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Sind alle Christen wirklich Kinder GOTTES?

Sind alle Christen wirklich Kinder GOTTES?
Das Thema beschäftigt sich mit der großen Gefahr der Selbsttäuschung, einschließlich seiner ewigen
Konsequenzen. Die biblische Lehre des falschen Bekenntnisses wird in den Kirchen selten behandelt. Wieso wird
sie ignoriert oder vernachlässigt? Es gibt mehrere mögliche Gründe, weshalb Kirchgänger und andere nicht gewarnt werden:
• Das Thema des falschen Bekenntnisses scheint negativ, beunruhigend und unangenehm. Es ist so wie mit
der Lehre über die Hölle. Einige christliche Führungspersonen wollen es nicht lehren, wenn die Leute es
nicht hören wollen. Das Gleiche könnte von den Eigenschaften Gottes gesagt werden, die wir vielleicht
nicht schätzen, wie beispielsweise Sein Zorn, Seine
Eifersucht oder gar Seine Heiligkeit. Wird das Ignorieren dieser Dinge etwas an ihrer Wahrheit ändern?
• Massenevangelisationen, »Missionsfeldzüge« und
selbst Evangeliumsbroschüren und -traktate werden
für gewöhnlich aufgrund der Zahl der »Bekehrten«
beurteilt. Von offiziellen Sprechern werden Statistiken veröffentlicht. Prediger verwässern ihre Aufrufe
zur Bekehrung. Wenn die Aufrufe vereinfacht werden, ist die gewünschte Reaktion leichter zu erhalten. »Komm zu Jesus! Das ist alles, was du brauchst«,
ist ein typischer Appell. Abgeschwächt werden solch
unangenehme Aspekte wie Sünde, die Notwendigkeit der Buße und die ewige Strafe für Ablehnende.
Nachdem der Aufruf erwidert oder eine Entscheidung getroffen wurde, gibt es häufig wenig persönliches Bemühen, um den wirklichen geistlichen Zu-

stand der Person festzustellen. Diese Art des Weiterführens kann das Verurteilen von Sünden oder ein
tiefes Verlangen, dem Herrn folgen zu wollen, nur
geringfügig – wenn überhaupt – zum Vorschein bringen. Alles wird so schmerzlos wie möglich arrangiert.
Diese Evangelisationsversuche werden als »Leichtgläubigkeit« bezeichnet. Ist das die Art, in welcher
der Herr Jesus, die Apostel oder die Propheten predigten? Warum predigen wir nicht so, wie sie es taten? Wieso wird eine »mit Zucker überzogene« Botschaft verkündigt?
• Viele der heutigen Evangelisationsmethoden meiden
wichtige Themenbereiche, die behandelt werden sollten. Eine Frage wie beispielsweise: »Wer ist Jesus?«,
wird nicht gestellt. Viele Christen befassen sich mit
Fragenden nicht gründlich genug. Bei der Aussicht,
einen Menschen zum Herrn zu führen, haben sie es
zu eilig. Gerade so wie jemand, der besorgt ist, dass
ihm beim Fischen die Beute wieder aus dem Netz
springen könnte. Es ist wie mit dem Arzt, der eine
oberflächliche Untersuchung vornimmt und anschließend beiläufig sagt: »Sie sind gesund.« Würde das
dem Patienten Sicherheit geben?
Ein falsches Bekenntnis bringt einen Menschen in schreckliche Gefahr. Betrachten Sie die folgenden Verse, die den
Sachverhalt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten:
Die Kinder Abrahams, Isaaks und Jakobs wurden als »erwählte Menschen« bezeichnet (5Mo 7,6; Jes 44,1). Sie wurden auserwählt, um Gottes Absichten zu erfüllen, versagten darin aber. Ihre Auserwählung war mit einer Errettung
nicht gleichzusetzen, obschon sie ihrer Beziehung zu Gott
sehr sicher waren (Röm 2,17-29; 3,9). Tatsächlich waren
viele jedoch nicht errettet, da sie Gott ungehorsam waren

und lediglich auf ihre Rituale und Zeremonien vertrauten. Sie glaubten, etwas Besseres zu sein als die Nationen.
Selbst Judas Iskariot war »erwählt«, doch der Herr nannte
ihn einen »Teufel« (Joh 6,70). Er war nicht errettet. Der Herr
warnte oftmals vor falschen Hoffnungen. Im Folgenden
einige Verse zum Studium:
Matthäus 7,21-23: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!
wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern
wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.
Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr!
Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und
durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch
deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt.«
Seine Zuhörer hatten uneingeschränkte Erwartungen, in
den Himmel zu kommen, und einige von ihnen mögen
eindrucksvolle religiöse Referenzen gehabt haben. Trotzdem wird der Herr ihnen am Tag des Gerichts sagen, dass
sie von ihm weichen sollen.
Matthäus 13,38: »Der Acker aber ist die Welt; der gute Same
aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind
die Söhne des Bösen.« Die gute und die schlechte Saat
wachsen Seite an Seite. Das spricht von erretteten und nicht
erretteten Menschen, wobei auch »Kirchenmitglieder« mit
eingeschlossen sind. Bis zur Ernte ist es schwer, beide voneinander zu unterscheiden (Mt 13,30).
Matthäus 13,47-50: »Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische
von jeder Art zusammenbrachte, das sie dann, als es voll
war, ans Ufer heraufzogen; und sie setzten sich nieder und
lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die faulen warfen sie hinaus. So wird es in der Vollendung des Zeitalters
sein: die Engel werden hinausgehen und die Bösen aus
der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuer-

ofen werfen: da wird das Weinen und das Zähneknirschen
sein.« Hier stehen die »faulen Fische« für die unerretteten
Menschen unter denen, die bekennen, sich im Reich Gottes zu befinden.
Viele Verse deuten ein unangebrachtes Vertrauen betreffs
der Beziehung zum Herrn und zu Seinen Kindern an. Diese Menschen werden erstaunt sein, dass ihnen eines Tages
der Eintritt in den Himmel verweigert wird. Einige Beispiele aus der Schrift:
Lukas 13,23-27: »Es sprach aber jemand zu ihm: Herr, sind
es wenige, die errettet werden? Er aber sprach zu ihnen:
Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzugehen; denn
viele, sage ich euch, werden hineinzugehen suchen und
werden es nicht können. Sobald der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangen
werdet, draußen zu stehen und an der Tür zu klopfen und
zu sagen: Herr, öffne uns! wird er antworten und zu euch
sagen: Ich kenne euch nicht und weiß nicht, woher ihr seid.
Dann werdet ihr anfangen, zu sagen: Wir haben vor dir
gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du
gelehrt. Und er wird sagen: Ich sage euch, ich kenne euch
nicht und weiß nicht, woher ihr seid. Weicht von mir, alle
ihr Übeltäter!«
Judas 4.12-13.19: »Denn gewisse Menschen haben sich
heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht vorher aufgezeichnet sind, Gottlose. – Diese sind Flecken bei
euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit
euch halten und sich selbst weiden; Wolken ohne Wasser,
von Winden fortgetrieben; spätherbstliche Bäume, fruchtleer, zweimal erstorben, entwurzelt; wilde Meereswogen,
die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen; Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist. – Diese sind es, die Trennungen verursachen,
irdisch gesinnte Menschen, die den Geist nicht haben.«

Nicht wiedergeborene Menschen können Führungspositionen in den Gemeinden einnehmen und trotzdem sind
sie nicht mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph 1,13).
Ich predigte vor Leuten, mit denen ich Gemeinschaft hatte, die sich aber schon lange vom Glauben losgesagt hatten. Sie sind nicht »in der Lehre des Christus« geblieben
(2Jo 9; 2Petr 2,1). Andere hinterließen Frauen und Kinder,
um für den Rest ihres Lebens ein Leben der Unmoral zu
führen; sie brachen jeglichen Kontakt zu Christen ab. Meines Wissens haben sie niemals Buße getan. Deshalb frage
ich mich, ob ihr Glaubensbekenntnis je echt war. Sie haben ihre Errettung nicht verloren. Obgleich sie den Eindruck
vermittelten, waren sie niemals errettet. Dies sage ich aufgrund der oben angeführten Verse und nicht, weil es meine subjektive Meinung ist. In Wirklichkeit schmerzt es mich
sehr.
Andere Bibelverse rufen bekennende Christen auf, die
Echtheit ihres Glaubensbekenntnisses an Christus zu überprüfen. Es ist sicherlich klug, dies zu tun. Denken Sie über
diese Verse nach:
2. Korinther 13,5: »Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr etwa unbewährt seid.«
2. Petrus 1,10: »Darum, Brüder, befleißigt euch um so mehr,
eure Berufung und Erwählung fest zu machen! Denn wenn
ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.«
Einige Bibelverse rufen zur besonderen Aufmerksamkeit
gegenüber bestehenden Widersprüchen im Verhalten einer Person und seinem Glaubensbekenntnis an Christus
auf. Solche Widersprüche zeugen davon, dass sein persönliches Bekenntnis falsch ist.
1. Johannes 2,4: »Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält
seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die
Wahrheit.« Fragen Sie sich selbst: »Wer ist in diesem Fall
der Lügner?«
Jakobus 2,14: »Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand
sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa
der Glaube ihn erretten?« Solch ein »Glaube« ist kein errettender Glaube.
1. Johannes 2,19: »Von uns sind sie ausgegangen, aber sie
waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen
wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber sie
blieben nicht, damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht
von uns sind.«
Bevor Johannes seinen ersten Brief schrieb, veranschaulichte der Herr diese Wahrheit im Gleichnis des klugen
Mannes, der sein Haus auf den Felsen baute und stellte
ihm den törichten Mann gegenüber, der sein Haus auf dem
Sand errichtete (Mt 7,24-27). Der törichte Mann ist jemand,
der »diese meine Worte hört und sie tut«. Das gewohnheitsmäßige Hören des Wortes Gottes, das keinen Gehorsam dem Herrn gegenüber zur Folge hat, kennzeichnet ein
falsches Bekenntnis. Ein solches Bekenntnis ist fruchtleer,
weil es nicht mit Gehorsam verbunden ist. Wir werden
davor gewarnt, dass es einen Weg gibt, »der einem Menschen gerade erscheint, aber zuletzt sind es Wege des Todes« (Spr 14,12). Der Weg, der uns »gerade erscheint«, kann
falsch sein und in die Verdammnis führen. Der Herr Jesus
lehrte die Menschen, dass sie sogar vor der möglichen
Existenz einer Hölle fürchterliche Angst haben sollten (Lk
12,4-5).
Der Herr sagte: »Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt,
wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen« (Mt 7,19-20). Diese
Bibelstelle beginnt mit einer Warnung über den geistlichen
Lebensweg, welcher eng ist und nur von wenigen gefunden wird (V. 14). Die Schrift erwähnt häufig falsche Religionen, falsche Propheten, falsche Apostel, falsche Lehrer
und falsche Brüder. Falsch bedeutet in diesem Fall: nicht
wahrhaftig in Bezug auf Gott. Durch die ganze biblische
Geschichte hindurch haben sich viele gottlose Könige, falsche religiöse Führer und getäuschte Menschen für Gläubige gehalten. Obwohl Judas Iskariot ein Begleiter des
Herrn Jesus war, war er »der Sohn des Verderbens« und
kein Kind Gottes. Das Volk Israel wurde für Gottes Absichten abgesondert, damit sie »zum Licht der Nationen«
würden (Jes 49,6). Leider versagten sie bei der Ausführung
dieses Auftrages und entarteten in Verdorbenheit (Jer 2,21-
22). Ihr Zustand wurde so schlecht, dass der Herr über sie
sagte: »Denn sie alle sind Gottlose und Übeltäter« (Jes 9,16).
Während Seiner Zeit auf Erden sagte der Herr zu den religiösen Führern: »Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und
die Begierden eures Vaters wollt ihr tun« (Joh 8,44). Diese
»Söhne des Reiches werden hinausgeworfen werden in die
äußerste Finsternis« zur endgültigen Strafe (Mt 8,12).
Wie könnten wir angesichts der oben zitierten Bibelverse
bezweifeln, dass die Bibel von vielen Menschen berichtet,
die zwar meinen, Gläubige zu sein, sich aber letztendlich
vollkommen täuschen? Nach der Schrift beurteilt, ist ihr
Glaubensbekenntnis oder ihr Anspruch, Nachfolger des
Herrn zu sein, in vielen Fällen offensichtlich unwahr. Das
Aufkommen von falschen Glaubensbekenntnissen ist zweifelsohne eine biblische Lehre. Viele Kirchenmitglieder oder
getaufte Personen sollten vor ihrer ungerechtfertigten
Selbstzufriedenheit gewarnt sein. »Niemand verführe euch
mit leeren Worten!« (Eph 5,6).
Im folgenden Kapitel wird deutlich herausgestellt, was die
Bibel über das Wie der Errettung lehrt...https://clv.de/Mehr-Schein-als-Sein/255436

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 16:46
Sind alle Christen wirklich Christen ?

Es ist nicht überall Jesus Christus drin,
wo Christ draufsteht.
 
Fridi 20.08.2022 16:47
Bei CSC sicher nicht!
 
Sulzbacher 20.08.2022 16:57
»Ohne Glauben aber ist es unmöglich, [Gott] wohlzugefallen« (Hebr 11,6).
Die Schrift sagt nicht, dass es schwierig sei, Gott ohne Glauben zu gefallen. Sie sagt deutlich, dass es unmöglich ist.
Glaube ist der Schlüsselbegriff zur Bestimmung unserer
Beziehung zu Gott. Er ist das gottgewählte Mittel, durch
welches wir die Vergebung unserer Sünden erhalten und
in das ewige Leben eintreten. Er ist der Kanal, der einen
sündigen Menschen mit dem heiligen Gott durch den
Herrn Jesus Christus und Seinem vollbrachten Werk vom
Kreuz verbindet. Wiederholt legt die Bibel dar, dass wir
durch Glauben gerettet sind. Der Glaube ist somit die
Grundlage dafür, dass Kinder Gottes ›Gläubige‹ genannt
werden (jene mit dem rettenden Glauben) und solche, die
Gott nicht gehören, als ›Ungläubige‹ (jene ohne diesen
Glauben) bezeichnet werden.
Was ist das Wesen des rettenden Glaubens? Wie wird er
gelebt? Was beinhaltet er? Was ist der Unterschied zwischen wahrem Glauben und einer Glaubensbekundung,
die in den Augen Gottes nicht echt ist? Viele Leute scheinen »an den Glauben zu glauben«. Sie sagen, dass wir glauben müssen, zeigen aber weitläufige Unterschiede bezüglich dessen, was sie glauben.
Eine humorvolle Geschichte mag das illustrieren. Ein junger Bursche wurde von einer Gruppe, die an die Dreifachtaufe glaubte, durch Untertauchen getauft. Dies bedeutet,
dass sie den Täufling dreimal untertauchen. Der taufende
Pastor fragte den Jungen: »Glaubst du?« Und dieser antwortete: »Ich glaube.« Dann wurde er untergetaucht und
für eine ganze Weile unter Wasser gehalten. Als er auftauch-

te, wurde er wieder gefragt: »Glaubst du?« Und er erwiderte: »Ich glaube.« Wiederum wurde er untergetaucht und
für eine noch längere Zeit unter Wasser gehalten. Er tauchte
keuchend und nach Luft schnappend auf. Zum dritten Mal
fragte man ihn: »Glaubst du?« Dieses Mal ging er in die
Luft: »Ich glaube, dass du mich ertränken willst.« Diese
Antwort war gar nicht so weit von der verwirrenden und
ungenauen Vorstellung entfernt, die viele Leute von der
Wassertaufe haben. Vom rettenden Glauben ist ein besseres Verständnis als dies nötig.
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Das Alte Testament liefert verschiedene Beispiele für Glauben. Das bedeutendste spricht vom Glauben Abrahams,
da er in Römer 4 als Vorbild für rettenden Glauben zitiert
wird. 1. Mose 15,6 sagt: »Und er glaubte dem Herrn; und
er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.« Was glaubte Abraham? Er glaubte der Verheißung Gottes, dass er einen Sohn
bekommen würde, obwohl er ein alter Mann war. Er glaubte, dass seine Nachkommen so zahlreich wie die Sterne
sein würden. Das erste Mal zeigte er Glauben an Gott, als
er Seinem Befehl gehorchte, Ur in Chaldäa zu verlassen
(1Mo 12,1-4). Ebenso glaubte er Gott, als er Ihm in der
Darbringung seines Sohnes Isaak gehorchte (1Mo 22).
Abrahams Glaube bestand nicht in einer rein kopfmäßigen Zustimmung zu abstrakten Aussagen über Gott. Es
war ein Glaube, der ihn zum Gehorsam führte.
Ein Ausdruck, der manchmal parallel zu »Glauben an den
Herrn« gebraucht wird, ist »die Furcht des Herrn«. Diese
Art von Furcht gründet sich in wahrem Glauben (5Mo 31,12-
13). Hiob ist als jemand ausgewiesen, »der Gott fürchtet und
das Böse meidet« (Hi 1,8; 2,3). Diese Worte verdeutlichen
seinen Zustand sowohl in positiver als auch in negativer
Weise. Als Abraham in Gerar sagte: »Gewiss gibt es keine
Gottesfurcht an diesem Ort« (1Mo 20,11), beschrieb er eine
Stadt, in der keiner dem wahren Gott vertraute. Den einzig

wahren Gott zu fürchten, bedeutet Ihn zutiefst zu verehren.
In der Antike hatten viele Menschen eine abergläubische
Furcht vor zahlreichen falschen Göttern und bösen Mächten. Dies führte sie jedoch weder dazu, sich unausweichlich vom Bösen abzuwenden, wie es bei Hiob der Fall war,
noch basierte es auf einer besonderen Offenbarung.
Im Neuen Testament bedeutet Glauben eine feste Überzeugung, die sich auf das Hören des Wortes Gottes gründet (Röm 10,17). Die Worte für ›Gläubiger‹ und ›Ungläubiger‹ stammen von diesem Wort ab. Die grundlegende
Idee bezieht sich auf das Vertrauen hinsichtlich dessen, was
Gott gesagt hat. Vertrauen bedeutet, eine feste Überzeugung zu haben und lässt auf eine Auslieferung an den
Herrn und auf Gehorsam Ihm gegenüber schließen.
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Es werden auch andere Ausdrücke verwendet, um die Art
und Weise aufzuzeigen, auf die wir errettet wurden. Dazu
gehört: Ihn aufnehmen (Joh 1,12), Hören des Wortes Gottes (Joh 8,47) im Sinne einer Erwiderung (Joh 12,47), den
Sohn sehen (Joh 6,40; 12,45), zum Sohn kommen (Joh 5,40),
den Namen des Herrn anrufen (Röm 10,13), Jesus als Herrn
bekennen (Röm 10,9), sich an Ihn wenden (Jes 45,22) und
Ihm folgen (Mk 2,14). Dieser Indikator (Ihm folgen) bedeutet etwa dasselbe wie »in Ihm bleiben« oder »verharren«, was der Erweis wahren Glaubens ist.
Keiner dieser Ausdrücke sollte überbetont werden, als ob
er die Summe der Lehre über das Wie der Errettung enthalten würde. Durch Glauben nehmen Gläubige die »Gabe
Gottes« (Eph 2,8) an. Die Errettung ist in dem Sinne eine
Gabe, da sie nicht verdient werden kann. Sie ist kein Fahrschein in den Himmel, der bei kirchlichen Veranstaltungen ausgestellt wird, ohne Lebensübergabe an den Herrn
und Vertrauen in Sein vollendetes Werk. Wenn man die
Botschaft des Glaubens zur simplen Einladung kompri-

miert, diese »freie Gabe zu empfangen«, wird man damit
der gesamten Lehre der Schrift über das Wie der Errettung nicht gerecht.
Das Gleiche könnte über die Reduzierung des Glaubens
auf ein bloßes Bitten gesagt werden (Joh 4,10). Glauben ist
mehr als Bitten. Ebenso wenig ist Offenbarung 3,20 eine
angemessene Grundlage für den Rat: »Bitte Jesus, in dein
Herz zu kommen«, um dadurch errettet zu werden. Diese
Floskel ist eine der am häufigsten missbrauchten Errettungs-Formeln. Dieser Bibelvers wurde nicht in einem
evangelistischen Zusammenhang benutzt. Der Abschnitt
wurde der Gemeinde in Laodizea geschrieben, von welcher der Herr sagte, dass Er sie aus Seinem Mund ausspeien werde. Das zeigt, dass die Leute dort größtenteils unerrettet waren. Es war keine Formel für das Errettetwerden.
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Als der Kerkermeister von Philippi gerettet wurde, wird
berichtet, dass er und sein Haus »an Gott gläubig geworden« (Apg 16,34) waren. Das spricht nicht vom Glauben
an die Existenz Gottes, sondern vielmehr von dem, was
Paulus und Silas dem Kerkermeister über den Herrn Jesus
Christus gesagt hatten (Apg 16,31). Normalerweise glauben wir Dinge, die wir gelesen haben, die uns erzählt worden sind oder die wir aus einer anderen Quelle erfahren
haben. Was ist die Grundlage dessen, was wir zu unserer
Errettung glauben? Es sollte das Wort Gottes sein (1Thes
2,13; Röm 10,17). Der Glaube entsteht durch das Hören
oder Lesen des Wortes Gottes oder durch eine Mitteilung
der Diener Gottes über das, was Gott gesagt hat (Röm
10,14). Wir glauben dem »Zeugnis Gottes« in der Schrift
(1Jo 5,9). Wir glauben, dass Gott in dem, was Er sagt, wahrhaftig ist, der Mensch jedoch ein Lügner (Röm 3,3-4). Wir
glauben »in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott,
der nicht lügt, vor ewigen Zeiten verheißen hat« (Tit 1,2).
Folglich ist der Glaube an das Zeugnis Gottes gebunden,

das uns durch die Heilige Schrift gegeben ist. Der Apostel
verkündigt »das Geheimnis Gottes«, weil es für den rettenden Glauben notwendig ist (1Kor 2,1). Der Glaube bezieht sich nicht auf die Glaubensbekenntnisse und Traditionen der Kirche oder auf die menschlichen Beteuerungen von Führungspersonen oder Familienmitgliedern, so
gut sie auch gemeint sein mögen. Er ist nicht nur subjektives Vertrauen in unseren Herzen oder unseren persönlichen Gedanken. Wenn der Glaube nicht direkt an die Aussagen Gottes gebunden ist, basiert er auf einer anderen
Grundlage. Es ist die Bibel, die uns von einem Gott berichtet, dessen Willen es ist, Menschen zu erlösen; von einem Gott, der Seinen Sohn sandte, damit Er für uns am
Kreuz sterben sollte; von einem Christus, der fähig ist, »die
zu erretten, die sich durch ihn Gott nahen« (Hebr 7,25).
Ohne dies würde unser Glaube auf dem Treibsand menschlicher Subjektivität ruhen, gegründet auf »Gefühlen«.
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Es steht außer Frage, dass das Neue Testament den Herrn
Jesus als den Gegenstand bzw. Inhalt des rettenden Glaubens darstellt. Er forderte Menschen auf, zu Ihm zu kommen, Ihm zu folgen, Ihm zu vertrauen und Ihm zu gehorchen. Wer »an ihn glaubt«, hat ewiges Leben (Joh 3,16).
Jesus sagte: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das
Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich«
(Joh 14,7). Einige mögen diese Vorstellung als engstirnig,
verbohrt oder extrem bezeichnen, aber Jesus selbst ist die
Autorität für diesen Ausschließlichkeits-Anspruch, der alle
anderen religiösen Wege zu Gott ablehnt. Er sagte: »Ich
bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird
er errettet werden« (Joh 10,9). Denen, die Ihn fragten, was
sie tun müssten, um Gott zu gefallen, erwiderte Er: »Dies
ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt
hat« (Joh 6,29). Glauben ist keine religiöse gute Tat, durch
die man die Errettung verdient. Glaube ist eine Reaktion

auf den Befehl Gottes. Gott gebietet »jetzt den Menschen,
dass sie alle überall Buße tun sollen« (Apg 17,30). Das Johannes-Evangelium erklärt, dass es geschrieben wurde,
»damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn
Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in
seinem Namen« (Joh 20,31).
Um errettet zu werden, können wir über den Herrn Jesus
nicht glauben, was immer uns gefällt. Wir dürfen uns keinen subjektiven Jesus aufgrund unserer eigenen Wünsche
schaffen und auf diesen vertrauen. Wir sind an das Zeugnis Gottes über Ihn gebunden. Es ist wichtig zu fragen:
»Wer ist Jesus?« Es reicht nicht aus zu sagen, dass Er ein
großartiger Mensch war, ein Prophet oder gar der edelste
Mensch der Weltgeschichte.
Das Johannes-Evangelium beginnt mit der Feststellung,
dass Jesus das Wort Gottes ist und seit Ewigkeit existiert.
»Im Anfang war das Wort« und das Wort war Gott. Das
Wort »Anfang« bedeutet nicht etwa einen Zeitpunkt, an
dem Er zu existieren begann. Er existiert von jeher. Als Gott,
der Sohn, ist Er einerseits unterschieden von Gott, dem
Vater, und wird trotzdem häufig mit Gott gleichgesetzt.
Jesus ist Gott, der Sohn – und nicht Gott, der Vater. Als
solcher wirkt Er zusammen mit dem Vater innerhalb der
bemerkenswerten Einheit des einen und doch dreifältigen
Gottes. Als der Sohn Gottes wurde Er Fleisch und wohnte
unter uns (Joh 1,14). Er kam in eine Welt, die Er geschaffen
hatte, die Ihn aber nicht kannte (Joh 1,10). Der überwiegende Teil Seines eigenen Volkes (der Juden) nahm Ihn
nicht als ihren Schöpfer, Gott und Erlöser an. Wir können
Kinder Gottes werden, wenn wir Ihn persönlich als unseren göttlichen Herrn annehmen (Joh 1,12). Dann gehören
wir zu denen, die »an seinen Namen glauben«, was bedeutet, an alles zu glauben, was Er ist.
Wenn Sie nicht glauben, dass Er der ICH BIN ist (hebräisch

»jahwe«, der Name Gottes aus 2Mose 3,14), dann sagt Jesus,
dass Sie in ihren Sünden sterben werden (Joh 8,24). Jesus sagte
den Menschen einmal: »Ich und der Vater sind eins«, wobei
das letzte Wort ein Ausdruck von wesenhafter Einheit ist (Joh
10,30). Das veranlasste Seine Zuhörer, Ihn steinigen zu wollen. Als Er sie fragte, warum sie Ihn steinigen wollten, antworteten sie: »Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich
nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein
Mensch bist, dich selbst zu Gott machst« (Joh 10,33). Sie verstanden deutlich, wer Er zu sein beanspruchte.
Es ist notwendig, zu verstehen, dass das persönliche Annehmen Jesu Christi nicht in einem mechanischen oder rituell gesprochenen Gebet besteht (wie man häufig meint),
sondern vielmehr eine Frage des Glaubens an das ist, was
Er ist: Unser Schöpfer und unser Herr. Thomas erkannte
das, als er sagte: »Mein Herr und mein Gott« (Joh 20,28).
Beide Gedanken (Herr und Gott) sind in Römer 10,9 enthalten: »Wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott
ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden«. In seiner ersten Predigt verkündigt Petrus Jesus öffentlich als Herrn und Christus, den im Alten Testament
verheißenen Erlöser (Apg 2,36).
Die apostolische Verkündigung des Christus betont Seine
Auferstehung aus den Toten und Seinen damit verbundenen Sieg über Sünde und Tod (Apg 2,31-32). Es war der
auferstandene Herr Jesus, zu dem Männer und Frauen
gerufen wurden, um errettet zu werden. Er sagte: »Kommt
her zu mir« (Mt 11,28). Die Errettung liegt in einer Person.
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»Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes
nicht hat, hat das Leben nicht« (1Jo 5,12). Die Errettung
beinhaltet eine persönliche Beziehung mit Christus. Dem

neutestamentlichen Wort ›Glauben‹ folgen oftmals andere Begriffe, die zusätzliches Licht darauf werfen. Für gewöhnlich ist bei einer solchen Aussage Jesus der Inhalt des
Glaubens (Joh 3,16; Apg 20,21). Dies bedeutet buchstäblich »glauben an«. »Es bezeichnet einen Glauben, der sozusagen einen Menschen von sich selber löst und ihn in
Christus versetzt«, schreibt Leon Morris in seinem Bibellexikon. Es bedeutet nicht rein intellektuellen Glauben,
sondern – wie R.E. Nixon in einer Enzyklopädie zur Bibel
vermerkt – auch eine moralische Übergabe an die Person
Christi. Diese »Glaubensverbindung«, wie sie genannt
wurde, ist die Basis für den Vergleich mit der ehelichen
Verbindung zwischen zwei Menschen (Römer 7,3-4). Dort
in Römer 7 wird herausgestellt, dass Gläubige durch eine
dauerhafte Verbindung »eines anderen« geworden sind,
womit Christus gemeint ist (vgl. Röm 6,5). »Zu Christus
kommen« bedeutet nicht, dass man zu Ihm geht und Ihm
bloß die Hände schüttelt. Es ist eine Lebensübergabe an
Ihn – samt Leib und Seele.
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Angesichts der zentralen Position des Herrn als Gegenstand des Glaubens ist es irreführend, wenn wir Ihn von
irgendeinem Aspekt Seines Werkes unserer Erlösung trennen. Ein Vers wie in Apostelgeschichte 16,31 ist keine vollständige Darstellung der Botschaft der Errettung, sondern
nur ein einzelner Satz im biblischen Bericht. Die Botschaft,
deren zentrale Persönlichkeit Jesus ist, heißt »das Evangelium« oder »die gute Botschaft«. Das Evangelium, an das
die Korinther glaubten, beinhaltete den Tod, die Grablegung und die Auferstehung Christi (1Kor 15,1-4). Der Herr
gab Seinen Jüngern den Auftrag, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (Mk 16,15). Die Reihenfolge
der Errettung bei den Ephesern bestand darin, dass sie als
erstes das Wort der Wahrheit hörten, das Evangelium, dann
dem Evangelium glaubten und schließlich mit dem Heiligen Geist versiegelt wurden (Eph 1,13). Das Evangelium

wurde zuerst denen verkündigt, die daraufhin glaubten
(1Thes 2,9; Apg 15,7). »Gottes Kraft« liegt in der guten
Botschaft, die zur Errettung der aufnahmebereiten Seele
führt (Röm 1,16). Wer immer diesen grundlegenden Inhalt
verändert oder versucht, den Erfordernissen des Glaubens
religiöse Werke oder Rituale hinzuzufügen, steht unter einem göttlichen Fluch (Gal 1,6-9). Wie bereits erwähnt, finden wir in der Bibel kurze Bemerkungen zu Grundbegriffen des Evangeliums, die aber keine vollständige Darstellung sind. Manchmal geschah das durch den einfachen
Aufruf an die Menschen, an Jesus zu glauben. In Römer
3,25 wird Sein Blut bzw. Opfertod betont. Das Kreuz, an
dem Er starb, findet in 1. Korinther 1,18 seine besondere
Hervorhebung. Die Auferstehung wird in Römer 10,9;
Apostelgeschichte 17,3.18.31-32 und an vielen anderen Stellen herausgestellt. Kein einziger Aspekt sollte ausschließlich betont werden, so als würde man andere Grundbegriffe leugnen oder auslassen.
Diese vollmächtige Botschaft konzentriert sich auf das lebendige Wort Gottes und führt zur Wiedergeburt (1Petr
1,23). Deshalb waren die Apostel bemüht, Christi Evangelium an allen Orten vollständig zu verkündigen (Röm
15,19-20) und die wunderbare Saat auszustreuen (Mt 13,3-8).
Paulus sagte: »Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte« (1Kor 9,16).
Anhand dieser Beschreibung des Wesentlichen sehen wir,
dass die Kenntnis vom Evangelium für die Errettung notwendig ist. Die Verkündigung bringt die Erkenntnis der
Wahrheit (1Tim 2,4), die zur Errettung führt (Lk 1,77). Das
Evangelium muss gepredigt (Röm 10,14) oder durch Bücher und Schriften verbreitet werden. Es verlangt die Aussendung von Missionaren und Evangelisten. Alle Menschen müssen von der Gegenwart des lebendigen Herrn
Jesus und Seinem stellvertretenden Tod hören (1Petr 3,18),
mit dem Er den Lohn für unsere Sünden bezahlte (Röm

6,23). Jeder Hörer muss verstehen, wie Gott aufgrund des
Glaubens denjenigen rechtfertigen wird, der an den Herrn
Jesus glaubt (Röm 5,1). Eine derartige Evangelisation wird
die Hoffnung des Menschen auf den Himmel nicht von
früheren Gebeten, »Lebensübergaben« und kirchlichen
Ritualen abhängig machen.
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Am rettenden Glauben sind sowohl der Wille als auch der
Verstand beteiligt. Der Herr Jesus sagte: »Wenn jemand
seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen,
ob sie aus Gott ist« (Joh 7,17). Wenn wir bereit sind, den
Willen Gottes zu tun, sind wir auch bereit, unseren eigenen Willen Gott unterzuordnen, d.h. Ihm zu gehorchen.
Weder das Wollen noch die Bereitschaft bringen eine Notwendigkeit mit sich, gute Taten zu vollbringen oder von
schlechten abzusehen, bevor man sich Christus unterwirft.
Gottes Aufruf aus alttestamentlichen Zeiten an uns war
oftmals: »Hört auf meine Stimme«. Dieser Aufruf war zuerst an rebellische, sündige Menschen gerichtet (5Mo 8,20;
Jer 7,23-28). Gott ruft uns auf, zwischen Leben und Tod zu
wählen. Er bietet Segen oder Fluch entsprechend unserer
Entscheidung an (5Mo 30,19).
Ungehorsam wird als Unglauben angesehen (Hebr 3,18-
19). Menschen, die im Sinne von gewohnheitsmäßigem
Verhalten ungehorsam sind, sind nicht errettet (1Petr 2,7-
8; Röm 10,21). Folglich werden sie »Söhne des Ungehorsams« genannt (Eph 2,2; 5,6). Das Gleichnis in Lukas 19,14
beschreibt die Reaktion solcher Menschen gegenüber dem
Herrn folgendermaßen: »Wir wollen nicht, dass dieser über
uns König sei!« Jesus weinte, als Er von den Menschen
Jerusalems abgelehnt wurde und sagte, dass Er sie erretten wollte, doch sie wollten nicht (Mt 23,37; Lk 19,41-42).
Deshalb ist der rettende Glaube ein Akt des menschlichen
Willens, sich dem lebenden Herrn zu ergeben. Diese Hand-

lung führt zu einer inneren Bereitschaft, Ihm zu gehorchen:
»… aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild
der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! Frei gemacht
aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit
geworden« (Röm 6,17-18).
»Christus (bzw. dem Evangelium) gehorchen« ist ein
gleichbedeutender Ausdruck zu »an Christus (bzw. dem
Evangelium) glauben«. Das kommende Gericht Gottes
wird über die verhängt, »die dem Evangelium Gottes nicht
gehorchen« (2Thes 1,8; 1Petr 4,17). Die Errettung ist der
»Glaubensgehorsam« (Röm 1,5; 16,26). Das bedeutet mehr,
als nur den Tatsachen zu glauben. Bei der Errettung wird
der Geist Gottes denen gegeben, die Ihm gehorchen (Apg
5,32). Die goldene Kette der Erlösung wird in 1. Petrus 1,2
angegeben: Wir, »die auserwählt sind nach Vorkenntnis
Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi«.
Im Glauben an die Verkündigung des Evangeliums und
dem Ruf Gottes ist ein Akt des Gehorsams inbegriffen.
Gläubige werden als »Kinder des Gehorsams« gesehen
(1Petr 1,14). Es wird oft gesagt, dass es im Reich Gottes
keine Rebellen gibt. Wer die Autorität Jesu zurückweist,
ist Sein Feind und deshalb verloren (Lk 19,27). Solche
Menschen werden schließlich eines Tages dazu gezwungen, zur Ehre Gottes ihre Knie vor Ihm zu beugen, doch
dann wird es für ihre Errettung zu spät sein. Dann wird
»im Namen Jesu jedes Knie sich beugen« (Phil 2,10).
 
(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 17:11
Danke @Ralf
Sehr gut erklärt, was unter rettendem Glauben zu verstehen ist.
Nämlich Glaubensgehorsam. Und dazu muss man Gottes Wort genau kennen, sonst basiert der Glaube nur auf persönlichen Gedanken und subjektiven Gefühlen und das führt in die Irre.
 
(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 17:30
An @Sulzbacher:
Welche Intention steckt hinter deinem ausführlichen BlogThema?
 
Sulzbacher 20.08.2022 17:30
Und dazu muss man Gottes Wort genau kennen,...möchte ergänzend dazu sagen...dass es fast noch wichter ist durch dieses Wort GOTT selbst immer besser kennen und von allen anderen GÖTZEN unterscheiden zulernen...dazu noch das hier...
 
Sulzbacher 20.08.2022 17:31
GOTT hat Israel durch Seine Taten und Seine Offenbarung zu dem gemacht, was es
geworden ist. Es war darin Seines Gottes gewiss, dadurch auch Seiner eigenen Existenz.
Ihm strahlte daraus Seine Herrlichkeit (Nr. 395 siehe dort) entgegen, weit mehr aus der
Schöpfung und von allem Sichtbaren her. Im Alten Testament wird die Herrlichkeit des
wahren Gottes durch Seine Offenbarung im auserwählten Volke durch die Prophetie und
durch Seine Wunder begründet (Jesaja 41,22s.; Jesaja 43,9.11; Jesaja 44,7). Das ist eine
höhere Offenbarungsstufe als die Weltschöpfung.
1.) Die Herrlichkeit Gottes und Seiner Gesetzesoffenbarung kann auch nur die Natur ins
Licht rücken. Um Gottes Allmacht zu erkennen, wird das verzagte Volk zur
Glaubensstärkung auf die Weltschöpfung hingewiesen. Hier ist Gottes fortgehendes,
unermüdliches Schaffen wahrzunehmen (Jesaja 40,27.28). Wie Himmel und Erde Gottes
Ehre verkündigen, wird mit der Herrlichkeit verglichen, die Gott im Gesetz offenbart (Psalm
19). Der göttliche Ruhm ertönt in jeder Stimme, als ordnende Macht geht sie durch die
Lande und strahlt herrlich in der Sonne.
Es gibt Atheisten, die das Dasein Gottes leugnen und Sein lebendiges und gerechtes
Regieren in Abrede stellen (Psalm 10,4.11). Es ist aber eine Torheit, Gottes Dasein im
Unglauben zu leugnen. An den lebendigen Gott (Nr. 332 siehe dort) nicht zu glauben ist
Dummheit, denn Er offenbart Sich in der Schöpfung und im Völkergericht. Der Psalmist
ruft aus: „Kommt zur Einsicht, ihr Unvernünftigen im Volk, und ihr Toren, wann werdet ihr
klug werden? Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Oder der das Auge
gebildet hat, sollte der nicht erblicken? Der Nationen züchtigt, sollte der nicht ahnden, er,
der die Menschen Erkenntnis lehrt?“ (Psalm 94,8-10). Die Pflanzung des Auges und des
Ohres und die Bestrafung der Völker wird allenfalls noch anerkannt, aber nicht die
Lebendigkeit des göttlichen Waltens. Das entspricht ganz unserer heutigen „Gott-Ist-TotTheologie“.
Im Neuen Bund wird Gottes Dasein in der Person Jesu Christi erfahren, vor allem durch
die von Ihm ausgehenden Wirkungen. In der Zeit, als den Heidenvölkern gepredigt wurde,
war es nötig, den wahren Gott aus dem Gebiet zu beweisen, das jene heidnischen Völker
kannten. Paulus predigte in Lystra den Gott, der Himmel und Erde schuf und Sich ihnen
durch Wohltaten nicht unbezeugt ließ (Apostelgeschichte 14,15.17). Zu den Athenern
redete der Apostel noch umfassender. Der wahre Gott gibt Leben und Odem, Er ist der
Herr der Weltgeschichte, die Abstammung des Menschengeschlechtes von einem Paar
und die Ausbreitung auf dem Erdboden ist von Ihm angeordnet. Das veranlasst die
Menschen, Ihn zu suchen (Apostelgeschichte 17,15-29). Aus der Natur, aus der
Geschichte und dem menschlichen Wesen wird Gottes Dasein bewiesen. Das
Nichtsichtbare Gottes wird durch die Erschaffung der Welt offenbart (Römer 1,20). Gott
macht Sich wie ein Meister durch Seine Werke kenntlich (Hebräer 3,4). Im Inneren des
Menschen wird die Erkenntnis Gottes offenbart (Römer 1,19). Zu einem gewissen
Wahrnehmen Gottes in der Natur kommt es bei jedem.
Was dieser Gott ist, ergibt sich aus Seinen Werken. Er ist der Schöpfer Himmels und der
Erde (1. Mose 24,3). Er ist demnach überweltlich. Gott bedarf keines Anderen
(Apostelgeschichte 17,25). Er hat aus Sich Selbst Sein Dasein. Wenn Gott der Schöpfer
von Geistern ist, muss Er Selbst geistig sein (Apostelgeschichte 17,29; 4. Mose 27,16).
Gott schuf bewusste Geschöpfe, denn Er ist Selbst bewusst (Psalm 94,9). Er erweist
Gutes (Apostelgeschichte 14,17), weil Er ein guter Gott ist. Gottes Weisheit wird im
weiteren Verlauf der Gottesoffenbarung ausgestrahlt. Gottes Herrlichkeit offenbart sich in
der Schöpfung (Psalm 19,1). Die Heilige Schrift hat hiervon in Jesaja, Hiob und in den
Psalmen majestätische Schilderungen. Gottes Herrlichkeit wird gepriesen im Größten, in
den Erscheinungen des Himmels, in gewaltigen Naturereignissen, in Katastrophen der
Erde, auch im Kleinsten, dem Menschen, dem Säugling, den Vögeln des Himmels, den
Lilien des Feldes. Eine ganze Fülle der Gottesgedanken bietet erst die Offenbarung, im
Unterschied zu den unbestimmten Umrissen.
a.) Von dem Bisherigen aus kann der Wert der Gottesnamen für die Offenbarung des
unsichtbaren Gottes ermessen werden. Die Sprache ist eine wichtige Urkunde für die
Heilsgeschichte. Die Namen Gottes sind eine treffliche Quelle, aus welcher die
Gotteserkenntnis sich erschließen lässt. Was dem Menschen über Gott bekannt wurde, ist
kurz gesagt von den Namen Gottes abgeleitet. Die Gotteserkenntnis entspricht den
Gottestaten, sie charakterisieren jede Epoche der Heilsgeschichte, der sie angehören. Sie
bezeichnen nicht Gott nach Seiner Vollkommenheit und nach Seiner Innerlichkeit,
vielmehr wie Er durch die Heilstaten an der Welt erscheint. Jede Wahrheit spiegelt in den
Gottesnamen ihr Licht und Recht wieder. Jede Verheißung und Drohung, die im Alten
Bundesvolk laut wird, hat in den Namen Gottes ihre Bürgschaft, ihren Sinn, ihre lebendige
Kraft. Jedes Gebet aus dem Herzen der Gottesfürchtigen, jedes Vertrauen auf Gottes
Hilfe, jeder Trost der Vergebung, jede Hoffnung auf Erlösung und ein zukünftiges Heil,
alles das hat seine Sicherheit, seinen Sinn, die ganze Wahrheit und Wirklichkeit in den
Gottesnamen.
Die Gottesnamen haben auf den verschiedenen Stufen der Gottesoffenbarung eine sehr
unterschiedliche Entwicklung im Blick auf ihren Inhalt und Sinn, den sie zu erkennen
geben. Es sind Gottesbezeichnungen, die aus der Gotteserkenntnis bestimmter Zeiten
stammen. Für den wahren Gott sind dadurch zahlreiche Namen im biblischen
Sprachgebrauch üblich.
b.) Der erste Gottesname ist „El“ (Nr. 101 siehe dort) (Gott), der schon in den Namen
„Mehujael“ und „Methusael“ (1. Mose 4,18) vorkommt. Er bedeutet „der Mächtige“. Er ist
unter den Gottesnamen die älteste Benennung. Er hat darum die meisten Zusätze, die Ihn
als den wahren Gott charakterisieren. Bemerkenswert ist die Zusammenstellung „El-Elijon“
(Nr. 14 siehe dort), „der höchste Gott“ (1. Mose 14,18). Höher steht der Name „Elohim“
(Nr. 108 siehe dort) (vgl. Josua 22,22). Er ist dem Alten Testament eigentümlich und
kommt in keiner anderen semitischen Sprache vor. Der Singular davon ist „Eloah“ (Nr. 106
siehe dort) als Bezeichnung des wahren Gottes nur in poetischen Stellen. Er bedeutet ein
Gegenstand des Schauderns. Der Plural „Elohim“ (Nr. 108 siehe dort) bezeichnet eine
unbestimmte Weite der Ausdehnung, um eine Fülle von Macht und Kraft anzudeuten. Der
Name ist daher der allgemeine Ausdruck für Gott, er kann auch für die Heidengötter
gebraucht werden. Wegen seiner Weite und Fülle ist dieser Name im Alten Testament die
stehende Bezeichnung Gottes. Mit dieser Benennung Gottes werden allgemein kosmische
Erweisungen ausgesprochen, während der Gott, der Sich Israel offenbart, den
Eigennamen „Jahwe“ (Nr. 416 siehe dort) trägt. „Elohim“ nennt das Verehrungswürdige
nach der mehrfachen Inhaltsfülle, das vom Leben Gottes durchdrungen wird.
Es ist sicherlich nicht zufällig, dass die ältesten Namen Gottes die Kraft, das
Furchterregende, die unbegrenzte Fülle betonen. Die Erkenntnis von Gottes ewiger Kraft
in den Schöpfungswerken wird durch den Namen Elohim (Nr. 108 siehe dort) offenbart
(Römer 1,20).
c.) Israels Bundesgott, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbart Sich. Gott sprach
zu Abraham: „Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir und sei vollkommen“ (1. Mose
17,1). Gott bezeugt Selbst, Er sei dem Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott
(Nr. 112 siehe dort), „El-Schaddai“ (Nr. 112 siehe dort) erschienen (2. Mose 6,3). Dieser
Gottesname ist für die patriarchalische Zeit eigentümlich. Er bezeichnet Gottes
wunderbare Allmacht, welche die Natur durchbricht und sie den göttlichen Reichszwecken
dienstbar macht. Die Verheißung einer großen Nachkommenschaft, auch der göttliche
Schutz hängen mit der Enthüllung dieses Namens zusammen. Der Heilige Gottes durfte
weder von Pharao, noch von Abimelech angetastet werden. Segen und Schutz wird
zusammengefasst (1. Mose 15,1). Isaak hielt die Erinnerung an die Taten und
Verheißungen des Allmächtigen fest, er segnete in diesem Namen seinen Sohn Jakob (1.
Mose 28,3). Jakob erfuhr Ihn als den gleichen Gott seiner Väter (1. Mose 28,13-15); er
erlebte Ihn in Mesopotamien (1. Mose 31,42.53) und bei seiner Rückkehr nach Kanaan (1.
Mose 35,11). Am Ende seines Lebens segnete er im Namen des Allmächtigen seine
Söhne (1. Mose 49,25). Im ganzen Alten Bunde erhält sich dieser Gottesname (vgl. Psalm
91,1; Psalm 68,15; Joel 1,15; Jesaja 13,6; Hesekiel 10,5), ganz besonders steht er oft im
Buche Hiob.
Der Name „Allmächtiger Gott“ offenbart die ganze Schöpferkraft, die mit dem
Bundesverhältnis in Beziehung steht. Abraham wird auf die Fülle des Sternenhimmels
hingewiesen (1. Mose 15,5). Der Erzvater erfasst das in ganzer Reinheit und Tiefe, als
eine Kraft, die das Nichtseiende als Seiendes ruft. Er glaubte Gott dem Lebendig
machenden, der ihm seinen Sohn von den Toten wiedergeben konnte. Das war der
Höhepunkt der göttlichen Wundermacht (Römer 4,17; Hebräer 11,12.19). Das Maß der
göttlichen Allmacht offenbart auch die Entstehung und den Bestand der Welt, das
Universum in seiner Ausdehnung ohne Maß und Zahl und in seiner wohlbemessenen
Ordnung (Psalm 104,5.24; Hiob 38-41; Jesaja 40,28-31); am wogenden Völkermeer,
dessen Gewalt Er bändigt und bricht (Psalm 33,10; Psalm 46,7). Gottes Allmacht wird
erkannt an den Wundern der Heilsgeschichte (5. Mose 3,24; 5. Mose 11,7), an den
Schlusswundern der Auferstehung, des Weltgerichtes und der Weltumwandlung (Psalm
102,26-28; Johannes 5,20; Titus 2,13). Das volle Maß der göttlichen Allmacht ist, dass Er
alles nach Seinem Wort und Willen bewirkt (Psalm 33,9; Psalm 115,3).
Die Allmacht des Bundesgottes weist hier in Gottes Innenleben, in Seinen Willen, der Sein
Leben trägt und zusammenfasst. Gott hält den gewaltigen Reichtum Seiner Schöpfung in
Seiner Hand, denn Er besitzt die vollkommene Selbstmacht und Unveränderlichkeit. Das
ist alles in dem Namen „Jahwe“ (Nr. 416 siehe dort) enthalten.
d.) Der Gottesname „El-Schaddai“ gehört der patriarchalischen Offenbarung an, Jahwe ist
zur mosaischen Gottesoffenbarung einzugliedern. Nach 2. Mose 6,3 wird der „Allmächtige
Gott“ der Zeit der Väter zugewiesen, Gott habe ihnen Seinen Namen Jahwe noch nicht
offenbart. Das bedeutet nicht, die Väter hätten den Namen Jahwe noch nicht gekannt.
Schon zu Enos Zeiten wurde dieser Name angerufen (1. Mose 4,26). Eva nannte ihn
schon (1. Mose 4,2). Die Kritik beanstandet den so frühen Gebrauch des Jahwe-Namens,
aber mit Unrecht. Jahwe steht in frühen Zeiten mit Eigennamen in Verbindung, was die
sichersten Geschichtszeugnisse sind. Abiah, der Engel Benjamins (1. Chronik 7,8), Bitjah,
die Tochter Pharaos (1. Chronik 4,18), vor allem Jochebed, die Mutter Moses (2. Mose
6,20) sind Beweise. Der Name Jahwe stammt aus der göttlichen Uroffenbarung, da auch
schon in der Schöpfung Gottes ewige Kraft wahrgenommen wird. Die Stelle 2. Mose 6,3
ist so zu verstehen, dass die Väter den Namen Jahwe in seiner Bedeutung noch nicht
erfahren haben. Eine spätere Generation erlebte es, dass Gott als Jahwe der
Unveränderliche ist.
Bei der Berufung Moses gab Sich Jahwe als der „Ich bin, der Ich bin“ zu erkennen (2.
Mose 3,13), was Sein Name ewiglich sei (2. Mose 3,14.15). Jahwe bedeutet „der
Seiende“. Es ist kein Sein im übernatürlichen Sinn eines starren, unbeweglichen Seins,
vielmehr ein Sein, das in die Zukunft hinein verläuft und vom göttlichen Ich getragen wird,
dass heißt „Ich werde sein“, es pulsiert Leben und Bewegung in demselben. Es ist eine
geschichtliche und ethische Betätigung des göttlichen Seins, dem eine göttliche
Wesenseigenschaft zugrunde liegt. Die an dieser Stelle gebotene Erklärung (2. Mose
3,13): „Ich bin, der Ich bin“ (Nr. 412 siehe dort) ist maßgebend. Es kann betont werden:
„Ich bin“ oder: „Ich bin, der Ich bin.“
e.) Im ersten Falle ist der Sinn, „Ich habe das Sein durch mich selbst und bin das, was ich
von mir aus sein will“. Es ist so der Ausdruck einer göttlichen Person, mit persönlichem
Selbstbewusstsein und eigener Selbstbestimmung. Sein Wissen und Wollen kommt aus
der Quelle des göttlichen Seins. Der Name Jahwe (Nr. 416 siehe dort) ist eine
überirdische Majestät, der Gott der Götter (Nr. 298 siehe dort). Der Satz: „Ich bin Jahwe“
(2. Mose 6,7; 2. Mose 7,5.17) ist im Munde des Bundesgottes sehr vielsagend. Das liegt in
der kurzen Form: „Ich bin, der Ich bin!“ (Nr. 412 siehe dort).
Der zweite Fall hat den Sinn: „Ich bin mir stets gleich, Ich bin unveränderlich.“ Es hat
seinen Ursprung im Ersten. Gott bestimmt Sich rein aus Sich heraus, in Seinem Verhalten
kann von nirgendher eine Änderung in Seinem Verhalten bewirkt werden. Diese
Bedeutung tritt in dem Namen Jahwe: „Ich bin, der Ich bin“ in den Vordergrund, dass er im
Sinne der Ewigkeit gebraucht wird (vgl. 1. Mose 21,33; Jesaja 40,28; Jesaja 41,4; vgl.
Offenbarung 1,8), es ist dann eine Grundlage des Vertrauens (5. Mose 7,9; Hosea 12,6.7;
Maleachi 3,6).
e.) Der Begriff „Ewigkeit“ erscheint in der Bibel zunächst abstrakt als die Erhabenheit
über die Zeit. Der Ewige (Nr. 130 siehe dort) behauptet alle Zeiten hindurch Sein Sein, Er
geht in sie ein; Er reicht in alle Ewigkeiten zurück (Psalm 90,2) und ist immer der Zukunft
zugewandt. Der Bundesgott Jahwe verbürgt Israel eine Zukunft, dass Er sagt: „Ich werde
sein!“ Treffend wird im Neuen Bund dieser Gedanke in dem christologischen Hoheitstitel:
„Gott, der König der Ewigkeiten“ (Nr. 329 siehe dort) ausgedrückt (1. Timotheus 1,17).
f.) Es ist die Verbindung „Jahwe Elohim“ (Jahwe Gott) zu beachten. Jahwe (Nr. 416 siehe
dort) ist der Gott der Heilsgeschichte, der Sich Seinem Volke offenbart, mit ihm redet und
Sich ihm menschlich zu erkennen gibt. Es werden daher die Verbindungen gebraucht:
„Wort (Nr. 625 siehe dort) des Herrn; Name (Nr. 517 siehe dort) des Herrn; Engel des
Herrn (Nr. 114 siehe dort), Auge des Herrn (Nr. 46 siehe dort), Hand des Herrn (Nr. 373
siehe dort), Arm des Herrn (Nr. 41 siehe dort), Mund des Herrn“ (siehe dort) und andere
Anthropomorphismen. Elohim (Nr. 108 siehe dort) bedeutet Gott in Seinen allgemeinen
schöpferischen Beziehungen. Es ist der Gottesgedanke, der dem natürlichen Bewusstsein
entspringt. Bezeichnend ist die Anwendung beider Namen in 4. Mose 27,16 und 16,22.
Der Bundesgott, von welchem die Geistesgaben ausgehen, heißt an erster Stelle „Jahwe“
(Nr. 416 siehe dort), „der Schöpfer“: Gott, aus dessen Fülle der natürliche Lebensgeist
kommt, heißt an beiden Stellen „Elohim“. Ebenso ist es im 19. Psalm, Jahwe offenbart
Sich im Gesetz, Elohim in der Schöpfung und in der Natur.
g.) Charakteristisch ist die Offenbarung des Gottesnamens „Jahwe“ bei der
Bundesschließung. Es wird dadurch offenbart, dass Gott Selbst alles frei aus Sich heraus
bestimmt und im Bunde so Seine Gnade enthüllt. Die Unveränderlichkeit, die im Namen
Jahwes liegt, begründet, dass Sich der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs auch ihrer
Nachkommen annimmt, was für den Bestand des Bundes die alleinige Garantie sein kann.
Der Eintritt Jahwes in den Bund mit Israel ist in seiner Heiligkeit und Gnade begründet,
was beides mit dem Jahwe-Namen eng zusammenhängt. Heiligkeit und Gnade sind die
Quellen der ganzen Heilsgeschichte Israels. Eine unrichtige Auffassung davon versperrt
jedes richtige Verständnis der Heilstatsachen in Israel.
2.) Jahwe, der Gott Israels heißt auch der „Heilige“ (Nr. 382 siehe dort). Das ist nicht nur
eine Eigenschaft, sondern ein Name Gottes, ein besonderer Name des Gottes Israels (Nr.
328 siehe dort). Die Grundbedeutung des hebräischen „qadosch“ kann „nur ein sich
Verneigen in Furcht“ oder „schneiden, abschneiden“ ausdrücken. Danach wäre Gott der
stets Neue, der zu Fürchtende, und der von allem Auszuschneidende, der Unverletzliche.
a.) Die göttliche Heiligkeit ist nach außen hin die furchtbare, unantastbare Majestät. Der
Begriff „furchtbar“ ist schon in den ältesten Geschichtsspuren mit dem Gottesnamen
Jahwe verbunden. Es heißt in 2. Mose 15,11: „Wer ist dir gleich unter den Göttern,
Jahwe? Wer ist dir gleich, herrlich im Heiligtum, furchtbar, löblich, wundertätig?“ Die Furcht
erscheint als nächster Eindruck von der Heiligkeit Gottes. Heiligt Jahwe Zebaoth (Nr. 427
siehe dort) deutet an: „Er sei euer Schrecken und eure Furcht“ (vgl. Jesaja 8,13; Jesaja
29,23; 1. Petrus 3,15). Die Abweichung von Gott ist das Gleiche wie den Heiligen in Israel
(Nr. 385 siehe dort) zu verachten. Gott ist unnahbar, dass Ihn niemand sehen kann, ohne
zu sterben (2. Mose 33,20; 1. Timotheus 6,16). Wer die Bundeslade anrührte oder auch
nur anschaute, starb (2. Samuel 6,7; 1. Samuel 6,19). Wer dem Heiligtum nahte, durfte
nicht mit Neugier schauen (4. Mose 4,20). Mose musste die Schuhe ausziehen an dem
Ort, wo Gott Sich offenbarte. Im Dunkel der Wolkensäule, im verschlossenen
Allerheiligsten, auf dem unnahbar gemachten Sinai war Seine Wohnung. Das griechische
„hagios“ (heilig) schließt damit übereinstimmend die ehrfurchtsvolle Scheu in sich.
Die Majestät bildet einen wesentlichen Grundzug der Heiligkeit Gottes. Man beachte: „Wer
ist wie du?“ (2. Mose 15,11). Gott ist niemand zu vergleichen (Jesaja 40,25). Er ist der
Majestätische im einzigen Sinne des Wortes (1. Samuel 2,2), der Einzige, dem allein der
göttliche Name und die göttliche Würde zukommt (Psalm 18,32; 2. Samuel 7,22). Vor Ihm,
dem Heiligen in Israel (Nr. 385 siehe dort) (Jesaja 12,6) wird alle Hoffart erniedrigt (Jesaja
5,15). Er ist der Erhabene (Nr. 122 siehe dort), der in der Höhe und im Heiligtum wohnt
(Jesaja 57,15). Jahwe thront auf einem hohen und erhabenen Stuhl, Seraphime beten Ihn
an mit bedecktem Angesicht und bedeckten Füßen, von Seiner Ehre ist die ganze Erde
erfüllt (Jesaja 6,3). Wer in Furcht (Jesaja 8,12), im Gehorsam (3. Mose 20,8; 4. Mose
15,40), im Glauben (4. Mose 20,12.13), in Seiner Ordnung Ihn anbetet (Psalm 99,3.5.9;
Psalm 77,14) heiligt den Heiligen in Israel.
b.) Mit der Heiligkeit Jahwes berührt sich auch sehr eng die Herrlichkeit (Nr. 395 siehe
dort). Heilig und herrlich stehen oft zusammen (vgl. 2. Mose 15,11; 3. Mose 10,3; Jesaja
60,4), sie werden auch füreinander benutzt: „Heiliger Arm“ (Nr. 41 siehe dort) und
„Herrlicher Arm“ (Nr. 41 siehe dort) (vgl. Jesaja 52,10; Jesaja 63,12). Ausdrücklich wird die
göttliche Heiligkeit und die Einzigkeit Seine Verherrlichung genannt (2. Mose 29,43;
Hesekiel 38,23). Der Heilige (Nr. 382 siehe dort) ist auch der Herrliche (siehe dort), Seine
Wunder eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, Wunder werden dem Heiligen
zugeschrieben (2. Mose 15,11; Psalm 77,14.15; Psalm 98,1). Die Heiligkeit ist die
verborgene Herrlichkeit, die Herrlichkeit ist die aufgedeckte Heiligkeit. Die Heiligkeit
umfasst noch die Liebe in Herrlichkeit. Die Heiligkeit bezeichnet noch das Ethische in Gott,
zur Herrlichkeit gehören Gottes Vollkommenheiten, Seine Macht, Seine Ewigkeit. Gottes
Heiligkeit offenbart Sich in Seinem Reich, Seine Herrlichkeit dagegen in der ganzen Welt
(vgl. Psalm 8,2).
Gottes Verhältnis zur Welt besteht zunächst in der Absonderung. Gott in Seiner
unnahbaren Majestät hat darum bei Seinem Volk eine abgesonderte Wohnung. Was auf
Erden heilig ist und Gott zugehört, muss vom Gemeinen ausgesondert sein, wie der
Sabbat (1. Mose 2,3), die Opfergeräte, die Erstgeburt (2. Mose 13,12), der Stamm Levi (4.
Mose 3,41), das Volk Israel (2. Mose 19,5.6), im Neuen Bunde Christus, der von den
Sündern ausgesonderte Hohepriester (Hebräer 7,26). Gott der Heilige in Israel ist nach
alttestamentlicher Auffassung nicht ein Mensch (Hosea 11,9).
c.) Gott der Heilige sondert Sich nicht nur von der Welt ab, sondern Er lässt die Welt nicht
wie sie ist. Gottes Heiligkeit will die Welt heiligen und ihr den Stempel aufdrücken. Gott,
der Vater des Lichts (Nr. 599 siehe dort) ist der Urquell aller guten Gaben (Jakobus 1,17).
Gott, der Vollkommene führt auch alles zur Vollkommenheit. Das große Ziel aller Wege
Gottes ist, dass die ganze Erde Seiner Ehre voll werde (4. Mose 14,21; Jesaja 6,3;
Habakuk 3,3).
Die Welt ist unheilig. Gottes Wahl und Wille kann das Kreatürliche heiligen (2. Mose 3,5; 2.
Mose 29,43). Sein Heiligungswerk beginnt damit, dass Er Sich die Absonderung des
Volkes Israel vornimmt, das Er es aus allen Völkern herausnimmt, um es zu Seinem
Eigentum zu machen (2. Mose 19,5.6) und mit ihm in Gemeinschaft zu treten (3. Mose
20,26). Gott, der in Israel wohnt (Psalm 22,4), ist sein Bildner (Nr. 65 siehe dort) (Jesaja
45,11), sein Retter (Nr. 381 siehe dort) und Wiederhersteller (Jesaja 43,3; Jesaja 49,7),
der Heilige in Israel (Nr. 385 siehe dort). Israel kann Gott seinen Heiligen (Nr. 382 siehe
dort) nennen (Habakuk 1,12). Gottes Absicht ist, dass Israel auf die theokratische
Ordnung eingeht, Ihn heiligt und ein heiliges Volk wird. Jahwe heiligt Sich umgekehrt
durch Gericht an den Unheiligen und Ungehorsamen (3. Mose 10,3; vgl. 1. Samuel 6,10).
Jesaja musste dem Volk das Gericht ankündigen (Jesaja 6,9-12), dass ein heiliger Same
übrigbleibe (Jesaja 6,13). Beides ist aber ein Ausfluss der göttlichen Heiligkeit (Jesaja
6,3).
d.) Gott der Heilige offenbart auch in dem inneren Inhalt Seine Heiligkeit, Seine
unverletzliche Majestät. Der Grundzug des Menschen ist Sünde und Unreinigkeit (Jesaja
6,5). Der Mensch denkt sich sogar seine Götter unrein. Heiligkeit fehlt bei sämtlichen
heidnischen Göttern in den vorderasiatischen Religionen, welche das Geschlechtliche in
das Göttliche hineintragen und Unzucht zum Gottesdienst erheben. Gott aber, der Heilige,
ist nicht wie sie. Er ist der vollkommen Reine. Von Ihm heißt es: „Denn nicht bist du ein
Gott, dem Gottlosigkeit gefällt, der Böse wandelt nicht vor dir“ (Psalm 5,5). Er ist rein in
vollkommenem Sinne, dass die Engel nicht rein vor Ihm sind (Hiob 4,17). Auf dem Berge
Gottes kann nur der Reine wohnen (Psalm 15,1-2), nur die reines Herzens sind, können
Gott schauen (Matthäus 5,18); was gleichbedeutend ist mit: „Ohne Heiligung wird niemand
den Herrn sehen“ (Hebräer 12,14). Heilig und rein sind gleichbedeutend. Auf dem heiligen
Berge kann nichts Unreines wandeln (Jesaja 35,8).
Das ganze Gepräge der alt- und neutestamentlichen Offenbarung ist Heiligkeit. Ein reines
Leben ist im Dienste Gottes das höchste Ziel. Gottes Majestät ist Vollkommenheit im
höchsten Sinne, sie ist vollkommene Reinheit des Willens. Der nach dem Bilde Gottes
geschaffene Mensch hat in Gott sein Urbild und die Norm seines Strebens (Matthäus 5,48;
Epheser 4,24; Epheser 5,1; 1. Petrus 1,15). Nach der theokratischen Gesetzgebung ist die
göttliche Heiligkeit die Grundlage für die Herrlichkeit des Volkes (3. Mose 19,2), sie wird
der Reinheit des Volkes vorgestellt (3. Mose 11,45). Gott der Heilige steht der
menschlichen Unreinheit gegenüber, die Heiligkeit der Menschen hat in der göttlichen
Heiligkeit ihr Urbild. Gott der Heilige ist Abbild und Vorbild für Sein geheiligtes Volk.
Die Welt ist dem Vergehen, dem Tode ausgeliefert. Gott der Heilige ist über allem
Vergänglichen erhaben, Er schließt die Fülle des Lebens in Sich. Gott der Einzige, der
Herr und Schöpfer der ganzen Welt, kann nur durch und durch als der Lebendige (Nr. 332
siehe dort) gedacht werden. Der Tod, die Krankheit und was damit zusammenhängt, ist für
Jahwe ein Gräuel, für den Menschen etwas Verunreinigendes. Die Verehrung des
Heiligen, das Streben des Wollens (Psalm 16,10; Habakuk 1,12) ist ein innerer
Widerspruch. Dieser Gedanke ist nicht allein aus der Heiligkeit Gottes, sondern auch aus
dem Namen Jahwes abgeleitet. Der hebräische Jahwe-Name erinnert an „sein“ und
„leben“, oder das Leben. Es ist hier der krasse Gegensatz gegen die vorderasiatischen
Religionen wahrzunehmen.
e.) Gottes Heiligkeit besteht in einer unverletzlichen Majestät Seines Lebens. Es ist ein
Grundgedanke göttlicher Vollkommenheiten. Die theokratische Ordnung ist mit der
Heiligkeit Gottes engstens verbunden, sie ist ein Ausfluss der inneren göttlichen
Lebensordnung. Erst im Mosaismus ist bestimmt von der Heiligkeit Gottes die Rede. Die
Grundbestimmung der Heiligkeit beherrscht die Bundesschließung im Gesetz, da, wo
sonst reinigen gebräuchlich ist, steht hier „heiligen“, was sonst furchtbar heißt, wird jetzt
heilig genannt (vgl. 2. Mose 19,10; vgl. 1. Mose 35,2; 2. Mose 3,5; 1. Mose 28,17).
3.) Eine andere Grundbestimmung ist, dass Jahwe „gnädig“ ist. Sobald es mit der
Gründung der Theokratie zur Ausprägung der göttlichen Heiligkeit kam, wurde nach dem
Bundesbuch die Barmherzigkeit Gottes enthüllt. Durch die angedrohten Gerichte bricht
aus dem Herzen Gottes die Gnade hervor. Gott nennt Sich Selbst in dem feierlichen
Augenblick, in welchem Er sich Mose zu schauen gibt, den Barmherzigen und Gnädigen,
der langsam zum Zorn, aber reich an Gnade und Wahrheit ist (2. Mose 34,6). Diese
Prädikate sind mit dem Jahwe-Namen verbunden, die hernach in Psalm 103,8-13 mit dem
Vater-Namen (Nr. 591 siehe dort) zusammen genannt werden (vgl. Joel 2,13). Dieser
göttliche Vater-Name kommt schon in 5. Mose 32,6 vor, wo Gott Israels Vater heißt. Wie
ein Mann seinen Sohn trägt und zieht, pflegt Gott Israel (5. Mose 1,31; 5. Mose 8,5). Mit
mehr als Mutterliebe nimmt Sich Gott dem Volke Israel an (Jesaja 49,15). Es fehlt nicht an
dem bestimmten Ausdruck der Liebe (5. Mose 7,8.13; 5. Mose 33,3; Hosea 14,5; Jeremia
31,3). Für Israel ergibt sich, dass es Gott als Vater danken soll (5. Mose 32,6), und Ihn als
solchen ehren (Maleachi 1,6). Es darf das gläubige Vertrauen aus diesem Vaternamen,
die Hoffnung der Erhörung schöpfen (Jesaja 63,16; Jesaja 64,8). Es ist ein oberflächliches
Gerede, das Alte Testament wisse nur von einem heiligen, zornigen Gott, aber nichts von
einem Gott der Liebe. Die Heiligkeit steht allerdings im alttestamentlichen Gesetz im
Vordergrund. Gottes ganzes Verhalten zu seinem Bundesvolke ist im Grunde genommen
die Liebe. Der leuchtendste Geschichtsbeweis der Gnade Gottes und Seines Vatersinnes
gegen Sein Volk ist Israels Sohnesname in Ägypten und seine Errettung aus dem
Diensthause. Der Glaube versenkt sich immer wieder darin. Mit dieser Gnadentat war der
Anfang gemacht und die Bürgschaft für jede weitere Gnade und Barmherzigkeit gegeben
(Hosea 11,1.8; Jeremia 31,20). Gottes Liebe zum erwählten Volke fährt fort, wenn auch
der Bund gebrochen ist, sie erstreckt sich noch über Israel hinaus (5. Mose 33,3; Jona
4,10.11).
Die Liebe (Nr. 489 siehe dort) Gottes ist der Urquell, aus dem der göttliche Entschluss
entspringt, eine Welt zu schaffen und in einer stufenweise aufsteigenden Offenbarung sich
ihr mitzuteilen. Sie ist das freie, selbstlose sich Erschließen für andere. Gott ist in Sich
vollkommene Harmonie und vollendet gut, und die offenbarende Liebe. Es ist Gottes freier
Willensentschluss, Sich liebend zu offenbaren und ein Leben zu geben, dem Er Sich in
seligem Genuss enthüllt und Sich völlig hingibt. Die Liebe ist eine göttliche
Hauptgesinnung, ein Grundgedanke, der eine Reihe von Vollkommenheiten trägt.
4.) Die göttliche Heiligkeit steht auch mit der Gnade in Verbindung. Die Heiligkeit geht
nicht geradezu in der Liebe auf, denn Bibelstellen wie 2. Mose 15,1; 1. Samuel 6; Jesaja
6, in welchen Gottes Heiligkeit mit dem Wohnen Gottes in Verbindung steht, mit dem
gültigen Loben, Danken, Anbeten (Jesaja 57,15; Psalm 22,4; Psalm 99,3.5.9; Psalm
105,3), oder mit dem Vertrauen (Psalm 33,21), oder mit dem messianischen Heil (Jesaja
41,14; Jesaja 43,3.14; Jesaja 47,4) begründen diese Ansicht keineswegs. Die Stelle
Hosea 11,9: „Nicht will ich ausüben den Grimm meines Zornes, nicht will ich umkehren
Ephraim zum Verderben, denn Gott bin ich und nicht ein Mensch in deiner Mitte, heilig,
und nicht komme ich in die Stadt“ ist keine Stütze für diese Behauptung. Die Heiligkeit
wäre dann das Gegenteil vom vernichtenden Zorn. Die genannten Bibelworte könnten
schon von Gottes Liebe an Israel reden durch die Niederwerfung der Feinde und das
Gericht über die Sünde. Hier aber ist vorwiegend der Gesichtspunkt der Majestät Gottes,
dass Ihm von Israel Lob und Dank gebührt. In der erwähnten Hoseastelle (Hosea 11,9)
soll ausgesprochen werden, Gott der Heilige ist nach Seinen himmelhohen Heilsgedanken
weit entfernt vom Rachegefühl, das auf Vernichtung abzielt, auch von dem Wechsel
menschlicher Veränderung (1. Samuel 15,29; 4. Mose 23,19; Maleachi 3,16), dass Er Sich
Selbst aufgeben würde, wenn Er Ephraim aufgeben würde, in dessen Mitte Er wohnen
wollte. Die angeführten Stellen bezeugen schon die Offenbarung der göttlichen
Vollkommenheit, was als ein Heiligen anzusehen ist, dessen Ziel ist, dass der Name
Gottes vor allen Heiden verherrlicht wird (vgl. Jesaja 29,23; Hesekiel 36,23). Die
Entheiligung des Namens Gottes unter den Heiden ist das Gegenteil. Der Liebe Gottes
wäre wenig gedient, wenn die Heiligkeit dadurch aufgehoben würde. Gott bewahrt in
Seiner Liebe Seine Gottes-Würde und Hoheit.
a.) Es ist auch unmöglich, die Liebe völlig in der Heiligkeit aufgehen zu lassen. Das InsWerk-Setzen der Schöpfung ist lediglich Gottes freier Liebesentschluss. Die Heiligkeit
verlangt von der aus Gottes Willensbeschluss hervorgebrachten Schöpfung die Heiligung.
Es ist aber einseitig zu meinen, Gottes Heiligkeit werde durch die Sünde aufgeregt. Die
Liebe wird schon dadurch in Bewegung gesetzt, wie das die Offenbarung der
Gottesnamen in 2. Mose 34,6 deutlich zeigt. Beachtenswert ist, dass in der göttlichen
Vergeltung (2. Mose 20,2-6) die Gnade die Strenge übertrifft.
b.) Die Liebe und die Heiligkeit Gottes sind sorgfältig auseinander zu halten, um ihr
harmonisches Zusammenwirken recht zu begreifen. Die Liebe eröffnet Gottes Heiligkeit für
die Schöpfung, für ihren Besitz und Genuss. Die Heiligkeit verleiht der göttlichen Liebe
ihren unaussprechlichen Wert in der Herablassung des Majestätischen und Reinen, um
den Gegenstand der Gnade zu sich emporzuheben. Die göttliche Liebe erlangt dadurch ihr
Maß, in das die Heiligkeit sich bewahrt. Gott kann nur erretten und selig machen auf dem
Wege der Heiligung der sittlichen Vollendung.
5.) Mit dem Namen „El-Schaddai“ (Nr. 112 siehe dort), „Allmächtiger Gott“ (Nr. 19 siehe
dort), „Jahwe“ (Nr. 416 siehe dort), „der Heilige“ (Nr. 382 siehe dort), „der Gnädige“ (Nr.
296 siehe dort) hängen einige weitere Bestimmungen des göttlichen Wesens zusammen.
Es ist die Einheit Gottes, der lebendige Gott, der eifrige Gott. Das ist im Alten Testament
von Anfang an eine Voraussetzung.
a.) In der mosaischen Offenbarung gilt der Grundsatz und das theokratische Grundgesetz:
„Höre Israel, Jahwe unser Gott, Jahwe ist Einer“ (5. Mose 6,4). Es ist damit zu
vergleichen: „Du hast gesehen, zu erkennen, dass Jahwe derselbe ist, der Gott und außer
ihm keiner ist“ (5. Mose 4,35). In dem Namen Jahwes liegt das Seiende, dass Er der
einzige Gott ist. Andere Götter gibt es keine neben Ihm. Wenn es dagegen in 1. Mose
1,26; 1. Mose 3,22; 1. Mose 11,7; Jesaja 6,8 scheinen könnte, als wäre eine Vielheit in
Gott, so kann dennoch nicht von einer polytheistischen Vorstellung die Rede sein. An
diesen Stellen (1. Mose 1,27; 1. Mose 11,8; Jesaja 6,8) steht im Zusammenhang die
singulare Vorstellung. Wo der Name „Elohim“ (Nr. 108 siehe dort) nicht den wahren Gott
bezeichnet, steht die Pluralverbindung (2. Mose 32,4.8; 1. Samuel 4,8). Der Plural in 1.
Mose 1,26 wird als Plural der Selbstaufforderung aufgefasst, der mit Sich Selbst zu Rate
geht und Sich Selbst auffordert, der Sich gleichsam in Zwei aufteilt, in den, der auffordert
und aufgefordert wird, dass dann die Mehrheit in „wir“ zusammengefasst wird. Es gibt
auch Fälle, wo Gott Sich zum Tun auffordert, dass nur der Singular dort vorkommt (1.
Mose 2,18; Psalm 12,6; Jesaja 33,10). Schwerlich sind hier, wie sonst (Psalm 89,7; Psalm
8,6; 1. Mose 3,22), die Engel mit einbegriffen. Engel waren eben nicht an der Schöpfung
beteiligt. Es ist hier an den Majestätsplural zu denken, wonach Gott aus der Fülle
göttlicher Vollkommenheiten und Kräfte von und mit sich redet. Damit wird angedeutet, wie
tief der Ratschluss aus der Tiefe des inneren Reichtums hervorgegangen ist (Römer
11,33), Menschen nach Seinem Bilde zu schaffen.
Der Beweis für die Einheit Gottes sind die großen Rettungstaten im Gegensatz zur
Nichtigkeit der Götter. Gott führte Israel aus Ägypten, hielt Gerichte über die Völker und
fremden Götter und überwand sie fortwährend (2. Mose 12,12; 5. Mose 32,37.39; 1.
Könige 18,21). Die heidnischen Götter sind gegen den wahren Gott ohnmächtig (2. Mose
12,12; 2. Mose 15,11) und nur innerhalb ihres Landes begrenzt. Der wahre Gott ist
Besitzer der ganzen Erde (2. Mose 9,29), Er hat Himmel und Erde gemacht (2. Mose
20,11; 2. Mose 31,17), die Götter sind dagegen nichts (5. Mose 32,21; Psalm 96,4.5;
Psalm 97,7), sie sind tot (Psalm 106,28). Ihre Nichtigkeit ist ihren Schnitzbildern gleich
(Jesaja 44,10; Jeremia 10,3). Hinter den Götzen stehen im höchsten Falle Dämonen (1.
Korinther 10,20). Aus der Einheit Gottes ergibt sich, dass man keine anderen Götter
neben Ihm haben darf (2. Mose 20,3), dass man sich dem Einen Gott (Nr. 280 siehe dort)
ungeteilt hingibt und Ihn von ganzem Herzen liebt (5. Mose 6,4.5).
b.) Der Eine Gott (Nr. 280 siehe dort) offenbart Sich als „der Lebendige“ (Nr. 332 siehe
dort). Er ist das Gegenteil von den toten Göttern (5. Mose 32,37-39; Psalm 106,28;
Jeremia 10,10; Psalm 115). Gottes Lebendigkeit ergibt sich aus Seinem Walten in der
Schöpfung (Jesaja 10,10), durch Seine Machttaten in der Geschichte am Einzelnen (1.
Mose 16,14) am Volke Gottes (Josua 3,10), in Seinem Wohnen unter dem erwählten
Volke, durch Sein Reden durch die Propheten und durch Seine Offenbarung am Sinai (5.
Mose 5,26). Für die Gottesfürchtigen liegt darin ein Trost. Sie treten vor Ihn mit ihren
Gebeten, wenn auch die Sünde drückt (Psalm 51), oder die Not sie ängstigt (Jesaja
37,14). Ihr tiefster Seelendurst veranlasst, nach dem lebendigen Gott zu schreien (Psalm
42,3.6). Sie erleben Ihn als den Lebensquell (Psalm 36,10) und freuen sich in dem
lebendigen Gott (Psalm 84,3). Er ist das Fundament des Glaubens (Hosea 1,10) und der
Hoffnung (Jesaja 3,10) Seines Volkes, der nie versiegende Kraftquell für die Müden
(Jesaja 40,28-31). Gottes Lebendigkeit ist verzehrend für alles Fleisch (5. Mose 4,24),
auch ein Grund, Ihn nicht lästern zu dürfen (1. Samuel 17,36), wie der Riese Goliath und
der assyrische Mundschenk (Jesaja 37,4.17). Die Lebendigkeit ist mit Gott engstens
verbunden, denn vor Gott und Menschen wird bei dem lebendigen Gott geschworen. Die
Propheten bedienen sich oft der Formel: „So wahr Gott lebt!“ und: „So wahr Jahwe lebt!“
Daraus kann gefolgert werden, dass die Lebendigkeit Gottes mit dem Namen Jahwe
zusammenhängt.
c.) Im Neuen Testament erscheint der lebendige Gott ganz im gleichen Sinn, im Sinne des
wahrhaftig Seienden (Matthäus 16,16), im Gegensatz zu den Götzen (Apostelgeschichte
14,15; 1. Thessalonicher 1,9; 2. Korinther 6,16; 1. Timotheus 3,15), als Grund des Hoffens
(1. Timotheus 4,10; 1. Timotheus 6,17), im Sinne des Rächenden (Hebräer 10,31), der
zum Zeugen angerufen wird (1. Timotheus 6,13), bei dem man schwört (Offenbarung
10,6). Im Alten Testament ist die Lebendigkeit Gottes die Kraft des Lebens, die Quelle
Seines kräftigen Waltens und Eingreifens in der Welt. Das Neue Testament geht hier
weiter. Es offenbart, dass Gott der Lebendig machende ist (Johannes 6,57). Es wird hier
betont, dass Gott das Leben in Sich Selbst hat (Johannes 5,26).
d.) Die gleiche Betätigungskraft liegt in dem Eifer Gottes (2. Mose 34,14). Gottes Eifer ist
vorwiegend Sache eines heiligen und gnädigen Willens. Es ist das brennende Wallen
Seiner Energie, das sich in Gericht und Gnade offenbart (2. Mose 20,5.6; Jesaja 9,7).
Einerseits ist es der Eifer der Rache oder des Zornes (2. Mose 32,10; 4. Mose 25,3; 5.
Mose 31,17; 5. Mose 32,21), eine Erregung der heiligen Majestät Gottes gegen alles, was
sie antastet (5. Mose 4,23.24; Josua 24,19). So eiferte Gott gegen Sein widerspenstiges
und abtrünniges Volk in Gerichten vom Wüstenzuge bis zum babylonischen Exil.
Abgötterei (4. Mose 25,3; 5. Mose 32,17.21) und der Bundesbruch (2. Mose 33,10)
entzündeten ganz besonders Gottes Eifer. Sie sind ein Attentat auf Gottes Einheit (Nr. 99
siehe dort). Die Schrift betont den Zorn Gottes mit Seiner Heiligkeit. Das Licht Israels (Nr.
479 siehe dort) wird zum Feuer, sein Heiliger (Nr. 382 siehe dort) wird zur Flamme, welche
die Heiden verzehrt (Jesaja 10,17). Weil sie sich an den Heiligen vergreifen, wendet Sich
Sein Eifer gegen sie.
e.) Gottes Eifer ist auch die Inbrunst Seiner heiligen Liebe (Sacharja 1,14). Gott machte
energisch das Verhältnis geltend, mit welchem der heilige Gott Sein Volk zu Sich erhoben
hat. Wenn Gottes Zorneseifer gegen Sein Volk entbrennt, lässt Er Sich alles Übels
gereuen (2. Mose 32,10-14). Gottes Zornes- und Liebeseifer ist ein Entbrennen (Hosea
11,8). Es sind wohl anthropopathische Ausdrücke, aber sie entsprechen der inneren
Bewegung im Herzen Gottes. Der Eifer des Zornes und der Liebe sind engstens
miteinander verbunden. Die Energie, mit welcher Gott Seine Liebesabsicht verwirklicht,
wendet sich gegen die, welche Ihm im Wege stehen. Die Liebe bewahrt die Heiligkeit der
unverletzlichen Majestät Gottes.
6.) Die Propheten und Poeten des Alten Bundes fassen den Bundesgott Israels als
Weltregent auf. Die geschichtlichen Beziehungen Israels zu den Weltmächten boten ganz
besonders Anlass zu dieser Erkenntnis.
a.) Gottes kosmisches Walten kommt durch den Namen „Gott Zebaoth“ (Nr. 630 siehe
dort) zum Ausdruck. Ausführlich lautet der Name: „Jahwe Gott Zebaoth“. Ein Vorkommen
dieser Verbindung ist es schon, wenn Gott von Abraham genannt wird „Gott des Himmels“
(Nr. 320 siehe dort) (1. Mose 24,3), was dann bei Daniel (Daniel 2,18.20.37), Esra (Esra
5,11.12; Esra 6,9.10; Esra 7,12.21.23), Nehemia (Nehemia 1,4.5; Nehemia 2,4.20) und im
Munde des Herrn wiederkehrt (Matthäus 11,25). Der Name „Gott Zebaoth“ kommt seit 1.
Samuel 1,11 oft vor, besonders bei Jesaja und Jeremia. Im Neuen Testament kehrt er
wieder in dem Namen „Allherrscher“ (Nr. 19 siehe dort) (Pantokrator, der in der
Offenbarung aus der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes für Zebaoth
entnommen ist (Offenbarung 4,8; Offenbarung 21,22).
Die Bedeutung von Zebaoth (Heerscharen) weist zunächst auf die Sterne hin (Jesaja
40,26). Wenn die umliegenden Völker die Gestirne des Himmels anbeteten, dann wird mit
dem Namen „Gott der Heerscharen“ Gottes Erhabenheit über alle diese Mächte
ausgesprochen (Jesaja 24,23). Damit verbindet sich der Gedanke an die Scharen im
Himmel, der Wohnung Gottes, an die dort anbetenden Engel (vgl. 1. Mose 32,28; 1.
Könige 22,19; Nehemia 9,6). Sie umstehen gleichsam Seinen Thron als die
Großwürdenträger. Wie Gottes Tun auf Erden durch Engel vermittelt wird, so sind sie auch
bei Erscheinungen zum Gericht und zur Überwindung auf Erden Gottes Begleiter. In
anderer Beziehung ist Gott als Herr ein Gott der Heerscharen. Wenn es sich um das
Dasein des Waltens Gottes handelt, verbindet sich auch eine kriegerische Bedeutung mit
diesem Gottesnamen (Jesaja 31,4; Joel 2,11; Sacharja 14,5; vgl. 1. Samuel 17,45). Mit
dem Namen Jahwe Zebaoth werden die Gläubigen daran erinnert, dass Israels Gott der
Herr aller Weltmächte und weit über sie erhaben ist. Er vermag Sein Volk gegen die
widerstrebenden Mächte zu schützen, um den Zweck Seines Reiches auszuführen.
b) Jahwe (Nr. 416 siehe dort), der Gott Israels (Nr. 328 siehe dort), der Herr der Welt
(siehe dort) heißt Zebaoth, Er ist der Heilige und Gnädige in Israel, der Weltregent der
Gerechten. Der Begriff kommt schon im Munde Abrahams vor. Er nennt Gott den „Richter
aller Welt“ (Nr. 338 siehe dort). Das Gottesgericht der Sintflut offenbarte Gott besonders
als Richter (1. Mose 18,25). Mose schreibt Gott die Richtertätigkeit zu (5. Mose 32,4). Die
Gerechtigkeit ist ein Grundzug des Wesens Gottes, der ganz besonders bei den
Propheten erscheint. Gottes Heiligkeit und Gnade wird ganz besonders in Israel offenbar.
Gottes Gerechtigkeit enthüllt Sich im Gebiet der Heidenvölker, in der Natur und der
Tierwelt (Psalm 36,7; Jona 4,11). Das Wort „gerecht“ weist nach seiner Wurzelbedeutung
auf das Gerade und Feste hin. Gerechtigkeit ist die Geradheit und Festigkeit in Seinem
Wirken und Walten. Das Gleichbleibende und Feste wird durch die göttliche Wahrhaftigkeit
besonders ausgeübt, ein Ausdruck, der mit Gerechtigkeit nahe verwandt ist.
Die göttliche Gerechtigkeit harmoniert mit dem Liebesziel, das Gott in Seiner Verheißung
Sich gesetzt hat, mit dem Heil Israels und der ganzen Welt, und der Heiligung und
Verherrlichung Gottes. Gottes Verherrlichung ordnet die eigenen Ziele harmonisch zu dem
Gesamtziel des Ganzen zusammen. Gottes Gerechtigkeit, die vor allem das Heil der
gesamten Schöpfung beabsichtigt, ist in erster Linie mit Seiner Güte und Gnade verwandt
(Psalm 145,7). Die Errettung von Feinden oder von der Sünde, die zunächst auf die
Gerechtigkeit Gottes zurückzuführen ist (Psalm 5,9; Psalm 31,2; Psalm 36,7; Psalm 71,2),
kann als Güte angesehen werden. Da wo das Gericht nicht im Gesichtskreis liegt (Psalm
40,11; Psalm 51,16; Psalm 69,28) ist die Gerechtigkeit mit Gnade gleichbedeutend. So
erhält im Propheten Jesaja (Jesaja 59,17; Jesaja 1,27) die Gerechtigkeit ganz die
Bedeutung des heilschaffenden Tuns (Jesaja 45,8-23; Jesaja 54,14; Jesaja 60,17; Jesaja
61,10.11; vgl. Jesaja 1,18). Die Gerechtigkeit ist die Macht, um das Bundes- und
Reichsziel zu erreichen (Jesaja 46,13; Jesaja 51,5). Die levitischen Heiligungsgebote des
Gesetzes werden zur Zeit der Propheten und Psalmen mehr auf ihren inneren Gehalt
ausgesprochen, auf die Gottes- und Nächstenliebe geleitet, dass die Heiden auch ein
Gegenstand des göttlichen Heilsrates sein sollen (Jona 4,10.11). Die Heiligkeit, welche
das göttliche Gebot erfüllt, wird damit zur Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit hält
unerschütterlich am Ziel der göttlichen Liebe fest, sie führt zur Wahrhaftigkeit und wird zur
Treue, die sich nicht verleugnen kann (2. Timotheus 2,13), sie ist auch im Neuen
Testament (1. Johannes 1,9) mit der Gerechtigkeit parallel.
Gottes Gerechtigkeit hält fest an der Heiligkeit in dem weltherrschenden Walten dem
Menschen gegenüber, was als Vergeltung anzusehen ist. Gott vergilt allen Geschöpfen
nach ihrer Beschaffenheit. Die Gerechtigkeit bekennt sich zu denen, die in Gottes
Ordnung leben. Über die Gottlosigkeit verhängt sie auch das Gericht, weil sie Gottes
heilige Ordnung übertritt. Die Vergeltung hängt mit Gottes Gerechtigkeit eng zusammen,
ebenso mit der Unveränderlichkeit, Heiligkeit und Gnade. Sie ist in dem Namen Jahwe
(Nr. 416 siehe dort) enthalten. Sie findet ihre Veranschaulichung in dem oft
wiederkehrenden Namen: „Gott, ein Fels“ (5. Mose 32,4.30.31). Die Gerechtigkeit hat
ihren Urquell in der Heiligkeit, die in ihren Ordnungen unveränderlich bleibt und sich mit
Gottlosigkeit nicht vereinigt (Habakuk 1,13). Sie ist die ausführende Macht der Heiligkeit
(Jesaja 5,16).
Die Heiligkeit und die Gnade haben ihr Wirkungsgebiet in der Theokratie, die Gerechtigkeit
dagegen umspannt den weiten Umfang der göttlichen Weltregierung. Gottes Gerechtigkeit
ordnet den Willen Seiner Heiligkeit und Gnade in dem Gesamten der göttlichen
Weltregierung. Die Gerechtigkeit wird so auf diesem Gebiet vermittelt und verwirklicht. Sie
schließt die Wohnung und Herstellung des Heils aller in sich, aber auch die Ordnung
Gottes innerhalb des göttlichen Herrschaftsgebietes.
c.) Das Prädikat „der Gerechte“ zeigt den Willen und das Walten der Heiligkeit und Liebe
des Weltherrschers. Der Name „der Weise“ (Nr. 20 siehe dort) offenbart die Intelligenz des
göttlichen Weltregimentes. Die göttliche Weisheit dient der göttlichen Heiligkeit und Liebe,
um Gottes Heiligung in der Welt zu verwirklichen. Weisheit und Gerechtigkeit berühren
sich nahe. Die Weisheit vertieft sich in das Gesetz und leitet die göttliche Lebensordnung
des Volkes (Psalm 119,18; Psalm 19,5). Sie bringt dem geübten Auge die ganze Fülle
göttlicher Gedanken entgegen (Psalm 92,6; Psalm 104,24; Psalm 139,17). Gott hat mit
Weisheit die Welt gegründet (Sprüche 3,19), sie richtet in ihrem Sinnen den göttlichen
Weltplan aus (Sprüche 8,22; Hiob 28,23). Im Neuen Testament ist es eine Weisheit, die
das Verständnis der Menschen und Engel übertrifft (Römer 11,33; Epheser 3,10). Sie
gestattet eine Ahnung in die Tiefen der göttlichen Weisheit.
7.) Die Grundgedanken von Gott im Neuen Testament sind: „Gott ist Geist“ (Nr. 177 siehe
dort), „Gott ist Licht“ (Nr. 473 siehe dort), „Gott ist Liebe“ (Nr. 489 siehe dort). Manche
Bestimmungen im Alten Testament über Gottes Vollkommenheiten werden im
neutestamentlichen Schrifttum wiederholt. In der Offenbarung, dem einzigen
prophetischen Buche im neutestamentlichen Schrifttum, wird die alttestamentliche
Sprache gesprochen. Die Aussagen über Gott in den Schriften des Alten Bundes werden
in gewissem Sinne abgeändert. Der Gedanke von dem lebendigen Gott führt zu dem Sinn,
dass Gott Leben in Sich Selbst hat, was sich in Jesus erfahren lässt (Johannes 5,26; 1.
Johannes 5,20). Der Name Jahwe (Nr. 416 siehe dort), wird umgesetzt in „Der da ist, der
da war, und der da kommt“ (Offenbarung 1,4; Offenbarung 4,8); nachdem sich Christi
Wiederkunft erfüllt, heißt es: „Der da ist und der da war“ (Offenbarung 11,17; Offenbarung
16,15). Die Aussagen des Alten Testamentes über Gott werden auf die Person Christi und
auf die Erlösung in Ihm bezogen. Es kommen hier auch Aufschlüsse hinzu, die noch mehr
in Gottes Wesen schauen lassen, als dies im Alten Testament der Fall ist. Um die
fundamentalen Aussagen gruppiert sich im Neuen Testament alles, was über Gott
offenbart wird. Es sind die Sätze: „Gott ist Geist“, „Gott ist Licht“, „Gott ist Liebe“.
a.) Der erste Satz: „Gott ist Geist“ (Johannes 4,24) wird von Jesus Selbst ausgesprochen.
Er begründet damit die Wahrheit (Nr. 612 siehe dort), dass man Gott im Geist und in der
Wahrheit anbeten muss. Was Gott ist, kann aus der Anbetung im Geist gefolgert werden.
Gott im Geist anbeten ist nichts Äußerliches oder an einen örtlichen Kult gebunden, es
geschieht im Innersten des Herzens (1. Korinther 14,15). Gott ist als Geist an keinen
Raum gebunden, vielmehr erfüllt Er das Inwendige und dringt ins Innerste (1. Könige 8,27;
Jeremia 23,23). Er ist darum allwissend (Psalm 139). In der Offenbarung wird diese
vielfältige, alles durchdringende Tätigkeit Gottes „die sieben Geister Gottes“ (Nr. 217 siehe
dort) genannt (Offenbarung 1,4; Offenbarung 4,5). Gott durchwaltet alle Räume und
Zeiten. Er ist über alles der Erhabene (Nr. 122 siehe dort), Er bringt alles hervor, Er ist die
allesdurchdringende Kraft (1. Timotheus 1,17).
Gott im Geist anbeten heißt (Epheser 6,18) anhaltend beten. Im Geist Gott dienen
bedeutet, aus ganzer Kraft Gott dienen (Römer 1,6). Alles Leben hat seinen Sitz im Geist
(Römer 12,11). Wenn Gott Geist ist, ist Er lauter Kraft und Leben, ja der Urquell aller Kraft
und alles Lebens. Gott und der Geist erscheint auf allen Lebensstufen als Kraftquell des
Lebens (Jeremia 31,3). Damit hängt zusammen, dass der Herr vom lebendigen Wasser
als von einer Gottesgabe spricht (Johannes 4,10). Es ist ein Wasser, das in den Gläubigen
selbst ein sprudelnder Quell wird. Es wird damit auf den Empfang des Geistes
hingewiesen. Wenn Gott einen Lebensquell in die Herzen gibt, muss Er Selbst ein
Lebensquell sein. Der Herr sagt das mit Bestimmtheit (Johannes 5,26). Der Vater (Nr. 591
siehe dort) hat Leben in Sich Selbst. Das hängt damit zusammen, dass Er Geist ist.
Hierher gehört, dass Paulus schreibt, Gott hat Unsterblichkeit und Unvergänglichkeit (1.
Timotheus 6,16; Römer 1,23; 1. Timotheus 1,17), oder wenn von der Kraft des
unauslöschlichen Lebens die Rede ist (Hebräer 7,16), womit das ewige Leben bezeichnet
wird.
Im Geist beten kommt aus dem vollen Gottes- und Selbstbewusstsein, denn wir wissen
was wir beten (Johannes 4,22). Der Geist ist die Leuchte (Nr. 471 siehe dort) im Gemüt
(Sprüche 20,27), im Menschen ist Er das Wissende (1. Korinther 2,11). Der Geist
versichert uns der Gotteskindschaft. Wenn Gott Geist ist, ist Er auch das Persönliche, der
Wissende im höchsten Sinne des Wortes, der bis in die Tiefen alles durchschaut (1.
Korinther 2,10-11).
Die Anbetung im Geist bedeutet, im Allerheiligsten anbeten, das heißt, wo der Heilige
Geist Seine Stätte hat. Es ist eine Verbindung oder Gemeinschaft zwischen Gott und
Mensch, ein rechter Gebetsverkehr (vgl. Apostelgeschichte 17,28). Der Geist ist, was man
mit Gott gemeinsam hat, weil von dem „Vater der Geister“ (Nr. 594 siehe dort) er uns bei
der Schöpfung eingehaucht wurde (Hebräer 12,8). Im gefallenen Menschen ist bereits
dieser Geist erloschen, er ist Fleisch (Johannes 3,6). Es kann darum nur der von oben her
Geborene Gott recht anbeten (vgl. Johannes 4,24), auf Grund der Kindschaft Gottes, der
Gemeinschaft mit Ihm (Römer 8,15). Gott ist als Geist das Höchste, vollkommenste
Leben. Er ist die bewusste Macht des Guten.
Gott in der Wahrheit (Nr. 612 siehe dort) anbeten, ist auch zu beleuchten. Das bedeutet
nicht allein Aufrichtigkeit, dass das Innere mit dem Äußeren harmoniert. Es wird damit
auch die Anbetung bezeichnet, die dem Geist entspricht. Es ist das bei der Anbetung
einzusetzen, was den Kern, den höchsten Wert der Persönlichkeit ausmacht.
b) Die zweite Aussage: „Gott ist Licht“ (1. Johannes 1,5) ist zu betrachten. Es wird hier vor
allem mit Licht die göttliche Heiligkeit betont. Jesus benutzt nur einmal das Prädikat
„heilig“ (Johannes 17,11). Seine Gesetzesauslegung in der Bergpredigt fließt aus einem
Erfüllt sein, aus dem Bewusstsein der göttlichen Heiligkeit. Er verlangt geradezu
Vollkommenheit auf Grund der göttlichen Vollkommenheit (Matthäus 5,48). Wie sehr der
Herr Gott als den Heiligen ansah, besagen Seine Worte: „Niemand ist gut, denn der Eine
Gott“ (Markus 10,18; Matthäus 19,17). Gott ist für Ihn die Quelle alles Guten. Jakobus
nennt Gott als den Urquell des Guten, den Vater der Lichter (Nr. 599 siehe dort) (Jakobus
1,17). Das bedeutet zunächst „Schöpfer der Himmelslichter“ (Hiob 38,28). Gott, der Quell
dieser Lichter hat sie alle überstrahlt, dass bei Ihm keine Veränderung der Ab- und
Zunahme, eine Überschattung durch einen Wechsel seine Stelle hat. Er ist eben Sich
Selbst, die Fülle des Lichtes, statt eine Versuchung zum Bösen kommt von Ihm jede gute
und vollkommene Gabe. Neben dem Ausdruck von „Licht“ steht auch der Charakter der
Heiligkeit (vgl. Psalm 104,2; Hesekiel 1,10; Habakuk 3,3) und die Seligkeit des göttlichen
Lebens (Psalm 4,7; Psalm 27,1; Psalm 36,10; Johannes 8,12). Das alles Durchdringende
des Lichtes bezeichnet Gottes Allwissenheit (Daniel 2,22).
Johannes spricht den bestimmten Satz aus: „Gott ist Licht und Finsternis ist nicht in ihm“
(1. Johannes 1,5). Er tritt damit der trügerischen Ansicht entgegen, als vertrage sich die
Liebe zur Sünde mit dem Stand der Gläubigen. Licht bezeichnet hier den Gegensatz zur
Sünde, es harmoniert mit Gottes Heiligkeit. Das Licht durchdringt und straft die Sünde
(Jona 3,20). Licht schließt auch Gottes Liebe und Selbstmitteilung nach außen hin in sich.
Wenn vom wahrhaftigen Licht die Rede ist, schließt das auch den Wandel der Liebe in
sich. Unsere Liebe muss sich an der göttlichen Liebe entzünden. Es liegt da offenbar die
Ansicht zugrunde, dass Licht auch Liebe ist, welche ihr Liebesleben mitteilt (1. Johannes
2,8-10; 1. Johannes 4,9.10). Da in Christo das Licht der Liebe als unser Leben erschien
(Johannes 1,1) ist dieser Satz die Gesamtsumme des Evangeliums.
Gott ist ein heiliges Licht im Gegensatz zur Sünde (vgl. 1. Timotheus 6,16), denn Gott
wohnt in einem Licht, da keiner hinzukommen kann. Kein Mensch kann Ihn sehen, denn
„unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (5. Mose 4,24; Hebräer 12,29; vgl. 5. Mose 9,3).
Das Lichtsein Gottes, mit dem die Selbstoffenbarung und Selbstmitteilung verbunden ist,
veranlasst Paulus, Ihn den Vater der Herrlichkeit (Nr. 597 siehe dort) zu nennen (Epheser
1,17). Er hat Christum dadurch auferweckt (Römer 6,4); Er wird angerufen, um zur
Erkenntnis des herrlichen Erbteils zu erleuchten, um voll zuzubereiten, um mit der ganzen
Fülle (Nr. 162 siehe dort) Gottes erfüllt zu werden (Epheser 1,18; Epheser 3,16-19). Man
hat hier an Gottes Kraft (Nr. 457 siehe dort), Weisheit (Nr. 616 siehe dort) (Epheser 1,18),
an Seine Gnade (Römer 9,23; Johannes 1,14) und an Seine Erhabenheit zu denken
(Johannes 17,22; 2. Korinther 3,18). In der Herrlichkeit Gottes offenbart sich Seine ganze
Fülle. Paulus konnte sagen, dass in Christo die ganze Gottesfülle leibhaftig wohnt
(Kolosser 2,9), die Herrlichkeitsfülle in Gott zu genießen ist Glückseligkeit. Gott der Selige
(Nr. 542a siehe dort) genügt Sich Selbst (Apostelgeschichte 17,25). Er hat Leben in Sich
Selbst (1. Timotheus 6,15). Durch das Evangelium teilt Er Seine Herrlichkeit mit. Es heißt
darum das Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes (1. Timotheus 1,14). Durch die
Zukunft Christi will Er Seine Herrlichkeit verwirklichen, die Er als der selige Gott dann
erscheinen lässt (1. Timotheus 6,1s).
c) Gott verwirklicht Seine Herrlichkeit um Seiner Liebe willen. Im Neuen Bunde ist Gottes
Liebe auf das Herrlichste erwiesen. Es kommt dadurch zu der Bestimmung: „Gott ist die
Liebe“ (1. Johannes 4,8). Schon in dem Namen Vater (Nr. 591 siehe dort) liegt Gottes
Liebe. Im Alten Bunde wurde der göttliche Vatername ausschließlich auf das Volk Israel
angewandt, Jesus hat ihn zu der Vaterschaft auf alle Menschen erweitert (Johannes 4,21).
Er gebraucht diesen Namen auch der Samariterin gegenüber (vgl. Epheser 3,15). Die
Wendung: „Euer Vater, Dein Vater“ (Matthäus 6,15.18) deutet ein Vaterschaftsverhältnis
zu jedem an. Damit ist eine besondere Liebe bezeugt, eine Fürsorge, die für jeden
Einzelnen von großem Wert ist. Im Neuen Bund tritt in Verbindung der Erlösung (Nr. 123
siehe dort) und der Gabe des Geistes (Nr. 241 siehe dort) der Wert des Einzelnen in
vollstes Licht. Im Alten Bunde war jeder Einzelne in das Ganze der Familie, des Stammes
und des Volkes verschlungen. Jesus gebrauchte den Vaternamen Gottes im Blick auf Ihn
Selbst, als der vom Vater erzeugte und geliebte Sohn (Nr. 546 siehe dort).
Gott gab Seinen einzigen geliebten Sohn für die Welt dahin. Das ist der größte Beweis der
Gottesliebe (Johannes 3,16). Diese große Tatsache begründet Johannes gleichsam mit
dem Satz: „Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,8). Gott ist demnach lauter Liebe. Damit
stimmt überein, dass auch das Leben eines aus Gott Geborenen in der Liebe aufgehen
soll (1. Johannes 4,8.12). Die Schöpfung verdankt der göttlichen Liebe ihre Entstehung
und ihr Dasein. Gottes Heiligkeit ist die Voraussetzung. Im Verhältnis Gottes zur
Schöpfung ist Seine Liebe das Eigenste, Innerste und Höchste. Wenn Gott straft,
geschieht es nicht aus Seinem Innersten, denn Er plagt und betrübt die Menschenkinder
nicht von Herzen (Klagelieder 3,33). In Barmherzigkeit bewegt Sich Gottes Innerstes (vgl.
Lukas 11,8; Lukas 1,78). Gottes Ratschluss, der auf unser Heil abzielt, kommt aus Seiner
Tiefe hervor (1. Korinther 2,16). Die Strafe hat ein verhältnismäßig kleines Maß, die Gnade
währt bis ins tausendste Glied und währt ewig (2. Mose 20,5.6; Jesaja 54,7.8).
In den drei neutestamentlichen Sätzen sind die Grundbestimmungen des Alten
Testamentes leicht zu erkennen, dass Gott Jahwe, der Heilige und Gnädige ist. Die
Gottesnamen erhalten in Ihm ihr eigentliches Licht, dass sie in der Christusgemeinschaft
mit Gott erfasst werden können, in dem Haben Gottes, wie es ein Versöhnter hat. Gott
Jahwe ist Geist, kann klar erkannt werden, wenn man auf Grund der Versöhnung des
Heiligen Geistes teilhaftig geworden ist. Die ganze Gottesanschauung wird aus der Hülle
der äußeren Grenze emporgehoben. Gottes Heiligkeit ist durch Christi Tod und die
Geistesgabe in ein ganz neues Licht gerückt. Die Gnade Gottes ist erst aus der
Offenbarung in Christo ganz zu erkennen.
8.) Gewisse Grundbestimmungen über Gottes Vollkommenheit sind aus den
Grundgedanken zu folgern, welche die Schrift bietet, um sich vor selbstentworfenen
Gesichtspunkten zu schützen. Um ein einheitliches Bild von Gott zu gewinnen, sind die
Anhaltspunkte der Bibel festzuhalten. Der Entwicklungsgang der Offenbarung leitet an, die
fundamentalen Grundbestimmungen in den Aussagen über Gott zusammenzufassen. Gott
wird der Welt gegenüber in einer tragenden Macht einer unübersehbaren Fülle dargestellt,
durch die Namen „El“ (Nr. 101 siehe dort) und „Elohim“ mit ihren Prädikaten. Die
Offenbarung wendet sich nach innen, sie zeigt den inneren Grund der Macht, das aus sich
selbst hervorquellende Leben, das unveränderliche Sein Gottes, durch den Namen Jahwe.
Es wird bestimmt als unverletzliche Majestät des vollkommenen Lebens. Es ist der Heilige
(Nr. 382 siehe dort) und als der Herablassende, als Geist, als Licht, was der Name Jahwe,
der Heilige, die Liebe, der Gnädige (Nr. 296 siehe dort) enthält. Im Neuen Bund steht
Gottes Innenwesen im Vordergrund, im Alten Bunde der Gnädige.
Gott, der das Geschaffene durchdringt, ist der Allgegenwärtige (Nr. 16 siehe dort), durch
Seine Ewigkeit der König der Ewigkeiten (Nr. 444 siehe dort). Seine Gedanken verwirklicht
Er durch Seine Allmacht (Nr. 18 siehe dort), alles Gewordene und Werdende erkennt Er
durch Seine Allwissenheit (Nr. 21 siehe dort). Seine Allgegenwart (Psalm 139,1-4.7-9), die
göttliche Durchdringung der Zeiten (Psalm 139,2.16) in Verbindung mit Seiner
Allwissenheit und mit Seinem kräftigen Schaffen und Tragen aller Dinge (Psalm
139,5.10.13) bezeugt der 139. Psalm. Gott steht über dem Raum, über der Zeit, über der
Schöpfung. Das ist Seine Unräumlichkeit, Seine Ewigkeit und Überkreatürlichkeit.
Gott ist über Raum, Zeit und Welt erhaben, Er kann sie frei durchdringen. Die göttliche
Durchdringung aller Dinge ist eine lebendige Macht. Gottes Wohnen in den Dingen ist ein
lebendiges Wirken. Gott wohnt überall, im himmlischen Heiligtum ist Sein Wohnsitz, Er ist
aber auch nahe bei denen, die eines zerschlagenen Geistes sind (Jesaja 57,15). Sein
Eingehen in Zeit und Geschichte ist verschieden, ganz nach dem Maß, wie Er sich
offenbaren will. Gott durchdringt alle Dinge, weil Er der Mächtige ist. In einer
unwandelbaren Herrlichkeit weiß Er Sich als Mittelpunkt. Es ruht alles in Gottes
Selbstmacht, aus dem ewigen Geist, der Freiheit Seines Willens.
Gottes freier Wille ist Seine Kraft- und Wissensfülle. Er ist auf das Gute, auf das
Seinsollende und Wertvolle gerichtet. Er ist Gott in der Gottheit (Nr. 364 siehe dort). Gott
will das Gute, weil Er Selbst der Gute ist. Gott, der ganz und unveränderlich auf das Gute
gerichtet ist, offenbart Sich als der Heilige (Nr. 382 siehe dort). Die ganze Fülle göttlicher
Kräfte ist dem Guten dienstbar, dass die Triebe Seiner Liebe enthüllt werden zum Heil.
Aus Gottes vollkommener Seligkeit ergibt sich Sein Liebeswille, um das Gute den
Menschen mitzuteilen. In der Welt der Geschöpfe, die durch die Sünde gestört ist,
offenbart sich Gottes Liebe als Barmherzigkeit, als Gnade, Geduld, Güte und Treue (2.
Mose 34,6). Gottes Liebe hebt Seine Heiligkeit nicht auf. Gott bewahrt beides, Seine Liebe
und Seine Heiligkeit. In Gottes Unveränderlichkeit liegt Sein Beharren in der Liebe.
Die Träger der göttlichen Weltregierung sind Seine Weisheit und Gerechtigkeit. Seine
Weisheit ist Seine Allwissenheit im Dienste Seines heiligen Liebeswillens. Ihre Sache ist,
die Welt einem göttlichen Ziele zuzuführen, sie einem beherrschenden Hauptzweck
einzugliedern. Das Wirken im Dienst des heiligen Liebeswillens ist die Gerechtigkeit (Nr.
260 siehe dort). Die Wahrhaftigkeit ist das Fundament der göttlichen Gerechtigkeit. Das
alles macht die göttliche Fülle (Nr. 162 siehe dort) aus (Kolosser 2,9). Alles wird
zusammengefasst in dem Begriff der Herrlichkeit Gottes (2. Petrus 1,3). Diese
Grundbestimmungen liegen in dem Herrlichkeitsnamen Jahwe (Nr. 416 siehe dort). Gottes
Herrlichkeit liegt in diesem Namen angedeutet, sie wird auch dadurch vollendet. Alle
Momente der Göttlichkeit sind in diesem Namen zusammengefasst: Sein Geistsein, Seine
Macht. Gottes Unveränderlichkeit umfasst Seine Heiligkeit und Liebe, was sich in der
Heilsgeschichte offenbart. Seine Heiligkeit ist vollkommen und unverletzlich. Seine Liebe
ist das Hervorgehen aus Sich und das Eintreten in die Heilsgeschichte (Offenbarung 1,8).
Die Lebendigkeit des Namens Jahwe kann nur in der göttlichen Liebesfülle erkannt
werden.
Der tiefsinnigste Name, durch den das göttliche Heilsgut in der Bibel beschrieben wird, ist
der des ewigen Lebens. Das Leben stammt aus Gott, weil Er Selbst das Leben ist. Wer
sich das Leben in Gott vorstellen will, muss das mit tiefster Beugung tun, wie das die
Schrift vorschreibt. Die göttliche Macht, die in dem Gottesnamen „El“ (Nr. 101 siehe dort)
liegt, hängt eng mit dem Leben Gottes zusammen. Gottes Macht und Leben sind eine
Bewegung des göttlichen Lebens und ein Ausfluss Seines Lebens. Der Name „Elohim“
(Nr. 108 siehe dort) bezeichnet die Fülle, der Name „Jahwe“ (Nr. 416 siehe dort) die
Quelle dieses Lebens. Der Besitz des Lebens (vgl. Johannes 5,26) ist der tiefste Ausdruck
für den Geist Gottes, den Quell und die Triebkraft jeder Lebensauswirkung. Das Tiefste
davon bleibt ein Geheimnis. Der Gott der Heiligen Schrift trägt eine Lebensfülle in Sich,
welche reicher ist als die ganze Welt, wir können sie ebenso wenig wie das Leben
definieren. Wir können nicht einmal sagen, was das Leben ist. Alles Philosophieren kann
nicht auf das unerschaffene Leben übertragen werden. Was die Bibel von Gott offenbart,
Seinen Reichtum und die Fülle Seiner Kräfte, können wir nur glaubend ahnen...https://www.sermon-online.com/de/contents/20767
 
EchtePerle 20.08.2022 17:39
Es ist bereits alles gesagt, bzw. geschrieben, was rettender Glaube ist.

Vielleicht noch diese Anmerkung:

der wahre echte geistliche Gläubige, der in echter Verbindung mit dem
Herrn Jesus steht, dem ist es keine Last, sondern ein großes Bedürfnis, 
den Willen Gottes zu tun.
 
(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 17:55
Und ohne die Liebe zu den anderen die auch glauben ist alles nichts!
Liebe ist den anderen höher achten als sich selbst und nicht eiskaltes Wissen um Bibelstellen. Das Leben, die Kraft, der Geist, Gott der Vater, der Sohn Jesus Christus haben durch den Geist die Unterscheidung zwischen denen die die Liebe Gottes LEBEN und den eiskalten theologischen Theoretiker, die sich auch Christen nennen, aber nie in Demut auf den Knien anbeten und danken gemacht.
 
Sulzbacher 20.08.2022 19:36
siehe  hierzu nochmals und immer wieder meinen Blog...https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Sulzbacher/93733/🤔
 
vertrauen2015 20.08.2022 19:40
zu guter letzt -an der Frucht wird es erkennbar sein.

Denn wer sagt ich liebe GOTT und hasst seinen Nächsten Bruder ist ein Lügner und in ihm ist nicht die Wahrheit.

1. Joh. 4.20
Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann der Gott lieben, den er nicht gesehen hat? Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.
 
(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 19:43
Guten Tag Herr Ralf,

ich beneide Sie, Sie können so gut schreiben.

Liebe Grüße aus dem Neckartal
 
Sulzbacher 20.08.2022 19:43
und noch eins,...man denke an die weiteren Millionen "Religiösen"...auch "Christen" ...in der geschichtlichen Vergangenheit...welcher der WIDERSACHER GOTTES unter der ZULASSUNG GOTTES...mit RELIGION UND AUCH DEM CHRISTENTUM...verführt,belogen und betrogen hat!!!🤔
 
(Nutzer gelöscht) 20.08.2022 21:14
Bevor man die anderen prüft,- muss man sich immer selbst prüfen, habe ich gelernt. 
 
Sulzbacher 28.08.2022 13:59
hier noch was zum Thema,hochaktuell!!!🤔
 
 
Sulzbacher 28.08.2022 14:01
Eine ernste Entscheidung
Diese ist eine ernste Angelegenheit. Man trifft diese Entscheidung nicht so, wie man es tut, wenn einem eine Arbeit oder eine
Schullaufbahn angeboten wird.
Wir haben keinen Grund zu der Annahme, wir könnten gelegentlich und beschwingt zu dem Herrn Jesus kommen und sagen: »Ich komme vorbei, damit du mir ein wenig hilfst, Herr
Jesus. Ich weiß, dass Du der Retter bist, so will ich das glauben
und gerettet sein; dann wende ich mich wieder ab und werde
mich mit den anderen Angelegenheiten wie mit Deinem Herrsein, mit Hingabe und Gehorsam irgendwann später einmal befassen.«
Ich warne euch – ihr werdet auf diese Weise keine Hilfe erhalten; denn der Herr wird solche nicht erretten, die sich von Ihm
nichts sagen lassen!
Er wird Seine Ämter nicht teilen. Man kann nicht an einen halben Christus glauben. Wir nehmen Ihn für das, was Er ist: der
gesalbte Erlöser und Herr, der König der Könige und Herr der
17
Herren! Er wäre nicht, was Er ist, wenn Er uns rettete, uns zu
sich riefe und auserwählte, ohne unser Leben gleichzeitig führen
und regieren zu können.
Brüder, ich glaube, dass es ein tieferes christliches Leben gibt – o
ja! Aber ich glaube auch, dass wir uns täuschen, wenn wir dies
tiefere Leben einer unvollkommenen Errettung hinzuzufügen
versuchen, die wir unvollkommen erlangt haben, weil das Konzept der ganzen Angelegenheit unvollkommen ist.
Unter der Wirkung des Geistes in Leuten wie Wesley und
Whitefield hätte es keiner auch nur gewagt, in einer Versammlung aufzustehen und zu sagen: »Ich bin ein Christ«, wenn er
nicht seine ganze Existenz Gott ausgeliefert und Jesus Christus
als Herrn angenommen hätte. Nur dann durfte er sagen: »Ich
bin errettet!«
Heute lassen wir sie sagen, sie seien errettet, einerlei wie unvollkommen und halbherzig dies geschehen ist, weil wir darauf hoffen, das tiefere christliche Leben werde sich irgendwann in der
Zukunft noch dazugesellen.
Kann es wirklich sein, dass wir meinen, Christus keinen Gehorsam schuldig zu sein?
Wir waren Ihm von der Sekunde an Gehorsam schuldig, als wir
Ihn um Errettung baten, und wenn wir Ihm dann den Gehorsam verweigern, habe ich Grund, an der Bekehrung zu zweifeln!
Ich sehe und höre so manches, was Christen tun. Wenn ich beobachte, wie sie sich innerhalb der bekennenden Christenheit aufführen, kommt mir wirklich die Frage, ob sie wahrhaft bekehrt sind.
Brüder, ich glaube, wir müssen bei der falschen Lehre beginnen.
Man hält Gott für ein Krankenhaus und Jesus für den Chefarzt,
der arme Sünder wieder flott macht, die in Schwierigkeiten geraten sind! »Mach mich gesund, Herr«, haben sie gebettelt, »damit
ich wieder meinen eigenen Weg gehen kann!«
Ich nenne es eine Irrlehre!
18 Muss man Gott fürchten?
Das ist eine böse Lehre, Brüder. Sie steckt voller Selbstbetrug.
Lasst uns auf Jesus, unseren Herrn, blicken: Er ist hoch erhaben, heilig, Er trägt viele Kronen und ist der König der Könige,
der Herr der Herren und hat das volle Recht, von Seinem erlösten Volk absoluten Gehorsam zu fordern!
Denkt daran, was die Bibel sagt
Denkt nur daran, was die Bibel über die Person, die Titel und
Ämter Jesu sagt.
»Gott (hat) ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht« (Apg. 2,36b). Jesus heißt »Erretter«, Herr bedeutet »Herrscher«, Christus heißt »Gesalbter«. Der Apostel predigte also nicht
Jesus als Retter – er predigte Jesus als Herrn und Christus und
Retter und hat Person und Ämter nie getrennt.
Denkt auch daran, dass Paulus den römischen Christen schrieb:
Sondern was sagt sie? »Das Wort ist dir nahe in deinem Munde und in deinem Herzen.« Das ist das Wort des Glaubens,
das wir predigen; dass wenn du mit dem Mund Jesus als Herrn
bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn
aus den Toten auferweckt hat, du errettet wirst (10,8-9).
Der Apostel sagt nicht, »dass wenn du mit deinem Mund Jesus
als Retter bekennst …«, sondern er sagt:
Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit
dem Mund wird bekannt zum Heil. … Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist ein Herr über alle,
und er ist reich für alle, die ihn anrufen; denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden (10-13).
In diesem Abschnitt, der uns zeigt, wie wir errettet werden, nennt
er Jesus dreimal Herr. Er sagt, dass der Glaube an den Herrn
Jesus und das Bekenntnis dieses Glaubens vor der Welt uns die
Errettung bringt!
19
Gott will vor allen Dingen, dass wir Ihm gegenüber ehrlich sind.
Untersucht die Schriften, lest das neue Testament, und wenn
ihr entdeckt, dass ein Körnchen Wahrheit an meinen Worten
ist, dann bitte ich euch dringend, damit etwas zu unternehmen.
Wenn man euch zu einem unvollkommenen Glauben an einen
zerteilten Erretter verleitet hat, dann freut euch, dass noch Zeit
ist, etwas dagegen zu tun!
 
Sulzbacher 01.10.2022 17:25
Ryle, J. C. - Das Kreuz.
Es sei ferne von mir rühmen denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi.
Gal. 6, 14.

Lieber Leser! was denkst und empfindest Du beim Kreuz Christi? Du lebst in einem christlichen Lande. Du wohnst vermuthlich dem Gottesdienst einer christlichen Kirche bei. Du bist ohne Zweifel auf den Namen Christi getauft worden. Du bekennst, Du seist ein Christ, und nennst Dich so. Das Alles ist gut. Es ist mehr, als von Millionen in der Welt gesagt werden kann. Aber das Alles ist keine Antwort auf meine Frage: Was denkst und empfindest Du beim Kreuz Christi?

Ich möchte Dir sagen, was der größte Christ, der je lebte, vom Kreuze Christi gedacht hat. Er hat seine Meinung niedergeschrieben. Er hat sein Urtheil in Worten abgegeben, die nicht mißverstanden werden können. Der Mann, den ich meine, ist der Apostel Paulus. Die Stelle, wo Du seine Meinung findest, ist in dem Briefe, den der heilige Geist ihm an die Galater zu schreiben eingab. Und die Worte, in welchen sein Urtheil niedergeschrieben ist, sind diese: „Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi.“ Was wollte nun Paulus damit sagen? Er wollte in starken Ausdrücken die Erklärung abgeben, daß er in Betreff der Vergebung seiner Sünden und der Rettung seiner Seele auf nicht sein Vertrauen setzte, als nur auf Jesum Christum, den Gekreuzigten. Mögen Andere, wenn sie wollen, anderswo ihr Heil suchen! Mögen Andere, wenn sie Lust dazu haben, auf andere Dinge ihr Vertrauen setzen, um Vergebung und Frieden zu erlangen! Für seine Person war der Apostel entschlossen, auf nichts sich zu stützen, auf nichts sich zu verlassen, seine Hoffnung auf nichts zu bauen, sein Vertrauen auf nichts zu setzen, von nichts zu rühmen, denn allein von dem Kreuze Jesu Christi.

Lieber Leser, laß mich über diesen Gegenstand: mit Dir reden Glaube mir, er ist von der größten Wichtigkeit. Es ist das keine bloße Streitfrage. Es ist das keiner von denjenigen Punkten, wobei man zugeben darf, daß die Leute verschiedener Meinung sein können, und daß solche Verschiedenheiten sie nicht vom Himmel ausschließen werden. Ein Mensch muß von diesem Gegenstand die rechte Ansicht haben, oder er geht auf immer verloren. Himmel oder Hölle, Glück oder Unglück, Leben oder Tod, Segen oder Fluch am jüngsten Tag, - Alles hängt von der Antwort auf diese Frage ab: „Was denkst Du vom Kreuz Christi?“

1) Will ich Dir zeigen, wessen der Apostel Paulus sich nicht rühmte.

2) Will ich Dir erklären, wessen er sich rühmte.

3) Will ich Dir zeigen, warum alle Christen eben so, wie Paulus, vom Kreuz denken, und eben dasselbe dabei empfinden sollten.

1) Wessen rühmte sich der Apostel Paulus nicht?
Es gibt viele Dinge, deren sich Paulus hätte rühmen können, wenn er so gedacht hätte wie Etliche heutzutage. Wenn es je Jemanden auf Erden gab, der etwas hatte, worauf er stolz sein konnte, so war es der große Heidenapostel. Wenn nun er nicht wagte sich zu rühmen, wer darf es wagen?

Er rühmte sich nie Der Vorzüge seines Volkes. Er war ein Jude von Geburt, und, wie er uns selber sagt, „ein Ebräer aus den Ebräern“ (Phil. 3, 5). Er hätte, gleich vielen seiner Brüder, sagen können: Ich habe Abraham zu meinem Vater. Ich bin kein unwissender, unaufgeklärter Heide. Ich bin Einer von Gottes auserwähltem Volke. Ich bin durch die Beschneidung in den Bund mit Gott aufgenommen worden. Ich bin ein weit besserer Mensch als die unwissenden Heiden. Aber er sagte niemals so. Er rühmte sich nie solcher Dinge. Nie, auch nicht ein einziges Mal!

Er rühmte sich nie seiner eigenen Werke. Niemand hat je so angestrengt für Gott gearbeitet wie er. Er arbeitete viel mehr, denn irgend Einer von den Aposteln. Kein Mensch predigte je so viel, wirkte so viel, und ertrug um Christi willen so viele Mühseligkeiten. Keiner bekehrte je so viele Seelen, that dem Volk so viel Gutes, und machte sich den Menschen so nützlich. Kein Kirchenvater der ersten Zeit, kein Reformator, kein Missionar, kein Geistlicher, kein Laie - nicht Ein Mensch könnte je genannt werden, der so viel gute Werke that, wie der Apostel Paulus. Aber rühmte er sich je derselben, als ob sie im Mindesten verdienstlich wären, und seine Seele selig machen könnten? Nie, nie, auch nicht ein einziges Mal.

Er rühmte sich nie seiner Erkenntnis. Er war von Natur ein Mann von großen Gaben, und nach seiner Bekehrung gab ihm der heilige Geist noch größere Gaben. Er war ein gewaltiger Prediger, und ein gewaltiger Redner, und ein gewaltiger Schriftsteller. Er war eben so stark in seiner Rede, als in seinen Briefen. Er konnte gleich gut mit Juden und Heiden streiten. Er konnte streiten mit Ungläubigen in Korinth, mit Pharisäern in Jerusalem, und mit selbstgerechten Leuten in Galatien. Er wußte viele Geheimnisse. Er war im dritten Himmel gewesen, und hatte unaussprechliche Worte gehört (2. Kor. 12, 2. 4.) Er hatte den Geist der Weissagung empfangen, und konnte zukünftige Dinge voraussagen. Aber rühmte er sich je seiner Erkenntnis, als ob sie ihn vor Gott rechtfertigen könnte? Nie! nie! nie, auch nicht ein einziges Mal!

Er rühmte sich nie seiner Tugenden. Wenn je ein Mensch gelebt hat, der reich war an Tugenden, so war es Paulus. Er war voll Liebe. Wie zärtlich und liebevoll pflegte er zu schreiben! Er konnte mit Seelen das gleiche Mitleid haben wie eine Mutter oder eine Amme mit ihrem Kind. Er war ein muthiger Mann. Ihn kümmerte es nicht, wen er zum Gegner hatte, wenn die Wahrheit auf dem Spiele stand. Ihn kümmerte es nicht, welchen Gefahren er sich aussetzte, wenn Seelen zu gewinnen waren. Er war ein sich selbst verleugnender Mann - oft in Hunger und Durst, in Frost und Blöße, in Wachen und Fasten (2. Kor. 11, 27).

Er war ein demüthiger Mann. Er hielt sich für weniger als den Geringsten unter allen Heiligen, und für den Vornehmsten unter den Sündern.

Er war ein Mann des Gebetes. Sieh, wie es zu Anfang aller seiner Briefe aus seinem Herzen quillt! Er war ein dankbarer Mann. Seine Danksagungen und seine Gebete gingen Hand in Hand. Aber nie rühmte er sich dieser Dinge, nie bildete er sich was darauf ein, nie stützte er darauf die Hoffnungen feiner Seele. O nein; nie, auch nicht ein einziges Mal!

Er rühmte sich nie, daß er ein Kirchenmann sei. Wenn je Einer der Kirche zugethan war, so war es Paulus. Er selber war ein auserwählter Apostel. Er war Einer, der Kirchen stiftete und Geistliche ordinierte. Timotheus und Titus, und viele Aelteste erhielten ihre erste Bestallung von seiner Hand. Er war es, der an manchem finstern Ort Gottesdienste und Sakramente anordnete. Er hat getauft, er hat das Abendmahl gereicht. Manche Versammlung zu Gebet und Lobpreisung und Predigt hat er angefangen und fortgesetzt. Er war in mancher neuen Kirche der Urheber der Kirchenzucht. Alle Gebräuche und Regeln, welche darin beobachtet wurden, waren zuerst von ihm empfohlen. Aber rühmte er sich je seiner Amts- und Kirchenwürde? Redet er je so, als ob das, das er ein Kirchenmann sei, ihn selig machen, ihn rechtfertigen, seine Sünden tilgen, und ihn vor Gott angenehm machen könnte? O nein; nie! nie! nie, auch nicht ein einziges Mal!

Und nun, lieber Leser, merke, was ich sage! Wenn der Apostel Paulus sich nie dieser Dinge gerühmt hat, wer in der ganzen weiten Welt hat ein Recht, in unsern Tagen sich derselben zu rühmen? Wenn Paulus sagte: „Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz,“ wer wird sagen dürfen: „Ich habe etwas, dessen ich mich rühmen kann, - ich bin besser als Paulus?“

Wer unter den Lesern dieses Schriftchens setzt auf irgend welche eigene Frömmigkeit sein Vertrauen? Wer verläßt sich auf seine eigene Besserung, seine eigene Sittlichkeit, seine eigenen Werte, welcher Art sie auch seien? Wer gründet auch nur im Allergeringsten den Werth seiner Seele auf irgend etwas Eigenes? Wahrlich, ich sage Dir, Du würdest dem Apostel Paulus hierin sehr unähnlich sein. Deine Religion wäre nicht die apostolische Religion.

Wer unter den Lesern dieses Schriftchens setzt seine Hoffnung, selig zu werden, darauf, daß er ein Kirchenmann sei? Wer bildet sich etwas ein auf seine Taufe, oder darauf, daß er bei des Herrn Tische sich einfindet, - auf sein Kirchgehen an den Sonntagen, oder in der Woche?

Wer sagt zu sich selber: „Was fehlt mir noch?“ Höre! ich sage Dir heute, daß Du dem Paulus sehr unähnlich bist. Dein Christenthum ist nicht das Christenthum des Neuen Testaments. Paulus wollte von nichts rühmen, als nur vom Kreuz. Auch Du sollst nicht.

O, mein lieber Leser, hüte Dich vor der Selbstgerechtigkeit! Die offenbare Sünde tödtet Tausende von Seelen. Die Selbstgerechtigkeit tödtet Zehntausende. Komm und lerne Demuth beim großen Heidenapostel! Komm und setze Dich mit Paulus unters Kreuz! Gib Deinen geheimen Stolz auf! Wirf Deine eiteln Gedanken von Deiner eigenen Frömmigkeit weg! Sei dankbar, wenn Du Gnade hast, aber rühme dich nie derselben, auch keinen Augenblick! Arbeite für Gott und Christum von ganzem Herzen und ganzer Seele und ganzem Gemüth und aus allen Kräften, aber denke auch keinen Augenblick daran, Du wollest auf irgend eines Deiner eigenen Werke Dein Vertrauen setzen!

Du, der Du Dich tröstest mit Einbildungen Deiner eigenen Frömmigkeit, - Du, der Du Dir selbst gefällst in dem Gedanken: „Alles ist in der Ordnung, wenn ich mich zu meiner Kirche halte,“ - bedenke nur einen Augenblick, auf welchen Sandgrund Du bauest! Bedenke nur einen Augenblick, wie erbärmlich ungenügend Deine Hoffnungen und Entschuldigungen in der Stunde des Todes und am Tage des Gerichte sich erweisen werden! Wie viel auch Menschen von ihren natürlichen Vortrefflichkeiten sagen mögen, so lange sie kräftig und gesund sind, so wenig werden sie davon zu sagen wissen, wenn sie krank und am Sterben sind. So viele Verdienste sie auch in ihren eigenen Werken hier in dieser Welt erblicken mögen, sie werden keines darin entdecken, wenn sie vor dem Richterstuhl Christi stehen. Das Licht jenes großen Gerichtstages wird all ihren Thaten ein erstaunlich verändertes Aussehen geben. Es wird von mancher That, die jetzt gut heißt, das Flittergold abwischen, das gute Aussehen verwelken machen, die Fäulnis an den Tag bringen. Ihr Weizen wird sich als bloße Spreu ausweisen. Ihr Gold wird als bloße Schlacke erfunden werden. Von Millionen sogenannter christlicher Handlungen wird es sich herausstellen, daß sie äußerst mangelhaft, ja selbst lasterhaft gewesen sind. Sie waren gang und gebe, und wurden geschätzt unter den Menschen. Aber als leicht und werthlos werden sie auf der Wage Gottes sich ausweisen. Es wird sich zeigen, daß sie gleich gewesen sind jenen übertünchten Gräbern, welche auswendig hübsch schienen, aber inwendig voller Todtenbeine und alles Unflats waren (Matth. 23, 27). Wehe dem Menschen, welcher dem Gerichtstage entgegensehen, und sich dabei im Allergeringsten auf irgend etwas Eigenes verlassen kann!

Lieber Leser, noch einmal sage ich, hüte Dich vor der Selbstgerechtigkeit in jeder nur möglichen Gestalt und Form! Manche Leute leiden eben so vielen Schaden von ihren eingebildeten Tugenden, als Andere von ihren Sünden. Hüte Dich, daß Du nicht zu diesen gehörst! Ruhe nicht, ruhe nicht, bis Dein Herz mit des Paulus Herzen in einem Tone schlägt! Ruhe nicht, bist Du mit ihm sagen kannst: „Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz!“

2) Ich will Dir zweitens erklären, was Du unter dem Kreuz Christi zu verstehen hast!
Das Kreuz ist ein Ausdruck, der in mehr als Einem Sinn in der Bibel gebraucht wird. Was wollte Paulus sagen, wenn er im Brief an die Galater spricht: „Ich rühme mich des Kreuzes Christi?“ Das ist der Punkt, den ich nun klar zu machen wünsche.

Das Kreuz bedeutet bisweilen jenes hölzerne Kreuz, an welchem der Herr Jesus auf dem Berge Golgatha angenagelt und hingerichtet wurde. Dieses hatte Paulus im Sinn, wenn er den Philippern sagte, daß Christus gehorsam geworden sei bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz (Phil. 2, 8). Dies ist nicht das Kreuz, dessen Paulus sich rühmte. Er würde mit Abscheu vor dem Gedanken zurückgebebt sein, von einem bloßen Stück Holz zu rühmen. Ich zweifle nicht, er würde die Anbetung des Crucifixes für ruchlos, gotteslästerlich und götzendienerisch erklärt haben.

Das Kreuz bedeutet bisweilen die Trübsal und Prüfungen, welche gläubige Christen, wenn sie Christo treulich nachfolgen, um ihrer Frömmigkeit willen auszustehen haben. In diesem Sinne braucht unser Herr das Wort, wenn er sagt: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folget mir nach, der ist meiner nicht werth“ (Matth. 10, 38). Dies ist auch nicht der Sinn, in welchem Paulus das Wort im Brief an die Galater braucht. Er kannte dieses Kreuz wohl. Er trug es geduldig. Aber er spricht hier nicht von ihm.

Das Kreuz bedeutet aber auch an einigen Stellen die Lehre, daß Christus für die Sünder am Kreuze starb, - die Versöhnung, die er für die Sünder dadurch bewirkte, daß er für sie am Kreuze litt, - das vollständige und vollkommene Opfer für die Sünde, das er darbrachte, als er seinen Leib zur Kreuzigung hingab. Kurz, dies einzige Wort: „Das Kreuz, steht für Christum den Gekreuzigten, den einzigen Heiland. Dies ist der Sinn, in welchem Paulus den Ausdruck braucht, wenn er den Korinthern sagt: „Das Wort vom Kreuz ist eine Thorheit denen, die verloren werden“ (1 Kor. 1, 18.). Dies ist der Sinn, in welchem er den Galatern schrieb: „Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz.“ Er wollte einfach sagen: „Ich rühme von nichts als nur von Christo dem Gekreuzigten, dem Heil meiner Seele“

Lieber Leser! Jesus Christus der Gekreuzigte war die Freude und Wonne, der Trost und Friede, die Hoffnung und Zuversicht, der Grund und Ruheplatz, die Arche und Zuflucht, die Speise und Arzenei der Seele des Paulus. Er dachte nicht an das, was er selbst gethan oder selbst gelitten hatte. Er sann nicht nach über seine eigene Frömmigkeit und seine eigene Gerechtigkeit.

Er dachte desto lieber an das, was Christus gethan, und Christus gelitten hatte, - an den Tod Christi, die Gerechtigkeit Christi, die Versöhnung Christi, das Blut Christi, das vollendete Werk Christi. Davon rühmte er. Dies war die Sonne seiner Seele.

Das ist der Gegenstand, den er gern überall predigte. Er war ein Mann, der auf Erden hin und her ging, indem er den Sündern verkündigte, daß der Sohn Gottes sein eigenes Herzblut vergossen habe, um ihre Seelen selig zu machen. durchwanderte die weite Welt, indem er den Leuten sagte, daß Jesus Christus sie geliebt habe, und für ihre Sünden am Kreuze gestorben sei. Merke, wie er den Korinthern sagt: „Ich habe euch zuvörderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben sei für unsere Sünden“ (1. Kor. 15, 3). „Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum den Gekreuzigten“ (1. Kor. 2, 2). Er, ein lästernder, verfolgender Pharisäer, war durch Christi Blut abgewaschen worden. Er konnte nicht davon schweigen. Er wurde nie müde, die Geschichte vom Kreuz zu erzählen.

Dies ist der Gegenstand, bei dem er gerne verweilte, wenn er an Gläubige schrieb. Es ist zum Erstaunen, wie seine Briefe gemeiniglich voll sind von den Leiden und dem Tod Christi, wie sie überfließen von Gedanken und Worten, aus welchen Christi Liebe bis zum Tod und die in diesem Tode liegende Kraft hervorleuchten. Sein Herz scheint angefüllt zu sein von dem Gegenstand. Beständig redet er davon. Fortwährend kommt er darauf zurück. Das ist der goldene Faden, der sich durch all seine Lehren und all seine praktischen Ermahnungen hindurchzieht. Er scheint zu glauben, daß der gefördertste Christ nie zu viel vom Kreuz hören könne.

Das ist's, wovon er von der Zeit seiner Bekehrung an sein ganzes Leben lang lebte. Er sagt den Galatern: Was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebet hat, und sich selbst für mich dargegeben (Gal. 2, 20). Was machte ihn so stark zur Arbeit? Was machte ihn so willig zum Wirken? Was machte ihn so unermüdlich in seinen Bestrebungen, Seelen zu retten? Was machte ihn so beharrlich und geduldig? Ich will Dir das Geheimnis von alle Dem sagen. Er stärkte sich allezeit im Glauben an Christi Leib und Christi Blut. Jesus der Gekreuzigte war die Speise und der Trank seiner Seele.

Und, lieber Leser! Du kannst Dich versichert halten, daß Paulus Recht hatte. Verlaß Dich darauf, das Kreuz Christi, - der Tod Christi am Kreuz zur Versöhnung für die Sünden, ist die Hauptwahrheit in der ganzen Bibel. Ihr begegnen wir schon, wenn wir das erste Buch Mosis öffnen. Des Weibes Same, welcher der Schlange den Kopf zertritt, ist nichts Anderes, als eine Weissagung auf Christum den Gekreuzigten. Diese Wahrheit leuchtet uns, obschon verhüllt, durch's ganze Gesetz Mosis und durch die ganze Geschichte der Juden entgegen. Das tägliche Opfer, das Passahlamm, das fortwährende Blutvergießen in der Stiftshütte und im Tempel, das Alles waren Vorbilder von Christo dem Gekreuzigten. Diese Wahrheit sehen wir endlich in jenem Gesicht vom Himmel verherrlicht, bevor wir das Buch der Offenbarung schließen: Mitten im Stuhl und den vier Thieren, so wird uns gesagt, „und mitten unter den Aeltesten stand ein Lamm; wie es erwürgt wäre“ (Offenb. 5, 6). Selbst inmitten der himmlischen Herrlichkeit haben wir einen Anblick von Christo dem Gekreuzigten. Nimm das Kreuz Christi hinweg, und die Bibel ist ein dunkles Buch Sie gleicht den egyptischen Hieroglyphen ohne den Schlüssel, der ihren Sinn auslegt, merkwürdig und wunderbar, aber ohne wirklichen Nutzen.

Lieber Leser, merke, was ich sage! Du kannst viel von der Bibel wissen. Du kannst die Grundzüge der darin enthaltenen Geschichten und die Jahrzahlen der beschriebenen Ereignisse kennen, gerade wie ein Mensch die Geschichte seines Vaterlandes kennt. Du kannst die Namen der darin erwähnten Männer und Weiber wissen, gerade wie ein Mensch von Cäsar, Alexander dem Großen oder Napoleon weiß. Du kannst die verschiedenen Vorschriften der Bibel kennen und sie bewundern, wie etwa einer den Plato, Aristoteles oder Seneca bewundert. Aber wenn Du bis jetzt noch nicht erfahren hast, daß Christus der Gekreuzigte der Grund des ganzen Buches ist, so hast Du bisher vom Lesen Deiner Bibel sehr wenig Nutzen gehabt. Deine Religion ist ein Himmel ohne Sonne, ein Bogen ohne Schlußstein, ein Compaß ohne Nadel, eine Uhr ohne Feder oder Gewichte, eine Lampe ohne Oel. Sie wird Dich nicht trösten. Sie wird Deine Seele nicht von der Hölle erretten.

Lieber Leser, merke, was ich ferner sage! Du kannst viel Erkenntnis von Christo haben, nämlich Kopferkenntnis. Du kannst wissen, wer er war, und wo er geboren wurde, und was er that. Du kannst seine Wunder, seine Reden, seine Weissagungen und seine Verordnungen kennen. Du kannst wissen, wie er lebte, und wie er litt, und wie er starb. Aber wenn Du die Kraft des Kreuzes Christi nicht aus Erfahrung kennst, wenn Du nicht im Innern weißt und fühlst, daß das an diesem Kreuz vergossene Blut Deine eigenen Sünden weggewaschen hat, wenn Du nicht bekennen willst, Dass Dein Heil gänzlich von dem Werke abhängt, welches Christus am Kreuze vollbracht hat, - wenn das nicht der Fall ist, so wird Dir Christus nichts nützen. Das bloße Nennen des Namens Christi wird Dich nie selig machen. Du mußt sein Kreuz und sein Blut kennen, wo nicht, so wirst Du sterben in Deinen Sünden.

Lieber Leser, so lange Du lebst, hüte Dich vor einer Religion, in welcher nicht viel vom Kreuz ist! Du lebst in Zeiten, da diese Warnung sehr nöthig ist. Hüte Dich, ich wiederhole es, vor einer Religion ohne das Kreuz!

Es gibt in diesen Tagen Hunderte von Kirchen, Kapellen rc., in welchen fast Alles zu finden ist, nur das Kreuz nicht. Da gibt es Schnitzwerk in Eichenholz und Bildhauerarbeiten in Stein. Da sind bunte Glasfenster und prächtige Gemälde. Da sind feierliche Gottesdienste und ein beständiger Kreislauf von Zeremonien. Aber das wahre Kreuz Christi ist nicht daselbst. Jesus der Gekreuzigte wird auf der Kanzel nicht verkündigt. Das Lamm Gottes wird nicht gepriesen, und das Heil durch den Glauben an ihn wird nicht frei verkündigt. Und daher ist Alles verkehrt. Lieber Leser, hüte Dich vor solchen Kirchen, Kapellen rc.! Sie sind nicht apostolisch. Sie würden dem Paulus nicht gefallen haben.

Es werden in unsern Tagen Tausende von religiösen Büchern herausgegeben, in welchen Alles ist, nur das Kreuz nicht. Sie sind angefüllt mit Vorschriften über die Sakramente und Lobpreisungen der Kirche. Sie sind voll von Ermahnungen zu einem heiligen Leben, und voll von Regeln, um zur Vollkommenheit zu gelangen. Sie haben eine Menge von Kreuzen in- und auswendig. Aber das wahre Kreuz Christi ist nicht darin. Der Heiland und seine Liebe bis zum Tod werden entweder nicht, oder in unbiblischer Weise erwähnt. Und daher sind sie schlimmer als unnütz. Leser, hüte Dich vor solchen Büchern! Sie sind nicht apostolisch. Sie würden dem Paulus nicht gefallen haben.

Lieber Leser! Paulus rühmte von nichts als vom Kreuz. Bestrebe Dich, ihm zu gleichen! Selle Jesum den Gekreuzigten recht lebhaft vor die Augen Deiner Seele! Höre auf seine Lehre, die irgend etwas zwischen Dich und ihn stellen will! Falle nicht in den alten galatischen Irrthum! Wähne nicht, daß irgend Jemand in diesen Tagen ein besserer Führer sei als die Apostel! Schäme Dich nicht der alten Pfade, auf denen Männer wandelten, welche getrieben waren vom heiligen Geist! Laß nicht das leichte Geschwätz von Menschen, welche schwülstige Worte von Rechtgläubigkeit und der Kirche und dem Predigtamt reden, deinen Frieden stören, und Dich verleiten, deine Hände vom Kreuze abzuziehen! Kirchen, Prediger und Sakramente sind alle in ihrer Art nützlich, aber sie sind nicht Christus der Gekreuzigte. Gib nicht Christi Ehre einem Andern! Wer sich rühmet, der rühme sich des Herrn! (1. Kor. 1, 31. 2. Kor. 10, 17.)

3) Ich will Dir zeigen, warum alle Christen vom Kreuze Christi rühmen sollten!
Ich fühle, daß ich über diesen Punkt etwas sagen muß wegen der Ungewißheit, welche darüber herrscht. Ich fürchte, daß Viele keine besondere Herrlichkeit und Schönheit in Christi Kreuz erblicken. Im Gegentheil, sie halten es für etwas Peinliches, Demüthigendes und Herabwürdigendes. Sie erblicken keinen großen Nutzen in der Geschichte von seinem Tod und Leiden. Sie wenden sich lieber davon weg, als von einer widrigen Sache. Nun glaube ich, daß diese Menschen ganz Unrecht haben. Ich kann's nicht mit ihnen halten. Ich glaube, es ist etwas Vortreffliches, fortwährend beim Kreuze Christi zu verweilen. Es ist gut, sich oft daran zu erinnern, wie Jesus in die Hände der Gottlosen überantwortet wurde, - wie sie ihn auf die ungerechteste Weise verdammten, wie sie ihn verspeiten, ihn geißelten, ihn schlugen, und ihn mit Dornen krönten, - wie sie ihn gleich einem Lamm zur Schlachtbank hinführten, ohne daß er murrte oder widerstand, wie sie die Nägel durch seine Hände und Füße schlugen, und ihn auf Golgatha zwischen zwei Schächer hinstellten, wie sie seine Seite mit einem Speer durchbohrten, ihn in seinen Leiden verspotteten, und ihn nackt und blutend da hängen ließen, bis er starb. Ich sage, es ist gut, an alle diese Dinge sich zu erinnern. Es ist nicht umsonst, daß die Kreuzigung vier mal im Neuen Testament beschrieben wird. Es gibt sehr wenig Dinge, welche alle vier Evangelisten beschreiben. Wenn Matthäus, Marcus und Lucas eine Begebenheit in der Geschichte unsers Herrn erzählen, so pflegt Johannes gemeiniglich sie nicht zu erzählen. Es gibt aber eine Begebenheit, welche alle vier uns höchst vollständig mittheilen, und diese ist die Geschichte vom Kreuz. Dies ist eine sprechende Thatsache und darf nicht übersehen werden.

Die Leute scheinen mir zu vergessen, daß alle Leiden Christi am Kreuz voraus bestimmt waren. Sie kamen nicht auf ihn heran von ungefähr oder durch Zufall. Sie lagen alle von aller Ewigkeit her im Plan und Rathe Gottes; sie waren von aller Ewigkeit her beschlossen. Die ewige Dreieinigkeit hat in all ihren Vorkehrungen zum Heil der Sünder das Kreuz im Auge gehabt. In den Absichten Gottes war das Kreuz von Ewigkeit her aufgerichtet. Jesus empfand nicht einen einzigen Schmerz, Jesus vergoß nicht einen einzigen seiner kostbaren Blutstropfen, ohne daß es nicht schon lange voraus bestimmt gewesen wäre. Die unendliche Weisheit ordnete es so an, daß die Erlösung durch das Kreuz geschehen solle. Die unendliche Weisheit brachte Jesum zur gehörigen Zeit an's Kreuz. Er wurde gekreuziget nach dem bestimmten Rathschluß und der Vorsehung Gottes.

Die Leute scheinen mir zu vergessen, daß alle Leiden Christi am Kreuz zu des Menschen Heil nothwendig waren. Er mußte unsere Sünden tragen, wenn sie überhaupt je getragen werden sollten. Durch seine Wunden allein können wir geheilt werden. Dies war die einzige Zahlung unserer Schuld, welche Gott annehmen wollte. Dies war das große Opfer, von dem unser ewiges Leben abhing. Wenn Christus nicht in den Kreuzestod gegangen wäre und an unserer Statt gelitten hätte, er, der Gerechte für die Ungerechten, so würde kein Funke von Hoffnung für uns vorhanden sein. Es wäre eine mächtige Kluft zwischen uns und Gott geblieben, über die kein Mensch je kommen könnte.

Die Leute scheinen zu vergessen, daß Christus alle Leiden von freien Stücken und nach seinem eigenen freien Willen erduldet hat. Es fand bei ihm kein Zwang statt. Nach seiner eignen Wahl gab er sein Leben hin. Nach seiner eignen Wahl ging er in den Kreuzestod, um das Werk zu vollenden, welches zu vollbringen er gekommen war. Er hätte leicht mit Einem Worte Legionen von Engeln aufbieten, und den Pilatus und Herodes und all ihre Heeren gleich der Spreu vor dem Winde zerstreuen können. Aber er war ein freiwilliger Dulder. Sein Herz war auf das Heil der Sünder gerichtet. Er war entschlossen, durch Vergießung seines eigenen Blutes einen Born zu eröffnen für alle Sünde und Unreinigkeit.

Lieber Leser! wenn ich an alles das denke, so sehe ich in Christi Kreuz nichts Peinliches oder Unangenehmes. Im Gegentheil, ich sehe darin Weisheit und Kraft, Frieden und Hoffnung, Freude und Wonne, Labsal und Trost. Je mehr ich mit meinem Geistesauge auf's Kreuz sehe, eine desto größere Fülle von Schätzen werde ich darin gewahr. Je länger ich in meinen Gedanken beim Kreuz verweile, desto mehr werde ich überzeugt, daß unter dem Kreuze mehr zu erlernen ist, als irgendsonstwo in der Welt.

Will ich die Länge und Breite der Liebe Gottes des Vaters gegen eine sündige Welt erkennen? Wo kann ich sie am herrlichsten geoffenbart sehen? Soll ich seine herrliche Sonne ansehen, wie sie täglich auf die Undankbaren und Boshaftigen herabscheint? Soll ich hinsehen auf die Saatzeit und Ernte, die in regelmäßiger jährlicher Aufeinanderfolge zurückkehren? O nein! ich kann einen stärkern Liebesbeweis auffinden, als irgend etwas derartiges. Ich blicke auf Christi Kreuz. Ich sehe darin nicht die Ursache von des Vaters Liebe, sondern ihre Wirkung. Da sehe ich, daß Gott diese gottlose Welt so geliebt hat, daß er seinen eingebornen Sohn gab, ihn hingab in Leiden und Tod, -auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3, 16.). Ich weiß, daß der Vater uns liebt, weil er seinen Sohn, seinen einigen Sohn, uns nicht vorenthalten hat. Ach, lieber Leser! ich könnte bisweilen mir einbilden, daß Gott der Vater zu hoch und heilig sei, als daß er für solch erbärmliche, verderbte Geschöpfe, wie wir sind, Sorge trüge. Aber ich kann nicht, muß nicht, darf nicht so denken, wenn ich auf Christi Kreuz hinblicke.

Will ich erkennen, wie überaus sündig und abscheulich die Sünde in Gottes Augen ist? Wo kann ich das am vollständigsten dargethan sehen? Soll ich mich zu der Geschichte von der Sündfluth wenden, und lesen, wie die Sünde die Welt ertränkt hat? Soll ich an's Ufer des todten Meeres gehen, und da schauen, was die Sünde über Sodom und Gomorra gebracht hat? Soll ich mich wenden zu den herumirrenden Juden, und beobachten, wie die Sünde sie über die Erde hingestreut hat? Nein! ich kann einen noch deutlichern Beweis finden. Ich blicke hin auf Christi Kreuz. Da sehe ich, daß die Sünde so schwarz und verdammlich ist, daß nichts als nur das Blut von Gottes eigenem Sohn sie wegwaschen kann. Da sehe ich, daß die Sünde mich dergestalt von meinem heiligen Schöpfer getrennt hat, daß alle Engel im Himmel niemals Frieden zwischen uns hätten machen können. Nichts konnte uns versöhnen, als nur der Tod Christi. Ach! würde ich auf das elende Geschwätz stolzer Menschen hören, so könnte ich mir bisweilen einbilden, die Sünde sei nicht so gar sündig. Aber ich kann nicht geringe von der Sünde denken, wenn ich auf Christi Kreuz hinblicke.

Will ich erkennen, daß das Heil, das Gott für die Sünder zu Stande gebracht hat, vollständig und vollkommen vollbracht sei? Wo kann ich das am deutlichsten sehen? Soll ich mich hinwenden zu den allgemeinen Erklärungen in der Bibel über Gottes Barmherzigkeit? Soll ich mich bei der allgemeinen Wahrheit beruhigen, daß Gott ein Gott der Liebe ist? nein! ich blicke hin auf Christi Kreuz. Ich finde keinen Beweis, der diesem gliche. Ich finde keinen Balsam für ein wundes Gewissen und ein beunruhigtes Herz, der gleich wäre dem Anblick Jesu, wie er für mich am Fluchholze stirbt. Da sehe ich, daß eine vollständige Zahlung für alle meine ungeheuren Schulden geschehen ist. Der Fluch jenes Gesetzes, das ich übertreten habe, ist auf Einen herabgekommen, der dort an meiner Statt gelitten hat. Allen Forderungen dieses Gesetzes ist Genüg geschehen. Zahlung, selbst bis auf den letzten Heller, ist für mich geleistet. Sie wird nicht zweimal gefordert werden. Ach! es kömmt mir bisweilen vor, ich sei zu schlecht, als daß mir vergeben werden könne. Mein eigenes Herz flüstert mir zuweilen zu, ich sei zu gottlos, als daß ich selig werden könnte. Aber ich weiß in meinen bessern Augenblicken, dies ist einzig mein thörichter Unglaube. Ich lese eine Antwort auf meine Zweifel in dem auf Golgatha vergossenen Blute. Ich bin gewiß, daß es einen Weg zum Himmel gibt selbst für den schlechtesten unter den Menschen, wenn ich auf's Kreuz hinblicke.

Will ich starke Beweggründe finden für die Heiligung des Lebens? Wo soll ich mich ihretwegen hinwenden? Soll ich bloß auf die zehn Gebote hören? Soll ich über die Beispiele nachdenken, die in der Bibel davon gegeben werden, was die Gnade thun kann? Soll ich Betrachtungen anstellen über die Belohnungen des Himmels und die Strafen der Hölle? Gibt es nicht noch einen stärkern Beweggrund? Ja! ich blicke hin auf Christi Kreuz. Da sehe ich, wie die Liebe Christi mich dringt, nicht mir selber zu leben, sondern ihm. Da sehe ich, daß ich nun nicht mein eigen bin; - ich bin theuer erkauft. Ich habe die heiligste Verpflichtung auf mir, Jesum zu preisen an Leib und Geist, welche sein sind. Da sehe ich, daß Jesus sich der für mich hingegeben hat, nicht nur um mich von aller Ungerechtigkeit zu erlösen, sondern auch um mich zu reinigen, um mich zu einem Glied seines Eigenthumsvolkes zu machen, das fleißig wäre zu guten Werken (Tit. 2, 14.). Er hat meine Sünden selbst geopfert an seinem Leib auf dem Holze, auf daß ich, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit lebe (1 Petr. 2, 24.). Ach ja, lieber Leser! in gar nichts liegt eine solche Kraft der Heiligung, wie in einem klaren Hinblick auf Christi Kreuz. Er kreuzigt die Welt uns, und uns der Welt. Wie können wir die Sünde lieben, wenn wir bedenken, daß um unserer Sünden willen Jesus gestorben ist? Gewiß, Niemand sollte so heilig sein, als die Jünger eines gekreuzigten Herrn.

Will ich erfahren, wie man zufrieden und heiter sein kann unter allen Sorgen und Kümmernissen des Lebens? In welche Schule soll ich gehen? Wie werde ich am leichtesten diesen Gemüthszustand mir aneignen! Soll ich Hinblicken auf die Macht und Größe Gottes, die Weisheit Gottes, die Vorsehung Gottes, die Liebe Gottes? Das ist wohlgethan. Aber ich habe noch einen bessern Beweisgrund. Ich blicke hin auf Christi Kreuz. Ich weiß, daß er, der seines eingebornen Sohnes nicht verschonte, sondern ihn dahingab, um für mich zu sterben, sicher mit ihm Alles mir geben wird, was ich wirklich nöthig habe. Er, der solche Qualen für meine Seele erduldete, wird sicher mir nichts versagen, was wirklich gut ist. Er, der das Größere für mich gethan hat, wird gewiß auch das Kleinere thun. Er, der sein eigenes Blut gab, um mir eine Heimath zu erwerben, wird unstreitig mich mit Allem versehen, was wirklich im Leben für mich nützlich ist.

Ach Leser! in keiner Schule kann Zufriedenheit so gut erlernt werden, als unter dem Kreuze.

Will ich Beweise zu der Hoffnung sammeln, daß ich nie werde verworfen werden? Wo soll ich hingehen, um sie zu finden? Soll ich hinblicken auf meine eigenen Tugenden und Gaben? Soll ich Trost schöpfen aus meinem eigenen Glauben, und meiner Liebe und Buße, und meinem Eifer und Gebet? Soll ich mich hinwenden zu meinem eigenen Herzen und sagen: „Dieses mein Herz wird nie falsch und kalt sein?“ O nein! das sei ferne! Ich blicke hin auf Christi Kreuz. Das ist mein großer Beweis. Das ist meine Hauptstütze. Ich kann nicht glauben, daß er, der durch solche Leiden ging, um meine Seele zu erlösen, diese Seele am Ende wird umkommen lassen, wenn sie sich auf ihn verläßt. O nein! sie, für welche Jesus bezahlt hat, wird Jesus sicherlich behüten. Er zahlte theuer das für. Er wird sie nicht verloren gehen lassen. Er starb für mich, als ich noch ein finsterer Sünder war. Er wird mich nie verlassen, nachdem ich gläubig geworden bin.

Ach lieber Leser! wenn der Satan Dich mit Zweifeln versucht, ob Christi Volk vor dem Abfalle werde behütet werden, so mußt Du ihn auf Christi Kreuz hinweisen.

Und nun, lieber Leser, wirst Du Dich noch wundern, daß ich sagte, alle Christen sollten vom Kreuze rühmen? Willst Du nicht eher Dich wundern, daß irgend Einer vom Kreuze hören und ungerührt bleiben kann? Ich erkläre, ich kenne keinen größern Beweis von des Menschen Verdorbenheit, als die Thatsache, daß Tausende sogenannter Christen nichts im Kreuze erblicken. Wohl mögen unsere Herzen steinern heißen, wohl mögen die Augen unsers Geistes blind heißen, - wohl mag unsere ganze Natur krank heißen, - wohl mögen wir alle todt heißen, wenn vom Kreuze Christi gehört und dasselbe doch mißachtet wird. Gewiß können wir mit dem Propheten ausrufen: „Höret, ihr Himmel, und entsetze dich, o Erde!“ Christus wurde für Sünder gekreuzigt, und doch leben viele Christen so, als ob er ganz und gar nie gekreuzigt worden wäre.

Lieber Leser! das Kreuz ist das herrliche Kleinod, das dem Christenthum eigen ist. Andere Religionen haben Gesetze und Sittenvorschriften, - Gebräuche und Zeremonien, Belohnungen und Strafen. Aber andere Religionen können uns nicht von einem sterbenden Heiland erzählen. Sie können uns das Kreuz nicht zeigen. Das ist die Krone und Herrlichkeit des Evangeliums. Das ist jener besondere Trost, der ihm allein angehört. Erbärmlich in der That ist jener Religionsunterricht, der sich selber christlich nennt, und doch nichts vom Kreuz enthält. Ein Mann, der in dieser Weise lehrt, könnte ebensowohl vorgeben, er wolle das Sonnensystem lehren, ohne seinen Zuhörern etwas von der Sonne zu sagen.

Das Kreuz ist der geheimnisvolle Grund jedes Erfolgs im Missionswerk. Nichts hat jemals die Herzen der Heiden bewegt, als dies. In eben dem Maß, als dies gepredigt worden ist, haben die Missionen Gedeihen gehabt. Das ist die Waffe, die Siege errungen hat über Herzen jeglicher Art, in jeder Gegend der Erde. Grönländer, Afrikaner, Südsee-Insulaner, Hindu's, Chinesen, Alle haben gleicherweise seine Kraft gefühlt. Die Herzen der Wilden sind vor dem Kreuze geschmolzen, während alles andere sie kalt ließ wie Steine. „Brüder!“ sagte ein nordamerikanischer Indianer nach seiner Bekehrung, „ich bin ein Heide gewesen. Ich weiß, wie die Heiden denken. Einst kam ein Prediger, und fing an, uns zu erklären, daß es einen Gott gebe; wir aber sagten ihm, er solle nur wieder hingehen, wo er hergekommen sei. Ein anderer Prediger kam und ermahnte uns, nicht zu lügen, noch zu stehlen, noch zu trinken; aber wir achteten nicht auf ihn. Endlich kam ein Anderer eines Tags in meine Hütte und sagte: „Ich komme zu Dir im Namen des Herrn des Himmels und der Erde. Er schickt mich, um Dir zu sagen, daß er Dich glücklich machen, und Dich vom Elend erretten will. Zu dem Ende wurde er ein Mensch, gab sein Leben zu einem Lösegelde hin, und vergoß sein Blut für die Sünder.“ Ich konnte seine Worte nicht vergessen. Ich sagte sie den andern Indianern, und unter uns fing eine Erweckung an. Ich sage daher: Predigt das Leiden und den Tod Christi, unseres Heilandes, wenn Ihr wünschet, daß Eure Worte unter den Heiden Eingang finden sollen.“

Das Kreuz ist die Kraft eines Predigers. Ich für meinen Theil möchte um Alles in der Welt es nicht entbehren. Ich würde mir vorkommen wie ein Krieger ohne Waffen, wie ein Künstler ohne seinen Pinsel, wie ein Steuermann ohne seinen Compaß, wie ein Arbeiter ohne seine Werkzeuge. Andere mögen, wenn sie wollen, Gesetz und Moral predigen! Andere mögen die Schrecken der Hölle und die Freuden des Himmels vorhalten! Gebt mir das Kreuz Christi! Das ist der einzige Hebel, welcher bisher die Welt umgewandelt, und die Menschen von ihren Sünden befreit hat. Und wenn es das Kreuz nicht vermag, so wird nichts es vermögen. Ein Mann kann mit einer vollkommenen Kenntnis des Lateinischen, Griechischen und Hebräischen zu predigen anfangen. Aber er wird wenig oder nichts Gutes unter seinen Zuhörern ausrichten, wenn er nichts vom Kreuze weiß. Es hat nie einen Geistlichen gegeben, der viel zur Bekehrung der Seelen wirkte, welcher nicht auch oft bei Christo dem Gekreuzigten verweilte. Das ist die Predigt, welche der heilige Geist gerne segnet. Er ehret gerne diejenigen, welche das Kreuz ehren.

Das Kreuz ist die Grundlage des Gedeihens einer Kirche. Keine Kirche wird je zu Ehren kommen, in welcher Christus der Gekreuzigte nicht fortwährend verkündigt wird. Nichts auf der Welt kann den Mangel des Kreuzes ersetzen. Ohne dasselbe mag Alles geziemend und in Ordnung verrichtet werden. Ohne dasselbe mag es glänzende Zeremonien, schöne Musik, prachtvolle Kirchen, gelehrte Geistliche, fleißig besuchte Abendmahlstiche, ungeheure Collekten für die Armen geben. Aber ohne das Kreuz wird nichts Gutes ausgerichtet werden. Finstere Herzen werden nicht erleuchtet. Stolze Herzen werden nicht gedemüthigt. Trauernde Herzen werden nicht getröstet. Matte Herzen werden nicht aufgemuntert. Predigten über die Kirche und eine apostolische Geistlichkeit, Predigten über die Taufe und des Herrn Nachtmahl, Predigten über Union und Trennung, Predigten über Fasten und Kommunion, Predigten über Kirchenväter und Heilige, solche Predigten werden nie den Mangel von Predigten über das Kreuz Christi ersetzen. Sie mögen einige unterhalten. Sie werden Niemanden nähren. Ein prachtvoller Speisesaal, und glänzendes Gold- und Silbergeschirr auf dem Tische werden einem Hungrigen nie den Mangel an Speise ersetzen. Christus, der Gekreuzigte, ist das große, von Gott dazu verordnete Mittel, um den Menschen Gutes zu thun. Wenn je eine Kirche von Christo dem Gekreuzigten schweigt, oder irgend etwas Anderes als ihn in den Vordergrund stellt, so hört von diesem Augenblicke an eine Kirche auf, von Nutzen zu sein. Ohne Christum den Gekreuzigten auf ihren Kanzeln ist eine Kirche wenig besser als ein Aas, ein Brunnen ohne Wasser, ein unfruchtbarer Feigenbaum, ein schlafender Wächter, eine tonlose Trompete, ein stummer Zeuge, ein Gesandter ohne. Friedensbedingungen, ein Bote ohne Nachrichten, ein Leuchtthurm ohne Feuer, ein Stein des Anstoßes für schwache Gläubige, ein Trost für Ungläubige, ein Treibhaus für leeres Formenwesen, eine Freude für den Teufel, und ein Aergernis für Gott.

Das Kreuz. ist der große Vereinigungspunkt unter wahren Christen. Unserer äußern Unterschiede sind unstreitig mancherlei. Der Eine ist ein Lutheraner, der Andere ein Reformirter, der Eine ist ein Freund der Staatskirchen, der Andere ein Freund der freien Kirchen, der Eine ist ein Freund von Liturgien, der Andere ein Freund des Herzens-Gebets. Aber am Ende, was werden wir von den meisten dieser Unterschiede im Himmel hören? Höchstwahrscheinlich nichts, durchaus nichts. Rühmt ein Mensch wirklich und aufrichtig vom Kreuz Christi? Das ist die große Frage. Thut er das, so ist er mein Bruder, wir wandern denselben Weg. Wir reisen Einer Heimath zu, wo Christus Alles ist, und alles Aeußerliche in der Religion vergessen sein wird. Aber rühmt er nicht vom Kreuze Christi, so kann ich seinethalben nicht getröstet sein. Eine Union bloß in äußerlichen Punkten ist nur eine Union für die Zeit - Eine Union in Ansehung des Kreuzes ist eine Union für die Ewigkeit. Ein Irrthum in äußerlichen Punkten ist nur eine äußerliche Krankheit. Ein Irrthum in Ansehung des Kreuzes ist eine Herzkrankheit. Eine Union in äußerlichen Punkten ist eine bloße von Menschen gemachte Union. Eine Union in Ansehung des Kreuzes Christi kann nur vom heiligen Geiste hervorgebracht werden.

Lieber Leser! ich weiß nicht, was Du zu all dem denkst. Mich dünkt, als ob ich nichts gesagt hätte im Vergleich mit dem, was gesagt werden könnte. Mich dünkt, als sei die Hälfte von dem, was ich Dir zu sagen wünschte, ungesagt geblieben. Aber ich hoffe, daß ich Dir etwas zum Nachdenken gegeben habe. Ich hoffe, ich habe Dir gezeigt, daß ich Grund zu der Frage habe, womit ich dieses Schriftchen anfing: „Was denkst und empfindest Du beim Kreuz Christi?“ Höre mir jetzt noch ein paar Augenblicke zu; ich möchte den ganzen Gegenstand Dir an Dein Gewissen legen.

Lebst Du in irgend einer Sünde? Wandelst Du nach dem Laufe dieser Welt, und vernachlässigst Deine Seele? Höre, ich bitte Dich, was ich Dir heute sage: „Schaue das Kreuz Christi an! Sieh da, wie Jesus Dich liebte! Sieh da, was Jesus litt, um Dir einen Weg zum Heile zu bereiten! Ja, Ihr sorglosen Männer und Weiber! für Euch wurde dieses Blut vergossen. Für Euch wurden diese Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt. Für Euch hing dieser Leib im Todeskampf am Kreuze.

Ihr seid's, welche Jesus liebte, und für welche er starb. Fürwahr! diese Liebe sollte Euch zerschmelzen. Fürwahr! der Gedanke ans Kreuz sollte Euch zur Buße ziehen. Ach, daß dies heute noch geschahe! Ach, daß Ihr doch einmal zu diesem Heiland kämet, der für Euch starb und Euch selig machen will! Kommt und rufet ihn an mit dem Gebet des Glaubens, und ich weiß, daß er hören wird. Kommt und ergreifet das Kreuz, und ich weiß, daß er Euch nicht hinausstoßen wird. Kommt und glaubet an ihn, der am Kreuze starb, und heute schon werdet ihr ewiges Leben haben. Wie wollt Ihr entrinnen, wenn Ihr ein solch großes Heil nicht achtet? Niemand wird fürwahr so tief in der Hölle sein, als diejenigen, welche das Kreuz verachten.

Fragst Du nach dem Wege zum Himmel? Suchst Du das Heil, bist aber ungewiß, ob Du es finden könnest? Wünschest Du, Antheil an Christo zu haben, bist aber ungewiß, ob Christus Dich annehmen werde? Auch Dir sage ich heute: „Schaue das Kreuz Christi an!“ Hier ist Ermuthigung, wenn Du sie wirklich verlangst. Nahe Dich dem Herrn Jesu mit Zuversicht, denn nichts braucht dich zurückzuhalten. Seine Arme sind offen, Dich zu empfangen. Sein Herz ist voller Liebe gegen Dich. Er hat Dir den Weg gebahnt, auf welchem Du Dich zutrauensvoll ihm nahen darfst. Denk an's Kreuz! Nahe Dich, und fürchte Dich nicht!

Bist Du ein Ungelehrter? Wünschest Du in den Himmel zu kommen, und bist doch irre geworden und in Verlegenheit gesetzt durch Schwierigkeiten in der Bibel, die Du nicht erklären kannst? Auch Dir sage ich heute: „Schaue das Kreuz Christi an!“ Lies da des Vaters Liebe und des Sohnes Mitleiden! Gewiß, sie sind in großen deutlichen Buchstaben geschrieben, die wohl niemand mißverstehen kann. Gesetzt nun auch, Du seiest irre geworden an der Lehre von der Gnadenwahl; gesetzt auch, Du könnest gegenwärtig Deine eigene gänzliche Verdorbenheit und Deine Verantwortlichkeit nicht zusammenreimen; ei, so blicke, sag ich, hin aufs Kreuz! Sagt Dir dieses Kreuz nicht, daß Jesus ein mächtiger, liebender, bereitwilliger Heiland ist? Macht es nicht Eine Sache deutlich genug, nämlich die, daß es ganz dein eigener Fehler ist, wenn Du nicht selig wirst! Ach, fasse diese Wahrheit und halte sie fest!

Bist Du ein Gläubiger in der Not? Ist Dein Herz niedergedrückt von Krankheit, ermattet von fehlgeschlagenen Hoffnungen, überladen von Sorgen? Auch Dir sage ich heute: „Schaue das Kreuz Christi an!“ Bedenke, wessen Hand es ist, die Dich züchtiget! Bedenke, wessen Hand Dir den bittern Reich zumißt, den Du nun trinkst! Es ist die Hand dessen, der gekreuzigt wurde. Es ist dieselbe Hand, die aus Liebe zu Dir an's Fluchholz angenagelt wurde. Gewiß, dieser Gedanke sollte Dich trösten und aufmuntern. Gewiß, Du solltest zu Dir selber sagen: „Ein gekreuzigter Heiland wird nie etwas auf mich legen, was nicht zu meinem Besten gereicht. Es muß so sein. Es muß gut sein.“

Bist Du ein Gläubiger, welcher nach Heiligung ringt? Findest Du noch Weltliebe in Deinem Herzen? Auch Dir sage ich: Schaue das Kreuz Christi an!“ Blicke hin aufs Kreuz! Denke an's Kreuz! Sinne nach über das Kreuz, und dann geh und liebe die Welt, wenn Du kannst.

Ich glaube, daß man die Heiligkeit nirgends so gut sich aneignet, als auf Golgatha: Ich glaube, Du kannst nicht oft auf's Kreuz hinblicken, ohne es zu fühlen, daß Dein Wille geheiligt und Deine Neigungen geistlicher werden. So wie die Sonne, fest angesehen, Alles Andere finster und dunkel erscheinen läßt, so verfinstert das Kreuz den falschen Glanz dieser Welt. So wie der Honig, wenn er geschmeckt wird, macht, daß alle andern Dinge gar keinen Geschmack zu haben scheinen, so benimmt das Kreuz, im Glauben angesehen den Vergnügungen der Welt alle Süßigkeit Bleibe dabei, jeden Tag beständig auf's Kreuz Christi zu blicken, und Du wirst bald von der Welt sagen:

Ihr eiteln Freuden dieser Welt!
Dahin ist euer Reiz.
Mein Jesus mir allein gefällt,
Den ich geseh'n am Kreuz.
Sieh, wie der Sonne Strahl verscheucht
Der Sterne ganze Schar:
Also der Glanz der Welt erbleicht,
Wo Er wird offenbar.

Bist Du ein sterbender Gläubiger? Hast Du Dich in das Bett gelegt, von dem Dir eine innere Stimme sagt, Du werdest es nicht mehr lebendig verlassen? Näherst Du Dich jener ernsten Stunde, da Seele und Leib sich auf eine Zeitlang trennen müssen, und Du in eine unbekannte Welt gehen mußt? Ach, blicke beständig auf Christi Kreuz, und Du wirst ruhig bleiben. Hefte deine Geistesaugen fest auf Jesum den Gekreuzigten, und er wird Dich von all Deiner Furcht befreien. Obschon Du wanderst im finstern Thal, so wird doch er bei Dir sein. Er wird Dich nie verlassen, noch versäumen. Sitze im Schatten des Kreuzes bis zum letzten Athemzug, und seine Frucht wird Deiner Kehle süß sein. „Ach!“ sagte ein sterbender Missionar, „nur Eins ist Noth auf einem Todtenbette, nämlich das Gefühl, daß man mit seinen Armen das Kreuz umschlungen halte!“

Lieber Leser! ich lege diese Gedanken vor Deine Seele. Was Du jetzt vom Kreuze Christi denkst, kann ich nicht sagen; aber ich kann Dir nichts Besseres wünschen als das, Du mögest im Stande sein, bevor Du stirbst oder dem Herrn entgegen kommst, mit dem Apostel Paulus zu sagen: „Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi.“...https://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:r:ryle:ryle-kreuz
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