Klug wie die Schlangen

Herbstprince

Wir leben angeblich im christlichen Abendland. Gleichzeitig passieren um uns herum Dinge, die mit christlichen Werten nicht in Einklang zu bringen sind. Die Werbung für Gender, unlogische Maßnahmen zum Schutz unserer Gesundheit, vermeidbare Teuerung und Energieknappheit.

Informationen aus Politik und Wirtschaft, je nach dem, aus welcher Quelle, sind gegensätzlicher kaum vorstellbar. Was darf man davon glauben?

Aber es gibt auch unsere privaten Konflikte in der Familie, Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in den Kirchen, der Lehre in den Kirchen. All das berührt uns unmittelbar, wir stecken mitten drin.     

Wie gehen wir als Christen damit um ? Dürfen wir resignieren,  müssen wir die andere Wange hinhalten, alles erdulden oder müssen wir kämpfen?  Hat Gott für uns einen anderen Weg ?

Man sagt, die Bibel hat für jedes Problem eine Lösung.

Jesus wusste, dass seine Jünger – und wir sind es auch- in einer schwierigen und feindseligen Welt auf den Widerstand der politischen Herrscher und auf die Unduldsamkeit der Hüter alter Traditionen stoßen würden. Er wusste, dass sie hartherzigen, stolzen und überheblichen Menschen begegnen würden, die ihre Positionen und Ziele verteidigen und die Jünger dadurch Nachteile und Verfolgung erleiden könnten.

Und wir stehen heute ebenfalls in einer Welt, die gefährlicher und widersprüchlicher nicht sein könnte. 

Deshalb sagte Jesus: „Siehe, ich sende Euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“. Und er gab ihnen  den Rat: "Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben". Math. 10,16

Man kann sich nur schwer vorstellen, dass ein gesunder Mensch die Wesenszüge der Schlange und der Taube gleichzeitig in sich trägt.
Aber wenn Jesus diesen Rat gibt, muss er sinnvoll, nützlich und möglich sein.
Ein französischer  Philosoph sagte mal: „Der ist stark, dessen Charakter ausgeprägte Gegensätze umschließt.“

Folglich muss der charakterlich starke Mensch eine ausgewogene Mischung starker Gegensätzlichkeiten in sich vereinigen. Dem durchschnittlichen Menschen dürfte das kaum gelingen. Der Idealist ist meist nicht realistisch, der Realist ist meist nicht idealistisch. Militante Menschen sind nicht passiv, passive Menschen nicht militant. Selten sind die Bescheidenen selbstbewusst, die Selbstbewussten selten bescheiden. 

Aber Jesus empfiehlt: Klug wie die Schlange  - ohne Falsch wie die Taube.       

Um in einer feindlichen Umwelt zurecht zu kommen, dürfen wir nicht alles glauben. Wir brauchen einen scharfen Verstand, dass wir Dinge prüfen, beurteilen, das Wahre vom Falschen unterscheiden. Wir müssen unser Ziel vor Augen haben und pflichtbewusst sein. Leichtgläubigkeit, egal in welchem Bereich ist eine Falle. Politische Propaganda, Werbung etc. muss hinterfragt und durchschaut werden. 

Wir brauchen den Verstand um Risiken einzuschätzen, Wege zu finden, wie wir Gefahren umgehen. Wir müssen prüfen, ob die Lehren der Religionen dem Willen Gottes entsprechen, zum Ziel  des  ewigen Lebens führen. Traditionen durchschauen, ob sie vom Weg der Gemeinschaft mit Jesus ablenken.   
Es gibt nicht viel Hoffnung, solange wir nicht hinreichend klug und weise werden.

Aber wir dürfen nicht darauf bauen, nur einen scharfen Verstand zu entwickeln.

Das Evangelium verlangt auch ein weiches Herz, denn der hartherzige Mensch liebt niemals wirklich, er verfällt dem krassen Zweckdenken, beurteilt andere Menschen nach deren Nützlichkeit.

Ein hartherziger Mensch erfährt nicht die Schönheit einer Freundschaft, ihm fehlt die Gabe echten Mitleids. Nächstenliebe, das oberste Gebot Jesu, ist ihm ein Fremdwort .

Als Nachfolger Jesu müssen wir die Härte der Schlange und die Sanftheit der Taube miteinander verbinden:  Einen scharfen Verstand mit einem weichen Herzen.
© R.M.P.