weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

Charismatik ist bunt - Teil 2

Charismatik ist bunt - Teil 2
Der Heilige Geist und unser spirituelles Leben Teil 2

Kurze Wiederholung der in Teil 1 genannten Optionen als Reaktion auf eine Situation, die uns nicht gefällt:
Option 1: Änderung der Situation zu unseren Gunsten – und wenn das nicht möglich ist, bleibt uns
Option 2: Wir akzeptieren die unangenehme Realität und nehmen das dazugehörige Leiden in Kauf. Und wenn wir die unangenehme Realität und ihr zugehöriges Leiden nicht wollen, dann bleibt uns nur noch
Option 3: Aus der Situation aussteigen.

Ich knüpfe an Option 3 „Aussteigen aus der Situation“ an.

Der Weg gemäß Option 3 bedeutet noch nicht, dass eine in ihren positiven Ansätzen und in ihren Alternativen nicht klar vermittelbare religiöse Kulturkritik und Weltflüchtigkeit schon die rettenden und heilenden Kräfte des Heiligen Geistes für sich in Anspruch nehmen kann.

Damit stoßen wir auf die Frage, ob der Geist, auf den sich Charismatiker und andere religiös eingestellte Menschen berufen, der Geist der Wahrheit ist und ob diesem Geist der Rückzug auf subjektive Empfindungen und auf – auch innerhalb der Gemeinde Christi – der Rückzug auf nur begrenzt vermittelbare Gewissheiten angemessen ist. Handelt es sich um den Geist der Wahrheit, so genügt jedenfalls der Hinweis auf den Erfolg der sich auf ihn berufenden Bewegung nicht, selbst wenn er spektakulär ist.

Müsste sich nicht die befreiende Kraft der Wahrheit darin erweisen, dass die geistgewirkten Erkenntnisse des Glaubens auch den Glauben in säkularisierten Kulturen übertragen lassen? 
Müsste die befreiende Kraft der Wahrheit nicht auch für diesen Glauben in nachvollziehbarer Weise die beherrschenden Mächte der Selbstgefährdung und Selbstzerstörung der dominierenden Kulturen unserer Tage kenntlich machen und zu deren Austreibung beitragen?

Das Interesse am Heiligen Geist scheint sich innerhalb der Gruppe 1 (Bsp. charismatische Bewegungen) häufig auf das Ungewöhnliche, auf das sensationelle Geistwirken zu konzentrieren. Vielleicht werden nicht nachvollziehbare einmalige, sonderbare oder spektakuläre Erlebnisse und Erfahrungen als Erfahrung des Heiligen Geistes angesehen und ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt, um den eingespielten Rationalitäten der Kultur zu widersprechen.

Ohne Zweifel sprechen auch biblischen Überlieferungen von Charismen und besonderen Erfahrungen, die uns heute spektakulär und unwahrscheinlich anmuten. Ohne Zweifel werden einige davon auch mit dem Wirken des Heiligen Geistes in Zusammenhang gebracht. Doch in keiner Weise wird dort ein erratisches Wirken des Geistes als der beste Weg zur Erfahrung und Erkenntnis des Geistes Gottes angesehen.

Statt sich von ungewöhnlichen, sensationellen Geistwirken besetzen zu lassen, sollte eine Theologie des Heiligen Geistes auf ein Verstehen der nüchtern und realistisch wahrnehmbaren Erfahrungen des Geistes hinarbeiten. Dabei ist nicht auszuschließen, dass der Heilige Geist Gerechtigkeit, Freude und Frieden wirkt.

Nach den messianischen Verheißungen richtet Gott durch einen Erwählten, auf dem der Geist Gottes ruht, sowie durch Ausgießung des Geistes Recht, Erbarmen, Gotteserkenntnis auf Erden auf.

Es gibt keine Gerechtigkeit ohne Erbarmen, ohne Integration der Schwachen, ohne Befreiung der Unterdrückten, ohne Beteiligung der an den Rand der Gesellschaft Gedrängten an den wirtschaftlichen, rechtlichen, sozialen und kulturellen Lebensprozessen!

Für die Offenbarung und Durchsetzung dieses Vorhabens Gottes werden Frauen und Männer, Alte und Junge, Knechte und Mägde, Inländer und Ausländer und aus verschiedenen religiösen Traditionen Kommende in Gottes Dienst genommen.

Wenn die Bibel nicht mehr alleinige Instanz ist, wird letzte Instanz, an die sich die narzisstisch-religiöse Persönlichkeit hält, das eigene Innere, das Gefühl. Das wieder heißt nichts anderes als die eigene kondensierte und selbstbezügliche Hilflosigkeit.

Im Leben machen Menschen Erfahrungen mit Gott und der Heilige Geist wirkt
• in Situationen bedrohter und gefährdeter Existenz
• aber auch in Lebenslagen der Errettung oder Befreiung
• Ein Volk ist von der Vernichtung bedroht
• Ein politisches System bricht zusammen
• Das moralische Netz einer Gemeinschaft zerreißt
• Eine geschichtliche Welt geht unter
• Menschen erhalten eine neue Identität
• Ein zerstreutes Volk wird wieder zusammengeführt
• Einander fremde oder sogar verfeindete Menschen erschließen füreinander Gottes Wirklichkeit

Indem wir den Zeugnissen solcher verschiedenartigen Erfahrungen nachgehen und ihre sehr komplexen Zusammenhänge zu erfassen suchen, werden wir aus mehreren Blickrichtungen auf die reiche Wirklichkeit und Lebendigkeit des Heiligen Geistes hingewiesen.

Ein nicht für Differenzen sensibles Denken, das unvermittelt auf „das Ganze“ und Ganzheitliche des Heiligen Geistes zugreifen möchte, wird wie bisher im Numinosen, in der Beschwörung mystischer Erfahrung und in globalen Appellen steckenbleiben. 
Nur aus ihren Differenzen heraus beleuchten, verstärken und verdeutlichen sich die biblischen Zeugnisse wechselseitig.

Eines wurde mir jedoch klar: Jesus wählte Option 2, den Leidensweg. Und wer nicht leiden will, der steigt eben aus der Realität aus und in den selbst geschaffenen persönlichen Erlebnisraum ein.


Ich hoffe, dass ich alles gut verständlich erläutert habe. Sonst bitte nachfragen, was gemeint ist mit "............."

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 02.09.2022 22:34
@Bluehorse, das ist alles nicht schädlich auch eine narzistisch-religiöse Persönlichkeit ist nicht schädlich, solange sie am Wort und am Herrn festhält. Denn niemand von uns ist perfekt und ein jeder braucht die Korrektur und auch die Heiligung durch Jesus, den Heiligen Geist und Gott. Das ist das Weiße in all dem Schwarzen. 
Jesus nimmt uns an , so wie wir sind und dann laufen wir mit IHM. 

Was das Leiden angeht, 
niemand will leiden, es sei denn er ist masochistisch angelegt, 
Jesus wollte das ganz sicher auch nicht. Er hat sich dafür entschieden, weil es seine Berufung war. 
Wenn wir ein sogenanntes Wohlfühlevangelium leben wollen aber es ernst meinen mit Jesus, dann wird ER uns auf den rechten Weg führen. 
Und es gibt kein Leben ohne Schuld und kein Leben ohne Leid. 
Durch das Leid mit Jesus zusammen hindurchgehen, da ist uns dann Freude verheißen. 
Daran kann man festhalten. 

Aber keine Ahnung ob es das ist, was jetzt treffend ist auf deinen Text. Ich hab das nicht so recht verstanden, worum es dir eigentlich geht. 
 
Bluehorse 03.09.2022 08:39
Sanfte
es ist alles richtig, was Du geschrieben hast.

Das Problem, was mit meinem Beitrag angesprochen wird, ist die eigene Verführbarkeit, die um so größer wird, je mehr der Mensch leidet und je mehr er seinem Leiden entfliehen will. 

Es geht um Fragen ....
der Verführbarkeit zu bedenklichen religiösen Gruppen oder 
um die Frage, wie aus einem ganz normal-gesunden Menschen ein Fanatiker werden kann.  

Anfällig sind nicht nur Leidende, die dem Leiden entfliehen wollen, sondern die Menschen, deren Denkmöglichkeiten nicht genug für Differenzierungen sensibilisiert sind.  
 
(Nutzer gelöscht) 03.09.2022 10:05
ok, dann geh ich mal davon aus , dass du die Charismatiker meinst mit religiösen Gruppen. Und Menschen, die in diese Gemeinden gehen können demnach nicht genügend differenzieren und werden zu Fanatikern.
Na, sag das doch gleich.
Da kann man dann schon anders damit umgehen. 
Ich bin in einer charismatischen Gemeinde und ich habe eine gehörige Portion Leiden und möglicherweise kann ich nicht ausreichend differenzieren aufgrund von mangelndem Denkvermögen (also @Blueohorse, das ist schon ziemlich arrogant, was du da schreibst) und möglicherweise bin ich auch fanatisch, 
aber weißt du was
das ist mir völlig einerlei, 
wichtig ist mir, was Gott von mir denkt
 
(Nutzer gelöscht) 03.09.2022 10:07
ja, schade Bluehorse, dass du das so unterschwellig suggerieren möchtest !
 
Bluehorse 03.09.2022 10:09
Jesuslives
was genau will ich denn unterschwellig suggerieren? 🤔
 
(Nutzer gelöscht) 03.09.2022 10:11
dass Leute mit Problemen und Leid anfällig sind für Gemeinschaften wo ihre Gefühle bedient werden.
 
Bluehorse 03.09.2022 10:33
Jesuslives 
"dass Leute mit Problemen und Leid anfällig sind für Gemeinschaften wo ihre Gefühle bedient werden." 

Das hast Du gut erkannt. Was ist daran verkehrt? 

Umgekehrt allerdings sind Menschen - suchend nach Bestätigung - anfällig für Gemeinschaften, in denen mittels Dogmatik Halt und Orientierung geboten wird. Das ist im Grundsatz auch nicht verkehrt. Es wird aber falsch, wenn das jeweilige Dogma nicht ausreichend an Gottes Wort orientiert ist. 

Im Abgleiten zum Extremen liegt das Problem. Und es gibt leider Kirchen wie auch freikirchliche Gemeinschaften, die vielleicht gar nicht extrem sein wollen und sich selbst auch nicht so wahrnehmen, jedoch den Schwerpunkt ihres Glaubens und Verhaltens entweder auf emotionales Erleben oder auf Prinzipientreue legen. 
Weder emotionales Erleben noch Prinzipientreue (Dogmen, Traditionen) sind falsch. Jedoch beides wird falsch, wenn es - anstelle der Person Jesus - zum Mittelpunkt des Menschen wird.      
 
(Nutzer gelöscht) 03.09.2022 10:43
ja, das sind gute Beobachtungen @Bluehorse, wir sind auf dem Weg und da geht es mal daneben, nach rechts nach links und auch mal zurück, in die Emotionen, in die Traditionen, in die Prinzipientreue, 
niemand ist perfekt.
 
Schneeball 03.09.2022 11:21
. . .. "Niemand ist perfekt" . . . jou ! (@sanfte,10.43)
---
Brauchen wir auch nicht - verlangt keiner !
Gott nicht - Achtung : Obwohl es als Aufforderung in SEINER
SCHRIFT so steht ! (ICH bin vollkommen=per-fekt=lat.:'zur
Vollendung gekommen' - - Ihr sollt vollkommen sein! Ups ! )
ABER - nochmal : ACHTUNG : Es steht auch : Wir werden fallen -
wieder und wieder !
Die Devise lautet :
Aufstehen - Krone richten - Weitergehen ! (Also ist das Ganze
ein Pro-zess - wieder lat.= Ein Voran-Schreiten - eben :
Heiligung !)
Und - was den Umgang mit dem Anderen angeht :
Weil ich nicht 'perfekt' bin - es nicht sein muß,sein kann - mache
ich Fehler - und der Andere auch !
Das Beste : Ich stehe dazu - sage: Bitte,verzeih' mir - und -
Weiter geht's !
---
Das Thema,das @Bluehorse aufgegriffen hat - und die Reaktionen
gestern im Blog Teil 1 - zeigen,wie aktuell dieses Thema ist.
 
(Nutzer gelöscht) 03.09.2022 12:39
@Schneeball .............öhm, wie jetzt, bist du das Sprachrohr von Bluehorse oder unsere Nanny?
 
Schneeball 03.09.2022 16:49
@sanfte,12.39
Antwort auf Deine Frage : Weder das Eine noch das Andere.
Sorry,wenn 10.43 von Dir nur und ausschließlich an @Bluehorse
gerichtet war.
Das hatte ich so nicht gesehen.
Öffentliche Blog's/Diskussionen - und Deine Frage bzw. Bemerkung
mit der Perfektion hat die Gedanken bei mir ausgelöst,die oben
stehen.
Das ist und war alles.
 
(Nutzer gelöscht) 03.11.2022 23:18
Wort und Geist.

Auf die Balance kommt es an.
Wobei es auch vorkommen kann,
dass wir uns in einem Bereich bewegen
den wir einfach (noch nicht) vom Wort abgedeckt erkannt haben.
Die Summe des Wortes ist Wahrheit.
Der gute Hirte passt auf seine Schafe auf.
Sie werden  s e i n e  Stimme hören wenn sie in Gefahr kommen sollten.
...
 
janinaj 04.11.2022 16:02
#dass Leute mit Problemen und Leid anfällig sind für Gemeinschaften wo ihre Gefühle bedient werden.#

Das kann ich leider aus mehrfachem Erleben bestätigen. Diese Menschen machen letztlich alles an dein EIGENEN Gefühlen fest. Im schlimmsten Fall sind sie sich an einem Tag 100%ig sicher, dass sie in den Himmel kommen, am nächsten genau so sicher, dass sie in der Hölle landen. Ist zwar extrem aber leider auch eine Realität. 

Was mindestens genauso schlimm ist, ist der Anspruch dieser Personen, dass jeder genauso ticken muss - scheinbar - wie sie selbst. Tut man das nicht, ja dann ist man im schlimmsten Fall von Dämonen besessen oder würde an einer Sünde festhalten. 

Ich halte mich von charismatischen Gemeinden eher fern - die kommen oft auch nicht mit meiner Gehbehinderung klar und meinen sie müssten dann sofort beten - ob ich das will, werde ich in der Regel nicht gefragt zwinkerndes Smiley Mittlerweile kann ich das ja mit einem gewissen Humor sehen - Gott sei Dank - im wahrsten Sinne des Wortes. 

Danke für den Blog - ist ein interessantes Thema. 

Lehre und (gefühls)Leben müssen ausgewogen sein - dann ist man in der Regel auch ein fröhlicher Christ. 
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren