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Aktuelles über die gegenwärtige Uniformierung des Denkens und Handels...

Aktuelles über die gegenwärtige  Uniformierung des  Denkens und Handels...
...Das Verkehrswesen und die Nachrichtenübermittlung nehmen in der Gegenwart »globalen« Charakter an. Wer an einem eisigen Wintertag in Frankfurt an Bord einer schnellen Maschine geht, der landet 21 Stunden später an einem heißen Sommertag in Sydney. Kontinente und Jahreszeiten wurden damit an einem einzigen Tag überbrückt. Auch dem Datum kann man ein Schnippchen schlagen. So flog ich selbst einmal in Tokio los und kam datumsmäßig einen Tag früher auf Hawaii an.

Auch auf anderen Gebieten überstürzen sich solche Entwicklungen. Der Neuseeländer kann aufgrund der Zwischenschaltung eines Fernsehsatelliten einem Fußballspiel in New York oder London zusehen. Funktechnisch ist damit ein Problem gelöst, das unsere Philosophen in anderer Weise interessiert: die Gleichzeitigkeit. Synchronizität nannte es Professor Jung. Diese Schnelligkeit des »Miterlebens« wird ein Machtmittel in der Hand des Antichristen abgeben. Es zeichnen sich heute schon markante Merkmale dieser Entwicklung ab.
1. Die Knebelung des Unbewußten durch die Massen­medien
Die Massenmedien unserer Tage sind im wesentlichen Fernsehen, Film, Illustrierte und Zeitung. Viele Zeitgenossen decken damit restlos ihren geistigen Bedarf. Daß sie damit in einen Sog des »Massendenkens« geraten, wird ihnen kaum bewußt.

Viel schlimmer als die unbewußte Uniformierung, die mit diesen einheitlichen Nachrichtenmitteln erreicht wird, sind die Wirkungen der »Bildkräfte« auf das Unbewußte. In der Psychologie wurde in den letzten 70 Jahren die Bedeutung des Unbewußten entdeckt. Vor allem die Namen Freud, Adler, Jung sind mit dieser Wissenschaft verbunden. Heute sind diese Namen in den Hintergrund getreten, aber ihre Nachfolger fußen immer noch auf den Einsichten ihrer geistigen Väter. Kurz gesagt hielt Freud den Sexualtrieb für den wichtigsten, Adler den Machttrieb und Jung das von den Ahnen Ererbte. Auf diesen Basen haben sich unzählige Schulen und Lehrmeinungen entwickelt. Gleich aber ist ihnen allen die Erkenntnis, daß unser Handeln in sehr großem Maße vom Unterbewußtsein gesteuert wird. Einer unserer heutigen Tiefenpsychologen sagte einmal: »Wir leben nicht. Wir werden gelebt. Wir treffen keine Entscheidungen, wir werden von Impulsen des Unbewußten getrieben.«

Die Amerikaner, die sehr praktisch veranlagt sind, sehen in diesen Zusammenhängen große Chancen für die Werbung. Sie streuten in einen Film, der mit 24 Bildern in der Sekunde abläuft, Werbeslogans ein. Die Verteilung war 23 zu 1. Der Kinobesucher nahm mit seinem Bewußtsein das eingestreute Bild nicht wahr. Unser Auge kann ein Geschehen nicht mehr erfassen, das mit einer Geschwindigkeit von 1/24 Sekunde abläuft. Seltsamerweise wurde dieser Werbeslogan aber vom Unbewußten erfaßt. Damit war einerseits die Behauptung der Tiefenpsychologen von der Übermächtigkeit des Unbewußten erwiesen, andererseits kamen die gerissenen Geschäftsleute auf ihre Kosten. Die Kinobesucher kauften am nächsten Tag den angepriesenen Artikel, ohne zu wissen, warum sie ihn kauften. Diese Werbemethode nahm solche Formen an, daß die USA ein Gesetz dagegen herausbrachten. Das Geschäft mit dem Unbewußten hatte sich zu einer heimtückischen Versklavung entwickelt.

Was nun in den USA als gefährliches Experiment durchexerziert worden ist, das wiederholt sich in Europa täglich vor dem Bildschirm. Viele Menschen werden durch das Fernsehprogramm zu Handlungen und Verhaltensweisen angestiftet, die sie ohne die »Bildkräfte« des Schirms nicht getan hätten. Denn wir wissen es nunmehr, daß unser Unterbewußtsein mehr von dem dargebotenen Programm beeinflußt wird als unser Bewußtsein. So hat ein alter Rentner, der noch nie in seinem Leben straffällig geworden ist, nach einer Krimisendung plötzlich einen Hammer ergriffen und seine Frau erschlagen. Er gab beim Verhör an, bei der Krimisendung sei es über ihn gekommen.

Als in New York die Sendungen »Das rote Halstuch« erschienen, schwoll in der Weltstadt nach Aussage der Kriminalisten die Flut der Verbrechen an. Wieviele halbwüchsige Jungen ahmten Szenen aus Gewaltfilmen nach, wobei hin und wieder ein Kamerad ums Leben kam.

Es steht nahezu unübersehbares Beweismaterial dieser Art zur Verfügung. Natürlich werden das die Nutznießer der Programme nie zugeben. Kein Mensch ist einsichtig, wenn es ihm an den Geldbeutel geht.

Unter die Rubrik »Uniformität des Denkens und Handelns« fallen auch gewisse Forschungen im Bereich der Biologie. Vor einiger Zeit erregte es großes Aufsehen, als es einem italienischen Biologen gelang, ein weibliches Ei künstlich zu befruchten und außerhalb des mütterlichen Körpers reifen zu lassen.

Dieser Embryo blieb wochenlang in einer Nährflüssigkeit lebendig. Abgesehen vom wissenschaftlichen Interesse an diesem Versuch meldeten viele Christen ihre Bedenken an, ob ein solcher Versuch biblisch zu vertreten sei. Wahrscheinlich hatte dieser Wissenschaftler eine Unterredung mit dem Papst, denn der Versuch wurde plötzlich abgebrochen. Immerhin zeigt dieses Experiment, das auch die Russen schon unternommen haben, daß den Biologen der Traum vorschwebt, den Menschen aus der Retorte zu schaffen. Als Christen sehen wir solchen Versuchen mit dem größten Widerwillen entgegen.

Von nicht geringerer Bedeutung sind die Experimente eines Biologen der Freiburger Universität. Es ist ihm gelungen, einem speziellen Geheimnis der Vererbung der menschlichen Eigenschaften auf die Spur zu kommen. Die Erbträger, die Gene, lassen sich beeinflussen. Diese Beeinflußbarkeit geht so weit, daß man gewisse Charaktereigenschaften des werdenden Embryos hervorheben und betonen kann. Diese Experimente gehören durchaus nicht in das Reich der Phantasie, sondern berechtigen zu großen »Hoffnungen«.

Ob wir als Christen dem Schöpfer so ins Handwerk pfuschen dürfen, ist eine andere Frage. Mir sind Kinder nach der Planung Gottes lieber als nach der Planung des Biologen.

Immerhin erschließen diese Forschungen für die Zukunft große Möglichkeiten. Der Mensch kann nach dem Willen eines Diktators vorgeplant werden. Es gibt dann Menschentypen, die man sich nach einem Katalog heraussucht, den künstlerischen Menschen, den Tatmenschen, das Arbeitstier, den politischen Menschen, den Forschertyp usw.

Symptom 18 Dem kommenden Antichristen werden immer mehr Chancen zugespielt. Mit den Massenmedien erreicht er die Tiefenbezirke der menschlichen Seele und bekommt damit den ganzen Menschen in seine Gewalt. Mit der Beeinflußbarkeit der Erbträger erhält der kommende Rebell gegen Gott sogar die Möglichkeit, eine Menschheit zu schaffen, die auf seine widergöttlichen Ziele zugeschnitten wird. Die Frage aber bleibt, ob sich Gott das gefallen läßt.
2. Die politische Vereinheitlichung
Diktatoren haben die Eigenart, daß sie das ganze Volk, das sie beherrschen, prägen wollen. Das gehört mit zum Charakter der Endzeit, daß nur der existieren kann, der das »Zeichen des Tieres« an sich trägt. Das Jahr 1989 und besonders der 9. November zeigen ganz deutlich, wohin die Menschheit treibt. Der praktische Sozialismus in den Ostblockländern ist zusammengebrochen. China und Kuba sind fast die einzigen Länder, die noch den alten Kurs steuern. In die Gruppe der politischen Vereinheitlichung gehört auch die weltwirtschaftliche Einheitsplanung. Das beste Beispiel dafür ist Deutschland, das sich am 3. Oktober 1990 wiedervereinigt hat. Das Zahlungsmittel der Bundesrepublik, die Deutsche Mark, wurde bereits zum 1. Juli 1990 gültiges Zahlungsmittel in der »Noch«‑DDR. Auch dort wie in den anderen Ostblockländern wird die »Marktwirtschaft« ihren Einzug halten. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wird den Markt bestimmen. Die Menschen dort sind das sozialistische Gerede satt, sie wollen sich ihren Wünschen entsprechend einrichten können und das kaufen, was die anderen auch kaufen können. Der »dialektische Materialismus« eines Karl Marx mußte scheitern, weil sein Menschenbild falsch war. Der Mensch ist, wie ihn die Bibel beschreibt, ein Sünder vor Gott und nicht gut, wie Marx ihn sah.

Wenn der »gute« Mensch sich nicht entsprechend seinem »Gutsein« verhält, dann ist immer die Umgebung schuld, die das, aus welchen Gründen auch immer, nicht zulassen will. Aus diesem einfachen Grund muß die Gesellschaft geändert werden, notfalls mit Gewalt, damit das Paradies auf Erden entstehen kann. Daß dies ein verhängnisvoller Irrtum war, hat sich nun unter zahllosen Opfern an Menschenleben herausgestellt.

Symptom 19 Die politische und wirtschaftliche Vereinheitlichung mit all ihren satanischen Raffinessen ist die Vorhofarbeit des antichristlichen Endreiches. Es kristallisieren sich heute schon die Praktiken heraus, mit denen der kommende Antichrist die Menschheit knebeln wird.
3. Das religiöse Einheitsdenken
Es ist nicht von ungefähr, daß nicht nur das politische und das wirtschaftliche Einheitsdenken auf Weltbeherrschung abzielt, sondern auch das religiöse Denken. Es gibt augenblicklich zwei religiöse Richtungen, die auf diesen Spuren laufen. Die eine ist die sogenannte »New‑Age«‑Bewegung. (Der Name kommt daher, daß man in astrologischen Kreisen einen Übergang vom Fischezeitalter, das ca. 2000 Jahre gedauert hat, sieht.) In dieser »New‑Age«‑Bewegung will man eine universale Menschheitskultur hervorbringen, eine einheitliche Weltregierung, eine einheitliche Weltpolitik, eine einheitliche Weltwirtschaft, eine einzige Sprache, eine einheitliche Währung. Das Endziel wird ein einheitlicher Glaube, eine einheitliche Gottesverehrung sein, die alle Religionen umschließt.

Die zweite religiöse Richtung, die immer mehr zum Tragen kommt, ist der Islam, der sich mit unheimlicher Schnelligkeit ausbreitet. Im September 1990 wurde bekannt, daß 24 afrikanische Staaten den christlichen Glauben beseitigen wollen, um den Islam als Einheitsreligion überall einzuführen. Auch auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wohnen inzwischen drei Millionen Moslems, die ihre Moscheen errichten dürfen, was andererseits den Christen in moslemischen Ländern nicht gestattet wird.

Was nun an diesen Grundsätzen aufhorchen läßt, ist der Wille, die ganze Menschheit politisch, geistig, sprachlich, religiös unter einen Hut zu bringen. Will das der kommende Antichrist nicht auch?

Auch im christlichen Raum gibt es solche Bestrebungen zur Vereinheitlichung. Damit ist die Ökumene gemeint. Die ökumenische Bewegung ist in ihrer rund 80 jährigen Geschichte gekennzeichnet durch die Weltmissionskonferenzen in Edinburgh (1910), Jerusalem (1928), Tambaram, Madras (1938), Whitby, Kanada (1947). Die Konstitution des ökumenischen Rates erfolgte 1948 in Amsterdam. Weitere Vollversammlungen folgten 1954 in Evanston bei Chicago, in Neu Delhi 1961 und in Montreal 1963. In verschiedenen darauffolgenden Jahren gab es weitere Konferenzen.

Unter der Ökumene wird eine Einigungsbewegung der Kirchen verstanden. Den angeschlossenen Mitgliedkirchen wird die Freiheit der eigenen Meinungsbildung gelassen. Es wird aber ernsthaft darüber beraten, welches Maß an Einheit zwischen den Kirchen erreicht werden kann. Bis jetzt gehören über 200 Kirchen dem ökumenischen Rat an.

Wer ausführlichere Kenntnisse erlangen möchte, der sei auf Literatur hingewiesen, die man überall, besonders aber in christlichen Buchhandlungen, erhalten kann.

Es kann sich hier nur um Randbemerkungen handeln, die allerdings als Hintergrund viele Einzelbeobachtungen haben. Zunächst einmal stelle ich fest, daß ich mit jedem Jünger Jesu, der zu einer ökumenischen Mitgliedkirche gehört, Gebetsgemeinschaft haben kann. Vor Jahren hatte ich auch mit einem gläubigen katholischen Priester täglich Gebetsgemeinschaft. Zu begrüßen ist es auch, daß die einzelnen christlichen Kirchen aufeinander zukommen, um eine menschliche Verständigung zu suchen.

In der Praxis aber hat die Ökumene ein anderes Gesicht. Davon könnte ich einiges berichten, was ich auf meinen Reisen durch 400 Missionsstationen auf allen Kontinenten erlebt habe. Das gäbe ein schauerliches Buch religiöser Verirrungen, wenn ich die Beschwerden evangelischer Missionare berichten würde über die Gegenaktionen der römisch‑katholischen Missionare. Ein Beispiel aus Yap im pazifischen Raum möchte ich nennen. Hier arbeiten seit Jahren evangelische Missionare. Plötzlich tauchte ein katholischer Missionar auf, der seine evangelischen Kollegen bei den Insulanern verdächtigte. Der Katholik ließ bei den Einwohnern alle heidnischen Sitten und Gebräuche zu und sagte auch noch: »Wenn ihr den evangelischen Missionaren gehorcht, dann werdet ihr von Seuchen heimgesucht und müßt sterben.«

In Südamerika klagte mir ein Missionar, daß sein katholischer Kollege in der Nähe der evangelischen Missionsstation einen riesigen Lautsprecher aufgestellt hätte, der von morgens bis spät in die Nacht den Umwohnern mit seinem Gebrüll die Nerven marterte. Der evangelische Missionar bat immer wieder um die Einstellung dieser Belästigung. Umsonst! Es blieb ihm schließlich keine andere Wahl als umzusiedeln. Das Ziel des »Lautsprechers« war erreicht. So kann Ökumene in der Praxis auch aussehen. Viel wichtiger aber als alle Beispiele unökumenischen Verhaltens ist die drohende Entwicklung zur Welteinheitskirche und damit zur Weltmachtkirche. Man muß alle kleinen Mosaiksteinchen zusammentragen, um ein Gesamtbild zu erhalten. Sind das nicht Zeichen der Zeit, wenn sich nach jahrhundertelanger Trennung auf einmal die Oberhäupter der römisch‑ und griechisch-katholischen Kirche treffen? Ist es nicht ein Zeichen, wenn die Altkatholiken in den Niederlanden mit Rom über eine etwaige Wiedervereinigung sprechen? Hat das nichts zu sagen, wenn die Kontakte zwischen der Anglikanischen Kirche und Rom immer enger werden? Auch in Deutschland sind schon Vorschläge gemacht worden, den Evangelischen Kirchentag und den Katholikentag zusammenzulegen. Diese Tenden­zen sollten jedem eigentlich zu denken geben. Dazu noch folgendes: Moslems, Hindus und Buddhisten sowie Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen nahmen an einem Festgottesdienst in der Kirche St. Martin‑in‑the‑Fields in London teil. Diese Veranstaltung ist im Fernsehen übertragen worden. Der Gottesdienst wurde mit dem Gesang der britischen Nationalhymne eingeleitet. Anschließend sprach der anglikanische Bischof von Kensington ein Glaubensbekenntnis. Danach lasen ein Inder aus dem Hindu Gita, ein moslemischer Scheich aus dem Koran und ein orthodoxer Archimandrit aus der Bibel.

Diese und ähnliche Ereignisse zeigen schlagartig, daß wir uns auf dem Weg zur letzten Welteinheitskirche befinden. Ferner wird deutlich, daß dieser Synkretismus (Religionsvermischung) sich immer mehr ausbreitet und dahin strebt, mit Politik und Wirtschaft eine weltweite Einheit zu bilden.

Symptom 20 Wir ahnen, was diese Entwicklung zur Welteinheitskirche uns bringen wird. Die Gemeinde Jesu wird wieder in die Katakomben gejagt werden, da sie diesen Abfall nicht mitmachen kann...https://horst-koch.de/unbekannte-tag/

Kommentare

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Sulzbacher 10.11.2022 10:15
...richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch dadurch umgestalten, sodass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt!🤔
 
Sulzbacher 10.11.2022 10:17
Vers 1+ 2 des zwölften Kapitels sind gleichsam eine Schlussfolgerung, die sich unmittelbar an das 11. Kapitel anreiht.

„Ich ermahne euch nun liebe Brüder,“ nach allem, was ich euch eröffnet habe in Bezug auf Gottes Reichsratschluss über die Völkerwelt, über die Heiden, wie auch über die Juden.

„Ich ermahne euch nun liebe Brüder, dass ihr eure Leiber gebet als ein Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst, dass ihr prüfen möget, welches sei der gute, vollkommene und der wohlgefällige Gotteswille.“ Es wird den Kindern eine Last, wenn Eltern oder Lehrer immer wieder Forderungen an sie stellen, die sie nicht erfüllen können, die nicht billig sind; es reizt sie zum Ungehorsam.

Der Apostel stellt auch seine Forderungen und Ermahnungen, aber er tut es, Kraft der Barmherzigkeit Gottes. Es ist Erbarmen seitens Gottes, wenn er Forderungen an uns stellt; denn hinter seinen Forderungen steht Gabe, Gnadengabe. Es ist Erbarmen, wenn uns der Herr keine Ruhe lässt, wenn er uns Boten sendet, die uns ernstlich zusprechen und ermahnen. Es war Erbarmen, dass der Apostel der römischen Gemeinde keine Ruhe gelassen hat. Gottes Barmherzigkeit hat ihn dazu getrieben. Und was verlangt er, Kraft dieser Barmherzigkeit Gottes? Menschlich gesprochen ganz Unbilliges. Sie sollen Leib, alle Kräfte Leibes und der Seele, ihre ganze Tätigkeit, Hände und Füsse, Hirn und Herz, alle Kräfte ihres Wesens Gott zum Opfer hingeben.

Gott hat uns unseren Leib und alles, was wir sind und haben, geliehen, damit wir ihm damit dienen. Er hat uns aus unserem Selbstleben, in dem wir entweder auf unseren Körper hineinhausten1) oder uns in Grössenwahn entwickelten, herausgerissen und uns gelehrt, es alles ihm zu Füssen und selbst mit allem, was wir sind und haben, ein Brandopfer zu werden auf Seinem Altar, ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer.

Wir selbst, lieber Leser, wir selbst, kommen nicht zur Ruhe, bis wir Gott alles auf den Altar gelegt haben. Gott irgendetwas vorzuenthalten oder zu rauben, bringt uns keine Profit. Das bezahlt man teuer. Das Beste muss zu ihm zurück, dann mehrt es sich und kommt zu einem vollen Ertrag, sonst löst es sich ab und stirbt, und wir bringen keine Frucht. Der Gedanke, wir könnten davon profitieren ist unvernünftig. Es ist unvernünftig, etwas von dem, was Gott gehört, für sich in Anspruch zu nehmen. Die Sünde ist Wahnsinn, Torheit. Gott gehorchen bahnt der Weisheit einen Weg und ist Weisheit.

In gewisser Hinsicht ist das 12 Kapitel des Römerbriefes die Fortsetzung von Römer 8, wenn man die drei dazwischen liegenden Kapitel als Parenthese nimmt. Es beginnt mit einer Ermahnung, nicht mit der Aufbürdung einer Last, sondern mit einem Stück göttlicher Gnade und Barmherzigkeit. Was ist es anderes als Erbarmen Gottes, wenn er uns nicht stehen, nicht zu kurz kommen, nicht unterwegs stecken lässt, sondern uns weiter und immer weiter führt, wenn Er keine Ruhe hat und uns keine Ruhe gönnt, bis unser ganzes Sein und Wesen nach Geist, Seele und Leib zurückgekehrt ist unter Seine Botmässigkeit, Seine Kontrolle, Seine Verfügung zu Gott, aus dem Dienste der Eitelkeit, der Eigenliebe, der Sinnlichkeit, der Nichtigkeit.

Für Gott da zu sein und Ihm sein Leben weihen zu dürfen, ist der höchste Adel, den man sich denken kann. Und das ein Apostel dies tun kann und darf, dass Gott Seinen Sohn und Seine Apostel zur Verfügung gestellt hat, um uns wieder in die Hände zu bekommen, das ist nicht Rechthaberei seitens Gott, wenn man so sagen darf. Ja, Gott ist souverän und muss recht behalten, aber hier offenbart sich heiliges Erbarmen mit irre gelaufenen Schafen, die sich ins Unglück rennen, sobald sie von ihrem Hirten fortgehen. Das Erbarmen Gottes ist's, das uns keine Ruhe lässt, bis Er die Leitung, Direktion, Wege, Zeit und Zeiteinteilung der Seinen in der Hand hat. Es muss alles zurück in Gottes Hand, der alles geschaffen hat und in dessen Hand allein alles Geschaffene zu Seinem Rechte und Bestand, zu Seiner Verwertung, zu Seinem Ziele und Zweck kommt. Alles andere ist Torheit, Irrelaufen, Selbstbetrug und Gottesbetrug. Wenn wir Gott um das bringen, was Ihm gehört, so leiden wir in erster Linie selbst darunter. Gestohlenes bringt uns keinen Segen, keine Gewinn. Gott berauben ist der schwerste Raub, den man begehen kann.

In der Elberfelder Bibel heisst es im ersten Vers: „So ermahne ich euch nun, liebe Brüder, dass ihr eure Leiber begebet zum einem lebendigen Schlachtopfer…“ eure Leiber, und das nicht nur aus Recht der Schöpfung, sondern auch auf Grund der mit der Gabe des heiligen Geistes versiegelten Erlösung. Damit dass Gott uns Seinen Geist gegeben hat, dass unsere Leiber Tempel des heiligen Geistes geworden sind, sind wir Gott verschrieben für Zeit und Ewigkeit.

„So ermahne ich euch nun, liebe Brüder, dass ihr eure Leibe hingebt…,“ in allen ihren Bewegungen, in der ganzen Entwicklung eures äusseren und inneren Lebens, auch in der Gedankenwelt. Auch was die Verwertung eurer Zeit betrifft, tut nie, als wäret ihr eure eigenen Herren und als könntet ihr frei über euch selbst verfügen, sondern erkennt immer und überall Gott als euren Herrn an. „Als lebendige Schlachtopfer.“ Die Tiefen der Heilsgedanken Gottes können in menschlicher und irdischer Sprache nur zu ihrem Recht kommen durch Anhäufung oder Nebeneinanderstellung von Worten und Begriffen, die einander im gewöhnlichen Leben ausschliessen.

„Lebendige Schlachtopfer.“ Ein Schlachtopfer wird hingeschlachtet. Im Reiche Gottes gibt es wandelnde Schlachtopfer, die gerade dadurch voller Leben, voller Gesundheit, voller Kraft sind, weil sie geschlachtet, für Gott geopfert sind. dass sie allem Dienst des eigenen Lebens und der Kreaturen entzogen und als Gottes Eigentum versiegelt sind.

Wenn wir in diese Stellung eingehen und Schlachtschafe werden, wenn wir entschlossen in dieser Stellung verharren, dann kann alles, was uns früher aus der Stellung von Schlachtschafen weg gebracht hatte, indem uns Menschen durch Lobhudelei2) oder Tadel aus der rechten Bahn zu bringen versuchten, nur tiefer in unseren Gott hineinführen, so dass wir in Seinem Lichte erkennen, wo Menschen in etwa recht haben mit ihrer Kritik. Loben uns andere aber, so kann solches Lob sofort zu dem aufsteigen, dem es gebührt. Denn was wirklich an Liebeswürdigem an uns zu finden, in unseren Charakter eingegraben ist, das kommt von Gott und dafür gebührt Gott die Ehre, nicht uns. Tempelraub gilt selbst bei den Heiden als das schwerste Verbrechen.

„Lebendige Schlachtopfer“ sollen wir sein, tiefer und immer tiefer eingehend in das Leiden Christi, in die Leidens und Todesgemeinschaft mit dem Gekreuzigten und damit immer tiefer hinunter steigend in das wahre Leben, das nur die Geschlachteten, mit Christo Gekreuzigten seine volle Entfaltung findet. Mit Ihm gekreuzigt, mit Ihm begraben, mit Ihm auferstanden und mit Ihm in eine neue Welt verpflanzt und dort eingepflanzt, darum auch aus einer anderen Welt Nahrung schöpfend und Lebenszuflüsse beziehend.

Als Heilige, Gott Geweihte und von Gott Angenommene sind wir Gott wohlgefällig, weil wir uns Ihm dargebracht haben auf dem Altar Jesu Christi, der alles reinigt und heiligt. Gott wohlgefällig durch Jesum Christum. Einen anderen Weg zu Gottes Wohlgefallen als durch Christum, unseren Herrn, gibt es nicht. „Siehe das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe,“ hat Gott der Vater bezeugt und wirklich hatte Er nichts als absolutes Wohlgefallen an Ihm. Das ist dann ein vernünftiger, logischer Gottesdienst, der unseren Verhältnissen und der ganzen Sachlage entspricht.

Leibeigener irgend eines anderen zu sein, wie es im Altertum bei den Sklaven der Fall war, ist etwas ungemein Schweres für einen Menschen. Verfügt jemand über deinen Leib, so verfügt er über dich. So hart es nun aber ist, Leibeigener eines Mitmenschen sein zu müssen, so barmherzig ist es andererseits von Gott, dass unsere Leiber in Seine Leitung und Obhut zurückkehren dürfen. Eine höhere Freiheit als die, dem Herrn der Herrlichkeit zur Verfügung zu stehen, gibt es nicht. Es kann da niemand mehr Ansprüche an uns erheben, wir gehören dem Herrn und wenn jemand Ansprüche an und macht, muss er zuerst Gottes Unterschrift haben, denn es muss immer in den von Gott gezogenen Grenzen sein.

„Schlachtopfer, Ganzopfer,“ wie der Apostel schreibt, sind nicht lebendig. Ein geschlachtetes Tier hat sein Leben eingebüsst. Was sich aber, wie gesagt, im gewöhnlichen Leben ausschliesst, begegnet sich in der Geisteswelt auf höherem Boden. Wir werden erst dadurch wahrhaft lebendig, dass wir uns auf den Altar Gottes legen, sonst sind wir unsere eigenen Sklaven und andere verfügen über uns.

Ist Gott unserer alleiniger Herr, so kann sonst niemand über uns verfügen, ohne sich vorher an unseren Herrn gewandt zu haben. Das ist dann der rechte Gottesdienst der Gottgeweihten, der Geheiligten und für Ihn Erkauften; alles andere ist unvernünftig und unlogisch.

Vers 2: „Und stellet euch nicht dieser Welt gleich,“ oder „Seid nicht gleichförmig dieser Welt,“ Die Welt sucht unter dreifacher Form das Ihre, Augenlust, Fleischeslust und stolzes Wesen. Lust und Hochmut rufen einander Sinneslust, Augenlust, Stolz. Der Herr geht der Wurzel der Sünde auf die Spur, findet uns in allen Gebieten der Abweichung von Ihm und bringt alles Entgleiste zurück in die richtige Stellung zu Gott, so dass es unsere Lust, unser Streben, unsere Freude ist, Gott zur Verfügung zu stehen. Das ist Herrlichkeit, verfügbar zu sein für Gott, wie ein General, besonders in Kriegszeiten, seinem Kaiser und König zur Verfügung steht. Er steht im Dienste des obersten Kriegsherrn und seines Vaterlandes und wir stehen im Dienste Gottes und der Gemeinde. Das ist unendlich viel höher.

Vers 2 ist die weitere Entwicklung des im ersten Verse ausgesprochenen Gedankens. Zuerst das Negative, das, was aufhören muss und Seinem Abschluss gefunden hat, damit, dass wir zu Gott zurückgekehrt sind, nämlich von der Gleichförmigkeit mit der Welt. Für teuer Erkaufte muss diese Gleichförmigkeit mit der Welt aufhören. Weltkinder tragen ihren Stempel als solche. Man erkennt bis zu einem gewissen Grade schon an seiner Erscheinung, welchem Stand ein Mensch angehört. Man merkt es ihm schon an der Sprache an, die er führt. Weltkinder sind in dieser Welt daheim; sie sind von der Welt, haben die Welt lieb und sind genau orientiert über die Welt.

Bei uns, lieber Leser, soll man merken, dass wir nicht mehr in dieser Welt eingewurzelt sind, dass die Welt nicht mehr unsere Heimat ist, dass uns die Sorgen und Erinnerungen dieser Welt je länger, je mehr fremd werden und dass wir nichts mehr mit den Dingen mehr zu tun haben wollen in denen wir früher schwelgten. Wir haben eine andere Welt, einen anderen Boden, ein anderes Heim; unsere ganze Gesinnung unser Denken hat eine andere Gestalt gewonnen, seit wir nicht mehr in der Welt wurzeln. Die Welt hat das Ihre lieb, wir haben Gott lieb. Weltliebe und Eigenliebe machen der Liebe zu Gott Platz, die in unsere Herzen ausgegossen ist durch den heiligen Geist, und wenn diese neue Stellung Realität ist und gründlich durchgeführt wird, so verändert sich die ganze Gestalt unseres äusseren und inneren Lebens.

Der Stempel der Welt macht dem Stempel Gottes Platz. Das geht nicht mit einem Male, das ist keine Metamorphose, keine zauberhafte, plötzliche Umwandlung. Es ist ein allmähliches Weichen des alten Bildes, welches einem neuen Bilde Platz macht, die der heilige Geist nach dem Urbilde Christi in uns ausgestaltet. Nur müssen wir dann selbst mit Christi Bild vertraut sein und uns die Züge Seines Charakters, Sein Tun und Lassen, Seine ganze Erscheinung immer mehr einprägen, damit der Geist nehme aus dem, das Christi ist, nachdem Er zuerst aus unserem Wesen weggenommen hat, was weltförmig war, alle Eigenliebe, alles aus der alten Natur stammende, alles irdisch gesinnt sein. Ist das alles durchs Gericht gegangen, so ist damit Raum geworden für die Ausgestaltung des Bildes Christi; dass das Bild Christi Seine Anziehungskraft auf uns ausüben kann.

Solange die Welt uns anzieht, kann Christus uns nicht anziehen. Kann aber die Gestalt Christi in unsere Ideale und Ziele hineinleuchten, so ist das die grösste Gnade, die einem Menschenkinde seitens Gottes zuteil werden kann. Es handelt sich da nicht um eine Umgestaltung der äusseren Erscheinung, wie sie sich zunächst dem Menschen darstellt, sondern um eine Umgestaltung von tief innen heraus durch gründliche Erneuerung der Sinnesrichtung, so dass unser Sinn nun auf etwas ganz anderes gerichtet ist, als er früher war.

Ehedem wollen wir uns selbst gefallen, es den Menschen recht machen, um von ihnen geliebt zu werden, das wird uns zuwider in dem Masse, indem die Gestalt Christi in ihrer Herrlichkeit und Lauterkeit in unseren Horizont tritt. Da gestaltet sich eine neue Welt in uns aus, mit ganz anderen Vorstellungen, ein anderes Urteil, ein anderer Massstab, ein ganz anderer Boden und ein anderer Charakter...https://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:s:stockmayer:stockmayer-roemerbrief:stockmayer-roemer_12
 
Sulzbacher 10.11.2022 10:18
Die Erneuerung des Sinnes
„Stellt euch nicht dieser Welt gleich,“ übersetzt Luther. Worin besteht das Wesen dieser Welt? Darin, dass man das Seine sucht. Die Weltkinder suchen das Ihre, je nach den Gaben, die sie haben; jeder sucht dem anderen möglichst viel Konkurrenz zu machen, ihm die Kunden abzujagen usw. Das ist der Kampf ums Dasein, und da handelt es sich um eine vollständige Umwandlung der Sinnesrichtung, wenn ein Menschenkind, das sich selbst gelebt hat, unter der Leitung des heiligen Geistes fortan für Gott und den Nächsten lebt. Es geht da eine Wiedergeburt vor sich, eine Erneuerung des Sinnes und des Wandels. Dem Wiedergeborenen, Erneuerten gibt Gott dann Seines heiligen Geist zur Innewohnung.

Tut Busse, bekehret euch, lasset euch taufen, das alte Wesen in den Tod versenken, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Euer und aller, die dieses Evangelium erreicht, ist diese Verheissung. Ihr werdet den heiligen Geist empfangen und er ist der Geist der Weisheit und der Prüfung, der Geist der uns mit Gott in Verbindung bringt und uns fähig macht zu prüfen, was Gott wohlgefällt. Was früher unmöglich war ist fortan möglich.

Mit diesem erneuerten Sinn, der nicht mehr Menschen gefallen will, dessen Grundrichtung darauf geht, es Gott recht zu machen, können wir, was früher ein Ding der Unmöglichkeit war, prüfen was Gottes Willen ist. Jetzt ist Raum dafür vorhanden. Wir haben keinen eigenen Willen mehr, sind nicht mehr Knechte der Menschen, werden nicht mehr von eigenen Gesichtspunkten geleitet, jetzt ist Raum für den heiligen Geist, eine neue Welt in uns auszugestalten und unserem Leben einen ganz neuen Mittelpunkt, ein ganz neues Ziel zu geben, nämlich das Ziel, das Jesus sein Leben lang vor Augen hatte, des Vaters Willen zu tun.

Auf Sein: „Siehe ich komme Deinen Willen zu tun oh Gott“ hat Gott geantwortet: „Siehe das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Es ist unserem Erlöser gelungen, bis zum letzten Lebenshauch Gottes Willen zu tun, weil nach allen Seiten hin reiner Boden war. Er hat nicht auf Petri Worte gehört, als dieser zu ihm sagte: „Das widerfahre dir nur nicht!“ Er hat immer nur gesagt: „Hier bin ich zu tun Deinen Willen oh Gott.“

Aus Gott Gezeugte haben nur noch das eine Ziel im Auge, Gott zu gefallen und Seinen Willen zu tun. Alles andere hat sich entweder wieder aus der anderen Welt eingeschlichen oder aus derselben fortgesetzt, ohne das man sich klar darüber Rechenschaft gegeben hat. Jetzt muss dies, der wir sind jetzt in die Reihen derer eingetreten, die für Gott leben. Alles ist jetzt für Gott und damit gewinnt ein Menschenleben seine Bedeutung und seine Richtlinien. Damit reift unser Geist zu immer klarerer Unterscheidung dessen, was Ihm gefällt und was Ihm nicht gefällt, um immer zielbewusster sagen zu können: „Siehe hier bin ich, zu tun Gott Deinen Willen.“ Das können nur Erlöste sagen.

„Welches da sei der wohlgefällige Gotteswille,“ natürlich vor allem vor Gott wohlgefällig, aber auch wohlgefällig in dem Sinn, dass es uns nicht mehr eine Last ist, sondern der Ausdruck unseres eigensten, tiefsten Lebens und Wesens. Wir sind für Gott da und was Gott gefällt, ist uns je länger, je mehr, lieb. Jeder Widerwille wird da je mehr, je länger überwunden. Die Herrlichkeit für den Herrn da zu sein, hat uns übermannt und alles beugt sich unter denselben. Es ist uns alles angenehm, was der gnädige Wille Gottes verfügt, der nie zu viel verlangt, der alles, was Er verlangt, dem geistlichen Alter anpasst und der es nur verlangt, damit wir Ihm und der wahren Freiheit näher kommen.

Was Gott gefällt, liegt nicht immer auf der Oberfläche, sondern man muss stille werden, losgelöst von den Kreaturen, um wirklich mit Gott in Berührung zu kommen und zu Seinen Füssen zu lernen, was Er uns zu sagen hat. Der Wille Gottes ist gut, haben wir gesagt.

„Niemand ist gut, als der alleinige Gott.“ Was Gott nicht will, ist daher auch nicht gut, und es kostet die Darangabe des eigenen Willens. Man bedarf des Prüfungsgeistes, um es zu erkennen, was gut und böse ist, was richtig ist und was nicht. Kein anderer Wille ist gut, ausser Gottes Wille; denn nur Gott ist gut in sich selbst und kann daher nichts Böses wollen.

Er ist wohlgefällig und wohltuend für die, die auf Gottes Seite treten und sich vom eigenen Willen lösen lassen. Wo sie vorher nicht wussten, was sie erwählen und was sie ausschalten sollten, dürfen sie jetzt erfahren, wie wohltuend und gesegnet der Wille Gottes ist. Er ist auf das Allerbeste gerichtet, was Gott uns geben kann und wir haben nur Gewinn davon, wenn wir allen eigenen Willen fahren lassen, anstatt zu begehren, was uns lockt und bequem dünkt.

Wenn wir stille werden und uns nicht irreführen lassen, so kann uns der Herr in den Linien Seines Willens erziehen, für die Herrlichkeit zur Reife bringen und zubereiten für Sein Kommen.

Der Anfang von Römer 12, besonders Vers 1, schliesst sich, möchte man sagen, organisch an das an, was in Jakobus 5 über Heilung geschrieben steht. Wollen wir einen gesunden, arbeitsfähigen Leib haben. So müssen wir es als Gnade und Barmherzigkeit ansehen, dass Gott die Aufforderung an uns ergehen lässt, Ihm unseren Leib zur Verfügung zu stellen. Wir haben weder für uns selbst noch für Weib oder Kind zu fürchten, wenn wir unsere Kräfte und Existenzen, und die Glieder unseres Leibes, alle Kräfte und Fähigkeiten, die Gott in uns niederlegt hat, an Ihm zurückzugeben, damit Er sie gebrauche, wie es Ihm gefällt.

Das ist vernünftiger Gottesdienst, wenn man es als unaussprechliche Gnade und Erbarmen betrachtet, dass man nicht mehr müssig am Markte stehen muss, sondern alles in den Dienst des grossen Königs stellen darf, der uns ruft. Dazu bedarf es aber eines vollkommen Umsturzes, einer vollkommenen Erneuerung unserer ganzen Sinnesrichtung; denn es sucht Jeder sein eigenes auf dieser Welt. Jeder versucht möglichst viel für sich selbst heraus zu schlagen und andere für sich selbst zu gebrauchen, während das Kind Gottes darauf bedacht ist, wie es anderen dienen kann und das ohne Wahl und Unterschied der Charaktere und Temperamente, ohne uns zu fragen, ob uns jemand antipatisch oder sympathisch ist. Wir haben uns nicht von unseren Sympathien und Antipathien beherrschen zu lassen, sondern sollen ein Herz haben für alle.

Vielleicht brauchen diejenigen, die uns unsympathisch sind noch mehr Rücksicht, Handreichung und Geduld von unserer Seite. Und diese enthalten wir ihnen nicht vor, wenn wir einmal erkannt haben, dass es Gnade ist, zu ihnen hinunter steigen zu dürfen. Da gilt es zu prüfen. Prüfen aber, kann nur wer unparteiisch ist und es nicht für seine Person leicht haben will. Was Gott in dieser Beziehung von uns verlangt, offenbart Er uns durch Seinen heiligen Geist, wenn wir niedrig gesinnt sind, wie Jesus Christus es auch war und dazu gehört auch, dass wir uns nicht mehr dieser Welt gleichstellen. Die Welt sucht da Ihre unter dreifacher Form: Augenlust, Fleischeslust und stolzes Wesen.

Der Herr geht der Wurzel der Sünde auf die Spur, findet uns in allen Gebieten der Abweichung von Ihm und bringt alles Entgleiste zu sich zurück, so dass es unsere Lust, unsere Bestrebung, unsere Freude ist, unserem Gott zur Verfügung zu stehen. Das ist Herrlichkeit, seinem Gott zur Verfügung zu stehen, wie ein General besonders in Kriegszeiten, für Seinen Gott verfügbar ist. Er steht im Dienste des obersten Kriegsherrn und seines Vaterlandes, und wir stehen da für Gott und Seine Gemeinde. Das ist ein unendlich viel höherer Dienst, für denselben bedarf es aber einer Unwandlung, einer gründlichen Erneuerung des Sinnes und der Sinnesrichtung.

Der natürliche Mensch kümmert sich nichts darum, was Gott von ihm will und von ihm erwartet, während der Wiedergeborene kein höheres Ziel kennt, als in allen Lagen und Vorkommnissen des Lebens, an allen Wendepunkten des Lebens zu wissen, was in Gottes Augen gut ist; denn das allein darf und soll massgebend für uns sein. Um diesen Willen Gottes zu verstehen, muss man heruntersteigen von seiner Höhe, von seinen eigenen Gedanken und Anschauungen. Man darf nicht mehr gross von sich selbst denken, sondern muss demütig und einfältig werden.
 
(Nutzer gelöscht) 10.11.2022 12:15
Lieber Ralf ..Bitte stell ne kurze Zusammenfassung rein . Kann nicht alles lesen ☺ Liebe Grüße Tanja ☺ Schönen Tag ☺
 
done 10.11.2022 12:37
ja lieber ralf, in der kürze liegt die würze...
 
Sulzbacher 10.11.2022 14:22
DER PROZESS DER RADIKALISIERUNG GEISTIGER STRÖMUNGEN
Unsere Zeit hat auf allen Gebieten das Gefälle »durchzudrehen«. Nur noch Superlative, nur noch Exzesse, nur noch Orgien, nur noch Ekstasen sind gefragt. Wer dieses Rennen und Jagen, diese Gier und diesen Sinnestaumel nicht mitmacht, gilt als konservativ, als rückständig, als Hinterwäldler, als unterbelichtet.

Auf geistigem Gebiet entstand der gleiche Sog. Tagesphilosophien und Tagestheologien treiben auf die Spitze. Jeder ist bestrebt, durch kühne Neuentdeckungen dem anderen den Rang ablaufen zu können. Wer am meisten spinnt, wer am meisten lügt, der hat Oberwasser. Warum soll es nicht so radikal und unmißverständlich gesagt werden? Ist es etwa keine unüberbietbare Lüge zu sagen: Gott ist tot? In dem Augenblick, in dem diese »Weltweisen« das aussprechen, leben sie von der Geduld und Barmherzigkeit des Einen, den sie totsagen.

Aus der Vielfalt der geistigen Strömungen der Gegenwart sollen nur drei herausgegriffen werden.
1. Der Humanismus
Der Begriff Humanismus kommt aus dem Lateinischen: humanitas, humanus (Menschlichkeit, menschlich). Der Humanismus ist ein Kind der Renaissance. In Anlehnung an die griechische Klassik wurde ein neues Leitbild der Lebensgestaltung herausgestellt. Was die Griechen unter kalogagathia (das Schöne und Gute) verstanden, nannten die Humanisten »edles Menschentum«. Mit Hilfe der höheren Bildung sollte dieses Ziel erreicht werden. Der Huma­nismus entstand als Gelehrtenbewegung und blieb es durch die Zeiten hindurch.

Erasmus von Rotterdam war einer der bekanntesten Vertreter. Ein besonderes Kennzeichen des Humanismus war seine Toleranz. Er erstrebte ein leidenschaftsfreies, edles Leben auf der höheren Ebene des Wissens und der Bildung. Nur einmal hat der Humanismus im Zusammenhang mit den 1515 und 1517 erschienenen epistulae obscurorum virorum (Dunkelmännerbriefe) eine aggressive Seite gezeigt. Sonst aber waren die Vertreter des Humanismus durchaus tolerant und zur Koexistenz mit dem Christentum bereit. Sie meinten sogar, die abgeklärte, höhere Form des Christseins entdeckt zu haben.

Um so erstaunlicher ist es, daß in unseren Tagen diese Toleranz des Humanismus gegenüber dem Christentum schwindet. Wiederum soll die Entwicklung an Einzelbeispielen verdeutlicht werden.

An der Universität Oxford besteht eine humanistische Gruppe, die zahlenmäßig sehr stark ist. Als John Stott, der Kaplan der englischen Königin, in Oxford eine Evangelisation für Studenten durchführte, wurden die Humanisten der Universität äußerst aktiv, allerdings nur im negativen Sinn. Sie klebten überall Plakate an mit dem Hinweis: Nur geistig Minderbemittelte besuchen die Vorträge von John Stott. Dazu organisierten sie Störtrupps für die Versammlungen und griffen auch während der Diskussion in häßlicher Weise den Redner an.

Das ist auf europäischem Boden ein ähnlicher Vorgang, wie wir ihn in der buddhistischen Welt des Ostens beobachten. Es ist überraschend, wie sich auf allen Gebieten und Fronten Angriffskeile gegen das Christentum heranschieben. Sehen die Jünger Jesu nicht, was das bedeutet?

Auch auf deutschem Boden ist das Anwachsen einer neuen humanistischen Bewegung unter den Studenten und Gebildeten bedeutsam. Es entstehen in verschiedenen Bereichen humanistische Bewegungen. In der modernen Psychoszene wird das Gutsein des Menschen propagiert, das es zu entwickeln gilt. Die New‑Age‑Welle des neuen Wassermann‑Zeitalters überhöht das humanistische Denken auf religiöse Weise. Kern‑ und Angelpunkt ist dabei aber immer der Mensch.

Zugleich wird die Verwandtschaft mit der modernistischen Theologie offenkundig. Beiden Bewegungen geht es um die echte Menschlichkeit. Gott ist letztlich nur der mythologische Ausdruck für die Summe der guten Eigenschaften des Menschen. Die Gottesvorstellung ist nicht mehr theozentrisch, sondern anthropozentrisch, das heißt, nicht mehr von Gottes Offenbarung, sondern vom menschlichen Denken her bestimmt.

Symptom 21 Zur Entwicklung des antichristlichen Endreiches gehört, daß kein Gebiet ausgeklammert bleiben darf. Dazu hat jedes Lager, ob politischer, wissenschaftlicher oder ethischer Färbung, in die Generallinie einzuschwenken: Ablehnung des Jesus von Nazareth als Sohn Gottes. Ehrenprädikate läßt man ihm gern. Nur die Hauptsache, die Göttlichkeit, muß fallen.
2. Die neurationalistische Theologie
Kämpfe um die biblische Lehre wurden von jeher ausgetragen, seit es eine Bibel und vor allem ein Neues Testament gibt. Es ist mit ein Zeichen der Echtheit des Wortes Gottes, daß es alle Angriffe der Theologen bisher überstanden hat. Ein Hamburger Professor sagte dazu: »Kein anderes Buch der Weltliteratur hätte diese Roßkuren der Kritik ausgehalten und überdauert.« Hören wir einmal, wie Irrlehrer in der Urgemeinde ihr Zerstörungswerk trieben.

»Sie sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht. Du hast sie als Lügner erfunden« (Offb. 2, 2) »Du hast solche, die an der Lehre Bileams halten« (Offb. 2, 14).

»Ich habe wider dich, daß du lässest das Weib Isebel lehren, die da spricht, sie sei eine Prophetin« (Offb. 2, 20).

»Sie sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sie lügen« (Offb. 3, 9).

Die allgemeine Tendenz in den Sendschreiben ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine »christliche Toleranz«. Diese »humane Duldsamkeit« der ersten Christen wurde vom erhöhten Herrn getadelt: »Ich habe wider dich!«

Die biblische Haltung läßt sich auf folgende Formel bringen: den Irrlehrer lieben, die Irrlehre hassen. Für den Irrlehrer können wir beten, daß er errettet werde. Die Häresien, die Ketzereien aber mit aller Klarheit und Schärfe abwehren! Echte Christen errichten also keine Scheiterhaufen für Ketzerverbrennungen, das war von jeher nur die Sache dämonisierter Fanatiker. »Die Waffen unserer Ritterschaft sind geistlich und nicht fleischlich«, sagte der Apostel.

Damit sind die Weichen gestellt, um den Neurationalismus unter die Lupe zu nehmen.

a) Es geht uns hier nicht um eine ausführliche Darstellung und Auseinandersetzung. Das würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Doch seien einige Grundlinien aufgezeigt. Gehen wir von einem der Grundsätze des Rationalismus aus: ratio hominis mensura omnium rerum est (= die menschliche Vernunft ist das Maß aller Dinge). Das reformatorische Prinzip der Väter: sola scriptura (die Heilige Schrift allein ist Prüfstein und Maßstab unseres Glaubens und Lebens) ist damit in die menschliche Vernunft verlegt. Nicht der Mensch muß sich der Heiligen Schrift beugen, sondern die Heilige Schrift hat sich der menschlichen Vernunft zu unterstellen. Diese Umkehrung der reformatorischen Botschaft zeitigt verheerende Folgen, deren Ausmaße hier nur angedeutet werden können. In der Heiligen Schrift wird alles Supranaturalistische und Transzendente gestrichen, das heißt alle Offenbarung und alles, was über den Rahmen der sinnlich wahrnehmbaren und von unserer Vernunft erforschbaren Wirklichkeit hinausgeht.

Was rational nicht zu begreifen ist, verliert für den modernen Menschen seine Verbindlichkeit und wird als mythologisch abgelehnt. So können nach Meinung der modernistischen Theologie folgende Aussagen unseres Glaubensbekenntnisses nicht mehr gehalten werden: Gottessohnschaft Jesu, Jungfrauengeburt, Sühneleiden Jesu, Niederfahrt ins Totenreich, Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, Ausgießung des Heiligen Geistes, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches bzw. des Leibes. Man sagt, diese Aussagen seien zu entmythologisieren und existential zu interpretieren. In Wirklichkeit wird alles gestrichen.

Wie radikal und wie lästerlich solche Streichungen vollzogen werden, wird an einem Gespräch zwischen Heinrich Kemner und einem Modernisten deutlich: Der Theologe sagte zu Kemner: »Der Heilige Geist ist für das Volk. Für uns gilt allein das kritische, vernünftige Denken.«

Wir haben damit ein erstes Ergebnis bei der Beurteilung der modernistischen Theologie. Die Aussagen der Heiligen Schrift werden auf ihre »Vernünftigkeit« hin untersucht. Luther schalt diese Vernunft eine Hure. Der Mensch wurde zum Maßstab all dessen, was zu gelten hat und was nicht. Der Offenbarungscharakter der Bibel fällt. Es wird alles auf den Menschen zugeschnitten. Wir haben damit statt einer Theologie eine Anthropologie. Gott hat sich dem denkenden Menschen zu beugen.

b) Der zweite, geradezu raffinierte Prozeß der »existentialen Interpretation« der Heiligen Schrift ist die Verneblung der biblischen Aussagen. Es wird vielfach das gleiche Vokabular benutzt wie bei der konservativen Theologie, ja sogar die pietistische Ausdrucksweise übernommen. Diese Verschleierung hat ihre Folgen. Oberflächliche Hörer oder Leser merken den Pferdefuß nicht, weil sie vertraute Klänge zu hören meinen.

Ein klassisches Beispiel für diesen Vorgang der Akzentverschiebung ist ein Referat von Professor Käsemann. Da wurde von der Revolution des Kreuzes gesprochen. Mit klingenden Worten wurde von der Vergegenwärtigung des Kreuzes geredet und dabei sogar Luther in Anspruch genommen. Was ist nach Käsemann, und das gilt bis heute, der Sinn des Kreuzes? »Am Kreuze Jesu wird das erste Gebot aufgerichtet und erfüllt. Sonst geschieht dort nichts. Mehr aber kann nicht geschehen.« Wir fragen: Das soll alles sein? Käsemann weiß nur vom Gesetz und nichts vom Evangelium. Das Kreuz ist mehr als nur die Erfüllung des ersten Gebotes. Luther wußte mehr davon. »Der mich verlorenen und verdammten Men­schen erlöset hat, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen und teuren Blut, seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf daß ich sein eigen sei.«

Unsere modernen Theologen entfalten nur eine Kreuzessymbolik, aber keine Kreuzestheologie. Sie heben Gottes Tat am Kreuz auf ‑ und stehen damit noch in ihrer Schuld. Sie haben sich für die Vergebung ihrer Schuld selbst den Ast abgesägt, auf dem sie sitzen könnten.

Stellen wir einmal die biblische und die moderne Theologie in einigen Punkten für das Verständnis des einfachen Christen gegenüber.


Biblisches Verständnis  –  Modernistische Umdeutung
1. – KREUZ
– Jesus starb als Sohn Gottes stellvertretend für uns. ER trug unsere Schuld (Jes. 53).

– Jesus von Nazareth war nur Mensch, nicht der Sohn Gottes. Keiner kann in unsere Schuld einsteigen. Sein Tod ist Symbol der äußersten Konsequenz, Zeichen der Linientreue. Hier ging ein ethischer Radikalist kompromißlos seinen Weg bis zum Ende und ist damit unser großes Vorbild.
2. – VERGEBUNG
– An Jesum haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade (Eph. 1, 7).

– »Vergebung heißt, daß wir uns annehmen in unserem So‑Sein«. Wir sprechen uns also nach Meinung der Modernisten selber Vergebung zu, indem wir uns in unserer charakterlichen Eigenart akzeptieren.
3. – AUFERSTEHUNG
– Wir glauben an die leibliche Auferstehung Jesu Christi. Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube vergeblich (l. Kor. 15, 17).

– Jesus von Nazareth ist nicht leiblich auferstanden. Christus wird lebendig im Kerygma, im Verkündigungsgeschehen der Kirche. Er erlebt also die gleiche Verlebendigung, die Goethe erfährt, wenn ein Studienrat über ihn vor seinen Gymnasiasten spricht. Der Auferstehungsbericht des Neuen Testamentes habe nur Symbolwert.
3. – HIMMELFAHRT
– Wir glauben mit den Vä­tern an die Himmelfahrt Jesu.

– Die Himmelfahrt Jesu ist nach Meinung der Modernisten eine Legende. Einer von ihnen sagte: »Jesus kann nicht in den Himmel aufgefahren sein. Er hätte ja in den 2000 Jahren nicht einmal den nächsten Fixstern erreicht.«
4. – WIEDERKUNFT
– Wir glauben an die leibliche Wiederkunft unseres Herrn. »Dieser Jesus wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren« (Apg. 1, 11).

– Jesus kommt nicht persönlich wieder. Er kommt nur wieder in unserem Leben, wenn wir uns zu einer Mitmenschlichkeit durchringen, wie er sie geübt hat.

Es wären noch viele Gegenüberstellungen erforderlich, um die modernistische Irrlehre klar zu umreißen. Wer sich weiter informieren will, dem sei die einschlägige Literatur zu empfehlen, z. B. Maier, »Das Ende der historisch‑kritischen Methode« u. a. Maier ist der Rektor des pietistischen Bengelhauses in Tübingen, wo junge Theologen studienbegleitend ausgebildet werden.
c) »An den Früchten sollt ihr sie erkennen«, sagte der Herr Jesus in seiner Bergpredigt. Wir bekommen die Auswüchse der modernen Theologie in der Praxis der Kirche und der Mission vorgeführt.

Auch in der Nachwuchsfrage zeigt sich der Einfluß des Modernismus. Das läßt sich ganz einfach beweisen. Unsere Gemeinden werden biblisch ausgehungert. Die Verkündigung ist substanzlos geworden, Fragen wir doch einmal die Studenten an unseren kirchlichen und auch freikirchlichen Ausbildungsstätten, wo und wann sie den Impuls zum Einstieg in die Reichgottesarbeit bekommen haben. Es ist ein offenes Geheimnis: Modernisten haben keine geistliche Stoßkraft, sondern höchstens Aktivität und Organisationstalent. Das ist auch kein Wunder, da ihnen die geistliche Existenz abgeht. Wer die Existenz des Heiligen Geistes leugnet und nur den Menschengeist anerkennt, der kann logischerweise nicht vom Heiligen Geist erfüllt sein.

Noch akuter ist das Problem auf den Missionsfeldern. Die Missionsgebiete haben keinen Bedarf an Boten der Mitmenschlichkeit, aber einen großen Bedarf an Boten Jesu. Ein hochgestellter Inder sagte einmal: »Was wollt ihr Christen eigentlich? Nur um Krankenhäuser und Schulen zu bauen, braucht ihr nicht nach Indien zu kommen. Das können die Hindus auch.«

Eine modernistische Missionsausbildung, bei der die Begriffe Himmel und Hölle, Teufel und Dämonen, Bekehrung und Erfüllung mit dem Heiligen Geist zu fallen haben, läuft sich auf den Missionsfeldern schon in wenigen Monaten tot.

Da ich viele Missionsfelder bereist habe, konnte ich umfangreiches Material sammeln. Ein junger Mann war mit seinem Kinderglauben auf ein Missionsseminar gekommen. Dort wurde er modernistisch verdreht und in dieser Verfassung ausgesandt. Nach kurzer Zeit schickten ihn die alten Missionare zurück mit einem Bericht an die Heimatleitung, sie könnten diesen Modernisten nicht brauchen.

Ein anderes Beispiel erlebte ich in Nigeria. Ich begegnete einem Missionar, der mit der modernen Ausrüstung aufs Missionsfeld gekommen war. Es gab für ihn keinen Teufel, keine Dämonen, keine Beses­senheit, sondern nur Geisteskrankheiten. Er arbeitete in einem Gebiet, in dem es viele Besessene gab. Der ungerüstete Missionar verfiel selbst diesen Mächten und hatte diese Arbeit aufzugeben. 18 Monate zeigte er die gleichen Besessenheitserscheinungen wie die Eingeborenen. Es wurden Gebetskreise für ihn eingesetzt. Nach anderthalb Jahren wurde er frei. Er ist heute von seiner modernen Theologie kuriert. Vor allen Dingen hat er den Herrn und Heiland Jesus Christus gefunden. Heute ist er ein geistlich bevollmächtigter Bote seines Herrn auf dem Missionsfeld.

Die moderne Theologie leistet Totengräberdienste an der Gemeinde Jesu und an der praktischen Arbeit für das Reich Gottes. Soziale Arbeit, caritativer Einsatz der Mitmenschlichkeit sind nicht das gleiche wie die Tat am Bruder aus Dankbarkeit Jesus gegenüber. Hier sind die Wurzeln und die Motive total verschieden. Mitmenschlichkeit üben auch die Kardecschen Spiritisten in Brasilien. Sie bauen Jugendherbergen, Übernachtungsheime, Hospitäler, Schulen, Altersheime und nennen Jesus ihr großes Vorbild ‑ aber nicht ihren Erlöser. Es gibt noch viele andere Bewegungen, die Jesus von Nazareth rühmliche Ehrenprädikate verleihen und ihn damit als Sohn Gottes höflich abservieren. Jesus braucht und will unsere Orden nicht, er will uns selbst haben.

Die moderne Theologie ist antichristliche Bodenbereitung. Das ist keine gehässige Verteufelung und nicht Ausdruck eines widerlichen Theologengezänkes, sondern biblische Ausrichtung. Johannes sagt: »Wer nicht bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists« (l. Joh. 4, 3).

Symptom 22 Es ist keine blinde Unduldsamkeit zu sagen, daß die moderne Theologie eine Schrittmacherin des antichristlichen Endreiches darstellt. Die Zeiten sind so chaotisch und so todernst, daß wir es uns nicht leisten können, verschleiert zu reden. Es trete ab von jeder neurationalistischen Blutvergiftung, wer den Heiland der Welt liebhat. Wir schulden diese Offenheit dem Sohn Gottes, den unsere Errettung das Leben gekostet hat. Und wir schulden diese radikalen Aussagen der Gemeinde des Herrn, die durch die Aussagen dieser Theologie gefährdet und teilweise schon dem Verführungsgeist erlegen ist.
3. Die neue »Kunst«
Nach einem Konzert schrieb ein Musikkritiker eine niederschmetternde Beurteilung des Abends. Der Dirigent nahm diese Kritik nicht schweigend hin, sondern wehrte sich mit dem Hinweis, der Musikkritiker sei eine musikalische Niete, er spiele nicht ein einziges Instrument, auch habe er nicht den Beweis erbracht, daß er musikalisches Gefühl habe. Der so abgefertigte Kritiker gab zurück: »Ich kann zwar keine Eier legen, weiß aber beim Frühstück doch, ob das Ei gut ist oder nicht.« Diese »Eiprobe« sei auch mir zugestanden, wenn ich einige Randbemerkungen zur Kunst mache.

a) Wenden wir uns zunächst der Musik zu.
Ich weiß, daß jede Epoche ihre eigene musikalische Ausdrucksform hat. Vermutlich würde Johann Seba­stian Bach heute anders komponieren als zu seiner Zeit und dennoch wie ehedem das Heil Gottes in Jesus Christus bezeugen.

Damit sind wir beim Thema: »Was Christum treibet«, wie es Luther einmal als Maßstab für unser Denken und Leben aufstellte. Die Musik von heute hat das entgegengesetzte Zeichen: was den modernen Menschen treibet.

Mit dem Wunsch nach Stille und Besinnung besuchte ich eine mir seit vielen Jahren bekannte ehrwürdige alte Kirche in einer Universitätsstadt. Es war zu einem musikalischen Abend mit moderner Kirchenmusik eingeladen worden. Betend saß ich auf der Bank. Der Pfarrer verlas zu Beginn den Adventspsalm 24. Dann setzte ein Orgelkünstler mit einem modernen Satz ein. Ich staunte über die meisterhafte Beherrschung des königlichen Instrumentes. Er entlockte mit geschickter Registrierung der Orgel Kombinationen, die ich nie in dieser Kirche gehört hatte.

Die technische Seite des Spiels war einfach großartig. Und die Komposition selbst? Lauter Dissonanzen! Ein Seelenmartyrium! Eine unerträgliche Belastung für den inneren Menschen! Keine Hinführung zu Gott, sondern ein Hineingestoßenwerden in die Verzweiflung, in die Zerrissenheit, in die innere Leere. Keine Antwort auf das Suchen und Fragen des Menschen von heute, sondern nur die Wiedergabe der ungelösten Konflikte in der seelischen Schichtung des Gegenwartsmenschen! Und dafür hatte ich den Abend geopfert! Unter dem Eindruck dieser Musik entstand die Konzeption zu diesem Abschnitt.

In der Musik herrschen alle zentrifugalen Kräfte vor. Bachs Musik ist zentripetal, das heißt, sie sucht und findet das Zentrum, den lebendigen Gott. Die Tonkarikaturen der Gegenwart fliehen das Zentrum, sie lösen auf, sie zerstören, sie nehmen die Harmonie, statt sie zu geben. Ja, manche gegenwärtige Kompositionen widerspiegeln den ganzen Irrsinn unserer heillosen Zeit. Eins der schauerlichsten Beispiele ‑ vom norddeutschen Rundfunk übertragen ‑ ist die Vertonung des Hohen Liedes von einem zeitgenössischen Komponisten. Bei dem Geplärre, dem Fauchen und Zischen, dem Stöhnen und Gelächter fühlte ich mich als Hörer dieser Sendung in die geschlossene Abteilung eines Irrenhauses versetzt.

b) Die gleichen auflösenden Tendenzen und disharmonischen Grundlinien, wie wir sie im akustischen Bereich vorfinden, zeigen sich auch auf dem Gebiet der Bildhauerei, der Malerei und teilweise bei der Architektur. Es geht mir hier auch nicht um Fachmännisches, sondern nur um die oben erwähnte »Eiprobe«. Wie bei der Musik ist zwar nicht alles, doch sehr vieles deplaciert.

Im Stadtzentrum Rotterdams steht eine moderne Plastik, die den Beschauer fesselt: ein Mensch, der in seiner Angst vor den fallenden Bomben verzweifelt die Arme gen Himmel hält. In diesem Fall ist die Disharmonie und Zerrissenheit des Kunstwerkes berechtigt und verständlich. Man kann dieses Erinnerungsmal, das nach der Zerstörung des Stadtkerns errichtet wurde, nicht ohne innere Bewegung betrachten.

In dem Augenblick aber, da die Bildhauerei in die Disharmonie und Verwirrung der Formen hineingerät ‑ und ist es nicht weltweit geschehen? ‑, verliert diese Kunstrichtung die geheime, gottbezogene Mitte und ist nur nach dem Menschen ausgerichtet. Sie weist auf die Auflösung des Menschenbildes hin, statt auf den, der allein dem modernen Menschen helfen kann. Ich stand einmal vor einem Machwerk, bei dem ich mich ernstlich fragte: ist das nun ein verbeultes Fahrrad oder ein engumschlungenes Liebespaar? Es war eine Bronzeplastik in Brasilia, der brasilianischen Hauptstadt.

Besonders aufreizend ist die neue Kunst, wenn sich ihre gräßliche Darstellungsweise zusätzlich mit »pornographischen« Tendenzen paart. Beispiele für diese Entartungen finden sich in der ganzen Welt. Sie scheinen immer mehr zuzunehmen.

Bei der Bundesgartenschau in Karlsruhe wurden sieben Machwerke gezeigt. Eines dieser »Kunstwerke« ist die Nachbildung der weiblichen Scham. Die Gartenschaubesucher nannten dieses Produkt »Weiblicher Unterteil mit Wasserspülung«. Alle Proteste und Zuschriften schufen keine Abhilfe. Die verantwortlichen Herren vom Badischen Kunstverein denken wohl, den Besuchern fehle das rechte Kunstverständnis. Ich empfinde diese sieben »Schöpfungen« als Kulturschande und als eine Belästigung der damaligen Gartenschaubesucher.

Die Reihe dieser Beispiele ließe sich fortsetzen. Sie werden durch das Fernsehen bis in alle Wohnzimmer getragen. Das Niveau der Fernsehsendungen sinkt immer mehr.

Wie weit die christlichen Kirchen gegen diese Geschmacklosigkeiten protestiert haben, ist nicht bekannt.

c) Und die Malerei?
Ein reicher Mäzen leistete sich bei einer Ausstellung moderner Kunst einen bösen, aber treffenden Scherz. Er drückte einem Schimpansen einen Pinsel voll Farbe in die Hand. Nachdem er dem Affen einige Mal die »Pinseltechnik« vorgemacht hatte, ahmte das Tier es nach. Der Schimpanse warf den Pinsel mehrmals gegen die Leinwand. Es entstand ein expressio­nistisches Werk mit »ungewöhnlicher« Aussagekraft. So urteilte die Jury und gab dem Werk den ersten Preis. Ob diese Erzählung der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht. Sei sie nun erfunden oder nicht, sie ist typisch. Auch die Malerei ist von einer Auflösung gezeichnet, wie sie der Schöpfung Gottes nicht mehr entspricht.

Auf meinen Reisen sah ich ein modernes Bild, das von einer Jury ausgezeichnet worden war. Der Name des Künstlers war geheimgehalten worden. Nach der Prämierung stellte sich heraus, daß ein dreijähriges Kind dieses Bild gemalt hatte. Wahrscheinlich haben die Männer des Preiskollegiums »den Künstler der Zukunft« damit entdeckt, wenn der schon als Dreijähriger solch ein Werk von überdurchschnittlichem Wert geschaffen hat.

Irgendwo sah ich auch Zeichnungen und Malereien von Geisteskranken. Wer die modernen Kunstwerke mit den Erzeugnissen dieser Geisteskranken vergleicht, der kommt in Verlegenheit, weil er nicht weiß, wem er den Preis zuerkennen soll.

Es gibt aber keine Regel ohne Ausnahme. Es wurde mir auch moderne Malerei präsentiert, die nicht mit dem Prädikat »infantile oder senile Regression« bezeichnet werden darf, sondern durchaus noch als Kunst anzusprechen ist.

d) Noch ein Blick auf die Architektur. Es sei hier nur ein spezielles Gebiet, der Kirchenbau, herausgegriffen. Öfter hört man nach der Einweihung einer neuen Kirche das Urteil: der Architekt hat kein Gemeindegefühl. Was ist damit gemeint? Nur wenige Architekten sind gläubige Christen. Ist ein Architekt kein Glied der Gemeinde Jesu, lebt er nicht im Worte Gottes, wie soll er dann eine Kirche bauen können, die dem Wesen der Gemeinde Jesu entspricht? So entstehen dann »Gemeindezentren«, die ohne »Zentrum« sind. Das Volk reagiert gewöhnlich mit treffenden Bemerkungen auf die modernen Kirchen. Einen Neubau in Berlin nennen die Berliner bis heute »Puderdose und Lippenstift«. Eine Kirche in Essen heißt »Seelensilo«. Die Kirche in Bad Dürrheim wurde nach ihrer Fertigstellung von den Einheimischen »Seelenbackofen« genannt. Eine Kirche in der Schweiz gilt als »Seelensprungschanze«.

Was sagt uns die Entwicklung in den einzelnen Kunstbereichen? Ein englischer Professor für Architektur prägte den Satz: »Wir haben heute eine Schizophrenie der Kunst.« Deutlicher kann es nicht gesagt werden. Eines der Hauptsymptome aus dem schizophrenen Formenkreis ist die innere Aufspaltung der Persönlichkeit, Verlust der tragenden Mitte, Einbuße der Harmonie. Dies ist das Symptom der modernen Kunst und zugleich ein Spiegelbild unserer Zeit.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei erwähnt, daß die echte Kunst von den hier gemachten Ausführungen nicht betroffen wird. Ich habe Achtung vor jedem Künstler von »Gottes Gnaden«.

Symptom 23 In vielen Kunstrichtungen der Gegenwart sind die zentrifugalen Kräfte größer als die zentripetalen. Die Auflösung jeder Harmonie zeigt, daß die Kunst und mit ihr die Menschheit sich vom Schöpfer wegbewegen. Und wer hat in diesem stets größer werdenden Chaos zu gewinnen? Nur der, dessen oberster Programmpunkt die Auflösung der Einheit zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf ist.
 
Ichundduzusammentop 10.11.2022 16:01
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