Das Fest der Unschuldigen Kinder: Ein erschreckend aktueller Festtag

Das Fest der Unschuldigen Kinder: Ein erschreckend aktueller Festtag
BONN ‐ Heute feiern die Westkirchen das Fest der Unschuldigen Kinder. Für Pater Nikodemus Schnabel ist das Fest von großer Bedeutung – und hat für ihn im Heiligen Land, wo er als Benediktiner wirkt, eine erschreckende Aktualität.

Heute feiern die Westkirchen das Fest der Unschuldigen Kinder. Die Kirchen der syrischen Tradition haben dieses Fest bereits gestern begangen, während die Kirchen der byzantinischen Tradition es erst am morgigen Tag feiern. Ein Fest, das offensichtlich allen Kirchen schon seit Jahrhunderten ein wichtiges Anliegen ist, auch wenn dessen biblische Grundlage – der Betlehemitische Kindermord, wie ihn das Matthäusevangelium im Zweiten Kapitel schildert – historisch-kritisch nur schwer zu greifen ist.

Ich vermute, das tiefe Erschrecken über diesen Abgrund menschlichen Machtmissbrauchs an den Vulnerabelsten der Menschheitsfamilie hat diesen Festtag so tief im liturgischen Gedächtnis der Kirchen verankert. Wenn Gott in Jesus Christus in der Heiligen Nacht Mensch wurde, und zwar ein schutz- und wehrloses Kind, dann ist die Freude hierüber nicht zu trennen von dem Erschrecken darüber, wie sehr dieses Kind dem Wollen und Nicht-Wollen der Erwachsenen ausgeliefert ist, wie verletzlich sich Gott in die Hände der Menschen begibt.

Erschüttert durch die furchtbare Gewalt, die Kinder sogar im vermeintlich sicheren Schutzraum der Kirche erleiden mussten, hat auch die katholische Kirche im Heiligen Land den Kinderschutz und den Schutz vulnerabler Personen als oberste Priorität erkannt und ein entsprechendes Büro eingerichtet und umfassende verpflichtende Maßnahmen ergriffen. Dieses Thema ist und bleibt von höchster aktueller Relevanz.

Das heutige Fest hat hier im Heiligen Land aber noch eine andere erschreckende Aktualität. Vor ein paar Tagen durfte ich mit einigen unserer Gujarati-sprachigen Inderinnen, die als Arbeitsmigrantinnen in Israel arbeiten, eine Eucharistiefeier direkt vor der Grotte der Unschuldigen Kinder in Betlehem feiern, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Geburtsgrotte liegt. Diesen Frauen ist es weder gestattet verheiratet zu sein noch zu heiraten; auch ist es ihnen strengstens verboten, Mutter zu werden. Falls eine dieser modernen Arbeitssklavinnen aus Indien, Sri Lanka oder den Philippinen ein Kind gebiert, wird im Krankenhaus ausschließlich die Mutter registriert, der Vater niemals. Mit der Geburt verliert sie auch ihren legalen Aufenthaltsstatus und das Kind gilt als illegal.

Das Schweigen der deutschen Bundesregierung, die sich ja angeblich einer "feministischen Außenpolitik" verschrieben hat, zu dieser zum Himmel schreienden Rechtslage dröhnt am heutigen Festtag besonders laut in meinen Ohren. Sollte "feministische Außenpolitik" etwa nur meinen, dass keine Frau gezwungen werden darf, Mutter zu werden, nicht aber den Einsatz für eine Entkriminalisierung von Mutterschaft? Darf das Ja einer Mutter zu ihrem Kind rechtswidrig sein? Welch eine ungeheure menschengemachte Bürde für ein so geborenes unschuldiges Kind!

Von Pater Nikodemus Schnabel



KALENDERBLATT 28. Dez.: Unschuldige Kinder (1 Joh 1,5 - 2,2)(Mt 2,13-18)
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