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TODSÜNDE: AKEDIA

TODSÜNDE: AKEDIA
Wie komme ich darauf:
https://youtu.be/9llT-kfcAvA


Acedia
Trägheit des Herzens, eine der sieben Hauptlastern 
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Acedia


Die Mönche fürchteten die ”Akedia“, ein Wort, das man schlecht übersetzen kann. Oft wurde es mit Trägheit oder Lustlosigkeit übersetzt. Eigentlich ist es die Unfähigkeit, jetzt im Augenblick zu sein.


Der Mönch Evagrius Ponticus (4. Jahrhundert) schildert die Akedia recht humorvoll. Da ist ein Mönch in seiner Zelle und liest Bibel. Dann schimpft er, dass das Licht nicht hell genug ist. Außerdem ist er schläfrig. Er nimmt die Bibel als Kissen. Aber er schläft nicht gut darauf, weil es hart ist. Er steht auf, schaut zum Fenster heraus, ob nicht ein Mitbruder kommt, um ihn zu besuchen. Dann beschwert er sich über die hartherzigen Mitbrüder.

 

Er geht wieder in seine Zelle, doch dann regt er sich auf, dass sie überall feucht ist. Schließlich juckt ihn sein Mönchskleid, das er anhat. Er möchte am liebsten aus der Haut fahren. Schuld sind immer die andern.

 

Als ich diese Beschreibung aus dem 4. Jahrhundert mal vor einer Gruppe vorlas, meinte eine Frau, das sei die genaue Beschreibung ihres Mannes, wenn es neblig ist. Dann ist er auch unausstehlich. Er liest Zeitung, schimpft über den Inhalt. Er geht hinaus. Aber da regt ihn das Wetter auf. Er geht in die Küche, schaut zu, was die Frau kocht, hat da überall etwas auszusetzen.

 

Unfähig für den Augenblick
Akedia ist die Unfähigkeit, im Augenblick zu sein. Immer möchte man woanders sein. Man hat weder Lust zum Beten noch zum Arbeiten, ja nicht einmal zum Nichtstun. Das, was gerade ist, ist immer schlecht. Aber wenn man etwas anderes tut, ist man auch nicht zufrieden.

 

Die Mönche sagen, dass der Dämon der Akedia die Seele des Menschen auseinanderreißt. Er hat keine Mitte mehr. Er ist nicht bei sich. Die Mönche nennen diesen Dämon auch den Mittagsdämon, weil er gerade um die Essenszeit auftaucht.

 

Symbolisch könnte man sagen, es ist der Dämon der Lebensmitte. Da geraten viele Menschen auch aus dem Lot. Sie sind unzufrieden mit ihrem Leben, wissen aber nicht, wo es hin soll. Sie finden keinen Ort, an dem sie ganz präsent sind, einverstanden mit sich und ihrem Leben. Sie laufen vor sich selbst davon und klagen die Welt an, dass sie ihnen nicht das bietet, was sie wünschen. Aber letztlich wissen sie gar nicht, was sie wünschen. Denn jeder erfüllte Wunsch enttäuscht sie.

 

Die Mönche raten als Weg aus der Akedia, sich eine klare Ordnung zu geben, den Tag gut zu strukturieren, ihn mit einem Ritual zu beginnen und zu beenden, sich Zeiten für das Gebet und für die Arbeit, für das Gespräch und für die Stille zu setzen. Weil die Seele nicht in Ordnung ist, braucht sie eine äußere Ordnung. Indem man sich an die äußere Ordnung hält, kommt auch die Seele wieder in Ordnung.

 

Es bei sich selbst aushalten
Ein anderer Rat, den die Mönche geben, ist: Bleib in deiner Zelle. Du brauchst gar nicht zu beten. Aber halte es mal aus bei dir. Und halte deine Unruhe Gott hin.

 

Blaise Pascal meinte im 17. Jahrhundert, dass es deshalb so schlecht um den "modernen" Menschen (im 17. Jahrhundert) stehe, weil keiner mehr allein in seinem Zimmer bleiben könne.

 

Heute sind auch viele Menschen unfähig, es bei sich auszuhalten. Wir können es nur bei uns aushalten, wenn wir aufhören, uns zu bewerten. Wir lassen einfach hochkommen, was ist, und besprechen es mit Gott. Wenn die Unruhe uns zu zerreißen droht, befragen wir die Unruhe, was sie uns sagen möchte.

 

Die Unruhe weist immer auf unerledigte Probleme hin
Vielleicht zeigt sie uns, dass wir uns noch nicht ausgesöhnt haben mit unserer Vergangenheit, mit den Verletzungen unserer Lebensgeschichte, oder dass wir uns noch nicht innerlich gelöst haben von den Illusionen, die wir uns vom Leben gemacht haben. Die Akedia wird geheilt, wenn wir es bei uns selbst aushalten. Weil es Gott bei uns aushält, deshalb können auch wir bei uns bleiben, auch bei dem, was uns an uns ärgert.

 

Von Gott angenommen
Die frühen Kirchenväter sprechen davon, dass jeder von Geburt an einen Engel hat. Ein zehnjähriges Mädchen fragte mich einmal, ob der Engel wirklich bei ihr bleibe, auch wenn sie immer wieder böse ist. Als ich ihr es bejahte, ging sie getröstet weg.

 

Das Mädchen hatte andere Botschaften gehört: "Du bist unmöglich. Bei dir hält es keiner aus." Diese Botschaften haben das Mädchen daran gehindert, bei sich zu bleiben. Es war in Gefahr, seine Personmitte zu verlieren, innerlich auseinanderzufallen.

 

Da ist es wichtig, dass der Engel es bei mir aushält, auch wenn ich mich selber nicht aushalten kann. Der Engel, der bei mir bleibt, ermöglicht es mir, bei mir zu bleiben und mich selber anzunehmen. Ich brauche mich nicht zu verurteilen, wenn der Engel mich nicht verurteilt, wenn Gott mich nicht verurteilt. Ich kann mich selbst annehmen, weil ich von Gott ganz und gar angenommen bin.

 ( aus " der Sonntag" )

 

Kommentare

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hansfeuerstein 05.10.2022 00:12
Das muss ich mir ansehen, das ist hochinteressant, das Thema.
 
Autumn 05.10.2022 06:51
Wikipedia:
Acedia  - ist ein Ausdruck der christlichen Spiritualität und bezeichnet eine Haltung, die sich „gegen Sorge, Mühe oder Anstrengung wendet“ und darauf „mit Abneigung, Überdruss oder Ekel“ reagiert.
Der Katechismus der Katholischen Kirche setzt die Acedia mit geistiger Trägheit gleich und vergleicht sie mit dem, was heute als ➡ Depression bezeichnet wird.

Mögliche deutsche Synonyme dafür wären Ekel, Langeweile, Trägheit, Mutlosigkeit, Mattigkeit, Widerwillen, Schwermut – doch von all diesen erscheint die Übersetzung als „Überdruss“ als die treffendste, da darin alle anderen Bedeutungen mitschwingen.
 
Autumn 05.10.2022 07:00
Beim Lesen des Artikels kam mir der Gedanke, er könnte seiner Lesart nach von Pater Anselm Grün sein.
So habe ich nachgeschaut und es bestätigt bekommen.

Hier ist der Link zum vollständigen Artikel:
"Letzte der Sieben Haupsünden: Trägheit, Akedia"
von Pater Anselm Grün
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/kirchenblatt/artikel/2009/letzte-der-sieben-haupsuenden-traegheit-akedia-1
 
Ellsa 05.10.2022 07:32
Ich habe mir den Vortrag ganz angehört:
Der Zugang über philosophische und historische Definitionen war für mich sehr wichtig und wertvoll. 
 
Autumn 05.10.2022 07:47
 
Bambus2021 05.10.2022 10:02
Ja. Man muss quasi in einem Zustand sein wo man vollendet sündigen könnte.
Wo man quasi furchtbar "Spaß" haben könnte, z.b. mit einer Hure.
Dass man es dann aber dennoch nicht tut weil man sich lieber der Liebe zur Wahrheit bzw. Jesus Christus hingibt.

Man soll das Gute nicht lieben weil man unfähig wäre die Todsünden gänzlich auszuleben.
Man soll das Gute lieben und das böse hassen.

Gott lässt dem Menschen oft viele Leiden da der Mensch sonst zu schnell entgleisen würde.
Die Leiden wiederum kommen aber vom Satan. Aber Gott nimmt sie nicht alle weg damit wir nicht abheben.
 
Bambus2021 05.10.2022 10:03
Ich meinte: Man sollte das Gute nicht nur lieben wenn man unfähig ist z.b. durch körperliche Schwäche oder Krankheit.
Man soll das Gute lieben weil es Gut ist.
 
(Nutzer gelöscht) 05.10.2022 10:10
Danke liebe @Klavier ,   der Beitrag ist so wertvoll  .  😊
 
Autumn 05.10.2022 10:15
Ich störe mich an dem Begriff "Tod"sünde,
denn JEDE Sünde führt zum Tod, denn dieser ist "der Sünde Lohn".

Sünde bedeutet, dass die Beziehung zu Gott beschädigt ist,
und es gibt keinen Menschen, der sündlos ist.

Nur der Glaube verspricht und Wiederherstellung der Beziehung
und Errettung von Sünde und Tod:

Röm. 10,9
"Es gibt nur einen Weg zurück zu Gott: Jesus Christus. Gott kam in der Person Jesu Christi in die Welt, um als vollkommenes Opfer die Schuld aller Sünder auf sich zu nehmen. Er zahlte den Preis dafür mit seinem eigenen Leben. Indem wir glauben und bekennen, dass Jesus Christus der Herr und Retter ist".
 
Klavierspielerin2 05.10.2022 12:36
Mir war der Ausdruck " Akedia" bis ich den Vortrag von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
( deutsche Philosophin, Sprach- und Politikwissenschaftlerin) hörte, unbekannt, weshalb ich im Internet nachschauen musste. Dass ich ausgerechnet A. Grün zitiere, ist mir nebensächlich.
Im Vortrag ist Akedia garnicht so zentral.
 
Harlekin2 05.10.2022 12:50
Habe den Vortrag (noch) nicht angehört,
aber den Text darunter finde ich auch ziemlich gut
 
Klavierspielerin2 05.10.2022 12:51
Nicht alle Sünden sind auf Anhieb erkennbar.
Völlerei und Wollust kann man Recht schnell erkennen, aber Hochmut, oder dieses ' Akedia ', kann sich gut vor sich selbst maskierten und der Mensch kann darunter leiden, obwohl er sich zu Jesus Christus bekennt.
Das finde ich ein spannendes Thema, welches Gerl-Falkoviz ' entfaltet'.
 
Klavierspielerin2 05.10.2022 14:01
Kathrin D. Weber 

" Mein Gott ist größer"

https://youtu.be/gnB6iLFg8_c
 
(Nutzer gelöscht) 05.10.2022 16:59
Wenn ich ergänzen darf:





Danke dir für's einstellen und in Erinnerung rufen der Thematik!
Den Beitrag oben werde ich mir später noch anhören.
 
done 05.10.2022 17:04
sind auch studenten  leicht betroffen
 
Klavierspielerin2 05.10.2022 18:28
Danke, für das Video, werde es mir später anschauen. Gerl- Falkovitz hat " akadia" lediglich gestreift, dies Video weitet diesen Sündenbegriff auf. Es soll eine Art Depression sein, hinter der eine ' Absicht ' steckt und die lähmt. 
Weiter oben hat @Autumn an den gelähmten erinnert. Auf die Frage Jesu, ober er wieder gesund werden will, antwortet er gar nicht, sondern beklagt sich...wie der von A. Grün erwähnte "immer nörgelige" Mönch, dem' s nie Recht ist...
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