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Zahnärztin im Habit und mit Schleier

Zahnärztin im Habit und mit Schleier
Obwohl Schwester Ida-Maria Kastner früh den Wunsch hatte, eine eigene Familie zu gründen, wurde sie Ordensfrau. In Auerbach leitet sie eine Zahnarztpraxis, die gleich neben ihrem Kloster liegt. Im Gespräch mit M. Spendier erklärt Kastner, was das Besondere daran ist.


Die Ordensfrau Schwester Ida-Maria Kastner leitet eine kleine Zahnarztpraxis in Auerbach, einer kleinen Stadt in der Oberpfalz. Erst nach ihrer Ausbildung zur Zahnärztin spürte sie ihre Berufung fürs Ordensleben. Die 36-Jährige trat ins Kloster der bayerischen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau ein und übernahm eine kleine Praxis in Auerbach. Die Praxis liegt in der Nähe des Klosters und ist von Schwester Ida-Maria selbst ausgestattet. Womit, verrät sie im Gespräch mit katholisch.de.

Frage: Schwester Ida-Maria, wo erwische ich Sie gerade?

Schwester Ida-Maria: Ich komme gerade aus der Mittagspause direkt aus dem Kloster und bin wieder in der Praxis. Um 14 Uhr kommt der nächste Patient.

Frage: Haben Sie die Gebetszeit im Kloster heute ausgelassen?

Schwester Ida-Maria: Nein, aber ich habe heute mal die Mittagshoren vorausgebetet, um den Interviewtermin wahrnehmen zu können. Normalerweise bete ich sie in der Gemeinschaft, aber es gibt Ausnahmen. Wir beten im Konvent um 12 Uhr gemeinsam den Angelus und nach dem Essen folgt nochmals eine kleine Gebetszeit, die sogenannten "kleinen Horen". Bei den Laudes, bei der täglichen Heiligen Messe und bei der Vesper am Abend sind wir zusammen, die Mittagsgebete können je nach beruflichem Einsatzgebiet auch variabel allein gebetet werden. Eine Lehrerin muss dafür etwa nicht aus dem Unterricht weggehen oder ich nicht von einem Schmerzpatienten. Meine Arbeitszeit endet auch immer so, dass ich abends wieder an den Gebetszeiten teilnehmen kann.

Frage: Haben Sie es weit vom Kloster zur Praxis?

Schwester Ida-Maria: Nein, ich laufe nur ein paar Hundert Meter, die Praxis liegt recht nah am Kloster. Daher gehe ich auch immer zu Fuß zur Arbeit. Aber wir legen die Termine bewusst so, dass ich nicht in Hektik gerate. Außer bei Notfällen kann es auch mal länger dauern, die haben natürlich Vorrang.



Frage: Läuft Ihre Praxis gut? Wie sieht es mit dem finanziellen Gewinn aus?

Schwester Ida-Maria: Ja, Gott sorgt, wir haben gut zu tun. Als ich ins Kloster eingetreten bin, war es ein Novum, als Zahnärztin im Orden zu sein. Jetzt ist noch eine weitere Mitschwester ins Kloster eingetreten, die auch Zahnärztin ist. Sie wird mir ab Herbst in der Praxis helfen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Sie haben nach dem Finanziellen gefragt. Momentan wird noch viel investiert, aber langfristig soll der Gewinn dem Kloster und der Gemeinschaft zu Gute kommen. Wir bauen zurzeit auch eine neue Zahnarztpraxis, was natürlich ein großes Projekt ist. Die Räumlichkeiten sind zu klein und vieles bedarf einer Erneuerung. Es freut mich einfach, dass die Praxis gut angenommen wird und die Leute mir vertrauen.

Frage: Ist das ein neuer Schwerpunkt Ihres Klosters, Zähne zu reparieren?

Schwester Ida-Maria: Unser Orden ist eigentlich eher im erzieherischen Bereich tätig, aber in allem, was wir tun, können wir die Liebe Gottes ausstrahlen. Wir waren aber immer schon eine apostolisch tätige Gemeinschaft. Mir ist es daher auch wichtig, dass ich als Ordensfrau erkennbar bin. Ich trage bei der Arbeit immer ein Ordenskleid und den Schleier.


Bild: ©privat
Ihre Patienten vertrauen ihr, sagt Schwester Ida-Maria Kastner. Sie hat die Zahnarztpraxis in Auerbach übernommen. Weil die Ausstattung schon veraltet ist, bekommt sie bald eine neue Praxis ganz nah am Kloster.

Frage: Stört Sie der Habit nicht bei der Arbeit?

Schwester Ida-Maria: Nein, denn ich trage ja nicht das schwarze Festtagskleid, sondern eine spezielle Arbeitskleidung. Das ist ein weißes Kittelkleid mit einem weißen Schleier. Beides ist gut zu reinigen und daher hygienisch. Früher trugen die Ordensfrauen, die im Krankenhaus tätig waren, immer diese spezielle Ordenskleidung. Das ist sehr praktisch. Ich finde es schön, wenn ich meine Berufung auch äußerlich zeigen kann.

Frage: Kommt das gut an bei Ihren Patienten?

Schwester Ida-Maria: Es geht natürlich nicht in erster Linie darum, gut anzukommen, doch ich weiß, dass manche Patienten ein großes Vertrauen haben, weil ich eine Ordensfrau bin. Manche erzählen mir auch, dass sie die besondere Atmosphäre bei uns sehr mögen.



Frage: Was ist denn besonders bei Ihnen in der Praxis?

Schwester Ida-Maria: Bei uns hört man im Wartezimmer dezente Instrumentalmusik. Das ist meist christliche Worship-Musik. Momentan läuft eine Pianoversion von Hillsong, einer Lobpreisband. Für viele ist das sehr beruhigend, weil sie Angst haben vor den Geräuschen beim Zahnarzt. Und die Zeitschriften in der Leseecke sind ausgewählte christlich geprägte Zeitungen, wie etwa das You-Magazin. Klatschmagazine möchte ich nicht in der Praxis haben.

Frage: Warum denn nicht?

Schwester Ida-Maria: Ich denke, die üblichen Zeitschriften können die Leute woanders lesen, aber ich möchte gerne eine Alternative bieten mit Magazinen, die meinen moralischen Werten entsprechen. Und ich merke auch, dass dies bei unseren Patienten auf Interesse stößt.

Frage: Welche Bilder hängen in der Praxis?

Schwester Ida-Maria: Wir haben in den beiden Behandlungszimmern abstrakte Ölbilder aufgehängt. Auch ein Kreuz findet man bei uns in jedem Zimmer und die Schutzpatronin für die Zahnärzte steht bei uns gleich im Empfangsbereich. Ich rufe die heilige Apollonia selbst auch gerne an.

Frage: Beten Sie auch in der Praxis?

Schwester Ida-Maria: Ein kurzes stilles Stoßgebet zwischendurch, ein Gedanke an Gott oder ein Gebet auf dem Weg in die Praxis, ein Kreuzzeichen bevor ich zum Patienten gehe, das mache ich schon.
Aber es gibt kein offizielles Teamgebet in der Praxis. Da muss man wahrscheinlich auch ein gesundes Maß finden, um andere Mitarbeiter mit der eigenen Gebetspraxis nicht zu überrumpeln. Aber trotzdem möchte ich, dass die christlichen Werte hier in der Praxis eine Rolle spielen und auch für unsere Patienten deutlich sichtbar sind. Ich versuche jedem Patienten wertschätzend und aufmerksam zu begegnen. Es gibt viele Angstpatienten. Da hilft es, erstmal in aller Ruhe miteinander zu reden.

Frage: Haben Sie auch Mitschwestern als Patientinnen?

Schwester Ida-Maria: Ich halte mich natürlich an die ärztliche Schweigepflicht. Aber ich denke, es ist selbstverständlich, dass ich Personen, die ich außerhalb der Praxis kenne und die mir vertrauen, auch als Patienten betreue. Das ist wie in einer Familie, wo man sich gegenseitig hilft.

Frage: Sind auch berühmte Patienten dabei?

Schwester Ida-Maria: Also, ich lade niemanden ein, aber ich freue mich, über jeden der kommt. So eine Behandlung bei mir ist ja auch wie ein Vertrauensbeweis.

Frage: Hätten Sie im Kloster auch eine andere Aufgabe übernehmen können oder vielleicht sogar müssen?

Schwester Ida-Maria: Als ich dem Ruf Gottes gefolgt bin und mich für einen Eintritt ins Kloster entschieden habe, habe ich mich innerlich ganz frei davon gemacht am meinem Beruf festzuhalten, weil mir meine Berufung zur Ordensfrau wichtiger ist als mein Beruf, auch wenn ich ihn sehr gerne ausübe.
Heute kann ich beides miteinander verbinden und sehe es als Gnade an. Während des Noviziats, also der Ausbildungszeit als Ordensschwester, hatte ich auch Gelegenheit in die Tätigkeiten im Haus wie in der Küche oder im Gästebereich hineinzuschnuppern. Das hat mir auch gefallen.Meine Provinzoberin hat mich zu Beginn meiner Klosterzeit gefragt, ob mir mein Beruf als Zahnärztin Freude macht. Dann habe ich Ja gesagt und sie hat mich unterstützt. Aber ich glaube, dass ich im Kloster auch an jedem anderen Orten segensreich wirken könnte. ich denke, es ist weniger von Bedeutung was ich tue, sondern mit welcher inneren Haltung es geschieht und ob es zur Ehre Gottes ist.

Frage: Warum wollten Sie denn unbedingt ins Kloster, als Zahnärztin?

Schwester Ida-Maria: Ich durfte nach meiner Ausbildung im Glauben wachsen. Und das ist vielleicht viel zu harmlos formuliert. Gott hat mich mit seiner Liebe überrumpelt und ich wollte mit meinem Sein darauf Antwort geben. Ich habe gespürt, Gott will mich ganz haben. Und ich habe mich gefragt, wo das ist. So entstand der Wunsch, in einen Orden zu gehen. Ich wollte mich Gott mit meinem ganzen Leben schenken. Heute bin ich 36 Jahre alt und im Rückblick kann ich nur sagen: Gott ist gut in allem was er tut!


Von M. Spendier

Kommentare

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Ellsa 01.09.2022 09:16
Sie hatte auch einen Einsatz in Mexico bei Medical Mission:
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.medicalmissionnetwork.net/das-team-arbeitet-hand-in-hand-interview-mit-dr-ida-maria-kastner/&ved=2ahUKEwj0s_3Xg_P5AhUAgP0HHcieDXEQFnoECCIQAQ&usg=AOvVaw1GtNUzH-sCRwQGyvzdnLb8
 
(Nutzer gelöscht) 01.09.2022 09:34
Ist ja interessant, vielen Dank 🌺 
 
Alberlix 01.09.2022 10:41
Guten Morgen

Klavier Spielerin lol 

Als ich Sozialpädagogik an der Katholischen Hochschule studiert habe hatte ich 3 Kommilitoninnen die Schwestern von. "Unsere Lieben Frau" 

Die waren echt super.
Die tragen ein offenes Habit. 

Um so mehr freut mich dein Bericht hier.
 
Zeitlos5 01.09.2022 10:45
Warum nicht, 
wenn der Arbeitgeber nichts dagegen hat?!

Zeitlos
lachendes Smiley
 
hansfeuerstein 01.09.2022 21:50
Da würde ich sofort hingehen.
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