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Wie bzw. wer ist Gott?

Wie bzw. wer ist Gott?
Wenn wir es mit jemandem zu tun bekommen, den wir nicht kennen, dann erkundigen wir uns, wie der so ist. Kommt ein neuer Lehrer in die Schule und hat erst ein- zweimal unterrichtet, fragen sich die Schüler untereinander: „Und wie ist der so?“ Macht ein neuer Wirt eine Gaststätte auf, fragt man im Stadtteil: „Und wie ist der so?“ Und erst recht wenn in der Firma der Chef wechselt, und keiner weiß, ob das etwas Gutes bedeutet, versucht man Erkundigungen einzuziehen: „Wie ist der so?“

Anscheinend setzen wir voraus, es ließe sich in ein oder zwei Sätzen sagen, wie einer „ist“. Der ist streng oder locker, ehrgeizig oder bequem, genau oder chaotisch, arrogant oder kumpelhaft. „Aha“ sagt man, „so ist der also!“ Aber wenn man ernsthaft darüber nachdenkt: kann man den Charakter einer Personen wirklich auf ein oder zwei Begriffe reduzieren? Und wenn andere das mit uns machen – fühlen wir uns dann verstanden? Ich für meinen Teil bin weder ernst noch lustig „aus Prinzip“, sondern bin manchmal das eine und manchmal das andere. Wenn es um Gartenarbeit geht, kann man mich „faul“ nennen, aber im Bücherlesen bin ich „fleißig“. Bei einer Unterhaltung über Kochrezepte schweige ich wie ein Klotz. Geht’s aber um mein Fachgebiet, bin ich wie ausgewechselt, und man könnte mich für eine Plaudertasche halten. So differenziert muss man das bei jedem Menschen sehen! Denn in dieser Hinsicht unterscheiden sich Personen von Sachen. Ein Stück Eisen ist hart – ganz gleich, von welcher Seite ich es betrachte. Und Butter ist weich – ganz egal, wo ich hineinschneide. Ein Brikett kann ich zersägen – es ist durch und durch schwarz. Aber Personen sind komplizierter. Die sind nicht „an und für sich“ immer „so“. Und es ist auch nicht egal, wer ihnen gegenübersteht, um ihr „So-Sein“ zu beurteilen. Sondern Personen sind, was sie sind, stets in der konkreten Beziehung zu dem, der ihnen begegnet. Ein und derselbe Mensch kann seinem Kind gegenüber ein ganz weiches Herz haben und sich eine Stunde später in der Beziehung zu seinen Angestellten als Tyrann erweisen. Ein und derselbe Mensch wird von seinen Freunden ganz anders erlebt als von seinen Feinden. Mancher verhält sich unter Männern völlig anders als in einer Gruppe von Frauen. Und das alles hat natürlich nichts mit Stimmungsschwankungen zu tun oder mit einer labilen Persönlichkeit, sondern es zeigt einfach nur, dass die Frage, wie eine Person „ist“, sich nicht trennen lässt von der Frage, wer sich ihr auf welche Weise nähert. Klingele ich bei ihnen zuhause an der Tür und bitte freundlich um eine Auskunft, erlebe ich sie wahrscheinlich anders, als wenn ich ihnen einen Stein ins Fenster werfe und warte, bis sie herauskommen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ihr Charakter schwankte, sondern dass ich mich auf sehr verschiedene Weise genähert habe!

Fragt also jemand nach dem neuen Lehrer, Gastwirt oder Chef, ist es nicht hilf-reich zu sagen, der sei immer „so“. Sondern um der Person gerecht zu werden, ist es viel besser konditionale Sätze zu bilden mit „wenn-dann“. „Wenn du mit echtem Interesse zu diesem Lehrer gehst, dann wird er dir alles geduldig erklären.“ „Wenn du dich in jenem Lokal über das Essen beschwerst, dann wirft dich der Wirt hinaus.“ „Wenn du dem neuen Chef mit Offenheit begegnest, dann werdet ihr gut auskommen.“ Mit solchen Sätzen sind Personen viel besser zu beschreiben als mit einzelnen Begriffen. Denn keiner ist immer und zu jedem gleich. Sondern je nachdem wie man an uns herantritt, wird man uns unter-schiedlich erleben.

Und das ist bei Gott auch so. Er ist kein Ding, sondern eine Person! Wenn darum jemand wissen will, wie Gott ist, und man sagt „Gott ist immer lieb!“, dann ist das falsch. Und wenn man sagt „Gott ist furchtbar streng!“, ist das auch nicht richtiger. Denn Gott ist eben nicht wie jenes Kohle-Brikett, das innen wie außen immer die gleiche Schwärze zeigt. Sondern wie Gott „ist“ und erfahren wird, hängt davon ab, wer sich ihm auf welche Weise nähert. Natürlich bleibt Gott immer mit sich selbst identisch, ist immer allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und ewig. Aber wie er sich zu einem konkreten Menschen stellt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn das ist wie in der Quantenphysik, wo der Messvorgang selbst Einfluss hat auf das, was gemessen wird. Komme ich bescheiden und ehrfürchtig zu Gott, werde ich ihn anders erleben, als wenn ich stolz und misstrauisch bin. Doch das bedeutet nicht, dass wir über Gott im Unklaren blieben. Denn im Neuen Testament finden wir viele „Wenn-dann-Sätze“, in denen Gott sehr präzise über sich selbst Auskunft gibt. Und bei den Zusagen, die wir da lesen, ist auch ganz klar, wem sie gelten und wann sie gelten. Da steht z.B.: Die sich zu Jesus bekennen vor den Menschen, zu denen wird er sich auch bekennen vor seinem himmlischen Vater (Matth. 10,32). Und wer sein Leben verliert um Jesu willen, der wird’s finden (Matth. 10,39). Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden (Matth. 23,12). Und wer beharrt bis ans Ende, der wird selig (Matth. 24,13). Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, sagt Joh. 3,16. Aber gerettet werden dadurch nicht einfach „alle“, sondern alle „die an ihn glauben“. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben (Joh. 3,36). Die anderen aber nicht. Wer Jesu Wort hört und glaubt dem, der ihn gesandt hat, der kommt nicht in das Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen (Joh. 5,24). Und wer zu Jesus kommt, den wird er nicht hinausstoßen (Joh. 6,37). In solchen Versen, klärt Gott uns darüber auf, wie er sich zu uns verhalten wird, wenn wir ihm so oder so begegnen! Jesus ist das Licht der Welt, und wer ihm nachfolgt, wird nicht wandeln in Finsternis (Joh. 8,12). Doch wer ihm nicht nachfolgt, dem gilt auch dieses Versprechen nicht! Denen, die Jesu Wort glauben und dabei bleiben, denen ist zugesagt, dass die Wahrheit sie frei machen wird (Joh. 8,31-32). Und die durch ihn hineingehen wie durch eine Tür, die werden die Seligkeit erlangen (Joh. 10,9). Die an Jesus glauben, werden leben, selbst wenn sie sterben (Joh. 11,25). Und wenn sie sein Wort halten, wird Gott sie lieben und bei ihnen Wohnung nehmen (Joh. 14,23). Aber wer’s nicht glaubt, wird auch nicht selig – denn dem hat Gott ja nichts versprochen! Für die, die in Christus Jesus sind, gibt es keine Verdammnis mehr (Röm. 8,1). Und wenn sie Gott lieben, werden ihnen alle Dinge zum Besten dienen (Röm. 8,28). Doch wer Gottes liebevolle Zuwendung verschmäht, dem wird sie auch nichts nützen. Wenn die Gläubigen mit dem Munde bekennen, werden sie gerettet (Röm. 10,10). Und wenn sie getreu sind bis an den Tod, wird ihnen die Krone des Lebens gegeben (Offb. 2,10). Aber eben nur dann! All diese Selbstauskünfte Gottes sind konditional formuliert und sagen präzise voraus, wie wir Gott erfahren werden, wenn wir ihm so begegnen – und wie wir ihn ganz anders erfahren werden, wenn wir ihm anders begegnen. Auf diese Selbstauskünfte Gottes ist unbedingt Verlass! Sie binden ihn, weil er sich selbst in dieser Weise binden wollte. Doch klar ist auch, dass sich Gott jenseits dessen zu nichts verpflichtet hat, sondern jenseits dessen frei bleibt. In manchen Dingen hat er sich festgelegt. In anderen aber nicht. Und wer nur das eine weiß, weiß von Gott zu wenig. Denn offensichtlich muss man zwei Seiten Gottes unterscheiden, die man die „freie“ und die „gebundene“ nennen kann, oder – mit den Begriffen Martin Luthers – die „verborgene“ und die „offenbare“ Seite Gottes.

Wie ist nach Luther der „Deus absconditus“, der „verborgene Gott“? Er ist in seiner Heiligkeit unnahbar und in seiner Absolutheit erschreckend, seine Gottheit ist unbegreiflich, und seine Majestät überwältigend, das Geheimnis seines Willens ist unerforschlich, und seine Herrlichkeit blendend, er ist in seiner himmlischen Ferne unnahbar und in seiner Strenge für uns Sünder unerträglich. Dieser verborgene Gott legt sich nicht fest, er kann tun, was er will, und nimmt uns mit seiner unumschränkten Freiheit regelrecht den Atem. Denn er ist uns gegenüber nicht nur ungleichartig, inkompatibel und verschlossen, sondern auch unbegreiflich und bedrohlich, so dass man von ihm nicht predigen und sich zu ihm nicht in Beziehung setzen kann. Nach seiner verborgenen Seite will Gott auch gar keine Beziehung! Unser schlechtes Leben steht im Widerspruch zu seiner Heiligkeit! Es ist ein Widerspruch, den er nicht dulden kann! Und die natürliche Reaktion des Sünders ist, dass ihn die ungebundene Seite Gottes in Panik versetzt.

Aber Luther kennt eben auch die andere, die zugewandte, menschenfreundliche Seite Gottes. Und die ist unser rettender Anker und unser sicherer Hafen. Denn derselbe Gott, der uns so unzugänglich und entzogen ist, will sich uns doch mitteilen und tritt darum an einer Stelle aus seiner Verborgenheit heraus. Um seinen schwachen Geschöpfen heilvoll begegnen zu können, offenbart er sich in Jesus Christus, hüllt dabei seine Gottheit in die mildere Gestalt eines Menschen, dämpft sozusagen die Helligkeit seines Lichtes, um unsere Augen zu schonen, und spricht sein Wort in menschlicher Sprache, um unseren Ohren verständlich zu werden. Gott, der so völlig anders ist, will für uns erträglich, begreiflich und fasslich werden! Darum gibt er – auf der offenbaren Seite – seiner Unendlichkeit endliche Formen. Der Herr des Himmels kleidet sich in irdische Gewänder, er passt sich menschlichem Fassungsvermögen an und schafft so die Voraussetzungen, um uns helfen zu können. Der Vollkommene, der niemanden nötig hat, sucht unsere Nähe, weil wir seine Nähe so nötig haben. Er vermenschlicht, verleiblicht und begrenzt sich, damit wir mit ihm umgehen können. Er bindet sich an die Person Jesu Christi und verpflichtet sich auf Jesu Evangelium, damit wir etwas in der Hand haben, bei dem wir ihn behaften können. Gott weiß sehr gut, dass wir vor seiner unverhüllten Gottheit vergehen müssten! Doch die Menschheit Jesu Christi ist sein Kleid. Jesu Taten und Zusagen sind die verständlichen Zeichen und Worte, durch die Gott uns fasslich wird. Und so, wie er sich in Christus manifestiert, erschließt und mitteilt – eingehüllt in diese vertraute Gestalt – kann Gott dann auch gepredigt und vom Glauben erfasst werden. Denn das ist die „offenbare“ Seite Gottes. An die kann der Mensch „andocken“. Hier ist eine Beziehung möglich! Und an welche Seite sich der Glaube hält, ist darum keine Frage. Wir sollen gar nicht erst versuchen, an den „verborgenen Gott“ heranzukommen und vorwitzig in Geheimnisse einzudringen, die er nicht mit uns teilen will. Sondern Luther mahnt, dass der Glaube sich ausschließlich an den menschgewordenen und offenbaren Gott halten soll, an den er sich gefahrlos anschließen kann. Gottes Verborgenheit hört deswegen nicht auf und verschwindet nicht! Sie bleibt der dunkle Horizont, vor dem sich die Offenbarung umso heller abhebt. Und wer Gott kennt, wird immer beides erfahren und beides bezeugen! Doch wo Gott nach seiner verborgenen Seite keine Vertraulichkeiten duldet, hält der Glaube ehrfürchtig Abstand. Und an der offenbaren Seite, wo der Gläubige wie ein Kind zum Vater kommen darf, da nähert er sich umso lieber…

Heißt das nun, dass Luther von zwei verschiedenen Göttern spräche, oder dass neben Vater, Sohn und Heiligem Geist der „verborgene Gott“ wie eine vierte Person zu stehen käme? Nein, natürlich nicht. Es gibt nur den einen, den dreieinigen Gott. Und der ist in seiner Verborgenheit durchaus derselbe, wie in seiner Offenbarung. Doch in der Verborgenheit lernen wir seine erschreckende, unumgrenzte Freiheit kennen, die wir mit Ehrfurcht respektieren. Und in der Offenbarung lernen wir die Bindungen kennen, die Gott unseretwegen eingegangen ist, und für die wir ihn loben und lieben, weil er uns dort so weit entgegenkommt. Der „verborgene Gott“, das ist Gott in all den Bereichen, in denen er uns nichts versprochen hat. Der „offenbare Gott“, das ist derselbe Gott in den Bereichen, in denen ihn seine Zusagen binden. Und wer beschreiben will „wie Gott ist“, muss immer beides sagen, muss nämlich klarstellen, was man von Gott erwarten darf, und was nicht. Gott hat uns z.B. nicht versprochen, dass wir glücklich oder lange leben werden. Er hat nicht versprochen, uns mit Krankheit oder Leid zu verschonen, unsere Familien zu schützen oder unseren Besitz zu bewahren. In Bezug auf unser irdisches Wohlbefinden ist er keine Verpflichtungen eingegangen und tut in seiner Freiheit viele merkwürdige Dinge, die wir nicht verstehen. Würden wir ihn nur von dieser verborgenen Seite kennen, kämen wir nie in ein gesundes Verhältnis! Doch liegt die Weisheit des Glaubens gerade darin, dass der Christ zu Christus flieht – als zu der einen Person, in der dieser unzugängliche Gott für uns zugänglich wird. Der nicht zu bändigende, unbegreifliche Gott ist in Christus Bindungen eingegangen, hat einen Bund geschlossen und Zusagen gegeben, bei denen man ihn behaften kann. Da ist er umgänglich und will, dass wir uns das zunutze machen! Gott hat versprochen niemanden abzuweisen, der im Namen Jesu zu ihm kommt. Und wenn einer um die Gabe des Heiligen Geistes bittet, hat er versprochen, sie nicht zu verweigern. Wer sich darum an Christus hängt und sich auf Christus beruft, dessen Seele wird nie und nimmer verloren gehen.

Dass aber derselbe Gott sich einerseits so große Freiheiten offen hält und sich andererseits so streng an das Evangelium bindet – sollte das ein großer und rätselhafter Widerspruch sein? Ich kann das nicht finden. Denn bei Menschen ist es doch genauso! Habe ich am Samstag um 19.00 Uhr Gäste eingeladen, dürfen sie durch die Vordertür in mein Haus spazieren und werden so freundlich bewirtet, wie es die Einladung erwarten lässt. Wenn aber einer ungebeten Mittwochnacht durchs Fenster in mein Haus eindringt, dann halte ich ihn nicht für einen Gast, sondern für einen Dieb und haue ihm etwas über den Schädel. Ist das ein Widerspruch? Oder werde ich mir damit untreu? Nein! Natürlich lernen mich meine Gäste völlig anders kennen als der Dieb! Aber schizophren bin ich deswegen nicht. Denn die Einladung in mein Haus war konkret und nicht pauschal. Sie galt für Samstag – und für keinen anderen Tag. Und dasselbe gilt für Gott und für die Liebe, die er uns erweisen will. Auch diese Liebe ist konkret. Denn Gott ist nicht jederzeit und zu jedem liebevoll „aus Prinzip“. Sondern er hat sich nur gebunden, denen liebevoll entgegenzugehen, die im Namen Jesu Christi auf dem vorgezeichneten Wege über Bibel, Bekenntnis, Taufe und Abendmahl zu ihm kommen. Gott steht zu dem konkreten Wort, das er gegeben hat, und rückt in Ewigkeit keinen Zentimeter davon ab! Er freut sich auch über jeden, der seiner Einladung folgt! Doch mehr oder anderes als in der Einladung stand sollten wir nicht erwarten. Denn Gottes Liebe ist kein Blankoscheck und kein Wunschkonzert. Gott kommt uns so entgegen, wie das Neue Testament es beschreibt – oder gar nicht. Er schließt mit uns den Bund im Glauben – oder keinen. Er ist in Christus für uns da – oder er ist gar nicht für uns da. Denn einen Gott, der jedem jederzeit gnädig wäre, finden wir weder in der Welt noch in der Bibel. Der Gott des Neuen Testamentes verspricht den Gläubigen eine sichere Ankunft im Reich Gottes. Aber er verspricht ihnen keine sanfte Reise. Und den Nicht-Gläubigen verspricht er weder das eine noch das andere, sondern Gericht und Verdammnis. Darum lässt sich die Frage „wie Gott ist?“ auch nicht abstrakt beantworten, sondern nur in Bezug auf den konkreten Menschen, der sich Gott mit einer bestimmten inneren Haltung nähert. Tritt er zu Gott in Beziehung zu Gottes Bedingungen, ist alles gut und er lernt ihn als barmherzigen Vater kennen. Will er aber zu Gott in Beziehung treten nicht zu Gottes, sondern zu seinen eigenen Bedingungen, wird er sich wünschen, er hätte es bleiben lassen. Fragt also jemand, wie Gott ist, so antwortet man am besten mit Psalm 18: Gegen die Heiligen ist Gott heilig und gegen die Treuen ist er treu, gegen die Reinen ist er rein und gegen die Verkehrten ist er verkehrt (Ps. 18,26-27). Wer sich versöhnen lässt, der ist versöhnt. Und wer die Gnade annimmt, der hat sie. Aber die Gnade wird niemandem zu eigen ohne ein bewusstes Empfangen. Nehmen wir das Geschenk an, so gehört es uns. Verachten wir’s aber, so gehört uns gar nichts. Wer es nicht gelten lässt, dem gilt es auch nicht. Und wer’s nicht ergreift, der hat es nicht. Darum gebe Gott, dass wir dies alles nicht nur theoretisch verstehen, sondern auch ganz praktisch die richtigen Folgerungen ziehen!...https://www.evangelischer-glaube.de/der-dreieinige-gott

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Sulzbacher 18.09.2022 16:27
Gottes Verborgenheit, Offenbarung und Menschwerdung
Warum soll Jesus so wichtig sein?

Jesus Christus ist die Mitte des Glaubens, der Schlüssel aller Erkenntnis, der Weg zum Heil und die zentrale Offenbarung Gottes. Martin Luther hat das in geradezu schroffen Worten zum Ausdruck gebracht, als er sagte: „Ich kenne noch verehre keinen andern Gott, als den Menschgewordenen, außer diesem will ich keinen andern haben, denn es gibt keinen andern, der retten kann.“

Doch so selbstverständlich wie für Luther ist die zentrale Stellung Jesu Christi nicht für jeden. Und in unserer kulturell veränderten Gesellschaft werden die Einwände immer lauter: Ist Gott nicht noch viel mehr als bloß dieser Jesus von Nazareth? Ist er nicht auch der Schöpfer, der den Kosmos werden ließ? Ist er nicht auch der Gesetzgeber, der am Sinai seine Gebote gab? Ist er nicht auch der Heilige Geist, der weht, wo er will? Ist es nicht die Hauptsache, dass man überhaupt an Gott glaubt? Warum muss es gerade dieser sein, der in Christus Mensch wurde? Schließlich wird Gott auch in anderen Religionen verehrt, die ohne Jesus auskommen. Es gibt doch auch Buddha und Konfuzius, Mohammed und den Dalai Lama. Das sind doch auch alles fromme Leute. Warum also ist Luther so engstirnig? Warum will er ausschließlich mit dem Gott zu tun haben, der Mensch wurde? Mancher würde Luther empfehlen, seinen Horizont zu erweitern und Christus mal beiseite zu lassen! Würde das nicht gehen?

Machen wir ruhig einmal dieses gedankliche Experiment. Nehmen wir an, Gott wäre nicht in Jesus Christus Mensch geworden. Denken wir uns alles weg, was das Neue Testament berichtet, und versetzen wir uns in die Lage eines Menschen, der von Christus nie etwas gehört hat. Was wüssten wir dann von Gott? Zum Ersten wüssten wir, dass Gott Himmel und Erde geschaffen hat. Denn das wissen auch viele nichtchristliche Religionen. Gott lässt in der Natur die Dinge wachsen und wieder verdorren, er lässt die Sonne auf und wieder untergehen, er macht Sommer und er macht Winter, er lässt Völker zu großer Macht kommen und wieder untergehen. Gott erwählt und verwirft, er segnet und flucht, er macht reich und macht arm. Das wissen wir auch dann noch, wenn wir uns Christus wegdenken.

Nur ist das ein ziemlich zwiespältiges Wissen. Gott schenkt uns das Leben. Und das ist freundlich von ihm. Aber er nimmt uns das Leben auch wieder. Früher oder später lässt er uns sterben. Und darin erscheint er eher feindlich. Ja, wie ist er denn nun wirklich – freundlich oder feindlich? Gott lässt uns die Schönheit der Natur und viel Freude erfahren. Das spricht wiederum für seine Freundlichkeit. Er schickt aber auch Schmerzen und manches übergroße Leid, als wäre er unser Feind. Mal scheint er uns zu segnen mit Freunden, mit Kindern, mit Erfolg und Wohlstand. Und das andere Mal scheint er uns verderben zu wollen, umgibt uns mit Gegnern und Neidern, nimmt uns die liebsten Menschen, lässt uns scheitern und verzweifeln.

Was für einen Reim soll man sich darauf machen? Wie ist er denn nun wirklich: Freundlich oder feindlich? Auch wenn wir an Gottes Gebote denken, geraten wir in diesen Zwiespalt. Denn einerseits sind sie eine nützliche Gebrauchsanleitung für die Welt. Wenn wir uns daran halten, kommen wir mit unseren Mitmenschen gut aus. Andererseits aber drohen uns Strafen, weil wir Gottes Gebote immer wieder übertreten. So werden uns die Gebote, die wir eben noch nützlich fanden, zum Fallstrick. Sie brechen uns den Hals, weil wir an ihnen schuldig werden. Was also sollen wir denken? Ist dieser Gott, der Gebote gibt, Freund oder Feind? Die Natur, die Gott geschaffen hat, ist voller Herrlichkeit und voller Grausamkeit. Unser Schicksal, das er lenkt, ist eine süß-saure Mischung aus Höhen und Tiefen. Und die große Weltgeschichte zeigt sich randvoll mit Faszinierendem und auch mit Erbärmlichem. Wenn wir nun aber an Natur, Schicksal und Geschichte ablesen wollten, wie der Gott ist, der dahintersteht, und alles daran ist ambivalent und zweideutig – bleibt dann nicht auch Gott ambivalent und doppelgesichtig?

Wir könnten nie wissen, wie er zu uns steht und was er mit uns vorhat. Und bei diesem Nicht-Wissen würde es bleiben, wie lange wir auch unser gedankliches Experiment fortsetzten. Denn solange wir ohne Jesus auszukommen versuchen, bleibt immer Zweideutigkeit. Wer von Christus nichts weiß, kommt nicht dahinter, wie Gott wirklich ist. Er sieht zwar, was Gott tut. Denn Gott begegnet überall. Aber er erschließt sich dabei nicht, sondern bleibt inmitten der Begegnung verborgen und unverständlich. Diese Unverständlichkeit muss uns Angst machen, denn der unbegreifliche Gott hat große Macht über uns. Selbst wenn wir versuchen gottlos zu leben, werden wir Gott nicht los. Er begegnet uns auf Schritt und Tritt. Wie sollen wir uns da verhalten? Uns fehlt die entscheidende Information. Wir wissen nicht, ob Gott es gut mit uns meint. Und das ist eine schreckliche Ungewissheit…

Luther hat das natürlich gewusst. Anfangs wollten wir ihm eine Horizonterweiterung empfehlen. Aber er kannte das Ergebnis unseres Gedankenexperiments schon. Wenn man sich Jesus wegdenkt, wird der Horizont nicht weit, sondern dunkel und rätselhaft. Und genau deshalb sagt Luther jenen kompromisslosen Satz: „Ich kenne noch verehre keinen andern Gott, als den Menschgewordenen, außer diesem will ich keinen andern haben.“ Luther kann das sagen, weil durch Christus alles eindeutig wird, was vorher zweideutig war. In Christus (und nur in ihm!) nimmt Gott eine Gestalt an, die wir erfassen und verstehen können. Gott wird unseresgleichen und spricht die Sprache, die wir verstehen. Gott erklärt sich uns. Er tritt an unsere Seite und lässt uns nicht allein. Er begegnet uns so, dass wir erkennen, was er im Schilde führt. Denn Jesus Christus hat allen Menschen Gottes Barmherzigkeit verkündigt und hat am Ende den Beweis dieser Barmherzigkeit erbracht. Der menschgewordene Gott ging für uns ans Kreuz. Er ging durch die Hölle, damit wir es nicht müssen. Und eindeutiger geht’s nicht mehr. Denn wenn Gott das für uns tut, dann ist in seinem Herz die Liebe mächtiger als der Zorn. Da gibt’s kein Zweifeln mehr. Gott will unser Leben und nicht unseren Tod, sein letztes Wort ist Segen und nicht Fluch.

Freilich: Auch wenn wir das wissen, erscheint uns Gottes Tun manchmal rätselhaft. Aber wir betrachten das Werk seiner Hände dann nicht mehr wie das Werk eines Fremden, sondern wie das Werk eines Freundes, von dem wir wissen, dass er Gutes im Schilde führt. Und das macht einen großen Unterschied. Denn wenn ich in einem Flugzeug sitze, ist mir ja auch nicht egal, wer der Pilot ist. Sitze ich in einem Boot, ist mir nicht egal, wer der Kapitän ist. Und sitze ich im Reisebus, ist mir nicht egal, wer ihn fährt. In all diesen Fällen ist es höchst unangenehm, wenn der, in dessen Händen mein Leben liegt, ein rätselhafter Fremder ist, der widersprüchlich handelt und dessen Absichten ich nicht kenne. Ist es aber ein guter Freund, dem ich vertraue, so bin ich beruhigt. In seinem Flugzeug, auf seinem Schiff, in seinem Reisebus fühle ich mich gut aufgehoben. Und mit Gott ist es nicht anders. Solange ich ihn nicht kenne befinde ich mich in der Hand eines rätselhaften Unbekannten. Habe ich ihn aber durch Jesus Christus kennen und ihm vertrauen gelernt, so weiß ich mich in der Hand eines liebevollen Vaters. Der Herr der Welt ist mein Freund, nicht mein Feind. Und das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Seien wir also froh, dass es nur ein gedankliches Experiment war, als wir uns Christus „wegdachten“. Denn unser Glaube kommt nicht ohne ihn aus: Glaube ist eine Beziehung zu Gott. Diese Beziehung kann man nur haben, wenn man Gott kennt. Und niemand kennt Gott wirklich, wenn er ihn nicht aus dem Neuen Testament kennt. Denn das einzig wahre Ebenbild Gottes auf Erden ist sein Sohn Jesus Christus. Und von dem wüssten wir nichts, wenn wir das Neue Testament nicht hätten. Wer da aber nicht hineinschaut – wie will der Gott verstehen? Wer aber Gott nicht versteht – wie will der eine Beziehung zu ihm haben? Wer zu Gott aber keine Beziehung hat – wie kann der gerettet werden? Weil das unmöglich ist, sollte man Gott suchen, wo er gefunden werden will. Hat man aber in Christus den Zugang gefunden, kann man sich Luthers Worten nur anschließen: „Wir kennen noch verehren keinen andern Gott, als den Menschgewordenen, außer diesem wollen wir keinen andern haben, denn es gibt keinen andern, der retten kann.“...https://www.evangelischer-glaube.de/jesus-christus
 
Sulzbacher 18.09.2022 16:40
Der Heilige Geist
Der Heilige Geist ist schwer zu fassen

Alle Christen verdanken ihr Christ-Sein dem Wirken des Heiligen Geistes – und doch tun sich die meisten schwer, wenn sie näher beschreiben sollen, wer der Heilige Geist ist und was er tut. Das mag zunächst verwundern. Beim näheren Hinsehen aber wird es verständlich. Denn das Wirken des Heiligen Geistes ist in besonderem Maße „unanschaulich“. Er ist so schwer zu greifen und darzustellen, dass er selbst die christliche Kunst in Verlegenheit bringt: Die Maler müssen auf das Symbol der Taube oder auf Feuerzungen zurückgreifen (vgl. Mt 3,16 und Apg 2,3). Ist der Heilige Geist also etwas ganz nebulöses? Ist er überhaupt „etwas“ (eine Sache)? Oder ist er „jemand“ (eine Person)?



Der Heilige Geist ist kein anderer als Gott selbst

Der Heilige Geist ist eine „Person“ innerhalb der Dreieinigkeit Gottes. Er steht darum keineswegs unter Gott dem Vater oder unter Gott dem Sohn, sondern steht ihnen gleich. Er ist „eines Wesens“ mit dem Vater und dem Sohn, d.h. der Geist ist nicht etwas „neben“ Gott, auch kein bloßer Bote Gottes – der Geist ist Gott selbst. Man muss ihn darum deutlich unterscheiden von menschlichen Geisteszuständen und Gefühlsregungen. Der Heilige Geist ist kein psychischer Zustand wie Begeisterung oder Mutlosigkeit, Frohsinn oder Nachdenklichkeit. Denn solche Geisteszustände und Gefühlsregungen sind Bestandteil unserer Natur. Der Heilige Geist dagegen ist nicht Bestandteil der geschaffenen Natur – er ist überhaupt nicht geschaffen, sondern ist Schöpfer, er ist nicht Teil der Welt, sondern ist Gott. Und das gilt auch dann noch, wenn der Heilige Geist im Menschen und am Menschen wirkt. Der Heilige Geist kann im Herzen eines Menschen wohnen und auf den menschlichen Geist wirken, aber auch dann wird er nicht zum Bestandteil des Menschen, sondern bleibt Gott (wie auch Christus Mensch wurde und dabei Gott blieb). Wozu aber ist das überhaupt nötig, dass der Heilige Geist in uns wirkt?



Der Heilige Geist ist für den Glauben unentbehrlich

Das Wirken des Heiligen Geistes ist notwendig, weil wir Menschen blind sind in allen Dingen, die Gott betreffen. Wir haben zwar Augen im Kopf und können alles „Diesseitige“ sehen. Wir haben Hände, mit denen wir Irdisches „begreifen“. Und wir haben unsere Vernunft, mit der wir die Welt erforschen. Aber für alles, was mit Gott zusammenhängt, sind unsere Augen blind – das geht weit über unsere Vernunft. Denn wir können zwar erkennen, dass wir uns nicht selbst geschaffen haben und dass unser Schicksal nicht in unseren eigenen Händen liegt. Unsere menschliche Weisheit reicht vielleicht bis zu der Einsicht, dass es einen Gott geben muss. Alles Weitere aber (z.B. ob Gott es gut oder böse mit uns meint) würden wir ohne die Hilfe des Geistes nie herausfinden. Darum heißt es in einem unserer Gesangbuchlieder:

„Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis verhüllet,

wo nicht deines Geistes Hand uns mit hellem Licht erfüllet;

Gutes denken, tun und dichten musst du selbst in uns verrichten.“

(EG 161, 2)

Damit ist im Grunde schon gesagt, was die „Hauptbeschäftigungen“ des Heiligen Geistes sind:



Der Heilige Geist ist ein großer Aufklärer und Befreier

Der Heilige Geist öffnet uns die Augen, d.h. er lässt uns Gott erkennen, wie er wirklich ist, und lässt uns uns selbst erkennen, wie wir wirklich sind. Das schließt vier Einsichten ein:

1 – Dass wir Sünder sind

(Wir sind nicht, wie wir nach Gottes Willen sein sollten, denn das Böse hat Macht über uns);

2 – Dass Gott zornig ist

(Gott hätte guten Grund, uns samt dem Bösen in uns zu verwerfen, wie man einen wurmstichigen Apfel wegwirft);

3 – Dass Gott barmherzig ist

(Trotz seines berechtigten Zorns ist Gott bereit, uns zugute zu halten, was Christus am Kreuz für alle Sünder getan hat);

4 – Dass uns der Glaube rettet

(Wer sich an Christus hält und mehr auf ihn vertraut als auf sich selbst, der ist Gott recht und steht in seiner Gnade).

Indem der Heilige Geist uns diese vier Einsichten vermittelt, öffnet er unsere blinden Augen sowohl für das Elend, in dem wir stecken, als auch für die Hoffnung, die wir haben dürfen. Und das ist weit mehr als ein bloß „verstandesmäßiger“ Vorgang. Der Geist lässt uns Gottes Angebot nicht nur mit dem Kopf „begreifen“, er lässt es uns auch mit dem Herzen „ergreifen“. Er informiert also nicht nur über die mögliche Versöhnung mit Gott, sondern er verwirklicht sie zugleich. Und wie macht er das? Der Heilige Geist weckt in uns den Wunsch, Gottes Gnadenangebot zu ergreifen, wie man mit der Hand eine kostbare Perle ergreift. Solches „Sich-Sehnen“ und „Nach-der-Gnade-greifen“ ist Glaube. Durch den Glauben aber gehören wir zu Christus und werden um seinetwillen von Gott angenommen. Wir werden dabei frei „von“ allem, was uns von Gott trennte (vgl. Röm 8,14–16). Wir werden aber zugleich frei „für“ ein neues, besseres Leben.



Der Heilige Geist ist ein Erneuerer und Verwandler

Wenn der Heilige Geist in unser Leben einzieht, will er es verändern: Er greift nach dem Besen, um aus unserem Herzen alles hinauszufegen, was sich mit der Gegenwart Gottes nicht verträgt. Darum kann man ihn mit einem stürmischen Wind vergleichen. Er weht durch uns hindurch und reinigt uns, wie der Sturm durch einen Baum weht, totes Geäst herausbricht und Herbstlaub davonbläst, so dass Platz wird für neues Grün. Böse Gedanken verfliegen, schlechte Gewohnheiten werden abgelegt, Verhärtungen des Herzens aufgebrochen. Und dann zieht mit dem Heiligen Geist auch Neues ein: Er verbreitet Licht und Wärme in uns, wie ein großes Feuer. Er lässt Liebe wachsen zu Gott und zu den Menschen. Er treibt uns zu guten Taten und beschenkt uns mit mancherlei (Geistes-)Gaben (1.Kor 12,4–11). Das Ziel dieser Wandlung ist nicht, durch gottgefälliges Leben Gottes Gnade zu „verdienen“ – unsere Begnadigung hat nie einen anderen Grund als Gottes Liebe allein. Aber es gilt, aus der Erfahrung dieser Liebe Konsequenzen zu ziehen und sie auf unser tägliches Leben abfärben zu lassen. Wenn wir in Gottes Gnade stehen, wäre es schließlich widersinnig, nicht auch gemäß der Gnade Gottes zu wandeln und zu handeln. Der Heilige Geist hilft uns dabei, damit wir (unserer Lebensführung nach) so „gerecht“ und „heilig“ werden, wie wir es (nach Gottes barmherzigem Urteil) schon sind. Er kann dabei spektakuläre, plötzliche Wandlungen bewirken. Er kann aber auch ganz langsam und unauffällig zu Werke gehen.



Der Heilige Geist ist ein Ausleger der biblischen Schriften

Es ist nicht die Art des Heiligen Geistes, irgendwie und irgendwo über einen Menschen zu kommen. Er überfällt Menschen nicht wie ein plötzlicher Einfall oder eine unerklärliche Laune. Vielmehr wirkt der Heilige Geist durch Gottes Wort. Es kann sein, dass ein Freund dem anderen von seinem Glauben erzählt oder dass jemand das „Wort zum Sonntag“ sieht. Vielleicht schlägt jemand eine alte Familienbibel auf, vielleicht stößt er in der Zeitung auf ein biblisches Wort oder er nimmt an einer Beerdigung teil. Das alles können Ansatzpunkte für das Wirken des Heiligen Geistes sein, weil es Wege sind, dem Wort Gottes zu begegnen. Doch das „äußere“ Wort, das bloß in die Ohren dringt, reicht noch nicht aus, um Glauben zu wecken. Der Heilige Geist muss auch ein „inneres Wort“ dazugeben, d.h. er muss im Geist eines Menschen bewirken, dass ihn auch berührt, was er hört. Das äußere Wort kann zu einem Ohr rein, zum andern wieder raus gehen – das innerliche Wirken des Geistes aber sorgt dafür, dass das Wort den Menschen ins Herz trifft, ihn nicht mehr loslässt, ihn überzeugt und im Innersten verwandelt. Die Wirkweise des Geistes ist also eine doppelte: Er sorgt dafür, dass das Wort Gottes „äußerlich“ in der Welt gepredigt, gedruckt und diskutiert wird. Er sorgt aber auch dafür, dass es die Menschen „innerlich“ trifft. Nur wo beides zusammenkommt, entsteht Glaube, und der Mensch verändert sich. Kann man das zweifelsfrei feststellen – bei sich selbst und bei anderen?



Der Heilige Geist ist leicht zu erkennen

Natürlich kann man das Wirken des Heiligen Geistes in einem Menschen nicht im strikten Sinne „beweisen“. Denn niemand von uns kann in einen anderen hineinschauen. Trotzdem gibt es, wenn nicht „Beweise“, so doch deutliche „Hinweise“ auf das Wirken des Geistes. Ein solcher Hinweis liegt nicht schon darin, dass jemand ganz allgemein „an ein höheres Wesen“ oder an „etwas Göttliches“ glaubt. Auch wenn er Jesus als ethisches Vorbild anerkennt, beweist er damit nur gesunden Menschenverstand. Doch ist Gottes Geist gewiss dort am Werk, wo man Jesus als Sohn Gottes bekennt und Vertrauen zu ihm fasst. Anders gesagt: Wo Menschen sich stolz auf sich selbst verlassen, ist der Geist ihnen gewiss fern, wo sie sich auf Gottes Barmherzigkeit verlassen, da ist er ihnen gewiss nah. Freilich: Wer sich selbst anhand dieses Maßstabes prüft, wird feststellen, dass die Kraft seines Glaubens größer sein könnte. Auch gefestigte Christen haben es nötig, dass der Heilige Geist weiterhin an ihnen arbeitet. Aber wie erreicht man das?



Der Heilige Geist ist ein Geschenk, um das man bitten kann

Weil der Heilige Geist Gott ist, können wir ihn uns nicht einfach „nehmen“, können ihn nicht herbeizwingen und uns nicht selber gläubig machen. Keiner kann einfach beschließen, dass er nun Christ sein will, denn der Glaube ist nicht unser Geschenk an Gott, sondern Gottes Geschenk an uns. Geschenke aber kann man nicht erzwingen, sondern nur erbitten. Darum gilt es zweierlei zu tun: Zum einen können wir uns für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen, indem wir uns mit der Heiligen Schrift beschäftigen und das Gespräch mit Christen suchen, die sie uns auslegen. Und zum anderen können wir Gott bitten, dass er uns Verständnis schenkt für das, was wir da hören, damit es nicht zum einen Ohr hinein und zum andern hinaus geht, sondern tief in unser Herz hineinfällt und uns verwandelt. Wem für solches Bitten die Worte fehlen, der kann sich Martin Luthers Gebet zu Eigen machen:



„Gib uns, Herr, nicht Gold und Silber, sondern einen starken, festen Glauben. Wir suchen nicht Lust oder Freude der Welt, sondern Trost und Erquickung durch dein heiliges Wort. Nichts begehren wir, das die Welt groß achtet, denn wir sind dadurch vor dir nicht um ein Haarbreit gebessert; sondern deinen Geist gib uns, der unsere Herzen erleuchte, uns in unserer Angst und Not stärke und tröste, und uns im rechten Glauben und Vertrauen auf deine Gnade erhalte bis an unser Ende.“...https://www.evangelischer-glaube.de/der-heilige-geist
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