erklärte. In dem damaligen Gespräch habe der emeritierte Papst - zwar körperlich geschwächt, aber mit dem „Licht seines Geistes" - betont: „Ich bete weiter für die Ukraine." Der Großerzbischof äußerte die Überzeugung, dass das ukrainische Volk mit Benedikt XVI. nun einen Fürsprecher vor dem des „Thron des Allmächtigen" habe.Schewtschuk steht seit 2011 der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche vor. Ihr gehören knapp zehn Prozent der Ukrainer an.

USA und Kanada
Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy P. Broglio, empfindet im Gedenken an Benedikt XVI. „Trauer und Dankbarkeit“. Der deutsche Papst sei ein „hervorragender Theologe“ gewesen und sei ein „wirksamer Lehrer des Glaubens“ gewesen. Seine Stimme habe „zur Vertiefung eines authentischen Verständnisses und zu einer tieferen Liebe zur Wahrheit und zum Geheimnis Gottes“ beigetragen.

„Es wird viele Jahre dauern, bis wir den Reichtum an Wissen, den er uns hinterlassen hat, vertiefen können“, so Erzbischof Broglio: „Generationen werden weiterhin durch seine Bücher, Reden und Predigten bereichert werden. Sie alle offenbaren eine Tiefe des Lernens und der Reflexion, die sowohl in unserer Zeit als auch in der Zukunft von wesentlicher Bedeutung ist.“

„Generationen werden weiterhin durch seine Bücher, Reden und Predigten bereichert werden.“

Den Rücktritt 2013 wertet der Bischofskonferenz-Vorsitzende als Fortsetzung von Benedikts „Lehre über Mut, Demut und Liebe zur Kirche“.

Auch der kanadische Premier Justin Trudeau nannte Benedikt XVI. auf Twitter einen „hervorragenden Theologen und Gelehrten und eine Inspiration für Millionen. Meine Gedanken sind bei den Katholiken in aller Welt und bei allen, die um ihn trauern", so Trudeau.

Brasilien
„Er war sehr mutig, zurückzutreten, und dies machte den Weg frei für einen sehr großen Moment des Nachdenkens“

Der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Odilo Scherer, schrieb, Benedikt XVI. „möge in Frieden im Herrn ruhen und die Belohnung für seine Dienste erhalten, die er Gott, der Kirche und der Menschheit geleistet hat“. Der Armen- und Obdachlosenpriester Julio Lancellotti erklärte, Benedikt werde für immer als der „Papst der Liebe“ in Erinnerung bleiben. Sein Rücktritt 2013 habe gezeigt, über welches „Urteilsvermögen über sich selbst, über die Kirche und über die Beziehung der Kirche zur Welt“ Benedikt verfügt habe. „Er war sehr mutig, zurückzutreten, und dies machte den Weg frei für einen sehr großen Moment des Nachdenkens“, so der Geistliche.

„Ich wünsche den Gläubigen und Bewunderern des Heiligen Vaters Trost.“

In Brasilien würdigten zudem der scheidende und der neue Präsident den verstorbenen Benedikt XVI.. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der an diesem Sonntag sein Amt antritt, äußerte „Traurigkeit“ über die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes am Samstag. Der Katholik erinnerte an den Brasilienbesuch des damaligen Papstes: „Wir hatten die Gelegenheit, miteinander zu sprechen, als er 2007 Brasilien besuchte, sowie im Vatikan. Wir sprachen über sein Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur christlichen Lehre“, so der neue Präsident, der bereits von 2003 bis 2010 amtierte. „Ich wünsche den Gläubigen und Bewunderern des Heiligen Vaters Trost.“ Benedikt hatte im Mai 2007 Sao Paulo und die Region rund um den Wallfahrtsort Aparecida besucht.

Auch der scheidende rechtspopulistische Präsident Jair Messias Bolsonaro veröffentlichte eine Botschaft zum Tod des Papstes. „Obwohl sein Pontifikat kurz war, hinterlässt es ein immenses Vermächtnis für die katholische Kirche, für alle Christen und für die Menschheit.“ Bolsonaro ist offiziell katholisch, ließ sich jedoch 2016 von einem evangelikalen Pastor im Jordan taufen.

Lateinamerika
Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM erinnerte an den bischöflichen Wappenspruch „Mitarbeiter der Wahrheit“ des Verstorbenen. Bei der CELAM-Konferenz von Aparecida im Mai 2007 habe Benedikt die lateinamerikanischen Bischöfe ermutigt, über die Herausforderungen des christlichen Glaubens auf dem Kontinent nachzudenken und den treuen Christen zu helfen, ihren Glauben in Freude zu leben.

Der Erzbischof von Montevideo/Uruguay, Kardinal Daniel Sturla, stellte die wissenschaftliche Expertise Benedikts XVI. heraus. Er gehöre „zu den größten Theologen, die die Kirche in ihrer Geschichte hatte“.

Südliches Afrika
„Er ist ein Mann, von dem wir mit Stolz sagen können: Er ist der Mann, der die Kirche verteidigt hat.“

Als „herausragenden Lehrer“ und „Verteidiger der Kirchenlehre“ würdigten die Kirchen im südlichen Afrika den verstorbenen emeritierten Papst. „Für uns ist er ein Mann, der immer unser Vater war, in unserem katholischen Glauben“, formulierte der Sprecher der Südafrikanischen Bischofskonferenz, Phuti Makgabo, im Interview des Staatssenders SABC.

Benedikt XVI. habe „nie ein Blatt vor den Mund genommen“ und „seinen Standpunkt sehr klar formuliert, so dass man wusste, wo er steht. Er ist ein Mann, von dem wir mit Stolz sagen können: Er ist der Mann, der die Kirche verteidigt hat“, so Makgabo. Benedikt XVI. habe die Kirche in die richtige Richtung geführt und damit eine Grundlage für die Amtszeit von Franziskus geschaffen.

(vatican news/kap – pr)
 
 
Klavierspielerin2 01.01.2023 19:53
D/Vatikan: Tausende Jugendliche beten für Benedikt XVI.
Tausende Jugendliche aus ganz Europa haben am Samstagmittag im ostdeutschen Rostock bei einem Treffen der christlichen Gemeinschaft von Taize für den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gebetet.
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„In Taize verdanken wir ihm viel“, sagte der Vorsteher der Gemeinschaft, Frere Alois (Löser), beim Mittagsgebet in der Hansemesse. Noch bis zu diesem Sonntag sind 5.000 Jugendliche aus 49 Ländern zum traditionell rund um den Jahreswechsel stattfindenden Europäischen Jugendtreffen von Taize in Rostock versammelt.

„Tiefe Beziehung“ zwischen Benedikt und Taize
Frere Alois berichtete in einer kurzen Ansprache von jährlichen Treffen mit Benedikt. Es habe eine „tiefe Beziehung“ zwischen Benedikt und Taize gegeben, sagte er der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. und von Taize-Gründer Frere Roger im Jahr 2005 habe er der Gemeinschaft seine Unterstützung zugesagt. Dafür sei er Benedikt auch persönlich sehr dankbar.

„Wir sind sehr berührt, dass jetzt Papst Benedikt in das Leben der Ewigkeit, in das ewige Leben eingeht“, so Frere Alois. Er erinnere sich gut an ein europäischen Jugendtreffen in Rom mit vielen Tausend Jugendlichen. Bei einem Abendgebet auf dem Petersplatz habe Benedikt den Papstthron freigelassen und stattdessen dort ein Kreuz aufgestellt. „Er war mit allen Menschen auf dem Petersplatz hingewandt zum Kreuz.“

Jugendtreffen in Rostock
Die Bruderschaft von Taize im französischen Burgund lädt seit 1978 zur Jahreswende zu Europäischen Jugendtreffen ein, an denen früher teils bis zu 100.000 junge Leute teilnahmen. Im Mittelpunkt stehen auch dieses Jahr in Rostock und Umgebung Gesänge, Gebete, Meditationen, Workshops und Gottesdienste. Die Begegnung findet erstmals seit zwei Jahren wieder in Präsenz statt.

(kap – pr)
 
 
Klavierspielerin2 01.01.2023 19:56
Benedikts letzte Worte: „Herr, ich liebe dich"
Der emeritierte Papst Benedikt hat in seinen letzten Lebensstunden ein Christus-Bekenntnis abgelegt. Seine letzten Worte waren „Herr, ich liebe dich", wie Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein sagte.

Der 95-jährige frühere Papst war am Vormittag des 31. Dezember verstorben. In der Nacht davor soll er gegen 3 Uhr seine letzten Worte gesprochen haben. An seiner Seite war zu dem Zeitpunkt eine Krankenschwester, die kein Deutsch verstand. Benedikt habe „mit dünner Stimme, aber deutlich wahrnehmbar“ auf Italienisch gesagt: „Signore ti amo”, also: „Herr, ich liebe dich“, bestätigte Gänswein nach Angaben des Chefredakteurs von Vatican News Andrea Tornielli. Der Erzbischof war nach eigenen Angaben nicht anwesend, aber die Krankenschwester habe ihn kurz danach informiert. „Es waren seine letzten verständlichen Worte, denn danach war er nicht mehr in der Lage, sich auszudrücken", so Gänswein.

(vatican news – gs)
 
Klavierspielerin2 02.01.2023 18:06
Tausende nehmen in St. Peter Abschied von Benedikt XVI.
Seit Montagfrüh ist der Leichnam von Benedikt XVI. im Petersdom aufgebahrt. Tausende von Menschen nehmen Abschied vom emeritierten Papst, der am Silvestertag im Alter von 95 Jahren in Rom verstorben ist. Beigesetzt wird Benedikt im früheren Grab seines Vorgängers Johannes Paul II.. Das bestätigte Vatikansprecher Matteo Bruni am Montag.
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Laut dem vatikanischen Presseamt kamen bis 14 Uhr diesen Montag 40.000 Menschen in den Petersdom. Schon vor der Öffnung der Basilika bildete sich eine lange Schlange von Menschen auf der Via della Conciliazione, die dem 2013 von seinem Amt zurückgetretenen Papst die letzte Ehre erweisen wollten. Noch bis Mittwochabend ist der Petersdom für Trauergäste geöffnet, die am aufgebahrten Leichnam des Papstes aus Deutschland kurz innehalten oder beten wollen.

Wie im Fall seines Vorgängers Johannes Paul II. 2005 ist auch der Leichnam Benedikts vor dem Hauptaltar der Peterskirche und der sogenannten „Confessio“ aufgebahrt, angetan mit einem roten Messgewand, die bischöfliche Mitra auf dem Kopf. Zu beiden Seiten halten Schweizergardisten die Ehrenwache.

Schweizergardisten halten Ehrenwache
Zu den ersten Gästen am aufgebahrten Leichnam des früheren Papstes gehörte die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni.; kurz darauf kam auch der italienische Präsident Mattarella. Benedikt XVI./Joseph Ratzinger war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche.

Die Überführung des Leichnams in die Petersbasilika wurde am frühen Montagmorgen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt; Kardinal Mauro Gambetti, der Hausherr des Petersdoms, hielt einen kurzen Ritus, als die Prozession mit den sterblichen Überresten Benedikts unter der Kuppel des Michelangelo eintraf.

Söder und mehrere deutsche Bischöfe werden an Totenmesse teilnehmen
Am Donnerstag um 9.30 Uhr wird Papst Franziskus auf dem Petersplatz die Totenmesse für seinen Vorgänger zelebrieren; anschließend wird Benedikt in den Grotten von St. Peter beigesetzt. An diesem Montag wurde bekannt, dass aus Deutschland u.a. der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sowie die Kardinäle Reinhard Marx (München) und Rainer Maria Woelki (Köln) zur Totenmesse anreisen werden. 

Bayerische Gebirgschützen wollen zum Requiem
Außerdem wollen die bayerischen Gebirgsschützen mit rund 200 Mann am Requiem für den am Silvestertag verstorbenen Benedikt XVI. in Rom teilnehmen. Das sagte der Vorsitzende des Bunds Bayerischer Gebirgsschützen-Kompanien, Martin Haberfellner, am Montag auf Anfrage der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er selbst, sein Stellvertreter Hans Baur und zwei weitere Kollegen würden in der Delegation von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mitfliegen. Weiter sei geplant, dass am Mittwoch fünf Busse mit Mitgliedern aus unterschiedlichen Kompanien Richtung Italien aufbrechen. Dabei sein würden auf alle Fälle Vertreter der Kompanien Traunstein und Tegernsee, sagte Haberfellner. Bei letzterer war Benedikt mehr als 20 Jahre Ehrenmitglied.

Jede der insgesamt 47 Kompanien in Bayern hat ihre eigene „Montur". Sie basiert auf der im jeweiligen Heimatort ortstypischen Tracht, zu der immer auch ein markanter Hut gehört. Ihre Waffen bringen die Schützen nicht mit, dies sei der Situation nicht angemessen. Die Gebirgsschützen verstehen sich als Hüter von Brauchtum, Tradition und bayerischer Lebenskultur. Ihr Bekenntnis zum „angestammten Glauben", wie es auf ihrer Internetseite heißt, zeigen sie durch Paradedienste und Ehrenbegleitung des Allerheiligsten bei Fronleichnamsprozessionen oder bei weiteren lokal üblichen Prozessionen und Wallfahrten.

Radio Vatikan wird die Totenmesse am Donnerstag live mit deutschem Kommentar übertragen.

*Letzte Aktualisierung:
2.1.2023 16:00 Uhr

(vatican news – sk)
 
Klavierspielerin2 03.01.2023 12:23
IN ALLEN KATHOLISCHEN KIRCHEN AM DONNERSTAG

Bundesweites Trauergeläut zur Beisetzung von Benedikt XVI.

BONN ‐ Die Trauerfeier für den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. wird am Donnerstag auch in Deutschland zu hören sein – nicht nur im Fernsehen: In allen katholischen Kirchen sollen zur Beisetzung die Glocken läuten.

Am Donnerstag ab 9.30 Uhr wird Papst Franziskus auf dem Petersplatz die Totenmesse für seinen Vorgänger leiten. Der aus Deutschland stammende und 2013 vom Papstamt zurückgetretene Benedikt XVI. war am Samstag im Alter von 95 Jahren in seinem Wohnhaus in den Vatikanischen Gärten gestorben.

Ruhestätte seines Vorgängers Johannes Paul II.

Nach der Totenmesse ist die Beisetzung in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom geplant. Das schlichte Grab, in dem Benedikt XVI. beerdigt werden soll, war zuvor schon die Ruhestätte seines Vorgängers Johannes Paul II., bevor dieser nach seiner Seligsprechung ins Innere der Basilika umgebettet wurde.

Am Montag kamen nach Polizeiangaben rund 65.000 in den Petersdom, um sich vom ehemaligen Papst zu verabschieden. Noch bis Mittwochabend ist ein persönlicher Abschied möglich. (cbr/KNA)
 
Klavierspielerin2 03.01.2023 12:42
Bevor jemand klagt, hier:

ÄRGER UM GELÄUT UND UHRSCHLAG 
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/108547/
 
Klavierspielerin2 04.01.2023 15:49
Benedikt XVI.: Weitere Details zur Grablegung bekanntgegeben 

Pressesprecher Matteo Bruni hat weitere Details für die Grablegung von Benedikt XVI. bekannt gegeben. So werde der emeritierte Papst im Großen und Ganzen wie ein amtierender Papst beerdigt. Nur in einigen Elementen werde das Begräbnis von einem „normalen“ Papstbegräbnis abweichen.

Dies betrifft insbesondere die abschließenden Gebete der Diözese Rom und der Ostkirchen, die sich auf den Tod eines amtierenden Papstes beziehen, so dass diese im Fall des Begräbnisses von Benedikt XVI. nicht gesprochen werden. Alle Gebete seien der Situation angepasst worden, dass ein emeriterter Papst zu Grabe getragen werde, hieß es. Auch die Lesungen sind unterschiedlich, während die Grabbeigaben denen entsprechen, mit denen Benedikts Vorgänger beerdigt werden, so etwa die die Münzen und Medaillen aus den Jahren seines Pontifikats (2005–2013), das Pallium und das Rogito, ein Text, mit dem das Pontifikat kurz beschrieben wird. Dieser wird in einen versiegeltem Metallzylinder in den Sarg gelegt. Nach der Zeremonie solle er wohl öffentlich gemacht werden, erläuterte Bruni. Der Bischofsstab oder die Ferula gehören demnach – wie üblich – nicht zu den Grabbeigaben.

Ein dreifacher Sarg
Auch der Sarg entspricht dem eines päpstlichen Begräbnisses: Der aus Zypressen gefertigte Sarg wird am Mittwochnachmittag mit einem besonderen Ritus verschlossen und am Tag der Beerdigung gegen 8.45 Uhr feierlich aus dem Petersdom auf den Platz getragen und ausgestellt werden. Die Gläubigen haben so die Möglichkeit, einen Rosenkranz für den Verstorbenen zu beten, bevor das Requiem beginnt. Am Ende der Messe werden die sterblichen Überreste Benedikts XVI. in die Grotten überführt.

Einem weiteren für Papstbegräbnisse eigenen Ritus treu wird ein Band mit den Siegeln des Domkapitels von Sankt Peter, des Päpstlichen Hauses und des Amtes für Liturgische Feiern um den Zypressensarg gelegt. Anschließend wird der Zypressensarg in einen geschweißten und versiegelten Zinksarg gelegt, der wiederum in eine Holzkiste kommt. Diese wird dann an der ursprünglichen Grabstätte von Johannes Paul II. beigesetzt.

Franziskus steht vor, zelebriert aber nicht
Franziskus wird die Messe – wie in letzter Zeit wegen seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten öfters geschehen – nicht selbst zelebrieren, sondern ihr vorstehen und auch die Predigt sprechen. Zelebrant ist demnach der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Re.

Öffentlich übertragen werden allerdings nur die Momente auf dem Petersplatz, der Ritus in den Vatikanischen Grotten findet – wie in der Vergangenheit bei anderen Papstbegräbnissen - abseits der Öffentlichkeit statt. Die genaue Inschrift des Grabs ist noch nicht bekannt.

Gesamte Bundesspitze reist zum Trauergottesdienst für Benedikt 

Offizielle Delegationen aus Deutschland und Italien sowie ökumenische Delegationen werden erwartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz nehmen am Donnerstag am Trauergottesdienst für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. in Rom teil. Das teilten Bundespräsidialamt sowie ein Sprecher der Bundesregierung am Dienstag in Berlin mit. Zur Delegation gehören demnach auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sowie Bundesratspräsident Peter Tschentscher und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth. Damit werden die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane der Bundesrepublik beim Papstbegräbnis anwesend sein. Sie reisen nach Angaben des Präsidialamtes in verschiedenen Flugzeugen. Steinmeier wird auch von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet. Steinmeier ist Protestant, Büdenbender Katholikin. Steinmeier hatte sich zudem am Dienstag in das Kondolenzbuch eingetragen, das seit Montag in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin ausliegt. Sein Eintrag dort lautet: „Ich trauere mit den Katholiken aus Deutschland und der ganzen Welt um Papst Benedikt XVI. Sein Glauben, seine intellektuelle Kraft und seine menschliche Bescheidenheit werden den Menschen in seiner Heimat Deutschland in lebendiger Erinnerung bleiben.“

 

Zahlreiche Delegationen erwartet 
 
Neben den Metropoliten Emmanuel von Chalcedon und Polycarp von Italien für das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel sowie Metropolit Antonij (Sewrjuk), Verantwortlich für das Außenamt des Mokauer Patriarchats, wird auch der neue Moderator des Zentralausschusses des Weltkirchenrates, Heinrich Bedford-Strom anwesen sein. 

Viele weitere Staatsoberhäupter und Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft haben ihr Kommen angekündigt. Schätzungen der römischen Behörden - die allerdings nach oben korrigiert werden könnten – sprechen von 70.000 Trauergästen an der Beerdigung. Bereits an diesen Dienstag hat der Pilgerstrom die ursprünglichen Schätzungen weit übertroffen. Wurden anfangs während der dreitägigen Aufbahrung im Petersdom insgesamt etwa 100.000 Pilger erwartet, erwiesen mittlerweile nach zwei Tagen etwa 135.000 Besucher dem emeritierten Papst die letzte Ehre.

Übertragung in Mondovision
Das Requiem auf dem Petersplatz mit Rosenkranzgebet wird ab 8.40 Uhr am Donnerstag über die üblichen Kanäle (Youtube, Facebook, Homepage, App) durch Vatican News und Partnersender übertragen. Das vatikanische Kommunikationsdikasterium stellt mit Unterstützung der Kolumbusritter jedoch auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung, um die Live-Übertragung der Totenmesse unter Vorsitz von Papst Franziskus weltweit (in Mondovision) zu ermöglichen. Mehr als 400 Bischöfe und 4000 Priester werden nach jetzigem Stand konzelebrieren. Mehr als 600 Journalisten haben sich für die Trauerfeier akkreditiert.

*Letzte Aktualisierung: 4.1.2023 12:00 Uhr

(vatican news - cs)
 
Klavierspielerin2 05.01.2023 08:18
https://youtube.com/shorts/I-UQ0sNEUTE?feature=share


https://youtube.com/shorts/I-UQ0sNEUTE?feature=share
 
Klavierspielerin2 05.01.2023 12:25
4. Januar 2023


Wortlaut: Offizielle Urkunde für Benedikt XVI.
Dem verstorbenen Benedikt XVI. ist an diesem Mittwoch bei der Sargschließung eine offizielle lateinische Pontifikats-Urkunde mit in den Sarg gelegt worden. Hier finden Sie den Text dieses sogenannten „Rogitum“ in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.


ROGITUM ZUM TOD

SEINER HEILIGKEIT BENEDIKT XVI:, EMERITIERTER PAPST

 

OBITUS, DEPOSITIO ET TUMULATIO BENEDICTI PP XVI SANCTAE MEMORIAE

Im Lichte des auferstandenen Christus ist am 31. Dezember im Jahr des Herrn 2022 um 9.34 Uhr, als das Jahr zu Ende ging und wir uns anschickten, das Te Deum für die vielen Wohltaten des Herrn zu singen, der geliebte emeritierte Hirte der Kirche Benedikt XVI. von dieser Welt zum Vater heimgegangen. Die ganze Kirche begleitete ihn gemeinsam mit dem Heiligen Vater Franziskus im Gebet auf seinem Weg.

Benedikt XVI. war der 265. Papst. Sein Andenken bleibt im Herzen der Kirche und der ganzen Menschheit.

Joseph Aloisius Ratzinger, der am 19. April 2005 zum Papst gewählt wurde, wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn, in der Diözese Passau (Deutschland), geboren. Sein Vater war Gendarmerie-Kommissar und stammte aus einer niederbayerischen Bauernfamilie, deren wirtschaftliche Verhältnisse eher bescheiden waren. Seine Mutter war die Tochter von Handwerkern aus Rimsting am Chiemsee und hatte vor ihrer Heirat als Köchin in verschiedenen Hotels gearbeitet.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Traunstein, einer kleinen Stadt nahe der österreichischen Grenze, etwa dreißig Kilometer von Salzburg entfernt, wo er seine christliche, menschliche und kulturelle Erziehung erhielt.

Die Zeit seiner Jugend war nicht einfach. Der Glaube und die Erziehung seiner Familie bereiteten ihn auf die harte Erfahrung der Probleme im Zusammenhang mit dem Naziregime vor, als ein Klima der starken Feindseligkeit gegenüber der katholischen Kirche in Deutschland herrschte. In dieser komplexen Situation entdeckte er die Schönheit und Wahrheit des Glaubens an Christus.

Von 1946 bis 1951 studierte er an der Hochschule für Philosophie und Theologie in Freising und an der Universität München. Am 29. Juni 1951 wurde er zum Priester geweiht und begann im folgenden Jahr seine Lehrtätigkeit an derselben Einrichtung in Freising. Anschließend war er als Professor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg tätig.

Im Jahr 1962 wurde er als Assistent von Kardinal Joseph Frings offizieller Experte des Zweiten Vatikanischen Konzils. Am 25. März 1977 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising und am 28. Mai desselben Jahres wurde er zum Bischof geweiht. Als bischöflichen Wahlspruch wählte er ‚Cooperatores Veritatis‘.

Papst Montini ernannte ihn im Konsistorium vom 27. Juni 1977 zum Kardinal mit der Titelkirche Santa Maria Consolatrice al Tiburtino.

Am 25. November 1981 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Präfekten der Glaubenskongregation, und am 15. Februar des folgenden Jahres gab er die pastorale Leitung der Erzdiözese München und Freising ab.

Am 6. November 1998 wurde er zum Prodekan des Kardinalskollegiums ernannt und am 30. November 2002 zum Dekan, wobei er den Titel der suburbikarischen Kirche von Ostia übernahm.
Am Freitag, den 8. April 2005, leitete er die Beerdigungsmesse von Johannes Paul II. auf dem Petersplatz.

Von den im Konklave versammelten Kardinälen wurde er am 19. April 2005 zum Papst gewählt und nahm den Namen Benedikt XVI. an. Von der Segensloggia aus präsentierte er sich als „demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“. Am Sonntag, dem 24. April 2005, trat er feierlich sein Petrusamt an.

Benedikt XVI. stellte das Thema Gott und Glaube in den Mittelpunkt seines Pontifikats, indem er ständig auf der Suche nach dem Antlitz des Herrn Jesus Christus war und allen half, ihn kennenzulernen, insbesondere durch die Veröffentlichung des dreibändigen Werks „Jesus von Nazareth“. Ausgestattet mit einem umfangreichen und profunden biblischen und theologischen Wissen, besaß er die außergewöhnliche Fähigkeit, aufschlussreiche Synthesen zu den wichtigsten lehrmäßigen und spirituellen Themen sowie zu entscheidenden Fragen im Leben der Kirche und der zeitgenössischen Kultur zu erarbeiten.

Er förderte erfolgreich den Dialog mit Anglikanern, Juden und Vertretern anderer Religionen und nahm auch die Kontakte zu den Priestern der „Gemeinschaft St. Pius X.“ wieder auf.

Am Morgen des 11. Februar 2013 verlas der Papst während eines Konsistoriums, das für ordentliche Entscheidungen über drei Heiligsprechungen einberufen worden war, nach der Abstimmung der Kardinäle folgende Erklärung in Latein: (es folgt der vollständige Text der Rücktritts-Ankündigung Benedikts, Anm.d.Übs.).

Bei der letzten Generalaudienz des Pontifikats am 27. Februar 2013 dankte er allen für den Respekt und das Verständnis, mit dem seine Entscheidung aufgenommen wurde, und versicherte: „Ich werde den Weg der Kirche weiterhin mit Gebet und Reflexion begleiten, mit jener Hingabe an den Herrn und seine Braut, die ich bisher jeden Tag zu leben versucht habe und die ich immer leben möchte.“

Nach einem kurzen Aufenthalt in der Residenz Castel Gandolfo verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens im Vatikan, im Kloster Mater Ecclesiae, und widmete sich dem Gebet und der Meditation.

Das Lehramt von Benedikt XVI. ist in den drei Enzykliken Deus caritas est (25. Dezember 2005), Spe salvi (30. November 2007) und Caritas in veritate (29. Juni 2009) zusammengefasst. Er verfasste vier Apostolische Schreiben an die Kirche, zahlreiche Apostolische Konstitutionen, Apostolische Schreiben sowie die Katechesen bei den Generalaudienzen und Ansprachen, einschließlich derjenigen, die während seiner vierundzwanzig apostolischen Reisen um die Welt gehalten wurden.

Angesichts des immer weiter um sich greifenden Relativismus und praktischen Atheismus richtete er 2010 mit dem Motu proprio Ubicumque et semper den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ein, dem er im Januar 2013 katechetische Kompetenzen übertrug.

Er kämpfte entschlossen gegen Verbrechen, die von Geistlichen an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zu Umkehr, Gebet, Buße und Läuterung auf.

Als Theologe von anerkannter Autorität hat er ein reiches Erbe an Studien und Forschungen über die grundlegenden Wahrheiten des Glaubens hinterlassen.  

 

CORPUS

BENEDICTI XVI P.M.

VIXIT A. XCV M. VIII D. XV

ECCLESIÆ UNIVERSÆ PRÆFUIT A. VII M. X D. IX

A D. XIX M. APR. A. MMV BIS D. XXVIII M. FEB. A. MMXIII

DECESSIT DIE XXXI M. DECEMBRIS ANNO DOMINI MMXXII

Semper in Christo vivas, Pater Sancte!

 

Celebration tumulationisque testes fuerunt (es folgen die Unterschriften mehrerer Zeugen der Sargschließung)

 

(vatican news – sk)
 
Klavierspielerin2 05.01.2023 12:33
5. Januar 2023

Die Predigt von Papst Franziskus zur Beerdigung von Benedikt XVI.
Wir dokumentieren die Predigt von Papst Franziskus bei der Totenmesse für Benedikt XVI. an diesem Donnerstag auf dem Petersplatz in der amtlichen deutschen Übersetzung. Nachlesen können Sie diese und andere Texte in den verschiedenen Übersetzungen auch auf vatican.va, der offiziellen Internetseite des Vatikans.


HOMILIE des Heiligen Vaters

anlässlich der Exequien

für den emeritierten Papst Benedikt XVI.

»Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist« (Lk 23,46). Dies sind die letzten Worte des Herrn am Kreuz; sein letzter Seufzer - so könnte man sagen -, der das zu bestätigen vermag, was sein ganzes Leben kennzeichnete: ein ständiges Sich-Hingeben in die Hände seines Vaters. In diese Hände der Vergebung und des Mitgefühls, der Heilung und der Barmherzigkeit, diese Hände der Salbung und des Segens, die ihn dazu brachten, sich dann auch in die Hände seiner Brüder und Schwestern zu geben. Der Herr ließ sich in Offenheit für die Geschehnisse, die ihm auf seinem Weg begegneten, vom Willen Gottes fein bearbeiten, indem er alle Konsequenzen und Schwierigkeiten des Evangeliums auf seine Schultern nahm, bis seine Hände die Wundmale seiner Liebe zeigten: »Sieh meine Hände«, sagte er zu Thomas (Joh 20,27) und er sagt dies zu einem jedem von uns. Verwundete Hände, die sich uns entgegenstrecken und immerfort darreichen, damit wir Gottes Liebe zu uns erkennen und an sie glauben (vgl. 1 Joh 4,16).[1]

„„Du gehörst mir ... du gehörst zu ihnen“, flüstert der Herr“

»Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist« - so lautet die Einladung und das Lebensprogramm, das der Herr einhaucht und welches das Herz des Hirten wie ein Töpfer (vgl. Jes 29,16) formen will, bis sich in ihm die Gesinnung Christi Jesu regt (vgl. Phil 2,5). Dankbare Hingabe im Dienst für den Herrn und sein Volk, die sich aus der Annahme einer gänzlich ungeschuldeten Gabe ergibt: „Du gehörst mir ... du gehörst zu ihnen“, flüstert der Herr; „du stehst unter dem Schutz meiner Hände. Du stehst unter dem Schutz meines Herzens. Du bist behütet in meinen schützenden Händen, und gerade so befindest du dich in der Weite meiner Liebe. Bleib in meinen Händen und gib mir die deinen“.[2] Die Nachsicht Gottes und seine Nähe ermöglichen es ihm, sich in die schwachen Hände seiner Jünger zu legen, um sein Volk zu speisen und mit dem Herrn zu sagen: Nehmt und esst, nehmt und trinkt, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird (vgl. Lk 22,19).

 
Betende Hingabe, die sich still zwischen den Kreuzungspunkten und Widersprüchen, denen sich der Hirte stellen muss (vgl. 1 Petr 1,6-7), und der vertrauensvollen Aufforderung, die Herde zu hüten (vgl. Joh 21,17) herausbildet und verfeinert. Wie der Meister trägt er auf seinen Schultern die ermüdende Last des Eintretens für andere und die Zermürbung der Salbung für sein Volk, vor allem dort, wo das Gute zu kämpfen hat und die Brüder und Schwestern in ihrer Würde bedroht werden (vgl. Hebr 5,7-9). In dieser Begegnung der Fürsprache bringt der Herr die Sanftmut hervor, die fähig ist, zu verstehen, anzunehmen, zu hoffen und alles zu wagen – über das Unverständnis, das dies hervorrufen kann, hinaus. Es ist eine unsichtbare und unbegreifliche Fruchtbarkeit, die entsteht, wenn man weiß, in wessen Hände man sein Vertrauen gelegt hat (vgl. 2 Tim 1,12). Betendes und anbetendes Vertrauen, das den Hirten verstehen lässt, was zu tun ist und sein Herz und seine Entscheidungen den Zeiten Gottes anpasst (vgl. Joh 21,18): »Weiden heißt lieben, und lieben heißt auch, bereit sein zu leiden. Und lieben heißt: den Schafen das wahrhaft Gute zu geben, die Nahrung von Gottes Wahrheit, von Gottes Wort, die Nahrung seiner Gegenwart«.[3]

„Weiden heißt lieben, und lieben heißt auch, bereit sein zu leiden“

Eine Hingabe, die vom Trost des Geistes getragen wird, der ihm bei seiner Sendung immer vorausgeht: in dem leidenschaftlichen Bestreben, die Schönheit und die Freude des Evangeliums zu vermitteln (vgl. Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 57), im fruchtbaren Zeugnis derer, die wie Maria in vielerlei Hinsicht beim Kreuz bleiben, in jenem schmerzvollen, aber starken Frieden, der weder angreift noch unterdrückt, und in der hartnäckigen, aber geduldigen Hoffnung, dass der Herr seine Verheißung erfüllen wird, wie er es unseren Vätern und seinen Nachkommen für immer verheißen hat (vgl. Lk 1,54-55).


Auch wir, die wir fest mit den letzten Worten des Herrn und dem Zeugnis, das sein Leben geprägt hat, verbunden sind, möchten als kirchliche Gemeinschaft in seine Fußstapfen treten und unseren Bruder den Händen des Vaters anvertrauen: Mögen diese Hände der Barmherzigkeit seine mit dem Öl des Evangeliums brennende Lampe vorfinden, das er während seines Lebens verbreitet und bezeugt hat (vgl. Mt 25,6-7).


„Er zeigte Feingefühl und Hingabe“

Der heilige Gregor der Große lud am Ende seiner Pastoralregel einen Freund dazu ein und forderte ihn auf, ihm diese geistliche Weggemeinschaft zuteilwerden zu lassen: »Inmitten der Stürme meines Lebens tröstet mich die Zuversicht, dass du mich auf der Planke deiner Gebete über Wasser hältst, und dass du mir, wenn die Last meiner Fehler mich niederzieht und demütigt, die Hilfe deiner Verdienste leihst, um mich emporzuholen«. Dies ist das Bewusstsein des Hirten, dass er nicht allein tragen kann, was er in Wirklichkeit nie allein tragen könnte, und deshalb weiß er sich dem Gebet und der Fürsorge des Volkes zu überlassen, das ihm anvertraut wurde.[4] Das gläubige Volk Gottes versammelt sich, es begleitet das Leben dessen, der sein Hirte war und vertraut es dem Herrn an. Wie im Evangelium die Frauen am Grab, so sind wir hier mit dem Wohlgeruch der Dankbarkeit und der Salbung der Hoffnung, um ihm noch einmal die Liebe zu erweisen, die nicht vergeht; wir wollen dies mit derselben Salbung und Weisheit, mit demselben Feingefühl und derselben Hingabe tun, die er uns im Laufe der Jahre zu schenken wusste. Wir wollen gemeinsam sagen: „Vater, in deine Hände übergeben wir seinen Geist.“

Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!

(vatican news - sk)
 
Engelslhaar 05.01.2023 12:36
Ich fand die Homilie von Papst Franziskus auch sehr bewegend, auch später noch die kleinen Gesten vor dem Sarg.
 
Klavierspielerin2 05.01.2023 17:40
Benedikt XVI. unter dem Petersdom beigesetzt 

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind die sterblichen Überreste von Papst Benedikt XVI. in den vatikanischen Grotten unter dem Petersdom beigesetzt worden.


Nach dem Requiem auf dem Petersplatz, dem Papst Franziskus am Donnerstagmorgen vorstand, brachten Träger den Sarg des emeritierten Papstes, der am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren verstorben ist, in die Grotten, die in der Nähe des Grabs des Apostels Petrus liegen. In den Grotten unter dem Fußboden der heutigen Basilika liegen mehr als 150 Päpste begraben. Unter ihnen sind Paul VI. (1963-78) und Johannes Paul I. (1978).

Benedikt wurde im früheren Grab seines Vorgängers Johannes Pauls II. (1978-2005) beigesetzt. Die Gebeine Johannes Pauls, des 2014 heiliggesprochen Papstes aus Polen, liegen mittlerweile im Petersdom in der Nähe der Pietà-Kapelle.


Im früheren Grab Johannes Pauls II.
Der verstorbene Papst Benedikt war vor seiner Wahl jahrzehntelang Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation und einer der engsten Mitarbeiter Johannes Pauls gewesen. Benedikt hatte sich nach Vatikanangaben die Beisetzung im früheren Grab Johannes Pauls gewünscht.

An der Beisetzung in den Vatikanischen Grotten nahmen der frühere Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein, sowie die Frauen der geistlichen Gemeinschaft „Memores Domini“ teil. Sie hatten nach Benedikts Rücktritt vom Papstamt 2013 mit ihm in seiner Residenz in den Vatikanischen Gärten gelebt und sich um ihn gekümmert. Der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, besprengte den mit seinem Papstwappen verzierten Sarg Benedikts mit Weihwasser, während der Sarg ins Grab hinabgelassen wurde.


Besucher und Pilger können erst in ein paar Tagen ans Grab
Wann die Grotten mit Benedikts Grab für Pilger und Besucher geöffnet werden, steht noch nicht fest. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte gegenüber Journalisten, es seien noch einige Arbeiten am Grab zu erledigen; er rechne mit einer Öffnung für Besucher frühestens am kommenden Sonntag.

Der 1927 im bayerischen Marktl am Inn geborene Joseph Ratzinger stand von 2005 bis 2013 als Benedikt XVI. an der Spitze der katholischen Weltkirche.

(vatican news – sk)
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