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Warum unter Gläubigen zu schnell vergeben wird

Warum unter Gläubigen zu schnell vergeben wird
Aus gegebenem Anlass:


Vergebung

– ihre Bedingungen, Folgen und Grenzen


Teil 1: „Gott haßt Unwahrhaftigkeit!“


Gottesdienst mit Abendmahl
am 5.1.2014 um 10.00 Uhr in Riedlingen

Pastor Jokob Tscharntke

Text: Apostelgeschichte 5,1-11

1 Ein Mann aber mit Namen Ananias verkaufte ein Grundstück zusammen mit seiner Frau Saphira, 
2 und schaffte etwas von dem Erlös für sich beiseite mit Wissen seiner Frau; und er brachte einen Teil davon und legte ihn den Aposteln zu Füßen. 
3 Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so daß du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast? 
4 Hättest du es nicht als dein Eigentum behalten können? Und als du es verkauft hattest, war es nicht in deiner Gewalt? Warum hast du denn in deinem Herzen diese Tat beschlossen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott! 
5 Als aber Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und verschied. Und es kam große Furcht über alle, die dies hörten. 
6 Und die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn.

7 Und es geschah, daß nach ungefähr drei Stunden auch seine Frau hereinkam, ohne zu wissen, was sich ereignet hatte. 

8 Da richtete Petrus das Wort an sie: Sage mir, habt ihr das Gut um so und so viel verkauft? Sie sprach: Ja, um so viel! 
9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür, und sie werden auch dich hinaustragen! 
10 Da fiel sie sogleich zu seinen Füßen nieder und verschied; und als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot und trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann. 
11 Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten.



Lesung: 1.Korinther 13,1-3

1 Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 
2 Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, so daß ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts!


Liebe Brüder und Schwestern, liebe Gäste,


das Predigtthema heute und auch mindestens noch am nächsten Sonntag heißt „Vergebung – Bedingungen und Folgen“. Das Thema für den heutigen 1. Teil habe ich noch nicht angegeben. Ich will nicht zuviel vorwegnehmen. Das Thema „Vergebung“ ist eines der wichtigsten für unseren christlichen Glauben überhaupt. Vergebung ist ein hochheiliges und zugleich ein todernstes Thema. Denn ob wir Vergebung haben entscheidet über Tod und Leben.

Weil es mit der Vergebung so eine todernste Sache ist, dürfen wir damit auch keinen Mißbrauch treiben.

Leider fällt mir immer wieder auf, und das ist auch ein Grund für diese mehrteilige Predigtreihe, daß es zu diesem Thema im christlichen Bereich teils katastrophale Mißverständnisse gibt.
Ein Beispiel: Im Internet bin ich dazu auf eine interessante Diskussion (Internet vom 7.12.2012 bis 30.1.2013) gestoßen.

Jemand stellte dort in einem offensichtlich christlichen Forenblog die Frage:

 „Soll man sich auch entschuldigen, wenn man im Recht ist? 

Unser Ältester meint, dass Beziehungen am besten durch Vergebung wieder hergestellt werden können. Er entschuldigt sich immer, wenn einer sich verletzt fühlt, auch wenn es zu Unrecht ist.“ 

Und nun stellt der Betreffende die Frage: 

„Aber sage ich die Wahrheit, wenn ich 100% im Recht bin und mich trotzdem entschuldige?“


Eine andere Person schrieb dazu: 

„Ich überlege immer gern mit praktischen Beispielen. Da nehme ich einen Fall, der vor einigen Jahren geschah. Eine meiner Mitarbeiterinnen besuchte eine neue Mitarbeiterin. Sie hatte dazu keinen Auftrag. Sie sagte der neuen Mitarbeiterin, dass diese viel zu viele Fehler hätte, um mitarbeiten zu können. Außerdem würde sie nicht genug Zeit investieren, um hrer Verpflichtung nachzukommen.
Sie solle deshalb besser aus der Mitarbeit wieder aussteigen.


Diese neue Person war sehr verletzt. Ich sprach mit der Frau, die ohne Auftrag des Teams gehandelt hatte. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass sie so etwas nicht eigenmächtig tun dürfe. Nun war sie ihrerseits verletzt, weil ich ihre Vorgehensweise nicht billigte, und bekämpft mich bis heute. Wofür sollte ich mich in diesem Fall entschuldigen? Hatte ich nicht die Pflicht als Leiterin, die Interessen des Teams zu vertreten und eine neue Mitarbeiterin zu schützen?“ 

Der Nächste stellte dazu fest:

 „Niemand muss sich entschuldigen, wenn er im Recht ist! 

Das Verhalten des Ältesten zeigt aus meiner Sicht nicht nur die von Dir angesprochene Unehrlichkeit. Sie präsentiert auch ein Bild von falscher Unterwürfigkeit. Ich bin entsetzt darüber und finde das unverantwortlich! So ein Verhalten gehört nicht zu einem so hohen Amt! Damit wird verdeckte Unwahrheit gelebt. Meiner Meinung nach sollte der Älteste von seinem Amt abgesetzt werden.“


Soweit diese Diskussion im Internet.
Sie weist auf ein großes Problem hin, das in christlichen Kreisen weit verbreitet ist. Die heutige Predigt wird einige provokative, das heißt „herausfordernde“ Gedanken aussprechen. Ich dachte bei der Vorbereitung, es wäre besser gewesen, wir hätten heute nicht nur Stühle mit Rückenlehne, sondern auch mit Seitenlehnen und am besten noch einem Sicherheitsbügel zum Festschnallen, wie bei einer Schiffsschaukel, damit heute Morgen keiner vom Stuhl geschleudert wird.

Haltet Euch also bitte in Ermangelung der Seitenlehne und des Sicherheitsbügels zwischendurch kräftig mit beiden Händen links und rechts kräftig am Stuhl fest. 


Was ich jetzt sage, wird zunächst manchen Widerspruch und vielleicht sogar Empörung hervorrufen: 

„In christlichen Gemeinden wird viel zu viel vergeben und viel zu schnell!“ 

Ich wiederhole diese Aussage noch einmal:

 „In christlichen Gemeinden wird viel zu viel vergeben und viel zu schnell!“

Und ich sage es noch provokativer:

„Ich bin gegen Vergebung!“
Mit Ausrufezeichen!

Ihr könnt’s auch schwarz auf weiß von mir haben mit Unterschrift. Ihr könnt’s an die Presse geben. Es stimmt.

Ich stehe dazu. Ich bin gegen Vergebung!


Ich bin gegen eine falsche, verlogene und unwahrhaftige Vergebung. Denn Vergebung, liebe Geschwister, liebe Gäste, ist ein hochheiliges und todernstes Geschehen und kein frommes Affentheater.


Vieles, was im christlichen Bereich an „Vergebung“ geschieht, hat mit Vergebung absolut gar nichts zu tun. Sie ist nichts anderes als fromme Schauspielerei.
Und Gott haßt fromme Schauspielerei.

Ihr habt Euch wahrscheinlich bei der Lesung des Predigttextes gefragt: Was hat der Bericht über Ananias und Saphira mit Vergebung zu tun?
Eigentlich doch gar nichts.
Indirekt zwar schon – kommt jemand am frühen Morgen drauf, was der Bericht über Ananias und Saphira mit Vergebung zu tun haben könnte?

Gott hat Ananias und Saphira nicht vergeben!
Insoweit hat es etwas mit Vergebung zu tun.

Gott hat beide vielmehr augenblicklich hart bestraft! 

Es ist eine der brutalsten Geschichten im Neuen Testament, fast in der ganzen Bibel. Eine außerordentlich brutale Geschichte.
Darum geht es aber heute Morgen nicht. Im Bericht über Ananias und Saphira tritt ein geistlicher Grundsatz zutage, der für alles gilt und gelten muß, was in der Gemeinde Jesu geschieht und zu geschehen hat.

Warum wurden Ananias und Saphira so hart bestraft?
Weil sie unwahrhaftig waren.
Und Gott haßt Unwahrhaftigkeit! Deshalb ist dies auch das heutige Unterthema, das Thema des ersten Teils der Predigtreihe zur Vergebung: „Gott haßt Unwahrhaftigkeit!“
Deshalb muß alles, was in der Gemeinde Jesu geschieht, in Wahrhaftigkeit geschehen.


Bevor wir deshalb heute und an den nächsten Sonntagen von Vergebung reden, müssen wir von der Grundlage von Vergebung reden, wie der Grundlage allen Geschehens in der Gemeinde Jesu überhaupt.


Und das ist die Wahrhaftigkeit. Und dafür ist das Beispiel von Ananias und Saphira so ungemein wichtig.
Eigentlich haben die beiden doch Gutes getan. Sie haben ein Grundstück verkauft. Und einen Teil davon haben sie der Gemeinde gespendet. Was sollte daran falsch sein?

Stellt euch vor, ein Ehepaar unserer Gemeinde verkauft einen Bauplatz, sagen wir mal 800m² für 80,- € pro m². Das macht insgesamt 64000,- €. Jetzt kommen die Beiden am Sonntagmorgen zum Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst geht der Mann mit einem dicken schwarzen Koffer in die Gute Stube zu unserer Schwester Linde, die nimmt ja die Spenden entgegen. Die Hälfte vom Verkaufserlös – das wären 32000,- € - sind da drin. Die wollen sie der Gemeinde spenden. 32000,- €. Das ist `ne ordentliche Stange Geld. Das könnte unsere Gemeinde wahrlich gut gebrauchen. Der Mann drückt den Koffer mit dem Geld unserer Schwester Linde in die Hand. Und im nächsten Augenblick fällt er maustot um. 

Junge Brüder der Gemeinde, sagen wir mal die Brüder Peter und Waldemar, die kommen und schleifen seine Leiche raus. Kurze Zeit später kommt seine Frau zu unserer Schwester Linde. Und die sagt ihr: „Die Füße derer, die deinen Mann rausgetragen haben, stehen vor der Tür, und werden auch dich gleich raustragen.“ Kaum gesagt, fällt auch die Frau maustot um. Die Brüder Peter und Waldemar kommen und schleppen auch ihre Leiche raus.


Ziemlich genau so geschah es vor 2000 Jahren in Jerusalem.
Warum hat Gott so brutal gehandelt?
Die Beiden wollten doch eigentlich nur Gutes tun.
Wollten sie das?


Nein, liebe Geschwister, das wollten sie nicht. 
Sie wollten ein frommes Theater spielen. 

Es ging ihnen gar nicht wirklich um die Gemeinde. Es ging ihnen auch nicht um die Sache des Herrn. Es ging ihnen um ihr eigenes Ansehen in der Gemeinde. Sie wollten großtun. Sie wollten mit den andern mithalten. Das war zu der Zeit in der Gemeinde in Jerusalem verbreitet, daß Menschen von ihrem Hab und Gut der Gemeinde gaben. Da wollten sie nicht hintanstehen. Ja, sie wollten die andern womöglich noch übertrumpfen mit ihrer Frömmigkeit und mit ihrer Spendenbereitschaft.

Ihre Liebe zu Jesus und seiner Gemeinde war aber bei weitem nicht so groß, wie ihre Liebe zum Geld. Deshalb haben sie nur einen Teil gespendet. Um in der Gemeinde aber möglichst gut dazustehen und möglichst groß rauszukommen haben sie aber behauptet, das wäre der gesamte Erlös.

Fromme Schauspielerei.
Dabei will Gott doch gar nicht ihr Geld. Petrus betont das gegenüber Ananias: Du hättest Dein Grundstück doch behalten können. Und selbst als Du es verkauft hattest, hat euch doch niemand gezwungen auch nur einen einzigen Cent davon an die Gemeinde zu geben. Aber mit eurer frommen Schauspielerei habt ihr „nicht Menschen belogen, sondern Gott.“ „Wie konntet ihr euch in euren Herzen vornehmen, den Heiligen Geist zu belügen?“ fragt Petrus.

Gott haßt Lüge.
Gott haßt Unwahrhaftigkeit.
Er will wahrhaftige Menschen.

Wie sehr Gott Lüge haßt, das haben Ananias und Saphira unverzüglich am eigenen Leib erfahren.
Gott statuiert manchmal ganz brutale Exempel, um seinem Volk geistliche Grundsätze einzuprägen. Gott sei Dank handelt er nicht immer so. Aber an einzelnen Fällen macht Gott deutlich, worauf es ihm ankommt. Ganz brutal manchmal.

Wir können noch so aufopferungsvoll in der Gemeinde mitarbeiten, wenn es nicht aus reinem Herzen und echter Liebe zu Christus und seiner Gemeinde geschieht, dann ist es keinen Pfifferling wert. Dann ist es dem Herrn sogar ein Greuel.

Genau das sagt auch die vielleicht wichtigste Bibelstelle zum Thema Liebe. Das ist welche? Die haben wir als Lesung gehört: 1.Korinther 13,1-3. 


Ich formuliere den ersten Satz ein bißchen freier: 

„Wenn ich die frömmsten Rede führe und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle…. Und wenn ich alle mein Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.“

Wir sehen: Auch hier geht es im letzten Grunde um Wahrhaftigkeit. Gott hat keinen Gefallen an heuchlerischer, an unwahrhaftiger Liebe, auch wenn sie noch so beeindruckend daherkommt, sogar wenn sie sich das Leben kosten läßt. Gott sagt: nix wert! Wenn es nur fromme Schau ist und nicht wahrhaftig. Nix wert! Keinen Pfifferling!

Gott hat Gefallen an wahrhaftiger Liebe. In wahrhaftiger Liebe zu Christus und seiner Gemeinde gegeben sind die Pfennige der Witwe 1000x mehr wert als tausende von Euros eines Reichen, der nur fromm tut.

Das ist das Thema von 1.Korinther 13. Die Frage: Was treibt uns? Was ist das Wesen unserer Jesusnachfolge? Wahrhaftige Liebe zum Herrn und seiner Gemeinde oder nur frömmlerische Schauspielerei?


Das Zweite kann Jesus gar nicht leiden. Da wird er stocksauer. Da wird Jesus wirklich stocksauer. Ich weiß, man zuckt bei diesem Begriff vielleicht ein bißchen zusammen. Aber es ist so. Da wird Jesus stocksauer. Die Bibel bezeugt uns das sehr anschaulich zum Beispiel in Markus 7,11. Da geben fromme Schauspieler große Spenden an den Tempel und zuhause lassen sie ihre Eltern verganden. 

Denen sagen sie „Korban“ – „es ist Gott gegeben“. Jesus sagt: „Ihr seid Heuchler“ (Markus 7,6). An anderer Stelle bezeichnet Jesus solche frommen Schauspieler als „übertünchte Gräber“ (Matthäus 23,27). „Welche von außen hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebein und aller Unreinigkeit!“ Schön angestrichen. Fromm drapiert. Aber nix als ungeistlicher Moder – sagt Jesus. Achtet mal bitte drauf: Ihr tut Euch was Gutes, wenn Ihr heute Nachmittag oder auch die Woche über, wenn Ihr mal Zeit habt, Euch mal dieses ganze Kapitel Matthäus 23 in aller Ruhe durchzulesen. Und vielleicht nicht nur einmal, sondern zweimal, dreimal, fünfmal. Und achtet bitte darauf, wie scharf Jesus alle Unwahrhaftigkeit zurückweist. 

Und achtet auch auf die außerordentliche scharfe Wortwahl Jesu. 

„Ihr Heuchler, ihr Narren und Blinden, „ihr Schlangen, ihr Otternbrut“. Schon brutal.

Aber wir sehen: Jesus nimmt kein Blatt vor den Mund. 
In schärfsten Worten geißelt er ihre Unwahrhaftigkeit. Denn Jesus haßt Unwahrhaftigkeit. Da kriegt er einen richtig dicken Hals. Es ist gut, uns das gelegentlich vor Augen zu führen. Das gehört mit zur Liebe Jesu. Um der Liebe zu seinem Vater, und um der Liebe zu seiner Gemeinde willen, muß er Unwahrhaftigkeit in dieser Schärfe zurückweisen. Sie darf in der Gemeinde Jesu keinen Platz haben.

Aber „Selig sind, die reinen Herzens sind“ (Matthäus 5,8).

Das ist der Gegensatz.
Ich hätte heute gerne das Lied singen lassen, aber das kommt leider nicht in unserem Gesangbuch vor, auch nicht im „Ich will dir danken“. Ich hab mich schon gefragt, ob das Prinzip hat. Ob man so gar nicht mehr zu singen und zu beten wagt:

„Ein reines Herz, Herr, schaff in mir.
Schließ zu der Sünde Tor und Tür….
Tu all Unreinigkeit hinaus.
Aus deinem Tempel, deinem Haus.“



Vielleicht hält man die Lehre vom reinen Herzen für übertrieben. Und wir werden auch nie ein ganz hundertprozentig reines Herz haben. Aber anstreben, drum beten dürfen und sollen wir, daß Gott es soweit in diesem Leben möglich, in uns wirkt. „Ein reines Herz, Herr, schaff in mir.“

Alles, was in der Gemeinde Jesu geschieht,
muß in Wahrhaftigkeit geschehen.
Denn Gott haßt Unwahrhaftigkeit. 

Denn Gott selbst ist die Wahrhaftigkeit in Person. Wir haben das immer wieder in den Bibelgesprächskreisen betont und an den verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift gesehen. Wir sehen das etwa – man könnte hunderte Beispiele dafür finden - auch an der Beschreibung seiner Person in Offenbarung 1,14: „sein Haupt aber und seine Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee“. Wir wissen, auch in unserem umgangssprachlichen Bildgebrauch ist „weiß“ die Farbe der Unschuld, Unschuld = Reinheit = Wahrhaftigkeit. Der griechische Begriff leukos beschreibt eigentlich aber nicht unsere Farbe „weiß“, sondern eine leuchtende, eine lichtdurchflutete Reinheit und Klarheit des Wesens.

So beschreibt Offenbarung 1 weiter „seine Augen wie Feuerflammen und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht“. Auch das Feuer ist Zeichen der Reinheit und der Wahrhaftigkeit Gottes. Denn im Feuer werden die Schlacken, das Unreine und Unwahrhaftige vom Reinen und Wahrhaftigen getrennt. Was im Feuer gereinigt ist, das ist echt. Das ist durch und durch wahrhaftig.


Und weil Gott durch und durch wahrhaftig ist, deshalb sollen auch wir, als seine Kinder und seine Gemeinde, wahrhaftig sein in all unserem Reden und Tun.
Damit sind wir wieder bei Frage aus unserem Eingangsbeispiel: soll ich mich auch entschuldigen, wenn ich nichts falsch gemacht habe?

Auf der Grundlage des gerade Gehörten muß jetzt eine Frage kommen?
- Nämlich welche?
- Wäre das wahrhaftig?
Antwort: Nein!

Mit dieser zweiten Frage ist die erste Frage schon klar beantwortet: 

Nein! Wir sollen uns für nichts entschuldigen, wenn wir nichts falsch gemacht haben. Eine solche Entschuldigung wäre nichts anderes als frommes Theater. Vergebung aber ist, ich sage es nocheinmal, ein viel zu hochheiliges und todernstes Geschehen, als daß wir damit frommes Theater spielen dürften.

Wie sollen wir stattdessen mit der Schuld des Andern umgehen? Das hängt von der Art der Schuld ab. Liebe Geschwister, auch das ist wahnsinnig wichtig, so fällt es mir immer wieder auf:

Geistliche Differenzierung ist das A und O eines rechten geistlichen Umgangs miteinander in der Gemeinde.

Der Satz ist so wichtig, ich hätte ihn auch aufschreiben und mit dem Beamer vorn an die Wand werfen sollen. Deshalb wiederhole ich ihn nochmal: Geistliche Differenzierung – daß wir nicht Dinge miteinander in einen Topf schmeißen, die nichts miteinander zu tun haben, die einen himmelweiten Unterschied darstellen, - eine solche geistliche Differenzierung ist das A und O eines rechten geistlichen Umgangs miteinander in der Gemeinde.

Ich weise zurück auf die Predigt über Judas und Petrus – „Verleugnung oder Verrat“ (Predigt vom 14.4.2013) zur Frage:

„Ist jede Sünde gleich?“

Selbstverständlich nicht!

Deshalb müssen wir mit verschiedenen Versäumnissen und Sünden auch grundverschieden umgehen in der Gemeinde Jesu.

Es ist etwas ganz anderes ob ich vergessen habe, die Blumen zu gießen und ein oder zwei davon sind deshalb welk geworden und vielleicht auch eingegangen, oder ob ich in böser Absicht einen Bekannten im 10.Stock vom Balkon stoße. Das ist doch ein himmelweiter Unterschied!
Und zwar mindestens in doppelter Hinsicht:
Erstens, was die Absicht betrifft und zweitens was die Folgen sind.
Es ist erstens ein himmelweiter Unterschied, ob ich aus Versehen, aus Nachlässigkeit gehandelt habe oder aus böser Absicht.
Und es ist zweitens ein himmelweiter Unterschied ob am Schluß ein paar Blumen verwelkt sind oder ein Mensch zu Schaden gekommen ist – sei es leiblich oder seelisch.
Entsprechend himmelweit muß der Unterschied sein, wie wir mit dem jeweiligen Versäumnis oder der jeweiligen Sünde umgehen.

Wenn wir solche Dinge vor uns haben, sei es persönlich oder sei es als Gemeinde, und mit solchen Dingen konfrontiert sind, dann müssen wir immer ganz genau diese verschiedenen Dimensionen erfassen und abwägen. Nur dann sind wir in der Lage angemessen zu handeln.

Stellen wir uns vor: der Blumendienst hat seine Aufgabe versäumt und auf dem Altar steht nicht ein halbwegs frisches Alpenveilchen, sondern noch der verwelkte Strauß von vor 14 Tagen. Ich erinnere mich nicht, daß das in unserer Gemeinde schon vorgekommen wäre. Es ist nur ein Beispiel. Aber selbst wenn, nehmen wir an: da stände wirklich ein jämmerlicher, elender Strauß, daran würde die Gemeinde keinen ernsthaften Schaden nehmen. Deshalb brauchen wir uns darüber auch nicht zu ereifern. Im Gegenteil. Da wäre unser Eifer drüber ungeistlicher als der verwelkte Blumenstrauß. Da dürfen wir milde lächeln und uns freuen, wenn am nächsten Sonntag vielleicht wieder ein frischer Strauß vorne steht.

Genau das meint Luther, wenn er in der Erklärung zum Gebot:

„Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ formuliert:

„Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder ins Gerede bringen,


sondern – und jetzt kommt’s: - sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“


Aber: Wir sollen „ihn“ entschuldigen – nicht uns!

Wir sollen nicht uns entschuldigen für etwas, das wir nicht getan haben. Das wäre unwahrhaftig.

Wir sollen aber mit dem Andern freundlich und nachsichtig umgehen. Wenn es ein Versäumnis war, ein Versehen, eine Nachlässigkeit, keine böse Absicht. Dann sollen wir mildernde Umstände finden. Das heißt: „ihn entschuldigen“. Daß wir betonen: das hätte uns auch passieren können. Keiner von uns ist fehlerfrei usw.

Etwas ganz Anderes ist es, wenn jemand nicht aus Versehen, sondern aus böser Absicht gehandelt hat.

Insbesondere wenn sein Fehlverhalten geeignet ist, schweren Schaden anzurichten.

 Dann muß die Sache sauber, offen und ehrlich ausgeräumt werden. Dann helfen mildernde Umstände nicht weiter. 

Wenn das nicht geschieht, dann kann der Schaden für die Gemeinde unermeßlich werden. Da wäre Nachsicht falsch und könnte katastrophale Folgen haben.

Wir hatten Eingangs das Beispiel von der eigenmächtigen Mitarbeiterin.
Die damals betroffene Leiterin berichtete im Internet weiter:

„diese Sache geschah vor mehreren Jahren. Inzwischen gibt es das Team nicht mehr, weil niemand der Frau Einhalt gebot. Diese Frau hat nach und nach alle Frauen aus dem Team gemobbt. Ich habe ein neueres Mail von einer Neubekehrten, die von dieser Person fertiggemacht wurde, weil sie für mich betet. Außerdem erzählte sie der Neubekehrten, ich würde vor dem Hauptpastor negativ über sie reden. Dieses Mail zeigte ich dem Hauptpastor. Er meinte, was die Frau tue, brauche nicht aufgearbeitet zu werden. Das interessiere ihn nicht.“

Und sie fährt fort:

„In solch einer religiösen Vereinigung sollte eigentlich kein aufrichtiger Christ bleiben. Wir sind seit kurzem dabei, eine Hausgemeinde zu gründen.“

Ich kann dazu nur sagen: Sie tun gut daran. In einer Gemeinde, in der dem Bösen nicht Einhalt geboten wird, in der Böses nicht Böses genannt und aufgearbeitet wird, in einer solchen Gemeinde sollte kein wahrhaftiger Christ auf Dauer bleiben.
Dem Bösen muß Einhalt geboten werden. Das Böse muß bereinigt werden in tiefer und wahrhaftiger Weise.

Und jetzt haltet Euch bitte zwischendurch mal wieder mit beiden Händen am Stuhl fest. Weil das so ist, ist in den letzten 1½ Jahren ein ganz häufiges und eindringliches Gebet von mir:

„Herr, bewahre uns vor Buße“.
 

Ja, Ihr habt richtig gehört. Wieder sage ich es mit ganzem Ernst. Ihr könnt es wieder mit Unterschrift von mir haben. Ich bete oft und intensiv: „Herr, bewahre uns vor Buße“. Auch wenn ich manchmal hier im Gottesdienst während des Gemeindelieds nach der Predigt auf dem Stuhl sitze, dann kann es sein, daß ich in meinem Herzen bete: „Herr, bewahre uns vor Buße“. Nämlich: Herr, bewahre uns vor falscher, oberflächlicher, geheuchelter Buße.
Um echte, tiefgreifende und von Herzen kommende Buße können wir gar nicht intensiv genug beten. Sie ist der Weg zum Heil. Sie ist der Weg zum Leben.

Aber der Herr bewahre uns vor oberflächlicher Buße. Liebe Geschwister, ich bitte Euch: betet mit! Der Herr bewahre unsere Gemeinde vor oberflächlicher, geheuchelter und unwahrhaftiger Buße. Denn eine solche „Buße“ bereinigt gar nichts. Sie macht die geistliche Not nur größer. Und kann eine Gemeinde geistlich zugrunde richten. Es gibt deshalb nicht viel, worum ich in den letzten 1 ½ Jahren häufiger gebetet habe als „Herr, bewahre uns vor geheuchelter Buße, vor einer Buße, die nicht von Herzen kommt“.

Liebe Geschwister,
deshalb: laßt uns wahrhaftig sein.
Gott ist wahrhaftig.
Deshalb sollen auch wir als seine Kinder und als seine Gemeinde wahrhaftig sein in all unserem Reden und Tun.


Und dann werden wir erleben, daß auch Gott der Wahrhaftige ist und zu seinen Verheißungen steht, wenn wir wahrhaftig sind.

Amen

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
EchtePerle 07.09.2022 09:08
Liebe Glaubensgeschwister,

dies hier ist ein sehr ernstes und wichtiges Thema!
Es ist mir klar: es ist sehr viel Text!

Trotzdem bitte ich Euch, nur Kommentare einzutragen, wenn Ihr den Text
vollständig gelesen und Euch auch Zeit genommen habt, über das Geshriebene
nachzudenken.

Bitte keine lapidaren Meinungen!
Bitte nur Kommentare aus echter Betroffenheit des Herzens!

Danke!

Denn nur dann, können wir aus dem Text etwas für unser Leben und unseren Glauben,
lernen. Genau daruf kommt es aber an! Selbstverständlich beziehe ich mich damit ein!
 
(Nutzer gelöscht) 07.09.2022 09:17
Guten Morgen 

Jesus Christus vergibt bußfertigen Sündern, 
wenn sie es aufrichtig meinen (der Zöllner).
Wir sollten das auch so handhaben.
Jemandem  Vergebung zuzusprechen, 
der nicht bereit ist wiedergutzumachen,
ist nicht zielführend.

Einen schönen gesegneten Mittwoch ! 🌻
 
EchtePerle 07.09.2022 09:21
@Geistreich


Nun, warum hast Du meine wichtige Bitte, nur zu kommentieren, wenn 
der Beitrag gelesen wurde und auch darüber nachgedacht wurde, nicht
respektiert und eingehalten?

Sorry, aber das sagt viel über Dich aus!

Bitte keine weitere Debatte! Danke!
 
EchtePerle 07.09.2022 09:28
Wer diese Predigt von Pastor Jakob Tscharntke, lieber hören möchte,
klicke bitte auf den anchfolgende Link:

https://www.efk-riedlingen.de/predigtarchiv/1-6.2014/128/05.01.14_J.Tscharnke_Apostelgeschichte5.1-11_Vergebung.-.Bedingungen.und.Folgen.-.Teil.1_128KBit.mp3
 
EchtePerle 07.09.2022 09:52
Der Kommentar von @sanfte musste leider gelöscht werden,
da er nicht der Ernsthaftigkeit des Themas, angemessen war.
 
Bambus2021 07.09.2022 10:51
@EchtePerle

Das Problem auf dieser Webseite ist dass wenn man die Heuchler beim Namen nennt und angreift dass man dann vielleicht sogar gelöscht wird.
So ist das leider mit den weltlichen Dingen. Das Forum ist quasi auch ein weltlich Ding.
Aber dank dir ließt man auch immer wieder Mutmachendes.
Diese Welt ist vom Bösen sehr stark infiltriert und es gibt viele hier im Forum die nicht mit Jesus bzw. Gott sind.
 
EchtePerle 07.09.2022 11:10
@Bambus2021

Das hat Du ganz vorzüglich auf den Punkt gebracht!

Doch wir, die wir Gott und Christus ernsthaft lieben und suchen,
wir, die wir unser Leben in Gottesfurcht leben und die wir Gottes
Willen und Weisungen aus Seinem Wort, ernsthaft immer mehr in
unser Leben intergrieren wollen:

wir dürfen und sollen und müssen auch überhaupt nicht vor solchen
heuchlerischen Feinden des Kreuzes, zurück weichen!

NEIN!

Römer 8, 31-39:

31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? 

32 Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken[15]? 

33 Wer will gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott [ist es doch], der rechtfertigt! 

34 Wer will verurteilen? Christus [ist es doch], der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt! 

35 Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 

36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!«[16]

37 Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 


38 Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 

39 weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

AMEN !
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