Die Aktualität der Mahnung Jesu, auf die Zeichen der Zeit zu achten
09.10.2022 19:32
Die Aktualität der Mahnung Jesu, auf die Zeichen der Zeit zu achten
09.10.2022 19:32
Die Aktualität der Mahnung Jesu, auf die Zeichen der Zeit zu achten
Die Gefahr der Verführung
Als die Jünger Jesu ihn nach dem Zeitpunkt für das Ende der Geschichte und dem Zeichen seiner Wiederkunft fragen, beginnt er seine Antwort mit einer Warnung: „Sehet zu, dass Euch niemand verführe!“ (Mt 24,4f). Offensichtlich wird gerade die Wiederkunftserwartung der Christen für Verführer aller Art zum Anlass, sie vom wahren Ziel auf ein falsches zu lenken. Sie sind letztlich zu verstehen als die Handlanger einer personalen globalen Verführungsmacht (Off 12,9). Das stellt die Glaubenstreue auf eine harte Probe und veranlasst uns, wachsam zu sein und die Geister zu prüfen (Mk 13,23).
Gegebene Hilfen zum Erkennen der Zeit
Weil Christen berufen sind, einen Wandel zu führen, der Gottes Plan mit der Welt entspricht, sollen sie aufmerksame Beobachter der Geschichte sein und sich um deren Deutung im Lichte der biblischen Endzeitprophetie bemühen. Zu diesem Zweck gibt Jesus seiner ihn erwartenden Gemeinde Vorzeichen, die eine biblische Zeitanalyse erleichtern (Mt 24,7ff; Mk 13,3ff; Lk 21,7ff). . . .
Bedrohliche Vorzeichen
Katastrophen in Natur und Politik begleiten die gesamte Menschheitsgeschichte, werden sich aber in der Endzeit in ihren Ausmaßen steigern, ja sie tun dies durch Fernsehen übertragen erschreckend vor unseren Augen. Erdbeben und Hungersnöte, Kriege und Kriegsdrohungen. Auch die atomare Bedrohung sowie der weltweite Terrorismus sind hier schon mit einbegriffen. Dazu gesellen sich gefährliche Ideologien, Ersatzreligionen ohne Gottesbezug, wie der Nationalismus, Marxismus, Feminismus und ein Liberalismus, der seiner eigenen Beliebigkeit folgt. Letzterer führt auch zu einem hemmungslosen Gewinnstreben wie zur Korruption im Weltfinanzhandel.
Geistes- und kulturgeschichtlich ist nach Jesus mit einem Überhandnehmen der „Gesetzlosigkeit“, zu rechnen, der Missachtung und Außerkraftsetzung der göttlichen Ordnungen und Gebote (Mt 24,12). Eine solche erleben wir heute im sexuellen Libertinismus und der programmatischen, gar staatlich legalisierten Nivellierung der die Ehe und Familie begründenden polaren Ergänzung der beiden Geschlechter. Das geschieht aggressiv durch die Homo-Bewegung und in der Gender-Ideologie. Furchtbar ist die faktisch von allen Parteien in allen Ländern legalisierte Abtreibung ungeborener Kinder, dem zahlenmäßig größten Massenmord seit Menschengedenken.
Die nominell noch christliche Bevölkerungsmehrheit verhält sich gegenüber diesem massiven ethischen Verfall gleichgültig oder billigt ihn sogar – als dem Leitbild der Selbstverwirklichung entsprechend. Dieses Leitbild aber führt zu dem von Jesus vorhergesagten Erkalten der Liebe „bei vielen“ (Mt 24,12). Sie bildet Teil eines Glaubensabfalls umfassenden Ausmaßes (2Thess 2,3; 1Tim 4,1), der in eine universale religiöse Hinwendung zum Antichristen einmündet (Off 13,7f). . . .
Die sich ausbreitende “Gesetzlosigkeit” macht auch vor den Pforten der Kirchen nicht halt und wird zur geistlichen Bedrohung von innen her. Hier werden die Warnungen Jesu vor den falschen Propheten und dem „unheilvollen Greuel“ „am heiligen Ort“ (Mt 24,24.15) akut. Schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind Auflösungserscheinungen in Theologie, Dogmatik, Ethik und gottesdienstlicher Praxis zu beobachten. Ihnen zu widerstehen wurden Bekennende Gemeinschaften bzw. Sammlungen glaubenstreuer Christen gebildet.
Die christliche Verkündigung ist heute besonders betroffen durch eine ideologisch betriebene Bibelkritik und die Leugnung der Heilsuniversalität Jesu Christi. Das führt zu einem Religions-Pluralismus sowohl in der Theologie wie im Volksglauben, dem Eindringen synkretistischer Bewegungen wie New Age sowie der Praktizierung hinduistischer und buddhistischer Meditationsformen, sogar in Klöstern und Kommunitäten. – Schriftgebundene Theologie und Frömmigkeit werden häufig als „Fundamentalismus“ diskreditiert. Der tibetanische „Gottkönig“ Dalai Lama wird auf Kirchentagen als Hoffnungsträger umjubelt und von theologischen Fakultäten geehrt. Ein falsches Toleranzverständnis leitet zu einem weltanschaulichen Relativismus, verschüttet das Fragen nach der universal gültigen Wahrheit und blockiert die missionarisch-evangelistische Verkündigung. Auch gilt die nach Römer 1,16 uns primär aufgetragene Mission an Israel nunmehr als verwerfliche Gestalt des Antisemitismus und wird von manchen Kirchenleitungen öffentlich für abgeschafft erklärt. Durch solches Verschweigen des messianischen Zeugnisses wird die Zusammengehörigkeit von Liebe und Wahrheit aufgelöst.
Den Antichristen nennt Paulus, als Verkörperung der Gesetzlosigkeit, den „Menschen der Anomia“ (2Thess 2,3). Ein in der Johannesoffenbarung angekündigtes Kennzeichen seines kommenden Weltreichs ist eine die bisherigen politischen, kulturellen und religiösen Gegensätze überbrückende, gegenüber dem Christusglauben strikt intolerante Einheitsideologie (Off 17,13). Mit deren Hilfe setzt er seine Ziele auf spirituellem Wege durch. Eine solche begegnet uns schon heute in der Forderung nach inhaltlicher Toleranz gegenüber allen Religionen und Lebensstilen sowie „political correctness“ im gesellschaftlichen Umgang und in öffentlichen Meinungsäußerungen. In deren Namen könnte dereinst jede Infragestellung vorherrschender Überzeugungen, Moralvorstellungen und eines entsprechenden Lebensstils mit der Todesstrafe geahndet werden (Off 13,15).
Das bedeutet zugleich auch Anpassung an etablierte Weltanschauungen und Zurückweichen vor den Machtansprüchen totalitärer Ideologien und Religionen. Gestern war das der Marxismus. Heute ist es der sich rapide ausbreitende Islam. Diesem wird bescheinigt, er sei eine Religion des Friedens. Übersehen wird, dass es nach dem Koran die Pflicht aller Muslime ist, sich aktiv für die universale Aufrichtung der Scharia, des theokratischen Gesetzes Allahs, einzusetzen – gegebenenfalls mit Feuer und Schwert – und auch die Tatsache, dass in vielen Suren christentums-feindliche Äußerungen erscheinen! Da, wo der Islam bereits staatlich etablierte Mehrheitsreligion geworden ist, duldet man das Ausüben des christlichen Glaubens nur beschränkt oder gar nicht. In vielen islamischen Ländern ist Mission untersagt, und ein Christuszeugnis ist nur im Rahmen von diakonischen Einrichtungen und Entwicklungshilfe möglich.
Zu Christus bekehrte Muslime werden häufig von ihren Familien ausgeschlossen oder von Staats wegen grausam verfolgt. Generell ist die jährliche Anzahl der Märtyrer weltweit im Vergleich zu früheren Jahrhunderten erheblich gestiegen. Wir deuten das nicht nur als eine Parallelentwicklung zum Wachstum der Christenheit bzw. zum Weltbevölkerungswachstum, sondern auch als eine der von Jesus und den Aposteln vorhergesagten Entwicklungen der Endzeit (Off 2,10; 17,6; siehe auch Off 6,9-11).
Die Hoffnung stärkende Zeichen
Neben diesen Abfallerscheinungen und Zeichen des ausreifenden Bösen nennt Jesus in seiner eschatologischen Ölbergrede jedoch auch zwei sehr ermutigende Zeichen. Das eine ist die Verheißung an seine bis ans Ende standhaft im Glauben ausharrenden Nachfolger, dass sie selig werden sollen (Mt 24,22, vgl. 1Petr 1,5.9), im Glauben und in der Vollmacht bewahrt in allen Versuchungen und Bedrohungen (1Petr 1,5; 4,14), gestärkt zum Bekennen gerade in der letzten Versuchungsstunde (Off 3,8 und 10). Die „kleine Herde“ braucht sich also, auch wenn es zum Blutzeugnis kommt, nicht zu fürchten; denn es hat dem Vater gefallen, ihr das Reich (Gottes) zu geben (Lk 12,32). Das ist es, was in der Ewigkeitsperspektive betrachtet allein zählt (vgl. 2Kor 4,17f); auch beschränkt Gott die Leidenszeit der Gemeinde auf Erden zeitlich (Off 2,10).
Das zweite ermutigende Vorzeichen des Endes und zugleich Neuanfangs bei der Wiederkunft Jesu ist die weltweite Verkündung des Evangeliums (Mt 24,14; Mk 13,10; Apg 1,8). Sie kann und wird auch durch die größten Widerstände nicht aufgehalten und zum Schweigen gebracht werden (vgl. Lk 21,12-15). In der Tat erleben wir gerade heute eine bislang nie erreichte Ausbreitung der Völkermission. Es gibt keine von der Christusbotschaft unerreichten bzw. unerreichbaren Gebiete und Völker mehr. Die einheimischen Kirchen sind gewachsen – manche von ihnen gerade unter Verfolgung, wie z. B. schon in der Hauskirchenbewegung während der Diktatur Mao Tse-tungs in Rotchina und in der Gegenwart vor allem in islamisch beherrschten Ländern. Die Kirchen der Zweidrittelwelt stellen heute einen Hauptteil der Missionskräfte, und viele neue Gemeinden sind gegründet worden.
Vielfach im Zusammenhang damit stehen kirchliche Erweckungs- und Erneuerungsbewegungen mit ihrem Erleben einer neuen Segnung mit der Kraft des Heiligen Geistes, wie sie schon im Alten Testament durch die Propheten, besonders Joel (Kap. 3,1f), für die Endzeit angekündigt worden ist, – wobei allerdings die grundlegende Erfüllung schon am Pfingstfest geschah (Apg 2,16ff). Geistliche Aufbrüche und Gemeinschaften haben z. T. konfessionsübergreifend zur Verlebendigung der Gemeinden und deren Missionsbewusstsein geführt. Andererseits lehrt uns im Blick auf die vermeintliche Erfüllung der alttestamentlichen Spätregenprophezeiung (Joel 2,23) in gegenwärtigen Aufbrüchen Jesus selber wie auch die geschichtliche Erfahrung mit schwarmgeistigen Erscheinungen, dass es gerade hier notwendig ist, sorgfältig die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind (Mt 24,24; 1Joh 4,1f.). Bei Joel ist die von ihm geschaute Ausgießung des Geistes Gottes in erster Linie auf das alttestamentliche Israel bezogen, begreift aber „alles Fleisch“ ein (Ez 36,27) und hat ihre Mitte im Heilsgeschehen durch Christus (Joel 3,1 u. 5; vgl. Röm 10,12f).
Damit kommen wir zu einem vierten bedeutungsvollen Anzeichen für die Wiederkunft Jesu: Es ist die Sammlung des ersterwählten Gottesvolkes der Juden in dem ihnen verheißenen Land der Väter sowie eine dieser physischen Wiederherstellung Israels (5Mo 4,20; Hos 3,4) folgende geistliche Auferweckung (vgl. Ez 37,11-14). Seit Ende der 1960er Jahre lässt sich eine solche wahrnehmen in der Entstehung judenchristlicher Gemeinden in Israel, noch stärker in Amerika und auch in Deutschland, wo viele der Gläubigen aus dem russischen Sprachraum kommen. Es gibt unter den Juden ein zunehmendes Interesse am Messias. Die Bedeutung dieser Bewegung darf nicht aufgrund eines fehlgeleiteten Philosemitismus abschätzig beurteilt werden, als wäre der Glaube an Jesus als Messias ein Verrat am Judentum. Vielmehr beweist sie gegen alle Kritik die Berechtigung des Christuszeugnisses für Israel und die Juden gerade heute.
Unkenntnis der biblischen Endzeitprophetie und falscher Umgang mit ihr
Endzeitprophetie in der Bibel ist das, was Gott durch Beauftragte über die Vollendung von Schöpfung und Geschichte und seines Erlösungswerkes für die Menschheit verbindlich offenbart hat. Sie ist dafür bestimmt, dass wir uns darauf einstellen, mit seinem Plan Schritt halten und darin seine Gemeinschaft suchen. Ihr Sinn ist also, wie der aller biblischen Prophetie, ein praktisch seelsorgerlicher.
Ursachen und Folgen mangelnden eschatologischen Durchblicks
Dass in der kirchlichen Verkündigung und im Glaubensbewusstsein der meisten Christen heute die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi nur eine geringe Rolle spielt, hat mehrere Gründe. Die wohl einfachste Ursache für die schon seit Ende des ersten Jahrhunderts nachlassende eschatologische Naherwartung (2Petr 3,3-7) ist die, dass viele mit dem langen Zeitraum der Abwesenheit Christi – die er selbst im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern vorhergesagt hat (Mt 25,19) – nicht gerechnet haben und in ihrem Warten auf ihn erlahmt sind.
Das rationalistische Ausscheiden der transzendenten Wirklichkeit
hat sich verhängnisvoll in der Bibelauslegung der liberalen Theologie ausgewirkt. Den Tiefpunkt brachte das Entmythologisierungsprogramm Rudolf Bultmanns. Erklärte dieser doch schon 1941: „Erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden ‚Menschensohnes‘ . . .“
Die theologische Entmythologisierung der Endzeitprophetie führt jedoch unausweichlich zu einem Geschichtsverständnis ohne Ewigkeitsbezug.
Unter solchem Einfluss zieht sich modernes Christentum im Denken und Handeln in die Diesseitigkeit zurück, indem es die sinnenfällige Welt als die einzige Wirklichkeit betrachtet und sich auch der Realität des Gerichts nicht stellt (2Petr 3,5f).
Fortschrittgläubigkeit und eigenmächtige Zukunftsplanung
Da, wo die eschatologische Realerwartung aufgegeben wird, wird die Zukunftsorientierung durch den Glauben an die schier grenzenlose Fortentwicklung der Menschheit und einen von Philosophien und Ideologien verbreiteten, zeitgeistig orientierten Zukunftsoptimismus ersetzt. Biblische Begriffe bekommen eine veränderte inhaltliche Füllung: Das kommende Reich Gottes wird zur Chiffre für utopische Visionen mannigfacher Art, wie sich aus den Verlautbarungen und Aktionsprogrammen des Weltkirchenrates seit den sechziger Jahren aufweisen lässt. Ebenfalls seit dieser Zeit traten Befreiungstheologien sozial- bzw. kulturrevolutionärer Art wie auch der theologische Feminismus auf. Die biblische Hoffnung auf den wiederkommenden Gottmenschen Jesus Christus wird hier pervertiert zur Erwartung eines „neuen Menschen“, den es aus eigenen Kräften zu schaffen gelte.
Nützlichkeitsdenken und Sinnenfreude
Da, wo man auf eine bestimmte Zukunftserwartung als existenzbestimmendes Leitbild verzichtet, tritt bei den ernster Veranlagten an seine Stelle ein verantwortliches, aber rein diesseitig ausgerichtetes Handeln auf pragmatischer Grundlage. Menschen leichteren Gemüts suchen ihren Lebensinhalt allein im ästhetischem Genuss oder – wie die vorsintflutliche Generation bzw. wie zur Zeit Lots – in oberflächlichen, lediglich von leiblichen Bedürfnissen geleiteten Vergnügungen nach dem Motto: „Lasset uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot“ (1Kor 15,32b; Lk 17,26-30; Mt 24,37ff).
Fatalistische Geisteshaltung
Zahlreichen Menschen, die durch tiefe Leiderfahrungen geprägt worden sind, verfallen in klaglose Ergebenheit in ihr Schicksal. Dem kommen bestimmte Richtungen moderner Philosophie wie der nihilistische Existentialismus (Sartre, Heidegger) oder auch das Angebot asiatisch-mystischer Religionen entgegen. Diese vertreten nicht wie das Christentum ein lineares, zielbestimmtes Geschichtsverständnis, sondern ein zyklische Weltbild. Es ist von der Vorstellung einer beständigen Wiederkehr des immer Gleichen bestimmt sowie von der Lehre, dass jeder Mensch unentrinnbar das Karma, d. h. die Vergeltung seiner bösen Taten aus einer früheren Inkarnation, tragen und abarbeiten müsse.
Religionsphilosophische Spiritualisierung der Endzeitprophetie
Schon die Apostel und frühchristlichen Missionare wurden mit einer sublimen Unterwanderung ihrer jungen Gemeinden konfrontiert, die von Anhängern einer religionsphilosophischen Heilslehre betrieben wurde, der sogenannten Gnosis. Die Gnostiker vertraten ein Weltbild, in welchem es nur eine geistige Wirklichkeit gab, der gegenüber die physische Substanz zweitrangig, weil nur eine Sinnestäuschung sei. Diese gelte es durch „Erkenntnis“ zu überwinden (1Tim 6,20).
Von solcher Voraussetzung her unterzogen sie den Schöpfungsglauben und das Geschichtsverständnis der Bibel einer radikalen Abwertung. Konsequenterweise leugneten sie auch die persönliche, geistleibliche Wiederkunft Christi. An die Stelle der Hoffnung auf ein Leben in der neuen Schöpfung trat hier das Bemühen um die Befreiung des immateriellen Seelenfunken aus der materiellen Gefangenschaft und sein Einfließen in eine alles umgreifende übersinnliche Wirklichkeit.(vgl. Kol 3,18 und 23). Diese gnostischen Vorstellungen sind in esoterischen Strömungen in der gesamten Kirchengeschichte immer wieder einmal aufgetaucht und sind für die Letztzeit als ausgesprochen einflussreich und Glaubensabfall bewirkend angekündigt (1Tim 4,1ff). Deutlich neo-gnostischen Charakter tragen die Anthroposophie Rudolf Steiners und deren scheinchristliche Gestalt in der „Christengemeinschaft“.
Die biblische Antwort gegen die fälschlich so genannte Erkenntnis (1Tim 6,20b) lautet: „In ihm“ – Jesus Christus – „sind alle Schätze der Weisheit [sophia] und Erkenntnis [Gnosis] verborgen“ (Kol 2,3). Der Zirkel um die Brennpunkte Weltanfang und Weltende ist nicht aufzusprengen: Die protologische (urgeschichtliche) und eschatologische (endgeschichtliche) Christusoffenbarung ist die wahre heilsgeschichtlich-trinitarische Gnosis gegen alle sonstigen Ansprüche unter diesem Namen. Christlicher Mischglaube im Banne der Urknall-Evolutions-Gnosis – getarnt als „Wissenschaft“– ist ein grandioses Ränkespiel des Widersachers!...https://horst-koch.de/wiederkunft-jesu/
Als die Jünger Jesu ihn nach dem Zeitpunkt für das Ende der Geschichte und dem Zeichen seiner Wiederkunft fragen, beginnt er seine Antwort mit einer Warnung: „Sehet zu, dass Euch niemand verführe!“ (Mt 24,4f). Offensichtlich wird gerade die Wiederkunftserwartung der Christen für Verführer aller Art zum Anlass, sie vom wahren Ziel auf ein falsches zu lenken. Sie sind letztlich zu verstehen als die Handlanger einer personalen globalen Verführungsmacht (Off 12,9). Das stellt die Glaubenstreue auf eine harte Probe und veranlasst uns, wachsam zu sein und die Geister zu prüfen (Mk 13,23).
Gegebene Hilfen zum Erkennen der Zeit
Weil Christen berufen sind, einen Wandel zu führen, der Gottes Plan mit der Welt entspricht, sollen sie aufmerksame Beobachter der Geschichte sein und sich um deren Deutung im Lichte der biblischen Endzeitprophetie bemühen. Zu diesem Zweck gibt Jesus seiner ihn erwartenden Gemeinde Vorzeichen, die eine biblische Zeitanalyse erleichtern (Mt 24,7ff; Mk 13,3ff; Lk 21,7ff). . . .
Bedrohliche Vorzeichen
Katastrophen in Natur und Politik begleiten die gesamte Menschheitsgeschichte, werden sich aber in der Endzeit in ihren Ausmaßen steigern, ja sie tun dies durch Fernsehen übertragen erschreckend vor unseren Augen. Erdbeben und Hungersnöte, Kriege und Kriegsdrohungen. Auch die atomare Bedrohung sowie der weltweite Terrorismus sind hier schon mit einbegriffen. Dazu gesellen sich gefährliche Ideologien, Ersatzreligionen ohne Gottesbezug, wie der Nationalismus, Marxismus, Feminismus und ein Liberalismus, der seiner eigenen Beliebigkeit folgt. Letzterer führt auch zu einem hemmungslosen Gewinnstreben wie zur Korruption im Weltfinanzhandel.
Geistes- und kulturgeschichtlich ist nach Jesus mit einem Überhandnehmen der „Gesetzlosigkeit“, zu rechnen, der Missachtung und Außerkraftsetzung der göttlichen Ordnungen und Gebote (Mt 24,12). Eine solche erleben wir heute im sexuellen Libertinismus und der programmatischen, gar staatlich legalisierten Nivellierung der die Ehe und Familie begründenden polaren Ergänzung der beiden Geschlechter. Das geschieht aggressiv durch die Homo-Bewegung und in der Gender-Ideologie. Furchtbar ist die faktisch von allen Parteien in allen Ländern legalisierte Abtreibung ungeborener Kinder, dem zahlenmäßig größten Massenmord seit Menschengedenken.
Die nominell noch christliche Bevölkerungsmehrheit verhält sich gegenüber diesem massiven ethischen Verfall gleichgültig oder billigt ihn sogar – als dem Leitbild der Selbstverwirklichung entsprechend. Dieses Leitbild aber führt zu dem von Jesus vorhergesagten Erkalten der Liebe „bei vielen“ (Mt 24,12). Sie bildet Teil eines Glaubensabfalls umfassenden Ausmaßes (2Thess 2,3; 1Tim 4,1), der in eine universale religiöse Hinwendung zum Antichristen einmündet (Off 13,7f). . . .
Die sich ausbreitende “Gesetzlosigkeit” macht auch vor den Pforten der Kirchen nicht halt und wird zur geistlichen Bedrohung von innen her. Hier werden die Warnungen Jesu vor den falschen Propheten und dem „unheilvollen Greuel“ „am heiligen Ort“ (Mt 24,24.15) akut. Schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind Auflösungserscheinungen in Theologie, Dogmatik, Ethik und gottesdienstlicher Praxis zu beobachten. Ihnen zu widerstehen wurden Bekennende Gemeinschaften bzw. Sammlungen glaubenstreuer Christen gebildet.
Die christliche Verkündigung ist heute besonders betroffen durch eine ideologisch betriebene Bibelkritik und die Leugnung der Heilsuniversalität Jesu Christi. Das führt zu einem Religions-Pluralismus sowohl in der Theologie wie im Volksglauben, dem Eindringen synkretistischer Bewegungen wie New Age sowie der Praktizierung hinduistischer und buddhistischer Meditationsformen, sogar in Klöstern und Kommunitäten. – Schriftgebundene Theologie und Frömmigkeit werden häufig als „Fundamentalismus“ diskreditiert. Der tibetanische „Gottkönig“ Dalai Lama wird auf Kirchentagen als Hoffnungsträger umjubelt und von theologischen Fakultäten geehrt. Ein falsches Toleranzverständnis leitet zu einem weltanschaulichen Relativismus, verschüttet das Fragen nach der universal gültigen Wahrheit und blockiert die missionarisch-evangelistische Verkündigung. Auch gilt die nach Römer 1,16 uns primär aufgetragene Mission an Israel nunmehr als verwerfliche Gestalt des Antisemitismus und wird von manchen Kirchenleitungen öffentlich für abgeschafft erklärt. Durch solches Verschweigen des messianischen Zeugnisses wird die Zusammengehörigkeit von Liebe und Wahrheit aufgelöst.
Den Antichristen nennt Paulus, als Verkörperung der Gesetzlosigkeit, den „Menschen der Anomia“ (2Thess 2,3). Ein in der Johannesoffenbarung angekündigtes Kennzeichen seines kommenden Weltreichs ist eine die bisherigen politischen, kulturellen und religiösen Gegensätze überbrückende, gegenüber dem Christusglauben strikt intolerante Einheitsideologie (Off 17,13). Mit deren Hilfe setzt er seine Ziele auf spirituellem Wege durch. Eine solche begegnet uns schon heute in der Forderung nach inhaltlicher Toleranz gegenüber allen Religionen und Lebensstilen sowie „political correctness“ im gesellschaftlichen Umgang und in öffentlichen Meinungsäußerungen. In deren Namen könnte dereinst jede Infragestellung vorherrschender Überzeugungen, Moralvorstellungen und eines entsprechenden Lebensstils mit der Todesstrafe geahndet werden (Off 13,15).
Das bedeutet zugleich auch Anpassung an etablierte Weltanschauungen und Zurückweichen vor den Machtansprüchen totalitärer Ideologien und Religionen. Gestern war das der Marxismus. Heute ist es der sich rapide ausbreitende Islam. Diesem wird bescheinigt, er sei eine Religion des Friedens. Übersehen wird, dass es nach dem Koran die Pflicht aller Muslime ist, sich aktiv für die universale Aufrichtung der Scharia, des theokratischen Gesetzes Allahs, einzusetzen – gegebenenfalls mit Feuer und Schwert – und auch die Tatsache, dass in vielen Suren christentums-feindliche Äußerungen erscheinen! Da, wo der Islam bereits staatlich etablierte Mehrheitsreligion geworden ist, duldet man das Ausüben des christlichen Glaubens nur beschränkt oder gar nicht. In vielen islamischen Ländern ist Mission untersagt, und ein Christuszeugnis ist nur im Rahmen von diakonischen Einrichtungen und Entwicklungshilfe möglich.
Zu Christus bekehrte Muslime werden häufig von ihren Familien ausgeschlossen oder von Staats wegen grausam verfolgt. Generell ist die jährliche Anzahl der Märtyrer weltweit im Vergleich zu früheren Jahrhunderten erheblich gestiegen. Wir deuten das nicht nur als eine Parallelentwicklung zum Wachstum der Christenheit bzw. zum Weltbevölkerungswachstum, sondern auch als eine der von Jesus und den Aposteln vorhergesagten Entwicklungen der Endzeit (Off 2,10; 17,6; siehe auch Off 6,9-11).
Die Hoffnung stärkende Zeichen
Neben diesen Abfallerscheinungen und Zeichen des ausreifenden Bösen nennt Jesus in seiner eschatologischen Ölbergrede jedoch auch zwei sehr ermutigende Zeichen. Das eine ist die Verheißung an seine bis ans Ende standhaft im Glauben ausharrenden Nachfolger, dass sie selig werden sollen (Mt 24,22, vgl. 1Petr 1,5.9), im Glauben und in der Vollmacht bewahrt in allen Versuchungen und Bedrohungen (1Petr 1,5; 4,14), gestärkt zum Bekennen gerade in der letzten Versuchungsstunde (Off 3,8 und 10). Die „kleine Herde“ braucht sich also, auch wenn es zum Blutzeugnis kommt, nicht zu fürchten; denn es hat dem Vater gefallen, ihr das Reich (Gottes) zu geben (Lk 12,32). Das ist es, was in der Ewigkeitsperspektive betrachtet allein zählt (vgl. 2Kor 4,17f); auch beschränkt Gott die Leidenszeit der Gemeinde auf Erden zeitlich (Off 2,10).
Das zweite ermutigende Vorzeichen des Endes und zugleich Neuanfangs bei der Wiederkunft Jesu ist die weltweite Verkündung des Evangeliums (Mt 24,14; Mk 13,10; Apg 1,8). Sie kann und wird auch durch die größten Widerstände nicht aufgehalten und zum Schweigen gebracht werden (vgl. Lk 21,12-15). In der Tat erleben wir gerade heute eine bislang nie erreichte Ausbreitung der Völkermission. Es gibt keine von der Christusbotschaft unerreichten bzw. unerreichbaren Gebiete und Völker mehr. Die einheimischen Kirchen sind gewachsen – manche von ihnen gerade unter Verfolgung, wie z. B. schon in der Hauskirchenbewegung während der Diktatur Mao Tse-tungs in Rotchina und in der Gegenwart vor allem in islamisch beherrschten Ländern. Die Kirchen der Zweidrittelwelt stellen heute einen Hauptteil der Missionskräfte, und viele neue Gemeinden sind gegründet worden.
Vielfach im Zusammenhang damit stehen kirchliche Erweckungs- und Erneuerungsbewegungen mit ihrem Erleben einer neuen Segnung mit der Kraft des Heiligen Geistes, wie sie schon im Alten Testament durch die Propheten, besonders Joel (Kap. 3,1f), für die Endzeit angekündigt worden ist, – wobei allerdings die grundlegende Erfüllung schon am Pfingstfest geschah (Apg 2,16ff). Geistliche Aufbrüche und Gemeinschaften haben z. T. konfessionsübergreifend zur Verlebendigung der Gemeinden und deren Missionsbewusstsein geführt. Andererseits lehrt uns im Blick auf die vermeintliche Erfüllung der alttestamentlichen Spätregenprophezeiung (Joel 2,23) in gegenwärtigen Aufbrüchen Jesus selber wie auch die geschichtliche Erfahrung mit schwarmgeistigen Erscheinungen, dass es gerade hier notwendig ist, sorgfältig die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind (Mt 24,24; 1Joh 4,1f.). Bei Joel ist die von ihm geschaute Ausgießung des Geistes Gottes in erster Linie auf das alttestamentliche Israel bezogen, begreift aber „alles Fleisch“ ein (Ez 36,27) und hat ihre Mitte im Heilsgeschehen durch Christus (Joel 3,1 u. 5; vgl. Röm 10,12f).
Damit kommen wir zu einem vierten bedeutungsvollen Anzeichen für die Wiederkunft Jesu: Es ist die Sammlung des ersterwählten Gottesvolkes der Juden in dem ihnen verheißenen Land der Väter sowie eine dieser physischen Wiederherstellung Israels (5Mo 4,20; Hos 3,4) folgende geistliche Auferweckung (vgl. Ez 37,11-14). Seit Ende der 1960er Jahre lässt sich eine solche wahrnehmen in der Entstehung judenchristlicher Gemeinden in Israel, noch stärker in Amerika und auch in Deutschland, wo viele der Gläubigen aus dem russischen Sprachraum kommen. Es gibt unter den Juden ein zunehmendes Interesse am Messias. Die Bedeutung dieser Bewegung darf nicht aufgrund eines fehlgeleiteten Philosemitismus abschätzig beurteilt werden, als wäre der Glaube an Jesus als Messias ein Verrat am Judentum. Vielmehr beweist sie gegen alle Kritik die Berechtigung des Christuszeugnisses für Israel und die Juden gerade heute.
Unkenntnis der biblischen Endzeitprophetie und falscher Umgang mit ihr
Endzeitprophetie in der Bibel ist das, was Gott durch Beauftragte über die Vollendung von Schöpfung und Geschichte und seines Erlösungswerkes für die Menschheit verbindlich offenbart hat. Sie ist dafür bestimmt, dass wir uns darauf einstellen, mit seinem Plan Schritt halten und darin seine Gemeinschaft suchen. Ihr Sinn ist also, wie der aller biblischen Prophetie, ein praktisch seelsorgerlicher.
Ursachen und Folgen mangelnden eschatologischen Durchblicks
Dass in der kirchlichen Verkündigung und im Glaubensbewusstsein der meisten Christen heute die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi nur eine geringe Rolle spielt, hat mehrere Gründe. Die wohl einfachste Ursache für die schon seit Ende des ersten Jahrhunderts nachlassende eschatologische Naherwartung (2Petr 3,3-7) ist die, dass viele mit dem langen Zeitraum der Abwesenheit Christi – die er selbst im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern vorhergesagt hat (Mt 25,19) – nicht gerechnet haben und in ihrem Warten auf ihn erlahmt sind.
Das rationalistische Ausscheiden der transzendenten Wirklichkeit
hat sich verhängnisvoll in der Bibelauslegung der liberalen Theologie ausgewirkt. Den Tiefpunkt brachte das Entmythologisierungsprogramm Rudolf Bultmanns. Erklärte dieser doch schon 1941: „Erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden ‚Menschensohnes‘ . . .“
Die theologische Entmythologisierung der Endzeitprophetie führt jedoch unausweichlich zu einem Geschichtsverständnis ohne Ewigkeitsbezug.
Unter solchem Einfluss zieht sich modernes Christentum im Denken und Handeln in die Diesseitigkeit zurück, indem es die sinnenfällige Welt als die einzige Wirklichkeit betrachtet und sich auch der Realität des Gerichts nicht stellt (2Petr 3,5f).
Fortschrittgläubigkeit und eigenmächtige Zukunftsplanung
Da, wo die eschatologische Realerwartung aufgegeben wird, wird die Zukunftsorientierung durch den Glauben an die schier grenzenlose Fortentwicklung der Menschheit und einen von Philosophien und Ideologien verbreiteten, zeitgeistig orientierten Zukunftsoptimismus ersetzt. Biblische Begriffe bekommen eine veränderte inhaltliche Füllung: Das kommende Reich Gottes wird zur Chiffre für utopische Visionen mannigfacher Art, wie sich aus den Verlautbarungen und Aktionsprogrammen des Weltkirchenrates seit den sechziger Jahren aufweisen lässt. Ebenfalls seit dieser Zeit traten Befreiungstheologien sozial- bzw. kulturrevolutionärer Art wie auch der theologische Feminismus auf. Die biblische Hoffnung auf den wiederkommenden Gottmenschen Jesus Christus wird hier pervertiert zur Erwartung eines „neuen Menschen“, den es aus eigenen Kräften zu schaffen gelte.
Nützlichkeitsdenken und Sinnenfreude
Da, wo man auf eine bestimmte Zukunftserwartung als existenzbestimmendes Leitbild verzichtet, tritt bei den ernster Veranlagten an seine Stelle ein verantwortliches, aber rein diesseitig ausgerichtetes Handeln auf pragmatischer Grundlage. Menschen leichteren Gemüts suchen ihren Lebensinhalt allein im ästhetischem Genuss oder – wie die vorsintflutliche Generation bzw. wie zur Zeit Lots – in oberflächlichen, lediglich von leiblichen Bedürfnissen geleiteten Vergnügungen nach dem Motto: „Lasset uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot“ (1Kor 15,32b; Lk 17,26-30; Mt 24,37ff).
Fatalistische Geisteshaltung
Zahlreichen Menschen, die durch tiefe Leiderfahrungen geprägt worden sind, verfallen in klaglose Ergebenheit in ihr Schicksal. Dem kommen bestimmte Richtungen moderner Philosophie wie der nihilistische Existentialismus (Sartre, Heidegger) oder auch das Angebot asiatisch-mystischer Religionen entgegen. Diese vertreten nicht wie das Christentum ein lineares, zielbestimmtes Geschichtsverständnis, sondern ein zyklische Weltbild. Es ist von der Vorstellung einer beständigen Wiederkehr des immer Gleichen bestimmt sowie von der Lehre, dass jeder Mensch unentrinnbar das Karma, d. h. die Vergeltung seiner bösen Taten aus einer früheren Inkarnation, tragen und abarbeiten müsse.
Religionsphilosophische Spiritualisierung der Endzeitprophetie
Schon die Apostel und frühchristlichen Missionare wurden mit einer sublimen Unterwanderung ihrer jungen Gemeinden konfrontiert, die von Anhängern einer religionsphilosophischen Heilslehre betrieben wurde, der sogenannten Gnosis. Die Gnostiker vertraten ein Weltbild, in welchem es nur eine geistige Wirklichkeit gab, der gegenüber die physische Substanz zweitrangig, weil nur eine Sinnestäuschung sei. Diese gelte es durch „Erkenntnis“ zu überwinden (1Tim 6,20).
Von solcher Voraussetzung her unterzogen sie den Schöpfungsglauben und das Geschichtsverständnis der Bibel einer radikalen Abwertung. Konsequenterweise leugneten sie auch die persönliche, geistleibliche Wiederkunft Christi. An die Stelle der Hoffnung auf ein Leben in der neuen Schöpfung trat hier das Bemühen um die Befreiung des immateriellen Seelenfunken aus der materiellen Gefangenschaft und sein Einfließen in eine alles umgreifende übersinnliche Wirklichkeit.(vgl. Kol 3,18 und 23). Diese gnostischen Vorstellungen sind in esoterischen Strömungen in der gesamten Kirchengeschichte immer wieder einmal aufgetaucht und sind für die Letztzeit als ausgesprochen einflussreich und Glaubensabfall bewirkend angekündigt (1Tim 4,1ff). Deutlich neo-gnostischen Charakter tragen die Anthroposophie Rudolf Steiners und deren scheinchristliche Gestalt in der „Christengemeinschaft“.
Die biblische Antwort gegen die fälschlich so genannte Erkenntnis (1Tim 6,20b) lautet: „In ihm“ – Jesus Christus – „sind alle Schätze der Weisheit [sophia] und Erkenntnis [Gnosis] verborgen“ (Kol 2,3). Der Zirkel um die Brennpunkte Weltanfang und Weltende ist nicht aufzusprengen: Die protologische (urgeschichtliche) und eschatologische (endgeschichtliche) Christusoffenbarung ist die wahre heilsgeschichtlich-trinitarische Gnosis gegen alle sonstigen Ansprüche unter diesem Namen. Christlicher Mischglaube im Banne der Urknall-Evolutions-Gnosis – getarnt als „Wissenschaft“– ist ein grandioses Ränkespiel des Widersachers!...https://horst-koch.de/wiederkunft-jesu/
Wir Christen sind geistlich verbunden durch unsere gemeinsame biblischen Hoffnung auf die Wiederkunft Christi, aber auch durch unsere gemeinsame Bedrohung in der gegenwärtigen Menschheitskrise. Angesichts eines heutigen ideologisch begründeten Hasses gegen Gott und seine Schöpfungsordnung gilt es, uns ganz neu auf die Einheit seiner Kirche zu besinnen und ihre Einung zu suchen.
Das Bekenntnis zur Hoffnung auf die Parusie Jesu Christi eint; denn die biblische Wiederkunftshoffnung ist ursprüngliches Gemeingut aller Konfessionen und sie gehört zentral zu ihrer Glaubensbasis. Wir Christen sind zu einer gemeinsamen Hoffnung berufen (Eph 4,4). Jesus hat vor seinem Tode in seinem hohepriesterlichen Gebet seinen Vater für seine Jünger darum gebeten, „dass sie „vollendet sein“ sollen „in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich“ (Joh 17,23).
Auch ermahnen uns die Apostel, die brüderliche Einheit in der Liebe zu suchen und zu wahren ( Eph 4, 1-7; 1Joh 2,10; 3,11f.21). So bilden das Liebesgebot Jesu und sein Sendungsauftrag sowie grundlegend die Lehre von der Kirche als dem einen Leib Christi (1Kor12,12 ff; Eph 4,1-7) und dem Tempel, der auf dem Fundament der Apostel und Propheten errichtet ist, wobei Jesus Christus selbst der Schlussstein ist (Eph 2,19-22), entscheidende Beweggründe, für die Einung der Kirchen in der Wahrheit einzutreten.
Dies ist um so wichtiger, als es auch einen falschen Ökumenismus gibt. Dieser verfolgt unter Zurückstellung der Wahrheitsfrage das utopische Ziel eines künftigen Zusammenschlusses aller Kirchen und auch Religionen, um dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einheitsstreben eine spirituelle Grundlage zu geben. Hier geht es weniger um das Heil in Christus als um die Sicherung und Förderung von politischem Frieden, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Integrität. . . .
So gilt es also, diakritisch wahres und falsches Einigungsbemühen zu unterscheiden. Das setzt zugleich ein gemeinsames Verständnis für das Wesen der Kirche und ihre geist-leibliche Einheit überhaupt voraus.
Die biblische Schau der Kirche
Die Kirche Jesu Christi ist eine; denn Christus ist das eine Haupt des einen Leibes; sie ist das Eigentumsvolk Gottes – bestehend aus Gliedern Israels und der Völker (Eph 1,22f; 4,15; Apg 20,28; 1Petr 2,9). Er hat in der Sammlung seiner Jünger im Bekenntnis zu Ihm als Messias und Sohn Gottes den Kern der einen Gemeinde geschaffen. Ihr hat er die Verheißung gegeben, dass „die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen“ werden (Mt 16,18). . . .
Die gegebene Einheit der Kirche tröstet und beunruhigt zugleich
Glaubenstreue Christen und Gemeinden werden derzeitig durch Abfallerscheinungen in fast allen kirchlichen Gemeinschaften und durch Angriffe von außen angefochten. In ihrem biblisch-theologischen Minderheitsstatus kommen sie sich zuweilen wie auf verlorenem Posten vor. Die Besinnung auf die uns alle verbindende geistliche Einheit wirkt hier stärkend und tröstend. Erkennen wir doch, dass die gleichen Leiden, wie wir sie erleben, den Brüdern und Schwestern in der ganzen Welt auferlegt werden (1Petr 5,9). . . .
Es gilt heute, über die historischen konfessionellen Abgrenzungen hinweg
► uns im Widerstand gegen endzeitliche Verführung und Glaubensabfall zu einen;
► uns gemeinsam zu distanzieren von falschen synkretistischen und ideologischen Einheitsbestrebungen;
► einzustehen für die wahre Einheit, im Unterscheiden des Gegenübers von „Braut“ und „Hure“, und im Einssein zu wachsen.
► uns zu verbinden im gemeinsamen missionarischen Zeugnis, „damit“ – wie Jesus betet – die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21).
Jesu Testament für seine Kirche
Christliche und kirchliche Einung in der Wahrheit ist ein Werk des Heiligen Geistes. Darin erfüllt sich für die getrennte Christenheit Jesu Verheißung, mit der er allerdings in erster Linie die Zusammengehörigkeit von juden- und heidenchristlicher Gemeinde im Auge hatte:
„dann wird es nur e i n e Herde geben und e i n e n Hirten“ (Joh 10,16).
Gott der Vater wacht darüber, dass es zu solcher Einung kommt, und schafft sie in der Einheit der drei göttlichen Personen in der schrittweisen Vollendung seines Plans. Das wird sich erweisen im gemeinsamen Lob der erlösten Menschheit vor dem Thron Gottes.
Ausblick
Gläubige aller Konfessionen haben guten Grund, der Wiederkunft ihres Herrn freudig entgegenzusehen, der sie in die Gemeinschaft des Dreieinigen Gottes berufen hat. Gemeinsam dürfen wir uns auf die Wiederkunft Christi freuen, ist die von Ihm gegründete Kirche doch als ganze sein Leib und seine ihn erwartende Braut. . . .
In der heutigen Zeit sind alle Konfessionen gleichermaßen durch verführerische antichristliche Geistesmächte bedroht. Viele erleiden in zahlreichen Ländern Christenverfolgungen durch ideologisch oder religiös totalitäre Regime. Das gemahnt uns, über traditionelle Abgrenzungen hinweg uns geistlich zu einigen und unseren Blick voller Hoffnung gemeinsam auf den kommenden Herrn und Erlöser zu richten. Denn die Verführung wie die Verfolgung der Christenheit sind auch dazu von Gott zugelassen, dass der Glaube der Christenheit um so echter hervortrete (1Petr 1,6f). Beide brauchen uns nicht zu verängstigen; denn sie sind ja zugleich Vorzeichen der anbrechenden Erfüllung Seines Heilsplanes. . . .
„Weil du bewahrt hast das Wort vom standhaften Warten auf mich, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, die zu versuchen, die auf Erden wohnen.
Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“