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Andacht vom 5. August 2022

Andacht vom 5. August 2022
Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.

Jakobus 1,22


1953 wohnte ich zur Untermiete in einem Zimmer in Erfurt.
Die schlimmen Erlebnisse des Krieges waren noch sehr nah.
Ich war ledig.
Um das Alleinsein erträglicher zu machen, kaufte ich mir ein Radio.
Erstaunlich, dass es so etwas schon wieder gab.

Eines Tages fesselte mich ein Hörbild.
Zwei Herren, beide Mediziner, sprachen über die Bergpredigt:
"Selig sind die Barmherzigen." (Mt 5,7)
"Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will." (V. 42)
Die Kommentare der beiden Männer zu diesen Worten Jesu waren ausgezeichnet.

Da hörte man es an der Tür klopfen.
Der Hausherr ging, um zu öffnen.
Man vernahm eine freundliche Begrüßung.
Wer war gekommen?
Ein Studienfreund.
Natürlich wurde er herzlich hereingebeten.
Die Frage, wie der andere den Krieg überstanden hatte, war damals noch sehr aktuell.
Der Besucher hatte alles verloren.
Der Besuchte hingegen alles behalten.
Letzterer stellte schließlich die Frage: "Und was willst du jetzt machen?"
- "Kann ich bei dir bleiben?" -
"Ja, du kannst zum Abendbrot bei uns bleiben."
Doch der Freund wollte nicht nur einen Abend lang bleiben.
Er hoffte, von hier aus nach den Seinen suchen zu können und sich eine neue Existenz aufzubauen.

Als dem Hausherrn dieses Ansinnen bewusst wurde, veränderte sich seine Haltung.
Das Gespräch wurde spröde und der freundlich Begrüßte wurde am Ende unfreundlich abgewiesen.

Danach wandte sich der Hausherr wieder seinem Gesprächspartner zu, redete von Aufdringlichkeit:
"Mein Haus ist doch keine Herberge für Heimatlose!
Doch vergessen wir die Störung, wo waren wir denn stehen geblieben?"
Da wurde ihm bewusst, dass er das mit Worten lautstark Geforderte soeben nicht getan hatte, und er schrie enttäuscht über sich selbst:
"Es ist unser ganzes Gerede nichts weiter als Geschwätz, frommes Geschwätz!"

Wir haben in der Bibel eine wunderbare Theorie, die wir hören und bejahen und doch oft so mangelhaft leben.
Lasst uns keine frommen Schwätzer sein, sondern ein offenes Ohr, offene Arme und offene Häuser haben.


(Lothar Reiche)

Kommentare

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einSMILEkommtwieder 06.08.2022 10:14
Diese Andacht hat mich sehr nachdenklich gestimmt, deshalb habe ich den Text heute Morgen nochmal gelesen und danach für das CsC-Forum abgeschrieben … hier mit der folgenden Frage, die ich mir persönlich stelle:

"Wie oft stimmt mein "Gerede" nicht mit meinem Leben überein???"
 
Bluehorse 06.08.2022 10:52
Öfters denke ich über die Zeit nach und wie ich sie nutze.
Dabei sehe ich drei grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten:

a) ich verbringe die Zeit mit mir alleine (mal mehr, mal weniger sinnvoll)
oder
b) ich bin in Kontakt mit anderen, die ggf. in irgendeiner Form Lebenshilfe benötigen
und baue diese Menschen auf, helfe ihnen in ihrer Situation 

c) ich bin in Kontakt mit anderen und wir verbringen eine nette Zeit miteinander

d) ich bin in Kontakt mit anderen und betätige mich als negativer Kritiker nach dem Motto: Es wird sich immer einen Grund finden, jemanden zu kritisieren. Auch kann man sich als Welt-Untergangsprediger verstehen.

Alle vier Möglichkeiten haben ihre Berechtigung. Es kann jedoch ganz spannend werden, wenn  wir mal die Zeit überlegen, in der wir uns in der Woche oder am Tag in der Situation a oder b oder c oder d befinden. Wo liegt unser Schwerpunkt? 

   
 
Bluehorse 06.08.2022 10:52
sorry, Korrektur: ich sehe 4 Möglichkeiten
 
einSMILEkommtwieder 06.08.2022 11:45
@Bluehorse
DANKE für DEINEN nachdenkenswerten Kommentar!

Die Antwort auf die Frage:
"Wo liegt unser Schwerpunkt?"
lautet hoffentlich nicht:
"Bei Gerede, nichts weiter als Geschwätz."
 
(Nutzer gelöscht) 06.08.2022 11:50
@einSm

Danke für das sehr spannende Thema ,   zum Nachdenken / bzw.
Nach- Wirken- Lassen  .....auf jeden Fall lohnenswert !

"Wie oft stimmt .......

Der Heilige Geist formt und lehrt uns ,  wenn wir uns auf ihn  und sein  W i r k e n   einlassen  .
Von daher ist die   S t i l l e   und   A c h t s a m k e i t   LEBENSNOTWENDIG  ,
um an unseren innersten Kern  zu gelangen  .

Wir spüren ,  was uns gut tut  ,  und was   n i c h t   .
Wir spüren Fehler und können korrigieren  .

Das Leben ist eine   S c h u l e   ,  und wir sind die Schüler  .
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Mein ganz persönlicher Kalender ist stündlich ,  minütlich und monatlich eine sehr große Hilfe ,   um micht   z e i t l i c h   auf Menschen einzustellen  ,  und abzuwägen  ,  was gerade
a n s t e h t  . 

Z e i t l i c h aus dem Grund :  die   Z e i t  ist das kostbarste am  Tag  .

wünsche eine von Gott gesegnete Zeit und ein erholsames WE  ,  😊
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@10:52  Blue

ich habe ein Like gesetzt bei  a) - c  )  .  d)  " ist nicht meine " Welt "   , Danke und Gruß😊

Danke für Deine hilfreiche Auslegung  
 
einSMILEkommtwieder 06.08.2022 11:55
@Wunderwerk
DANKE für DEINE Gedanken zu dem Andachtstext,
sagt mit Segensgrüßen zum Wochenende
Vera
 
(Nutzer gelöscht) 06.08.2022 12:00
Danke liebe Vera  ,   ... bleib behütet  .... a l l e z e i t    😊
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